Musikspecial


Wenn Sie ein Lied wären, welches wären Sie?

"Ich wäre weniger ein Lied, vielmehr eine Komposition"

Joja Wendt

Foto: Marion Graeber





Im Gespräch mit Joja Wendt

Marion Graeber


Hallo lieber Herr Wendt, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich sehr…
Wie schön, dass wir uns jetzt hier gefunden haben.

Wir haben uns ja schon auf Sylt gesehen…
Ja, genau. Lächelt.

Sind Sie momentan zuhause in Hamburg? Sie sind viel unterwegs ….
Ich war jetzt aktuell viel unterwegs. Das stimmt. Das waren viele schöne Veranstaltungen. Jetzt freue ich mich auf ein paar Tage zuhause.

Und am Tag der deutschen Einheit?
Am Tag der deutschen Einheit hatte ich die große Ehre beim Festakt in der Elbphilharmonie vor dem Bundespräsidenten, dem Bundeskanzler und dem Ministerpräsidenten zu spielen. Ich freute mich auch sehr auf das Wiedersehen mit Otto. Lächelt.

Sie sind Kosmopolit – würden Sie sagen, dass Ihnen das Reisen ein Grundbedürfnis ist?
Erstmal ist das Reisen eine Grundvoraussetzung, dass man die Orte erreicht, an denen man spielt. Konzerte gibt. Aber, ja. Ich liebe es zu reisen.

Sie besuchten große Metropolen aber auch die Natur und einsame Inseln. Brauchen Sie Stadt und Natur gleichermaßen?
Ja. Ich brauche vor allem die Abwechslung. Reisen ist immer auch Inspiration. Man kommt meist mit Ideen für neue Stücke, für neue Kompositionen zurück. Reisen ist ein Quell der Inspiration.

Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Meine Sehnsuchtsorte sind die, die ich noch nicht gesehen habe. Aber es gibt natürlich auch Orte, die man schon bereist hat und gerne wieder sehen möchte. Das liegt vielleicht auch einfach an meinem Leben.

Sie sind in Istanbul aufgewachsen. Waren schon von Kind an in fernen Ländern.
Haben Sie Beispiele für Sehnsuchtsorte?

Ich mag beispielsweise Singapur und den fernen Osten. Für mich hat aber jeder Landstrich, jede Stadt so einen ganz eigenen Reiz. Auch sind Reiseziele je nach Jahreszeit ganz unterschiedlich zu „erleben“. Haben einen eigenen Charakter. Ich muss aber auch sagen, dass Deutschland sehr schön ist. Ich freue mich immer hier zu sein.

Sie sind Pianist / Jazzpianist – bedienen sich vieler Genres. Wie viel Gewicht haben die einzelnen Stile für Sie persönlich?
Jazzmusik ist ein weites Feld. Ich komme aus der traditionellen, alten Jazzmusik. Das liegt daran, dass ich schon in der Jugend mit dieser Jazzmusik auf dem Klavier eine Richtung für mich gefunden habe. Ich war dann viel in der Hamburger Szene unterwegs. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und dafür schlägt mein musikalisches Herz. Die alte, traditionelle Jazzmusik – aber auch die frühen Virtuosen.

Wie ist Ihre Liebe zum Jazz entstanden? Ich bin mit der Jazzmusik aufgewachsen…
Bei mir war es anders. Meine Mutter war klassische Sängerin, hat klassische Musik studiert. Als Teenager hab ich versucht mich abzugrenzen. Das war die Zeit, als ich mich der Jazzmusik zugewandt habe.

Aus der Eigeninitiative heraus…
Genau. Nach dem Motto „Ich such mir mein eigenes Ding“.

Mein Papa war damals noch in den ursprünglichen Jazzkellern in New York City. Es ist toll Konzerte in Clubatmosphäre zu erleben. Auch Sie vermitteln Ihren Konzertbesuchern und -besucherinnen diese Clubatmosphäre. Und das, obwohl Sie große Hallen füllen. Wie schaffen Sie das und was bedeutet Ihnen die Interaktion mit Menschen?
Es ist ganz wunderbar, wenn bei meinen Konzerten sozusagen der Funke überspringt. Lächelt. Das ist das, was man als Musiker anstrebt. Menschen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Künstlerisch, atmosphärisch, emotional. Ich möchte, dass meine Gäste einen unvergleichlichen Abend erleben. Ich spule mein Programm nicht ab. Ich möchte meinem Publikum einen besonderen Abend ermöglichen.

Das heißt, die Konzertabende sind nicht direkt vorgeplant. Sie haben einen Spielraum…
Wenn wir ganz ehrlich sind – das ist ja mein Beruf – habe ich wohl eine Grundstruktur für mein Konzert. Aber es ist eben auch, wie im Jazz, viel Improvisation. Und das versuche ich einfach zu pflegen. Ich schaffe mir Freiräume, reagiere spontan und das spüren die Menschen und wissen dies auch zu schätzen.

Das macht Freude, wenn es nicht so starr abläuft …
Ja, und es kann auch mal was schief gehen. Das gehört auch dazu.

Ich liebe Shirley Horn…
Absolut großartig.

Sie ist durch die Begegnung mit Miles Davis von der Jazzpianistin zur Jazzsängerin geworden. Auch Sie hatten diese Begegnung mit Joe Cocker. Wie wichtig ist Glück, Können und die Begegnung mit Menschen?
Ich glaube es ist schon wichtig, hin und wieder am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Ich bin der Meinung, dass jedem so eine Glücksituation begegnen kann. Wichtig ist, darauf vorbereitet zu sein.
Im Falle von Joe Cocker – wenn ich an diesem besagten Abend nicht etwas gespielt hätte, was ihm gefiel, dann hätte ich mir maximal ein Autogramm von ihm holen können. Und das wär's gewesen. Ich hatte also nicht nur das Glück, dass er in den Club kam sondern ich hatte auch das Glück, vorher etwas gelernt zu haben, was ihn beeindruckt hat. Insofern kann ich jedem nur raten, nicht nur auf Glück zu vertrauen. Denn das allein reicht nicht aus. Man muss auch etwas tun und so auf das Glück vorbereitet sein.


Glück erkennen und nutzen…
Genau. Da spielt vieles eine Rolle. Es ist wichtig den Leuten klar zu machen, dass Glück allein nicht reicht.

Sie haben mit vielen Größen des Musikgeschäfts zusammen gearbeitet. Damals wie heute. Was bedeutet es Ihnen mit anderen Musikern Musik zu machen?
Musik ist eine Sprache. Eine klare Kommunikation. Wenn man mit Menschen verbal kommuniziert, so wie wir das gerade machen, tauscht man sich aus, man geht aufeinander ein, aufeinander zu. Man begegnet sich auf einer Ebene. So ist das auch in der Musik. Hier begegnet man sich auf der musikalischen Ebene. Man hört, geht aufeinander ein, spannt einen Bogen, führt weiter. Man kann den Bogen unterbrechen, lauter werden, leiser werden, Dynamik rausnehmen oder hinzugeben. Da ist ne ganze Menge drin. Es gibt so viele Möglichkeiten. So viele Kommunikationsmöglichkeiten.

Was ich am Jazz auch liebe, ist die Möglichkeit der Improvisation. Diese Freiheit. Es kann ganz wunderbares entstehen. Etwas womit man nicht rechnet. Alleine mit der Musik oder auch im Zusammenspiel. Wie wichtig ist Ihnen diese Freiheit – in der Musik und im Leben?
Das ist das große Wunder bei der Musik. Dass so etwas passiert. So etwas wunderbares. Und jeder arbeitet darauf hin.

Wie wichtig ist Freiheit?
Eine gute Frage. Für mich persönlich hab ich entschieden, dass Freiheit eine sehr große Rolle spielt. Das geht schon damit los, dass ich selbstständig bin und nicht angestellt. Ich kann selbst entscheiden. Bin mein eigener Chef. Ich trage aber natürlich auch das Risiko. Das hat alles Vor- und Nachteile. Man kann durchaus grandios scheitern. Das passiert auch immer wieder, dass Dinge nicht so laufen, wie man sich das vorgestellt hat.
Doch, Freiheit spielt für mich eine große Rolle. Freiheit ist ganz aktiv seinen Weg zu beschreiten indem man einfach losfährt, auf Reise geht.

Wir haben über die verschiedenen Genre gesprochen. Mir fällt da auch der Tango Nuevo ein. Diese Verbindung von Jazz, Klassik und dem traditionellen Tango. Wie gefällt Ihnen Astor Piazzolla?
Ich liebe Piazzolla.

Tanzen Sie Tango Argentino?
Nein. Das kann ich leider nicht.

Ich habe gelesen, Ihre Sportarten sind Tischtennis und Kitesurfen.
Das stimmt. Ich spiele aber auch ein bisschen Golf, gehe laufen. Es ist wichtig, dass man sich nicht nur geistig, sondern auch körperlich fit hält. Sich nur auf die Kunst zu konzentrieren, das ist mir zu kurz gedacht.

Wie gut kennen Sie Stuttgart? Sie haben Verwandtschaft hier im Süden?
Ja, ein Teil meiner Verwandtschaft wohnt und lebt in Sigmaringen. Deshalb ist mir auch Ihr Dialekt so ein bisschen vertraut.

Ich kann ihn nicht verbergen…
Ja, da kommt was durch. Lächelt. Oder haben Sie das Gefühl, Sie sprechen Hochdeutsch?

Nein, nein. Ich weiß, dass ich einen schwäbischen Dialekt habe. 

Das ist sehr sympathisch. Hat was heimeliges. Lächelt.

Ich habe Ihre Biografie gelesen „Spiel doch mal leiser“. Herzerwärmend. Da schwingt Liebe mit…
Das freut mich.

Sie schreiben beispielsweise, wie wichtig es ist, seinen eigenen Weg zu gehen. Ich kenne Ihre Geschichte, in der Sie Ihrem Papa sagten, Sie „müssen Klavier spielen“. Wie wichtig ist es, den eigenen Weg zu gehen?
Wenn man am Ende des Weges zurückschaut, ist es glaube ich schön sagen zu können, dass man einige Entscheidungen für sich selber getroffen hat. Entscheidungen, die einem entsprechen, die einen in vielen Situationen des eigenen Lebens glücklich gemacht haben.
Früher haben die Eltern oft die Richtung vorgegeben. Da spielte Sicherheit und Erfahrung eine große Rolle. Bei dem ein oder anderen war es sicher auch gut auf die Eltern gehört zu haben. In meinem Fall war es so, dass mein Vater nicht ganz glücklich mit meiner Entscheidung war. Als Akademiker und Arzt war ihm auch das Berufsbild des Musikers fremd. Doch mit der Zeit hat er gemerkt, wie die Dinge funktionieren und wie so ein Musikerleben verlaufen kann. Dass man durchaus erfolgreich und wirtschaftlich unabhängig sein kann. Wie man ein künstlerisch erfülltes Leben leben kann. Er hat gesehen, dass mein Weg, der für mich richtige war. Und er war stolz auf mich.

Was mich auch beeindruckt hat war Ihre gemeinsame Zeit auf dem Berg Athos. Sind Sie religiös oder spirituell?
Das will ich bei mir nicht überbewerten. Ich meine schon sensibel genug zu sein um Schwingungen aufzunehmen. Aber so ein richtig spiritueller Mensch bin ich nicht. Das mag ein blinder Fleck sein. Ich versuche eher strukturiert, strategisch und realistisch zu bleiben. Und doch braucht man für die Musik auch diese Spiritualität, das hab ich in diesem Bereich dann schon auch.

Das Musikerleben spielt sich oft in der Nacht ab. Sind Sie Nachtmensch?
Das ist schwer zu beantworten. Ich bin eigentlich nicht so richtig der Nachtmensch obwohl ich mein Leben lang nachts gearbeitet habe. Ich hab auch kein Problem, nachts zu arbeiten. Ich würde eher sagen, dass ich meinen Schlaf brauche. Wenn man viel reist, dreht man sowieso dauernd an der inneren Uhr.
Aber die Nacht ist schon speziell…
Nachts in den Gassen, irgendwo in einer chinesischen oder amerikanischen Großstadt, zu sehen, wie die Stadt erwacht – das hat schon seinen Reiz.
Udo Lindenberg beispielsweise, er lebt ja nur nachts.


Und Frank Sinatra ging vor vier Uhr in der Früh nie ins Bett.
Sie komponieren auch. Beispielsweise für Otto. Außerdem haben Sie eine Piano Academy …
Die Arbeit mit Otto, das war eine tolle Sache. Otto ist ein höchst kreativer Mensch. Ein freier Geist. Dann die Tatsache festzustellen, dass ich so etwas (Filmmusik komponieren) auch kann. Das war schon auch eine Herausforderung. Ich habe in der Zeit keine Livekonzerte gespielt, und ich sehe mich ja als Live Performer. Ich habe auch kürzlich wieder eine Komposition gemacht. Diesmal für einen Mann, der sich dazu entschieden hat, mit über 60 Jahren Klavierspielen zu lernen. Sein Ziel – Mit 65 Jahren ein Klavierkonzert zu spielen - Mit Orchester und Publikum.

Sie sagen, Klavierspielen macht glücklich….
Absolut. Gerade am oben genannten Beispiel sieht man das. Es geht darum sich einen Traum zu verwirklichen. Einen Traum, mit einem klaren Ziel.
Das kostet viel Arbeit und Schweiß. Man muss sich seinem Traum voll und ganz widmen. Jeden Tag zwei Stunden Klavier üben.
Das Geheimnis ist, es selber zu wollen. Sich ein Ziel zu setzen. Eine klare Vision zu haben. So setzt man Träume um.

Darf ich fragen, welches Buch Ihr erstes Kinderbuch war? Ihr Vater hat Ihnen vorgelesen,
beziehungsweise, er hat Ihnen Geschichten erzählt….

Mein Vater hat Geschichten entwickelt, die wir als Kinder geliebt haben. Ein Kinderbuch: Ich war sehr beeindruckt von dem Buch „Die grüne Wolke“ von A.S. Neill.

Oft kann man Menschen über den Musikgeschmack charakterisieren. Sie bieten so viel an, wobei Sie sagten, Sie seien im traditionellen Jazz zuhause. Wenn Sie ein Lied wären, welches wären Sie?
Ich wäre weniger ein Lied als vielmehr eine Komposition, die sehr viel mit Rhythmus und Harmonie zu tun hat. Ich wäre nicht einfach ein Pop Song sondern eine Paganini Variation von Rachmaninow.

Kurze Fragen - Kurze Antworten:

Ihr Lieblingsessen
Auch eine schwierige Frage. Lacht. An einem Tag möchte ich Sushi an einem anderen lieber Nudeln.

Kaffee oder Tee?
Ich bin reiner Teetrinker. Durch meine Reisen, gerade auch durch China, hab ich schon ganz wundervolle Teesorten mit nach Hause gebracht.

Ihr Lieblingsplatz zuhause – nicht das Klavier…
Lacht. Das Bett natürlich. Lacht.

Lieblingsfilm
Es gibt ein paar Filme, die so nachklingen. „Papillon“, beispielsweise. Aber auch „Es war einmal in Amerika“. Was ich nicht ansehe sind Horrorfilme. Ich mag auch Filme mit Happy End.

Das war sehr schön und auch ein Happy End. Vielen Dank, lieber Herr Wendt für das so schöne Gespräch. Wir hatten es vorher von Wünschen und Träumen. Einer meiner Wünsche und Träume, dass ich mit Ihnen so ein Gespräch führen dürfe. Lieben Dank! Und was ich gern noch sagen wollte, was ich ganz oft von Ihnen anhöre: „Shadows of your smile“ (Joja Wendt live … sehr schwer zu spielen) So wundervoll! Danke, für Ihre Musik! …
Ich danke Ihnen. Ich hab mich auch sehr arg gefreut.





'Musik war immer bei mir. Es war nie eine Entscheidung'
Stefan Jürgens



Foto: Tina Acke


Im Gespräch mit Stefan Jürgens

Marion Graeber im Februar 2021



„KLANG.Stall – Lieder aus Freilandhaltung“ Viertes Streaming Konzert, ab Sonntag, 14. Februar Gäste: Die Nowak, Max Prosa, Kaleb Erdmann



Hallo Herr Jürgens, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich. Danke.

Sehr gerne. Vielen Dank für Ihre Zeit...

Wie geht es Ihnen? Sind Sie in Brandenburg?

Nein, ich bin gerade in Wien.

Dann drehen Sie derzeit für die Soko Wien?

Ich hab noch zwei Wochen Soko Wien zu absolvieren, dann ist die Staffel vorbei. Und auch meine Zeit dort.

Sie haben mit „KLANG.Stall“ im vergangenen Jahr ein neues Projekt auf den Weg gebracht. Wie funktioniert das genau?

Wir haben ein klares „On Demand System“. Man kann den Inhalt permanent und zu jeder Zeit herunterladen. Jede einzelne KLANG.Stall Sendung ist nach dem Ticketerwerb auf dem Streaming Portal vimeo.com  für 30 Tage abrufbar.  

Wann haben Sie die Sendungen produziert?

Wir hatten bisher zwei Produktionsphasen. Die erste war im Juli des vergangenen Jahres. Da haben wir zwei Konzerte aufgezeichnet. Im Oktober haben wir dann die Zeit vor dem lockdown nochmal genutzt. Natürlich mit entsprechenden Hygienekonzepten und unter Einhaltung der Vorgaben. Angeboten werden die Sendungen jetzt in einem regelmäßigen Abstand von acht Wochen. Ab dem 14. Februar gab es die vierte Sendung. In zwei Monaten , am 11.April, die fünfte und so weiter. Wir werden dann auch weitere Sendungen produzieren und ich strebe sogar an, im Laufe des Jahres einen monatlichen Rhythmus anbieten zu können.

Das Projekt verlangt sicher nach einer großen Organisation...

Ich habe am Anfang gedacht, ich mach ein kleines Online Streaming Konzert. Jetzt hab ich das Gefühl, ich mach ein Festival. Aber ich hab ein sehr engagiertes, junges und teilweise auch aus der Familie bestehendes Team. Und das ist toll.

Wie kommen Sie an die KünstlerInnen und MusikerInnen? Sind die Bedingungen jetzt unter Corona etwas andere?

Ja, es ist zu Corona Zeiten etwas anders als in normalen Zeiten. Die ein oder anderen KollegInnen und KünstlerInnen sind ein wenig leichter zu erreichen. Aber wir müssen doch recht flexibel sein. Wir hatten beispielsweise den Fall, dass ein Künstler aufgrund der Corona Bestimmungen nicht aus Österreich ausreisen konnte. Auch das gibt es.

Sie verfolgen zwei Strategien – Sie haben in Ihren Sendungen bekannte KünstlerInnen, bieten aber auch Newcomern eine Bühne ...

Das grundsätzliche Prinzip ist, Newcomern eine Plattform zu geben. Sie sollen sich vernetzen und eben auch, unter diesen derzeitigen Bedingungen, Konzerte und Auftritte geben können. Wir möchten das anbieten und vorantreiben.

Welche Genres bedienen Sie?

Wir haben ganz verschiedene Genres im Programm. Auch meine Arbeit aus den vergangenen dreißig, vierzig Jahren ist Part. Wir haben aber auch nicht nur MusikerInnen mit dabei, sondern auch Stand-up- Comedians und Poetry SlammerInnen. Es sind also Abende, die eine schöne Unterhaltung bieten. Wir wollen einen schönen, launigen Abend auf dem Land kreieren. Lächelt.

Viele unterschiedliche Programmpunkte ..

Wir haben viel vor. Es ist für mich zwar eine Priorität, deutschsprachige Musik zu haben, aber es gibt auch englische Songs. Ich bin für alle Stilrichtungen offen. In den  nächsten Produktionen haben wir beispielsweise eine jüdische Sängerin mit dabei. Ich kann mir auch Fado SängerInnen und OpernsängerInnen vorstellen. Für mich ist es wichtig, dass wir hier Leute haben, die eine Haltung haben. Die für etwas stehen. Wir leben in Zeiten, wo wir Farbe bekennen und Haltung zeigen müssen. Das ist für mich ein wichtiger Bestandteil.

Wie lange geht eine Sendung?

Ungefähr 45 bis 60 Minuten. Das ist ein gutes Format. Es ist kurzweilig und es lässt sich trotzdem viel erzählen. Wir haben auch Gespräche und Interviews mit in der Sendung. Wir nutzen den Hof, die Außenmöglichkeiten und wir erzählen etwas über die KünstlerInnen und lassen vor allem auch sie erzählen. Wir wollen ein Gemeinschaftsbild aufbauen und zeigen. Das ist mir wichtig.

Ein gehaltvolles Projekt...

Ich hab mir einfach gesagt, ich würde gerne eine Sendung machen, bei der ich selber gern dabei wäre. Die Arbeit ist ein Prozess, welche sich auch weiterentwickelt. Wir haben eine wunderbare Atmosphäre und einen riesigen Spaß. Und jedes Mal kommt noch ein bisschen was dazu. Ich freue mich sehr auf die nächsten Produktionen. Wir probieren viel und setzen viel um. Lächelt.

Das ist spannend - für Sie und für den Konsumenten..

Absolut. Ich denke, das ist eine schöne Geschichte. Dazu kommt, dass man die KünstlerInnen sieht, die man auf den ersten Blick so in der Regel eben nicht sieht. Und wir haben hier wirklich Leute, die was zu bieten haben. Alles sehr eigenwillige und wunderbare KünstlerInnen.

Ihr aktuelles Album „Was zählt“ ist Ihr fünftes Studio-Solo-Programm. Was inspiriert Sie und wann sind Sie kreativ?

Ich sage selber immer, ich bin ein Vampir. Bei mir geht es erst richtig los, wenn es dunkel wird. Das ist aufgrund meiner Situation als Schauspieler allerdings nicht immer machbar. Aber da funktioniert es dann auch anders. Wenn ich drehe, fangen meine Tage morgens um 7 Uhr an. Aber die Musik und der musikalische Prozess, da bin ich jemand, der die Dunkelheit bevorzugt. Da ist die Konzentration auch eine andere. Und die Frage nach der Inspiration – ich werde von Dingen inspiriert, die mich umgeben. Ich mache Notizen, sammle Ideen. Geschrieben wird in den Zeiten, in denen nicht so viel anderes los ist. Wie gesagt, ich bin hier noch eine kurze Zeit in Wien, danach kommt eine kurze Ruhephase und dann fange ich auch schon an für mein neues Album zu schreiben, welches 2022 kommen soll. Es wird also viel Konzentration auf der Musik liegen in diesem Jahr. Gerade auch mit „KLANG.Stall“ und meinem neuen Album, das geschrieben werden will. Aber grundsätzlich bin ich Musiker und Schauspieler. Und das wird auch so bleiben. Ich werde auch in diesem Jahr, wenn Corona das zulässt, noch ein großes Projekt im Bereich Schauspiel machen. Das ist zumindest geplant. Auch entwickle ich selbst einige Projekte. Es wird also nicht so sein, dass der Musiker alleine nach vorne läuft. Dennoch wird er jetzt mehr Platz bekommen um sich zu präsentieren. Aber auch der Schauspieler wird definitiv weiter präsent sein.

Sie haben bereits mit 16 Jahren angefangen Songs zu schreiben. Welche Musik haben Sie damals gehört? Mit welcher Musik sind Sie aufgewachsen?

Ich hab alles gehört. Aufgewachsen bin ich mit dem klassischen Repertoire. Ich war immer ein Beatles Fan, habe aber auch die Rolling Stones gehört. Ich hab die ganze Musik der 1970er Jahre durchgearbeitet – Singer/Songwriter, Rock, alles dabei. Ich habe aber auch viel klassische Musik gehört. Als ich meine ersten Bands hatte und angefangen habe die ersten Songs zu schreiben, hab ich viel Jazz-Rock gehört. Ganz wildes Zeug zum Teil. Lacht. Hab mich also nie auf ein Genre beschränkt gefühlt.

Was hören Sie heute?

Wenn ich Musik höre, dann Singer/Songwriter, Jazz, deutsche und österreichische Lieder, klassische Musik.

Wie beschreiben Sie Ihre Musik?

Meine eigene Musik ist in der klassischen Singer/Songwriter Tradition verhaftet.

Was bedeutet es Ihnen Musik zu machen?

Musik war immer bei mir. Es war nie eine Entscheidung. Ich kann mich erinnern, als ich am Theater angefangen habe... Ich hatte immer ein Klavier in meiner Wohnung stehen, hab immer Songs geschrieben. Musik war immer in meinem Leben. Das wird sich auch nie ändern.

Tanzen Sie auch?

Sagen wir mal so – wenn das Licht dunkel genug ist. Lacht.

Schon mal den Tango Argentino getanzt?

Nein, Tango nicht. Ich hab mal ein bisschen Salsa und Merengue getanzt. Aber ich hab viele Freunde in der Tangoszene. Mir ist der Tango also nicht fremd. Hab mich nur selber noch nicht herangewagt. Lächelt.




Lieben Dank, Herr Jürgens für das tolle Gespräch. Das war schön.








'Meine Frau möchte immer Latino Tanzkurse mit mir machen,

aber ich zier mich noch ein bisschen'

Michi Beck



Foto: Marion Graeber




Ein Gespräch im Rahmen der Dokumentation "Wer 4 sind" für den Stuttgarter Zeitungsverlag

Im Interview mit Michi Beck und Thomas D.

Marion Graeber



Irgendwie hat man das Gefühl, es ist ein nach Hause kommen. Die Fantastischen Vier feiern mit ihren Fans die Premiere der Dokumentation „Wer 4 sind“.


Sie haben den Hip Hop in Deutschland salonfähig gemacht. Die Fantastischen Vier, auch Fanta 4 genannt. Smudo (Michael Bernd Schmidt), Hausmeister Thomas D (Thomas Dürr), Michi Beck (Michael Beck und Andreas Riecke. Ihren ersten Auftritt hatten sie einst auf einer selbstgezimmerten Bühne aus Europaletten in einem ehemaligen Kindergarten in Stuttgart-Wangen. Gemeinsam traten die Reimakrobaten in Stuttgarter Clubs auf. Auch in Leonberg haben sie eine Geschichte. Zwar noch nicht als Fantas aber eben doch schon zusammen. „Wir sprechen hier nicht über die vergangenen 30, sondern 33 Jahre“, stellt Thomas D klar. So war der Ditzinger beispielsweise in der ehemaligen Diskothek „Kaktus“ mehrfach am Musik präsentieren. „Ich hab Leonberg einiges zu verdanken und möchte mich dafür bedanken“, fährt Thomas D fort.


So begleiten ihn den ganzen Tag über schon „so romantische Gefühle“, wie er selbst sagt. Er erzählt von seiner ersten Liebe zu einem Mädchen, von seiner Schulzeit, der Ausbildung zum Friseur und natürlich von den ersten „Gehversuchen“ als Musiker. Und auch Smudo erinnert sich gerne an eine GI Diskothek in Leonberg. „In der GI Diskothek hab ich das erste Mal statt in Englisch auf Deutsch gerappt“, sagt Smudo, der in Gerlingen seine Schulzeit erlebte. So ist die Verbundenheit zur Region zu spüren. Nicht nur bei den Musikern. Auch die Besucher haben so ihre Connection zur Band. Der Band, mit der sie aufgewachsen sind. Überall im Raum Stuttgart.


„Ich bin da, weil die Fantas mit mir durch mein Leben gegangen sind“, schwärmt Frauke. Sie ist gemeinsam mit ihrer Tochter Jeanne gekommen um Film und Fantas hautnah zu erleben. „Die Fantas sind zeitlos. Das war schon immer meine Musik“, fährt sie lächelnd fort. Und auch Jeanne ist begeistert: „Die Fanta 4 haben in der deutschen Rap Szene einen Grundstein gelegt. Sie heben sich auch von anderen Hip Hop Musikern ab. Mir gefällt das sehr“.


Michelle ist extra aus Bonn angereist: „Ich bin ganz glücklich, dass ich dank meiner Freundin hier sein kann. Die Fanta 4 lieb ich seit ich sechs Jahre alt bin. Ich bin mit „Die da!?!“ groß geworden“.


Fotos: Chiara Gröner


„VFB und Fanta 4, diese Kombination, das ist schon eine coole Sache. Vor 30 Jahren waren wir als Jugendliche in den Clubs“, betont Rolf. Er ist in Begleitung seines Sohnes Lars. „Das kommt auch von den Eltern“, sagt Lars lächelnd. „Die Fanta 4 CD's liegen bei uns rum“, lacht Vater Rolf seinem Sohn entgegen. Klar, dass auch die nachkommende Generation mit der Musik aufwächst. Ist ja auch Hip Hop, der immer geht.   


Heute sind die Fanta 4 sie also die Väter des deutschen Hip Hop. Was anfänglich mit Neugier aber auch den ein oder anderen Vorbehalten beobachtet und verfolgt wurde, entpuppte sich schon kurze Zeit später zu einem echten schwäbischen Exportschlager. Dabei hatten die Jungs nie einen großen Plan. Doch was sie hervorbrachten war stets authentisch und echt. Mit dem Titel „Die da!?!“ erregten sie im Jahre 1992 bundesweit Aufmerksamkeit. Sowohl musikalisch als auch textlich rappten sich die Fantas in die Herzen vieler Musikliebhaber.


Heute sind Fanta Fans in allen Generationen und Altersstufen zu finden. Mit jedem Song, jedem Rapp entwickelten sie sich weiter. So ist es diese unglaubliche Kreativität aller, die ihre Ideen gemeinsam entwickeln bis sie mit einem geilen Song an die Öffentlichkeit gehen. Auch mit Soloprogrammen sind die vier erfolgreich. Haben auch ihr eigenes Leben. Sie sind Part von Musikshows und eigentlich nicht aus unserer Musikkultur wegzudenken. Seit nunmehr dreißig Jahren sind die Vier die Fantastischen Vier. Eine außergewöhnliche, schöne Freundschaft. Und sie haben auch nach dreißig Jahren noch Spaß an dem was sie tun. Am miteinander, an der gemeinsamen Musik.


Genau das ist es auch, was die Dokumentation „Wer 4 sind“ vermitteln möchte – die Freundschaft mit der Musik und die Freundschaft von vier Jungs, welche sie bis ins heute getragen hat. Ein intimer Blick also in ein aufregendes Musikerleben voller Liebe zur Musik und mit diesem unbändigen Willen etwas Großes zu schaffen ohne jemals die Freude daran zu verlieren. Die Fantas sind eine Institution, haben eine Identität. Auf diese Weise schaffen sie es also auch in der harten Konkurrenz ihre Liebe zur Musik zu leben. Was Musikmanager über das casten von Boybands zusammen gefügt haben, hatten und haben die fantastischen Jungs von Haus aus mitgebracht.


Nichts ist stärker als Freundschaft. Was also ist das Geheimnis einer so langen Freundschaft? „Getrennte Schlafzimmer ist das Geheimnis“, scherzt Michi Beck. Und weiter: „Es ist ganz gut, dass wir Ende der 1990er alle auseinandergezogen sind. Neben der Band jeder die eigenen Leben, Projekte, Freundschaften, Familien gründen konnten. Das ist ja nicht normal seit über 30 Jahren in der gleichen Besetzung zusammen zu sein. Das hat viel mit loslassen zu tun, aber auch mit Vertrauen. Das hatten wir zu der Zeit schon zueinander“.


So wurden die Fantas freudig empfangen. Nicht, wie Fans, die ihre Idole begrüßen, sondern vielmehr, wie „alte Freunde“, die sich freuen sich wieder zu sehen.     





Foto: Chiara Gröner




Und meine Tango-Frage? Ich hab sie Michi Beck gestellt: „Meine Frau möchte immer Latino Tanzkurse mit mir machen, aber ich zier mich noch ein bisschen. Vom Tango hab ich leider überhaupt keine Ahnung“.


Schade eigentlich ;)


Vielen Dank, ihr Fantastischen Vier





'Ich mag Tango.

Ich bewundere den Stolz und die Anmut, das Feingefühl und das Spiel der Geschlechter'

Cris Cosmo


Foto: Ivo Kljuce


Im Gespräch mit Cris Como

Marion Graeber

Im Oktober 2018


Wo sind Sie geboren?
In Bretten, im Landkreis Karlsruhe.

Wo aufgewachsen?
In Gondelsheim, einem dreieinhalbtausend Seelendorf dort um die Ecke.

Wann und wie sind Sie zur Musik gekommen? Wurden Sie über Ihr Elternhaus musikalisch geprägt?

Ja, mein Vater hatte immer eine Band am laufen. Wir hatten einen Proberaum zuhause. Ich verbinde damit sehr schöne lebhafte Erinnerungen. Mich hat die Harmonie fasziniert, wie bei uns Menschen zusammenkamen und gemeinsam Musik gemacht haben. Ich fand es schön, einzuschlafen, während die Band unter mir ihre Songs spielte. Mit sechs Jahren bekam ich Klavierunterricht. Später bin ich auf Gitarre umgestiegen, weil man die besser mitnehmen kann. Über meine Eltern war ich als Jugendlicher auf christlichen Freizeiten, wo viel gesungen und musiziert wurde. Dort habe ich dann auch mit ein paar Kumpels die ersten Erfahrungen als Straßenmusiker gesammelt.

Welches Musik Genre wurde zuhause gehört?
Die ganze Oldie Palette, Rock, auch ein wenig Klassik. Die Dire Straits, Beatles und Stones. Gitarrenhelden wie Santana, Chris Rea und Eric Clapton.

Was treibt Sie an Musik zu machen?
Es ist meine Art, mich auszudrücken. Mein Inneres nach außen zu kehren. Mich mit anderen Musikern und Publikum zu connecten, inspiriert mich und lässt mich tief und intensiv in den jeweiligen Moment eintauchen. Der Flow, der dabei entsteht und die Energie dabei frei wird, schütten jede Menge Endorphine aus. Das motiviert mich, das ganze Drumherum in Kauf zu nehmen.

Was bedeutet Ihnen das Leben als Musiker?
In erster Linie Freiheit und Unabhängigkeit. Ich genieße das Privileg, meine Tage oft selbst gestalten zu können, was ich wann tue, wenn es sich entsprechend richtig anfühlt. Selbstverständlich gibt es oft Dinge, die dringend und wichtig sind und es wird auch mal unangenehm und stressig. Aber en gros stehe ich doch hinter allem und auf alles, was ich tue.
Ich kann mich ausleben, tun, was ich liebe, darf mit großartigen anderen Menschen zusammenarbeiten, die ebenfalls mit dem Herz bei der Sache sind.

Hatten Sie einen Plan B?
Als Kind wollte ich Astronaut werden. Als ich mit vierzehn mein erstes Konzert mit meiner damaligen Rockband NTS gespielt hatte, war es aber komplett um mich geschehen. Unser Auftritt wurde von einer vollen Turnhalle frenetisch gefeiert und das Mädchen, in das ich damals schon länger verliebt war, kam nach dem Konzert mit einer Blume auf die Bühne und hat mich zum ersten Mal geküsst. Nach dem Abend war es komplett um mich geschehen und ich habe nie wieder einen Plan B in Erwägung gezogen.

Wie würden Sie selbst Ihre Musik beschreiben?
Ich mische deutsche Popmusik mit Reggae, Latin, etwas HipHop und Electronica.

Was inspiriert Sie?
Inspiration kommt bei mir einerseits in stillen Momenten. Bei Yoga und Meditation. Aber auch bei  „monotoner“ Bewegung wie Laufen, Fahrradfahren oder Schwimmen. Neue Eindrücke, wie Reisen und fremde Sprachen inspirieren mich. Und natürlich, was ich so an Musik, Büchern, Filmen, Sprüchen z.B. über die Socials und in Gesprächen etc. in die Finger bekomme.

Was entspannt Sie nach anstrengenden Musik Touren?
Meine Routine bringt mich hier immer gut zurück. Morgens meditiere ich ca. zehn Minuten, danach gehe ich für eine Stunde ins Fitness Studio. In meinem Dorf in Mühlbach bei Eppingen gibt es einen schönen kleinen See. Wenn es die Jahreszeit erlaubt, fahre ich dort am späten Nachmittag mit dem Fahrrad noch vorbei, schwimme eine Runde und mache vielleicht noch ein Kreuzworträtsel in der Abendsonne. Lächelt.

Sie sind mit Ihrer Musik auf der ganzen Welt unterwegs. Was bedeutet Ihnen das?
Es ist für mich wirklich großartig, dass mir meine Leidenschaft zur Musik auch meine Leidenschaft zu Reisen ermöglicht. Ich kann an Orte wiederkehren, die ich mag und Neue entdecken. Neben dem deutschsprachigen Raum und Europa bin ich einmal im Jahr in Singapur und einmal in Shanghai. Brasilien steht bald wieder auf der Agenda. Und noch im Oktober darf ich zum ersten Mal nach Istanbul reisen. Das ist wirklich spannend für mich.

Was ist für Sie Heimat?
Ich bin hier im Südwesten aufgewachsen. Ich mag die Leute hier, den Schnack, den Humor, die Luft. Mein Elternhaus in Gondelsheim. Das ist schon Heimat für mich. In Mannheim fühle ich mich als Musiker zuhause. Aber tatsächlich bedeutet Heimat für mich, von dem ganzen Hype der Tour runter zu kommen, meine Familie zu sehen und ganz normale Dinge zu tun.

Wie sind Sie zu Ihrem Künstlernamen gekommen?
Ich war ein halbes Jahr mit der Gitarre als Straßenmusiker in Südamerika unterwegs. In Chile nahm man mir kleinem und dunkelhaarigem Gitarrero mit Faible für Fremdsprachen meine deutschen Wurzeln nicht ab. Jemand meinte: das ist eben ein kosmopolitischer Deutscher, „un alemán cosmopolitano“ dadurch wurde dann schnell Cris Cosmo. Der Name gefiel mir und ich habe ihn einfach nie wieder abgelegt.  

Ist es so - Musik eint Menschen aller Nationen?
Ja!

Sie haben weltweite Erfahrungen als Strassenmusiker sammeln können - haben Sie ein Lieblingsland, eine Lieblingsstadt?
Barcelona hat mich drei Sommer lang im wahrsten Sinne des Wortes verzaubert. Ich bin etwas spirituell angehaucht, aber eigentlich ein sehr pragmatischer Mensch. Aber Barcelona habe ich schlicht als magisch erlebt. Die Stadt hat wirklich einen ganz eigenen, besonderen Vibe.
Generell liebe ich Metropolen am Meer. Wie zum Beispiel auch Rio de Janeiro. Brasilien hat mich generell auch total gekriegt. Das Land, die Menschen, die Sprache, die Kultur, der Humor... Bei meiner oben beschriebenen sechsmonatigen Reise bin ich einfach die letzten fünf Monate dort hängen geblieben.

Eindrückliche Erlebnisse - gibt es Beispiele von Reisen?
Genug, um ein Buch zu füllen.
Ich habe als Straßenmusiker mehr als einmal meine Gitarre mit meinem Leben verteidigen müssen. Einmal bin ich in Chile in einer friedlichen Demo gelandet, als Pinochet vor den internationalen Gerichtshof gestellt wurde. Dann kamen die Cops mit Panzerwagen, Wasserwerfern und Tränengas und haben wie Tiere die friedliche Menge mit Schlagstöcken in Grund und Boden geknüppelt. Ein Mädchen nahm meine Hand und meinte: „Pärchen schlagen sie normalerweise nicht“ und ich kam mit heiler Haut davon. Die eindrücklichsten Erlebnisse waren für mich aber wohl das große Herz und die Gastfreundlichkeit der Menschen auf der ganzen Welt. Irgendwann hat in Brasilien meine Kreditkarte einfach nicht mehr funktioniert und meine Bank hat es nicht hinbekommen. Ich hatte dann wirklich gar kein Geld mehr. Einer sprach mich im Bus an, warum ich denn so bedröppelt schaue. Dann hat er den ganzen Bus mobilisiert und alle haben was gespendet, damit ich den nächsten Tag rumbringe.
Wie gesagt.... ich könnte hier noch eine ganze Weile weiterschreiben. Lacht.

Haben Sie sich von den verschiedenen Musikstilen aus aller Welt inspirieren bzw beeinflussen lassen?
Auf jeden Fall! Das hört auch nie auf.

Was möchten Sie mit Ihrer Musik, Ihren Texten mitteilen - Was ist Ihre Botschaft?
Lebe Dein Leben bewusst. Sei dankbar und genieße das Leben. Die Welt ist für alle Menschen da, nicht nur für eine bestimmte Gruppe. Zusammen können wir quasi alles schaffen.

Sie machen tanzbare Musik - tanzen Sie selbst auch?
Ja, ich liebe es, zu tanzen.

Sie waren auch in Südamerika. Argentinien? Vielleicht haben Sie schon einmal den Tango Argentino getanzt?
Ja, ich war auch in Argentinien und ich habe es zumindest mal probiert. Lacht.

Wie gefällt Ihnen die Musik des Tangos? Oder ist Ihnen Reggae und Latin näher?
Ich mag Tango. Ich bewundere den Stolz und die Anmut, das Feingefühl und das Spiel der Geschlechter. Aber Tango wäre doch eher eine Abwechslung für mich. Ich denke, ich bin zu freigeistig dafür.

Welches ist Ihr liebstes Musikinstrument?
Bass!

Haben Sie einen Lieblingssong?
Unzählige! Die coolste deutsche Hymne in diesem Jahr fand ich „Zusammen“ von den Fantas und Clueso. Party & etwas Message, genau nach meinem Geschmack!
Meine Lieblingszeile aus dem Song:
Falls sie dich fragen „Bist du allein hier?“
Sag ihnen: „Nein, denn ich bin mit allen hier“

Sie sind aktuell auf Tour - mit welchem Programm, welchen Songs?
Wir spielen Songs aus unseren vier Alben und auch einige neue Tracks. Die Tour trägt den Namen unserer neuen Single „Namasté“ Im Gegensatz zum sonstigen Reggae, Dancehall und clubbigen Poptunes ist „Namasté“ eine ziemlich epische Ballade, in der Produktion mit Streichorchester. Der Song ist zum closing Track für unser Liveset geworden und handelt davon, innezuhalten, Revue passieren zu lassen, was man (hoffentlich Schönes) erlebt hat und diese Erlebnisse zu bewahren und in die Welt zu tragen. Der Chorus schickt den Hörer in Frieden auf seinen weiteren Weg. Ansonsten geht es wie immer darum mit viel Power und Party die Welt vor uns selbst zu retten. Wir holen das Publikum immer zu Beginn mit einem einzigartigen Freestyle über die Stadt, die Location und den Abend ab, erinnern die Menschen daran, dass sie Unik sind, dann fahren wir über den Abend immer weiter hoch. Die Konzerte sind immer ein großer Spaß, hoch ernergetisch und inspirierend für alle Beteiligten.

Vielleicht haben Sie ein Lebensmotto?
Das Leben ist ein Geschenk. Sei dankbar und genieße jeden Tag. Use your talents.

Was ist für Sie Glück?
Den Flow zu erleben, den ich oben beschrieben habe, der bei den Konzerten entsteht. Andere Menschen mit meiner Musik und meinen Texten glücklich zu machen.


Vielen Dank für das schöne Interview Cris Cosmo



'Tangomusik ist eine sehr schöne, mitreissende Musik mit einer gewissen Traurigkeit.
Aber auch voller Energie und Erotik'

Sasha


Foto: Olaf Heine


 

Im Gespräch mit Sasha

Im August 2018

Marion Graeber





Wie haben Sie zur Musik gefunden?

Das war ein schleichender Prozess. Meine Familie väterlicherseits ist sehr musikalisch. Mein Opa hatte in seiner 'Guten Stube' – so nannte man das ja damals – eine Orgel stehen. Außerdem hingen zehn bis zwölf Akkordeons an der Wand. Mein Opa war Akkordeonspieler. Die Familie, väterlicherseits, hatte eine Gaststätte. Von der ging es über einen Gang in die 'Gute Stube', zu den Akkordeons. Lächelt. Leider ist mein Opa schon sehr früh verstorben, aber ich habe erfahren, dass er wohl sehr gut Akkordeon spielen konnte. Mit vier oder fünf Jahren hab ich dann meine erste Gitarre geschenkt bekommen. Das war damals alles noch sehr spielerisch, aber ich hab da schon Musik gemacht und Musik gemocht. Hab musikalisch viel ausprobiert. Bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, da gab es nicht so viele Möglichkeiten. Ich hab das alles so für mich entdeckt. Später dann mit 14/15 Jahren bin ich in meine erste Schülerband eingestiegen. Die suchten damals einen Sänger. Da ist das dann losgegangen.


Was bedeutet es Ihnen Musik machen zu dürfen?

Es ist das größte Glück, das man sich denken kann, wenn man in diese glückliche Situation gerät. Bei mir hat es ja auch relativ spät angefangen, bis ich mein Geld damit verdienen konnte. Hab viele Jobs gemacht, um die Musik zu finanzieren. Ich kann nur jeden Tag 'Danke', sagen, dass ich das machen kann, was ich am meisten liebe und, dass ich die Musik zu meinem Beruf machen konnte. Das klingt immer so ein bisschen kitschig, aber ich bin sicher, dass alle so fühlen, die ihre Leidenschaft zum Beruf machen konnten. Ich bin glücklich und zufrieden, dass ich das machen darf.


Sie sagten, Ihr Opa spielte Akkordeon. Beim Tango ist das Bandoneon ein wichtiges Instrument. Haben oder hatten Sie einmal Berührungspunkte mit dem Tango Argentino? Tanzen Sie?

Ich bin kein passionierter Tangotänzer. Ich glaube aber, dass ich Tänze relativ schnell lerne. Ich hab das mal in einer Tanzschule als Teenager erfahren, obwohl ich den Kurs aufgrund einer Beinverletzung, die ich mir beim Fußballspielen zuzog, nicht beenden konnte. Meine Mutter hat mir auch als Junge schon sehr viel mitgegeben. Was ich machen muss, damit sich eine Frau beim Tanzen in meinen Armen wohl fühlt. Lächelt.


Mögen Sie Tangomusik, Klassik oder generell andere Musikstile?

Die Klassik ist eine der wenigen Bereiche, in denen ich nicht so firm drin bin. Die Klassiker der Klassik kenne ich. Wir waren kürzlich in Verona und haben uns Nabucco angeschaut. Das war schon sehr beeindruckend.  Doch Tangomusik ist da eher mein Fall. Nicht, dass ich mich da sonderlich auskenne. Lächelt. Aber die Musik, nimmt man ja über Gefühl wahr. Metall ist mir beispielsweise zu hart, Techno zu kühl. Aber das ist meine ganz persönliche Empfindung und keine Wertung. Der Tango ist eine sehr schöne, mitreißende Musik mit einer gewissen Traurigkeit, aber auch dieser Energie und Erotik. Das ist, was Musik machen sollte. Auch wenn man Musik nicht kennt, sollte man ein Gefühl entwickeln.


Sind Sie ein melancholischer Mensch?

Eigentlich bin ich von Haus aus ein positiver Mensch. Doch aus Melancholie schöpft man kreative Energie. Man schreibt in der Melancholie meist die schönsten Liebessongs und auch kritische Lieder. Ich kenne für mich die Melancholie.


Was brauchen Sie um kreativ sein zu können? Sind Sie Tag- oder Nachtmensch?

Ich hab keine bestimmten Zeiten, hab mir allerdings mittlerweile Zeiten gegeben. Lächelt. Grundsätzlich bin ich nicht derjenige, der sagt, um 9 Uhr legen wir los und dann schauen wir mal. Wie das in Büros so läuft. Ich bekomme meine Ideen meist auf Reisen und im Auto. Ich muss in Bewegung sein. Auch beim Spazieren gehen kommen mir Gedanken und Ideen. Aber da gibt es auch noch die Arbeit, die man rein steckt, wo man sich mit Freunden trifft, anderen Musikern. Dafür muss man Regeln schaffen. Ich hab auch gemerkt, dass man durch diese Nacht Sessions, die teilweise bis 7 Uhr morgens gehen, oft an Grenzen stößt, wo man auch einfach nicht mehr weiter kommt. Jetzt mit meiner Frau, wo wir bald eine kleine Familie sind, gehört es für mich dazu, gemeinsam zu Abend zu essen. Das sind keine festen Zeiten, aber ich bin abends gern zu einer vernünftigen Zeit zuhause.


Ihr neues Album „Schlüsselkind“, ist ein sehr persönliches Album. In der deutschen Sprache gesungen. Wie kam es dazu?

Ganz ehrlich gesagt, ist es gar nicht so einfach, so ein persönliches Album zu machen. Diese Themen anzupacken. Ich liebe es im Team zu arbeiten und mit Freunden zu schreiben, die dann gleich auch sagen, lass uns so und so versuchen. Sie kitzeln Themen aus einem heraus. Das ist manchmal so ein bisschen wie eine Therapiesitzung. Lacht. Was möchtest du erzählen? Was ist dir wichtig? Das sind die Fragen, die sich stellen. Ich wollte dann gerne ein Album über meinen Werdegang machen. Songs über meine Zeit als Schlüsselkind. Erst fallen einem Schlagworte ein, dann entwickelt sich das.  


Ist man mit deutschen Texten näher dran am Gefühl?

Erstmal nicht. Ich hab mich schwer getan. Aber es kommt dann relativ schnell und man findet einen Weg. Es ist ja nun mal meine Muttersprache. Ich hatte aber keine Übung darin, diese Sprache mit Musik zu verbinden. Das war der Knackpunkt. Als wir die ersten zwei/drei Songs geschrieben haben, hab ich gemerkt, dass ich immer mehr den poetischen Zugang finde, ich wollte aber trotzdem meine Sprache sehr klar wählen. Nicht so geistig verkopft. Das bin ich auch nicht. Aber man kann das ja machen, so tun als ob und ich wollte auf keinen Fall so tun als ob. So hab ich meine Texte geschrieben, wie ich auch sprechen würde. So möchte ich es für viele Zuhörer zugänglich machen.


Ist es ein Glücksmoment, wenn ein Song fertig ist?

Ja, das ist immer wie eine kleine Geburt. Eine Mischung aus Stolz und Freude. Wenn ein Song fertig ist, ist das toll, man hat so viel Zeit und Herzblut hinein gegeben. Wenn es dann fertig ist, muss man es laufen lassen. Es ist immer auch ein bisschen ein Abnabelungsprozess. Man kann auch selbst gar nicht mehr so recht beurteilen, ob das was man da produziert hat jetzt gut ist oder nicht. Lacht.


Wie lange braucht es für ein Album?

Das ist ganz unterschiedlich. Alle Songs sind live eingespielt worden, dann wieder komplett auseinander genommen, um sie dann wieder zusammen zu setzen. Das war eine aufwendige Produktion. Das kann auch mal zwei Jahre gehen. In Deutschland heißt es dann immer jetzt macht er ein Comeback. Aber wir sind schon immer dabei. Ich hab mir seit 20 Jahren keine richtige Pause gegönnt. Beim Schreiben dauert es so lange, wie es dauert. Gerade auch beim ersten deutschen Album wollte ich alles richtig machen. Auch für mich.


Hat die Teilnahme bei „Sing meinen Song“, dazu beigetragen ein Album auf Deutsch zu produzieren? Sie haben auch einen Roger Cicero Song mit auf Ihrem Album.

„Zieh die Schuh aus“, den Song hab ich bei „Sing meinen Song“ gemacht. Ich hab Roger viel früher schon kennen gelernt. Noch bevor er bekannt wurde, er seinen Durchbruch hatte. Das hat auch länger gedauert, warum auch immer. Er war ein fantastischer Sänger. Einer der größten in Deutschland. Diesen Song hab ich mir damals ausgesucht, weil ich auch so Musik gerne mag. Das war nah dran am Swing. Meine Familie mag gerne Swing. Ich bin mit Frank Sinatra und Dean Martin aufgewachsen.


Musik kann man im großen Stil mit Orchester oder reduziert vortragen. Wie sind Ihre Empfindungen, was mögen Sie?

Bin bei der Tour, die wir jetzt unternehmen, lange hin und her gerissen gewesen. Es ist relativ üblich, dass man eine Platte erstmal in kleinen Konzertsälen und in kleiner Besetzung vorstellt. Doch während ich das Album gemacht habe, hab ich gemerkt, dass die Songs alle relativ groß sind. Dass wir viele Streicher und Bläser eingesetzt haben und eigentlich relativ orchestral unterwegs sind, obwohl es eine Pop-Rock Platte ist. Daran hab ich gemerkt, das muss auch so auf die Bühne. Das war der Grund, warum ich die Musik in wunderbaren Sälen spielen möchte, was auch Spaß macht. Ich wollte zum ersten Aufschlag es so präsentieren, wie ich es auf der Platte meint hab. Vielleicht gibt es später noch eine Akustik Tour.


Kennen, beziehungsweise mögen Sie Stuttgart? Und, haben Sie einen Seelenort?

Stuttgart ist super. Leider bin ich oft nicht lange genug in einer Stadt. Aber ich glaube, ich hab ein Gefühl entwickeln können, in kurzer Zeit die Atmosphäre einer Stadt und Lokalität aufnehmen zu können. Sinne dafür zu schärfen. Man merkt dann doch schnell, wie eine Stadt so drauf ist. Berlin ist schneller. Hamburg gelassener. Und Stuttgart finde ich hat durch den Kessel eine gewisse Anspannung, ist aber eigentlich ganz cool. Bezüglich dem Seelenort schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Wenn ich unterwegs bin, will ich nach Hause. Bin ich zu Haus, will ich unterwegs sein. Unsere Heimat ist gerade Hamburg. Ich selbst komme aus Westfalen. Kürzlich erst hab ich meine Kumpels aus Soest getroffen. Das ist auch ein großer Teil von mir. Ein Seelenort kann also überall sein. Man trägt ihn bei sich – wenn man diesen mit seiner Partnerin genießen kann sowieso.


Lieben Dank, Sasha, für das schöne Gespräch. Alles Liebe für Sie und Ihre Familie, die ja bald um eine kleine Person größer wird.

Alles Gute.



Foto: Marion Graeber




'Meine Texte sind in aller Regel Geschichten von Themen, die mich bewegen'

Magnus


Pressefoto


Im Gespräch mit Magnus

Im Juni 2017

Marion Graeber



Was bedeutet dir die Musik? 

Es gibt Dinge im Leben, auf die man verzichten kann und auf andere eben nicht. Musiker zu sein gehört definitiv zu den Dingen, auf die ich nicht verzichten könnte. Musik interessiert mich schon so lange ich denken kann.  


Wie hast du deinen Weg in die Musik gefunden?

Ich habe bereits als Kind regelmäßig Musik gehört und auch ständig gesungen. Mit 13 Jahren habe ich dann bereits meine erste Band namens "Quarz" gegründet, und seitdem habe ich nie mehr aufgehört keine Musik zu machen, es gab lediglich Phasen, längerer Pausen, immer mal wieder.  


Was ist deine Ausdrucksform in der Musik? Wie teilst du dich mit? 

Ich sehe Musik gerne als Ansatz zu einer bestimmten Kunstform. Meine Texte sind in aller Regel Geschichten von Themen die mich bewegen. Die Melodien können je nach Stimmungslage höchst unterschiedlich ausfallen, ich bin auf keinerlei Stilrichtungen festgelegt, es kommt immer sehr auf die Stimmung darauf an und was ich zum Ausdruck bringen möchte. Das Ergebnis kann dann mal poppig oder rockig als Ballade oder eher klassisch ausfallen.


Was können die Zuhörer von deiner Musik erwarten? 

Meine Zuhörer können erwarten überrascht zu werden, wenn sie sich auf meine Musik einlassen. Das neue Album INSIDE ist daher auch eine musikalische Reise, die sich nicht an irgendwelche Maßstäbe von Musikstilen oder sonstigen Normen festmachen lässt. Eine hohe Qualität der musikalischen Darbietung ist mindestens genauso wichtig, wie hintergründige Texte, die etwas erklären wollen.   


Wie beschreibst du selbst deine Musik?

Da meine Musik nicht auf irgend einen bestimmten Stil festgelegt ist, sondern ich mich eher zwischen Pop, Rock, Funk, Elektro Pop und auch klassischen Elementen bewege, habe ich selber diesen Mix Stil einmal als  “Sophisticated Pop” bezeichnet, was soviel bedeutet, wie „anspruchsvolle Popmusik“.      


Was möchtest du mit deinen Songs ausdrücken?

Was mir gerade in den Sinn kommt, was mich bewegt, was ich sehe und höre. Dies können Themen aus den Nachrichten sein oder den sozialen Netzwerken, oder einfach nur Dinge, die ich beobachte, oder auch einfach meine Meinung.  


Schreibst du alle deine Lieder selbst? 

Ich komponieren und Texte meine Lieder selber, da ich nur so das was ich für wichtig erachte zum Ausdruck bringen kann. Wie bereits gesagt erzählen meine Texte Geschichten meist mit einem besonderen Hintergrund die ich für wichtig erachtet. Die Melodie fasst dann eher die Stimmung zusammen, die mit dem Text eine Einheit bildet.   


Singst du ausschließlich in der englischen Sprache?

Ich singe ausschließlich Englisch, da dies die Sprache ist, die zu meiner Musik einfach am besten passt, außerdem habe ich immer schon in Englisch gesungen.  


Deine Künstlerkollegen - wer sind deine 'Partner in Music'?

Ich arbeite mit einer ganzen Reihe höchst professioneller Musiker zusammen die allesamt in irgendwelchen eher bekannteren Bands spielen. Alle Songs und Veröffentlichungen sind internationale Produktionen, die in einem großen Studio in Zagreb produziert wurden wo auch bekannte Künstler wie Pink, 2Cellos, Elton John oder aktuell Justin Bieber bereits ihre Musik produziert haben. Die Zusammenarbeit mit diesen großartigen Musiker und Produzenten ist ein großes Glück, da ich so die Möglichkeit hatte auf höchstem internationalem Niveau Musik zu produzieren. Auch die Zusammenarbeit mit Sony Music prägt diese Professionalität und sorgt für eine internationale Vermarktung meiner Musik.   


Hast du Künstler Vorbilder? 

Ich mag eine ganze Reihe von Künstlern, was daran liegt, dass ich auch privat unwahrscheinlich viel Musik höre. Zurzeit inspiriert mich wieder einmal David Bowie sehr aber auch jüngere Künstler wie Timberlake oder Rufus Wainwright mag ich sehr. Am meisten beeindruckt bin ich jedoch von Paul McCartney und seiner unglaublichen musikalischen Vielfalt. Ihn höre ich schon mein ganzes Leben.  


Welche Musik hörst du gerne? (Von anderen Künstlern)

Die Anzahl der Künstler, die ich höre kann man hier unmöglich auflisten, genauso vielfältig wie meine Musik selber ist, so vielfältig ist auch mein Geschmack an Musik die ich gerne höre.  


Bist du mit einer bestimmten Musikrichtung zuhause aufgewachsen? 

Meine Mutter hat immer Schlager gehört die Ende der sechziger Anfang der Siebziger Jahre populär waren. Mein Vater stand eher auf Frank Sinatra oder Simon & Garfunkel und über meine Schwester bin ich zu den Beatles bekommen, die ich heute noch immer wieder zwischendurch gerne höre.   


Wie war deine Kindheit? Geprägt von Musik? 

Wie bereits gesagt hat meine Mutter von morgens bis abends bei der Hausarbeit gesungen. Mein Vater hatte in seiner Jugend auch eine Band und spielte in Tanz Clubs sein Instrument, welches das Akkordeon war. Mein Opa war sehr begabt, er spielte ein wenig von allem. Vom Klavier über Gitarre, Mundharmonika, Akkordeon und sogar Konzertzither, ein äußerst ungewöhnliches Instrument. Von ihm kommt höchst wahrscheinlich der stark künstlerische Einfluss, der mich geprägt hat. Bei ihm in seinem Partykeller habe ich schon als kleiner Junge oft auf dem Klavier gespielt und erste Gitarrengriffe erlernt.  


Was ist dir wichtig im Leben? 

Für mich ist im Leben wichtig, dass man sich selber treu bleibt und mit sich selbst im Reinen ist. Wenn das der Fall ist, sollte man anderen Personen niemals einen Schaden zufügen. Was mich in den vergangenen Jahren immer mehr stört ist, wie sehr viele Menschen nur ihre Interessen im Vordergrund sehen und ihnen ist dabei völlig egal, wie es anderen geht. Ich engagiere mich seit einigen Jahren mehr oder weniger intensiv im Tierschutz, was mir in den Jahren immer wichtiger geworden ist.  


Hast du Familie?

Ja ich habe eine Familie, ich bin zwar nicht verheiratet, lebe aber dennoch mit einer Frau und ihren zwei kleinen Kindern zusammen. Komplettiert wird unsere Familie durch meine 4 Hunde. 


"Inside - blood of the souls" heißt dein neues Album. Wie viele Alben hast du bereits veröffentlicht?

Es ist das erste Album und das hat wirklich verdammt lange gedauert bis ich es endlich veröffentlicht habe. Hierauf sind Kompositionen, die ich bereits vor über 30 Jahren geschrieben habe, aber erst jetzt aufnehmen konnte. Alleine die Arbeit an diesem Album hat drei lange Jahre gedauert. Obwohl ich immer wieder hin und hergerissen war, bin ich letztendlich mit dem Ergebnis hoch zufrieden.    


Was unterscheidet es von den anderen? 

Ich finde man hört dem Album an das es nicht innerhalb von zwei Wochen entstanden ist sondern einen bestimmten Reifeprozess über 3 Jahre durchlaufen hat. Innerhalb dieser Zeit waren meine Stimmungen aber auch Interessen und  Ambitionen höchst unterschiedlich was sich letztendlich in den sehr unterschiedlichen Songs wiederspiegelt. Ich bezeichne INSIDE deshalb auch gerne als eine „musikalische Reise“ durch viele Emotionen und Stimmungen. Ein Album mit komponierten Songs was dann in 2-3 Wochen in einem Studio aufgenommen wird klingt anders als INSIDE. Ich habe in dieser Zeit die Songs z.T. einzelnen komponiert, dann haben wir den Song aufgenommen und uns dann mit dem nächsten Song beschäftigt. 


Wo wurde das Album aufgenommen? 

Die Vorproduktionen wurden in einem kleinen Studio In Duisburg aufgenommen und auch bearbeitet. Hierfür zuständig war Bruno Seletkovic den ich vor einigen Jahren kennen gelernt habe. Das Album INSIDE ist unser gemeinschaftliches  musikalisches Projekt. Er hat ganz klassisch Musik studiert und ist ein ausgezeichneter Musiker und ein hervorragender Pianist. Dank seiner Ausbildung beherrscht er auch die musikalische Kompositionslehre und konnte mir so auch bei den Songs sehr helfen. Meistens bin ich zu ihm mit einer fertigen Komposition gekommen und habe ihm meiner Vorstellung erläutert wie ich den Song sehe. Er hatte dann Ideen für das Arrangement und hat ein erstes Demo auf dem Klavier gespielt. Die meisten Texte sind dann danach entstanden. Der Mix von den Songs wurde zu ca. 80% manchmal sogar noch etwas mehr in diesem Studio produziert danach gingen die einzelnen Spuren dann nach Zagreb in Morris Studio zu Filip Vidovic der bereits mit Künstlern wie Pink, 2Cellos oder Justin Bieber und viele andere gearbeitet hat. Durch ihn und das fantastische Studio haben wir es dann hinbekommen aus einer guten Produktion eine sehr gute internationale Produktion entstehen zu lassen.   


Was hat dich zu diesem Album inspiriert? 

Es war nicht eine sondern ganz viele verschiedene Inspirationen über einen Zeitraum von drei Jahren die letztendlich zu dem Ergebnis dieses Albums INSIDE geführt haben. Die beherrschenden Themen auf diesem Album sind Umwelt, der Umgang der Menschen mit den Tieren, die Beziehungen der Menschen untereinander, Mitgefühl, die Gier der Menschen nach immer mehr usw. Manches Songs sind auch doppeldeutig so zum Beispiel der Song „ A Lifetime all Alone“ handelt von jemandem der auf der Straße lebt. Eigentlich hatte ich beim komponieren einen streunenden Hund im Sinn, als der Text fertig war hatte ich bemerkt das alles das aber auch auf einen Obdachlosen passt. Der Text handelt davon wie jemand das Leben auf der Straße sich selber schön redet um in der Einsamkeit des Alleinseins nicht zu verzweifeln.   


Wie lange hat es bis von der ersten Idee bis zur Fertigstellung gedauert? 

Wir haben mit den ersten Aufnahmen zum Album bereits im Juli 2013 angefangen. Beendet haben wir den Aufnahmeprozess dann Anfang 2016. Durch das Auskoppeln von 5 Singles seit Mai 2016 wurde dann der Veröffentlichungstermin für das Album immer weiter verschoben und wurde tatsächlich erst ein Jahr nach Auskoppelung der ersten Single „What Are You Gonna Do“ im Mai 2017 realisiert.   


Sind deine Songs auch tanzbar? 

Ich denke dass einige Nummern auf dem Album sehr gut Tanzbar sind. Hierbei denke ich vor allen Dingen an die Stücke die einen bestimmten Funk oder Elektropop Einfluss haben wie „Baby Fly“ die 2. Singleauskoppelung, oder „Givin` It Up“ eine sehr coole Funky Nummer und natürlich auch die aktuelle 5. Singleauskoppelung „Inside Out“. Ganz sicher kann man aber auch zu einigen anderen Nummern tanzen dann aber eher sehr langsam weil es zum Teil sehr gefühlvoll Balladen sind.   


Wo kann man dich live sehen? Gibt es eine Tour? 

Zunächst einmal stand die Album VÖ im Vordergrund und eine ganze Reihe von Musikvideo Produktionen. Zurzeit bereiten wir gerade die nächste Produktion eines Musikvideos zum Song „Givin` It Up“ vor, es ist bereits das 7 Musikvideo und Musikvideo Nr. 8 ein Weihnachtssong ist bereits auch schon fertig produziert. Auf den Produktionen der Musikvideos, die ich als einen unglaublich guten Verstärker der Songs sehe da sie neben dem Hörerlebnis der Songs auch ganz stark visualisieren was ich zum Ausdruck bringen will, lag bisher der Schwerpunkt. Eine Tour ist zurzeit zwar nicht geplant, aber einzelne ausgewählte Konzerte dort wo alles passt zur Musik von INSIDE wird es in 2018 wahrscheinlich geben.    


Wo wohnst du?

Ich bin ein Junge aus dem Ruhrgebiet, sozusagen mittendrin und wohne in Duisburg.  


Gibt es für dich einen Lieblingsort? (Das kann auch eine bestimmte Parkbank sein, ein Lieblingscafé oder irgendein Platz irgendwo in der Welt - ein Seelenort). 

Ich bin sehr gerne mit meinen Hunden im Wald und an der sechs Seenplatte, dass es ein Naherholungsgebiet was Gott sei Dank viele noch gar nicht kennen. Gerne bin ich auch am Meer und bald in einigen Wochen wieder in Österreich in den Bergen, wo ich mich am besten entspannen kann. Unwahrscheinlich wohl fühle ich mich in meinem wunderschönen Garten der in seiner Mitte einen großen Teich mit Fischen beheimatet. Hier ist mein Rückzugsort wo ich mich wohl fühle und neue Energie tanken kann.  


Was inspiriert dich?

Mich inspiriert vieles was ich sehe, selber oder im TV, Dinge die ich höre, lese einfach alles was ich um mich herum aufnehmen.  


Was ist dein Lieblingsinstrument?

Ich liebe natürlich die Gitarre aber auch den Bass, Klavier, Schlagzeug und noch viele Instrumente. Selbst die Stimme ist ein Instrument.  


Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus?

Meine Tage sind so unterschiedlich, dass es keinen „typischen Tag“ in meinem Leben gibt. Da ich an vielen verschiedenen Projekten arbeite kann es sein das ich mich mit Musik an einem Tag beschäftige, aber an einem anderen Tag mit ganz anderen Dingen.     


Wie wichtig ist dir Sensibilität, Melancholie in deinen Liedern?

Ich glaube das Melancholie in vielen meiner Songs eine durchaus wichtige manchmal vielleicht sogar eine herausragende Rolle spielt. Insbesondere die Balladen auf dem INSIDE Album sind doch getragen von einer tiefen vielleicht aber auch schweren Melancholie.     


Du widmest dieses Album den mistreated animals in the world.  Tiere sind dir wichtig. Welchen Bezug hast du zu Ihnen? 

Da ich mich seit Jahren mit dem Thema Tierschutz intensiv beschäftige weiß ich mittlerweile sehr genau was Menschen den Tieren so alles antun. Obwohl Menschen und Tiere den gleichen Genpool haben und bei manchen Tierarten sogar eine genetisch Übereinstimmung von 95% zu Menschen vorhanden ist glauben die Menschen immer noch Tiere nach Belieben bestimmen zu können und ihnen hierdurch unvorstellbare Qualen zufügen zu dürfen. Was in der Massentierhaltung geschieht kann man nur als barbarisch und ethisch abartig bezeichnen. Tierversuche sind nicht nur vollkommen unnötig sondern auch eine der größten Lügen unserer Zeit die letztendlich nur Geldinteressen von Forschungsinstituten zu rechtfertigen sind. Ich persönlich finde es die größte Schande in der Geschichte der Menschheit was Menschen Tieren antun. Aus diesem Grund beschäftigen sich viele meiner Songs mit dem Thema auch wenn man es nicht immer sofort bemerkt, so geht es in den Texten doch sehr häufig um Tiere und ihr leiden. Mein Bezug zu Tieren ist so groß dass ich z.B. mit meinen Hunden deutlich lieber zusammen bin als mit vielen Menschen deren Kontakt ich zu meiden versuche. Mit dem Album „INSIDE – Blood of the Souls“ möchte an diese gequälten Tieren erinnern in der leisen Hoffnung das vielleicht irgendwann einmal die Menschen erkennen was sie da eigentlich tun.       

Wie kam es zu der Idee das Album der Tierwelt zu widmen? Spiegelt sich das in den Liedtexten wieder? 

Bei einigen der Songs geht es tatsächlich um Tiere wenn gleich viele beim hören wahrscheinlich meinen dass ich über einen Menschen singe. Tatsächlich geht es in Songs wie „Angel Of My Heart“, „Dreams Of Vera“, “A Lifetime All Alone”, “Stella”, “Your Eyers Do Not Cry” um Tiere bzw. Themen der Tiere oder ihrer Gedanken und Gefühle und nicht um Menschen. Es steckt hierin aber eine bestimmte Doppeldeutigkeit, so bemerkt man sehr schnell das genau diese Gedanken und Gefühle auch bei Menschen genauso vorhanden sind. Genau das ist der Punkt um den es mir geht, wir sind uns viel ähnlicher als viele Mensch sich das eingestehen möchten. Aus diesem Grund haben wir auch nicht das Recht einfach zur Befriedigung unserer Bedürfnisse die Lebewesen mit denen wir uns diesen Planeten teilen einfach abzuschlachten. Ich finde dies im höchsten Maße moralisch verwerflich, die Menschheit wird sich hierfür irgendwann einmal verantworten müssen.    


Spiegelt sich das in den Liedtexten wieder?

Ja absolut  


Hast du eine Lebensphilosophie?

Ich versuche im Rahmen meiner Möglichkeiten immer mal absolut Bestes zu geben. Ich kann es nicht akzeptieren wenn manche Leute sich nicht richtig „bemühen“ und sich mit einem schlechten Ergebnis zufrieden geben. Ich überlege mir vorher sehr genau ob ich etwas machen will oder nicht. Wenn ich mich dann einmal entschieden habe ist das Beste gerade gut genug. Vielleicht macht es das nicht immer einfach, aber was im Leben ist schon einfach.     


Wie wichtig ist es dir, diese Philosophie mitzuteilen, in deiner Art zu leben diese zu unterstreichen?

Meine Lebensphilosophie spiegelt sich wider in dem was ich mache und in dem was ich bereits getan habe. Ich betrachte Grenzen nicht als etwas unüberwindbares sondern vielmehr als eine Perspektive. Ich möchte nicht andere Menschen belehren oder Ihnen meine Art wie ich lebe aufzwingen, bin der Meinung das funktioniert ohnehin nicht. Ich habe aber auch kein Problem damit mit Leuten zu diskutieren denen oftmals die richtigen Informationen fehlen um bestimmte Dinge richtig einordnen zu können. Oft entstehen Meinungen auf Basis falscher Informationen, dies trifft z.B. sehr extrem auf den gesamten Bereich der Tierversuche zu. Manche Menschen sind immer noch davon überzeugt das Tierversuche wichtig und notwendig sind um bestimmte Behandlungsmethoden zu erforschen die dann den Menschen helfen können. Das ist ein ausgemachter Blödsinn der Tierversuche so gut wie gar nicht auf den Menschen übertragbar sind und es auch längst Computersimulationen gibt die weitaus besser und genauer sind. Leider wissen dies aber viele Menschen nicht und Glauben im propagandistischen Erklärungen genau der Gruppen die einen finanziellen Vorteil dadurch haben das Tierversuche Stattfinden.  


Hast du ein Lebensmotto?

Man kann alles, wenn man nur will.    


Was wünschst du dir für dich, für die Welt?

Ich wünsche mir das die Menschen endlich anfangen zu verstehen. Die Befriedigung kurzfristiger Interessen, auch wenn es oftmals im Alltag noch so verlockend ist, wird langfristig die Menschheit aussterben lassen. Die Interessen sind immer noch gut zu kurzfristig angelegt im Hier und Heute und jetzt. Wenn wir so weitermachen wird es bald keinen Lebensraum für die Menschheit mehr geben, da wir in der Gier alles besitzen zu wollen, leider alles zerstören. Die Fanatiker unter den Menschen, scheinen wider besseren Wissens der Menschheitsgeschichte der letzten 5000 Jahre, offensichtlich niemals auszusterben. Das einzige was sich im Laufe der Geschichte immer wieder geändert hat sind die Gründe für Krieg und Zerstörung, ihre Argumente bleiben aber immer die gleichen. Wenn der Mensch das überwinden kann und endlich wirklich versteht, dann hat die Menschheit eine Chance zu überleben.    




Lieben Dank für das Interview Magnus    




 

 

 

 




'Glück und Frieden für alle Wesen. Und einen Bourbon bitte'

Nader Rahy  

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

 

 

 

Im Gespräch mit Nader Rahy  

von Marion Graeber

09. September 2015

 

 

Wie bist du aufgewachsen und wo?


Ich bin gebürtiger West-Berliner und lebe heute immer noch dort. Es brauchte Reisen durch über 80 Länder, um Berlin schätzen zu lernen. Inzwischen gehen mir allerdings andere Aspekte der Stadt auf die Nerven.

Haben dich deine Eltern musikalisch geprägt?

 

Nicht direkt. Ich bin, soviel ich weiß, der einzige Musiker in meiner Familie. Meine Eltern haben mit meinem Bruder und mir zusammen in unserer Kindheit oft längere Reisen per Auto unternommen. Auf diesen war die Musik, die im Autoradio lief und die ich später mit bestimmte, wahrscheinlich sehr einflussreich für meinen späteren musikalischen Weg. Die Beatles waren da sehr weit vorne.

Dein Name 'Nader' bedeutet 'selten, rar, kostbar' und stammt aus dem arabischen (mit persischem Ursprung). Wie bist du zu diesem außergewöhnlichen Namen gekommen?
 

 

Mein Vater gab ihn mir. Er ist im Irak geboren und aufgewachsen.

Hast du Geschwister?
 

 

Ich habe einen älteren Bruder und zwei ältere Halb-Geschwister väterlicherseits.

Welche Musik hast du als Teenager gehört?

 

Mit sechs ‚The Beatles‘. Mit zwölf die progressiven Anfänge von ‚Genesis‘ aus den 1970er Jahren. Nach einer halbjährigen pubertären Trittbrettphase von Geschmacksverirrung, in der aktuelle One Hit "Wunder" meine Gehörgänge besudelten, stieß ich auf Rockabilly Music, die ich daraufhin verschlang. Ihre Wurzeln, der Blues und das, was sich daraus entwickelte erweiterte meinen musikalischen Wissensschatz dann bis heute.

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

Mit zwölf hast du angefangen Schlagzeug zu spielen. Mit 16 warst du Sänger und Gitarrist einer Rockabilly Band. Ab wann war dir klar, dass du dein Leben der Musik widmen möchtest? 

 

Mit zwölf war mir klar, was ich am liebsten tue. Mit 15 war ich bereits so rebellisch, dass es für mich nicht mehr in Frage kam, je etwas zu tun, was mir keinen Spaß bereiten würde. Trotz dem Versuch "des Systems", mir weiß zu machen, dass das "brotlose Kunst" sei, wich ich nie mehr davon ab.

Wann begann die Zeit des Sänger/Songwriters für dich?

Mit dem Schreiben erster Songs, also mit 15. Das Genre "Singer/Songwriter" betrat ich wahrscheinlich in dem Moment, in dem ich Songs an der Akustik Gitarre zu singen begann. Also mit 18 oder 19. Davor hatte ich bereits Songs geschrieben, sang sie aber, während ich Schlagzeug spielte.

Du wurdest im Jahr 2000 als bester Sänger ausgezeichnet. Was bedeutet dir das Instrument 'Stimme'?
 

 

Es ist das einzige Instrument, dass neben Rhythmus und Harmonie auch sprachlichen Inhalt zu transportieren vermag.

Deine Zeit bei Nena - wie kam es dazu?

Sie war zufällig anwesend, als ich einen kurzen Gastauftritt bei einem Clubkonzert ihres damaligen Bassisten hatte. Ich war damals musikalisch zu sehr vielen Zeiten an sehr vielen Orten, bis es zur richtigen Zeit der richtige Ort war.

Wie lange warst du mit Nena als Live- und Studiomusiker unterwegs?
 

 

Bisher sind es 13 Jahre.

Du hast auch in dieser Zeit komponiert?
 

 

Ich habe einige Songs mitgeschrieben, ja.

 

Auch für TV Produktionen hast du die Soundtrack Musik geliefert. Welche Filme waren das? 

 

Ich hab einen Teil der Musik des Christoph Schlingensief-Filmes "Die Piloten" komponiert und produziert. Für TV Serien habe ich auch geschrieben und produziert.

Deine Zeit bei 'The Voice of Germany' - eine wichtige Erfahrung für dich?
 

 

Die Erfahrung war nicht sonderlich lehrreich, weil für mich nichts sonderlich Neues passierte. Der Zweck der Sache war wichtig, und zwar die Serie als effektive Promoplattform zu nutzen. Der "Ruhm" danach war interessant, aber mir war die kurze Halbwertzeit der Treue der Mainstream TV-Konsumenten vorher schon durchaus bewusst, weswegen ich mir da keine Illusionen machte. Wirklich fruchtbar war und ist es, darauf aufzubauen, in dem man hart arbeitet.

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

Im Jahre 2010 hast du deine Band 'Les Blaque Pearlz' gegründet. Wie kam es zu diesem Namen?

 

Die Idee zu dem Projekt entstand auf einem Schiff in der Karibik, wo ich drei Monate lang in der Schiffsbar für diese Verhältnisse ziemlich coole Musik spielte. Anstatt das übliche Tanzmusikprogramm abzuleiern, spielte ich viel Rockabilly und Folk.

Wie ist das Projekt zur Band entstanden?
 

 

Es ist nur live eine Band. Im Prinzip sind 'Les Blaque Pearlz' auch mein Solo Projekt, da ich die Musik allein schreibe und produziere. Nur ist die Musik dieses Projektes anders, als die meiner Solo-Platte. Ich mag sehr viel, sehr unterschiedliche Musik. Am liebsten würde ich zehn verschiedene Projekte fahren. Um das live umzusetzen bezahle ich Musiker.

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

Wie würdest du deine Musik beschreiben?

 

Ich versuche Musik zu schreiben, die mich nicht langweilt. Viele auch gute Songs sind sehr, sehr vorausschaubar. Wenn der Song vom Vibe lebt, von einer Spannung und Atmosphäre, dann kann das großartig sein. Oft aber - besonders in der Top Ten Radio Landschaft - langweilt mich die Musik zu Tode.

Bist du ein melancholischer Mensch?
 

 

Ja, aber ich liebe das Leben und sehe zum Glück auch in Leid immer sehr großes Potential für Wachstum und daraus resultierendes Glück.

Verarbeitest du in deiner Musik und in deinen Texten persönlich Erlebtes?
 

 

Selbstverständlich.

Wenn du auf Tour bist - Was erwartet die Zuschauer auf deinen Konzerten?
 

 

Ehrlich dargebotene, gute Musik. Und mich, eine Mischung aus Adonis, dem Hulk und Frank Sinatra...HAHAHA!

Wie wichtig sind dir die Nähe und die Interaktion mit den Zuschauern, deinen Fans?
 

 

Ich spiele gern in kleinen Venues, weil die Intimität zwischen dem Publikum und mir die Möglichkeit für einen Austausch - sowohl während der Show, als auch danach - größer macht.
Auch große Shows können ihren Charme haben, aber ich sehe beim Spielen lieber in die Augen von Individuen, als auf die Köpfe von Massen.

Wo wohnst du?
 

 

In Berlin. Und wenn ich woanders bin in Hotels oder meinem Bus.

Hast du ein Lebensmotto?
 

 

Viele. Mein Lieblingsmotto zurzeit:
Folge deinem Herzen... nicht wegen dem, was du kriegen wirst, sondern wegen dem, zu dem du heranwächst.

Ein Lieblingssong?
 

 

Viele. Lange war es tatsächlich ein Song, den ich aufgrund der ganzen Erfahrungen, deren Soundtrack dieser Song war, favorisierte. Das ist "Nutshell" von Alice in Chains.

Ein Lieblingshobby ...  Eine Leidenschaft ...
 

 

Ich surfe inzwischen leidenschaftlich gern (Wellenreiten) und habe dieses Jahr mit Skydiving begonnen. Zurzeit denke ich an kaum etwas anderes.

Wie findest du Stuttgart?
 

 

Ganz nett. Zurzeit zieht es mich aber mehr nach Süd-Westen. Da ist das Wetter auch besser, als im Norden, aber es ist näher an der Atlantik-Küste. 

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

Gefällt dir, als Herzensmensch, der Tango Argentino? Der Tanz, die Musik? 

 

Ich bin kein guter Tänzer. Die Musik ist teilweise sicher großartig. Diese Art zu tanzen wirkt auch sehr erotisch motiviert auf mich.

Magst du die Musik des Astor Piazzolla?
 

 

Was ich davon so finde gefällt mir gut.

Welchen Musiker hättest du gerne kennengelernt oder über welche musikalische Begegnung bist du besonders glücklich?
 

 

Ich hab schon einige "große" Musiker getroffen. Ich hab Dimebag Darrel mal die Hand gegeben, bevor er zwei Jahre später erschossen wurde. Eine meiner Lieblingsbands „Blackberry Smoke" habe ich auch kennengelernt. Mit Jim Morrison hätte ich gern gefeiert. Mit Björk würde ich gern musizieren. Mit Sinatra würde ich auch gern einen trinken. 

 

Ein Wunsch .. 

 

Glück und Frieden für alle Wesen. Und einen Bourbon bitte.

 

 

 

Tambolydesign.com

 

 Vielen Dank Nader. Alles Liebe!  

 

 

 

 

 

 

 

 

'Ich achte immer darauf, dass ich Worte benutze die fließen'  

Nico Suave  

 

Foto: Marion Graeber

 

 

Mitte der Neunziger, als Menden mit seinen 60.000 Einwohnern für den lebenshungrigen Rapper viel zu eng wurde, folgte Nico Suave dem Ruf seines Freundes Dendemann, den es schon vor ihm in die nordische Metropole verschlagen hatte. In Hamburg stolperte er mitten rein in das, was der Sound der Stunde, die Jugendkultur Nr. 1 war: Hip Hop. Rappen ist die Eintrrittskarte in eine neue Welt. Doch auch andere Projekte reizen ihn. Für das Goethe Institut bereiste er die Welt, trat an Deutschen Schulen auf, gab Workshops. Von Kanada bis Malaysia, von Island bis Afrika. Nico Suave hat nicht nur Freunde, sondern auch sich selbst gefunden.

Nun meldet er sich zurück - mit einem neuen Album, neuem Sound, neuem Selbstbewusstsein. Zusammen mit Featuregästen, wie Xavier Naidoo, Samy Deluxe oder Flo Mega präsentiert er mit "Unvergesslich" ein Album, das modern und doch zeitlos klingt.  

 

 

Im Gespräch mit Nico Suave 

von Marion Graeber

24. März 2015

 

Hat die Musik schon immer eine wichtige Rolle in deinem Leben gespielt?

 

Meine Eltern haben sehr viel Musik gehört. Speziell mein Vater war sehr an Musik interessiert. Alle Genres. Außer Schlager. Die Beatles, die Rolling Stones - die liefen bei uns rauf und runter. Meine Eltern haben mich auch mal mitgenommen zu einem Genesis Konzert. Das fand ich recht krass.

Mit 12 Jahren wurde das mit der Musik dann intensiver. Da hab ich mich so auf den Rap eingeschossen. Bin in Discos gegangen, hab Leute kennen gelernt und schon bald den richtigen Rap geschmeckt. Das war dann so mit 13. Da fing das an. Da hab ich das inhaliert. Das ganze Thema ist dann immer mehr gewachsen. Irgendwann gab es neben dem englischen Rap auch den deutschen Rap, da haben mein Zwillingsbruder und ich gedacht – das wollen wir auch.

 

Ist es angesagt in der deutschen Sprache zu singen?

 

Englisch wollten wir nicht. Wir haben schnell gemerkt, auf Deutsch geht das auch.

 

Kann man auf diese Weise die Message besser rüberbringen?

 

Klar, man kann verständlich sein. Ich glaube darüber hinaus, dass sich die deutsche Musik extrem gut weiterentwickelt hat. Viele haben begriffen, dass es schön ist deutsche Texte zu singen. Deutsch ist zwar eine harte Sprache, aber wenn du dich damit auseinandersetzt, weißt du, wie die Worte fließen. Ich achte immer darauf, dass ich Worte benutze, die fließen. Dass die Texte und die Art der Performance eins sind mit der Musik. Ich finde es wichtig, dass man die deutsche Musik so breit wie möglich anbietet.

 

Wann hast du deine ersten Texte geschrieben?

 

So mit 16/17 Jahren. Wir waren früher jeden Tag im Jugendzentrum. Dort wurde Musik gefördert. Wir haben auch schon bald kleine Tourneen durch die benachbarten Jugendzentren gemacht.

 

Wie ist dein neues, aktuelles Album entstanden?

 

Ich hab die vergangenen Jahre Songs gesammelt. Eine Collage an Liedern. Der erste Song, den wir rausgegeben haben war „Gedicht“ mit Flow Mega. Danach kam „Danke“. Dieses Lied hat sich dann schnell über die Hip Hop Szene hinaus verbreitet. Auch über die Performance mit Xavier Naidoo.

 

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Xavier Naidoo?

 

Er hat so ne Aftershow Party in Hamburg gemacht. Im Restaurant von Tim Mälzer. Da finden Geheimkonzerte statt. Xavier kam in meine Show und hat die letzten fünf Songs gehört. Danach hat er mich angesprochen mit einem „He, ruf mich an“. Lacht.

 

Beide habt ihr eine besondere Verbindung zum Vater?

 

Bestimmt. Es ist aber auch ein Zusammenspiel aus vielen Bereichen. Aber es war mir schon schnell klar, wenn, dann muss Xavier bei „Danke“ mit drauf.

 

Du warst im vergangenen Jahr mit auf Xavier Naidoos Tour "hört, hört" ...

 

Ja, das war eine krasse Erfahrung. In Berlin haben wir beispielsweise vor über 20.000 Leuten gespielt. Ich spiele aber auch viel und gerne in kleineren Clubs. Das ist eigentlich auch das Umfeld, wo ich mich gerne bewege.

 

Ist es im Club, vor kleinem Publikum schöner?

 

Doch. Ja. Ich persönlich mag das lieber. Bei den großen Bühnen, da hast du so einen Graben zwischen der Crowd und dem Musiker. Das sind gut zwei bis drei Meter – da ist‘s schwierig eine Beziehung aufzubauen. Ich mag das, wenn Leute direkt am Bühnenrand stehen, nah bei mir. Ich bin sowieso ein Typ, der die Nähe zum Publikum sucht. Bin einer von ihnen. Ich kann schon von mir sagen, dass ich geerdet bin. Bin auch Familienvater.

 

Was bedeutet dir Familie? 

 

Familie bedeutet alles für mich. Das war schon so, als ich selbst Kind war. Gut, als heranwachsender Typ vergisst du das mal kurz, gehst deinen eigenen Weg. Aber jetzt, da ich selbst Familie habe, merke ich noch mehr, was Familie wirklich bedeutet.

 

Du hattest auch eine Zeit, in der du für das Goethe Institut unterwegs warst. Was hast du für Erfahrungen gemacht?

 

Ich hab Workshops an vielen Plätzen der Welt gegeben. Hab somit für den Ausgleich zum stupiden Deutschunterricht gesorgt. Lacht. Mit den Kids hab ich Texte geschrieben und teilweise auch vorgetragen. Auch Konzerte hab ich in der Zeit veranstaltet.

Klar, ich hätte auch ins Studio zum Arbeiten gehen können, aber das war so eine neue Welt die sich mir da aufgetan hat. Ich mach das immer noch. Ist ein krasser Ausgleich zum Musikerdasein. Gerade der Kontakt mit anderen Menschen und Kulturen reizt. Du gehst in Viertel, kommst mit Einheimischen in Kontakt. Das ist teilweise sehr emotional. Man merkt auch, wenn man in anderen Ländern unterwegs ist, wie gut wir es in Deutschland doch haben.

 

Schärft das den Blick für soziales Engagement?

 

Ja, auf jeden Fall. Ich engagiere mich als Coach bei Samy Deluxe Kids.

 

Der Sound auf deinem neuen Album titulierst du als zeitlos

 

Ich glaube, ich habe es mit dem Album ein bisschen geschafft, dass man die Platte vielleicht auch in 20 Jahren noch hören kann. Man hätte sie auch vor 20 Jahren hören können. Es sind Soul und Rock Einflüsse drauf. Es ist Vintage und doch modern. Aber das hat sich wie von allein während der Produktion so ergeben.

 

 

Was sagt dir Tango und Jazz?

 

Tango - also einen Tanzkurs hab ich nie belegt. Tanzperformance – da bin ich ganz weit von weg.

Jazz allerdings hat mich schon früher begleitet. Der Jazz ist eine Musikform, die auch im Hip Hop fest verankert ist. Wir sampeln, klauen und bauen neu zusammen. Man kommt an Jazz nicht vorbei.

 

Ihr bedient euch also am Jazz?

 

Wenn du dich mal intensiv mit dem amerikanischen Rap beschäftigst. Auch mit dem deutschen Rap – wir bedienen uns massiv am Jazz.

 

Hast du ein Lebensmotto?

 

Och, weiß nicht. Lebe jeden Tag als wär es dein letzter.

  

Ein Wunsch

 

Ich glaube für die Welt wünsch ich mir weniger Scheuklappen. Mehr Zusammenhalt. Mehr Frieden. Hört sich plakativ an, ist aber so. Die Kulturen sollten viel offener miteinander umgehen.

 

 

Lieben Dank für das Interview Nico. Alles Gute. 

 

 

 

 

‚Es ist wie ein Traum. Man spielt die Hauptrolle im Film seines eigenen Lebens und man ist selbst der Regisseur‘

Guido Dieteren

 

 

Foto: Guy van Grinsven

 

 

Guido Dieteren ist in Holland ein absoluter Superstar. Sieben Platin- und drei Goldene Platten sprechen für sich. Schon heute wird er als moderner Nachfolger von James Last gehandelt. Seine Tourneen führen ihn und sein Orchester in die USA, nach Kanada und China. Guido's Orchestra spielt seine Live Performances vor einem Millionenpublikum. Er stand bereits mit Künslern, wie beispielsweise Lionel Richie, Diana Ross, Andrea Bocelli, Petula Clark, DJ Afro Jack, Elvis Costello und Helmut Lotti gemeinsam auf der Bühne.  

Bevor er sein eigenes Orchester gründete war er erster Geiger bei André Rieu.

 

Guido Dieteren wuchs mit Musik auf. Er ist in fünfter Generation Orchesterleiter. Sein Stammbaum führt zurück nach Aachen und zu Karl dem Großen. Seine Frau Wendy ist die Solistin in seinem Orchester. Er hat zwei kleine Töchter. Mit seiner Familie wohnt er heute in der Nähe von Aachen. Hier hat er seine Basis. Und von hier geht er auf Konzertreisen. 

 

Im Gespräch mit Guido Dieteren 

von Marion Graeber

13. März 2015

 

Sind Sie viel unterwegs. Wie gestaltet sich Ihr Alltag?

 

Wir sind mit unserer Musik ständig unterwegs. Lacht. Das klappt ganz wunderbar und die Karriere geht in Richtung Weltspitze. Wir arbeiten hart. Bis zu 80 Stunden die Woche. Aber es lohnt sich.

 

Wie vereinen Sie die Musik und Ihre Familie?

 

Meine Frau Wendy und ich haben zwei kleine Kinder. Die Kinder sind für uns das Allerwichtigste. Unsere Mädchen sind ein und drei Jahre alt.

Lacht. Ich hätte nie gedacht, dass Kindererziehung so schwer ist. Kindererziehung ist schwieriger als ein Orchester zu leiten.

 

Sind Ihre Kinder auch Teil Ihres Musikerlebens?

 

Ja. Unsere Mädchen reisen oft mit. Wir achten immer darauf, dass unsere Kinder glücklich sind. Auch auf der Tour.

Und wenn es sich abzeichnet, dass wir zu viel mit dem Flugzeug und dem Bus unterwegs sein werden, dann bleiben die Kinder zuhause. In der Obhut der Großfamilie. Die Belastung wäre zu groß.

Ohne die Hilfe unserer Familien würde dieses Leben nicht funktionieren. Die Großeltern sind immer da für die Kinder. Meine Mutter arbeitet im Büro und die Schwiegereltern wohnen auch in unserer Nähe. Ein Kind muss ein Kind sein. Die soziale Umgebung muss stimmen und man kann Kinder da nicht immer raus nehmen. Musikalisch ist man halt oft ein Zigeuner.

 

Was ist Ihnen wichtig?

 

Die Kinder müssen glücklich sein, das ist das Wichtigste.

 

Wie viel Zeit haben Sie für die Familie?

 

Ich versuche jeden Morgen die erste Stunde zuhause zu arbeiten, also nicht im Büro. Wir frühstücken dann auch gemeinsam. Am Abend versuche ich immer zum Abendessen mit der Familie zuhause zu sein. Das bedeutet Energie und Bodenständigkeit.

 

Sie leiten ein ganzes Orchester. Wie sieht das zuhause aus?

 

Zuhause spiele ich die zweite Geige. Lacht.

 

Ihre Frau hat Ihnen auf der Bühne einen Heiratsantrag gemacht 

 

Meine Frau hat mir den Heiratsantrag gemacht zu ‚One hand - One heart‘ aus der Westside Story. Sie kam mit einer roten Rose auf die Bühne. Das ganze Theater ist explodiert. Das war richtig schön und romantisch.

 

Wie kann man sich ein Konzert mit Guido’s Orchestra vorstellen?

 

Wenn man 1 Stunde 40 seriöse Musik macht, ist es so wichtig, auch Humor einzubringen. Wir möchten Energien in unseren Konzerten freisetzen. Da muss es mal ruhig und andächtig sein - mit Gänsehautfeeling. Aber es muss auch Partystimmung aufkommen. Lachen und Weinen – das muss Hand in Hand gehen. Emotionen sind wichtig. Das ist wie in einem Restaurant, bei einem guten Essen. Die Abwechslung macht‘s.

 

Wie reagiert das Publikum?

 

Das Publikum heutzutage ist ein ‚Zapping Audience‘, wie wir sagen. Man muss ständig neue Impulse setzen. Der Kontrast zwischen Groß und Klein, Dick und Dünn, Schwarz und Weiß – das ist wichtig für ein Konzert und eine Show.

Ich möchte auch nicht, dass das Publikum das Gefühl hat, ganz nervös auf den Stühlen sitzen zu müssen. Ich möchte, dass sie relaxen können. Sie sind ein Teil des Konzerts. Ich freu mich auch, wenn sie mitmachen. Aufstehen und Tanzen – ich finde das ganz wunderbar.

 

Sie treffen bei Ihren Konzerten auf ganz unterschiedliche Menschen

 

Ich finde es außerordentlich interessant, wie die Kulturen so unterschiedlich reagieren. Wir waren kürzlich in China. Das Publikum dort klatscht nach den Stücken nur ganz kurz. Man ertappt sich bei den Gedanken, ob die Stücke eventuell nicht gefallen. Doch am Ende des Konzerts gehen sie total aus sich heraus. Tanzen vor der Bühne – wie bei einem Popkonzert.

In Wien oder Salzburg hingegen gibt es keine Standing Ovations. In Holland steht das Publikum sehr oft auf. Es ist schön zu spüren, wie unterschiedlich Menschen sind.

 

Wie stellen Sie sich auf die unterschiedlichen Kulturen ein?

 

Man muss sich immer bewusst sein, dass man in fremden Ländern zu Gast ist. Man möchte den Menschen mit Respekt entgegentreten. Wenn ich in Texas spiele, spiele ich auch Country. In China traditionelle chinesische Stücke. Ein paar Sätze in der einheimischen Sprache spreche ich auch. Ich möchte meinem Publikum zeigen, dass ich dankbar bin hier sein zu dürfen.

Es ist wie ein Traum. Man spielt die Hauptrolle im Film seines eigenen Lebens und man ist selbst der Regisseur.

Ich habe ein ganz interessantes Leben. Lacht.

 

Stehen Sie dem Leben grundsätzlich positiv gegenüber?

 

Das Leben geht nur über die Gefühle. Das Leben funktionier tnur über die Liebe. Liebe ist die Navigation.

Mein Glas ist halb voll – ich fokussiere mich auf die guten Dinge im Leben. Auf diese Weise bekommt man auch Gutes vom Leben zurück. Umso liebevoller man ist, desto liebevoller ist die Welt.

Ich hatte kein Geld, kein Orchester – ohne positive Energie schafft man es nicht. Ich bedanke mich jeden Morgen und jeden Abend für die schönen Dinge in meinem Leben.

 

 

 

Foto: Loe Beerens

 

 

 

 

Wie ist das, Leben und Arbeit mit dem Partner zu teilen?

 

Die Musik geht natürlich zuhause weiter. Aber wir haben ein schönes Haus und Wendy hat ein eigenes Übungsstudio und ich habe ebenso meinen Platz. Beim Konzert haben wir unsere eigenen Umkleiden. Sie hat ihren Raum und ich hab meinen Raum. Und das auch im übertragenen Sinne. Sie muss glücklich sein und ich auch. Dann kann man zusammen glücklich sein. Das ist wichtig.

Meine Frau ist meine Muse und mein bester Freund.

 

Sie geben sich Freiräume

 

Man muss sich gegenseitig Chancen geben. Man muss dem Partner die Chancen geben sich zu entwickeln, um auch ein Stück eigenes Leben leben zu können.

 

Ihre Frau ist Sängerin

 

Sie ist die Stimme, die ich nicht habe. Als Kind habe ich immer gesagt, ich werde Dirigent, Sänger und Geiger. Doch als Kind hatte ich Heuschnupfen und ich musste meine Gesangskarriere vergessen. Wendy ist dieStimme, die ich nicht habe. Sie berührt mich bei jedem Konzert.

 

Geben Sie sich gegenseitig Kraft?

 

Wenn es einem von uns bei einer Aufführung nicht gut geht spüren wir das. Dann stehen wir ganz eng beisammen und geben uns dadurch Kraft.

 

Wann wussten Sie, dass Ihr Leben von Musik geprägt sein sollte?

 

Ich wusste schon ab meinem dritten Lebensjahr, dass die Musik auch eine große Rolle in meinem Leben spielen sollte. Mein Großvater und mein Vater, waren beide Dirigenten.

Ich habe als Kind Fantasiearien gesungen. Lacht. Als ich vier Jahre alt war hat es dann gefunkt mit der Geige.  Wir standen eines Tages vor einem Musikgeschäft in Aachen. Da sah ich sie, diese hübsche, kleine Geige. Ich war auf einen Schlag verliebt. Mein Vater hat mir die Geige dann gekauft.

 

Woher bekommen Sie Ihre Inspiration?

 

Ich laufe durch die Stadt und bekomme eine Idee. Ich sehe einen Dokumentarfilm und es fällt mir dazu etwas ein. Man spürt eine Energie, die größer ist als man selbst. Die Inspiration kann kommen, wenn man durch die Natur spaziert, ein Buch liest, wenn das Kind lächelt, wenn man einen Groove im Radio hört. Man kann den kompositorischen flow nicht erzwingen. Der kommt, oder er kommt nicht.

 

Wie lange ist der Weg zu einem Musikstück?

 

Eine gute Komposition schreibt man oft in einigen Minuten. Die Ausarbeitung hingegen ist ein langer Prozess.

 

Ihre Musik ist eine Mischung aus Klassik und Pop - Crossover?

 

Ja, Klassik mit Pop und Pop mit Klassik. Ich spiele damit wie ein Maler. Man hat ganz viele Farben.

 

 

Foto: Loe Beerens

 

 

 

Ein Stichwort: Mozart

 

Wenn Mozart heute leben würde, wäre er  Filmkomponist, DJ oder Jazzmusiker.

 

Astor Piazzolla

 

Er ist ein Gott. Wahnsinn. Der Mann war seiner Zeit weit voraus. Einen guten Tango zu spielen, das ist so schwierig. Ich versuche gerade einen Crossover-Tango zu schreiben. Ich studiere die großen Künstler. Man kann so viel von ihnen lernen.

 

Mögen Sie Jazz?

 

Ja. Jazz finde ich auch wahnsinnig toll. Nur mit dem FreestyleJazz hab ich meine Probleme. Es sind zu viele Noten und es geht nicht mehr um das einfache Gefühl. Ich habe größten Respekt für Jazzkünstler.

 

Tanzen Sie?

 

Ich tanze, aber ich bin kein Top-Tänzer. Meine Frau lacht, um ehrlich zu sein. Sie ist die viel bessere Tänzerin. In einer Show habe ich mal Salsa getanzt. Aber ich muss feststellen, meine Finger sind gelenkiger als meine Beine. Aber ich finde es sehr romantisch zu tanzen.

 

Ihr Lebensmotto  

 

Carpe Diem – Ich lebe jetzt und mache das, was ich im Moment fühle.

 

Ein Wunsch

 

Dass ich die Herzen des deutschen Publikums erreiche. Ich habe eine tiefe Freundschaft zu einer Familie nach Nürnberg. Seit über 40Jahren. Ich fühle mich so wohl. Ich mag den Respekt, den die Deutschen der Kultur und der Kunst entgegenbringen.

 

Ein Schlusssatz

 

In Holland bin ich Musiker. In Deutschland bin ich Künstler.

 

 

 

 

 

 

Lieben Dank Guido Dieteren. Alles Gute für Sie und Ihre Familie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

'Mich inspirieren die Menschen' 

Ida Gard

 

 

Foto: Deborah Lopez

 

 

 

Im Gespräch mit Ida Gard in Stuttgart

von Marion Graeber

29. November 2014

 

Sympathisch und zielstrebig geht Ida Gard ihren ganz eigenen Weg. „Ich sehe mich als Singer/Songwriter. Mehr noch als Songwriter“, lächelt sie sanft. So sind es die Menschen die für die Inspiration der jungen Dänin sorgen. „Mich interessieren die Geschichten der Menschen. Diese Geschichten möchte ich in meinen Songs verarbeiten“, fährt sie fort.

 

In Dänemark aufgewachsen führte sie ein behütetes Leben. Musik spielte schon früh eine Rolle. Gitarre- und Klavierspielen hat sie sich auf autodidaktischem Wege beigebracht. „Schon mit 13 hat man mich gefragt, was ich mal werden möchte“, lacht sie. Und weiter: „Meine Antwort darauf war natürlich - Sängerin“. Was sich für viele wie eine kindliche Fantasie anhörte war und wurde für Ida Lebensmittelpunkt.   

 

Als 22jährige gewann sie einen renommierten Radio-Wettbewerb und legte einen Schnellstart ins Musikbusiness hin. Doch einen angebotenen Major-Label Deal lehnte sie ab. Frei sein, eigene Wege gehen, das ist es was die Musikerin möchte.

So ist Ida Gard in Dänemark ein aufgehender Stern. Ihre Erfolge lesen sich gut: Top 10 der iTunes Charts in der Releasewoche, regelmäßige Airplays im dänischen Radio, eine Nominierung für das beste „Independent Pop Album weltweit“, zahlreiche 5-Sterne Plattenkritiken, sowie ein Feature des Titels „Nothing’s Wrong Song“ bei der dänischen Version von „The X Factor“. Ein kleiner Auszug für ihr Debütwerk „Knees, Feet  The Parts We Dont’t Speak Of“.

 

Ob auf dem SPOT Festival, einer kulturellen Arbeit mit dänischen Künstlern zur Präsentation von Songs von Flüchtlingen aus Bosnien, Syrien, Palästina und dem Iran, als Support für die Folk-Rock-Legende Bob Dylan oder im Vorprogramm von Gregor Meyle – Ida Gard fühlt sich und ihren musikalischen Weg.  

Ihre Songs gehen tief. Sie handeln beispielsweise von Alkoholproblemen, von einer Beziehung und einer Liebe zu einem Musiker, von Prostituierten, aber auch von ihrer eigenen Frisur oder von ihren Füssen.

 

So sind die Songs wie die Künstlerin selbst – authentisch.

 

 

 

Lieben Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit dem neuen Album 'Doors' 

 

 

 

 

 

'Der Magic Moment ist in der Musik das Wichtigste'  

Gregor Meyle 

 

 

Foto: Sebastian Sach

 

 

 

Gregor Meyle schenkt seinem Publikum unvergessliche Momente. Er singt über Bescheidenheit, Neugier und Perspektivenwechsel. Wundervolle musikalische Augenblicke voller Bilder und Emotionen. Immer intensiv und intim verzaubert Meyle sein Publikum mit musikalischer Brillanz und purem Entertainment. Auf der Bühne gibt’s das Leben durch seine Brille betrachtet. Dazu persönliche Geschichten zur Entstehung seiner Songs. Er sinniert über all das, was für ihn in der Welt gut und auch schief läuft.  

 

Wer Gregor Meyle schon einmal live erlebt hat, weiß, es gibt keine inszenierte Bühnenversion. Sein Auftritt ist hundert Prozent Gregor Meyle und dazu gehört auf alle Fälle auch die Interaktion mit seiner Band und dem Publikum. Manchmal kocht er sogar auf der Bühne für die Zuhörer den „besten“ Cappuccino.

 

"Gregor Meyle ist für mich einer der größten Entdeckungen der letzten zehn Jahre", sagt Xavier Naidoo.   

 

 

 

Interview mit Gregor Meyle 

von Marion Graeber

08. Juni 2014

 

 

Wie wichtig ist dir die Nähe zum Publikum?  

 

Wir sind immer so nah dran am Publikum. Ich komm ja von der Kleinkunst. Haben im Schnitt immer so 100 bis 120 Leute auf den Konzerten gehabt und 100 Konzerte im Jahr gespielt.  

Wir sind früher immer zu zweit oder zu dritt unterwegs gewesen. Jetzt haben wir eine komplette Band am Start. Sehr beeindruckend, was das für Musiker sind.  

 

Wie charakterisierst du deine Musik?

 

Das ist eine schwierige Frage. Ich bin Singer/Songwriter. Ich möchte immer einen kompletten Song schreiben, der einen Vers hat,  der einen auf eine Reise mit nimmt. Da ist mir die Musik genauso wichtig - fast wichtiger - als der Text.  Der Text ist für mich so die Geschichte des Songs, oder der Charakter ...  und die Musik ist die komplette Filmmusik drum herum.  

Die Filmmusik hat man immer im Kopf auch wenn man nicht mehr genau weiß, was im Film eigentlich passiert ist. So sehe ich das für mich auch. Dieses Songwriting mit einem kompletten Programm, das ist nicht mehr ganz so modern, aber auf  Platz 5 hat es in Deutschland trotzdem gereicht. Das ist ja schon mal nicht schlecht. (Lacht).

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

  

Die Texte sind sehr tief und gehaltvoll…

 

Für mich sind meine Texte auch da, um mich selbst zu ermuntern. Ich verarbeite damit beispielsweise, wenn es meinen Freunden nicht so gut geht. Oder die Dinge, die so in meinem Umfeld passieren. Ich halt mich jetzt nicht so für mega poetisch. Ich schreib halt meine Songs und der Text darf nicht von der Musik ablenken. Am Schönsten ist es, wenn man Text und Musik gleichzeitig versteht.  

Jeder Zuhörer versteht und hört etwas anderes und hat dazu dann seine eigene Geschichte. Jeder hat so sein Päckchen zu tragen. Es ist mir sehr wichtig, dass man nicht jedem erklären muss, warum man jetzt ein Lied so geschrieben hat, wie man es eben geschrieben hat. Jeder hat seine Geschichte mit den Songs und das ist echt schön.

 

Jeder der die Songs hört, soll diese für sich aufnehmen, verarbeiten, genießen?

 

Ja, genau. Jeder kann und darf. Jeder hört es wie er es will und ich schreib es so wie ich es will. (Lacht).

 

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

Muss man ein melancholischer Mensch, ein Gemütsmensch sein, um so eine Musik schreiben zu können?

 

Bei mir ist das so, dass ich im normalen Leben überhaupt nicht melancholisch bin und das in der Musik schon ein bisschen auslebe. Es sind jetzt nicht alle Songs melancholisch, aber man sollte schon – man kann ja auch Selbstmitleid dazu sagen – ich sag jetzt mal, man sollte eine leichte Exzentrik haben und einen Hang zur Poesie.

Man kann Dinge ja in verschiedenen Varianten sagen und es gibt Dinge, die ja auch extrem zweideutig sind. Bilder bauen, Metaphern benutzen um auf etwas hinzuweisen – das lieb ich. Mir ist es aber auch wichtig, nicht mit dem Zeigefinger anzukommen.  

 

In „Hier spricht dein Herz“ geht es beispielsweise darum, wie es der Titel schon sagt, dass dein Herz mit dir spricht, man aber die Kommunikation auch manchmal verliert. Wenn man aber sein Lächeln im Gesicht behält, wenn man mit sich im Reinen ist, wenn man lächelt, ist alles gut.

 

 

Foto: Sebastian Sach

 

 

 

Die Interaktion mit dem Publikum ist dir wichtig?

 

Ich liebe ja meinen Beruf. Und mein Job ist es, den Leuten einen schönen Abend zu bereiten. Das mach ich halt mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen. Da kann man jetzt beispielsweise ne  Lasershow machen oder einfach nur am Mikrophon stehen. Ich erzähl halt gern ein paar lustige Geschichten oder geh auf irgendwelche Themen ein. Die Leute sollen mal richtig gerührt worden sein, aber auch mal richtig gelacht haben. Wie in einem schönen Kinofilm.

 

Du machst ab und zu auch einen Cappuccino auf der Bühne?

 

Ja, das mach ich je nach dem wie nett die Leute sind. (Lacht herzlich). Ich hab immer so ne Cappuccino-Maschine, so einen Gaskocher und nen Aufschäumer dabei.  Kürzlich waren wir bei Antenne 1 in Stuttgart, da ist das alles ausgelaufen und hat sich schön über das Schlagzeug verteilt. Gerade im Sommer ist das eine sehr angenehme Sache. (Lacht).

 

Wenn man 200 Tage im Jahr unterwegs ist. Also, Musiker sind oftmals extreme Kaffeetrinker. Da ist ein vernünftiger Cappuccino viel wert.

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

 

Was bedeutet es dir gut zu essen?

 

Ich hab mir ja den VW Bus von Xavier (Naidoo) ausgeliehen. Den hab ich Xavier jetzt abgekauft. (Lacht).  Jetzt waren wir kürzlich ein paar Tage in Frankreich auf Campingplätzen, direkt am Meer. Man kann in Frankreich ja gut essen. Aber auch schlecht. Jedenfalls kann man in Frankreich super Lebensmittel einkaufen. Ganz frisch. Frischen Fisch beispielsweise. Und dann auf den Gaskocher… Ich bin so ein bisschen der Jamie Oliver. (Lacht).

 

Wie ist dein Verhältnis zum Kochen? Du hast ein Kochbuch geschrieben?

 

Es gibt zwei Kochbücher. Eins davon hab ich mit Sascha Wolter aus der Backnanger Stuben gemacht. Er ist Sternekoch. Wir haben uns ein Jahr lang an den Wochenenden getroffen und sind auch mal zusammen nach Sardinien geflogen. Dort haben wir gekocht und daran gearbeitet. Da stehen auch die Noten drin vom vorangegangenen Album. Die Noten kann man nachspielen. Mittlerweile hat es sich eingeschlichen, dass immer wenn wir ein Album machen, Kochrezepte mit veröffentlicht werden. Es ist also ein Songbook mit Kochrezepten. Und die Leute, die keine Noten lesen können, die können sich was kochen.  

 

Essen ist toll und kochen auch. Es ist schön, mit Freunden zusammen zu sitzen. Da nimmt man sich Zeit füreinander.

 

Was für einen Anlass musst du haben um eine gute Flasche Rotwein auf zu machen?  

 

Das ist ganz einfach. Man wird sich immer an den Tag, an dem man die Flasche geöffnet hat erinnern. Also ist der Tag, an dem du die Flasche auf machst, der Anlass.  

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

 

 

Ein Gedanke…  

 

Ich liebe meine Arbeit, aber ich genieße es auch Ruhe zu haben und Zeit mit meiner Familie zu verbringen. In der Toskana, mit der ganzen Familie. Der schönste Traum ist es, wie in der Werbung, die weiße Tischdecke und die ganze Familie gemeinsam zum Essen am Tisch. Und den ganzen Tag essen….(Lacht)

 

Sprichst du italienisch?

 

Ich hab viele sehr gute Freunde in Italien. Ich verstehe italienisch ganz gut. Zum Einkaufen reicht es. Sprechen, so halbwegs.

 

Foto: Sebastian Sach

 

 

Dein neues Album ‚New York – Stintino‘ wie ist dein Verhältnis zur Großstadt und wie zur Natur?

 

Wenn du es von der Musik her siehst. Also ich war jetzt das erste Mal in New York. Wann kannst du als Musiker aus Jagsthausen schon mal ein Album in New York aufnehmen? Wir waren nur exakt zwölf Stunden im Studio. Aber eben im Avatar Studio. Eine Woche zuvor hat Paul McCartney noch im selben Studio aufgenommen. Ist vor dem selben Mikrophon gestanden. Das ist einfach Wahnsinn. New York ist die große, weite Welt. Jeden Abend passiert Live Musik. Selbst in der U-Bahn. Du stehst da und hörst die Musiker mit ihren Gitarren. Die spielen so geil. Für ein paar Dollar.   

 

Foto: Sebastian Sach

 

 

 

New York – Stintino…

das ist so ein Widerspruch der auf dem Album mit drauf ist. Die große, weite Welt und die kleine, intime, schöne, mediterrane Welt. Stintino, das ist ein kleiner Ort auf Sardinien, wo du wahnsinnige Landschaften hast. Wenn du das Album aufklappst, siehst du den Meyle mit seiner Gitarre links auf einem Stein sitzen. Das ist original die Stelle, wo ich die Songs geschrieben hab. Das ist mein Plätzchen. Ich schau aufs Meer. … New York haben wir reingebastelt - für die Verbindung.


Bist du ein Naturmensch?

 

Ja, wenn du aus Jagsthausen kommst, da hast du das Jagsttal und die Natur. Unsere Gegend wird nicht umsonst die Toskana Süddeutschlands genannt. Es ist wirklich schön da. In der Natur kommst du halt wirklich zur Ruhe. Es ist wichtig, dass man so seine Inseln hat.

 

Lebensmotto

 

(Überlegt). Viele Dinge mit Humor nehmen. Ich bin ein absoluter Netzwerker...  Wenn Gelegenheit auf Bereitschaft trifft….  Man muss Glück haben, man darf sich aber auch für nichts zu schade sein.....  

 

 

Foto: Sebastian Sach

 

 


Wolltest du immer Musik machen?

 

Ich hab ja 13 Jahre lang einen anderen Job gemacht. Ich war quasi Dienstleister für Musiker. Hab mir das alles immer schön angeschaut. Wollte aber immer auch eigene Musik machen. Das hat ja dann im Jahre 2007 mit der Castingshow bei Stefan Raab super geklappt. Da durfte ich meine eigenen Songs vortragen. Von da an ging das los.

Die Langfristigkeit ist das Entscheidende. Wenn die Leute auch in zehn Jahren noch zum Konzert kommen wäre das ein Traum. Da arbeiten wir dran.

 

Tanzt du gerne?

 

Ich kann keinen Meter tanzen. Meine Mama war Tanzlehrerin in der Volkshochschule, aber ich hab mich immer hinter der Gitarre versteckt. Meine Füße machen immer was anderes wie der Rest vom Körper. Ich hab einen ganz lustigen Rhythmus. Mein linkes Bein macht immer einen anderen Rhythmus wie das Lied. Und wenn ich auf mein Bein schau, komm ich aus dem Konzept. (Lacht). Ich würde super gerne tanzen. Meine Freundin ist eine wahnsinnige Tänzerin. Aber für mich reicht es nur für zuhause.

 

 

Gregor Meyle mit Produzent Christian Lohr Foto: Sebastian Sach

 

 

 

Du hast beim Vox Format „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ teilgenommen. Was war aufregender seine eigenen Songs neu interpretiert zu hören, oder sich die Lieder der anderen Künstler eigen zu machen?

 

Beides. Ich hab mich auf jeden Abend, auf jeden Moment gefreut. Es ist einfach ein wahnsinniges Gefühl, wenn du von Superstars deine Songs interpretiert bekommst und auch die anderen Songs interpretieren darfst. Wir wollten die jeweils anderen ja auch immer überraschen und beeindrucken mit der Version, die wir uns ausgedacht haben. Das hat ja auch ganz toll funktioniert.

 

Der Live Charakter kam sehr gut rüber

 

Absolut. Ganz genau. Das waren ganz tolle Konzerte. Du machst keine Animation. Du singst den Song für die Leute, die ihn geschrieben haben. Das war sehr schön.

 

Wie war das Verhältnis zwischen euch Musikern?

 

Wahnsinn. Also, das ist erschreckend gewesen, dass uns das am Anfang so nicht abgekauft wurde. Auch als uns die Geschichte von Andreas (Gabalier) so berührt hat. .. Es ist schlimm, wenn man Authentizität nicht erkennen kann.

Ich fand es toll bei dem Format dabei gewesen zu sein. Es geht um Echtheit, um die Musik. Um echte Musik.

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

 

Was magst du an deutschen Songtexten?

 

Du verstehst halt den Text in dem Moment, wo auch die Musik spielt. Du musst es nicht erst im Kopf übersetzen. Das ist das Entscheidende. Das was der Mensch gleich versteht, kommt gleich als Message und als Gefühl an.

Ich lieb schon auch englische Musik. Meine ganzen Helden singen englische Texte. Aber ich hör gar nicht so sehr darauf. Ich liebe die Musik.

 

Ein Wunsch

 

Ein Wunsch ist, Musik und Familie unter einen Hut zu kriegen und auch eine Familie zu gründen.  

 

 

 

Lieben Dank für das herzliche Gespräch, Gregor. Wünsch dir alles Liebe.

 

 

 

 

'Ich tanze innerlich'

Roger Cicero 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

 

 

Sanft, gefühlvoll und tiefgründig – Roger Cicero berührt nicht nur mit seinen Liedtexten. Er berührt als Mann, als Sänger, als Entertainer. Er ist der Gentleman im Anzug und mit Hut. Mit seiner klaren Stimme war er es, der die Big Band Musik und den Swing in der deutschen Sprache salonfähig gemacht hat. Sein wohl wichtigster Song „Zieh die Schuh aus“,eröffnete ihm im Jahre 2006 eine wundervolle Welt und ist verantwortlich für seinen Karrierestart.

 

Seine Songs berühren und gehen unter die Haut. Sie zaubern ein Lächeln ins Gesicht und lassen auch so manche Träne kullern.  


 

Interview mit Roger Cicero 

von Marion Graeber

15. Mai 2014   

 

 

Mit „Was immer auch kommt“ haben Sie aktuell Ihr fünftes Album veröffentlicht. Gerade bei diesem Album hat man das Gefühl Ihnen persönlich sehr nahe zu kommen.

 

Ja, das stimmt.

 

Sie beschreiben das Leben, Lebenssituationen… auch Ihre eigenen. Wie schwer oder leicht war es so ein persönliches Album zu produzieren?

 

Es ist auf der einen Seite relativ leicht. Aus dem Grund, weil man muss sich nicht viele Gedanken über Situationen machen, sich nicht künstlich in sie hinein versetzen. Man fragt sich einfach nur, wie hat sich das angefühlt und wie war‘s. Das ist der leichte Part.

Diese Haltung dann auch tatsächlich in den Texten widerzuspiegeln, das ist der schwere Part. Gerade mit der deutschen Sprache ist das einfach extrem. Das ist Fluch und Segen zugleich. Denn man kann sich äußerst genau ausdrücken und muss dies auch tun. Das ist nicht immer leicht.   

 

Foto: Mathias Bothor


Inwiefern helfen Ihnen die Songs (die Texte) bei Ihrem Blick auf das Leben?

 

Gerade wegen dieser intensiven Auseinandersetzung ist das natürlich eine sehr große Hilfe. Man ist so zu sagen gezwungen sich über einige Sachen klar zu werden. Sie immer wieder zu hinterfragen. Das ist eine Sache, die ich als Mensch sehr häufig tue. Im Grunde genommen eine ganz gute Eigenschaft, wenn man es nicht übertreibt.

 

Möchten Sie dies auch Ihren Hörern vermitteln? Dieses ‚auf das Leben schauen‘….

 

Ja, ich bin der Meinung es gibt kein Wachstum, wenn man sich seinen Schwierigkeiten und Problemen nicht stellt. Ich denk nicht, dass man dem aus dem Weg gehen kann und an Abkürzungen hab ich noch nie geglaubt.

Es ist wichtig durch unangenehme Situationen zu gehen und diese auch an sich ran zu lassen. Die Belohnung ist die Kraft, die man daraus zieht. Aber die kriege ich nur, wenn ich mich auch wirklich stelle. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich Dinge in der Vergangenheit verdrängt habe, dass diese mich sowieso immer wieder eingeholt haben (lacht).

 

 

Foto: Mathias Bothor

 

 

Ihr Titelsong „Was immer auch kommt“ ist sehr jazzig, entspannt, positiv und weich. Eigenschaften, die auch auf Sie persönlich zutreffen?

 

Welche genau?

 

Alle – jazzig, entspannt, positiv und weich

 

Das sind ja gleich vier Dinge auf einmal. (Lacht). Ja, das sind alles Sachen, die mir inne wohnen, aber die ich nicht zu jedem Augenblick abrufen kann. Ich bin natürlich nicht immer positiv, weich und jazzig. Es gibt aber selbstverständlich solche Momente.


In einem Interview sagten Sie, es sei wichtig, sich im Leben eine Offenheit zu bewahren. Wie würden Sie diese Offenheit beschreiben?

 

Ich glaub es ist eine natürlich Eigenschaft von Menschen, Veränderungen erst mal von sich abwenden zu wollen. Wird man mit Veränderungen konfrontiert, löst das meistens erstmal unangenehme Gefühle in einem aus. Das ist dann immer erst mal alles ganz doof und blöd. Und irgendwann lässt man sich darauf ein und denkt:

 

‚Ah, das fühlt sich ja ganz anders als erwartet an‘,

‚Ach, hier kann ich ja sogar was lernen‘,

‚Das bringt mich sogar weiter‘,

‚Das ist ja sogar besser als vorher‘ …..

 

Diesen Prozess finde ich sehr bemerkenswert, weil das im Grunde nichts Neues ist. Trotzdem ist es für mich eher eine tägliche Übung, als ein einmaliges Umdenken. Ich muss mich also immer wieder daran erinnern, da man doch eher geneigt ist Veränderungen sehr skeptisch gegenüber zu stehen.  

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

 

Also das Leben aufmerksam betrachten?

 

Genau. Betrachten.


Mit dem Song „Glück ist leicht“ zeigen Sie auf, dass das Leben aus vielen kleinen Glücksmomenten besteht. Ihr Glücksmoment heute?

 

Mein Glücksmoment heute! Ja, den hatte ich als ich meinen Nachtisch nach dem Mittagessen verzehrt habe. (Lacht). Das war ein sehr sehr glücklicher Moment der mir beschert wurde durch eine Keks-Schoko-Creme. Sehr köstlich.


„Wenn es morgen schon zu Ende wär“ – Das Leben ein Geschenk? Was bedeutet Ihnen Religion? Haben Sie eine spirituelle Ader?

 

Ich würde mich selbst als spirituellen, nicht als religiösen Menschen betrachten. Ich finde, in allen Religionen sehr viele Wahrheiten. Viele Lebensweisheiten und Wegweiser, nach denen man sich richten kann. Mir widerstrebt nur manchmal die Umsetzung und wie das in Religionen gehandhabt wird. Ich hab teilweise den Eindruck, die Umsetzung ist manchmal etwas engstirnig und dadurch widersprechen sich die spirituellen Prinzipien. Das hat dann plötzlich gar nichts mehr mit Toleranz zu tun. Gar nichts mehr mit Nächstenliebe. Das finde ich teilweise sehr befremdlich. Deswegen gehöre keiner Religion an, bin aber ein spiritueller Mensch und praktiziere meine Spiritualität auf meine Weise.  Und das sehr regelmäßig.

 

Sie machen nämlich Yoga….

 

Das ist zum Beispiel auch ein Weg für mich, der da sehr hilfreich sein kann. Aber natürlich nicht nur. Inne halten, Achtsamkeit, Dinge hinterfragen, in einem ruhigen Moment zu beleuchten, das ist für  mich auch Spiritualität.

 

Das kann jeder umsetzen. In fast jeder Situation und an vielen Orten….

 

Genau.

 

Ihre Textzeile - Wenn du die Wahl hast ob du stehn bleibst oder tanzt dann hoff ich, dass du tanzt – Tanzen Sie?
 

Ich tanze innerlich. (Lacht). Für mich persönlich ist das eine innere Haltung, die ich damit beschreiben möchte, aber selbstverständlich darf man das auch wörtlich nehmen.

 

„Endlich wieder frei“ – „Ich schmeiße mich dem Leben an die Brust….“. Vielleicht Ihre Empfehlung für alle Lebenslagen? Sich auf das Leben einlassen…
 

Das mit dem Einlassen ist immer so eine Sache, man kann sich nicht aussuchen, dass man sich  nur auf die positiven Sachen einlässt. Umso mehr man sich öffnet umso durchlässiger  wird man dann auch. Dann ist man natürlich für alle Einflüsse zu haben und empfängt alles gleichermaßen stark. Und das ist dann wiederum die Kehrseite. Das ist aber trotzdem für mich der einzige Weg.


„Durch deine Augen“ und „Frag nicht wohin“ – zwei Lieder die Sie für Ihren Sohn geschrieben haben. Für Sie die emotionalsten Titel auf dem Album?
 

Ja, das ist auf jeden Fall so. Seitdem ich Vater bin sehe ich das alles nochmal mit ganz anderen Augen. Da passt die Zeile ‚Durch deine Augen sehn‘ nochmal umso mehr. Gar nicht mal von der Warte aus betrachtet, dass ich im Beobachten meines Kindes einfach die Dinge anders wahrnehme, sondern auch auf mein eigenes Leben plötzlich anders blicke. Das ist ein großes Geschenk.  

 

 

Foto: Mathias Bothor

 

 

Sie selbst sind auch mit einem berühmten Vater aufgewachsen, dem Jazzpianisten, Eugen Cicero. Rührt Ihre Liebe zum Jazz aus der Kindheit?

 

Mein Vater hat mich maßgeblich beeinflusst. Definitiv. Im Jazz muss man gewisse musikalische Hörgewohnheiten pflegen, um sich dafür jetzt wirklich begeistern zu können. Das hat auch bei mir seine Zeit gedauert.  Als ich mit elf Jahren meinen ersten Walkman bekommen hab, hab ich beispielsweise die Beatles rauf und runter gehört. Später dann Stevie Wonder. Ich bin dann über Künstler wie Al Jarreau und George Benson zum Jazz gekommen. Intensiv mit der Materie befasst, habe ich mich seit meiner Zeit im Bundesjugend Jazzorchester.

 

Denken Sie, man muss damit aufwachsen, um den Zugang zum Jazz zu kriegen?

 

Nein, man kann immer eine Begeisterung dafür entwickeln. Vor allem auf Live Konzerten.

 

Ihre Mutter war Tänzerin – welche Art von Musik liebt sie?
 

Meine Mutter ist natürlich auch durchaus begeistert von Jazz, mag aber auch gute Popmusik sehr gerne. Wir haben früher sehr viel den amerikanischen Sender in Berlin gehört. Da ist auch der Bezug zu englischsprachiger Musik bei mir sehr gewachsen. Ich bin ja auch erst recht spät zum deutschen Interpreten geworden.

 

Wie wichtig sind Ihnen deutsche Texte heute?

 

Ja, das Tolle daran ist eben die Sicherheit, verstanden zu werden. Das hat eine ganz neue Ebene in meine Kunst gebracht.

 

Im Moment läuft auf Vox ‚Sing meinen Song - das Tauschkonzert‘. Wie war für Sie die Arbeit mit den Künstlerkollegen? Wie die Arbeit mit den verschiedenen Musikrichtungen?

 

Das Schöne war, dass ich da selber in meiner Interpretation freie Hand hatte und mir jeden Titel sehr mundgerecht zuschneiden konnte. Das war für mich auch der große Reiz und ich wollte unbedingt an diesem Format teilnehmen. Mein Themenabend war für mich ein sehr besonderer Abend. Meine Versionen so anders interpretiert zu hören - das war echt klasse.

 

Man hat auch das Gefühl, alles passiert –live-  

 

Ja, wir sind alle live aufgetreten und gerade durch diese Livemomente, sind sehr spezielle Momente entstanden.

 

Nun gehen Sie mit großem Orchester auf Tour....

 

Ich freu mich sehr auf die Termine im Sommer und im Herbst. Auf die Tour. Ich hab mir auf dem Album ja den einen oder anderen leisen Ton gestattet. Das nun live umsetzen zu können, mit dem großen Orchester ist das Highlight.

Es gab jetzt auch schon einige Konzerte, in denen wir das gemacht haben. Da bekommen die neuen Stücke einen ganz anderen Anstrich, ohne dass ich dabei die Anmutung verändern würde. Das ist echt spannend. Wir haben bisher einen sehr großen Zuspruch gehabt. Stücke, die in kleiner Besetzung eingespielt wurden, jetzt im großen Gewand auf die Bühne zu bringen, fühlt sich fantastisch an. Die Menschen, die das live gesehen haben, waren bislang völlig begeistert.

 

Ein Wunsch….

 

Gesundheit

 

 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

 

 

 

 

 

Herzlichen Dank lieber Roger Cicero. Alles Liebe! 

 

 

 

David Garrett

 

 

Pressefoto

 

 

 

Mit vier Jahren bekam er seine erste Violine. Bereits mit 13 seinen ersten Plattenvertrag. David Garrett - das Wunderkind – der Violinist – der Mann.

 

 

Marion Graeber

1. Mai 2014

 

 

Betrachtet man sich die Bilder des jungen David, so ist er kaum zu erkennen. Unscheinbar  und doch auffallend – in der Kindheit und Jugend begleitete ihn Widersprüchliches. Viel hat er an sich gearbeitet.


Sein Violinenspiel reifte zur Perfektion und die Art, wie er sich kleidet, die Wahl seiner Schmuckstücke, der Drei-Tage-Bart und die lange, blonde Mähne sind sein Markenzeichen und haben ihn längst zu einer Stilikone werden lassen. Mit der Verkörperung von Niccolo Paganini in  „Der Teufelsgeiger“ spielte er sich in ein Millionenpublikum.

 

Die Violine, stets bester Freund. Andere Freunde gab es kaum. Jegliche Aktivitäten, bei denen er sich hätte verletzen, oder gar einen Arm brechen können, waren verboten. Er spielte, probte und verfeinerte seine Fähigkeiten mit und auf der Geige. Schon bald war klar – David stand eine Weltkarriere bevor.

  

Obwohl er nach New York wollte, besuchte er erst das Royal College of Music in London. Weil es die Eltern so wollten. Doch bald schon folgte David Garrett seiner Passion und studierte vier Jahre in New York. Er hatte genug von der Kindheit und wollte etwas eigenes auf die Beine stellen.  

 

Und was er auf die Beine stellte. David Garrett ist heute ein Weltstar. Mit seiner Musik erreicht er nicht nur Liebhaber der Klassik. Mit seinem Crossover-Programm begeistert er ein großes Publikum.


„Was mich immer gestört hat, es waren einfach keine jungen Menschen im Publikum“, erwähnt er in einem Interview. Und weiter: „Musik muss man nicht verstehen, man muss sie fühlen – da gibt es kein Alter dafür“.

 

 

Foto: Philipp Mueller

 

 

David Garrett im Mai 2014 auf Tournee!
David Garrett Fans können sich also auf ein Highlight des Stargeigers freuen. Mit Vivaldi und Paganini auf Tournee präsentiert David Garrett sein neues Klassikprogramm.  


Als zentrales Werk wird David Garrett Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ spielen, sowie
Werke von Niccolò Paganini, die er zum Teil selbst arrangiert hat. Begleitet wird er diesmal
vom renommierten Verbier Festival Orchestra. Mit diesen außergewöhnlich virtuosen
Stücken sprengt David Garrett die Grenzen des gewohnten klassischen Konzertprogramms
und bietet ein vielfältiges musikalisches Feuerwerk.  

 

Mit seiner Crossover-Tournee begeistert der Geigensuperstar dann im Oktober 2014
Nach dem sensationellen Erfolg der „MUSIC“ Tour dürfen sich die Fans von David Garrett
auch 2014 wieder auf unvergessliche Abende freuen: Im Oktober 2014 präsentiert der
Weltklassegeiger seine neue Crossover-Show vierzehn Mal Live in Deutschland. Für seine
Fans hat David Garrett ein komplett neues Programm und eine sensationelle, neue
Bühnenshow im Gepäck. Die Live-Shows des Geigensuperstars sind legendär, virtuos und
werden von Publikum wie Kritikern gleichermaßen gefeiert. 

 

Dass kein anderer Künstler den Bogen zwischen Klassik und Rock so mitreißend wie David
Garrett spannt, belegen die Auszeichnungen, mit denen der Künstler bereits in beiden
Genres dekoriert wurde: Seine Alben erhielten neun Mal Platin und 22 Mal Gold. Außerdem
wurde David Garrett insgesamt sechs Mal mit dem Echo und dem Echo Klassik
ausgezeichnet. 

 

Sein großartiges und vielfältiges Talent stellt David Garrett auch auf der Kinoleinwand unter Beweis: In „Der Teufelsgeiger“ ist er in seinem Kinodebüt in der Rolle des legendären Geigenvirtuosen Niccolò Paganini zu erleben.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

'Die Gitarre ist eines der vielseitigsten Instrumente. Sie kann schreien, weinen, streicheln und romantisch sein'

Lorenzo Petrocca 

 

 

 

 

Interview mit Lorenzo Petrocca

von Marion Graeber

10. April 2014 

 

Du bist als 15jähriger von Italien nach Deutschland gekommen. Welche Art von Musik hast du zu dieser Zeit, als Jugendlicher gehört?

 

Damals hörte ich hauptsächlich Discomusik, Blackmusic. Wir schrieben das Jahr 1978 und die Popmusik war gute, handgemachte Musik. Anders wie heute. Ich hörte Bands wie 'Bee Gees', 'Kool and the Gang', 'The Commodores' und später auch 'Earth Wind & Fire', Stevie Wonder und so weiter.... 

 
Hast du damals schon ein Musikinstrument gespielt? Davon geträumt? War es dein Wunsch, ein Musikinstrument zu erlernen?

 

Nein, ich war Boxer. Ich träumte davon, Weltmeister im Boxen zu werden. Boxen war damals mein Leben.  


Wie viele Geschwister hast du? Wie sah euer gemeinsames Leben als Kinder aus?

 

Wir sind zu sechst. Fünf Jungs (davon vier Musiker) und eine Schwester. Unser Leben war lange sehr schön. Wir sind eine große Familie. Viele Cousins, Tanten, Onkels. Wir hatten eine wunderschöne Kindheit mit vielen gemeinsamen Familienfesten. Doch in den letzten zwei Jahren in Italien habe ich erfahren müssen, was es heißt zu hungern. Auch was es bedeutet einen Überlebenskampf zu führen, ohne dabei die Würde zu verlieren.  

 

Wie bist du aufgewachsen? War Musik ein Thema in eurer Familie? Jazz vielleicht über die Eltern kennen gelernt?

 

Ich wurde in Crotone geboren und bin dort auch aufgewachsen. Crotone ist eine Stadt mit etwa 100.000 Einwohnern. Sie liegt direkt am Mittelmeer und ist ungefähr 3.500 Jahre alt. Eine sehr geschichtsträchtige Stadt. Mein Vater war selbstständiger Konditor. Meine Mutter und wir Kinder haben oft im Geschäft mitgearbeitet. Das war für uns Kinder sehr spannend aber auch harte Arbeit und anstrengend.  

 

Jazz spielte in unserer Familie keine große Rolle. Also, ich bin nicht mit dem Jazz aufgewachsen. Doch Italien ist Musik und wir hörten verschiedene Genres. 

 

 

 

 

 

 

Du warst als Teenager sehr sportlich. Hast dich als Boxer hochtrainiert und hast es als 18jähriger zum baden-württembergischen Landesmeister geschafft. Was hat dir der Sport damals bedeutet? Was bedeutet er dir heute? Ist Ehrgeiz ein wichtiger Charakterzug um seine Träume zu verwirklichen?

 

Ehrgeiz ist ein notwendiger Charakterzug um seine Träume zu verwirklichen. Talent und Glück allein reichen langfristig nicht.

Boxen war damals mein Leben, ich träumte davon Weltmeister zu werden und ich war sehr talentiert. Eigentlich hatte ich als Boxer mehr Talent als heute als Musiker. Ich denke, ich wäre weit gekommen, wenn ich nicht wegen der Musik aufgehört hätte.  

 

Der Sport bedeutet mir auch heute noch viel. Ich trainiere täglich. Im Sommer fahre ich gerne Fahrrad. Ich rauche auch nicht - aber meinen Vino Rosso genieße ich fast täglich. 

 

Wie bist du zur Musik gekommen? Wie zur Gitarre?

 

Durch meinen Freund, Luca aus Napoli. Er wollte mich zum Training begleiten. Ich nahm ihn mit. Er hatte seine Gitarre dabei. Dann passierte es....
Ich denke, es war ein Zufall, wie fast alles im Leben. Hätte mein Freund Saxophon gespielt und dieses Instrument mitgebracht, würde ich heute vielleicht Saxophon spielen.

 

 

 

Foto: Olaf Nagel

 


Was bedeutet dir der Jazz?

 

Heute bedeutet mir der Jazz sehr viel. Er gibt mir Gefühle, die mir nur die Jazzmusik geben kann. Ich bin der Überzeugung, dass der Jazz in der Musikwelt die größtmögliche Freiheit geben kann. Mit dem Jazz ernähre ich meine Familie und manchmal gelingt es mir mit meiner Musik Menschen glücklich zu machen. Das wiederum macht mich glücklich.

Durch den Jazz durfte ich fast überall auf der Welt zu Gast sein. Menschen treffen, die ich sonst niemals hätte kennen lernen können. Jazz bedeutet mir sehr viel. 


Jazz und Gitarre - wann hat sich die Gitarre als Jazzinstrument etabliert?

 

Die Gitarre hat sich im Jazz Anfang des 20. Jahrhunderts etabliert. Durch Eddy Lang (Salvatore Massaro), ein süditalienischer Einwanderer. Und später durch Charly Christian. Dann folgten Django Reinhard und alle anderen, wie beispielsweise Barney Kessel, Tal Farlow, Jim Hall und so weiter. Wie so oft gab es parallele Entwicklungen, in Europa und den USA. Heute sind Musiker wie George Benson  und Pat Metheny die Vorzeigemusiker des Gitarrenjazz. Und das zu recht.   

 

Welche Möglichkeiten bietet dir die Gitarre, dich, deine Emotionen und den Jazz so auszudrücken, wie du ihn deinem Publikum vermitteln möchtest?

 

Weißt du, die Gitarre ist eines der vielseitigsten Instrumente. Sie kann schreien (Rock), weinen (Blues), streicheln (Funk) und sie kann romantisch sein (Klassik). Das alles kannst du in der Welt der Gitarre hören. Ich versuche immer diese Facetten zu mischen. Das macht auch meine große Affinität zu Jazzballaden aus.  

 
Du hattest keine Gitarrenstunden. Bist Autodidakt, wie viele große Musiker. Hast du ein besonderes Gespür für die Musik, besondere Gefühle?

 

Schwere Frage. Ich liebe Musik. Wahrscheinlich hört man in und aus meiner Musik meine Biografie, meine Herkunft und mein hartes Leben. Im Jazz spielst du eigentlich so, wie es deiner Persönlichkeit entspricht.  

Es gibt aber auch Musiker, die 'eine Lehre' absolviert haben. Sie spielen in Perfektion, aber oftmals ohne jegliche Persönlichkeit. Ich hoffe, ich gehöre zur ersten Kategorie.  

 

 

 

 


Wie schwer war es, sich als Musiker seinen Platz im Leben, in der Szene zu schaffen?

 

Es war und ist nicht einfach. Du musst nicht nur ein guter Musiker sein, sondern auch noch ein zuverlässiger Mensch. Auch Professionalität ist wichtig. Projekte müssen gepflegt und verkauft werden.  

Aber es macht Spaß. Man macht es letztendlich für sich, für die Musik.  

Man muss seinen Weg gehen, zielstrebig und diszipliniert. Aber man darf trotz allem nicht alles dem Jazz opfern, denn es gibt auch ein Leben neben dem Jazz. Viele andere, schöne Dinge neben der Musik. Wenn man das Leben insgesamt schätzt, kann man das Segment "Musik" als einen wichtigen Teil davon sicher gut genießen.  


Dein Weg als Musiker - Ein Weg, den du so immer wieder gehen würdest?

 

Definitiv - ja  


Du hast Familie. Zwei Söhne. Welche Musik hören sie? Machen sie auch Musik? Welchen Weg schlagen sie ein?

 

Mein ältester Sohn, Luca ist sehr musikalisch. Er spielte lange Schlagzeug und Bass. Er war sehr gut, doch nun nach seinem Abitur arbeitet er im Bankwesen und es macht ihm großen Spaß. Er hat sich richtig entschieden. Geht seinen Weg.  

Mein jüngerer Sohn, Maurizio macht im nächsten Jahr sein Abitur. Er hat lange Klavier gespielt. Auch er war gut, doch sein Talent ist der Sport.  

 

Auch deine Brüder sind heute Musiker. Du hast mehrere Bands. Welche Projekte verfolgst du?

 

Franco und Davide sind zwei großartige Bassisten, die auch sehr gut Gitarre spielen. Antonio ist ein sehr guter Drummer.  

Mein Hauptprojekt ist mein 'Organ Trio'. Ich habe in meinem Trio oft Gäste, Saxophonisten, wie beispielsweise Jürgen Bothner, Andy Maile oder den in Sizilien lebenden Gaetano Tucci.  

Aktuell habe ich mit der Sängerin, Fauzia Maria Beg eine gemeinsame CD herausgebracht.  

 

 

 

Neben meinen eigenen Projekten arbeite ich sehr viel als Sideman. Mit der Sängerin, Fauzia Maria Beg als Duo oder mit den Sängerinnen, Anne Czichowsky, ihrem Trio, Barbara Bürkle (Swingin' Woods) und der in Köln lebenden Sängerin, Ulla Haesen (einer Bossa Nova Spezialistin). Neben diesen tollen Sängerinnen arbeite ich auch oft in der Band des Drummers, Pit York, in der Swing Band 'We remember Charles' und oft auch in extra zusammen gestellten Bands oder in Gitarren Duos. In Italien arbeite ich mit dem Mundharmonika Virtuosen, Max de Aloe und vielen anderen Musikern. Es wird mir nicht langweilig (lacht).


Deine langjährige musikalische Beziehung mit Fauzia Maria Beg. Wie habt ihr euch kennen gelernt? Wie ist eure gemeinsame Arbeit?

 

Ich kenne Fauzia seit über 20 Jahren. Wir wurden damals gemeinsam engagiert. So lernten wir uns kennen. Heute verbindet uns eine schöne Freundschaft.

Wie viele Konzerte gibst du durchschnittlich im Jahr?

 

So um die 130 Konzerte.


Wo sind deine nächsten Konzerte?

 

Am 21. April - 'Petrocca Brothers' im Theaterhaus in Stuttgart

Am 24. April - 'We remember Charles' in der Stuttgarter Jazzhall

Am 25. April - 'Fauzia Maria Beg & Lorenzo Petrocca' im Heidelberger Jazzhaus

 

Deine musikalischen Vorbilder...

 

Hmmm. Neben den Popmusikern, die ich bereits erwähnt habe, Charlie Parker, Phil Woods, Oskar Peterson, Wes Montgomery, George Benson, Joe Pass, Pat Martino..... 

 

Ein Lieblingssong...

 

Einen Lieblingssong habe ich nicht. Ich liebe musikalische Stimmungen.

 

Dein Leben in Stuttgart - good place to be?
 

Sure

Stuttgart ist sicher nicht die schönste Stadt, die ich kenne, aber Stuttgart ist eine saubere, sichere und funktionale Stadt mit tollen Kulturangeboten. Die Jazzszene ist in Stuttgart sehr groß und beherbergt viele tolle Musikerkollegen, die überregional arbeiten und bekannt sind. Außerdem gibt es tolle Jazzclubs in der Stadt und der Region. Ich lebe sehr sehr gerne in Stuttgart, aber sterben möchte ich am Meer.

 

Ein Wunsch....

 

Ja, neben der Gesundheit und einem langen Leben für alle, die ich liebe und für mich selbst, wünsche ich mir mehr Kompetenz bei den Musikkritikern. Ich empfinde es oft als extrem ärgerlich, wie inkompetent manche Kritiker mit der Arbeit von Künstlern umgehen. Würden die Kritiker selbst professionell auf hohem Niveau spielen, wäre ihr Verständnis ein anderes. Doch das ist höchst selten, wenn gar unmöglich. Doch auch eine gute Vorbereitung, Recherchearbeit und das Verständnis für musikalische und menschliche Zusammenhänge und Prozesse würden da schon helfen und so einiges kompensieren.

Menschen behaupten, der Jazz sei eine Lebenseinstellung. Was ist Motto deines Lebens?
 

Ich habe kein Motto. Augen auf und schauen......  

 

 

 Lieben Dank für das Interview, Lorenzo. Alles Gute.

 

 

 

 

 

 

 'Man kann ganz vieles im Leben sein, auch abwechselnd'

Annett Louisan  

 

Foto: Marion Graeber

  

  

 

Interview mit Annett Louisan 

Von Marion Graeber

25. März 2014 

 

 

In Ihrem neuen Album „Zu viel Information“, welches Mitte Februar 2014 erschienen ist, besingen Sie den Wahnsinn der alltäglichen Belanglosigkeiten. Erzählen Sie etwas über Ihr neues Album. Wie lange haben Sie daran gearbeitet?

 

 

Da ich ganz untypisch Frau, nicht so gut darin bin, zwei Dinge gleichzeitig zu machen, konnte ich mich vor eineinhalb Jahren erst richtig auf mein neues Album konzentrieren. Ich war sehr lange mit meinem letzten Album auf Tour und musste erstmal wieder richtig in mein normales Leben eintauchen, um mich auf neue Lieder einlassen zu können. Das Leben hinter den Kulissen inspiriert mich am meisten. Ich singe von Menschen für Menschen. 

Am Mittwoch, 16. April geben Sie in der Stuttgarter Liederhalle ein Konzert. Kennen Sie die Stadt Stuttgart? 

 

Nicht sehr gut, aber ich habe das Stuttgarter Publikum in guter Erinnerung.   

 

Bereits seit zehn Jahren berühren Sie mit Ihrer Musik viele Menschen. Sie regen die Gedanken Ihrer Zuhörer an. Wie entsteht Ihre Musik und wo holen Sie sich die Inspiration für Ihre Texte? 

 

Foto: Marie Isabel Mora

 

Ideen für Texte kommen immer in den ungewöhnlichsten und in unerwarteten Momenten. Im Gespräch, Beobachtungen auf der Strasse, im Halbschlaf, deshalb darf das kleine Notizbuch nirgendwo fehlen. Man lernt mit der Zeit aufmerksamer zu sein. 

Wie und wo fühlen Sie sich wohl? Manche Menschen schreiben gerne in vollkommener Einsamkeit und Ruhe. Andere wiederum setzen sich ins Straßencafé. Brauchen Sie eine bestimmte Umgebung um kreativ sein zu können?

 

Ich arbeite unheimlich gern im Team. Es ist von Vorteil einen Partner zu haben, der einen bestätigt und einem Gedankenbälle zuwirft. Oft verwerfe ich Zeilen wieder aus Unsicherheit, wenn ich zulange mit ihnen allein bin. 

Als Teenager sind Sie nach Hamburg gekommen, haben später an der Kunstakademie Malerei studiert. Abends sind Sie in die Musikszene eingetaucht. Ist die Malerei noch Thema in Ihrem Leben?
 

 

Diesen Blick auf die Welt habe ich nicht verloren, ich komme nur nicht mehr dazu, es auszuüben. Es fehlt mir oft die Ruhe und die Geduld. Mein Filter ist die Musik geworden. 

Lieben Sie die Stadt gleichermaßen, wie die Natur? Oder die Natur wie die Stadt? 

 

Es ist der perfekte Ausgleich, allerdings brauche ich die Stadt vielleicht ein kleines bisschen mehr.  

 

 

Foto: Marie Isabel Mora

 

 

 

Ihr Musikstil ist besonders, wie auch Ihre zarte Stimme. Wie entstand diese Musikrichtung? 

 

Ich habe versucht einen eigenen Weg zu finden meine Muttersprache so sanft und weich wie möglich klingend zu machen. Der deutschen Sprache wird eine gewisse Härte nachgesagt. Mir war auch immer wichtig, dass meine Artikulation möglichst verständlich ist und natürlich authentisch und natürlich bleibt. 

Ihre Musik ist zeitlos und bewegt sich im Bereich des deutschen Chansons, Pop, aber auch Jazzschlager ('Kokettier' nicht mit mir'). In manchen Stücken sind auch Tangoklänge zu hören (‚kleine Zwischenfälle‘, ‚Fettnäpfchenhüpfen‘). Mögen Sie den Tango?
 

 

Der Tango ist ein guter Begleiter für eine Geschichte. Tango verdeutlicht die besondere Spannung zwischen Menschen, wie keine andere Musik. 

Ihre Musik, Ihre Texte gehen in die Tiefe. Behandeln oftmals Alltagssituationen. Situationen, mit denen sich Menschen täglich ‚herumschlagen‘. In Ihren Liedern machen Sie Mut, geben Kraft, drehen schlechte Gedanken und wandeln sie in Positives (‚Stell dir vor, dass unten oben ist‘) – Sie geben Hilfestellung. Ist Ihnen das ein Anliegen? 

 

Musik hat mein Leben immer begleitet, getröstet, aufgewühlt und gezähmt. Es wird niemals genug Lieder für bestimmte Momente geben. Jeder hat einen Soundtrack für sein Leben. Vielleicht sind ja ein paar von meinen Songs dabei.  

 

 

Foto: Marie Isabel Mora

 

 

Sie haben eine ganz eigene Art Geschichten und Gefühle zu beschreiben ('Das Gefühl'). Einzigartig, wundervoll! Ihre Musik ist oft auch beschwingt und Ihre Texte sind mit ‚einem zwinkernden Auge‘ geschrieben. Ist Ihnen die gesunde Balance zwischen Fröhlichkeit und Tiefgründigkeit/Melancholie wichtig? 

Wir würden das glücklich sein wahrscheinlich nicht aushalten oder gar erkennen können, würde es nicht auch die andere Seite geben. Auf meinen Album versuche ich immer beide Welten zu bedienen. 
 

 

In Liedern geht es auch oft um die Liebe, das Verliebtsein, aber auch um Trennung – Themen, die immer berühren? 

 

Alles dreht sich um die Liebe. Sie ist ein Überlebenstrieb. Nicht nur das Atmen und das Essen und Trinken. Ohne Liebe würden wir innerlich verhungern.  

 

Foto: Marion Graeber

 

Nimmt beispielsweise eine unerfüllte Liebe (‚Der den ich will‘) einen besonderen Platz in unserem Leben ein? Sollte jeder auch eine unerfüllte Liebe haben? 

 

Aus schlechten Erfahrungen lernen wir Menschen leider meist mehr, als aus den guten und wir erinnern uns an die schlechten auch irgendwie länger. Das hat sicher einen Grund. Scheitern können ist wichtig und macht einen Menschen erst wirklich frei von so vielen unnützen Ängsten. Vielleicht wissen wir erst was gut ist, wenn wir wissen, was nicht gut für uns ist. 


Die Sehnsucht nach der ewigen Liebe. Sie erzählen von einer wundervollen Liebe zu Ihrer Mutter und Ihrer Großmutter. Was haben Ihnen diese beiden Frauen auf Ihren Lebensweg mitgegeben? 

 

Die Pflicht und die Kunst das Leben zu genießen. 

Wie wichtig ist es Ihnen, Ihren Traum zu leben? Sie selbst zu sein? (‚Das große Erwachen… und jetzt möchte ich, dass du mich liebst ganz genau so wie ich wirklich bin….‘) 

 

Das mit dem Selbstbewusstsein hat bei mir ne Weile gedauert. Das habe ich mir erarbeiten müssen. Ich werde wohl immer eine Aufgabe brauchen, um das kleine Loch zu stopfen, das sicher bei mir irgendwo vorhanden ist, eine Ausdrucksform, einen Filter für meine Realität.  

 

 

Foto: Marie Isabel Mora

 

 

 

Sie haben sich mal als kleine Zigeunerin (einen Hippie) bezeichnet und erwähnt, dass es Ihnen wichtig ist, einen ‚Fluchtkoffer‘ zu besitzen. Sie binden sich nicht gern an Gegenstände? Sie lieben ein gewisses Maß an Freiheit?

 

Ich dachte immer, man müsste sich im Leben entscheiden und das hat mir immer Bauchschmerzen bereitet. Ich sehe das mittlerweile anders. Man kann ganz vieles im Leben sein, auch abwechselnd. Man darf stark sein und schwach, sicherheitsliebend in manchen Momenten und man muss den Drang nach Freiheit trotzdem nicht aufgeben. Wir sind alle wandelnde Wesen aus Halbwissen und Paradoxien und instinktiver Weisheit… wir können uns ruhig häufiger auf uns verlassen. 


In einem Interview sagten Sie: „Sich Sorgen machen ist komplette Zeitverschwendung“. Nach welchem Motto leben Sie?

 

„kleine Hunde beissen nicht“ ;))

 

 

Lieben Dank für das wundervolle Interview! Alles Liebe! 

 

 

 

 

 

Annett Louisan 

 

Foto: Marie Isabel Mora

 

 

Aufgewachsen ist Annett Louisan in der ehemaligen DDR, in der kleinen Gemeinde Schönhausen an der Elbe. Dort, wo das Land flach und der Fluss breit ist, lebte sie bis zu ihrem zwölften Lebensjahr. „Dieser Ort hat meine Kindheit und damit mein ganzes Leben tief geprägt“, betont die Sängerin. „Alles hier war sehr überschaubar. Wir hatten kein Telefon, und auch viele Dinge, die uns heute völlig selbstverständlich erscheinen, gab es einfach nicht. Wenn ich mich mit Leuten unterhalte, die Jahrzehnte älter sind als ich, kommt es vor, dass wir viele Alltagserinnerungen gemeinsam haben.“ Aus heutiger Sicht wirkt diese Kindheit an der Elbe fast ein bisschen wie eine vergessene Erinnerung an das 19. Jahrhundert. „Es hatte was von Huckleberry Finn am Mississippi“, sagt Annett Louisan heute. „Und in Bismarcks Bibliothek bin ich zur Grundschule gegangen.“  

 

Mit zwölf Jahren zog sie mit ihrer Mutter stromabwärts, nach Hamburg. „Das war schon ein krasser Wechsel: vom Dorf in die Großstadt, vom Osten in den Westen“, erinnert sie sich. „Damals begann meine introvertierte Phase.“ Das Porträt der Künstlerin als junge Frau: Sie ist 17, malt und taucht immer tiefer in die ebenso legendäre wie lebendige Hamburger Musikszene ein. Deutschsprachiger HipHop war damals sehr prägend für sie. Es gab die klugen Songwriter der Hamburger Schule, es gab Udo Lindenberg oder Ulla Meinecke – und über der Stadt schwebte immer noch ein bisschen der Geist von The Beatles live at the Star Club. Hier, in Deutschlands musikalischem Schmelztiegel, hatte sich in den 1990ern eine höchst kreative Home Recording-Szene entwickelt. Und mittendrin: Annett Louisan.

 

Tagsüber studierte sie an der Kunstakademie Malerei, abends finanzierte sie ihr Studium beispielsweise als Backgroundsängerin für Popsongs oder Werbejingles. „Ich hatte schon immer eine sehr spezielle Stimme und eine saubere Artikulation, deswegen wurde ich gebucht.“ Doch längst arbeitete sie an einem eigenen musikalischen Konzept, einer Melange aus Pop und Chanson, die sie schließlich mit dem Textdichter und Produzenten Frank Ramondso verfeinerte, dass 2004 unter dem Titel „Bohème“ ihr erstes Album erscheinen konnte. Gleich die erste Single „Das Spiel“ erreichte Platz 5 der Charts – für Annett Louisan aus dem kleinen Schönhausen in der Altmark war dies der Beginn eines neuen Lebens und der Beginn einer großen Karriere.

 

Es folgten vier weitere Studioalben: „Unausgesprochen“(2005), „Das optimale Leben“ (2007), „Teilzeithippie“ (2008) und „In meiner Mitte“ (2011), diverse Singles und DVDs, darunter die DVD-Fassung von „In meiner Mitte“ mit einem großartigen, spektakulär unspektakulären „Küchenkonzert“. Und jetzt: „Zu viel Information“, Album Nummer sechs. 15 Songs mitten aus der zauberhaften Welt der Annett Louisan, die zeigen: Zehn Jahre nach ihrem Debüt gehört sie zu den prägenden Persönlichkeiten der deutschen Popmusik und gibt mit ihren Liedern immer wieder neue Impulse.

 

 

 

 

 

 

'Ein Konzert vermittelt Intimität und eine gewisse Aufregung zugleich'

Benyamin Nuss

 

 

Foto: Dieter Eikelpoth

 

 

 

Benyamin Nuss kommt am 20. Juni 1989 in Bergisch-Gladbach zur Welt. Bereits mit sechs Jahren bekommt er Klavierunterricht. Inspiriert und gefördert wird er dabei von seinem Vater, dem Posaunisten, Ludwig Nuss, und dessen Bruder Hubert, einem Pianisten. Beides international renommierte Jazzmusiker und Komponisten. So wächst Benyamin nicht nur mit Musik unterschiedlicher Genres auf, sondern macht Klassik und Jazz regelrecht zu seiner Passion. Als Zehnjähriger beginnt er, angeregt durch “Doctor gradus ad parnassum” aus “Children‘s Corner”, sich intensiv mit dessen Komponisten, Claude Debussy und bald auch mit dem Werk von Maurice Ravel zu befassen. Faszinieren ihn anfangs vor allem die Klangfarben und Harmonien der Impressionisten, so findet er bald mehr und mehr zu den Romantikern – Rachmaninow, Liszt und Chopin gehören noch heute zu seinen Lieblingskomponisten. Wie elegant und emotional er deren Musik verinnerlichte, beweisen auch die ersten Preise beim Bundeswettbewerb “Jugend musiziert”, beim Steinway Wettbewerb (2005), beim internationalen Wettbewerb “Prix d’amadeo de piano” (2006), sowie ein Stipendium der Hochbegabtenstiftung “Best of NRW”.

 

 

Interview mit Benyamin Nuss

Von Marion Graeber

10. März 2014 

 

 

 

Wie haben Sie als Kind Ihre Zeit am Piano empfunden?
 
Es war eine Entdeckung und Spielzeug zugleich. Ich versuchte, wie andere Kinder mit Bausteinen, Töne zusammen zu setzen und gleichzeitig konnte ich mich so richtig darauf austoben.

 

Ihre musikalische Ausbildung…

Mit sechs Jahren hatte ich das erste mal Unterricht, fing aber schon vorher an auf dem Klavier nach Klängen zu forschen und Emotionen aus zu drücken. Außerdem spielte ich schon jung, Melodien von Bach nach und konnte Count Basie Arrangements auswendig auf der Rückbank im Auto mit singen.
Seit 2008 studiere ich Klassik an der Musikhochschule Köln. Und Jazz hab ich mir weitest gehend autodidaktisch beigebracht. 
 

 

 

 

 

Foto: Dieter Eikelpoth

 

 

Was bedeutet Ihnen Musik? 

 

Ich lebe für die Musik!
 
Was treibt Sie an?
 

 

Ist schwer zu beschreiben. Es ist die Lust sich ständig weiter zu entwickeln, etwas Neues zu schaffen, den Leuten seine eigene Sprache zu vermitteln.
 
Ihre Lieblingskomponisten?
 

 

Gibt zu viele. Aber um einige zu nennen: Debussy, Bach, Strawinsky, Hamauzu, Valtonen...
 
Was empfinden Sie bei Klassik, Jazz oder Pop?
 

 

Musik ist Musik. Ich unterscheide nicht zwischen Genres. Wie Duke Ellington mal gesagt hat: Es gibt nur gute und schlechte Musik.

 
Ist es Ihnen ein Anliegen, die klassische Musik und den Jazz auch einem jüngeren Publikum näher zu bringen?


Mir ist es vor allem wichtig, junge Menschen wieder dazu zu bringen in Konzerte zu gehen. Ein Konzert vermittelt Intimität und eine gewisse Aufregung zugleich, die sich nicht mit Youtube und Co. vergleichen lässt.

 

Foto: Dieter Eikelpoth

 

 
Welche CD’s haben Sie bereits veröffentlicht?

2010 Nuss plays Uematsu
2012 Exotica (beides deutsche Grammophon)
2013 Masashi Hamauzu Klavierwerke (monomusik)
 
Sie sind viel gereist – einige Stationen...

Japan, China, Singapur, USA, England, Stockholm...

Mit welchen Orchestern haben Sie bereits gespielt? Mit welchen Musikern?


London Symphony Orchestra, Chicago Pops Orchestra, WDR Rundfunkorchester, Tokio Philharmonic Orchestra, Royal Stockholm Orchestra usw. ..

In der Klassik beispielsweise mit Rolando Villazon. Im Jazz mit dem Fries/Nuss Quartett natürlich und dann auch mit meinem Vater und John Goldsby im Trio. Mit Peter Weniger, Tobias Backhaus und Christian Kaphengst im Quintett mit meinem Vater..... Karolina Strassmayr.

 

Foto: Dieter Eikelpoth

 

 

Lieblingskompositionen/Songs aus den Bereichen Klassik und Jazz…

Wechselt monatlich.

Der Tango Nuevo von Astor Piazzolla ist in vielen Bereichen der klassischen Musik, aber auch dem Jazz nahe – haben Sie hier Berührungspunkte?
 
Piazolla hat mich schon immer fasziniert. Vor allem was er alles aus einem Tango herausholen kann.
 

 

Wo führt der Weg hin? Was sind die Ziele?
 
Kann ich noch nicht genau sagen. Ich habe noch viel Zeit darüber nach zu denken. Andererseits ist es vielleicht besser nicht darüber nach zu denken und zu gucken wie sich alles entwickelt.

 

 

 

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 'In Sachen Musik ist mein Motto: all you can sing'

Pe Werner 

 

Pressefoto - Im Mondrausch

 

 

 

Mit 'Kribbeln im Bauch' hat sich Pe Werner in die Herzen Ihrer Zuhörer gesungen. Ob mit Solo-Gesangsprogrammen, mit großen Big Band Orchester oder in Ihren vielschichtigen Kabarettauftritten - Pe Werner besticht mit ihrem mitreissenden, lebenslustigen und liebenswerten Charme. 

 

 

Interview mit Pe Werner

Von Marion Graeber

10. Februar 2014 

 

 

Nach dem Abitur zog es Sie direkt auf die Bühne. Wann erkannten Sie, dass Sie für die Bühne geboren sind?

 

Vor dem Abitur stand ich in einer Theater-AG auf der Bühne und habe da Blut geleckt. Nach dem ABI habe ich ein paar Semester Grafik-Design studiert und mich dann zur Friseurin ausbilden lassen, mit dem Ziel Maskenbildnerei. In der Zwischenzeit habe ich Musik gemacht und in verschiedenen Bands gesungen und gemerkt, das ist was ich machen möchte: Songs schreiben und auf die Bühne bringen.

 

Haben Sie auch in einem Chor gesungen?

 

Ich habe im Kirchenchor gesungen.

 

Wie entstand Ihre Leidenschaft für das Kabarett und den Gesang? Wie sind Sie aufgewachsen? Spielte Musik eine Rolle in Ihrer Familie? Welche Musik hörten Sie als Teenager? Hatten oder haben Sie musikalische Vorbilder?

 

Meine Eltern waren sehr musikalisch. Ich bin mit James Last und Bert Kaempfert aufgewachsen und habe die Beatles mit 16 kennen gelernt. Ihre Musik und die Kompositionen von James Taylor und Joni Mitchell haben mich fasziniert und beeinflusst.

 

Ins Kabarett bin ich rein geschliddert. Ich schrieb, neben Liebesliedern immer auch schon Texte mit ironisch- satirischen Wortspielereien. Irgendwann schrieb dann mal ein Journalist, das sei Kabarett...

 

 

Pressefoto - Turteltaub

 

 

 

 

Ihre Laufbahn startete in der Kleinkunst- und Kabarettszene Ihrer Heimatstadt und der Region.  Sie traten in Ensembles und auch mit Solokabarettprogrammen auf (Rosa Zeiten, Alarmstufe Pink   Der kleine Lebenshunger zwischendurch). Wie blicken Sie auf Ihre Anfänge zurück? Welche Emotionen haben Sie? Ein Weg, den Sie so immer wieder gehen würden?

 

Immer wieder! Kleine Veranstaltungsräume, Zuschauer in Spucknähe, die Möglichkeit spontan verbal auf Zurufe und umgefallene Gläser zu reagieren prägt und schult und hat mich entdecken lassen: ich bin eine Rampensau.

 

Sie schreiben alle Ihre Songs selbst. Mit  'Kribbeln im Bauch' ist Ihnen ein Evergreen gelungen. Auch eigene Gedichte tragen Sie gerne bei Ihren Auftritten vor. Wie wichtig ist Ihnen Sprache und Text? Und wie wichtig ist Ihnen die Verbindung zu eigenen Erlebnissen?

 

Der Text ist das A und O

 

 

 

 

Foto: Steven Haberland

 

 

 

 

 

Neben Kleinkunstpreisen wurden Sie beispielsweise für Ihr Album 'Im Mondrausch'  mit dem German Jazz Award ausgezeichnet. Sie erhielten auch einen Echo. Wie viele Alben haben Sie bis heute veröffentlicht? Wie viel Arbeit steckt hinter diesen Projekten?

 

Auf meiner Homepage sind glaube ich 16 Alben gelistet ... es gibt jedoch noch einige Tonträger-Produktionen, bei denen ich mit einzelnen Aufnahmen vertreten bin. Auf einer Tribute to Udo Lindenberg CD beispielsweise, oder auf der Best of CD von Heinz Rudolf Kunze.

Ich hab die Aufnahmen nie gezählt.

 

Wie entstehen Ihre Songs?  In welcher Umgebung schreiben und komponieren Sie am liebsten? Brauchen Sie einen ruhigen oder einen besonderen Platz?

 

Ich verinsele mich gerne zum Schreiben. Mein aktuelles Album "Ne PriseZimt" habe ich auf Mallorca geschrieben. Ich hab auf das glitzernde Meer geschaut und geschrieben: lass es schnein.

 

Wie und wo schöpfen Sie Kraft? Wo holen Sie sich Ihre Inspiration?

 

Ich praktiziere Yoga und die Songthemen liegen auf der Straße. Man muss nur immer hübsch die Augen auf halten und den inneren Notizblock zücken.

 

 

 

Pressefoto - Eine Nacht voller Seligkeit

 

 

 

 

Wie ist die Arbeit für ein Soloprogramm, wie die Zusammenarbeit mit einer Big Band?

 

Es ist die selbe Arbeit. Am Anfang steht immer der Entwurf für ein Programm-Konzept, dann folgt die Schreibphase, dann die Erarbeitung für CD und Bühne. Wenn große Klangkörper mit von der Partie sind, kommen Arrangeure dazu, die meine Songs dann für's "Tuten und Blasen" arrangieren. Ich komponiere meine Songs mit Gitarre.

 

Mit Götz Alsmann, Giovanni Costello und der SWR Big Band auf Tour - Ihre Eindrücke....

  

Ich hatte sehr viel Spass mit den Mannsbildern. Es ist immer ne Freude mit großem Klangkörper zu musizieren. Wenn dann noch zwei extra charmante Exemplare, wie Götz und Giovanni dazu kommen, umso schöner!

 

Fühlen Sie sich in vielen Musikrichtungen wohl? Was mögen Sie, hören Sie gern?

 

Ich höre gerne Diana Krall, Sting, Bach. Musik, die mich entspannt. Die solo CDs des Pianisten der WDR Bigband Frank Chastenier. Er ist ein Meister der Tasten.

 

 

 

Pressefoto - Mit großem Besteck

 

 

 

Ihr Verhältnis zum Jazz? Swing?

 

Verhältnis? Hab ich nich'

In Sachen Musik ist mein Motto: all you can sing.

Das kann gerne swingen, jazzen, bluesen, rocken, chansonieren oder auch mal schlagern.  Überall dort, wo mit Leidenschaft und dem Anspruch auf Niveau musiziert wird, fühle ich mich zu Hause.

 

Ihre Stimme ist wirklich ganz wundervoll. Ein Geschenk Gottes? Wie würden Sie selbst Ihre Stimme beschreiben?

 

Ja, ich fühle mich in der Tat beschenkt mit meinen Talenten. Ich bin eine Picolloflöte sängerisch, mit nem freundlichen, hellen Ton.

 

Wie sieht Ihr Alltag aus? Wie viel Zeit nimmt Ihr Beruf in Anspruch

 

24 Stunden

 

Welche Projekte sind für dieses Jahr geplant?

 

Im März produziere ich zu meinem diesjährigen 25jährigen Platten-Jubiläum, eine CD mit zwei Klangkörpern des WDR (Rundfunkorchester und Bigband).

Und eine große Weihnachts-Konzert-Tournee steht an, ab November.

 

Ihre Wünsche und Ziele?

 

Weiterhin mit Hingabe und Freude musizieren zu dürfen.

 

Mögen Sie den Tango Argentino, die Musik, den Tanz? Tanzen Sie Tango?

 

Mein Tanzkurs ist Ewigkeiten her. Damals lernte ich Tango als Standart-Tanz. Argentino kenne ich nur vom Hören/Sagen. Würde ich glatt mal probieren, aber 'it takes two to tango' und meistens is ja Frauenüberschuss beim Tanztee.

 

 

 

 

 

Lieben Dank für das schöne Interview und alles Liebe 

 

 

  

 

 

 

 

 

Götz Alsmann - Unterhaltungskünstler par excellence

 

 

Pressefoto

 

 

 

 

Seine erste Band namens ‚Heupferd Jug Band‘ gründete Götz Alsmann im Jahre 1972. Nach seinem Abitur studierte der Münsteraner Germanistik, Publizistik und Musikwissenschaft. Das Musikwissenschaftsstudium schloss er mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Seit 1988 tritt Götz Alsmann mit seiner eigenen Band auf (Michael Müller Bass-Gitarre, Rudi Marhold Schlagzeug, Markus Passlick Percussion, Altfrid M.Sicking Vibraphon, Xylophon, Trompete).  

 

Alsmann ist als Moderator im Radio und auch im Fernsehen tätig. Die WDR-Sendung ‚Zimmer frei‘ wurde im Jahre 2000 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Für das ZDF moderierte Alsmann ‚Götz Alsmanns Nachtmusik‘. Er ist zudem Honorarprofessor an der Westfälischen Wilhelms-Universität und erhielt bereits zum zweiten Mal den Echo in der Kategorie ‚Jazz-Sänger des Jahres national‘ (für sein Chanson Album ‚In Paris‘).

 

Seine Projekte und Veröffentlichungen tragen Namen, wie beispielsweise ‚Es grünt so grün‘, ‚Von Kopf bis Fuß – eine Hommage an Marlene Dietrich‘ oder ‚In Paris‘. Das Multitalent Alsmann covert hierbei gekonnt alte Klassiker und verpackt diese neu arrangiert in anregendes, harmonisches Liedgut. Ob im Radio, im Fernsehen oder in seinen Bühnenshows – Götz Alsmann ist mehr als ein Sänger und Musiker. Er ist ein Unterhaltungskünstler par excellence und besticht mit seinem Wortwitz und seiner humorvollen Moderation.

 

 

 

Marion Graeber

14. Januar 2014 

 

 

 

 

'In welcher Beziehung man auch immer zu der Musik steht - es ist wichtig mit der Musik zu leben'

 

Giovanni Costello 

 

 

Foto: Frank Dursthoff

 

 

 

 

Sein italienischer Charme, seine männliche, raue Gesangsstimme und seine Präsenz auf der Bühne, machen Giovanni Costello zu einem Sänger mit Ausstrahlung und Charisma. Als Kandidat von ‚The Voice of Germany’ begeisterte er ein großes TV Publikum. Doch auch auf seinen unzähligen Konzerten im In- und Ausland wird Costello aufgrund seiner Leidenschaft für die Musik geliebt.  

 

 

Interview mit Giovanni Costello

Von Marion Graeber

8. Dezember 2013 

 

 

Im Jahre 2011 haben Sie bei ‚The Voice of Germany‘ teilgenommen. Welche Erfahrung konnten Sie gewinnen?


Die Zeit bei ‚The Voice‘, war eine schöne Zeit. Ich hab sehr gerne bei diesem TV Format teilgenommen. Ich habe so viele interessante Leute kennen gelernt und auch viele Kontakte geknüpft. Das war wichtig für mich. Ich konnte zeigen, was ich kann. Es war einfach gut für mich, dort gewesen zu sein.


Wie war’s mit Xavier Naidoo?

 

Mit Xavier, das war eine interessante Zeit. Er ist ein toller Musiker und Sänger. Ich kann Xavier nur dankbar sein.

 

Pflegen Sie Freundschaften aus dieser Zeit?

 

Ja, es sind viele schöne Kontakte entstanden. Nach der Staffel waren wir gemeinsam mit dem Projekt „Sing um dein Leben“ unterwegs. Das war eine tolle Sache.

 

In welcher Musik fühlen Sie sich zuhause?

 

Mein Herz hängt an der Musik von Ray Charles und Paolo Conte. Meinen Musikstil würde ich als eine Mischung aus Jazz, Soul, Pop und Swing bezeichnen. Ich bin Pianist, Sänger und Komponist und habe so die Möglichkeit diese Stile zu mischen.

Als die SWR Big Band und ich zusammen gefunden haben, wusste ich, das passt zu mir. Musikalisch und menschlich ist das einfach perfekt.

Es sind viele Konzerte mit der SWR Big Band in Planung. Im Januar wird es eine Konzertreihe mit der SWR Big Band, Götz Alsmann und mir geben. Die  CD, die ich mit der Big Band aufgenommen habe, wird aktuell fertig gestellt und demnächst veröffentlicht.  

 

Pressefoto

 

 

In welcher Sprache singen Sie?

 

Ich bin Italiener und liebe es in meiner Sprache zu singen, die neue CD ist komplett auf italienisch. So wie auch das Konzert-Programm. Hier haben wir zu meinen Songs noch bekannte italiensche Lieder genommen und diese für die Big Band neu arrangiert. So ist nicht nur der klassische Big Band Sound zu hören, sondern auch Klassik, Pop und Rock. Aber natürlich auch Swing.

 

Sie sind in Perugia (Umbrien/Italien) geboren. Wie sind Sie aufgewachsen?

Wie begann Ihrmusikalischer Weg?

 

Mit meinem Cousin hab ich als Kind eine kleine Musikschule besucht. Sie war im Nachbarort. Ich war damals sieben Jahre alt. Bei Professor Polverini habe ich meinen ersten Klavierunterricht bekommen. Er war es auch, der mein Talent erkannt hat und meine Eltern davon überzeugt hat mich auf das Musikkonservatorium in Perugia zu schicken. Nach Abschluss des Konservatoriums bin ich nach Mailand und habe dort Kompositionslehre studiert.

 

War das Klavier Ihr erstes Musikinstrument? Spielen Sie weitere?


Ich habe mit Klavierunterricht begonnen, aber sie können sich ja vorstellen, dass ich mich auch einmal austoben wollte. Meine Eltern haben mir zu meinem neunten Geburtstag ein Schlagzeug geschenkt. Ich habe es noch heute.

 

War Ihnen schon damals, als Kind, in der Musikschule klar, dass Ihr Weg im Leben ein musikalischer sein würde?

 

Musik ist mein Leben. Ich habe immer mit der Musik gelebt. Ich bin so froh, dass ich diesen Weg gegangen bin und gehe. Ich war als Pianist und Sänger in der ganzen Welt unterwegs. In Japan, den USA und natürlich auch in den europäischen Ländern. Das war sehr schön und ich habe viele interessante Menschen und Kulturen kennengelernt. Die Verbindung zum Publikum ist mir wichtig. Mit dem Kontakt zum Publikum bekomme ein direktes Feedback und es entsteht diese besondere Magie, die nur Musik entstehen lassen kann. Für mich ist wichtig, dass ich meine Zuhörer berühre und meine Musik Bestand hat.

 

Wer unterstützte Sie auf Ihrem musikalischen Weg?

 

Ich bin der Jüngste von drei Geschwistern. Mein Vater und meine Mutter hatten anfangs schon besonders auf mich geschaut, als ich mit 19 Jahren als Pianist mit einer Band durch Italien tourte. Wir hatten viel Spass und es gibt viele schöne Erinnerungen und Geschichten aus der Zeit.

 

Ihre Stimme ist warm und markant – wann haben Sie Ihre Stimme als Instrument entdeckt?   

 

Das kam ganz langsam hinzu. Ich spielte erst als Pianist in Pianobars. Später begann ich, den ein oder anderen Song zu singen. Ich habe noch Tapes, da war ich 17 oder 18 Jahre alt, als ich die ersten Songs selber gesungen habe. Meine Stimme und mein Stil haben sich aber mit der Zeit sehr entwickelt...

 

Wie entsteht ein Lied? Haben Sie zuerst einen Text im Kopf oder beginnt alles am Klavier mit der Musik?


Das ist unterschiedlich, doch meistens kommt zuerst die Melodie. Erst wird die Melodie  komponiert und dann für unterschiedliche Instrumente arrangiert, erst dann kommt der Text. Natürlich gibt es auch Ausnahmen und man beginnt mit einem Text, beziehungsweise ein paar Worten.

 

Wie und wo holen Sie sich Ihre Inspiration?


Ich höre mir oft alte Platten an. Ray Charles beispielsweise. Auch Soul Music, Big Band Sounds, Tom Jones und Paolo Conte. Das sind meine Idole. Das ist auch meine Richtung.

Ich bin sehr romantisch, ich liebe Balladen. Diese Melodien umkreisen meine Gedanken, bleiben im Kopf und kommen immer wieder hoch. Sie sind auch oft mit angenehmen Erinnerungen verbunden. Auf diese Weise entstehen Lieder.

 

Auch der Tanz ist eng mit der Musik verbunden. Tanzen Sie? Vielleicht sogar den Tango Argentino?

 

Musik ist Gefühl, wie auch der Tanz Gefühl ist. Ich bin kein passionierter Tänzer, aber beherrsche natürlich die sogenannten Standardtänze. Aber tatsächlich tanze ich selten. Ich bin und war auch kein Discogänger. Natürlich geht es mal an die Bar von einem Club, aber mehr um einen Drink mit Freunden zu nehmen. In welcher Beziehung man auch immer zu der Musik steht. Es ist wichtig mit der Musik zu leben.

 

 

Wie sieht Ihr Alltag aus? Wie viel Zeit verbringen Sie mit der Musik?

 

Ich arbeite immer an neuen Songs. Also höre ich Musik immer und überall. Man  

findet mich auch fast immer im Studio, entweder in meinem, oder bei meinem Produzenten.  Ich mache ständig Musik und versuche perfekt zu sein. Ich übe meine Songs am Klavier und nehme den Gesang auf, um mich zu verbessern.  

Ich habe einige Auftritte in Italien vor mir. Die Vorbereitung ist zwar sehr zeitintensiv und anstrengend, aber sobald ich die Bühne betrete ist alles gut und ich bin in meinem Element. Die Musik ist meine Leidenschaft und zum Glück kann ich davon Leben.

 

 

Foto: Lena Semmelrogge

 

 

 

Ob man Musik hört oder selbst spielt – sie hat immer auch etwas mit Melancholie, Tiefe und Sinnlichkeit zu tun. Wie wichtig ist es Ihnen gehaltvolle, berührende Musik zu schreiben?

 

Ich bin Italiener (lacht) und natürlich geht es in vielen meiner Songs um die Liebe und tiefe Gefühle. Meine Songs stimmen aber nicht traurig, sondern geben Sicherheit und Zuversicht. „Es wird alles gut“ – das ist meine Message. Ich habe einige Lebenserfahrung und singe von einer gewissen Coolness, die einem Hilft auch schwierige Situationen durchzustehen.

 

Haben Sie selbst eine Familie?

 

Ja, ich habe eine Familie und ich bin auch ein richtiger Familienmensch. Für mich gibt es nichts wichtigeres. Sie unterstütz mich und gibt mir den emotionalen Rückhalt.

 

Kinder?

 

Mein Sohn ist sechs Jahre alt. Er spielt im Moment viel Fußball. Ich bin selber kein so ein großer Fußballfan. Aber natürlich ist das italienische Trikot für ihn Ehrensache. Es geht um Teamgeist und lernt natürlich lernt er auch den respektvollen Umgang mit anderen, auch wenn es einmal heiß her geht. Aber natürlich ist er durch meinen Beruf auch von Musik umgeben. Er hat schon ein Klavier in seinem Zimmer stehen. Bald beginnt er mit dem Unterricht.

 

Aktuelle Projekte von Giovanni Costello:

Konzerte mit der SWR Big Band

Konzerte mit der SWR Big Band & GötzAlsmann

Shows in Italien

 

 

 

 

Vielen Dank für das schöne Gespräch. Alles Liebe 

 

 

 

 

 

 

 

 

'Ich traue mich immer mehr

alles was ich bin  

zu sein'  

 

Fola Dada 

 

Foto: Marion Graeber

 

 

  

Ob Jazz-, Pop-, Klassik- oder Tangoklänge – Musik beflügelt uns. Sie lässt uns in wohlbekannte aber auch fremde Welten gleiten. Musik ist zum Träumen da, aber auch um Träume zu leben. Musik, die uns berührt, trifft uns mitten ins Herz. Mit ihrer Leidenschaft für Musik, ihrer warmen und wohlklingenden Stimme, zieht Fola Dada ihre Zuhörer und Zuschauer in ihren Bann. Ob fröhlich und beschwingt oder zärtlich und behutsam - die Sängerin vermittelt ihrem Publikum Emotionen und führt sie heraus aus dem Alltag und hinein in eine wundervolle, sinnliche Welt.

 

 

Interview mit Fola Dada

Von Marion Graeber

8. November 2013

 

Wie sind Sie zur Musik gekommen? Wie sind Sie aufgewachsen? Spielte Musik eine wichtige Rolle in Ihrer Familie?

 

Musik hat in meiner Familie immer eine wichtige Rolle gespielt. Meine deutsche Seite ist sehr musikalisch. Alles Sänger und Multiinstrumentalisten. Meine afrikanische Seite ist eher  Musik konsumierend. Tanzen und singen am liebsten den ganzen lieben langen Tag. Also, war es für mich als Kind ganz normal von singenden, musizierenden und tanzenden Menschen umgeben zu sein und deswegen vielleicht auch nicht so besonders selbst irgendwann zu tanzen und zu singen. Ich habe mit sieben Jahren das Stepp-Tanzen für mich entdeckt und dann eigentlich erst viel später das Singen und das ist dann ganz von alleine immer mehr geworden und hat am Ende das Tanzen abgelöst.

 

Welche Musikrichtung hörten Sie in Ihrer Kindheit und Jugend?

 

Das ging von klassischer Musik und Madrigalen singen über Blues, Reggae, R’n’B, Salsa, Afrobeat, Musik der Yoruba und anderer afrikanischer Länder wie Zaire (jetzt Kongo). Durch das Steppen kam ich zum Jazz  und je älter ich wurde desto mehr kamen HipHop und elektronische Musik dazu und alles was damit zusammen hing, Acid Jazz beispielsweise ....

 

Wie kam es zu Ihrer Liebe zum Jazz? Welche Jazzrichtung mögen Sie am liebsten?

 

Wie schon gesagt, alles fing mit dem Tanzen an. Ich habe die alten MGM-Musicals geliebt. Fred Astaire, Gene Kelly, Ginger Rogers, Frank Sinatra hatten und haben es mir angetan und ohne es wirklich zu wissen war ich umgeben von Jazz Standards und Big Band Jazz. Tja, und  somit habe ich mein Herz verloren an den Sound, an die Stories in den Songs, an den Drive und die Freiheit. Ich kann mich nicht auf eine Lieblingsrichtung festlegen, um ehrlich zu sein. Natürlich liebe ich schön erzählte Songs, genauso aber auch John Coltrane oder die Marty Paich Big Band. Jazz ist für mich stimmungsabhängig manchmal will ich verführt werden, manchmal beruhigt, manchmal möchte ich tanzen, manchmal gestreßt sein, manchmal weg geblasen werden...

 

Foto: Marion Graeber

 

 

Sie sind über den Tanz zum Gesang gekommen? Wie gestaltete sich diese Entwicklung?

 

Nun denn, ich wollte tanzen wie Fred und es gab in den frühen 80ern nur eine Anlaufstelle und das war die New York City Dance School und Ray Lynch. Dort habe ich das Bühnenleben in all seinen Facetten  kennen gelernt. Durch Musicalproduktion rückte das Singen näher und als dann in meinem Gymnasium eine Jazz AG gegründet wurde, habe ich als Sängerin mitgemacht. Und so kam eins zum anderen. Durch eine Musicalshow am Gymi wurde eine Comedy Gruppe, die 'Les Schneiders', auf mich aufmerksam und die örtliche Big Band. Nach einem Auftritt im Scala Ludwigsburg wollte dann eine Gruppe junger Musiker mit mir eine Band gründen. Das wurde dann meine erste eigene Band 'Solarstar'. Die Jungs in der Band studierten teilweise Jazz an der Hochschule und somit war das Interesse geweckt. Ich habe mir aber Zeit genommen bis zum Studium und schon  in diversen Bands gespielt bis ich dann die Aufnahmeprüfung gemacht habe. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon nicht mehr ganz so aktiv Tänzerin. Ich habe noch ein bißchen Steppen unterrichtet und dann irgendwann eine Pause zu Gunsten des Singens eingelegt. Seit diesem Jahr tanze ich sogar wieder. Ach das hat gefehlt...

 

Wann und wie haben Sie Ihre wundervolle Stimme entdeckt? Wie beschreiben Sie selbst Ihre Stimme? Was bedeutet Ihnen – singen -?

 

Oh, vielen Dank für dieses Kompliment. Hmm, nun entdeckt haben mich wohl andere. Ich habe einfach das getan was mir Spaß macht und ich habe mich vor allem um ein gutes Gefühl gekümmert. Ich kann nur gut sein, wenn ich von KollegenInnen umgeben bin, die ich fühle und daraus ergibt sich dann einfach Musik. Und im Idealfall berührende.  Das wiederum führte zu meinem Weg... Ich würde meine eigene Stimme als warm, weich, nicht schwarz, nicht weiß, tief, voll, in keine Schublade gehörend, einfach 'Fola' bezeichnen. Singen ist für mich Beruf und Berufung und ich würde es noch ein bisschen erweitern wollen. Die menschliche Stimme ist Faszination. Ich liebe es, sie zu benutzen und andere Stimmen kennen zu lernen. Also ist Singen einfach immer da.

  

Wann haben Sie begonnen in Bands zu singen? Wo sind Sie anfänglich aufgetreten?

 

Ich habe bei den 'Les Schneiders' als Nutella Schneider schwäbische Comedy vor allem auf privaten Festen gesungen und bei der High’n’Mighty BigBand klassische Big Band Literatur auf Festivals, Dorffesten.... Beides fand kurz nach dem Abi statt und war dann ab 1997.

 

Sie absolvierten ein Musikstudium in Mannheim –welche Beziehungen haben sich dort für Sie ergeben?

 

Meine Band 'Dada' besteht fast ausschließlich aus ehemaligen Kommilitonen.

 

Erzählen Sie von Ihrer Zeit als Vocal-Coach bei DSDS…Welche Erfahrungen konnten Sie dort gewinnen?

 

Meine wichtigste Lektion war: Sei wie Du bist, vertraue Deinem Instinkt und wenn es zu weh tut geh weiter. Nein im Ernst. Es waren gute Lehrjahre, natürlich vor allem als Lehrerin. Unter zeitlichem Druck mit ungeübten Sängern zu arbeiten ist sehr intensiv und man muss auf allerlei Ideen kommen um die Materie 'Gesang' an den Mann oder die Frau zu bringen. Die Fernseh-Branche ist eine Welt für sich auch dafür muss man eine Idee entwickeln - wie man ihr begegnen will.

 

War es der logische Weg nach der Zeit als Vocal-Coach eine eigene Gesangsschule für Stimme-Körper-Seele und Geist zu gründen?

 

Ich denke ja. Ich habe während der Fernseh-Zeit ja schon unterrichtet. Hier in Stuttgart bei Go Vocal, an  Hochschulen und Privat. Und ich hatte verstanden - Singen ist nicht nur die Stimme bedienen. Es ist so viel mehr. Die Gedanken und eigenen Ansprüche stehen im Raum, das Körpergedächtnis und die eigenen Streßreaktionen kommen dazu und dann natürlich noch der Umgang mit dem Instrument. Alles hängt zusammen und lässt sich nicht von einander abkoppeln. Somit habe ich meine Erfahrungen aus Tanzen, Alexander-Technik, Yoga, Feldenkrais, Meditation, Stimmbildung, Psychologie zusammengefaßt und ein Konzept für den Unterricht entwickelt, das sich noch immer weiter bewegt. Und natürlich stand auch der Wunsch dahinter, mein eigener Chef zu sein.

 

Erzählen Sie von Ihrer Arbeit bei 'Stimmwerk'....

 

Im 'Stimmwerk' treffen alle oben genannten Punkte zusammen. Der Schüler steht im Mittelpunkt und bekommt ein individuelles Training, das aus allen Facetten zusammen gestellt ist. Beim einen ist es mehr die reine Stimmbildung, beim anderen die Seele und beim dritten der Umgang mit dem Gedankenkarussell. Ich lege Wert darauf, dass sich unsere Arbeit immer weiter entwickelt. Ich selbst mache nebenher eine Coaching-Ausbildung, weil so viele Unterrichtsthemen in diesen Bereich fallen. Ich beschäftige mich ausführlich mit Yoga und versuche so immer am Ball zu bleiben und viele Wege parat zu haben um eine positive Entwicklung der Schüler zu fördern.  

 

Haben Sie Vorbilder oder ganz einfach Musiker(innen)/Sänger(innen), denen Sie gerne lauschen?

 

Oh, das ist eine schwierige Frage. Es gibt Bands und Künstler, die mich in bestimmten Lebensphasen begleitet haben, dazu gehören Bob Marley und Fela Kuti, Barbara Tucker und Shirley Horn, Incognito, Jamiroquai und Brand New Heavies, Kurt Elling und Beady Belle. Alles Künstler, die ihre eigene Note gefunden haben, aber vor allem mich im tiefsten Innern immer wieder zu Tränen rühren.

 

Foto: Marion Graeber

 

Welche Musik hören Sie privat?

 

Das hat sich tatsächlich nicht geändert: Brauche ich tiefe Kraft: Bob Marley. Für Inspiration: Neo Soul und wahnsinnig groovender R’n’B. Für Freiheit: House. Für Freude: Funk. Für die Verbindung zwischen Kopf und Herz: Jazz. Zum Lachen: Fela und Papa Wemba. Für Liebe: Soul....

 

Welche Projekte verfolgen Sie neben ‚Stimmwerk‘ derzeit? Wie hat sich Ihre Musik entwickelt?

 

Ich bin ganz klar Sängerin und Lehrerin. Ich stehe deswegen auf der Bühne mit den Bands Hattler, Bartmes, Dada, der SWR Big Band, dem Gitarristen Daniel Stelter und vielen tollen Bands. Und ich unterrichte an den Hochschulen Stuttgart, Nürnberg und Freiburg. Meine Musik hat sich mehr zu allem entwickelt. Ich lasse in meine Musik alles was ich bin einfließen, die rhythmische Auffassung aus dem House, das minimale Singen aus dem Jazz, den großen Stimmeinsatz aus dem Soul, zum Beispiel. Sprich,  ich traue mich immer mehr, alles was ich bin zu sein.

 

Wie wichtig ist Ihnen der Standort - Stuttgart? Wie ist die Jazzszene hier? Was mögen Sie an Stuttgart?

 

Ich liebe Stuttgart, das ist meine Stadt. Hier bin ich zu Hause, hier finde ich Ruhe und Inspiration und ich kann Freunde und Kollegen treffen und tolle Gespräche führen und natürlich auch Geld verdienen. Es gibt viele Möglichkeiten in der Umgebung und im Städle zu spielen und auch wenn ich selbst inzwischen mehr außerhalb spiele ist das heimische Publikum mir das liebste. Die Jazzszene ist bunt durchmischt, jung und alt befruchten sich und sorgen dafür, dass kein Stillstand entsteht. Eine tolle Basis, um Projekte zu starten, sich aus zu probieren und dann den Rest der Welt zu erobern...

 

In Workshops helfen Sie auch dem Nachwuchs auf ihrem musikalischen Weg. Wie wichtig ist Ihnen diese Arbeit?

 

Ich habe einen guten Draht zum Nachwuchs und ich glaube das liegt daran, dass ich von diesen jungen Menschen genauso viel lernen will, wie sie von mir. So, dass mich diese Arbeit nicht nur jung hält, sondern auch unglaublich viel Freude bringt, mich Dinge anders sehen läßt. Es begegnen mir neue Songs und ich bin jedesmal überrascht wie oft sehr junge Menschen schon wahnsinnig weit sind.

 

Sie singen englische und auch deutsche Songs. Was ist die jeweilige Besonderheit?

 

Ich benutze beide Sprachen um mich auszudrücken und Geschichten zu erzählen. Ich glaube, die Besonderheit liegt dann in der Auffassung des Publikums. Die Zuhörer fühlen sich manchmal überfordert, wenn sie alles verstehen, weil es deutsch ist, aber ich kann es nicht ändern - Geschichte bleibt Geschichte und Gefühle sind Sprachenlos...

 

Wem sind Sie auf Ihrem musikalischen Weg so begegnet? Welche Erfahrungen und Verbindungen haben sich ergeben?

 

Ich bin sehr vielen tollen Kollegen begegnet Katja Rieman, Lars Reichow, Joy Denalane, Max Herre und Max Greger, Marc Marshall, Peter Fessler und Jeff Cascaro. So vielen, dass es den Rahmen sprengen würde, alle auf zu zählen. Ich bin dankbar, für diese Begegnungen, denn jeder hat ein eigenes Lebensmodell und eine eigene Künstlerpersönlichkeit und das ist spannend, faszinierend und natürlich auch inspirierend.

 

Foto: Marion Graeber

 

Wie beschreiben Sie Ihre Zusammenarbeit mit Hellmut Hattler?

 

Hellmut ist in gewisser Weise ein Vorbild. “Tue nur das was Du willst und mache es gescheit. Hör dabei auf dein Herz und verschenke Dich nicht.“ Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Somit ist er ein Freund, Mentor, Kollege, Querdenker und ein Spaßvogel.

 

Wie würden Sie Ihr derzeitiges Leben als Sängerin beschreiben?

 

Zur Zeit gehen sehr viele Samen auf, was mein Leben recht schnell macht. Ich spiele fast nur noch eigene Musik, stehe nur noch wegen mir als 'Fola Dada' auf der Bühne und nicht mehr als lebendige Jukebox (was auch manchmal lustig ist). Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bekomme tolles Feedback von Kritikern und Schülern und das bestätigt meine Idee 'Tue nur was Du liebst, dann wird es auch gut'. Und ich denke das wird mein weiterer Weg. Ich übe mich im Erfolg annehmen und bin gespannt was als nächstes kommt. Eins ist klar, ich bleibe nicht gerne stehen also ist sich weiter zu bewegen meine Leidenschaft und Stress gibt es nicht, der Terminplan ist nur voll aber mit Spaß gefüllt...

 

Sie leben Ihren Traum? Gibt es weitere Wünsche und Ziele?

 

Nun denn,  ich habe den Wunsch noch lange dieses Leben führen zu können und meine ganzen musikalischen Babys wachsen zu sehen. Ich liebe was ich tue und würde mich immer wieder für diesen Weg entscheiden.

 

 

 

Liebsten Dank für das Interview. Alles Liebe!

 

 

  

 

 

 

Die JazzKultur Korntal-Münchingen besteht bereits seit zehn Jahren

Jazz vor den Toren Stuttgarts

 

 

 

Veit Hübner - Erster Vorsitzender JazzKultur Foto: Marion Graeber

 

 

 

 

Mit dem Raul Jaurena Trio pflegt JazzKultur die Verbindung zum Tango 

 

Carolina Jaurena/Andres Bravo Foto: Marion Graeber

 

 

Marion Graeber       

15. September 2013                                                          

 

Der Musik hat sich der Verein JazzKultur Korntal-Münchingen verschrieben. Die monatlichen

Konzerte in Korntal sind längst nicht nur in der Stadt, sondern auch im Umland zu einer festen Größe für die Freunde des Jazz geworden. Und auch die High'n Mighty Big Band unter der Leitung von Frank Kroll ist aus dem Kulturleben der Stadt vor den Toren Stuttgarts, nicht mehr wegzudenken.

 

Der Verein JazzKultur wurde im Januar 2003 von Sabine Keller, Peter Keller, Carina

Neuner-Jehle, Frank Kroll, Roland Hartmann, Bernd Hofmann und Oliver Vollmer gegründet. Allesamt hatten sie sich über die Big Band und das Jazz Festival von High’n Mighty kennen

gelernt. Ziel war die Förderung des High‘n Mighty - Jazz Festivals in Korntal sowie die

Nachwuchsförderung und spartenübergreifende kulturelle Veranstaltungen (Kunst und Jazz) zu organisieren. Neben Raul Jaurena, Richie Beirach, Sirius String Quartett, Joo Kraus (Echogewinner 2012), Fola Dada und Max Greger jr. sind mit Klaus Graf, Torsten Krill, Ralf Schmid, Andreas Maile und Gregor Hübner auch Baden-Württembergische Jazzpreisträger aufgetreten.

 

Der erste Vorsitzende des Vereins ist Veit Hübner. Angefangen hat Veit Hübners Engagement für die Musik in einer Schulband. Damals spielte er Cello. Schnell merkte er, das ihm dies zu wenig war. Er entschied sich dafür, Bass zu studieren. „Der Vorteil ist, dass man alles spielen kann. Der Bass ist das Fundament der Band. Das hat mich gereizt. Ich bin der erdige Typ, liebe die tiefen Frequenzen“, erzählt er. Veit Hübner, der seit vier Jahren an der Spitze des Vereins JazzKultur steht, studierte Orchestermusik und Jazz in Stuttgart und Karlsruhe sowie Jazz-Bass in New York. Außerdem war er Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes

und der Kunststiftung Baden-Württemberg. Im klassischen Bereich arbeitete Hübner unter anderem mit der Philharmonie Antwerpen und den Stuttgarter Philharmonikern. Er gewann Preise bei ‚Jugend jazzt‘, den Sonderpreis des SWF Baden-Baden, den Kulturpreis der Städte Ravensburg und Weingarten, sowie einen Preis beim internationalen Jazz-Kontrabass Wettbewerb in Capbreton/ Frankreich.

 

Im Jahre 2003 wurde er mit dem Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Mit dem Programm im Weinkeller des Korntaler Landschlosses möchte er der Vielfalt des Jazz gerecht werden. „Unser Musikprogramm soll die Menschen ansprechen“, betont er. Ob Swing, lateinamerikanischer Jazz oder Modern Jazz – Veit Hübner liebt besonders die melodischen Richtungen. Wichtig ist für Hübner die Förderung und Unterstützung der Jugendarbeit. „Wir müssen nach unserem zukünftigen Publikum schauen und es für den Jazz begeistern“, merkt er an. Mit Workshops führt er den Nachwuchs an die Musik. „Jazz ist nicht etwas, was man singt, spielt oder macht – Jazz, das ist eine Lebenseinstellung“, unterstreicht er.

 

„Wir haben schon eine große Jazzszene im Stuttgarter Raum. Haben Hochschulen, wo man Jazzmusiker ausbildet“, so Hübner. Doch der Jazz und seine Musiker würden generell zu wenig gefördert. Er freut sich über das treue Stammpublikum der JazzKultur. „Das in eine Bahn zu bringen, mit der Aussicht, dass man doch irgendwann auch angemessene Gagen zahlen kann, das ist ein Ziel von mir.“

 

 

 

 

 

Die Verbindung zum Tango - Raul Jaurena

 

 

Raul Jaurena Foto: Marion Graeber

 

 

  

 

Raul Jaurena gilt als Meister des Tango und ist einer der führenden Bandoneon Spieler weltweit. Seine Musik ist eine persönliche Hommage an seine Heimat Südamerika und seine Wahlheimat New York. Jaurena verbindet die traditionellen Wurzeln des Tangos und den Stil des Tango Nuevo von Astor Piazzolla. Er ist Träger des Grammy 2007, den er für das beste Tango-Album bekam. Das Raul Jaurena Trio setzt sich zusammen aus

 

Raul Jaurena - Bandoneon

Veit Hübner - Bass

Bobby Fischer - Klavier

 

Seit über zehn Jahren kennen sich die Ensemblemitglieder von vielen gemeinsamen Auftritten innerhalb der Gruppe "Tango Five" oder als Trio (Tangofriends). Die Verbindung zum Tango entstand für den Jazzmusiker, Veit Hübner über die Gründung von Tango Five. "Wir haben europäischen Tango gemacht. Aber der Jazz lief immer parallel", schildert Hübner. Irgendwann kam dann der Wunsch auf, eine argentinische Tangoplatte zu machen. "In meiner Zeit in New York habe ich jede Woche die Tangoshow von Raul Jaurena besucht. Und ich war begeistert. Die Show ging immer so bis zwei oder drei Uhr nachts. Eines Tages hab ich ihm eine Aufnahme von mir mitgebracht. Ich dachte mir, er kann ja nur 'ja' oder 'nein' sagen. Bereits um acht Uhr in der Frühe hat er mich aus dem Bett geklingelt", lächelt er. Im Herbst 1997 entstand dann die erste gemeinsame CD. "Seither spielen wir zusammen". Veit Hübner liebt am Tango wie auch am Jazz den Freiheitsgedanken. Die Auffassung, die Improvisation, das zieht sich beim Jazz und bei Astor Piazzollas Tango Nuevo durch die Musik. Auch Raul improvisiert sehr viel. Es ist diese Energie, die sich in beiden Musikrichtungen durchsetzt, die mich begeistert", erläutert er. Raul Jaurenas Tochter Carolina Jaurena und ihr Ehemann Andres Bravo treten zeitweise mit dem Trio auf. Das Tanzpaar ist zudem bei unzähligen Tango Festivals in den USA, Südamerika, Kanada und Europa zu Gast.