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Kunst und Schauspiel
"Man könnte sagen, der Gardasee ist für mich ein Sehnsuchtsort"
Martin Luding
Fotoausschnitt: ZDF Ralf Wilschewski
Inga Lindström: Spinnefeind - Lilly erbt das Haus ihres Opas. Problem dabei: Sie erbt es nicht alleine: Sylvester, den sie von früher kennt, erbt auch einen Anteil. Der alte Zoff aus Teenager-Zeiten bricht wieder aus.
ZDF Herzkino Sonntag, 13. Oktober 2024, 20.15 Uhr
Im Telefongespräch mit Martin Luding
Marion Graeber im Oktober 2024
Hallo Herr Luding, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Freue ich mich. Sie sind mit dem Programm „Caveman“ viel in Stuttgart, im Theaterhaus. Vielleicht sind Sie gerade in Stuttgart?
Nein, ich bin in Bayern.
Aber Sie sind oft in Stuttgart?
Ich bin nicht mehr so oft in Stuttgart. Ich hab 16 Jahre in Stuttgart gelebt. Meine Kinder sind noch dort wie auch meine Ex-Frau.
Geboren sind Sie in Berlin – stimmt das?
Ja, genau.
Welcher Bezirk?
Tempelhof.
Meine Schwester lebt und arbeitet auch in Berlin. Jetzt wohnt sie Bezirk Prenzlauer Berg, davor Charlottenburg. Unser Vater lange in Lankwitz in der Frobenstraße.
Ah, in Lankwitz haben wir noch ein Haus und ein Büro vom meinem Vater. Lankwitz grenzt an Tempelhof. Und die Frobenstraße kennt man.
Da hat man es nicht so weit zum Wannsee …
Das stimmt. Das ist ganz wunderbar. Ich bin Segler. Da hab ich sehr schöne Erinnerungen.
Interessant auch, wenn man sich auf Recherche bezüglich der eigenen Familiengeschichte begibt …
Das stimmt. Berlin hat sich aber sehr verändert. Ich hatte immer eine Wohnung in Berlin. Da spürt man die Veränderungen direkt. Apropos Familiengeschichte, da haben sich meine Brüder auch mal dran gemacht. Man stößt auf viele Geschichten, die man jedoch nur teilweise an's Tageslicht bringen kann.
Nun haben Sie auch eine Geschichte mit Stuttgart …
Ich hab zu Stuttgart wirklich einen coolen Bezug. Ich hatte mit 23 Jahren eine Freundin. Ihre Freundin einen Freund. Ein Berliner Medizinstudent aus Esslingen. Wir waren lange nicht mehr mit unseren damaligen Freundinnen zusammen – unsere Freundschaft hat überlebt. Anfang der 1990er Jahre sind wir viel nach Esslingen gefahren. Da fanden damals gute Partys rund um die Kessler Sektkellerei statt.
Dann kennen Sie die Partylocations, wie beispielsweise den Perkins Park?
Klar, um die Ecke hab ich das Büro meiner Theaterproduktionsfirma. Ich war aber doch mehr in „Pauls Boutique“, im „Bravo Charlie“ oder in der „Suite 212“. Doch plötzlich hatten wir vier Kinder, meine Frau hat zwei mitgebracht, dann hat man einfach nicht mehr so viel Zeit. Das Interesse ändert sich auch. Apropos Zeit – ich habe ja noch Dieter Hildebrandt kennenlernen dürfen. Ein toller Mann. Aber jetzt reden wir über was schöneres – über Sie. Lacht.
Nein, nicht über mich ;) aber über das ZDF Herzkino Inga Lindström „Spinnefeind“. Aber zuvor möchte ich gerne noch etwas über Ihre Theaterarbeit wissen. Gibt es nicht regionale Unterschiede in der Theaterarbeit und den direkten Reaktionen die man vom Publikum bekommt?
Absolut. Es wird regional unterschiedlich gelacht. In manchen Regionen bekommt man die Zuschauer sehr gut zu greifen in anderen ist es schwieriger. In Hamburg beispielsweise funktionieren Gags anders als in Stuttgart. Betrachtet man Stuttgart, so ist schon in Karlsruhe das Publikum ein anderes.
Passen Sie Ihre Programme regional an?
Nein, da es sich um abgeschlossene Theaterstücke handelt nicht. Ich lasse immer wieder mal regionales einfließen, so wie ich am Beispiel von Stuttgart dann einfach mal über den Schlossplatz spreche.
Jetzt zu Inga Lindström und „Spinnefeind“. Wann wurde gedreht?
Im Juni 2023.
Wie lange? … Meist 22 oder 24 Tage …
Ja, wir drehen im Rahmen von sechs Wochen.
Mit einem deutschen Team?
Die Geschichte wird zum großen Teil in Deutschland vorentwickelt. Lokal haben wir beispielsweise location scouts und Fahrer.
Wie gefällt es Ihnen in Schweden?
Sehr gut. Und irgendwie ist der Fjord auch immer so ein bisschen der Star. Lächelt.
Reisen Sie gerne?
Ich bin ein Reisender. Das fing schon in meiner Jugend an. Unter anderem hab ich zwei Jahre, mit Unterbrechungen, in Tansania gelebt. Bin auf Safari gegangen und hab den Kilimandscharo bestiegen.
Sind Sie auch heute noch viel unterwegs?
Ich bin viel im Auto unterwegs. Fahre im Jahr 40.000 Kilometer. Berufsbedingt.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ich bin wahnsinnig gerne am Gardasee, den ich 1990 kennengelernt habe. Erst war ich zum Segeln dort, später dann zum Mountainbiking. Ja, man könnte sagen, der Gardasee ist eine Art Sehnsuchtsort für mich.
Wo leben Sie heute?
In der Nähe von Salzburg auf einem Bauernhof mit vielen Tieren.
Im Herzkinofilm verkörpern Sie Jonas. Einen Mathelehrer. Wie ist das so mit Ihnen und Mathe?
Ich habe ein Diplom in Wirtschaftswissenschaften aber an Statistik bin ich damals verzweifelt. Mathe war nie mein Fach und wird es auch nie werden. Aber das ist ja auch das Schöne am Schauspiel – man verkörpert einen Charakter, versetzt sich in ihn, spielt ihn.
Da kann man dann auch Mathe?
Genau. Lacht.
Zum Inhalt – es geht um verwirrende Teeniegeschichten, ein Geheimnis und Musik. Haben Sie ein Lieblingsmusikgenre?
Ich höre mittlerweile alles komme aber von der Rockmusik und aus dem Heavy Metal Bereich. Led Zeppelin, Deep Purple, Metallica AC/DC, Pink Floyd und Guns N' Roses. Das ist meine Geschichte.
Im Film tanzen Sie mit Carin C. Tietze …
Eine tolle Kollegin.
Tanzen Sie gern oder können etwas mit dem Tango Argentino anfangen?
Nein. Meine Cousine hat mich vor Jahrzehnten zum ersten Tanz auf ihrer Hochzeit aufgefordert. Das war ein nachhaltiges Erlebnis.
Was bedeutet Ihnen die ZDF Herzkino Reihe, gerade in Anbetracht der vielen Krimis im TV?
Herzkino kommt ohne Mord und Totschlag aus. Es geht vielmehr um Liebe und Eifersucht. Ein schöner Gegenpol zum Krimi.
Theater vs TV Schauspiel – reizt Sie die Abwechslung?
Ja, diese Unterschiedlichkeit ist sehr schön. Im Theater muss ich meine Leistung sofort abrufen und bekomme ebenfalls sofort Belohnung oder Bestrafung. Im Schauspiel gibt es viele Wiederholungen. Es ist ein ganz anderes arbeiten. Ich möchte auf keinen Bereich verzichten. Beides machen zu dürfen ist mir sehr wertvoll.
Segeln, Tennis, Golf, Kampfsport – sind das Ihre Sportarten?
Früher mehr wie heute. Mir fehlt leider die Zeit.
Kurze Fragen – kurze Antworten
Kaffee oder Tee?
Tee
Selbst kochen oder essen gehen?
Selbst kochen
Was?
Spaghetti aglio e olio
Auto oder Fahrrad?
Auto. Schnell und V8 oder alt und V8
Lieblingsplatz zuhause
Vor meinem Kamin
Wenn Sie ein Lied wären …
Back in Black
Lieblingsjahreszeit
Frühling
Lieblingsfilm
Da gibt es tausende. Lacht.
Spiel mir das Lied vom Tod.
Mit wem würden Sie bei einer Partynacht gern um die Häuser ziehen?
Bjarne Mädel
Ihr liebstes Kinderbuch
Die kleine Raupe Nimmersatt.
Vielen Dank, lieber Herr Luding für das tolle Gespräch
Wenn Sie ein Lied wären ...
"Wenn ich ein Lied wäre, wäre ich ein richtig guter Popsong auf den man gut tanzen kann"
Melanie Marschke
Fotoausschnitt: ZDF Sandra Ludewig
SOKO Leipzig ab Feitag, 27. September 2024, 21.15 Uhr
Im Gespräch mit Melanie Marschke
Marion Graeber im August 24
Hallo liebe Frau Marschke, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich.
Sehr gerne.
Die SOKO Leipzig findet logischerweise in Leipzig statt, Sie leben in Leipzig, sind Sie im Moment in Leipzig?
Ja, ich bin gerade in Leipzig. Tatsächlich haben wir bereits Drehstart des neuen Drehblocks.
Dann sind Sie in einem Büro?
Ich bin zuhause. Habe heute drehfrei und kann in Ruhe telefonieren. Lächelt.
Sie sind in Lübeck geboren und aufgewachsen. Fehlt Ihnen, ich sag mal die 'Alte Heimat', das Meer, die Ostsee?
Ja, total. Fehlt mir wirklich sehr. Das wird auch, je länger ich weg bin und um so älter ich werde, immer mehr. Egal wo ich bin – Ost- oder Nordsee – da
werde ich wehmütig. Ich liebe es am Meer zu sein.
In welchem Alter sind Sie nach Leipzig gezogen?
Mit 30, direkt von Lübeck nach Leipzig.
Die SOKO Leipzig startet im September mit 26 neuen Folgen der 25. Staffel. Darunter auch die 500ste Folge. Wie fühlt es sich an, von Anfang an Teil
eines solch erfolgreichen Formats zu sein?
Ich bin sehr stolz darauf. Gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit. Und auch in Anbetracht der Fülle von Formaten. Dass es die SOKO Leipzig
immer noch gibt und so erfolgreich ist. Uns die Zuschauer so gerne sehen, uns als Teil ihres Alltags begreifen. Ja, da bin ich sehr stolz darauf.
Eine lange Zeit …
Eine lange Zeit und ein langer Weg. Die Serie entwickelte und entwickelt sich immer weiter, wie auch die Charaktere und natürlich auch man selbst. Es ist
alles auch ein bisschen surreal. Die Zahl 25 – 25 Jahre, ein Vierteljahrhundert. So fühlt sich das gar nicht an.
Die SOKO Leipzig ist auch Teil Ihres bisherigen Erwachsenenlebens …
Ja, genau. Das geht auch meinen Kollegen so. Besonders Marco. Er ist auch von Anfang an dabei, wie ich. Wenn man bedenkt, wir haben in den vielen Jahren Familien gegründet, Kinder bekommen. Meine Figur Ina Zimmermann wie auch ich selbst. Jetzt sind die Kinder groß. Im Film und im Leben.
Sie sind mit Marco Girnth befreundet und hatten, wie ich gelesen habe, bei der Auswahl der weiteren Kollegen (Amy Mußul und Johannes Hendrik
Langer) Mitspracherecht ...
Das Mitspracherecht hatten wir bei jedem Casting, da wir ja mit den Kollegen sehr eng und intensiv zusammen arbeiten. Da muss die Chemie stimmen.
Sie verbringen viel Zeit miteinander ...
Das ist die zweite Familie. Wir verbringen oft mehr Zeit am Set als mit der eigenen Familie.
Wie beschreiben Sie Ihre Teamarbeit am Set? Können Sie, trotz der schweren Themen und Fälle, auch miteinander lachen?
Ja, wir lachen ganz viel. Wir haben alle einen ähnlichen Humor und das gleichen Berufsethos. Wir können sehr viel Quatsch zusammen machen. Wir sind alle befreundet und uns sehr zugetan. Wir sind uns wichtig.
Was die Entwicklung der Rollen angeht, wie gesagt, Sie sind seit dem Jahr 2001 dabei, wie auch Marco Girnth, wie viel Einfluss haben Sie auf Ihre Rolle oder vielleicht auch auf die Geschichten?
Wir sprechen über unsere Rollen mit unseren Autoren und den Produzenten. Da wird überlegt, wie sich die Rollen entwickeln könnten, was interessant wäre, wie man die Figur vielleicht auch nicht rüber bringen möchte – wir sind da sehr im Austausch. Wir sind ja immer auch ein bisschen die Anwälte unserer eigenen Figuren. Es ist ein fließender Prozess und unsere Meinung ist durchaus gefragt. Was dann umgesetzt wird steht aber auf einem anderen Blatt.
Wäre der Polizeidienst im realen Leben ein Beruf für Sie gewesen?
Ich glaube nicht. Ich spiele eine Hauptkommissarin in einer Mordkommission. Das wäre im realen Leben für mich schwer auszuhalten. Ich muss absolut den Hut ziehen vor den Menschen, die sich für diesen Beruf entschieden haben. Ich bin zwar ziemlich belastbar aber das könnte ich im realen Leben nicht über einen längeren Zeitraum machen. Das würde mich emotional zu sehr mitnehmen.
Ich habe in meiner Recherche in einem Interview gelesen, dass Sie Musik lieben. Sie haben auch Klavier gespielt. Und, Sie sagten, Sie könnten auch ein Lied komponieren. Ich habe Joja Wendt gefragt, wenn er ein Lied wäre, welches er sei. Welches Lied wären Sie? Welcher Song ist mit Ihnen vergleichbar?
Ich weiß nicht, in welcher launigen Stimmung ich gesagt habe, ich könne ein Lied komponieren. Lacht. Meine Klavierversuche liegen lange zurück. Ich bin
da schnell an meine Grenzen gestoßen. Eine Pianistin werde ich nicht mehr. Ich habe Klavierstunden genommen um meinen Sohn ein bisschen zu unterstützen, der ebenfalls das Klavierspiel erlernte. Das hat großen Spaß gemacht und ja, ich bin schon auch musikalisch. Wenn ich also ein Lied wäre glaube ich, wäre ich ein fröhlicher und richtig guter Popsong zu dem man gut tanzen kann. Irgendwas mit Pep und Schwung.
Wenn wir gerade über Musik sprechen – haben Sie ein Lieblingsmusikgenre?
Das wechselt. Es ist sogar so, dass ich manchmal gar nicht so viel Musik höre, da der ganze Tag mit Geräuschen und Gesprächen angefüllt ist. Es ist so viel los, da brauche ich gar keine zusätzliche Berieselung. Ansonsten mag ich gute Popmusik, französische Chansons, Jazz. Das kommt immer darauf an, in welcher Stimmung ich mich befinde. Elektromusik und Techno gefällt mir nicht.
Bekannt ist, dass Sie gerne Tänzerin geworden wären. Sie kommen vom klassischen Ballett. So spielte auch klassische Musik in Ihrem Leben eine Rolle …
Ja, klassische Musik hab ich ganz früh verinnerlicht. Ich hab sehr früh schon Ballett getanzt und war Mitglied in einem professionellen Kinder-Ballett-Ensemble, dem Lübecker Kindertanztheater. Wenn ich beispielsweise die Nussknacker-Suite höre, bekomme ich noch heute Gänsehaut, denn das war das erste Stück mit dem ich auf der Bühne stand.
Würden Sie gerne wieder tanzen?
Der Flamenco hat mich immer schon fasziniert, getanzt hab ich ihn allerdings noch nie. Ich liebe es aber auch auf Partys oder Veranstaltungen, wie beispielsweise dem Opernball zu tanzen.
Sie sind mit der SOKO auch schon gereist. Reisen Sie privat auch gerne? Sie haben Familie in Schweden. Vielleicht ein Sehnsuchtsort?
Ja, auf jeden Fall. Schweden ist wunderschön. Auch heute bin ich jedes Jahr ein oder zwei Mal dort. Ich bin sehr nordisch geprägt. Die skandinavischen Länder haben eine besondere Ausstrahlung auf mich. Das erdet mich. Die Schärenlandschaft beispielsweise. Dann die Mentalität der Menschen, diese Natürlichkeit, die Gesellschaft – ich liebe das sehr.
Sie haben Familie in Schweden?
Verwandte von mir leben dort. Sie sind aus beruflichen Gründen nach Schweden gezogen. Aber meine Familie väterlicherseits stammt aus Norwegen.
Ich fühle mich im Norden zuhause und ich liebe den Menschenschlag.
In Schauspielrollen, in die Figuren und Charaktere gibt man ja automatisch immer auch viel von sich selbst hinein. Was würden Sie sagen, wie viel
Melanie Marschke ist in Ina Zimmermann?
Gar nicht so viel. Eine gewisse Klarheit, eine Ruhe, eine Besonnenheit – die würde ich für mich persönlich auch sehen. Ansonsten haben wir nicht viel
Gemeinsamkeiten. Ina ist schon sehr viel strenger und strukturierter. Ich bin doch deutlich chaotischer. Ina hat auch nicht viel zu lachen. Das unterscheidet uns auch.
Haben Sie eine Wunschrolle?
Ich würde wirklich gerne mal wieder in einer Komödie spielen, das habe ich früher am Theater oft gemacht, das wäre als Ausgleich ganz schön.
Bei der Theaterarbeit bekommt man auch das Feedback ganz direkt vom Publikum …
Ja, ich möchte wirklich irgendwann wieder öfter auf der Bühne stehen, Das liebe ich schon sehr.
Sie haben auch schon Lesungen gegeben. Haben gerne Ihrem Kind und Ihrer Nichte vorgelesen. Welches Buch war Ihr erstes Buch? Das Buch, das Ihnen vorgelesen wurde oder welches Sie als Erstlingsbuch selbst gelesen haben?
Ich hatte viel von Astrid Lindgren. Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, die klassische Literatur. Eine frühe Erinnerung, die ich habe ist die Geschichte „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“ von Christine Nöstlinger. Das Buch hab ich mehrfach gelesen. Und natürlich "Hanni und Nanni". Ich hab mal eine "Hanni und Nanni" Lesung gemacht, da waren so viele Mütter mit Ihren Kindern da, das war sehr schön.
Kurze Fragen / Kurze Antworten
Kaffee oder Tee
Tee
Lieblingsessen
Kartoffeln mit Apfelmus und Fisch. Jetzt wo ich das ausspreche klingt es komisch. Lacht.
Ihr Lieblingsplatz zuhause
Ich habe so einen großen, flauschigen Lesesessel, den hab ich aus Schweden importiert. Den liebe ich.
Eine Partynacht – mit wem würden Sie gern um die Häuser ziehen?
Sandra Bullock und Emma Thomson, wahlweise auch gerne mit George Clooney und Brad Pitt…
In der Stadt einen Tee oder am Meer einen Sundowner?
Den Sundowner am Meer
Nachtmensch oder der frühe Vogel fängt den Wurm?
Eigentlich kann ich mittlerweile beides
Lieblingsjahreszeit
Frühsommer
Vielen Dank, liebe Frau Marschke für das schöne Gespräch. Ich hab mich sehr gefreut.
"Der Tango ist für mich diese Balance zwischen - auf den eigenen Füßen stehen und Hingabe"
Katharina Blaschke
Fotoausschnitt: ZDF Marc Meyerbröker
SOKO Wismar – neue Folgen ab Mittwoch, 2. Oktober 24, 18 Uhr ZDF. Doppelter Grund zum Feiern bei der „SOKO Wismar“. Seit 20 Jahren ermitteln sie, und am Mittwoch, 25. September 24, startet die 20. Staffel der Vorabendserie in der ZDFmediathek. Neben Dienststellenleiter Jan-Hinrich Reuter (Udo Kroschwald) begeben sich Hauptkommissarin Karoline Joost (Nike Fuhrmann) und Kollege Lars Pöhlmann (Dominic Boeer) samt Kollegen wieder auf
Verbrecherjagd an der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern und können dabei auch wieder auf die scharfen Augen von Rechtsmedizinerin Helene Sturbeck(Katharina Blaschke) zählen.
Im Gespräch mit Katharina Blaschke
Marion Graeber im September 2024
Hallo liebe Frau Blaschke, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich.
Ganz meinerseits.
Passt es bei Ihnen gerade, sind Sie bereit?
Ich sitze hier mit einer Tasse Tee und bin bereit. Lächelt.
Wo erreiche ich Sie? Sie leben in Berlin?
Ja, ich lebe in Berlin und bin auch gerade in Berlin.
Sie leben in Berlin, sind ein Hamburger Kind und sind Teil des SOKO Wismar Teams - alles etwas nördliches/nordöstliches Deutschland. Da fühlen Sie sich wohl?
Unbedingt. Mir kommt die Mentalität entgegen. Das Wasser. Wismar ist auch eine wunderschöne Stadt.
SOKO Wismar wird, soweit ich weiß, nur zu einem Viertel in Wismar gedreht. Die meisten Aufnahmen entstehen in und um Berlin. Das stimmt so?
Das ist richtig. Wir drehen so allerlei im Studio und auch in der Peripherie Berlins. Wenn eine Szene im Wald oder an einem See spielt, dann ist es relativ
egal wo wir tatsächlich sind . Nicht wirklich egal aber logistisch ein zu großer Aufwand mit dem in Wismar befindlichen Baum zu drehen.
Auch eine Kostenfrage ...
Das stimmt. Wir sind ja auch alle aus Berlin.
Ende September geht also die 20 Staffel mit 24 neue Folgen an den Start. Sind Sie von Anfang an dabei?
Nein, nicht wirklich. Ich bin glaube ich, erst im dritten Jahr dazugestoßen. Das Drehen passiert ja früher als das Ausstrahlen. Zu Anfang war ich auch
keineswegs in jeder Folge drin und zudem war ich erst Notärztin und noch nicht die Rechtsmedizinerin. Ich hab eine erstaunliche Fortbildung durchlaufen.
Ein Karrierekick ...
Lacht. Alles eine Frage des persönlichen Einsatzes.
Wie hat sich das entwickelt - von der Notärztin zur Rechtsmedizinerin?
Plötzlich. Lacht. Da wird bei uns sowieso nicht viel geredet. Es gibt ja Serien mit einer fortlaufenden Geschichte, mehr oder weniger. Das ist bei uns
nicht der Fall. Es sind vollkommen abgeschlossene Fälle, Geschichten und Folgen. Deswegen werden auch keine Erklärungen mitgeliefert.
Das Team ist meistens gleich. Ich weiß, es gab auch andere Besetzungen in diesen 20 Jahren, aber trotzdem ist es doch spannend, wie sich auch eine Serie entwickelt. Das tut sie ja auch wenn es abgeschlossene Geschichten sind. Sichtbar auch in Bezug auf ihre Beziehung zu Jan-Hinrich, sag ich jetzt mal ...
Ja, von der am Anfang nie die Rede war. Dann war sie auf einmal und plötzlich da.
Wie entsteht so etwas?
Das hat sich einfach so ergeben. Die ersten Jahre hab ich ja auch hoffnungslos auf ihn hin gebalzt. Mittlerweile bröckelt er ein bisschen und nimmt mir
gegenüber menschliche Züge an. Aber so in den ersten Jahren, wo ich versuchte bei ihm zu landen, war das eine vollkommen einseitige Veranstaltung.
Dem Zuschauer gefällt das schon. Die Spannung. Es muss ja nicht zum …
… äußersten kommen. Lacht.
Es wird sicher ermittelt, wie es den Zuschauern gefällt … Nicht zuletzt über die Einschaltquoten ...
Wir erleben ,je nach Folge, eine unterschiedliche Disposition. Mal ist Reuter milde mit mir und mal eben nicht. Lacht. Das wechselt immer noch stark. Manchmal ist auch er derjenige der ein bisschen auf mich zugeht und dann ist es an mir ein bisschen spröde zu sein.
Wie ist das, über so einen langen Zeitraum mit einem Partner zu spielen? Wie ist das Zusammenspiel?
Wir sind schon sehr schön aufeinander eingespielt.
Entstehen da auch Freundschaften oder ist das Business?
Es ist eine herzliche Kollegialität. So würde ich es nennen.
Generell mit dem Team? Wie ist der Team-Spirit?
Sehr gut! Sehr sehr gut. Wir haben, was das angeht, anscheinend auch einen gewissen Ruf unter den Episodendarstellern. Die Leute fühlen sich bei uns
wohl. Sie sagen, es herrsche eine angenehme Stimmung. Und wir seien nett zu denen, die nur ein Mal da sind. Das teilt sich schon mit. Da bin ich hoch
dankbar. Wirklich.
Was reizt Sie speziell an Ihrem Charakter (Helene Sturbeck)?
Ich mag dieses ein bisschen widerborstige. Ich mag auch den Ehrgeiz und das Selbstbewusstsein in ihrem Job. Und auf der anderen Seite die Verletzlichkeit dem Reuter gegenüber. Ich mag den teilweise sarkastischen Humor.
Wie haben Sie sich generell der Rolle und diesem Berufsfeld angenähert. Waren Sie auch mal in der echten Rechtsmedizin?
Ein Mal. Ich habe verschiedene Vorteile. Das heißt, mein Vater war Arzt/Allgemeinmediziner und mein Bruder ist Chirurg und plastischer Chirurg.
Vor allem hat mein großer Bruder während seiner Fachausbildung zwei Jahre in der Rechtsmedizin gearbeitet. Er ist da länger geblieben als er ursprünglich wollte, aber weil die so nett waren und ihn so gerne behalten wollten blieb er. Das war in München, da war er auch gerne. Lächelt. Sein damaliger Oberarzt und späterer Chef, der hatte auch einen Ruf wie Donnerhall – unter anderem für seinen sarkastischen Humor. Lacht. Von meinem Bruder bekomme ich bis heute Hilfe.
Sie sitzen also an der Quelle?
Ja. Und dann war ich auf dem humanistischen Gymnasium und Latein war mein Lieblingsfach. Nun ist es so, dass Rechtsmediziner ja deutsch sprechen weil sie in erster Linie mit Polizisten und Juristen zu tun haben. Also Leuten, die keine Ahnung haben und die man nicht mit Fachausdrücken erschlagen kann. Aber trotzdem schadet es nicht wenn man weiß, wovon die Rede ist oder wenn man weiß, wo es nachzuschlagen ist.
Sicher haben Sie auch viel gelernt?
Ich habe viele populäre Bücher von Rechtsmedizinern gelesen und ich versuche auch immer wieder in der Fachliteratur nachzuschlagen (davon hab ich auch eine ganze Menge). Nicht, dass wir das in der SOKO besonders fachmännisch machen könnten, schließlich sind wir eine Vorabendserie und da schauen auch Kinder zu. Unsere Leichen sind auch nicht zu realistisch. Aber ich versuche zumindest, dass wir nicht zu weit an der Realität vorbeischrammen.
Es gibt ja verschieden Krimiformate. Die SOKOs sind doch etwas sanfter als viele andere ...
Natürlich.
Das mögen die Zuschauer dann auch ...
Das ist auch unser Alleinstellungsmerkmal. Die Leute schauen keine SOKOs um sich zu gruseln.
Reisen Sie gerne, sind Sie gerne am Meer oder darf es auch eine andere Location sein?
Ich bin schon besonders gerne am Meer. Ich reise weniger, als ich mir vorstelle aber wenn, dann sind es meistens Städtereisen oder eben gerne das
Meer.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ja, eigentlich ist das ein Ort der gar nicht direkt am Meer liegt. Ein Ort in Italien, wo eine Freundin lebt. Leider haben wir uns seit Jahren nicht gesehen. Wir telefonieren nur, viel zu selten und auf englisch obwohl meine Freundin seit wir uns kennen deutsch lernen will. Sie liebt nämlich deutsch, aus irgendwelchen Gründen, und ich finde italienisch toll – aber wir sind beide ungeduldig und geschwätzig und so bleiben wir bei englisch. Es ist immer diese alte Vertrautheit da und ich war auch schon oft bei ihr in Pietrasanta . Das ist der Ort, so drei Kilometer oberhalb der Küste und vierzig Kilometer von Pisa entfernt. Das liegt am Fuße der Apuanischen Alpen, auch Carrara ist nicht weit. Dort, wo der Bildhauermarmor gefunden wird. Es gibt reichlich Künstlerwerkstätten, eine Akademie und ein reges Kulturleben. Sich einfach auf den Marktplatz setzen, einen Kaffee trinken und die vorbeiziehenden Menschen anschauen – es gibt so interessante Leute dort. Einfach herrlich.
Sie machen Lust auf mehr …
Lacht
Apropos Sehnsucht. Ich muss sagen, ich bin leidenschaftliche Tangoliebhaberin. Auch Sie tanzen leidenschaftlich gern. Tango Argentino ist für mich was ganz spezielles – für Sie sicher auch. Wie sind Sie zum Tango gekommen oder ist der Tango zu Ihnen gekommen?
Nun, ich muss sagen, dass ich seit Corona gar nicht mehr Tango tanze. Was mich durchaus schmerzt. Ich bin zum Tango gekommen weil ich mal an einer freien Produktion teilgenommen habe. Es ging darum Johann Heinrich Voß klassische Ilias Übersetzung, so ungefähr ein Zehntel davon, halbszenisch auf die Bühne zu bekommen. Das war damals ein schräges Projekt der freien Szene unter Begleitung eines fabelhaften Altphilologen, der gerade an einer neuen Ilias Übersetzung arbeitete. Da lernte ich eine Kollegin kennen, die mitspielte. Ich bewunderte, wie fantastisch sie sich bewegte. Susanne Opitz – eine wunderbare Schauspielerin und eine eben grandiose Tangotänzerin. Ich hab damals dann Tangostunden bei ihr genommen. Dann schlief das aber wieder ein. Jahre später lief ich nochmal an ihrem Tanzstudio in der Berliner Oranienstraße vorbei und dachte, gehste mal schauen ob die Susanne da ist. Sie war da und sie hatte Zeit einen Kaffee mit mir zu trinken. Danach habe ich drei Jahre lang fast manisch Tango getanzt. Leider musste ich aufhören, zum einen wegen Corona und zum anderen weil meine Füße kaputt gingen. Das war sehr schmerzhaft und gar nicht gut. Ich habe Schuhgröße 43 und ich bekam keine guten Schuhe. Eigentlich müsste ich mir Schuhe anfertigen lassen. Aber diese Zeit, ich finde man lernt wahnsinnig viel über sich und das Leben. Über menschliche Beziehungen. Es ist einfach grandios.
Dem Tango sagt man gerne nach, er sei erotisch – für mich ist Tango Geborgenheit.
Ich weiß nicht, ob das für den Tango oder generell für den Gesellschaftstanz gilt – für mich ist es diese Balance zwischen „auf eigenen Füßen stehen und
Hingabe“. Also will sagen, dass man vollkommen offen ist für seinen Partner aber nicht über ihm zusammenbricht. Dass man keine Last ist sondern immer die eigene Balance hält. Denn nur so kann man sich gemeinsam bewegen. Das finde ich so großartig.
Dieses sich verlieren und gehalten werden …
Ja, und trotzdem nicht den Boden unter den Füßen verlieren. Das ist eine Schulung, wie man bei aller Liebe, trotz allem die eigene Mitte behält.
Absolut. Ich ertappte mich teilweise, wenn der Tango ganz tief ging, man hat ja unterschiedliche Tagesformen, zu Tränen gerührt zu sein.
Ja, denn das sind Momente der Wahrheit.
Auch die Musik ist ganz wunderbar. Für Sie auch? Was ist Ihr Lieblingsmusikgenre?
Die Oper. Was auch mit großen Gefühlen und dem darin aufgehen zu tun hat.
Da passiert viel in einem …
Absolut. Ich finde überhaupt Singen fantastisch. Eigentlich meine ökologische Nische, als singende Schauspielerin.
Das hab ich gelesen – Sie singen auch. Hauptsächlich auf der Theaterbühne?
Ja, im Film ist kein Platz dafür.
Es gab auch eine SOKO Wismar Tangofolge …
Ja, aber die war etwas mager.
Wie kam es dazu, haben Sie die Idee dazu gegeben?
Nein, ich habe nur vom Tango geschwärmt und die Idee hatte dann im Grunde unsere damalige Produzentin. Übrigens spielt da auch meine
Tangolehrerin Susanne Opitz als Tangoschülerin mit. Wenn wir so darüber reden – ich werde bestimmt wieder, ungeachtet meines hohen Alters, einen
Tango-Rückfall erleiden. Das ist ja das Nette am Tango, dass man ihn bis ins kühle Grab tanzen kann.
Tangofreundinnen können sich glaube ich, ewig unterhalten aber ich sehe, die Zeit wird knapp …
Lacht
Darf ich noch kurz eine letzte Frage stellen? Haben Sie ein Lieblingskinderbuch?
„Pu der Bär“ – damit bin ich groß geworden, wie auch schon meine Mutter. Das ist so klug und so gut beobachtet und so witzig, so warm. Dabei spreche ich vom klassischen „Pu der Bär“, welcher bitte nichts mit der Zeichentrickserie zu tun hat. Ich finde es auch empörend, dass die Original Illustrationen von Ernest Shepard nirgendwo mehr auftauchen sondern wir von Disney überschwemmt werden.
Vielen Dank, liebe Frau Blaschke, das war ein sehr schönes SOKO Wismar/Tango Gespräch. Ganz herzlichen Dank und liebe Grüße!
"Musik ist für mich Ausdruck eines Lebensgefühls"
Bettina Zimmermann
Fotoausschnitt: ZDF Daniel Dornhöfer
Ein kleines Jubiläum: Die zehnte Staffel. Der Frankfurter Anwalt Benni Hornberg (Antoine Monot) und sein Kumpel, Privatdetektiv Leo Oswald (Wanja Mues) kehren mit vier neuen Folgen auf den Bildschirm zurück. Bei ihren Ermittlungen geraten sie immer wieder Staatsanwältin Claudia Strauss (Bettina Zimmermann) in die Quere.
Ab Freitag, 13. September 24, 20.15 Uhr ZDF (Freitag, 6. September 24, ab 10 Uhr in der ZDF Mediathek)
Im Gespräch mit Bettina Zimmermann
Marion Graeber / August 2024
Hallo liebe Frau Zimmermann, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich. Sie leben in Brandenburg. Sind Sie gerade zuhause und ich bin
mit Brandenburg verbunden?
Sie sind mit dem bewölkten Brandenburg verbunden, ja. Sie sind in Stuttgart? Bei Ihnen scheint bestimmt die Sonne.
Bei uns ist es tatsächlich auch bewölkt.
Das ist doch verrückt mit dem Wetter. Wobei wir uns gerade hier in Brandenburg eigentlich nicht beklagen dürfen, wenn es regnet.
Ja, Sie haben in Brandenburg immer wieder mit Waldbränden zu tun …
Ja, die vergangenen Jahre war es schon extrem trocken. Andererseits ist es für Familien mit Kindern, die nicht wegfahren können in den Sommerferien, auch schade, wenn sie wegen des Regens nichts unternehmen können.
Es sind die Unwetter, die so unangenehm sind ...
Ja. Erst sind es über 30 Grad, dann Temperatursturz auf unter 20.
Dabei lieben Sie Ihren Garten, habe ich gelesen.
Oh ja, die Natur explodiert derzeit.
Man kommt gar nicht mehr hinterher …
Absolut. Ich habe gerade viel gedreht. Da freut man sich auf zuhause. So stehe ich hier vor dieser grünen Pracht und freue mich darüber.
Der Garten, ein Ort zum Entspannen und zum Arbeiten?
Genau, Ich entspanne am liebsten bei der Gartenarbeit.
Ah, also nicht im Garten auf einer Liege?
Nein, einfach nur dasitzen, das liegt mir nicht. Ich hab immer was zu tun. Ich hab einfach auch so viel Energie.
Sie haben im März Geburtstag. Sind Widder. Ich auch. Also nicht März, aber Widder :)
Dann kennen Sie das vielleicht auch. Lacht.
Ja, und wenn es regnet nehmen wir einen Regenschirm …
Oder auch nichts – dann werden wir eben nass, wir sind ja nicht aus Watte.
Ich kann auch keinen Tag zuhause sein. Schreiben kann ich überall. Ich muss auch was sehen …
Etwas sehen und einfach etwas machen. Es muss was los sein.
Apropos los – im September geht die 10 Staffel von „Ein Fall für zwei“ wieder los. Sind Sie von Anfang an dabei?
Ich bin jetzt in der 9. Staffel. Bin also seit der 2. Staffel dabei.
Mit Antoine Monot habe ich mich auch unterhalten dürfen. Er erzählte, dass immer zwei Folgen parallel gedreht werden.
Genau.
Wie schafft man das, in der Geschichte zu bleiben?
Ja, das ist unser Job. Es ist beispielsweise so, dass wir zuerst die Staatsanwaltschaft abdrehen und dann in die anderen Szenen gehen. Wenn man zehn Bücher parallel drehen würde, würde man wahrscheinlich durcheinander kommen aber so geht das sehr gut. Da wir Serienfiguren sind, ist unsere Rolle fest angelegt. Wir müssen nicht von einem Charakter in den anderen switchen. Das erleichtert es.
Man geht also gezielt in die Geschichte und in eine bestimmte Szene ...
Genau. Man kennt die Geschichte. Nehmen wir Folge 1 der neuen Staffel: „Showbizz“. Es geht um die Hip Hop und Rap Szene. Wir kennen den Inhalt über
das Drehbuch. Die Figur geht dann immer wieder in die entsprechende Szene mit der entsprechenden Haltung und dem Gefühl, welches für diesen Moment
benötigt wird.
Wann und wie lange wird gedreht?
Wir haben immer einen Zeitraum von März bis Ende Juni. Pro Block 24 Drehtage. In diesem Jahr waren es 22 Drehtage.
Viele Produktionen werden, auch wenn sie woanders stattfinden sollen, in Berlin gedreht. Wie viel Zeit sind Sie in Frankfurt?
Wir sind die ganze Zeit in Frankfurt. Mit einem Frankfurter Team.
SOKO Wismar, beispielsweise wird hauptsächlich in Berlin gedreht ...
Das hat dann manchmal mit Förderungen zu tun. Auch mit Einsparungen. Manche Produktionen gehen nach Prag, weil dort die Konditionen und
Möglichkeiten günstiger und teilweise auch einfacher umzusetzen sind.
Zwischen Ihnen (Staatsanwältin Claudia Strauss) und Antoine Monot (Benjamin Hornberg) besteht so eine Spannung im positiven Sinne. Es knistert. …
Ja, das ist schön und wenn die Drehbücher kommen bin ich immer gespannt, wie es wohl weiter gehen wird. Claudia Strauss und Benni Hornberg haben totale
Sympathien füreinander. Sie arbeiten gerne zusammen und geben sich gegenseitig Tipps und Hinweise. Es geht immer darum, dass der Fall aufgeklärt wird und nicht darum, wer den Fall gewinnt.
Ich durfte die erste Folge „Showbizz“ als Pressekopie schauen. Darf ich Sie fragen, welches Ihr Lieblingsmusikgenre ist?
Oh, ich höre wirklich ganz unterschiedliche Musik. Musik ist für mich auch immer Ausdruck von einem Lebensgefühl. Und das muss in den Moment passen.
Manchmal sind es die 1980er dann kann es aber auch mal Heavy Metal sein. Ich wurde gerade auch in diesem Zusammenhang mit „Showbizz“ nach dem Song
„Komet“ von Udo Lindenberg und Apache 207 befragt. Den mag ich auch, das ist wie ein Genremix.
Da fällt mir Kampen Jazz by Till Brönner ein. Sie waren das vergangene Jahr mit dabei ...
Ja, das stimmt.
Nicht nur für Jazzliebhaber schön …
Es ist für mich eine Musik für bestimmte Momente am Tag, fürs Wochenende oder wenn man am Abend mit Freunden zusammensitzt. Musik muss zum Moment passen.
Zur Musik gehört immer auch ein bisschen die Bewegung. Tanzen Sie? Vielleicht haben Sie auch Berührungspunkte zum Tango Argentino?
Generell tanze ich sehr gerne. Leider hab ich aber gar keine Berührungspunkte zum Tango.
Reisen Sie gerne? Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ich reise sehr gerne. Ich liebe es Land und Leute kennenzulernen. Entdecken, probieren, schmecken … Das löst in mir eine Wohligkeit aus. Reisen finde ich wahnsinnig spannend und schön und ich möchte auch neugierig bleiben. Griechenland zum Beispiel mag ich sehr gerne. Da gibt es wundervolle Inseln die noch nicht so bekannt sind und kaum Tourismus haben.
Sind Sie Nachtmensch oder „der frühe Vogel fängt den Wurm“?
Früher war ich Nachtmensch und jetzt bin ich eher „der frühe Vogel fängt den Wurm“. Irgendwann, und ich glaube so geht es vielen, kann man gar nicht mehr
so lange schlafen. Ich möchte den Tag genießen. Früher hat man schon mal bis mittags geschlafen und wurde dann von der Hitze des Tages förmlich erschlagen. Das würde ich heute nicht mehr wollen. Lächelt.
Sie haben auch Kinderbücher geschrieben. Welches war Ihr erstes Kinderbuch, welches Sie gerne selbst gelesen haben oder Ihnen vorgelesen wurde?
Da gab es eines, es ging um einen kleinen Pandabären. Dann „Winnie Puuh“. Auch klassische Märchen. Später dann habe ich sehr gerne „Der kleine Prinz“ gelesen.
Lieblingsplatz zuhause?
Wir haben unser Haus so eingerichtet, dass ich mehrere Lieblingsplätze habe. Ich wandere auch immer ein bisschen mit der Sonne mit. Lächelt.
Wir haben ein sehr kommunikatives Haus. Ein Open Space Haus.
Vielen Dank, liebe Frau Zimmermann das war ein schönes Gespräch.
"Ein klassisches Konzert in meiner Jugend hat mich mit voller Wucht getroffen. Die Begeisterung für klassische Musik hat sich daraufhin in meinem ganzen System festgesetzt"
Pasquale Aleardi
Foto: Marion Graeber
„Weihnachtspäckchen haben alle zu tragen“ – Herzkino
Sonntag, 3. Dezember 2023, 20.15 Uhr
Adika (Yann Mbiene), der vor dem Fest als Paketfahrer jobbt, verliert trotz Stress selten seine gute Laune. Nur wenn er sich mit Pflegerin Tessa (Zoe Valks) um Parkplätze streitet, geht ihm das gegen den Strich. Eigentlich findet er Tessa interessant, aber traut er sich auch, sie anzusprechen? Tessa wiederum versucht, bei der resoluten Seniorin Charlotte Haslhuber (Sylvia Eisenberger) die Stimmung zu heben. Die feiert Weihnachten das erste Mal ohne ihren Mann. Und Frank Donneck (Pasquale Aleardi) hat eine schwere Last zu tragen.
Im Gespräch mit Pasquale Aleardi
Marion Graeber im November 2023
Hallo Herr Aleardi. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich sehr.
Sehr gerne.
Wo sind Sie im Moment? Sie leben in Zürich….
Genau, ich bin gerade von den Dreharbeiten aus Frankreich zurückgekommen und bin jetzt zuhause in Zürich.
„Weihnachtspäckchen haben alle zu tragen“ wurde im Wettersteingebirge, in Mittenwald gedreht. Stimmt das?
Ja, wir waren direkt in Mittenwald.
Der Weihnachtsfilm wurde dieses Jahr im Januar gedreht. Wie war es möglich die Weihnachtsstimmung aufrecht zu erhalten?
Ehrlich gesagt, war das sehr einfach. Das echte Weihnachten war noch nicht lange her. Lacht. Ich hatte das Gefühl, alles riecht noch nach Blätterteig und Tannennadeln. Zudem wird in meiner Familie Weihnachten immer besonders doll gefeiert und so war das mit der Weihnachtsstimmung das kleinste Problem. Wir hatten auch das große Glück, dass unsere Gebete erhört wurden – es hat während unserer Dreharbeiten genau zum richtigen Zeitpunkt geschneit. Besonders schön war auch, dass das ganze Set, das ganze Produktionsteam, eine tolle Weihnachtsatmosphäre mit einem eigens aufgebauten Marktplatz geschaffen hat.
Das ist schön. Ich finde ja, dass der Januar eigentlich ein schwieriger Monat ist. Im November und Dezember leuchtet noch alles. Im Januar werden die Lichter ausgemacht…
Ja, da ist die Party dann vorbei. Lacht. Irgendwie haben wir sie dann aber, Gott sei Dank, wieder steigen lassen.
Dann haben Sie eine verlängerte, schöne Weihnachtszeit gehabt.
Ja, auf jeden Fall.
Was hat Sie am Drehbuch und an Ihrer Rolle gereizt? … Ich durfte den Film vorab als Pressekopie sehen…
Und wie hat er Ihnen gefallen?
Es sind viele Themen aufgegriffen worden. Das finde ich gut. Migration, Home Office, … es geht um's Älterwerden, um Einsamkeit, um die Zustände in der Pflege, um gleichgeschlechtliche Liebe, um Verlust von Menschen … und dann Ihre ganz spezielle Thematik. Ihre Rolle hat mich berührt.
Ja, da ging es mir genauso. Als ich das Buch gelesen habe, wusste ich sofort, dass ich die Rolle spielen wollte. Insbesondere, weil mich der Wunsch nach Versöhnung und Verzeihung, welche die Figur Frank Donneck in sich trägt, wirklich berührt hat. Einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist „Ist das Leben nicht schön?“ von Frank Capra aus den 1940er Jahren - unser Film hat mich irgendwie an ihn erinnert. Insofern hab ich mich gefreut, Teil eines Weihnachtsfilms zu sein, der in seiner Aussage wichtig ist. Gerade im Bezug auf Frank Donneck. Ihn zu spielen war natürlich eine sehr schöne Herausforderung aber gleichzeitig hat es mich auch gerührt. Denn, wenn man so Figuren spielt sieht man auch, wie gut es einem selbst geht. Das mag kitschig klingen aber wenn man einen Charakter, wie den von Frank Donneck spielt, ein Mann, der so eine Last mit sich trägt – das lässt einen das eigene Leben mehr wertschätzen.
So bleibt also schon was hängen von den Charakteren, die Sie verkörpern. Also, Sie nehmen Gedanken und Gefühle mit?
Ehrlich gesagt, ist das der Grund warum ich diesen Beruf ausübe. Es gibt keine einzige Rolle, die ich gespielt habe, die ich nicht spielen wollte. Keine einzige. Auch, wenn nicht jeder Film so herauskam wie ich mir das vorgestellt habe. Aber trotzdem und grundsätzlich ist es das, was für mir an erster Stelle steht wenn ich etwas lese – dieses, was kann ich beisteuern. Wie auch jetzt bei unserem Interview – man lernt sich ein bisschen kennen und je intensiver das stattfindet um so mehr nimmt man mit.
Man bereichert sein Leben…
Ja, es ist so eine verdichtete Form von Leben. Mir fällt spontan noch ein weiteres Beispiel ein: Wenn ich als Kommissar durch einen Raum gehe und diesen Raum scanne um eine Spur zu finden, dann könnte ich das hundert Mal machen ohne, dass es mir nur eine Sekunde langweilig wird. Ich schaue und betrachte immer anders. Ob beruflich oder privat. Etwas zu spielen ist ebenfalls eine Verdichtung von Leben. Genau das ist es auch, was ich immer wieder bewusst suche.
Es weitet den Blick. Auch das Reisen lässt einen Eindrücke und Inspiration aufsaugen und mit nach Hause nehmen. Reisen Sie gerne?
Ich liebe es vor allem, wenn man viel Zeit hat um sich auf die Reise vorzubereiten. Leider ist das immer weniger der Fall aber wenn es so ist, dann reist man wirklich auch in der Fantasie. Das bereichert. Auch die Auseinandersetzung mit den Werken in einem Museum, mit den Künstlern, bei der Musik mit den Musikern, beim Schauspiel mit den Schauspielern – all das ist Vorbereitung, der Versuch zu verstehen und zu kombinieren. Mensch und Kunst. Es ist die Möglichkeit tiefer vorzudringen, sich Kunst, Mensch und Aussage anzunähern.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Wir fahren jedes Jahr in den Süden nach Griechenland. Fast immer nach Kalamata. Das kann ich nur empfehlen. In Griechenland sind nicht nur die Inseln toll, man kann auch auf dem Festland wunderbar die Küsten abfahren und magischen Orten begegnen.
Ihre Mama ist Griechin, Ihr Papa Italiener. Ihr Name ist so wunderschön…
Es gab einen berühmten Philosophen, Aleardo Aleardi. Ein Dichter. Ich glaube wir haben ihm unseren Namen zu verdanken.
Im Film „Weihnachtspäckchen haben alle zu tragen“ spielt sich die Handlung in dem dörflichen Charakter von Mittenwald ab. Sie leben in Zürich. Direkt in der Stadt? Sehen Sie sich als Stadtmenschen?
Ich bin grundsätzlich schon mehr der Stadtmensch. Wir wohnen direkt in Zürich. … Überall wo ich gelebt habe, hab ich mir immer Wohnungen gesucht, die über einem Restaurant waren – oder Restaurants in unmittelbarer Nähe waren. Ich finde es einfach großartig Menschen zu beobachten und dem Trubel zuzuschauen. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich aus einer Familie komme, wo auch Trubel war. Als ich dann nach Deutschland bin, wollte ich mir den Trubel erhalten. Lacht. Ein Beispiel: bei großen Feiern, auch Weihnachten, lief bei uns immer der Fernseher im Hintergrund. Diese Geräuschkulisse bewirkt bei mir sofort positive Gefühle. Man fühlt sich sicher. Dann geht es um das kulturelle Angebot, welches es in Städten gibt. Kunst in all ihren Formen sehen zu können – das ist schon etwas, was ich sehr schätze. Aber natürlich liebe ich auch das Meer. Das ist ein Kraftort für mich. Auf das Meer könnte ich nicht verzichten. Ich könnte mir sogar vorstellen nur am Meer zu leben. Vielleicht ändert sich das aber einfach auch mit fortschreitendem Alter.
Ich habe gelesen, dass Sie auch mit den unterschiedlichsten Musikgenres aufgewachsen sind. In der Küche lief griechische Musik, bei den Geschwistern jeweils Elvis und Supertramp. Sie selbst haben mit zehn Jahren Klavierspielen gelernt. Sie haben viel klassische Musik gespielt und gehört. Wie sind Sie zur klassischen Musik gekommen?
Ich hatte eine ganz tolle Klavierlehrerin. Sie hat mir die klassische Musik nahe gebracht. Was mich außerdem wie ein Blitz durchfahren hat – als ich so elf, zwölf Jahre alt war, haben wir, von der Schule aus, ein klassisches Konzert besucht. Das hat mich mit so einer Wucht getroffen. Das hat sich mir im gesamten System festgesetzt. Wenn ich besser im Noten lesen gewesen wäre, wäre ich bestimmt Dirigent geworden. Lächelt. Das mach ich dann im nächsten Leben. Klassische Musik hat nochmal eine andere Komplexität und Tiefe. Was gerade in so unruhigen Zeiten schon was meditatives hat. Das beruhigt mich sofort. Ich liebe auch Filmmusik.
Dann ist klassische Musik Ihr bevorzugtes Musikgenre?
Zu über 60 Prozent. Ansonsten bin ich auch vielseitig. Höre beispielsweise gerne Jazz. Aber es stimmt schon. Gerade nach Dreharbeiten, wenn es körperlich intensiv war, dann beruhige ich mich mit klassischer Musik oder mit Filmmusik.
Pasquale Aleardi und die Phonauten sind am 1. Dezember in Stuttgart…
Hurra. Lacht.
Da möchte ich dabei sein…
Ich muss sagen, Sie werden es wirklich nicht bereuen. Ich kann das mit guten Gewissen empfehlen.
Wie beschreiben Sie Ihre Musik?
Wir nennen es Antidepressionsmusik mit dem Ziel Menschen, die aus dem Konzert wieder rausgehen, glücklich zu entlassen. Wir spielen Funk, Soul, Swing – mit eigenen, ironischen Texten, die darauf abzielen, hauptsächlich gute Stimmung zu verbreiten.
Wichtig in der heutigen Zeit…
Das kann man wohl sagen. Es gibt absolut nichts schöneres, als wenn man am Ende des Konzerts einfach vergessen hat, wo man ist und wer man ist. Lacht.
Unsere Besucher sind, auch wenn sie anfangs verhalten sind, im Laufe des abends wirklich happy. Das ist unser Ziel. Und, das gelingt uns zu 99,9 Prozent.
Das ist wundervoll. Ich freue mich.
Wie wichtig ist es Ihnen generell so vielfältig künstlerisch tätig sein zu können? Ich nehme an, Sie würden auf nichts verzichten wollen…
So ist es. Ich glaube, das hat mit meinem Background zu tun. Der ist so kulturell vielseitig. Wie Sie schon richtig recherchiert haben. Bei meiner Mutter in der Küche lief griechische Musik, bei meiner Schwester Supertramp und bei meinem Bruder Elvis – ich bin von einem Zimmer ins andere und war sofort in einer anderen Welt und in einer anderen Stimmung. Generell kamen mir, als Schauspieler, die unterschiedlichen Kulturen (Griechenland, Italien, Schweiz, Deutschland) auch extrem zugute. Ich schöpfe daraus. Meine Interessen und meine Liebe zur Kunst ist groß. Ob das gute Bücher sind, Bilder, ich zeichne und male selbst, das Musik machen – wenn ich eins nach dem anderen machen darf, dann geht es mir gut. Privat und beruflich. In diesem Jahr war es wieder toll und ganz bunt. Und musikalisch, da sind wir sowieso ganz durchgeknallt. Lacht. Es ist so vielseitig – aber das Leben ist ja auch so.
Musik findet ja viel in der Nacht statt. Sind Sie Nachtmensch?
Ich liebe die Nacht. Ich liebe Nachtdrehs, weil die den ganzen Ablauf umdrehen. Wenn man ans Set kommt, sagt man sich „Guten Morgen“ … und das am Abend. Das finde ich toll, weil sich alles ad absurdum führt. Ich muss sagen, ich hab die Nachtdrehs aber auch schon mal besser vertagen. Das Alter schlägt zu oder der Schlafmangel, durch die Kinder. Lächelt. Grundsätzlich bin ich aber schon ein Nachtmensch. Das merke ich dann, wenn die Kinder nicht da sind. Da wird es gleich wieder zwei Uhr nachts.
Kreative Prozesse in der Stille der Nacht – man nimmt Dinge anders wahr…
Absolut. Das stimmt.
Ich habe Joja Wendt gefragt „Wenn Sie ein Lied wären, welches wären Sie?“ Was wäre Ihre Antwort auf diese Frage gewesen?
Spontan denke ich an „Smile“ von Charlie Chaplin.
Diese Verbindung von Klassik, Jazz und traditionellem Tango – mögen Sie Astor Piazzollas Tango Nuevo?
Ja, total.
Tanzen Sie vielleicht auch?
Ich musste für einen Film Tango tanzen. Das fand ich wahnsinnig toll. Vor allem, dieses Zusammenspiel. Eigentlich müsste man Tango für alle Schauspieler und Schauspielerinnen einführen. Eine tolle Übung. Lächelt.
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration? Sie schreiben Musik und Texte selbst…
Das ist eine gute Frage. Meistens, wenn man so ein bisschen loslässt und entspannt. Ob das unter der Dusche ist oder sonst wo. Ich höre dann innerlich Melodien. Sind diese stark genug, nehme ich sie sofort summend auf mein Iphone auf. Wenn ich die Melodie dann auf dem Klavier spiele, fällt mir manchmal direkt ein Text dazu ein. Oft machen wir Phonauten das aber auch zusammen. Was die Phonauten betrifft entsteht eigentlich alles in Kooperation. Einer hat eine Idee oder ein Thema – daraus entstehen Musik und Text.
Sie schalten sich dann zusammen?
Ja, genau.
„DADA DIRLA DADA“ … Ich habe gelesen, dass Ihre Mutter Ihnen das vorgeklatscht hat…. Wie ist das Lied entstanden?
Ja, den Refrain kennt man im ganzen Balkan. Es dient absolut der guten Stimmung und man konnte gut einen Antidepressionssong daraus machen.
Wie entstand „Bevor du in die Kiste gehst“?
Das war mein Therapieprogramm während der Pandemie, als wir nicht raus durften. Da bin ich jeden Tag vier bis fünf Stunden dran gesessen. Das hab ich genossen. Weil ich auch so viel dabei gelernt habe.
Mit „Bevor du in die Kiste gehst“ sagen Sie, Sie feiern das Leben….
Ja, man sollte überhaupt das Leben feiern. Wir wissen alle nicht, wie lange wir da sind. Man denkt immer, nur die anderen sterben. Aber wir sind alle vergänglich. Deswegen hab ich am Anfang unseres Interviews auch von dem Meisterwerk „Ist das Leben nicht schön“ erzählt. George Bailey (James Steward) will sich das Leben nehmen. Da zeigt ihm der Engel Clarence (Henry Travers) auf, wie das Leben ohne ihn ausgesehen hätte. Wir denken immer, wir haben keinen Einfluss auf Dinge, oder all das macht keinen Sinn. Aber es macht eben schon Sinn und man hat einen größeren Einfluss als man sich das denkt.
Darf ich Sie fragen ob Sie religiös oder spirituell sind?
Gute Frage. Wir waren in der katholischen Kirche und auch in der griechisch-orthodoxen. Was ich geliebt habe war, dass die griechisch-orthodoxe Kirche immer so etwas mystisches umgab. Es wurde viel gepredigt und auch gesungen. In den vorderen Reihen ging alles geordnet zu und in den hinteren wurde gequatscht und über Gott und die Welt geredet. Diese Lebendigkeit fand ich immer sehr spannend. Insofern glaube ich schon, dass es eine höhere Intelligenz gibt. Dass wir mehr sind als Fleisch und Blut. Ich kann es mir einfach nicht anders vorstellen. Ich merke das schon, wenn ich ein Konzert gebe. Dieser Energieaustausch, der da stattfindet. Am Anfang sind alle verhalten, gegen Ende tanzen alle auf den Tischen. … Auch Albert Einstein sagte ja schon „Energien gehen nicht verloren“.
Noch ein paar kurze Fragen/Antworten
Kaffee oder Tee?
Beides
Lieblingsplatz zuhause?
Sofa vor dem großen Fernseher und am Klavier
Sie malen gern?
Ja, da rutsch ich gerade wieder so rein. Jetzt, wo meine kleinen Jungs gerne malen. Falls ich hoffentlich alt werde und mich vielleicht nicht mehr so gut bewegen kann, werde ich wahrscheinlich nur noch am Klavier sitzen und malen….
Lieblingsjahreszeit?
Tendenziell schon Frühling und Sommer
Und zum Abschluss noch die Frage nach Ihrem Lieblingskinderbuch…
Wichtiger waren für mich damals die Hörbücher. Eines, welches mich sehr geprägt hat war „Das Dschungelbuch“. Das hab ich rauf und runter gehört. Dadurch wurde auch mein Deutsch besser, denn ich bin mit der griechischen und der italienischen Sprache aufgewachsen. Später kam in der Schule noch Französisch dazu. Für mich war in der Folge auch wichtig nach Deutschland zu gehen. Ich wollte Theaterspielen und mir war bewusst, dass ich dafür Hochdeutsch brauche.
Zurück zum Dschungelbuch – wir geben als Phonauten auch gerne bei unseren Konzerten die Zugabe „Ich wär so gern wie du“. Lächelt.
Ich freu mich schon drauf. Tickets sind gekauft.
Das finde ich super.
Dann möchte ich gerne mit meinem Lieblingslied von Ihnen schließen:
„Ich find dich/Sie toll“… Lieben Dank, für das schöne Gespräch.
Lacht. Danke. Bis Dezember.
Information: Das Konzert "Pasquale Aleardi und die Phonauten" wurde wegen Krankheit auf den 23. Januar 2024 verschoben
"Ich habe meine Musik im Herzen und im Kopf"
Maren Kroymann
Zwei Jahre nach der erfolgreichen Komödie "Mona & Marie" über die zwei ungleichen Schwestern gibt es nun ein Wiedersehen. Monas 70. Geburtstag steht vor der Tür - oh Gott! Was für eine Zahl. Nur gut, dass sie nicht weiß, dass ihre Schwester Marie eine Überraschungsparty für sie organisiert. Zu allem Überfluss läuft die Pension schlecht, die Küchengeräte streiken, Monas Tochter Sophie wird von ihrer Frau betrogen, und dann kommt auch noch die Liebe in den Weg .....
"Mona & Marie - Ein etwas anderer Geburtstag" Komödie - Montag, 4. Dezember 23, 20.15 Uhr ZDF
Im Gespräch mit Maren Kroymann
Marion Graeber im November 23
Hallo liebe Fau Kroymann. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich.
Guten Tag, Frau Graeber. Ja klar, sehr gerne.
Sie leben in Berlin… Sind Sie gerade zuhause?
Ja, ich bin in Berlin. Ich habe gerade meine neue Folge „Kroymann“ abgedreht. Vor mir habe ich meine Tournee, welche mich auch nach Süddeutschland führt. Jetzt sitze ich an meinem Schreibtisch, vor meinem Rechner. Lächelt.
Sie sind in Tübingen aufgewachsen. Mein Dialekt ist Ihnen bestimmt vertraut.
Das höre ich immer gerne. Ich habe den schwäbischen Dialekt erst später gelernt, da ich Berliner Eltern hatte. I kanns aber scho au no.
Mein Papa ist in Berlin groß geworden. Meine Mama am Bodensee. Bei mir hat sich der Stuttgarter Dialekt durchgesetzt. …
In welchem Zeitfenster waren Sie in Tübingen?
Ich bin kurz nach meiner Geburt nach Tübingen gekommen. 1967 hab ich mein Abi gemacht. Dann war ich ein Jahr in den USA, dann wieder zwei Jahre in Tübingen, wo ich auch Theater gespielt habe. Dann habe ich ein Jahr in Paris studiert. In Berlin war ich ab dem Wintersemester 1971/72.
Haben Sie auch Sehnsucht nach der Region?
Ja. Ich schaue immer, dass ich zwei/drei Mal im Jahr nach Tübingen komme. Organisiere mir Auftritte, spiele mein Programm. Am 21. November beispielsweise, gebe ich eine Lesung in Stuttgart. Ich liebe Tübingen sehr. Habe eine gute Freundin dort und zwei meiner Brüder mit ihren Frauen.
Lieblingsjahreszeit für einen Heimatbesuch?
Ich muss hauptsächlich in der Weihnachtszeit nach Tübingen kommen, an einem Adventssonntag. Da zwinge ich dann meine Brüder mit mir Weihnachtslieder zu singen. Wie früher.
Das ist schön. In Tübingen gibt es ja auch den Schokomarkt …
Hab’s leider noch nicht geschafft den zu besuchen. Muss mal schauen, ob ich das dieses Jahr hinbekomme.
In "Mona & Marie II" geht es, wie auch im ersten Film, um Frauenfreundschaft, Familie, Verbindung zur Schwester, gleichgeschlechtliche Liebe, Affären,
Krankheit, Liebe in unterschiedlichen Lebensphasen…. Wie wichtig ist Ihnen diese Themenvielfalt?
Ganz wichtig. Das sind alles Themen, die ich immer wieder behandle. Auch in meiner Satiresendung „Kroymann“ geht es oft um die Entwicklung von Frauen im Alter und deren Darstellung. Da gibt es im Fernsehen, meiner Meinung nach, viel zu wenig gute, komplexe Frauenrollen. Das Drehbuch zu „Mona & Marie“ hat mir daher so gut gefallen – wir sind da ja so ein bisschen „Jenseits von Gut und Böse“, wie immer gesagt wird. Wir sind nicht mehr durch „fuckability“ gekennzeichnet. Ich find’ gut, dass Frauen unabhängig von Männern leben können. Unsere Filme interessieren Frauen. Aber auch Männer. Der erste Film von „Mona & Marie“ hatte ja eine unglaublich hohe Einschaltquote. DieZuschauer*innen mochten das also – zwei ältere, selbstständige Frauen, die sich offensichtlich, auch als Schauspielerinnen, gut verstehen. Diese Themen mit Humor behandeln zu können – das macht Spaß und ist wirklich sehr lustig.
Absolut. Sie haben aber auch einen so tollen Humor. Ich liebe auch den Film „Zu dir oder zu mir“ mit Ihnen und Walter Sittler.
Ich mochte den auch sehr. Schön, dass Sie das sagen. Da haben wir damals auch noch am Drehbuch mitgearbeitet, zusammen mit dem Regisseur Ingo Rasper. Da haben Sie recht, dass da mein ganz persönlicher Humor mit einspielt.
Als SchauspielerIn gibt man auch immer sich selbst mit in die Rolle. Sehen Sie das auch so?
Ja, das stimmt – so wie es die Rolle zulässt oder erfordert. Nicht zuviel, nicht zuwenig von sich – das ist die Kunst. Ich freue mich, dass ich so ein bisschen eine wiedererkennbare Form von Humor habe – eine Art „Kroymann“-Style.
Wie ist Ihr Zusammenspiel mit Ulrike Kriener?
Es ist einfach toll, mit Ulrike. Wir haben schon mehrfach zusammen gespielt. Und sind auch im richtigen Leben befreundet. Lächelt. Ihr Ruhrpott-Humor, verbindet sich mit meiner Art ganz wunderbar. Wir haben diese Fähigkeit völlig unsentimental zu sein und das ist für unsere Form von Humor wichtig. Ich lieb das einfach mit Ulrike.
Ja, eigentlich sind Sie ganz unterschiedlich, aber ergänzen sich ganz wunderbar. Sie agieren so ein bisschen mit Schlagabtausch ...
Ja, genau. Wir haben ein ähnliches Gefühl für Timing. Wir spielen wahnsinnig gern zusammen. Das flutscht gut.
Im Teil I leben Sie in „Mona & Marie“ ein High Socity Leben in Düsseldorf – in der Fortsetzung leben Sie bei Ihrer Schwester Marie an der Nordsee. Wo wurde gedreht?
Bei Leer, auf dem Festland. In Ditzum ist eine Küste so gestaltet, dass man sofort glaubt, auf einer Insel zu sein. Es ist sehr schön da. Die Innenaufnahmen haben wir dann bei Köln gedreht.
Reisen Sie gerne?
Ich bin ja ein neugieriger Mensch. Ich hab das große Privileg, dass ich durch die Dreharbeiten viel sehe. SchauspielerInnen lernen durch die Arbeit immer wieder neue Gegenden kennen. Das ist super. In der vergangenen Zeit hab ich aber so viel gedreht, dass ich auch mal froh bin, zuhause zu sein.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Väterlicherseits habe ich Vorfahren in der Nähe von Flensburg. Mein Name „Maren“ ist auch ein norddeutscher. Irgendwie fühle ich mich im Norden sehr wohl. Ich liebe auch das Meer, und dieses Wetter dort. In den 1980ern bin ich mehrfach nach Spiekeroog gefahren. Das war sehr schön. Aber das wechselt dann auch wieder.
Je nach Lebensphase?
Ja, genau. Ich fahre auch gerne nach Bayern. Ich bin gern in Tübingen. Und, wandern auf der Alb find ich auch schön. Generell ist es einfach auch toll, dieses Land durch Dreharbeiten so kennenlernen zu dürfen.
Auch etwas, was in der Pandemie passiert ist – Menschen haben sich im eigenen Land etwas besser umgesehen…
Ja, das war etwas Positives in der schrecklichen Zeit der Pandemie. Man hat da genauer hingeschaut.
Sie sind Schauspielerin, Kabarettistin, Sängerin. Ihre erste Liebe zur Musik sagen Sie, sei der Rock 'n' Roll gewesen. Stimmt das?
Wir haben den amerikanischen Soldatensender AFN gehört, der von Stuttgart aus sendete. Beziehungsweise, mein Bruder Burkhard. Er hat mit seinem Tonbandgerät die Radiomusik aufgenommen. Ich hab mitgehört. Meine erste Liebe war Elvis Presley. Da war ich so acht/neun Jahre alt. Diese Musik habe ich auch in meinem ersten Kabarettprogramm „Auf Du und Du mit dem Stöckelschuh“ aufgegriffen.
Welches Musikgenre hören Sie heute?
Kein bestimmtes. Ich hab die klassische Musik ganz tief in meinem Herzen. Mit fünf Jahren bin ich ins Chörle gegangen. Hab mich dann durch alle Bach- und Schütz-Oratorien gesungen. Bach ist für mich das A und O.
Spielen Sie ein Instrument?
Ich hatte Klavierunterricht und bin bis zu den leichteren Mozart-Sonaten vorgedrungen.
Popmusik?
Auch ganz wichtig. Das Phänomen Popkultur gibt es ja erst seit den 1950er Jahren. Diese Musik zu hören, das bedeutete auch sich von der Welt der Eltern abzugrenzen. Durch meine Brüder, wie gesagt, Rock 'n' Roll …. In meinem Bühnenprogramm „In my Sixties“ singe ich die ganzen Lieder, die mich in meiner Pubertät begleitet haben. Da kommt auch Tübingen immer wieder mit ins Bühnenprogramm. Da bin ich ganz treu – spreche viel über meine Jugend. Nochmal zur Musik: Ich höre wenig die Musik von früher, denn die hab ich im Herzen und im Kopf. Ich hab die gesammelten Werke von Elvis zuhause aber ich leg sie selten auf. Ich hab die Gefühle, die ich beim Hören der Musik habe, auch wenn ich mich daran erinnere. Brasilianische Musik, Samba, Jazz – gehören auch zu meinen musikalischen Vorlieben. Genauso wie französische Chansons. Über die ich in den 80ern mal eine regelmäßige Radiosendung gemacht habe.
Brauchen Sie auch die Stille?
Ich arbeite sehr viel und habe dadurch eine Reizüberflutung. Ich muss viel Text lernen und aufnehmen. Ich singe auch. Und höre dann wenig Musik. Ich will mich auf Musik einlassen. Ich bin kein Mensch, der so nebenbei Musik hört. Höchstens mal während ich koche. Da läuft mal das Radiogerät und ich lerne neue Bands kennen. Das kann ich dann auch genießen. Ansonsten bin ich schon auch auf die Stille angewiesen, ja.
Tanzen Sie gern?
Ich war im Stuttgarter Ballett und habe eine Ausbildung zur klassischen Tänzerin durchlaufen. Ich tanze sehr gern. Leider nicht oft, weil mir die Gelegenheit dazu fehlt. Ich baue die Bewegung aber immer wieder gerne in meine Programme ein.
Mögen Sie den Tango Argentino?
Find ich ganz toll. Ich habe einen Neffen und eine Nichte, die beide schon seit Jahren Tango Argentino tanzen.
Sie machen täglich Sport?
Ich schwimme. Habe mir das Kraulen beigebracht. Das ist mir wichtig. Ein toller Alterssport, da die Gelenke entlastet werden. Das mach ich im Sommer im Freibad auf einer 50 Meter Bahn. Bin auch gern im Wald spazieren oder fahre Fahrrad. Ich versuche mich jeden Tag eine Stunde zu bewegen.
Ich habe gelesen, dass Sie über amerikanische Filme zum Schauspiel gekommen sind. Stimmt das?
Das ist etwas übertrieben. Ich fand als Kind die amerikanischen Filme eben besonders beeindruckend. Die liefen bei den alljährlichen Filmkunstwochen in der "Blauen Brücke" in Tübingen. Da liefen früher immer die Klassiker. Mit James Dean beispielsweise. Bin aber auch immer schon am Showbusiness interessiert gewesen. Eartha Kitt, Marilyn Monroe – fand ich auch immer spitze. Ich mag die amerikanische Kultur, die Literatur. Ich hab eine große Lust auf Entertainment. Ich wollte dann irgendwann auch eine eigene Show und habe dafür ein Bühnenprogramm entwickelt. Dadurch wurde ich fürs Fernsehen entdeckt.
Sie haben schon viele Talente. Können viel abdecken. Sie sind die erste Frau mit einer Satiresendung im deutschen Fernsehen.
Ja, das stimmt – ich war die erste Frau mit einer eigenen Satiresendung. Da hatte ich aber auch Glück, dass mir das der Chef von Radio Bremen damals angeboten hat. Er hat auch Rudi Carrell, Hape Kerkeling und Loriot entdeckt. Ein toller Typ – ich bin ihm sehr dankbar.
Chancen sehen und ergreifen…
Ja, das ist ganz wichtig. Im Ergreifen bin ich ziemlich gut. Lächelt.
Da freuen wir uns als Zuschauer…
Das ist schön. Lächelt.
Haben Sie ein Lieblingskinderbuch welches Ihnen vorgelesen wurde oder Sie als Erstlingslesebuch selbst gelesen haben?
Uns wurde nicht vorgelesen – ich habe immer selbst gelesen. Mein erstes Buch hat mir meine Patentante geschenkt – Grimms Märchen. Es war ja noch die Zeit, bevor es wirklich Kinderliteratur gab. Später dann kam Astrid Lindgren – das hab ich verschlungen. Vor allem Kalle Blomquist.
Eine Schnellfragerunde
Kaffee oder Tee?
Tee
Lieblingsessen?
Gemüsecurry mit Reis. Aber auch schwäbischer Kartoffelsalat. Den mach ich auch selber.
… mit Maultaschen?
Die kaufe ich mir dazu. Die mache ich nicht selber.
Ihr Lieblingsplatz zuhause?
Ich muss schon sagen, der Küchentisch ist mir sehr lieb. Ich koche sehr gerne und halte mich einfach gerne hier auf. Ich geh auch gerne auf den Markt und kaufe frisches Gemüse. Das landet ja dann auch in der Küche. Lacht. Ich habe aber auch andere schöne Orte in meiner Wohnung – aber die Küche ist doch ein Lieblingsplatz.
Nachtmensch oder „Der frühe Vogel fängt den Wurm“?
Beides. Nach dem Klimakterium fing es an, dass ich nicht mehr so lange schlafe. Und trotzdem hab ich nachts zwischen 23 bis 2 Uhr kreative Momente. Wenn ich zuhause bin mach ich dann einfach auch mal ein Mittagsschläfle. Lächelt. Grundsätzlich versuche ich dann aber wieder früher ins Bett zu gehen. Ich hab nämlich auch zwischen 6 und 7 Uhr ganz gute Gedanken. Da sitze ich dann oft schon an meinem Rechner, so dass ich bis 10 Uhr bereits viele gute Sachen erledigt habe.
Ich möchte mich ganz lieb für das schöne Gespräch bedanken, liebe Frau Kroymann. Das war so schön.
Ich danke Ihnen, Frau Graeber. Ade
"Mein Sehnsuchtsort ist immer da wo ich gerade bin"
Mark Waschke
Fotoausschnitt: ZDF Klemens Hufnagl
Die Sommerreihe "Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten" der ZDF-Nachwuchsredaktion Das kleine Fernsehspiel startet mit dem Film "Der menschliche Faktor", in dem ein mysteriöser Einbruch die Beziehungen innerhalb einer Vorzeigefamilie infrage stellt. Nina (Sabine Timoteo) und Jan (Mark Waschke) leiten zusammen eine Werbeagentur. Als Jan ohne Rücksprache mit seiner Frau den heiklen Auftrag einer politischen Partei annimmt, überlegt Nina, aus der gemeinsamen Firma auszusteigen. Um ihre Ehe zu retten, verbringen sie ein Wochenende im Ferienhaus. Doch die Ankunft wird von einem mysteriösen Einbruch überschattet. Während der Vorfall anfangs wieder zusammenschweißt, droht die unterschiedliche Wahrnehmung der Geschehnisse das fragile Familienidyll bald darauf wieder zu zerstören. Das ZDF zeigt "Der menschliche Faktor" am Mittwoch, 9. August 2023, 23.15 Uhr. Ab Freitag, 4. August 2023, ist der Film 90 Tage lang in der ZDFmediathek abrufbar.
Im Gespräch mit Mark Waschke
Marion Graeber im Juli 23
Hallo Herr Waschke, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich.
Sehr gerne.
Sind Sie gerade in Berlin?
Ich bin gerade in Berlin und bereite mich auf meine Rolle für einen Film vor, den ich nächste Woche für's ZDF in Hamburg drehe.
Das Drama „Der menschliche Faktor“ spielt ebenfalls in Hamburg und an der belgischen Küste.
Ist das korrekt?
Genau. Wir haben für „Der menschliche Faktor“ vorwiegend in Hamburg gedreht und sind für die entsprechenden Szenen nach Belgien an die Küste gefahren. Das Ferienhaus, welches in Belgien beheimatet sein soll, steht allerdings am Stadtrand von Hamburg. Wir haben es sozusagen, über den Schnitt, nach Belgien verlegt. Man geht über einen Hügel und ist plötzlich in den Dünen. Das hat gut funktioniert.
Dann sind nur die Szenen am Meer an der belgischen Küste?
Das ist die sogenannte kleine belgische Küste. Eine merkwürdig anmutende Natur mit einer dagegen stehenden Stadtatmosphäre.
Ich habe den Film vorab als Pressekopie gesehen und war die ganze Zeit in Alarmbereitschaft. Ich dachte jeden Moment, dass etwas passiert. Es geht um Brüchigkeit von Fakten und Beziehungen. Also, um den menschlichen Faktor. Was hat Sie am Drehbuch gereizt?
Wie Sie sagen, diese Brüchigkeit. Dass, das was so scheinbar konstant greifbar und klar ist, auch ganz anders aussehen kann. Das Unheimliche im Alltäglichen. Das Unberechenbare im scheinbar kontrollierbaren Alltag. Das interessiert mich als Schauspieler grundsätzlich. Als dieses Drehbuch kam und diese Figur, war ich sofort Feuer und Flamme. Die Geschichte schlägt einen schönen Verbindungsbogen vom kleinen familiären Umfeld zu den großen gesellschaftlichen Fragen und wie letztendlich alles zusammenhängt.
Ich fand es auch filmisch gut umgesetzt – wie diese Blickwinkel immer wieder verschoben wurden…
Genau
Und, es war auch so ein meist düsteres Kamerabild. Der Film ist auch nur wenig mit Musik unterlegt. Man hört dafür sehr viele Alltagsgeräusche.
Ja, auf jeden Fall. Grundsätzlich wird in TV Filmen gerne über eine Szene, die nicht so gut funktioniert, Musik gelegt, so dass der Zuschauer zu verstehen bekommt, wie das denn nun alles gemeint ist. Es geht auch darum, das alles mal auszuhalten - mit den Alltagsgeräuschen - das finde ich übrigens eine sehr gute Beobachtung von Ihnen.
Ich finde auch, man ist aufmerksamer… Ich war sehr im Film…
Sehr gut. Genau.
Wenn wir gerade von Geräuschen sprechen, von Musik – welches Musikgenre mögen Sie? Ich habe gelesen, dass Sie auch schon Sänger einer Punkband waren. Stimmt das?
Lacht. Ja, das stimmt. Ich würde persönlich sagen, dass ich kein bestimmtes Musikgenre favorisiere. Vielleicht wäre es einfacher zu sagen, was ich nicht mag. Beispielsweise ertrage ich es nicht, wenn Musik so vor sich hin plätschert. Ich höre auch wenig Radio. Nur wenn es gesprochene Beiträge gibt oder ich weiß, dass Musik gespielt wird, die ich hören will. Wenn ich von außen gezwungen werde Musik zu hören, die nicht meine ist – das ist mir echt zu viel. Es gibt bestimmte Musik, die gar nicht geht – die Musik der anderen. Lacht. Was ich mag ist experimentelle, laute Gitarrenmusik, Soul, Chanson. Aber auch Bachkantaten. Musik muss was mit mir machen, da muss sich was auftun.
Muss Tiefe haben?
Ach, ich finde Tiefe ist immer so ein Begriff. Ich finde die Tiefe gibt es auch an der Oberfläche. Das mag ich auch am Filme machen. Wir Deutschen, wir wollen immer so tief und nachdenklich sein. Wir sagen, dass die Amerikaner alle oberflächlich sind. Finde ich gar nicht. Ich denke, gerade so an der Oberfläche gibt es auch die Tiefe. Im Film beispielsweise, da erinnert man sich oft an Kleinigkeiten die auf dem Tisch stehen. Oder man erinnert sich an jemanden, der sich kurz umdreht und sich komisch mit der Hand durch die Haare fährt. Das alles sind Oberflächlichkeiten. Auch, wie Menschen miteinander umgehen. Wie ein unbedachtes Wort ausgesprochen wird. All das geschieht an der Oberfläche. Und dann tun sich Abgründe auf. Ich finde das ganz tiefe und das ganz profane liegt ganz dicht beieinander. Ich erlebe archaische, tiefe Momente genauso im Supermarkt beim Einkauf als auch in der Natur oder in der Musik.
Es ist wichtig es zuzulassen..
Ja, das Hässliche, das Schöne, das Erhabene, das Oberflächliche und das Simple.
Man kann, wenn ich das Wort nochmal benutze, die Tiefe, nicht erzwingen. „Sich in die Tiefen fallen zu lassen“ - das geht nicht auf Abruf. Man muss offen dafür sein…
Die größten Abgründe können sich in Sekunden auftun. Die höchsten Höhen auch. „When I don't know what to do I start looking at things“. Ich sitze hier gerade an meinem Schreibtisch, egal wo ich hinschaue, ich kann das Wunder der Welt in jedem kleinen Abschnitt meines Sichtfeldes sehen. Das finde ich ganz wichtig. Man muss nicht immer hinausrennen um das Ungewöhnliche zu sehen. Auch hier wieder das Unheimliche im Alltäglichen – was auch im Film steckt. Oft ist es direkt vor unser aller Augen. Alles ist möglich.
Ein gehaltvolles Leben, wenn Sie das Wunder der Welt auch im Kleinen sehen….
Ja, wobei natürlich beides wichtig ist. Es ist absolut notwendig rauszugehen und zu kämpfen. Für mehr Menschlichkeit, für mehr Gerechtigkeit – die Gesellschaft verändernd. Das ist wichtig. Und doch kann ich gleichzeitig zufrieden sein mit dem, was ich habe.
Jetzt wo wir so reden, weiß ich nicht, ob meine nächste Frage passt. Denn vieles kann eine Herausforderung sein. Trotzdem:
Wie wichtig ist es Ihnen, herausfordernde Rollen zu spielen?
Wie Sie sagen, vieles kann eine Herausforderung sein. Manchmal ist es schon eine Herausforderung morgens aufzustehen oder ein kompliziertes Buch zu lesen. Ich will auch nicht unterteilen zwischen herausfordernden und weniger herausfordernden Rollen. Ich finde im Gegenteil, wenn ich Kolleginnen und Kollegen beim Spielen zuschaue, ist gerade das scheinbar Alltägliche die Herausforderung. Einen Psychopathen oder Serienkiller zu spielen, das schreit nach äußeren Reizen. Mich interessiert das Kratzen an der Oberfläche. Schauen, was darunter ist. Ihre Frage nach der Musik: Ein guter Popsong kann gut gebaut sein, ganz einfach sein – dann kommt die Seele zum Schwingen. Ein anderer hingegen bringt das nicht hervor. Da gibt es keine Objektivität. Das ist für jeden anders.
Würden Sie sich auch gerne zur Musik bewegen? Tanzen Sie?
Lacht. Das ganze Leben ist ein Tanz. Lacht. Ich finde, es gibt auf jeden Fall in unserer mitteleuropäischen, speziell in unserer deutschen Kultur, kein gesundes und schönes Verhältnis zu unserem Körper und zu der Art und Weise wie wir uns bewegen. Entweder machen wir Sport, Yoga oder Achtsamkeitsmeditation. Doch im Alltag, so finde ich, sollten wir fühlen, wie es uns geht. Im Moment. Dem eigenen Körper und den Körpern der Anderen lauschen. Sich darauf einlassend. Vielleicht hab ich gerade Lust mich auf dem Boden zu rollen, zu springen oder zu hüpfen. Meistens macht man das nicht. Tanzen ist organisiert und enthält Regeln. Es geschieht dort, wo es vermeintlich hingehört oder erlaubt ist. Ich liebe es zu tanzen. Aber ich finde, es ist ähnlich, wie mit Alkoholkonsum und dem einhergehenden überschwänglichen Verhalten. Ein Beispiel: Es ist absolut o.k. wenn man als heterosexueller Mann einem männlichen Kollegen, unter Alkoholkonsum, um den Hals fällt und einen Kuss gibt. Wenn man das nüchtern macht ist das nicht so. Diese Grenzen und Gewissheiten zu erschüttern, das ist meine Aufgabe als Schauspieler. Die Frage aufzuwerfen ob es o.k. ist oder eben nicht, was die Gesellschaft vorgibt.
Beim Tango lauscht man den Körpern. Folgt dem Herz, dem Gefühl….
Ich finde, die Parallele zwischen dem Tanz und dem Schauspiel ist die Aufforderung. Darauf folgend die Möglichkeiten, die sich ergeben und gestalten lassen.
Ich habe in einem Interview gelesen, dass Sie sich nicht komplett in eine andere Rolle begeben wollen. Das passt zu unserem Gespräch. Sich nicht in eine Rolle pressen lassen – Freiräume haben ….
Ich hoffe, dass das mit der künstlichen Intelligenz noch dauert. Kunst funktioniert über das Ungeplante, über Fehler, über den Versprecher, den Stolperer. „Ich verwandle mich in eine Rolle“ das ist schwierig. Wir denken, wir sind so klar und definiert. Dabei wissen wir doch selber nicht, was wir sind. Wenn wir wirklich in die Richtung blicken „wo wir sind“, wenn wir versuchen uns selbst wahrzunehmen, so begreifen wir, dass alle Worte nicht da hinkommen, nicht ausreichen, um uns wahrzunehmen. Insofern finde ich spielen einen verrückten Vorgang. Wir versuchen etwas bewusst zu gestalten, was wir selber nur sehr amorph wahrnehmen.
Da denke ich direkt, im Gegensatz dazu, an Influencer. Auch an das Ehepaar im Film. Inhaber einer Werbeagentur, Kommunikationsexperten. Wie gefährlich ist es, wenn sich zu viel um das Image, um diese scheinbar heile Welt dreht?
Da kann ich wenig dazu sagen, da ich mich in der Welt der Influencer nicht bewege. Aber, wenn es um Rundfunkgebühren geht oder um die gerechte Bezahlung von gutem Journalismus, da hab ich einen klaren Standpunkt. Ich breche immer eine Lanze für guten Journalismus und gute Berichterstattung. Gute Recherche sollte so viel Geld kosten, dass das kein Werbeträger investieren wollen würde. Wenn ich da an die vielen ganz schlecht bezahlten Journalisten denke, die nur freie Anstellungsverhältnisse haben – ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist – aber genau da muss man investieren.
Es wird immer unterschätzt. Unsere Arbeit, unser Einsatz, unsere umfassende Recherche, die Zeit, die wir investieren um guten und wahren Journalismus zu betreiben. Ich kann nicht über Sie schreiben, wenn ich nicht mit Ihnen spreche. Ich muss ein Gefühl für Sie entwickeln. Mich mit Ihnen beschäftigen. Ich mach das sehr gerne und liebe das.
Absolut. Es ist auch erschreckend, auf welche Art und Weise viele Menschen Nachrichten und Berichte konsumieren. Bei kurzen Videos schießen uns doch ganz andere Bilder in den Kopf als bei einem gelesenen, langen Zeitungsartikel. Ich glaube, es ist wichtig die eigene Resilienz zu stärken, den Zweifel erhaben zu halten und die wahren Dinge zu sehen.
Wichtig auch die Kommunikation in der Familie, mit Freunden. Da läuft im Film „Der menschliche Faktor“ einiges aus dem Ruder.
Ich finde ganz grundsätzlich die Perspektive im Film sehr berührend. Wir sind Teil von etwas Großem. Ob man das jetzt Natur nennt oder das große Ganze. Es geht um intuitive Intelligenz. Viele hören auf ihr sogenanntes Bauchgefühl. Doch es gibt noch die Intuition. Intuition ist nicht Gefühl. Manchmal haben wir Gefühle, die unserer Intuition entgegenstehen. Ich finde Intuition ganz entscheidend.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Um so älter ich werde gehe ich in die Herausforderung, immer den Ort, an dem ich gerade bin, zu meinem Sehnsuchtsort zu machen.
Haben Sie ein Lieblingsbuch aus Ihrer Kindheit?
Ich habe sehr viel vorgelesen bekommen und ich habe auch sehr viel selbst gelesen. Ich hätte kein Buch, das ich jetzt als ein besonderes Buch, nennen könnte. Es sind all die Geschichten, wo es darum geht, dass es eben nicht nur diese eine Welt gibt sondern auch noch viele andere. Es geht darum, sich alles genau anzusehen. Vielleicht auch ein zweites oder drittes Mal hinzusehen um Neues zu entdecken.
Vielen, herzlichen Dank, lieber Herr Waschke. Das war unglaublich interessant.
"Man kann in der melancholischen Musik Trost finden - weil man sich in seinen Emotionen verstanden fühlt"
Katharina Wackernagel
„Laufen“
Juliane Hansen (Anna Schudt) beginnt ein Jahr nach dem Suizid ihres Lebensgefährten Johann König (Maximillian Brückner) mit dem Laufen. Japsend, sich und die Welt verfluchend, erläuft sie sich ein neues Leben. Unter der Regie von Rainer Kaufmann entsteht in Hamburg und Umgebung für das ZDF das Drama „Laufen“ nach dem gleichnamigen Roman von Isabel Bogdan und dem Drehbuch von Silke Zertz. Julianes Erinnerungen an Johann tauchen beim Laufen ungefragt auf – die romantisch-verspielten Momente mit ihm, aber auch die Wut, die sie immer wieder packt, weil er sie im Stich gelassen hat. Tief sitzt der Vorwurf seiner Eltern (Gaby Dohm und Michael Abendroth), dass sie doch hätte merken müssen wie schlecht es ihm gegangen sei. Es braucht ihre gute Freundin Rike Brandt (Katharina Wackernagel), um sie zumindest für kurze Momente auf andere Gedanken zu bringen, sie zu trösten, ihr die Meinung zu sagen oder sie auch eben mal aus ihrer Regenjacke zu befreien, deren Reißverschluss sich verklemmt hat. Schritt für Schritt weitet sich Julianes Tunnelblick am Ende ihres langen Laufs.
Im Gespräch mit Katharina Wackernagel
Marion Graeber im März 2023
Hallo liebe Frau Wackernagel, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich sehr.
Ich danke Ihnen.
Der Fernsehfilm der Woche „Laufen“ wird am Montag, 24. April um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Wann wurde gedreht und wo?
Wir haben im September und Oktober 2021 in Hamburg gedreht. Der Film lief bereits auf dem Filmfest in München. Dort hab ich die Premiere gesehen.
Der Film beinhaltet vielen Themen. Im Fokus steht die Trauerarbeit. Da heißt es „Die Trauer erfasst das ganze System eines Menschen“. Sie spielen die Freundin der Trauernden Juliane (Anna Schudt) – wie wichtig, denken Sie, ist es wirklich gute Freundschaften zu haben?
In unserer Geschichte wird der selbstgewählte Tod eines Mannes erzählt. Julianes Mann Johann. Für Juliane ist der Verlust ein großer Schlag und die Trauerarbeit ist schwer. Ich denke schon, dass meine Figur (Julianes Freundin Rike) eine Art Anker in diesen zwei ersten Jahren der Trauer ist. Ich glaube, dass diese bedingungslose Akzeptanz der Freundin sehr wichtig ist. Rike hält schlechte Launen aus, Wutanfälle und manchmal auch Julianes selbst bemitleidenden Momente. Es gehört zu einer Freundin, all das zu ertragen. Rike ist zwei Jahre lang rund um die Uhr für Juliane da. Und ich muss sagen, das ist schön an der Figur. Nur einmal, am Ende dieser zwei Jahre, platzt ihr der Kragen. Es ist der Moment in dem sie erkennt, dass sich Juliane hinter ihrer Trauer versteckt obwohl sie sie schon überwunden hat. Denn, sie ist viel stärker als sie zugeben mag. Es liegt jetzt an ihr, es anzupacken und weiterzugehen. Das finde ich auch einen ganz wichtigen Moment im Film.
Rike muss viel aushalten….
Ich glaube, dass in dieser Zeit, wenn deine beste Freundin so einen Verlust erleidet kein Platz für Höflichkeiten oder eigene Befindlichkeiten ist. Rike fühlt sich einige Male zurückgestoßen, doch es geht um Juliane. Um ihren Schmerz. Ihren Verlust. Um ihre Trauer. Und doch ist es auch wichtig der Freundin mal den Kopf gerade zu rücken. Und das tut Rike auch. Aber ganz klar, in dem Moment wo es „um die Wurst geht“, ist Rike an Julianes Seite.
Im Film ebenfalls Thema „Ehe ohne Trauschein“ und die Akzeptanz in der Familie und auch in der Gesellschaft. Im Grunde wissen wir, dass das kein Thema mehr sein dürfte…
Dass das nicht mehr zeitgemäß ist, ist keine Frage aber ich glaube, dass es immer noch ein Thema ist. Es wird generell immer noch so dargestellt als sei es wichtig verheiratet zu sein. Ich denke eigentlich ist das doch ein Privatvergnügen – Menschen sollen ihre Liebe so feiern können, wie sie mögen.
Juliane ist Johann sehr nahe. Kennt ihn… ein bisschen im Gegensatz dazu Johanns Eltern…
Das stimmt, im Film beispielsweise werden Julianes Schwiegereltern gezeigt, wie sie bei der Trauerfeier überhaupt nicht wussten, was ihr Sohn wirklich mochte. Sie sahen nur ihre eigene Projektion – das sieht man am Beispiel der Torte mit weißer Schokolade, die serviert wurde. Dabei hasste Johann weiße Schokolade. Man sieht, wie engstirnig die Eltern agieren und wie es in der Beziehung zum Sohn doch Probleme gab. Offenbar kein gutes und aufrichtiges Verhältnis. Juliane hingegen kannte ihren Mann – auch ohne Trauschein.
Juliane ist Musikerin, spielt Cello. Was denken Sie, inwieweit kann Musik in der Trauerarbeit helfen?
Also, dass Musik überhaupt ganz viel leisten kann, weiß man über die Psychotherapie. Nicht nur in der Trauerzeit sondern auch in der Depression. Ich glaube, jeder Therapeut empfiehlt Musik in den Momenten, in denen man sich wie in einem abwärts laufenden Strudel oder in tiefe Ecken gedrängt fühlt. Es ist gut, Gedanken umzuleiten. Das geht gut indem man nach draußen geht, sich bewegt. So wie Juliane das mit dem Laufen macht. Und es geht eben auch gut mit der Musik. Auch die melancholische Musik bedeutet nicht, dass es einen zwangsläufig in die Tiefen reißt. Das geht einem als Zuschauer des Films vielleicht manchmal mehr so, weil die Musik das Emotionale so sehr unterstützt. Aber ich finde, man kann auch in der melancholischen Musik Trost finden, weil man
sich so verstanden in ihr fühlt.
Dieses gewollt in die Melancholie gehen...
Darf ich Sie fragen, welches Musikgenre Sie gerne mögen?
Das kommt bei mir sehr auf die Stimmung an. Ich habe beispielsweise, ich nenne es mal einen Trick. Lächelt. Wenn ich merke, dass ich morgens nicht gut in den Tag komme, zu einer Morgenmelancholie neige, dann nehme ich meine Kopfhörer mit Musik, die mich belebt, mich fröhlich macht. Dann gehe ich raus und laufe. Das ist der totale Kick für den Tag. Musik und Laufen - die beste Medizin.
Dann machen Sie in der Früh bereits Sport?
Freiwillig stehe ich nicht gerne früh auf. Lächelt. Aber ich bin durch meinen Beruf oft dazu gezwungen. Und, wenn ich Sport mache, dann muss es immer morgens sein – da hab ich die meiste Energie.
Tanzen ist auch gut für Körper und Seele
Absolut
Tanzen Sie gern? Haben Sie schon einmal den Tango Argentino getanzt?
Ich habe ein bisschen Tango gelernt, da ich einen Kurzfilm nach einem Musikstück von Astor Piazzolla gemacht habe. Das war einer meiner ersten Kurzfilme. Ein sehr schönes Projekt. Da hab ich ein paar Schritte gelernt. Leider hab ich danach nicht weiter die Tanzschule besucht, so dass ich nicht behaupten kann, Tango zu können. Lächelt.
Bestimmt trotzdem eine tolle Erfahrung …
Wunderschön…
Wenn wir gedanklich in Lateinamerika sind – ich habe gelesen, dass Sie sich für Survival International stark machen.
Das stimmt.
Waren Sie einmal in Lateinamerika? Reisen Sie gern?
Ich reise sehr gerne, muss aber sagen, dass ich noch nie im Amazonasgebiet war. Ich würde das sehr gerne machen. Das hatte jetzt auch mit der Pandemie zu tun, dass ich in den vergangenen drei Jahren so gut wie nicht gereist bin. Aber das steht auf jeden Fall an. Ich hab Survival auch erst vor zwei Jahren kennengelernt. Survival kam auf mich zu und ich finde das ist ein sehr wichtiges Projekt. Ich würde jetzt mal sagen, sobald es die Zeit erlaubt, würde ich dem Thema gerne noch näher kommen und in die Regionen reisen.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Das gibt es schon. Aber das sind Plätze, wo ich schon mal war. Wo ich mich hinträumen kann. Da gibt es so Stellen in Norwegen. Da war ich schon öfter. Das waren so unglaubliche Momente im Sommer. An diesen Tagen, wo es gar nicht dunkel wird. Ich mag Norwegen. Die Natur, die Berge, das Meer, die Felder, die Wälder – es ist so satt und reich. Norwegen hab ich als ein wunderschönes Land, als einen wunderschönen Ort, als einen Sehnsuchtsort abgespeichert.
Depressionen im Film ein großes Thema, Suizid … Ich finde es wird gute Aufklärungsarbeit geleistet und doch, sollten wir unseren Blick auf den Einzelnen mehr schärfen? Nicht so einfach in unserer unruhigen Zeit…
Ja, das ist wichtig. Ich glaube, dass sich Menschen heute besser denn je zurückziehen können ohne, dass man das sieht. Sie sind in den sozialen Medien präsent und haben sich doch ein Stück weit vom tatsächlichen Leben verabschiedet. Für das Umfeld ist das nicht sichtbar. Verstehen Sie mich richtig, das eine widerspricht dem anderen nicht. Ich finde auf jeden Fall, dass man wachsam sein sollte. Ich habe nur schon so oft von Fällen gelesen in denen Menschen Suizid begangen haben und man dies nie für möglich gehalten hätte. Ich sehe da eine Gefahr.
Sie stammen ja aus einer Künstlerfamilie aus dem süddeutschen Raum.
Ja, ich bin in Freiburg geboren. Meine Mutter kommt aus Ulm. Sie ist in Stuttgart aufgewachsen und war später auch in Stuttgart am Theater.
Haben Sie manchmal Sehnsucht nach Süddeutschland?
Nein, das kann ich so nicht sagen. Dazu habe ich viel zu wenig Zeit meines Lebens dort verbracht. Was ich aber feststelle – wenn ich im süddeutschen Raum bin, dort drehe und arbeite, finde ich das sehr schön.
Durch Ihre Künstlerfamilie sind Sie geprägt. Ich glaube, Sie haben mit 17 mit dem Schauspiel begonnen. Hatten Sie je einen anderen Berufswunsch?
Nein. Lacht. Also einen Wunsch hatte ich nie. Ich hab zwar zwischendurch überlegt, was könnte ich denn noch so machen … aber einen anderen Wunsch hatte ich nie und hab ich auch heute nicht.
Darf ich Sie zum Abschluss noch fragen, welches Ihr liebstes Kinderbuch war?
„Wo die wilden Kerle wohnen“. Ein Buch, welches mich am meisten begleitet hat. Und jetzt, wo ich so viele Neffen und Nichten habe, ziehe ich das auch immer wieder mal raus und gebe es auf diese Weise weiter. Lächelt.
Das ist schön. Ich dank Ihnen sehr, liebe Frau Wackernagel für das schöne Gespräch.
Sehr gerne.
"Ich bin für jede Art von Musik offen. Sie muss nur für mich gut klingen"
Patrick Kalupa
Im Gespräch mit Patrick Kalupa
Marion Graeber im März 2023
„Dr. Nice – Hand aufs Herz“
ZDF, Sonntag, 16. April 23, 20.15 Uhr
„Alte Wunden“ ZDF, 23. April 23, 20.15 Uhr
Hallo Herr Kalupa. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich.
Ich freue mich auch.
Sind Sie in Berlin?
Ja, ich bin zu Hause in Berlin.
Vor Corona gab es noch die Pressetage, heute begegnen wir uns am Telefon….
Das stimmt. Aber ich habe auch vor der Pandemie hier und da Telefoninterviews gegeben. Klar, Live-Interviews sind schöner. Ich würde jetzt gerne mit Ihnen bei
Kaffee und Kuchen sitzen. (Lacht.)
Das hätte mich auch gefreut.
Sie haben einen Flossverleih …
Das stimmt. Mit „rentafloss“ haben wir eine Flossvermietung am Wentowsee in Brandenburg, nordöstlich von Berlin. Viele Jahre schon. Wir waren eine der ersten, die das angeboten haben. Mit unseren Flößen kann man ausgiebige und mehrtägige Ausflüge unternehmen. Man hat alles bei sich, was man braucht, und kann anlegen, wo es einem gefällt. Es ist wie Rucksacktour & Zelten auf dem Wasser. Wir halten es bewusst naturverbunden und puristisch. Im Sinne von „Raus aus dem Alltag, zurück zur Natur'.
Hört sich spannend an… Dann ist Ihnen „Wasser“ nahe? Der Film „Dr. Nice“ spielt in der Region Flensburg, an der Ostsee.
Wann wurde gedreht?
Wir haben die ersten beiden Filme zu Mitte Oktober 22 abgedreht. Wir waren einen Monat an der Küste und auch noch in Berlin und Umgebung.
Ich durfte bereits zwei Filme sehen…
Ja, die zwei Filme sind fertig und bereit zur Ausstrahlung ab April. Es gibt bereits den Auftrag des ZDF für zwei weitere Filme, die wir bald drehen. Na klar gehen wir von guten Einschaltquoten aus und wollen dann die Geschichten weiter und weiter erzählen! Gesponnen sind sie schon. (lacht)
Ich finde, „Dr. Nice“ hat Potential und wird einen super Sonntagabend auf ZDF bieten. Können Sie Ihren Charakter beschreiben? Was hat Sie an Dr. Nice gereizt?
Da gibt es vieles: Dr. Nice ist ja ein sehr egozentrischer Edelnomade. Er ist relativ entwurzelt und hat nichts, woran er sich festhalten kann. Sein größter Halt war sein Beruf. Durch seine Verletzung und die Adoptionsgeschichte schlittert er in eine völlig neue Lebenssituation. Plötzlich hat er eine Tochter - doch nicht nach Australien, sondern hinein ins Dorfgefüge. Er erfährt eine ihm bisher unbekannte Anerkennung, persönlich wie beruflich. Es war sehr interessant für mich, in diesem Menschen und seinem neuen Leben zu wühlen. (lacht)
Dr Nice wirkt unnahbar und nahbar zugleich. Wenn man genau hinschaut sieht man, wie sehr er an Menschen interessiert ist. Er hat einen weichen Kern. Es geht ihm um die Menschen.
Ich hab Dr. Nice als einen Alien gesehen, der auf die Erde, in dieses Dorf kam und Dinge sah, die er früher so nicht wahrgenommen hat und die ihm nicht wichtig schienen. Jetzt gerät er mittenrein.
Es eröffnet sich ihm eine neue Welt...
Ja, total. Er erfindet sich neu.
In einer Szene tanzt Dr. Nice. Auch da spürt man diese Gefühlsseite an ihm. Tanzen Sie auch gerne?
Ich tanze gerne und habe mit meiner Frau sogar mal einen klassischen Tanzkurs gemacht. Das war eine große Freude – und nicht immer so einfach.
Haben Sie mal den Tango Argentino getanzt?
Meine Frau tanzt Tango, daher wurde ich tatsächlich schon mal dazu aufgefordert.
Welches Musikgenre hören Sie gerne?
Ich bin für jegliche Musik offen, die für mein Ohr gut klingt. Früher hab ich viel Elektromusik und Hip Hop gehört. Berlin hat eine große Elektromusik-Szene. Ich höre auch Jazz, Klassik und Entspannungsmusik.
Je nach Stimmung…
Ja, Musik ist mir wichtig und kann so viel.
Im Film wird auch der Ärztemangel thematisiert….
Ja, gerade auf dem Land - die Landärzte sind rar gesät.
Auch die Bürokratie und die damit einhergehende Hausarztzulassung im ländlichen Raum wird beleuchtet.
Absolut, wir haben nichts ausgelassen und zeigen auf, wie wichtig es ist, dass sich Dorfgemeinschaften gut aufstellen.
Sie selbst haben ein Handwerk erlernt, bevor Sie den Weg des Schauspielers gegangen sind...
Stimmmt. Ich habe vor der Schauspielerei einen Handwerksberuf erlernt. Maurer und Betonbauer. Zu meiner Jugendzeit war man zufrieden, wenn man eine Lehre bekommen hat. Heutzutage wollen alle studieren. Früher hieß es noch „Das Handwerk hat goldenen Boden“. Ich konnte mich da ausprobieren und viel Leidenschaft entdecken. Es war das Fundament für all das, was da noch kam. Zuhause baue ich alles selbst. Diese Zeit damals hat mich gestärkt und ich möchte sie nicht missen. Wenn ich ein paar Jahre zurückreisen sollte – ich würde es wieder machen.
Dr. Nice ist ja eigentlich auf dem Weg nach Australien. Reisen Sie persönlich auch gerne? Waren Sie schon einmal in Australien und haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ich bin früher viel gereist. In Australien war ich noch nicht. Vielleicht wäre Neuseeland ein Sehnsuchtsort. Man kann dort innerhalb von fünf Stunden Entfernung sowohl Skifahren als auch Wellenreiten. Und beides mag ich. Mit 16 Jahren war ich für ein Jahr in den USA. Das war ein Jahr, das mir die Welt eröffnet hat. (Lächelt.) Meine Reiselust und Einstellung hat sich in den letzten Jahren verändert. Ich finde aktuell Deutschland, Irland und Schottland interessant. Ich muss nicht mehr zwölf Stunden im Flugzeug sitzen.
Wenn ich Sie frage, ob Sie lieber mit dem Floss in den Sonnenaufgang oder den Sonnenuntergang treiben wollen würden – wie wäre Ihre Antwort?
Ich würde lieber in die aufgehende Sonne rudern. Der Wärme entgegen. Vor Jahren waren wir auf verschiedenen Inseln in Thailand. Mit dem Kanu bin ich sehr früh einmal um die Inseln gefahren, um der Gefahr eines Sonnenbrands zu entgehen. Das Wasser war in den Morgenstunden ganz ruhig. Das war wunderschön.
Darf ich Sie zum Abschluss fragen, ob Sie ein Lieblingskinderbuch haben, welches Sie als Erstlings-Lesebuch selbst gelesen haben, oder welches Ihnen vorgelesen wurde?
Da muss ich überlegen. Gullivers Reisen fällt mir da ein.
Lesen Sie Ihren Kindern vor?
Meine Frau und ich lesen unseren Kindern täglich vor. Zum Beispiel „Das NEINhorn“, von Marc-Uwe Kling. Da gibt es dann auch noch den „WASbär“, den „NAhUND“ und die „KönigsDOCHter“. Ich finde das Vorlesen für die Sprachentwicklung der Kinder sehr wichtig – und als Gemeinsamzeit unentbehrlich.
Vielen Dank, lieber Herr Kalupa für das schöne Gespräch
"Ich bin immer viel unterwegs. Das ist Teil meiner Persönlichkeit"
Jochen Horst
ZDF Herzkino "Hanna und die Sache mit dem guten Leben" Sonntag, 26. März 23, 20.15 Uhr
Die Journalistin und Podcasterin Hanna (Sina Tkotsch) trennt sich von ihrem Freund, weil er sich Kinder wünscht und dies mit ihr offenbar nicht möglich ist. Da trifft sie auf den Restaurator (Maximilian Klas). Er renoviert die Orgel in der Kirche, in der ihr Vater Carl (Holger Daemgen) Pfarrer ist. Doch Bille (Dana Golombek von Senden), Hannas Mutter, will eine Annäherung zwischen den beidden verhindern. Sie hat dafür ganz eigene Gründe, die keiner vermutet hätte. Lasse (Jochen Horst), der Zeitungsverleger und Chef von Hanna, versucht derweil erfolglos, eine Annäherung zwischen Mikaels Tochter Luna und seinem Hund Robin zu verhindern. Denn der alleinstehende Herr mag Kinder nicht sonderlich. ......
Interview mit Jo Horst
Marion Graeber Ende des Jahres 2022
Hallo, ich freue mich, dass wir heute nach sechs Jahren wieder aufeinander treffen. Damals in Köln, es war der 11. November, haben wir uns drei Stunden in einem Café unterhalten. Ich denke gerne daran zurück.
Ich erinnere mich. Das ist doch schön.Lächelt.
Wie geht es Ihnen?
Danke, es geht gut.
Ich erinnere mich, dass Sie vor der Pandemie viel in Hamburg, Berlin und auch Köln waren. Damals hatten Sie ja ein Engagement in Köln, wohnten in der Stadt …. Hat die Pandemie etwas verändert?
Nein, eigentlich nicht. Ich bin immer viel unterwegs. Das ist auch Teil meiner Persönlichkeit. Ich bin sehr gerne unterwegs und sehr gerne mit meiner Familie zusammen – das ist gut miteinander vereinbar. Man kann beides haben: diese gewisse Freiheit und die Verbundenheit.
In Spanien war der Lockdown auch hart. Waren zu dieser Zeit die Schauspielprojekte etwas weniger?
Die Engagements sind mal mehr und mal weniger. Das wechselt sich ab und ist in unserem Beruf einfach so. Es gibt Phasen mit vielen unterschiedlichen Projekten und Phasen die ruhiger sind. Wie gesagt, das ist Teil des Berufs. Man definiert sich als Schauspieler ja mehr durch die Zeit in der man nicht arbeitet.
Das ZDF zeigt „Hanna und die Sache mit dem guten Leben“. Wie laufen die Dreharbeiten derzeit im Hinblick auf die Coronaschutzmaßnahmen?
In der Branche sind die Regularien andere als im öffentlichen Leben. Das Problem ist ja, dass man auch als Geimpfter das Virus übertragen kann. Man muss bei uns geimpft sein und wenn jemand positiv getestet ist, und die Tests finden täglich statt, darf man nicht zum Dreh. Das ist die Regel.
Was Schweden anbelangt, da sind alle Regularien abgeschafft und man ist zu dem Punkt zurückgekommen wie vor der Pandemie. Schweden ging ja, wie wir wissen, von Anfang an einen Sonderweg.
„Hanna und die Sache mit dem guten Leben“ hält einige Überraschungen bereit. Was denken Sie, wie wichtig sind Herzkino-Filme – gerade in der heutigen Zeit? Es gibt ja doch auch viele Kriminalfilme im TV.
Es gibt vor allem viele schlechte Krimis im TV. Ich hab nichts gegen Krimis, aber die Geschichten sind nicht mehr besonders spannend. Das liegt auch daran, dass wir mittlerweile durch die ganzen Streamingdienste spannende Filme sehen können. Diese Umstellung hat hier in diesem Land noch nicht so wirklich stattgefunden. Die Erzählstruktur hat sich verändert. In Deutschland wird noch auf Formate gesetzt die nicht mehr so spannend sind. Da haben wir den direkten Vergleich zu den Streamern. All die Sachen, die aus England kommen – beispielsweise die Dokumentationen. Fast jede Dokumentation ist spannender als die regionalen Geschichten, die im linearen Fernsehen erzählt werden. Das ist natürlich ein großes Problem und da wird man in den nächsten Jahren genau drauf schauen müssen. Um ehrlich zu sein – ich schau mir die Sachen nicht mehr an.
Was schauen Sie?
Ich schaue viele englische und amerikanische Serien. Es ist im Grunde das, was im Moment die Welt sieht, wie beispielsweise „The Crown“. Ich sehe mir auch gerne die älteren Formate an – „Colombo“, um hier ein Beispiel zu nennen. Ich konsumiere einfach gerne Sachen, die spannend erzählt sind. Es gibt zu viele Formate, wo die Spannung fehlt. Und es geht nur um die Spannung. Nur darum.
Wie beschreiben Sie Ihre Rolle, Ihren Charakter „Lasse“?
Lasse ist jemand, der sich sehr früh daran gewöhnt hat keine Kinder zu haben. Die Szene in der Lasse erfährt, dass er doch einen Sohn hat, da führten wir ein langes Gespräch. Die ganze Erklärung, die seine damalige Freundin im Film gibt ist schon sehr problematisch. Denn ein Mann hat immer das Recht zu erfahren, dass er Vater geworden ist. Was er dann mit dieser Information tut, ist individuell verschieden. Da muss jeder mit sich selbst im Klaren sein oder ins Klare kommen. Auch der Kommentar, warum seine damalige Freundin diese Information für sich behalten hat (sie wolle, dass das Kind glücklich wird) ist eine absolute Unverschämtheit und eine ziemlich weibliche Arroganz, die ich natürlich nicht allen Frauen zuschreibe. Kurzum, ich finde die ganze Thematik sehr problematisch. Für den Film ist dieser Konflikt natürlich super. Auch für die Figur Lasse. Er hat ein Leben lang gedacht er sei kinderlos und ist damit auch relativ glücklich geworden. Aber er merkt, dass er das wahre Glück erst finden wird als er neben seiner Enkelin sitzt. Ich glaube, hier ist der Knackpunkt und ich habe versucht das so zu spielen. Nicht, dass er Kinder nicht mag sondern, dass er sie als Fremdwesen empfunden hat und den Umgang mit ihnen erst lernen muss. Das war das, was ich dann mit der Figur erzählen wollte.
Das prägt. Das Leben ohne das eigene Kind – eine gestohlene gemeinsame Lebenszeit...
Ganz klar.
Lasse ist Herausgeber einer Zeitung, Journalist. Ein Beruf, den Sie sich hätten auch vorstellen können? Sie sind Autor – wir haben 2016 darüber gesprochen. Zu dieser Zeit schrieben Sie an Ihrem Buch „Schauspieler@work“
Nein, ich bin überhaupt kein Verlegertyp. Der Verleger muss schauen, dass er das was seine Journalisten schreiben gut verkaufen kann. Klar, der Verleger muss auch gut schreiben können und viel lesen. Mich hat allerdings immer Werbung interessiert. In die Werbung wäre ich sehr gerne gegangen. Aber ich war mit 18 Jahren schon am Staatstheater insofern hat sich die Frage nicht ergeben.
Journalist vielleicht … ?
Na ja, als Schauspieler ist man ja doch auch immer ein bisschen Journalist. Man muss immer hinschauen, muss wissen, was mit Menschen passiert, wo Dinge passieren, welche Themen man nehmen kann um sie spielen zu können. Ich recherchiere immer, wenn ich eine Figur spiele. In unserem Fall, wie eben ein Verleger agiert, was er macht, wie eine Lokalzeitung funktioniert, eine regionale und eine internationale. Ich arbeite da also auch investigativ. Es gibt also schon Parallelen. Lächelt.
Was bedeutet Ihnen „schreiben“?
Ich schreibe sehr gerne. Heute vielleicht noch mehr und lieber als vor zehn/zwanzig Jahren. Die Möglichkeiten heute Texte herauszubringen sind viel besser geworden. Wie beispielsweise im Self-Publishing. Wobei das Self-Publishing leider nicht sehr anerkannt ist. Es wird doch mehr im Buchhandel gekauft. Self-Publishing - das hat immer noch so etwas anrüchiges. Was völlig zu Unrecht ist, denn in den meisten Fällen liest man die interessanten Sachen eher dort. Schreiben hat heute eine viel größere Bedeutung bekommen. Selbst wenn Sie 50 Menschen finden, die das lesen was Sie schreiben, haben Sie immer noch eine Leserschaft von der Sie vielleicht nicht profitieren können, die zumindest aber das nachempfinden kann, was Sie denken und schreiben.
Es hat immer ein „Gschmäckle“ wenn man keinen Verlag findet …
Ja, da hat sich mal der Spiegel im Rahmen eines anderen Films, den wir für RTL drehten, lustig gemacht. Da frag ich mich, was diese Bösartigkeit soll. Das verliert ja nicht an Ernsthaftigkeit wenn es anstatt in einem Verlag im Self-Publishing veröffentlicht wird. Deutschland ist ein komisches Land.
Ich habe zwei Kinderbücher geschrieben, leider hat man den Eindruck man will gar nicht, dass Manuskripte eingeschickt werden….
Es ist eine deutsche Boshaftigkeit. Ich habe das von Kollegen aus England oder den USA so nie erfahren. Da ist es völlig egal woher das Buch kommt. Wenn das Thema und der Autor stimmen wird es über Amazon bestellt. Da wird nicht diskutiert in welchem Verlag das Buch gedruckt wurde oder wer es auf den Markt bringt.
In Deutschland muss man bei einem guten Verlag sein damit man suggeriert das Buch ist 'was wert'….
Ja, leider ....
Darf ich zum Abschluss fragen, was Ihr erstes Kinderbuch war, welches Ihnen vorgelesen wurde oder Sie als Erstlesebuch selbst gelesen haben?
Das war für meine Generation (Kindheit in den 1960ern) der Struwwelpeter. Lacht. Da gab es nur das und das war ziemlich traumatisch. Die Bilder hab ich heute noch im Kopf und die Geschichte kann ich bis heute noch auswendig.
Wurde Ihnen das Buch vorgelesen und gezeigt?
Ich musste mir das selber anschauen. Lacht. Aber ich fand das schon sehr brutal.
Ich dank Ihnen ganz lieb, für das schöne Gespräch und hoffe auf ein baldiges, nächstes Mal.
Vielen Dank. Ja, sehr gerne - auf ein baldiges, nächstes Mal.
"Ich tanze gerne. Ich finde das super. Eine tolle Art sich zu bewegen"
Thomas Heinze
„Der Alte“ – acht neue Folgen
Personalwechsel bei der erfolgreichen ZDF-Krimireihe! Nach den ersten beiden Folgen gibt es einen neuen Hauptdarsteller: Hauptkommissar Caspar Bergmann (Thomas Heinze) leitet künftig die Mordkommission II in München. Annabell Lorenz (Stephanie Stumph) bleibt dem Ermittler-Team erhalten.
Ab Freitag, 10 März 2023 – 20.15 Uhr ZDF
Im Gespräch mit Thomas Heinze
Marion Graeber im Februar 2023
Hallo Herr Heinze, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Das ist schön.
Hallo, liebe Grüße ins Schwabenländle.
„Der Alte“ läuft ab März mit neuen Folgen im ZDF. Sie sind ab dem 24. März als neuer Chefermittler mit von der Partie. Wie fühlt es sich an, Teil eines Krimiklassikers zu sein?
Das fühlt sich sehr gut an und es erfüllt mich mit Stolz. Ich bin sehr gerne der Nachfolger von Jan-Gregor Kremp in der Kultrolle „Der Alte“.
„Der Alte“ gibt es bereits seit dem Jahre 1977. Sind Sie so ein bisschen mit ihm aufgewachsen?
Dank meiner Mutter durfte ich tatsächlich mit 13 Jahren Siegfried Lowitz um 20.15 Uhr im TV sehen. Ich hab das sehr genossen. Ich mochte „Der Alte“ sehr gerne. Er war auf Augenhöhe mit „Der Kommissar“. Den mochte ich auch sehr gerne. Ich finde die auch heute noch sehr spannend, aufgrund der hohen Qualität (geschrieben, inszeniert, gespielt, gedreht). Das war gutes Fernsehen.
Eine Anfrage zu einer TV Serie zu bekommen ist schon etwas anderes als für einen TV Film. Zumal Sie in Berlin wohnen und der Dreh in München stattfindet. War es für Sie trotzdem gleich klar, dass Sie das machen wollen?
Ja, das ich das machen will war klar. Ich habe mich dann neben vielen anderen um die Rolle beworben. Das ZDF und die Produktion haben sich ausführlich mit allen Bewerbungen auseinander gesetzt. Es hat mich sehr gefreut, als schließlich der Anruf mit den Worten kam: „Thomas wir freuen uns, wenn du unser neuer „Alter“ wirst“.
Ich habe gelesen, dass die Dreharbeiten ein halbes Jahr in Anspruch nehmen.
Genau, das ist so. Ich wohne in Berlin und wir drehen jeweils acht Folgen im Jahr in Zweier-Blöcken in München. Das sind dann vier Blöcke à 6 Wochen. Dann ist man ungefähr bei einem halben Jahr.
Sie haben in München studiert. München ist Ihnen also vertraut.
Ja, ich war auf der Falckenberg-Schule und habe mich wieder sehr auf München gefreut. Vor allen Dingen ist die Kombination aus Berlin und München
spannend. Berlin ist toll, sehr lebendig, eine Stadt, die sich ununterbrochen verändert, permanent im Wandel ist. Berlin ist laut und brodelt. München hingegen ist mehr gemütlich. Ein ganz angenehmer Gegensatz zu Berlin. Lächelt.
Mögen Sie auch Stuttgart?
Ich mag Stuttgart. Ich komme nur leider viel zu selten nach Stuttgart. Ich hab mal in Stuttgart Theater gespielt. Ich erinnere mich, dass ich sehr gerne da war.
„Der Alte“ wurde im Sommer 2022 gedreht – ein heißer Sommer. War das herausfordernd?
Das war in erster Linie für das Kostümbild und die Maske eine große Herausforderung … und der Grund dafür, dass ich meistens kein Sakko trug. Lacht.
Ich muss allerdings auch dazu sagen, dass ich Hitze und Wärme viel lieber mag als Kälte. Kälte ist mir sehr viel unangenehmer.
Dann sind Sie ein Sommermensch?
Absolut und zu einhundert Prozent.
Bergmann ist sehr direkt und hat einen unglaublichen Blick fürs Detail. Er wirkt als Chefermittler teils unnahbar, hat aber durchaus auch nahbare Momente. Gerade da der TV Zuschauer auch etwas über die Privatperson Caspar Bergmann erfahren darf. Wie beschreiben Sie selbst Ihre Rolle, den Charakter Caspar Bergmann?
Ich kann ehrlich gesagt gar nicht mehr viel hinzufügen, weil Sie das super beschrieben haben gerade. All das, was Sie gesagt haben, ist absolut richtig. Emotional ist Bergmann ein bisschen zurückhaltend. Nennen wir es eine hanseatische Zurückhaltung und er hält seine Mitmenschen aus seinem Umfeld auf Distanz. Er hat mit dem Tod seiner Frau noch nicht abgeschlossen. Die einzigen Personen, die er an sich ran lässt, sind seine Tochter und Enkeltochter. Persönlich ist er nicht nur auf der Suche nach einer neuen Unterkunft in München, er versucht auch irgendwie „anzukommen“, abzuschließen mit der Trauer um seine Frau, was ihm bisher noch nicht gelingt. Außerdem ist er ein Mensch, der immer in Bewegung ist. Er macht sich nach fast jedem Fall noch zu Fuß auf den Weg – läuft – um die Dinge, die er da erlebt hat zu verarbeiten. Das sind Seiten, die ich sehr gerne an ihm habe. Er ist auch sehr direkt und scheut sich nicht davor ziemlich offen gegenüber Herausforderungen zu sein. Doch auch seine Geduld ist manchmal endlich. Wenn es ihm reicht, dann kann er auch massiver
werden, den Druck erhöhen und einen schärferen Ton anschlagen.
Mein nächster Punkt wäre tatsächlich die Bewegung gewesen. Es ist mir aufgefallen, dass Bergmann ein Bewegungsmensch ist. Hier und da sagt er, dass er noch ein paar Schritte gehen würde und man sieht ihn beim Abspann auch laufen. Einmal beispielsweise am Sendlinger Tor. Sind Sie selbst auch ein Bewegungsmensch?
Ich bin auch ein Bewegungsmensch. Auch wenn ich telefoniere. Lacht. Heute hab ich mich dazu gezwungen ein bisschen konzentrierter zu sein und nicht die ganze Zeit durch die Wohnung zu rennen, wie ich das normalerweise mache. Denn, ich bewege mich ständig. Dieses Laufen, was Bergmann macht, man weiß ja – nicht umsonst lässt man Soldaten im Gleichschritt marschieren. Das dient zur Gleichschaltung der beiden Hirnhälften. Beim Laufen passiert eine Menge, man kann Gedanken freisetzen, Dinge verarbeiten – das tut einfach wahnsinnig gut. Wenn man eine Gegend zu Fuß erkundet sieht man auch viel mehr.
Mein Papa hat immer gesagt, dass man Städte erlaufen muss, um sie kennenlernen zu können.
Ja, das sehe ich auch so.
Caspar Bergmann ist ein spannender Charakter, den ich echt mag. Er ist unnahbar und nahbar zugleich. Ist ja immer so eine Sache, wie neue Charaktere beim Zuschauer ankommen.
Absolut, insofern freut mich das sehr. Das ist sehr schön. Vielen Dank.
Haben Sie früher, als Kind, auch Krimis gelesen? … Oder was war Ihr erstes Kinderbuch?
Ich hatte ja eine amerikanische Kindheit und mich hat „Doctor Dolittle“ beeindruckt. Ich mochte es, dass er mit den Tieren sprechen konnte. Und, dann gab es da noch eine Buchreihe, die hieß „Encyclopedia Brown“. Echt witzig, dass Sie das jetzt fragen. Da ging es um einen Kinderdetektiven (Leroy Brown, Spitzname Encyclopedia). Den mochte ich total gerne. Das war so aufgebaut, dass man den ganzen Fall, die ganze Geschichte am Ende selbst lösen konnte. „Wer war es, weißt du es?“ hieß es da. Es fällt mir überhaupt jetzt erst auf, dass ich schon damals gerne Kriminalfälle löste. Lächelt.
Wie Caspar Bergmann….
Ja, Bergmann macht es auch Spaß Chefermittler zu sein. Er sieht seine Fälle als Herausforderung und Kriminalrätsel, die es zu lösen gilt.
Encyclopedia Brown – eine tolle Verbindung
Absolut. Und meine Lebenspartnerin heißt Jackie Brown.
Die TV Zuschauer lieben Krimis. Was glauben Sie warum das so ist und was unterscheidet „Der Alte“ von anderen Krimiformaten?
Ich glaube „Der Alte“ ist ähnlich, wie „Miss Marple“, „Sherlock Holmes“ und „Columbo“ eher ein Alleinermittler. Sie alle haben so etwas wie ein Team, aber den Fall lösen sie und es macht unglaublichen Spaß ihnen dabei zuzusehen. Ebenso ihre persönlichen Eigenarten, die haben richtigen Kultstatus. „Columbo“ beispielsweise, der sich immer kurz vor dem Ausgang umdreht und dann kommt diese letzte, tödliche Frage …. Lacht. Die meisten TV Formate haben ein Ermittlerduo im Fokus. Da unterscheidet sich „Der Alte“. Ich glaube, das ist eine ganz gute Abwechslung im Vergleich zu vielen anderen Krimis.
Ich hätte jetzt noch zwei Fragen ganz persönlicher Natur. Nicht schlimm.
Lacht. Ich bin ja nicht gezwungen zu antworten. Lacht.
Tanzen Sie Tango Argentino?
Tango Argentino ist speziell. Doch ich habe in meiner Jugend einen Tanzkurs in einer Tanzschule gemacht. Jahre später kam ich mal wieder an der Tanzschule vorbei, da traf ich auf meinen „alten“ Tanzlehrer der sagte: „Mensch, Thomas, das ist gut, dass du hier vorbeikommst. Mir fehlt ein Junge. Hättest du Lust nochmal einen Tanzkurs zu machen?“ Klar, dachte ich mir. Einmal kostet es nichts und ich bin schon davor sehr gerne in den Tanzkurs gegangen. Nicht nur wegen den Mädchen. Lacht. Tanzen finde ich super. Eine toller Art sich zu bewegen.
Die Bewegung kommt Ihnen entgegen….
Ja, das stimmt absolut.
Und die letzte Frage, ob Sie einen Sehnsuchtsort haben?
Sehnsuchtsort – Sie meinen einen Ort, an den ich mich hinsehne? Das Meer. Aber wohlgemerkt den Blick auf das Meer, vom Land aus.
Und in der Wärme….
Lacht. Ja. Ich finde das Meer großartig und ich liebe es auf das Meer zu blicken. Ich würde allerdings ungern mitten auf dem Meer sein. Es ist für mich unheimlich, ich weiß ja, dass es dann da unter mir unfassbar tief ist. Da fühle ich mich nicht wirklich wohl. Ein Ort nach dem ich mich immer wieder sehne – wir haben in Spanien ein kleines Häuschen. Und: Da können wir auf das Meer schauen.
Das hört sich ganz herrlich an. Vielen Dank. Wünsche Ihnen alle Liebe.
Das ist super nett von Ihnen. Das wünsche ich Ihnen auch. Vielen Dank. Auch für die vielen tollen Sachen, die Sie über „Der Alte“ gesagt haben.
Vielen Dank, lieber Herr Heinze für das schöne Gespräch
"Ich tanze sehr gerne. Ich finde es toll wenn man sich für einen festlichen Anlass festlich kleidet "
Adnan Maral
Die Kriminalitätsrate in der deutsch-tschechischen Grenzregion wächst: Illegale Lachsfischerei, Drogengeschäfte, tödliche Rivalitäten. Das Team der ansässigen Wasserschutzpolizei ist gefragt wie nie. Die Hauptkommissarin Maike Junghans (Carina Wiese) und ihr Kollege Sami Fares (Adnan Maral) sowie die Kommissar:innen Moritz Kretschmär (Ferdi Özten) und Jana Macourek (Barbara Prakopenka) lösen gemeinsam die schwierigsten Kriminalfälle an Land und auf dem Wasser. Im Wechsel mit „WaPo Bodensee“, „WaPo Berlin“ und „WaPo Duisburg“ zeigt Das Erste ab dem 14. Februar 2023 die neue achtteilige Krimiserie „WaPo Elbe“ - immer dienstags, 18.50 Uhr und zeitgleich in der ARD Mediathek. „WaPo Elbe“ reiht sich damit in ein erfolgreiches Konzept aus Krimiserien rund um die Wasserschutzpolizei auf Deutschlands Gewässern ein.
Im Gespräch mit Adnan Maral
Marion Graeber im Januar 2023
Hallo lieber Herr Maral. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben, da freue ich mich sehr.
Natürlich, sehr gerne. Ich danke Ihnen.
Sie wohnen in der Nähe vom Ammersee. Sind Sie gerade zuhause?
Nein, ich bin tatsächlich gerade in unserem Büro in München von unserer Produktionsfirma.
Mit der neuen „WaPo Elbe“ haben Sie das Element Wasser um sich. Sie leben in der Nähe des Ammersees, in München haben Sie die Isar und Sie sind in Frankfurt am Main aufgewachsen. Was bedeutet Ihnen das Element Wasser?
Der Ammersee ist ein Lieblingsort. Wasser generell ist für mich „Lieblingsort“. Wasser gibt mir persönlich „Ruhe“. Ich kann mich an das Wasser setzen – ob das nun das Meer ist, ein See oder ein Fluss. Wasser hat für mich, wie gesagt, etwas Beruhigendes. Ich bin immer wieder erstaunt, was das mit mir macht.
Mit der ersten WaPo ging es 2017 am Bodensee los – was denken Sie ist das Erfolgsrezept der WaPo?
Ich glaube, Krimis bewegen Menschen generell. Wir erzählen nun Krimis, Geschichten, die auf, am oder in der Verbindung mit Wasser passieren. Wir haben hier also die Möglichkeit andere Geschichten zu erzählen, wie beispielsweise bei den Soko Reihen. Das Element Wasser gibt hier andere Spielmöglichkeiten.
Andere Geschichten erzählen….
Genau. Absolut. Geschichten, die man so noch nicht kannte.
Was denken Sie – was fasziniert Menschen an Krimis?
Die Formate werden immer besser gemacht und umgesetzt. Ich glaube der Mensch an sich ist fasziniert von dieser Spannung, welche die Kriminalfälle umgibt. Ich persönlich schaue gerne Krimis. Aber nicht zu viel. Ich bin auch so ein Komödienmensch. Lacht.
Die Komödie als ausgleichendes Format….
Ja, absolut. Wenn ich abends zwei Stunden am TV sitze möchte ich gut unterhalten werden. Ich lache halt auch sehr gerne. Auch privat. Ich nutze da jede Gelegenheit und nehme jede Möglichkeit zum Lachen an. Lacht.
Was war Ihr erstes Buch, das Sie als Kind selbst gelesen haben oder welches Ihnen vorgelesen wurde?
Also, ich war ja nicht im Kindergarten. Bin mit zwei Jahren mit meinen Eltern nach Deutschland gekommen. Soweit ich mich erinnern kann bin ich später als Kind in die Stadtbibliothek um die Ecke gegangen. Das war toll. Da hab ich mir dann Comics angesehen. „Asterix“ und „Tim und Struppi“. Lacht. Das waren so meine Bücher. Die hab ich geliebt. Man darf nicht vergessen, dass meine Eltern nicht so gut die deutsche Sprache beherrschten. Da zählte dann die Eigeninitiative.
Annäherung über Bilder und kurze Texte…
Ja, genau und das war bei den Comics am einfachsten – die Zeichnungen und die kleinen Texte in den Sprechblasen.
Sie sind in Frankfurt/Main aufgewachsen und leben heute in der Nähe des Ammersees – was lieben Sie mehr Stadt oder Land?
Also ich genieße es sehr auf dem Land zu leben. Bin aber auch froh, wenn ich hin und wieder in die Stadt reinfahre, weil ich mich dann daran erinnere bald auch wieder hinaus zu fahren aufs Land. Lacht. Ich genieße das Stadtleben bin aber froh, wenn ich dann wieder zuhause bin. Ich mag das kleine, das persönliche, ruhige Leben. Das tut mir momentan sehr gut. Das hätte ich ja auch eigentlich nie gedacht, da ich in Frankfurt, in der Stadt, aufgewachsen bin. Wir leben jetzt aber schon fast 20 Jahre auf dem Land. Lächelt.
Das hat doch auch viele Vorteile….
Absolut. Unsere Kinder lieben das auch sehr. Diesen klaren Freundeskreis, dieses direktere Leben. Wir sind schon auch öfter in Berlin oder generell in der Stadt. Da wird dann auch immer viel unternommen. Und doch sind alle dann auch wieder froh zuhause zu sein.
Sind Sie Frühaufsteher oder gehen Sie spät ins Bett?
Ich bin Frühaufsteher. Ich liebe das. Zu sehen, wie der Tag so unberührt beginnt. Die Sonne geht auf und es beginnt das Neue. Das ist etwas was mich total erfüllt. Ich suche nicht die Nacht um kreativ zu sein.
Zu Beginn unseres Gesprächs haben Sie gesagt, dass Sie am Wasser Ruhe finden. Haben Sie einen Sehnsuchtsort? Vielleicht am Wasser?
Ich würde sehr gerne direkt am Wasser wohnen und morgens meinen Espresso trinken und danach direkt ins Wasser springen. Lacht.
Oh herrlich…. Das ist eine schöne Vorstellung.
Lacht…. Und am Abend am Wasser einen Wein …. Lacht….
Das hört sich perfekt an … Wie würden Sie Ihre Rolle Sami Fares beschreiben?
Sami Fares ist ein Mensch mit viel technischem Wissen. Er ist generell ein Mensch der voller Interessen ist. Außerdem hat er immer so eine Verbindung, so etwas gefühlvolles. Er ist ohne Familie und sucht seine Familie auf dem Revier, wo er sie auch findet.
Ich konnte zwei Folgen bereits schauen „Vatertag“ und „Gegen den Strom“ - wird man noch mehr in die Geschichten der einzelnen Charaktere hineingeführt?
Ja, da kommt noch mehr. Das musste sich erst entwickeln. Das ist ja auch so ein Ding wenn man ein neues Format entwickelt. Ich mag beispielsweise das Revier so sehr. Am Anfang gab es das noch gar nicht – bis die Produktion angerufen hat und sagte, sie habe da was gefunden. Das Revier ist eigentlich der Kraftraum des Ruderclubs. Ein toller Ort – man kann so schön auf das Wasser schauen und das Leben dort beobachten.
Es gibt acht neue Folgen. Wann wurde gedreht?
Im vergangenen Jahr von April bis Juli.
In Filmen wird mit Musik eine Szene, ein Thema unterstrichen. Bei der ersten Folge „Vatertag“ beispielsweise mit „Papa was a rollin' stone“. Welches Musikgenre ist Ihnen persönlich das liebste?
Ich mag Funk und Motown. Damit bin ich aufgewachsen. Ich mag Grandmaster Flash und Chaka Khan. Auch Whitney Houston und Michael Jackson mag ich.
Es hat schon Bedeutung, mit welcher Musik man selbst aufwächst…. Das begleitet einen….
Ja, das stimmt absolut. Ich hab natürlich auch die Beatles gehört oder Supertramp aber es gibt Musik die mich mehr bewegt. Was ich nicht bin ist Rock und Heavy Metal.
Apropos Bewegung – tanzen Sie? Vielleicht den Tango Argentino?
Ich tanze sehr gerne Walzer. Tango hab ich tatsächlich noch nicht getanzt. Früher hab ich Breakdance gemacht. Lächelt. Manchmal sind meine Frau und ich zu Opernbällen eingeladen – das ist schön. Ich liebe es Walzer im Smoking zu tanzen. Ich finde es toll, wenn man sich zu einem festlichen Anlass festlich kleidet.
Sie haben mit Ihrer Frau eine Produktionsfirma, waren auch schon als Autor tätig. Was bedeutet es Ihnen künstlerisch vielfältig aktiv sein zu können und wird es ein weiteres Buch von Ihnen geben?
Wenn ich mehr Zeit hätte. Lächelt. Damals als ich geschrieben habe bin ich extra um 4.30 Uhr aufgestanden und hab mich an den Schreibtisch gesetzt. Das schaffe ich jetzt nicht mehr. Ich genieße es auch sehr, dass wir mit unserer Produktionsfirma unsere Ideen verwirklichen können. Worum es mir geht ist, Geschichten zu erzählen. Das Medium Film ist uns dabei sehr nah. Das ist unsere Leidenschaft. Ich kann auch mit einem Buch Geschichten erzählen aber es braucht viel mehr Zeit.
Es gibt auch eine Bücherschwemme – das muss man klar sagen….
Absolut. Ich war damals in Frankfurt und in Leipzig auf der Buchmesse. Da wurden tausende Bücher neben meinem veröffentlicht und man denkt nur „wow“. Wir unterhalten Menschen gerne. Im April/Mai kommen wir wieder mit unserer Grillsendung, welche wir für den BR produziert haben. Da freue ich mich drauf. Ich grille für mein Leben gern. Und es gibt so viel zu erzählen. Es geht um Nachhaltigkeit, Regionalität und was Ernährung generell bedeutet.
Haben Sie eine Wunschrolle oder einen Wunschkollegen, eine Wunschkollegin? Schwierige Frage eigentlich – aber ich probiere es mal
Lacht. Für mich endet es nicht mit der einen Wunschrolle. Ich hab viele Wunschrollen. Bin ein großer Fan von Denzel Washington und Liam Neeson (mit ihm hab ich auch schon gedreht). Ich finde diese Kombination aus Action mit Drama grandios. Ich finde auch die Schauspieler toll – sie sind älter und es geht nicht um den Superbody … Auch mit Regisseur Jean-Luc Godard hätte ich gerne gearbeitet. Aber wir haben auch bei uns ganz wundervolle Menschen in der Branche.
Vielen Dank, lieber Herr Maral für das schönen Gespräch. Viel Erfolg mit der neuen WaPo
"Ich bin musikalisch sehr breit aufgestellt. Ich setze Musik nach Stimmung ein"
Götz Otto
Im Gespräch mit Götz Otto
Marion Graeber im November 22
Bezaubernde „Märchenperlen“: An Heiligabend, 24. Dezember 22, 16.30 Uhr, zeigt das ZDF den Spielfilm „Das Märchen vom Frosch und der goldenen Kugel“ von Regisseur Ngo The Chau, eine freie Adaption des bekannten Märchens der Brüder Grimm.
Hallo Herr Otto, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich.
Sehr gerne. Schön, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich auch.
Wo erreiche ich Sie in diesem Moment?
Ich bin zu Hause in der Nähe des Starnberger Sees.
Für das Märchen „Das Märchen vom Frosch und der goldenen Kugel“ waren Sie in Prag und Umgebung. Stimmt das?
Das ist richtig.
Sie waren schon drei Mal auf der Burg, welche auch für „Das Märchen vom Frosch und der goldenen Kugel“ als Kulisse gedient hat - wie fühlt es sich an, mehrfach auf dieser Burg gespielt zu haben? Sie waren, laut meiner Recherche, drei Mal der König?
Ich war drei Mal König. Sehr gut recherchiert. Ich bin beeindruckt. Lächelt. Ja, das ist tatsächlich schon sehr eigenartig wenn man als Schauspieler auf eine Burg kommt und schon öfter dort gearbeitet hat. Es fühlt sich so an, als ob einem die Burg gehöre. Lacht. Und das ist total gemein, weil sie gehört mir natürlich nicht. Lacht. Aber, ehrlich gesagt ist das auch ganz o.k. denn die Burg ist sehr kalt. Ich bevorzuge doch den Blick aus meinem Fenster zuhause.
Es entstehen viele Märchen in Prag und Umgebung. Warum, denken Sie, ist das so?
Da gibt es mehrere Gründe. Ich glaube, einer der Hauptgründe ist, dass es die Locations dort gibt und diese auch bespielt werden können. Im Sinne von hier können Dreharbeiten stattfinden. Bei uns in Deutschland ist es mit den Drehgenehmigungen etwas schwieriger aufgrund der vielen Auflagen. In Tschechien finden auch viele internationale Dreharbeiten statt. Es gibt eine gute Infrastruktur. Es gibt Studios, Techniker und so weiter. Alles in angenehmer Nähe. Und was speziell die Märchen angeht: Die Tschechen haben eine riesengroße Märchentradition, die sehr weit zurückgeht. Es sind wundervolle Märchenfilme entstanden.
Ich habe gelesen, dass für „Das Märchen vom Frosch und der goldenen Kugel“ eine neue Studio-Technologie in Einsatz kam. Können Sie das erläutern?
Bei Märchen braucht man ein märchenhaftes Bild und das ist in der heutigen Zeit einfacher mit dem Computer herzustellen als faktisch mit einem Szenenbild. Bis dato stand der Schauspieler vor einem grünen, manchmal auch blauen Schirm. Für den Schauspieler ist es dann so, dass dieser dann eigentlich keine Ahnung hat, wie das Bild am Ende aussieht. Das sind teilweise absurde Situationen. Mit der neuen Technik sieht man zwar noch, dass es animiert ist, aber man weiß, wo man sich befindet. Man entwickelt ein besseres Gefühl dafür. Das ist ein großer Vorteil.
Was denken Sie, wie wichtig sind Märchen für Kinder und vielleicht auch Erwachsene? Märchen können ja doch auch brutal sein.
Im Original gibt es Märchen die verstörend sind. Das stimmt. Doch die Gebrüder Grimm haben die Märchen nicht umsonst zusammengetragen. Sie sind unser kulturelles Erbe. Wenn man sich nun unser Märchen ganz konkret anschaut, sieht man, dass es eine Adaption ist. Das heißt, wir haben das Märchen der Gebrüder Grimm in unsere heutige Zeit geholt und es auf eine Art und Weise erzählt, wie man sich das heute auch erschließen kann. Ich finde das ist ganz hervorragend gelungen.
Was war Ihr liebstes Kinderbuch, welches Sie selbst als Erstlingsbuch gelesen haben, oder welches Ihnen vorgelesen wurde?
Meine Eltern hatten leider keine Zeit mir ein Buch vorzulesen. Die Bücher an die ich mich erinnern kann waren durchaus mit Märchenbüchern vergleichbar. In meinem Buch spielte ein Salamander die Hauptrolle und sein bester Freund ist ein Frosch. Kennen Sie die Bücher?
Ich habe ein Bild.
Ja, ich glaube das waren meine ersten Bücher die ich selbst gelesen habe.
Reisen Sie gerne?
Ich finde es ist ein Hauptprivileg meines Berufes, dass ich an Orte reisen kann um dort zu arbeiten. Ein Hauptaspekt warum ich meinen Beruf so großartig finde. Denn es macht einen Unterschied ob man an einem Ort arbeitet oder ihn als Tourist bereist.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Nein, Sehnsucht nicht. Ich hab Interesse. Mich interessiert viel. Wenn meine Familie jedoch im Sommer in den Urlaub fährt denke ich mir auch schon mal „lasst mich mal zuhause sein“ - ich bin so viel unterwegs..
Welches Musikgenre mögen Sie?
Ich bin da sehr breit aufgestellt. Musik hat ganz viel mit Emotion und Stimmung zu tun. Ich setze Musik bewusst nach meiner Stimmung ein. Da ist alles drin. Von Klassik über Jazz bis Hip-Hop. Was ich nicht gerne höre ist diese Radioschleifen-Musik. Die halte ich kaum aus.
Tanzen Sie gerne? Haben Sie schon mal den Tango Argentino getanzt?
Ich habe auf der Schauspielschule Tango getanzt. Mit meiner Frau habe ich kürzlich einen Salsa Kurs belegt. Leider kommen wir zu selten zum Tanzen.
Sie haben schon viele Charaktere verkörpert. Gibt es eine Traumrolle?
Meine Traumrolle ist immer die nächste die da kommt und von der ich jetzt noch gar nichts weiß.
Gibt es einen Wunschschauspieler oder eine Wunschschauspielerin?
Ich würde gerne mal mit Robert De Niro drehen. Aber wenn das nicht passiert ist das auch nicht schlimm.
Ihr Lieblingsfilm? Ich habe gelesen, Sie finden Jeff Bridges und den Film „The Big Lebowski“ gut.
Ja, das ist absoluter Kult. Jeff Bridges mag ich sehr sehr gerne. Er hat eine großartige Alterskarriere. Da kann man sich viel abschauen.
Das „Märchen vom Frosch und der goldenen Kugel“ wird an Heiligabend ausgestrahlt. Darf ich Sie fragen, wie Sie Weihnachten feiern?
Weihnachten ist ein Fest welches bei uns in der Familie sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Ich mag Weihnachten überhaupt nicht, freue mich aber sehr darüber, dass Weihnachten ein Familienfest ist. Wir kommen zusammen und ich freue mich auf einen schönen Abend mit guten Gesprächen.
Vielen Dank, lieber Herr Otto für das schöne Gespräch. Alles Liebe.
"Des isch doch kein Zufall mehr"
Stephan Luca
Neuer Sendeplatz – neuer Einsatzort mit Beförderung! Christine Eixenberger als Feuerwehrfrau ist zurück mit vier neuen Abenteuern – voller Action und mit ganzem Einsatz. Die ZDF-Reihe wird nicht mehr sonntags im "Herzkino", sondern donnerstags um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Nach den ersten zwei neuen Folgen, in denen Marie noch die Bürgersprechstunde in Weilheim leitet, macht die toughe Oberbayerin ihre große Leidenschaft zum Beruf und wechselt zur Freiwilligen Feuerwehr nach Murnau: als hauptamtliche Kommandantin. Dabei lernt sie den attraktiven Kollegen Peter (Stephan Luca) kennen. Seine herzliche Begrüßung und Unterstützung beflügeln.
Im Gespräch mit Stephan Luca
Marion Graeber
7. September 22
Hallo lieber Herr Luca, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich sehr.
Gerne.
Wir haben uns vor genau fünf Jahren beim ZDF Pressetag in Hamburg bereits persönlich kennenlernen dürfen. Heute am Telefon.
Des isch krass. Da reden wir doch von „Des isch doch kein Zufall mehr“. Lacht.
Ich habe Ihnen damals, als kleine Verbindung zur alten Heimat, ein Sindelfinger Badehandtuch mitgebracht.
Richtig, ich erinnere mich. Herrlich. Vielen Dank. Das gute Sindelfinger Freibad. Mein Kindergarten.
Sind Sie noch oft in der Stuttgarter Region?
Ja, meine Eltern wohnen da und mein Bruder mit seiner Familie. Ich genieße meine alte Stuttgarter Heimat sehr.
Haben Sie einen Lieblingsplatz in Stuttgart?
Das ist natürlich das Zuhause meiner Eltern. Da bin ich groß geworden. Das ist definitiv mein Lieblingsplatz. Dann gibt es noch ein paar weitere Lieblingsplätze - den Tennisclub beispielsweise, wo ich mich doch sehr viel nach der Schule aufgehalten habe. Das war so unser Spielplatz. Das Sindelfinger Freibad, mein Kindergarten. Lächelt.
Sie sind bei „Marie fängt Feuer“ ab November beim ZDF zu sehen. Wie ist es, sich einem bestehendem Team anzuschließen?
Herrlich. Man trifft auf wunderbare Kolleginnen und Kollegen. Christine Eixenberger beispielsweise, die das Ganze auch wirklich führt und sich mit neuen beruflichen und persönlichen Aufgaben befassen muss. Wir haben uns alle zur Vorbereitung kennengelernt. So durften wir mit der Freiwilligen Feuerwehr in Murnau sehr eng zusammen arbeiten. Im Vorfeld also und auch während der Drehzeit. Wir durften uns da finden und immer weiter in die Themen gemeinsam rein arbeiten. Mutig und klar von der Produktion und dem Sender auf den neuen Sendeplatz auf den Donnerstagabend gesetzt.
Wie beschreiben Sie Ihre Rolle Peter Angerer? Wie war das mit der Schutzkleidung der Feuerwehr zu agieren?
Ich habe schon einmal einen Feuerwehrmann gespielt. Deswegen war mir der Feuerwehrmann an sich nicht unbekannt. Auch die Tätigkeit war mir bekannt – wir drehten damals einen großen Actionfilm indem der Berliner Fernsehturm brannte. Ich weiß also um die Anstrengungen von Feuerwehrmännern und -frauen. Im ersten Teil mit mir von „Marie fängt Feuer“ beschäftigt uns eine Flutkatastrophe. Im zweiten Teil dann steht ein junger Mensch im Mittelpunkt. Dann die berufliche und private Herausforderung von Marie. Peter ist ein Heimkehrer. Man hört ihn auf serbisch fluchen. Er kommt aus der Region und ist in dieser groß geworden. Doch dann wurde es ihm zu eng und er ging. Jetzt ist er wieder da. Die Figur hat also auch noch ein Geheimnis. Beruflich gesehen ist Peter in Festanstellung als Vize Kommandant mit großer Vorfreude auf eine Kommandantin, die er von früher her kennt. Da kommen zwei Charaktere zusammen. Jeder hat seinen Dickschädel, seinen Standpunkt. Die Figuren mögen sich, können aber auch mal unterschiedlicher Meinung sein. Das ist etwas, was ich sehr mag. Es gibt also viele schöne, interessante Geschichten zu erzählen.
Hatten Sie Einfluss auf die Rolle?
Ja, ich durfte in der Vorbereitung und in der Entwicklung der Figur mitarbeiten. Das ist herrlich, wenn man im Vorfeld so eine Geschichte zusammensetzt und Biographien entwickelt. Das finde ich, ist auch großartig gelungen. Chrissi Eixenberger ist auch eine wirklich tolle Kommandantin. Sie kennt ihre Figur in und auswendig. Das ist sehr schön erzählt mit all diesem Mut, der Verzweiflung, der Erschöpfung und auch der Liebe. Das macht das Format auch besonders.
Es ist wirklich spannend. Man möchte wissen, wie es weitergeht. Ich konnte Folge drei und vier bereits sehen und habe auch mit Christine Eixenberger bereits sprechen dürfen.
Es ist herrlich, wenn Sie sagen, dass man sehen möchte, wie es weitergeht. Das ist ja auch unser Ansatz. Eine tolle Arbeit mit einem Regisseur, den ich schon lange kenne. Wir haben schon gemeinsam einen Film in Afrika gedreht. Auch in Mallorca. Wir kennen uns lange. Auch die Arbeit mit dem Kameramann. Ein tolles Team. Ich wünsche uns, dass wir den Weg fortsetzen können. Aber, wenn Sie sagen, er hat bei Ihnen auch schon diesen Ansatz und die Neugier hervorgerufen, dann ist das uns eine Freude. Es gibt auch wirklich Schönes zu erzählen.
Da bin ich echt gespannt drauf.
Bei der Feuerwehr ist das Thema Teamgeist, Freundschaft, sich aufeinander verlassen können ein großes. In „Unbequeme Wahrheiten“ geht es um Kinder und Jugendliche. Ich habe für den Stuttgarter Zeitungsverlag auch schon den ein oder anderen Bericht über Feuerwehren geschrieben – die Jugendarbeit bei den Feuerwehren – da wird schon viel getan. Wie blicken Sie hierauf?
Da wird wahnsinnig viel getan. Ich weiß nicht, wie es in Stuttgart ist aber ich hab das Gefühl, also in Murnau, da muss man sich nicht so große Sorgen um die Zukunft der Feuerwehr machen. Der Zulauf ist groß. Die jungen Mädchen und Jungen begeben sich schon früh in die Jugendfeuerwehr. Großartige Freundschaften entstehen. Diese halten oftmals ein Leben lang. Auch die ganze innere Organisation – Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen werden aufgefangen. Das alles findet im Team statt. Das sind die Helden und Heldinnen unserer Zeit. Das alles wollen wir glaubhaft erzählen, mit all den Zwischentönen, den Schwierigkeiten. Aber auch mit viel Humor und Lebensfreude. Wir haben hier eine große Bandbreite an Möglichkeiten.
Die Pandemie hat uns in unserem Teamwork ausgebremst. Die sozialen Beziehungen haben gelitten. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Das war ein großer Stopp. Ich war gerade in der Vorbereitung auf einen Film in der Bavaria. Dann kam das Signal, dass es nicht weitergehen kann. Da hat sich schon viel verändert. Auch der Blick auf unsere Gesellschaft, auf unsere jetzige Zeit. Wir müssen immer noch damit umgehen. Wir sind gerade in einer Produktion, werden jeden Tag getestet. Wir haben also sehenden Auges damit zu tun und das wird uns noch eine Weile begleiten, wenn nicht, sogar dauerhaft. Es hat uns aber auch andere Dinge klar gemacht. Den großen Zusammenhang. Ich bin viel in den Bergen unterwegs und da sieht man eben auch dieses „immer mehr, noch weiter, noch größer“. Oft ist es doch einfach gut, mit dem zu leben, was da ist. Die Qualität zu halten, was wir haben. Da gibt es viele, große politische Dinge, das würde jetzt die Zeit sprengen aber man kann das auch in einem Format wie unserem transportieren. Man muss nicht wegschauen, man kann Dinge auch annehmen. So hat es auch für mich persönlich eine Veränderung gegeben. Nach vielen Jahren Hamburg hab ich jetzt mein Standbein gewechselt und bin von Hamburg nach München. In Hamburg hab ich meinen Anker gesetzt, München ist dazu bekommen. Neuer Wind, neue Lebenssituation.
Ich habe immer dieses Gefühl, dass Sie Ihr Gleichgewicht zwischen Stadt und Natur halten. Hat sich da etwas verschoben oder haben Sie dieses Gleichgewicht nach wie vor?
Das Gleichgewicht ist gewachsen. Ich weiß um die Qualität der Zeit die ich in der Natur verbringe und das fordere ich immer mehr heraus und nutze das auch immer sehr. München ist hier auch ein guter Standort für den Weg in den Süden. Stuttgart ist es jetzt zwar nicht geworden, aber ich bin einfach auch mit der Nähe zum Süden aufgewachsen. Meine Welt sind die Berge und ich liebe das Meer. Das hat für mich so eine Kraft. Dankbar begebe ich mich in meine beruflichen Aufgaben und ich weiß, was ich tue um mich dann wieder auftanken zu können. Dieses Auftanken findet bei mir in der Familie und in der Natur statt.
Auftanken geht oft auch mit Hilfe der Musik. Nun begann wieder die Zeit der Konzerte. Ich durfte beruflich bei Till Brönner und Gregory Porter in Bruchsal dabei sein. Hatten Sie bereits wieder Konzerterlebnisse?
Nein, leider noch nicht. Ich kam tatsächlich noch nicht dazu. Das fehlt. Doch ich hatte auch Karten für Gregory Porter. Da hab ich was aufzuholen. Lächelt.
Darf ich Sie zum Abschluss noch fragen, welches Kinderbuch Ihr liebstes war?
Also ich war lange keine Leseratte. Da war immer der Sport. Doch dann packten mich Wolfgang von Eschenbach und Tonja Pölitz. Da bin ich drin versunken. Da ging ich auf Zeitreise. Dann hab ich mich früh auf die Theaterebene begeben und viele Theaterstücke gelesen.
Vielen Dank, lieber Herr Luca. Das war super schön.
Viele Grüße in die Heimat.
Das werde ich gerne ausrichten. Lieben Dank.
Tschüssle und bis zum nächsten Mal.
Vielen, lieben Dank und alles Liebe. Bis zum nächsten Mal. Ich freue mich!
'Wenn es einen Tanz gibt, den ich gerne können würde, dann wäre das auf alle Fälle der Tango Argentino'
Dominic Boeer
Donnerstag, 27. Oktober 2022, 18:00 Uhr ZDFmediathek, ab Donnerstag, 20. Oktober 2022, ab 10 Uhr
Nur das flimmernde Blaulicht der Streifenwagen beleuchtet die stockfinstere Stuttgarter Straße, nachdem Edgar Malak, Mitarbeiter eines Pfandhauses, überfahren und tot aufgefunden wird. Fehlende Bremsspuren sprechen für eine vorsätzliche Tat. Die Besitzerin des Pfandhauses, Selina Mai, ist bestürzt. Zusammen mit der Kollegin Bella Bauer waren sie und das Opfer wie eine Familie. Zumal sich Edgar Malak liebevoll um Selinas Tochter gekümmert hat.
Der biologische Vater, Marc Stromberg, zeigt dahingegen wenig Interesse an seinem Kind, sondern mehr daran, seiner Exfrau Selina das Leben schwer zu machen. Hat er etwas mit dem Mord zu tun? Es gibt jedenfalls Hinweise darauf, dass er sich in der Mordnacht im Pfandhaus aufgehalten hat - entgegen der Aussage von Selina Mai. Was gibt ihr Anlass, zu lügen? Und auch Thorsten Eckert, ein unangenehmer Kunde aus dem Pfandhaus, gerät ins Visier der Ermittlungen. „Ich mach dich fertig, du Schwein!“ – soll der in der letzten Auseinandersetzung zu Edgar Malak gesagt haben. Die Kommissare finden zudem heraus, dass es in der Vergangenheit immer wieder zu Einbrüchen im Pfandhaus kam. Stehen diese im Zusammenhang mit dem Mordfall? Die Ermittlungen erweisen sich als verzwickt und zudem hängt Kollege Jo Stoll mit einer Motorradpanne in Spanien fest. So organisiert Kriminaldirektor Kaiser kurzerhand eine Urlaubsvertretung aus dem hohen Norden: Kriminaloberkommissar Lars Pöhlmann aus Wismar.
Im Gespräch mit Dominic Boeer
29. August 2022 Marion Graeber
Hallo lieber Herr Boeer. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich sehr. Wie geht es Ihnen und wo sind Sie gerade?
Ich bin gerade in meinem Wismarer Hotelzimmer. Es ist herrlich. Ich schaue über den Marktplatz, rede mit Ihnen und mach es mir gemütlich.
Sie drehen gerade für die Soko Wismar?
Ja, wir drehen fast zehn Monate im Jahr für die Soko Wismar. Einen großen Teil davon drehen wir in Berlin, einen weiteren Teil vor Ort in Wismar. Heute habe ich drehfrei.
Sie sind Ende Oktober in der Soko Stuttgart zu sehen. Ihr erstes Mal in Stuttgart?
Ich spielte tatsächlich schon vor vielen Jahren mal den Bösewicht bei der Soko Stuttgart und hab mich sehr darauf gefreut wieder kommen zu dürfen. Diesmal in einer ganz anderen Funktion.
Wie hat sich diese Möglichkeit ergeben?
Ich hatte gerade bei der Soko Wismar meine drehfreie Zeit. Eigentlich sollte ich auf das Traumschiff. Durch einige Coronafälle stand allerdings der Dreh und dann wurde es für mich zu eng um noch teilzunehmen. Da rief mich das ZDF für die Soko Stuttgart an. Ich sollte als Lars Pöhlmann von der Soko Wismar in Stuttgart einspringen. Für mich war sofort klar – das mach ich. Da musste ich das Drehbuch für meine Zusage gar nicht lesen. Lacht. Ich hab mich wahnsinnig gefreut.
Wie gut kennen Sie die Soko Stuttgart Crew?
Mit Karl Kranzkowski bin ich seit vielen Jahren befreundet. Auch Astrid M. Fünderich kenne ich. Im Gegensatz zu Benjamin Strecker. Also, ich dachte mir, da hab ich echt Lust drauf und ich freute mich wirklich sehr, alle zu sehen.
Wie war die erste Szene in Stuttgart?
In meiner ersten Szene komme ich auf die Stuttgarter Kollegen zu und begrüße sie mit einem herzlichen „Moin“. Da sah ich schon, wie hinter den Kameras die Köpfe zusammen gesteckt wurden. Lacht. Aber so ist das im Norden.
Sie haben ja auch gleich ein Fischbrötchen bestellt…
Ja, das stimmt. Lacht. Aber das sah doch etwas anders aus als die Brötchen von der See.
Was hat Sie an Ihrem Einsatz in Stuttgart noch gereizt?
Interessant war, dass da eine Rolle nach Stuttgart kommt, die eigentlich schon fertig angelegt ist. Eben nur in einem anderen Umfeld agiert. Das hat man so auch ein erstes Mal gemacht.
Eine tolle Idee…
Das finde ich auch. Es ist eine Umstellung für alle. Jeder hat ja seinen ganz eigenen Spielrhythmus. Total spannend.
Ich hab übrigens zwei neue schwäbische Lieblingswörter – Oschterfescht und Ausschtecherle. Lacht. Ich hör das einfach gerne.
Haben Sie eine Anekdote vom Dreh?
Tatsächlich ja. Ich hatte fünf Drehtage. Am ersten Drehtag wurden die Action-Szenen abgedeht. Am Folgetag dann hab ich in der Früh noch ein bisschen Sport gemacht und hab mir den schlimmsten Hexenschuss meines Lebens zugezogen. Ich war quasi bewegungsunfähig und musste gespritzt werden. Das half nur teilweise. Aber wir haben die Tage mit dem Hexenschuss durchgezogen. Leider hatte ich deshalb auch keine Möglichkeit mal wieder durch Stuttgart zu schlendern. Das war schon sehr schade. Ich hoffe, es ergibt sich bald wieder die Gelegenheit nach Stuttgart zu kommen oder wir laden jemanden von Stuttgart nach Wismar ein….
Ansonsten komme ich. Ich bring auch ein paar Ausschtecherle mit.
Lacht.
Reisen Sie eigentlich gerne?
Ich reise total gerne. Habe gerade die schönste Reise meines Lebens gemacht. Ein Roadtrip mit meinem elfjährigen Sohn. Wir sind einfach ohne Ziel Richtung Süden gefahren und waren am ersten Tag schon in Innsbruck. Dann ging es weiter an den Gardasee, nach Verona und Venedig. Das war so schön.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ich mag Mexiko wahnsinnig gerne aber auch den amerikanischen Süden. Es gibt so viele schöne Orte.
Welches Musikgenre mögen Sie? Ich hab gesehen Sie mögen Elvis …
Ich liebe die 1950er Jahre. Guter alter Swing, Rock 'n' Roll. Ich kenne da fast jeden Song und so gut wie jeden Interpreten. Wenn ich abends im Hotelzimmer sitze und noch etwas Zeit habe, dann nehme ich mir meine Ukulele und spiele ein paar alte Elvis Songs und singe dazu.
Haben Sie schon mal Tango getanzt?
Ja, aber das ist schon lange her. Das war in der Tanzschule. Den argentinischen Tango sehe ich ab und an in Berlin. Da gibt es beispielsweise ein schön beleuchtetes Tangoschiff am Berliner Dom. Von der Brücke aus hab ich mir das gern angesehen. Wenn es einen Tanz gibt, den ich gerne können würde dann wäre das auf alle Fälle der Tango Argentino.
Ihre Kollegin in Wismar, Katharina Blaschke ist eine Tangotänzerin…
Ja, das stimmt.
Haben Sie ein Lieblingskinderbuch, welches Sie selbst gelesen haben oder Ihnen vorgelesen wurde?
„Ivan kommt groß raus“ von Ole Lund – das hab ich geliebt. „Die drei Fragezeichen“ habe ich auch gelesen und gehört. Dann ging es schon schnell zu Edgar Wallace und den Krimis. Krimis ziehen sich doch auch durch mein Leben.
Haben Sie diese Bücher auch Ihrem Sohn vorgelesen?
Ja, auf jeden Fall. Da hab ich mich sogar immer richtig drauf gefreut. Ich habe meinen Zivildienst im Kindergarten gemacht. Da ging das schon los. Dort hab ich auch viel vorgelesen. Beim „Das Grüffelokind“ dachte ich mir auch, dass ich das gern mal meinem Kind vorlesen würde. Was ich auch mit meinem Sohn teile ist das Thema Fußball. Fußballbücher, Fußballbilder, Fußballalben.
Eine ganz eigene Welt in die uns unsere Kinder entführen….
Ja, das ist super schön. Man geht auch wieder in die eigene Kindheit….
Eine genussvolle Zeit…
Sehr. Deswegen war auch unser Urlaub so wundervoll. Wir sind so viele Kilometer zusammen gefahren. Viel Zeit gemeinsam zu reden und gemeinsam zu lachen.
Das ist wunderschön. Vielen, lieben Dank, lieber Herr Boeer für das tolle Gespräch. Ich wünsche alles Liebe.
"Meine Frau tanzt wahnsinnig gerne. Wir tanzen so gerne langsamen Walzer zusammen. Ein unglaublich schöner Tanz"
Walter Sittler
Der pensionierte Kommissar Robert Anders (Walter Sittler) ist aus Gotland in seine alte Heimat zurückgekehrt und gerät in den Fokus von Mordermittlungen.
Montag, 3. Oktober 22, 20.15 Uhr ZDF
Im Gespräch mit Walter Sittler im Juli 22
Marion Graeber
Hallo Herr Sittler, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich sehr. Sind Sie gerade in Stuttgart?
Tag, Frau Graeber. Ja, ich bin zuhause in Stuttgart. Jetzt beginnt sozusagen die Sommerfrische. Noch eine Vorstellung und dann geht es im September weiter.
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Stuttgart ist doch eine gute Stadt und auch dem Bodensee nahe. „Der Kommissar und der See" wird am Bodensee gedreht.
Ja, Stuttgart ist im Prinzip eine gute Stadt. Es gibt auch Schwierigkeiten, wie in jeder anderen Stadt auch. Man kann hier aber gut leben. Die Lokale sind gut, das Essen ist gut und die Menschen sind freundlich. Ich bin ja schon lange in Stuttgart und kenne mich einigermaßen mit den Schwaben aus. Lächelt. Und es stimmt, man ist von Stuttgart aus schnell in der Natur und auch relativ schnell am Bodensee. Uns geht es gut hier. Keine Frage.
Ich habe gelesen, dass neben Lindau auch in Hamburg gedreht wurde. Stimmt das?
Genau, das stimmt. Das Polizeikommissariat beispielsweise: Das Gebäude steht zwar in Lindau, die Szenen innen werden aber in Hamburg gedreht. Man geht also quasi in Lindau in das Haus hinein und kommt dann innen in Hamburg an. Lacht. Das funktioniert und das ist auch in Ordnung.
Ein tolles Haus, dieses Familienhaus am Bodensee.
Das ist ursprünglich von einem Zeppelin-Ingenieur als Sommerhaus im Jahre 1911 gebaut worden. Ein schönes Haus mit einem schönen Seegrundstück und einem Bootshaus. Es ist auch heute noch ein Sommerhaus. Ob das aber noch der Ursprungsfamilie gehört, das weiß ich nicht.
Wie fühlt es sich an am Bodensee zu drehen? Es ist die alte Heimat des Kommissars Robert Anders und ja auch ein bisschen von Walter Sittler...
Die Bodenseeregion ist schon wahnsinnig schön, das muss man sagen. Es sind sehr freundliche Menschen dort und die Vorstellung, eine Figur nach über 40 Jahren wieder in die Heimat zurückkommen zu lassen, gefällt mir. Ich selber habe im Leben ja keine richtige Heimat – aber das zu spielen, dass jemand nach Hause kommt und Leute vorfindet, die er vor 40 Jahren verlassen hat. Ganz wundervoll. Natürlich sind die Zeit und das Leben vorangegangen, doch wenn man die Menschen aus der Kindheit und Jugend trifft – das ist einfach wie 'gestern'. Und dann zu sehen, was die Zeit doch verändert hat.... Ja, wie alle geworden sind, was aus ihnen geworden ist, welche Dramen passiert sind, wer wen richtigerweise oder auch fälschlicherweise geheiratet hat und wer überhaupt noch lebt... Das gibt Futter. Lächelt. Auch die Beziehung zwischen dem nun in Rente gegangenen Kommissar und der neuen Kommissarin in Lindau ist interessant. Dass wir das so gestrickt haben, dass das die Tochter der ehemaligen Freundin von ihm ist, das ist super. Dadurch hat man ganz andere Anknüpfungspunkte und muss nicht so viel erklären. Das gefällt mir. Diese Nähe, die nie verloren geht, obwohl man sich so lange nicht gesehen hat. Auch was man damit vermitteln kann ist einfach schön. Man kommt an einen Ort, wo man die Gegebenheiten kennt. Das ist eine andere Art der Erzählung als wenn man wo hin kommt, wo man ganz neu anfangen muss.
Ein toller Film und er schließt sich so gut an „Der Kommissar und das Meer". Wie eine Selbstverständlichkeit. Ich habe den letzten Gotland Film in der Mediathek gesehen und den Bodensee Film via Presselink.
Wir wollten auch, dass die Figur des Robert Anders, keine Rücksicht auf sich selber nehmen muss, sondern, dass er immer da ist, wo er herausfinden kann, was wirklich passiert ist. Anders ist sich einfach sicher, dass er ein guter Polizist ist. Er versucht immer die Geschichte zu beruhigen, damit die Betroffenen nicht weiter unsicher sind. Das ist ein Fundament, welches einfach toll ist. Deshalb kann er auch vielfältig reagieren und arbeitet nicht einfach eine Liste ab.
Interessant auch das Aufeinandertreffen der beiden Kommissare...
Ja, die Bodensee-Kommissarin ist ähnlich wie er. Sie hat Vorbehalte gegen ihn, weil er der Exfreund ihrer Mutter ist und jetzt passiert das.... Ohne zu viel zu verraten... Lacht.... Ich finde das ganz wunderbar, wie das ist.
Die Ermittlungsarbeit von Robert Anders ist eine andere – er geht auf Menschen zu und spürt, wenn etwas mit den Menschen nicht stimmt. Ist es auch das, was Sie an der Figur, beziehungsweise am Konzept reizt?
Das ist, was mich gereizt hat. Er weiß, wie es nach der Polizeischule ginge und trotzdem weiß er eben, dass man es manchmal anders machen muss. Dran bleiben und nicht immer mit der Autorität der Polizei arbeiten. Das ist nicht immer zielführend. Wenn er muss, macht er das. Aber er macht es doch lieber anders. Er sucht die Lücke im Panzer des Täters.
Er kommt über seine Art viel näher an die Menschen und erkennt schnell, wer unschuldig ist und wer im Visier der Polizei steht...
Ja, genau. Es führt natürlich am Ende dazu, das hatten wir in vielen Filmen in Gotland auch, dass beispielsweise eine Mutter von zwei Kindern ins Gefängnis gehen muss, weil sie eben was angestellt hat. Ist das jetzt richtig oder nicht? Natürlich ist es richtig, aber es ist falsch zugleich. Und das ist ein wichtiger Punkt in der Figur. Was heißt 'richtig'? Natürlich müssen Täter zur Rechenschaft gezogen werden, aber man muss den Schaden, den man damit anrichtet, auch auffangen. Das ist übrigens ein Manko in der tatsächlichen Gesellschaft. Der Täter kommt 20 Jahre ins Gefängnis – aber was ist mit den Opfern, beispielsweise, den beiden Kindern? Mir ist schon auch wichtig, dass die Figuren in der Wirklichkeit verankert sind. Ich will keine Fantasiefiguren. Das sind andere Filme.
Von 2007 bis 2021 – eine lange Zeit in Gotland. Vermissen Sie den Norden etwas?
Meine Frau hat kürzlich gesagt, dass wir noch einmal nach Gotland gehen sollten, ohne die Arbeit. Und das geht mir auch so. Es war wirklich sehr schön. Von mir aus hätte es auch weiter gehen können, aber es gab entsprechende Entscheidungen. Aber wir haben 29 Filme gedreht. Also, wir werden sicher nochmal hingehen. Inseln sind sowieso immer besonders. Und Gotland – Gotland ist so vielfältig. Da hat man eine Ruhe, die drängt sich nicht auf. Wenn du kommst ist es gut, wenn nicht, ist es auch o.k. Das ist wunderbar.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Mein Sehnsuchtsort ist zuhause.
Was denken Sie generell, reizt den Zuschauer am Genre Krimi und wie können sich einzelne Formate abheben?
Ich glaube einmal ist es der Nervenkitzel. Ob man das so macht, wie wir das als Drama machen oder ob man mit Action arbeitet – der Zuschauer wählt, was ihm gefällt. Ein Til Schweiger Tatort ist beispielsweise das Gegenteil von dem, was wir machen. Beides hat seine Existenzberechtigung. Die Lebensgeschichten und die Taten ohne viele Umschweife erzählt zu bekommen, also nackig, um das mal so zu sagen, geht direkt auf das Drama. Das ist es, worum es bei uns geht. Im Theater beispielsweise lässt man auch alles Überflüssige weg und erzählt, was unterhalb der Oberfläche passiert. Das sind die Geschichten, die erzählt werden, um sich selbst und die Welt ein bisschen besser zu verstehen. Ob das jetzt Krimis sind, Dramen oder Lustspiele – das sind verschiedene Zugangsmöglichkeiten. Und dann ist es ganz einfach auch Unterhaltung. Und das ist auch wichtig. Damit man raus kommt, nicht immer nur in sich selbst 'rumkocht'. Einfach mal zwei Stunden raus aus der eigenen Welt. Bei einem Lustspiel sich mal so richtig auslachen oder bei einem Drama mitfiebern und rätseln. Und, das ist ein wichtiger Bestandteil einer demokratischen Gesellschaft, übrigens. Die Kunst ist wichtiger Bestandteil der Demokratie. Wer die Kunst tötet, tötet die Demokratie. Das ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen, das stammt auch nicht von mir – aber das ist es, was auch ich fühle und denke.
Bei „Der Kommissar und das Meer" in Gotland wurde in der schwedischen, isländischen und deutschen Sprache gedreht. War das kompliziert?
Es ist ja so, dass wir wissen, was wir gegenseitig reden. Und, obwohl wir in verschiedenen Sprachen sprechen, weiß man, wenn sich einer verirrt hat oder etwas übersprungen wurde. Warum das so ist, kann ich Ihnen nicht erklären. Lacht. Die Schwierigkeit war eher, dass man nicht versucht ist, sich gegenseitig zu unterbrechen. Nicht ins Wort zu fallen. Das kann man dann nämlich nicht schneiden. Es ist ein bisschen mühsam zu warten, bis das Gegenüber zu Ende gesprochen hat. Wie im richtigen Leben, da unterbricht man sich ja doch auch ab und zu. Ansonsten war es schön, in den verschiedenen Sprachen zu sprechen und zu drehen.
Wie auch in Gotland sind die Schauspieler vom Bodensee aus unterschiedlichen Ländern. Walter Sittler (Deutschland), Nurit Hirschfeld (Schweiz), Dominik Maringer (Österreich) und Murali Perumal ist deutsch/indischer Herkunft... Zufall oder so gewollt?
Das kann ich nicht mit Sicherheit beantworten. Wir hatten eine lange Zeit überhaupt keine Kommissarin, weil so viel gedreht wurde. Dann hat die Casterin aus Hamburg Nurit Hirschfeld vorgeschlagen – und das ist ganz wunderbar. Da ist viel Zufall dabei, wer gerade Zeit hat und wer wen besonders gut findet. Ein Glück und vielleicht einfach ein schöner Zufall.
In der letzten Gotland Folge wird Tango getanzt. Tanzen Sie gerne?
Meine Frau tanzt wahnsinnig gerne. Sie hat viel getanzt in ihrem Leben. Wir haben einmal versucht, einen Tango zu tanzen, aber das ist nicht so gut gelungen. Ich glaube, das war hauptsächlich meinetwegen, weil ich mir hätte mehr Zeit nehmen müssen. Was wir aber machen – wir tanzen so gerne langsamen Walzer zusammen. Das ist so ein unglaublich schöner Tanz. Wenn wir auf einer Feier sind oder wir ausgehen – da tanzt meine Frau wie der Lump am Stecken. Lacht. Manchmal tanzt sie auch zuhause. Einfach so.
Das ist so schön.
Ja, das ist herrlich. Sie ist eine Tänzerin.
Haben Sie ein Lieblingsmusikgenre?
Ich bin viel mehr mit Klassik aufgewachsen als meine Frau. Sie hört gerne Rock, Blues und Singer/Songwriter. Das ist auch das, was unsere Kinder hören. Unsere Tochter in Schweden ist ja auch Singer/Songwriterin
Dann hören Sie viel Musik?
Ja, wir hören das, was meine Frau gerne hört und die Musik unserer Tochter. Das ist sehr schön.
Robert Anders wird nun also im Herbst am Bodensee sein. Ist ein weiterer Film geplant?
Das Buch ist da und wir fangen Ende September an und machen wieder einen Herbstfilm.
Kommt darin auch die Jugendliebe, gespielt von Katharina Böhm, wieder vor?
Sie wird im nächsten Film leider nicht dabei sein, da sie selbst so viel arbeitet. Aber die Figur ist vorhanden und wir wünschen uns, dass sie wieder kommt. Ich auch.
Was mögen Sie lieber – den Nachtdreh oder den Dreh zur Morgendämmerung?
Ich komme leicht raus morgens. Das hängt vielleicht mit den Kindern und dem Beruf zusammen. Ob morgens oder abends – ich mache das, was verlangt ist. Das gehört zum Beruf. Da bin ich relativ gefühllos.
Haben Sie ein Lieblingskinderbuch?
Es gab eines, ich behaupte, es heißt „Der Drachenmythos". Ich hab es aber verloren und nie wieder gefunden. Es ging um bronzene, silberne und goldene Ritter. Der goldene Ritter hat am Ende dann gewonnen. An viel mehr erinnere ich mich leider nicht. Ich hätte es gerne wieder, aber ich hab es leider nie wieder gefunden.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie es wiederfinden.
Ich war bisher nicht erfolgreich und fürchte jetzt, dass ich vielleicht auch den Titel verwechselt habe.
Vielen lieben Dank für das schöne Gespräch, lieber Herr Sittler.
'Ich mag tanzbare Musik. Alles was mich berührt und mich erreicht liebe ich an der Musik. Das kann auch Klassik sein'
Tom Radisch
„Malibu - Camping für Anfänger“
Sonntag, 18. September, 20.15 Uhr Folge 1 ZDF Herzkino
Im Gespräch mit Tom Radisch
Marion Graeber
Hallo Herr Radisch, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich. Ich höre Vögel zwitschern. Sind Sie unterwegs?
Es sind ja gerade Schulferien und wir sind ein bisschen auf dem Land. Wir haben ja sehr warm derzeit. Das ist schon fast wie auf Kreta. Lächelt.
In nicht all zu ferner Zukunft sollen wir Mailänder Temperaturen in Deutschland haben, heißt es...
Das wird sicher kommen. Viele versuchen den Klimawandel noch zu relativieren. Doch, wenn man sich an die Kindheit in den 1980er und 1990er Jahren zurückerinnert – da gab es in den Monaten April und Mai auch noch verregnete Wochen.
Oder weiße Weihnachten im Dezember …
Selbst vor gut zehn Jahren gab es in Berlin noch Schnee und Eis. Da hat sich massiv geändert. Da hat sich was verändert. Da passiert schon was.
Sie sind demnächst im Herzkino „Malibu – Camping für Anfänger“ zu sehen. Der Campingplatz ist am Plöner See?
Am Plöner See waren wir nur ein paar Tage. Aber das spielt da. Für den Dreh waren wir an einem See nahe Hamburg, wo wir auch gedreht haben.
Wann wurde gedreht?
Dieses Jahr von April bis Juni. Es war noch gar nicht so richtig sommerlich. Im Gegenteil, manchmal war es so kalt, dass wir in Szenen beim Sprechen den Atem vor lauter Kälte gesehen haben.
Folge 1 konnte ich bereits über den Presselink anschauen. Es sind jedoch gleich zwei Folgen entstanden. Wurden beide Teile gemeinsam gedreht?
Ja, da wurde am Stück gedreht. Wie fanden Sie das Ergebnis der ersten Folge?
Ich finde es gut. Es zeigt, dass jeder auch auf sich achten muss und sein Leben leben muss. … Ohne jetzt zu viel vorwegzunehmen. Was sagen Sie – sollten Paare auch individuelle Veränderungen gemeinsam durchlaufen? Sich mit Toleranz und Verständnis begegnen und gemeinsam nach Lösungen und Wegen suchen? Paare müssen sich ja nicht immer gleich trennen, wenn sich der Fokus auf das Leben verändert. Menschen entwickeln sich. Manchmal eben auch in unterschiedliche Richtungen....
Das stimmt. Leider denken viele schon bei kleinen Unterschiedlichkeiten gleich an Trennung. Wenn Kinder im Spiel sind, ist es vielleicht nochmal anders. Ich denke, man sollte nicht krampfhaft an Beziehungen festhalten – wegen den Kindern. Wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Da kann man dann auch nicht die Kinder dafür vorschieben. Man muss aber auch sagen, dass eine Beziehung immer auch Arbeit bedeutet. Man muss auch mal über die eigenen egoistischen Strukturen hinweggehen, diese bearbeiten und schauen, wo die Verbindungen, die Gemeinsamkeiten sind. Ich plädiere ja immer dafür, dass bei genügend Verbindung und Liebe zwischen zwei Menschen, an einer Beziehung festgehalten werden sollte. Bekanntlich ist es ja so, dass bei einer neuen Liebe nach kurzer Zeit auch wieder Baustellen aufkommen. Immer wieder wird von diesem Idealbild der perfekten Liebesbeziehung gesprochen. Von dieser Seelenverwandtschaft. Ich weiß nicht, ob es das wirklich gibt. Eigentlich ist es doch spannend zu erforschen, wie man wieder an den Punkt kommen kann, dass die bestehende Beziehung wieder aufregend wird und es einfach wieder funkt.
Wie im Film kann ein Paar auch in getrennten Wohnungen 'gemeinsam' leben.
Ja, das stimmt. Man kann ja auch Dinge mit Freunden oder Menschen mit gleichen Interessen machen. Man muss nicht alles in einer Beziehung gemeinsam erleben. Das wird oft falsch verstanden. Es ist einfach auch nicht möglich, dass der Partner alles teilen muss, was man selbst toll findet. Das ist auch ein Überanspruch. Menschen sind nunmal verschieden.
Ihre Filmfrau hat sich für ein Leben auf dem Campingplatz entschieden. Sie spürt die Luft, den Wind, das Wasser – braucht sichtbar etwas anderes in ihrem Leben...
Sie braucht das für ihre Heilung. Sie ist durch ihren Pflegeberuf absolut am Ende. Sie hat Panikattacken, ein Burnout. Auf dem Campingplatz trifft sie Menschen, die ihr was geben und denen sie etwas geben kann. Alle sind ganz eigene, spezielle und auch etwas skurille Persönlichkeiten. Das ist für sie so ein bisschen Lebenselixier. Sie merkt, sie muss ihr Leben ändern. Sie will also den Campingplatz weiterführen, den meine Figur geerbt hat. Ich will den Platz eigentlich gar nicht haben. Lächelt. Aber ich mache es für meine Frau.
Es sind viele Themen im Film. Pflegeberufe, Burnout, Freiheit, selbstbestimmtes Leben, Flüchtlingsthematik, Religion, gleichgeschlechtliche Liebe und verschiedene Lebenskonzepte… Ist es das, was Sie auch am Drehbuch gereizt hat?
Ja, das kann ich so sagen. Ich habe auch schon zahlreiche Angebote für diesen Sendeplatz abgelehnt, bei diesem Thema war es jedoch anders. Das hat mich interessiert. Da geht es um tiefgreifende Prozesse. Lebensprozesse, die wirklich auch meine Generation betreffen. Immer wieder dieses hadern, dieses nicht wissen, was man im Leben eigentlich will. Die Frage, was eigentlich ein nachhaltiges und gutes Leben ist. Geht es wirklich nur darum, Karriere zu machen und sich zu verbrennen? Oder, hab ich den Mut dieses eingefahrene, vermeintlich sichere Terrain gegen dieses große Unbekannte einzutauschen? Meine Figur, Stefan ist ziemlich verankert in seinem Karrieredenken. Seine Frau hingegen ist an einem anderen Punkt in ihrem Leben.
Ein gutes Leben, das leben der eigenen Freiheit – was ist für Sie persönlich Freiheit?
Das ist eine große, philosophische Frage. Ich glaube im Grunde fängt die Freiheit in uns selbst an. Ein Bewusstseinszustand, den es zu erreichen gilt. Freiheit ist also ein Gefühl in mir. Wenn mein Denken weit und offen ist – dann fühle ich mich frei.
Freiheit kann man auch in der Musik erleben. Was haben Sie für einen Musikgeschmack?
Ich höre alles mögliche. Ich war als Jugendlicher schon relativ früh von dieser Hippie Kultur begeistert. Woodstock, Led Zeppelin, Pink Floyd, Janis Joplin. Diese ganzen Sachen haben mich total fasziniert. Ich hatte immer schon so eine Affinität zur Hippie Kultur. Das ist vielleicht auch so eine Form von Freiheit. Tanzen, aussteigen aus dem System, den engen Gedanken. Später kam dann noch Elektromusik dazu. Ich mag tanzbare Musik. Alles was mich berührt und mich erreicht liebe ich an der Musik. Das kann auch Klassik sein.
Schon mal Tango getanzt?
Den Tango hab ich im Rahmen meines Schauspielstudiums kennengelernt. Ein sehr schöner Tanz.
Reisen Sie gerne? Das muss ich ja jetzt fragen – campen Sie auch?
Ich bin mit Camping aufgewachsen. Ich bin noch in der ehemaligen DDR geboren. Da es nicht so viele Möglichkeiten für's Reisen gab, waren viele campen. Meine Großeltern hatten eine feste Parzelle auf einem Campingplatz. Dort war ich oft. Ich kenne das also ziemlich gut. Ich kann allerdings nicht behaupten, dass ich das so weitergeführt hätte. Lacht.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Die wilde Küste, das ist mein Ding. In Portugal beispielsweise. Diese unglaublichen Strände, die Naturgewalt, das Meer, die riesigen Wellen.
Haben Sie demnächst eine Reise geplant?
Wir fahren in diesem Jahr mit dem Zug nach Italien. Wir werden dort auf einem kleinen Bio-Bauernhof mit Weinanbau unseren Urlaub verbringen. Man muss nicht unbedingt immer ins Flugzeug steigen. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel. Ich verstehe schon, wenn Menschen die Welt sehen wollen. Ich persönlich bin der Backpacker, der sich viel Zeit für Menschen und Kultur nimmt. Ich denke, so lernt man die Welt am besten kennen.
Sind Sie Nachtmensch oder kommen Sie morgens in der Früh auch gut raus?
Als Familienvater kann ich morgens gut früh aufstehen. In meiner Studienzeit war das anders. Lacht.
Wie gut kennen Sie Stuttgart?
Ich kenne Stuttgart ganz gut. Wir sind sehr mit dem Theater verbunden. Ich mag die Stuttgarter Markthalle, dort kann man lecker essen.
Hatten Sie in ihrer Kindheit ein Lieblingskinderbuch?
„Der kleine Maulwurf - Der Maulwurf kommt in die Stadt“. Das ist mir total eingängig und ich lese es auch gerne meinen Kindern vor. Irgendwie ist es auch brandaktuell. Das ist sozialkritisch und sehr schön geschrieben.
Vielen Dank, lieber Herr Radisch für das Gespräch. Das war schön.
"Musik spielt bei uns eine große Rolle"
Brigitte Zeh
„Lehrer kann jeder!“
Komödie ZDF, Donnerstag, 8. September 22, 20.15 Uhr
ZDFmediathek, ab Donnerstag, 1. September 22, 10 Uhr
Wenn das Leben dir Zitronen gibt – wage den Quereinstieg: Nachdem Mathematiker Richard (Christoph Maria Herbst) sowohl seine Frau Anke (Brigitte Zeh) als auch den Job verliert, kommt ihm die geniale Idee, als Lehrer an der Schule seiner Frau anzuheuern. Doch Anke ist alles andere als begeistert über den neuen „Kollegen“, der Schulalltag gleicht eher einer Höhle voller Löwen und im Lehrerkollegium heißt Sportlehrer Christoph Geiger (Kai Lentrodt) den Neuankömmling zunächst herzlich willkommen, doch irgendetwas ist merkwürdig an ihm.
Im Gespräch mit Brigitte Zeh
Marion Graeber
03. August 22
Hallo liebe Frau Zeh, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich sehr.
Ich freue mich auch, liebe Grüße ins Ländle. Ich bin gerade in Schweden aber immer voller Sehnsucht.
Sie sind in Schweden?
Ja, ich sitze hier gerade in Schweden im tiefsten Wald, was ich als großes Glück empfinde.
Sie sind im September mit „Lehrer kann jeder!“ im ZDF zu sehen. Ich habe gelesen, der Dreh fand während des Schulbetriebes statt. Wie war das und wo wurde gedreht?
Wir haben an einer Berliner Schule während des Schulbetriebes gedreht. Heißt, wir mussten immer mit dem Klingelzeichen die Dreharbeiten unterbrechen, denn kurz darauf haben sich alle Klassenzimmertüren geöffnet und es war ein Riesenlärm. Während den Szenen ist es ja immer still, sonst hat man alle Geräusche mit auf dem Ton. Das ganze Team sowie das gesamte Ensemble ist immer zusammengezuckt, wenn es klingelte. Es hat uns einfach an unsere Zeit in der Schule erinnert und wir waren so dankbar, dass wir heute unseren Beruf ausüben dürfen und nicht mehr als Schüler in der Schule sitzen müssen. Lacht.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Schulzeit?
Meine Erinnerungen reichen von ganz toll bis ganz schrecklich. Da war alles dabei.
Waren Sie in Stuttgart auf der Schule?
Ich war in Esslingen auf zwei Gymnasien.
Was denken Sie, was zeichnet einen guten Lehrer aus?
Zuallererst ist das jemand, der hoffentlich Kinder mag. Der neugierig ist. Der neben seiner Fachkompetenz auch eine Freude daran hat, Wissen und Lebensfreude zu teilen.
Das Drehbuch hat Marc Terjung während des zweiten Lockdowns geschrieben. Zu einer Zeit, als Eltern zu Lehrern wurden. Was haben Sie für Erfahrungen in dieser Zeit gemacht?
Der Lockdown hat uns deutlich gezeigt, dass Lehrer eben NICHT jeder kann. Außerdem hat der Lockdown aufgezeigt, dass das Schulsystem Schwächen aufweist – in der Schule und in der Politik. Die Schulen stehen politisch gesehen in der Kette einfach viel zu weit hinten. Ich muss sagen, ich habe den Vergleich zu Schweden, weil ich hier auch Familie habe und hier zeitweise arbeite – Schweden hat die Schulen nicht geschlossen. Wir dürfen nicht vergessen: Kinder sind nun mal unsere Zukunft.
Sie haben die Zeit ebenfalls mit Ihren Kindern erlebt. Wie war das?
Das war spannend. Lacht. Es geht ja nicht nur darum, die Kinder im home schooling zu unterrichten. Kinder mussten so viel entbehren. Schulreisen beispielsweise. Diese sind so prägend und so wahnsinnig wichtig für die eigene Schulbiographie. Ein Chorausflug - ich war auf einem musischen Gymnasium - das hat mein Leben als Kind z.B. total geprägt.
War es das, was Sie am Drehbuch gereizt hat – mit dieser Thematik nochmal zu arbeiten?
Das hat mich total gereizt, wobei meine Aufgabe im Film eher die Ehegeschichte ist. Im Grunde bin ich die Lehrerin, die ihrem Mann die Liebe beibringt und damit aufzeigt, wie er seine/unsere Ehe retten kann. Richard (Christoph Maria Herbst) ist genial und hochbegabt, aber wie ein großes Kind. Anke provoziert ihren Mann indem sie eine Affäre mit dem Sportlehrer (Kai Lentrodt) anfängt. Das ist die größtmögliche Provokation für einen Mathematiker. Sie wirft einfach alles was sie hat in eine Waagschale damit ihr Mann die Kurve bekommt.
Wie war die Stimmung am Set?
Total super. Die Zusammenarbeit mit Christoph ist ein Traum. Dieser Mann, das weiß man, macht eine tolle Arbeit. Er ist aber auch so eine Timing Machine. Christoph und Kai haben auch die ganze Zeit rumgealbert. Es war einfach super lustig.
Ich durfte auch schon mit Christoph Maria Herbst sprechen – er hat einen so schnellen Humor….
Unglaublich. Ich kam aus dem Lachen gar nicht mehr raus.
Sie sind viel gereist und ich weiß um Ihre Verbindung zu Schweden. Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ja, ich spiele nächstes Jahr wieder Theater in Schweden. Schweden ist auf jeden Fall ein Sehnsuchtsort. Ich hab hier Familie.
Fehlt Ihnen Stuttgart ab und zu?
Ich bin tatsächlich sehr verwurzelt mit der Region. Ich komme aus dem Umland, oberhalb von Esslingen. Mir fehlt Aichwald mit seinen Strukturen ganz oft. Da funktionieren ein paar Dinge, wie beispielsweise das Ehrenamt und die Vereinsarbeit ganz toll. Eine gut funktionierende Gemeinde mit einem schönen Miteinander.
Haben Sie einen Lieblingsplatz in der Region?
Streuobstwiesen und die Weinberge.
Sie waren am Staatstheater Stuttgart und auf der John-Cranko-Schule. Was bedeutet Ihnen Musik und Tanz?
Beim Ballett hab ich das erste Mal Bühnenluft geschnuppert.
Wenn man mit klassischer Musik aufwächst – das bleibt einem so ein bisschen. Sie spielen auch Klavier?
Ja, das stimmt. Das bleibt erhalten. Und ja, ich spiele Klavier und gebe das auch meiner Tochter weiter. Mein Sohn spielt Schlagzeug. Musik spielt bei uns eine große Rolle. Wir haben, glaube ich, acht Gitarren.
Haben Sie auch schon Tango getanzt?
Das war auf der Schauspielschule ein Unterrichtsfach. Ich erinnere mich daran, dass die Jungs in der Klasse damals nicht so begabt waren, wie ich fand. Ich wollte dann immer führen. Lacht.
Was ist Ihr liebstes Kinderbuch, welches Sie in Ihrer Kindheit gelesen haben?
„Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende. Und auch „Momo“. Ich war ein großer Michael Ende Fan. Ich hab ihm sogar als Kind mal einen Brief geschrieben.
Vielen Dank, liebe Frau Zeh für das so schöne Gespräch.
Viele Grüße in das wundervolle Ländle.
Sehr gerne. Richte ich aus. Vielen Dank!
"Ich tanze megamäßig gerne"
Friedrich Mücke
„Liberame – nach dem Sturm“ ist eine Serie, die auf ungeahnte und fatale Weise die aktuelle Situation von Geflüchteten, deren Traumata und Zukunftsängste spiegelt und erlebbar macht, indem sie Herz und Verstand gleichermaßen erreicht. Jeder einzelnen Figur kann man folgen und ihr Handeln nachvollziehen, auch wenn es schlimme Folgen haben könnte. „Liberame“ heißt die Segeljacht, mit der fünf Freunde aus Hamburg bester Laune ihren Urlaub antreten und im Mittelmeer in See stechen. Alles ist perfekt: das Wetter, der Wind, die Stimmung. Bis die Freunde plötzlich auf ein havariertes Boot mit verzweifelten Geflüchteten treffen und vor eine schwere Entscheidung gestellt werden: Helfen wir und riskieren, juristisch belangt zu werden? Oder helfen wir nicht und werden uns moralisch-ethisch dafür ein Leben lang verantworten müssen? Denn noch heute ist man zwar verpflichtet, auf hoher See Hilfe zu leisten, indem man zum Beispiel die Küstenwache ruft, darf Geflüchtete in Europa aber nicht an Land bringen. Für die Segler in der Serie kommt es anders als gedacht, und der Name der Segeljacht erfährt eine ungeahnte Bedeutung: „LIBERAME“ heißt „Erlöse mich“.
Skipper Jan (Friedrich Mücke) stellt sich eine entscheidende Frage: „Ich dachte, wir sind alles gute Menschen!“. Gutes wollen, heißt eben nicht immer, Gutes bewirken. Diese komplexe Thematik hat der Regisseur Adolfo J. Kolmerer mit dem Kameramann Christian Huck in Kinoqualität inszeniert und allen Darstellerinnen und Darstellern genügend Raum gegeben, das Handeln ihrer Charaktere zu verstehen
und nicht zu verurteilen. Das gesamte Ensemble beeindruckt durch spielerische Kraft, Authentizität und großes persönliches Engagement. „Liberame“ ist nicht nur Ausdruck und Symbol einer schicksalhaften Begegnung von Menschen auf dem Mittelmeer, sondern umreißt auch den Kern der Serie – denn genau danach sehnen sich alle Figuren: nach Befreiung. Nach Erlösung von Schuld, Zweifeln und Trauer.
„Liberame – nach dem Sturm“, Sechsteilige Drama-Serie
Im Gespräch mit Friedrich Mücke
Marion Graeber, Freitag, 1. Juli 22
„Liberame – nach dem Sturm“ feiert mit zwei Folgen Filmpremiere auf dem Filmfest München. Sie sind demnach in München?
Sie erreichen mich in München. Das ist korrekt.
Wie fühlt es sich nach all den Corona-Beschränkungen an, wieder auf Premieren, Filmfesten, Veranstaltungen und Festivals zu sein?
Die Freude ist groß, dass alles wieder möglich ist, aber man merkt, es hat Auswirkungen. Wir sind weiterhin traumatisiert. Solange die Krankenhäuser nicht voll sind, ok, aber es ist halt die Frage, ob wir jetzt nicht alle dazu beitragen, dass es wieder schlimmer wird. Das weiß halt gerade auch keiner zu beantworten. Es ist ja tatsächlich so, dass die Ansteckungen wieder dramatisch zunehmen. Das ist sehr auffällig. Klar, die Branche feiert und die Leute gehen aus. Das ist super und fühlt sich auch toll an. Ich hab allerdings heute Morgen entschieden, dass ich während der Premiere meine Maske tragen werde. Nur zu den Fototerminen werde ich sie absetzen. Die Einschläge, sprich die Infektionen, sind einfach zu nah und ich stecke im Dreh. Deswegen fühlt es sich schon wieder ein bisschen wie ausgebremst an.
Eine gute Entscheidung. Maske tragen hilft. Wie Sie sagen, das Leben hat wieder Fahrt aufgenommen. Auch wird wieder mehr gereist. „Liberame“ wurde 2021 in Hamburg und auf Malta gedreht. Wie hat es Ihnen auf Malta gefallen und wie war die Stimmung am Set?
Ich war noch nie auf Malta. Aber Malta war eine Entdeckung – in aller Widersprüchlichkeit. Da gibt es diese hässlichen Betonbauten, die man da hin gezimmert hat. Man versucht die Gegend für die Jugend attraktiv zu halten. Auf eine ganz furchtbare Art. Das ist Disco-Tourismus. Oder andersherum gesagt, Tourismus-Discos werden aus dem Boden gestampft. Daneben hat es aber unfassbar schönes Wasser, tolle Strände. Eine Urlaubsinsel. Klar, man musste dafür fliegen. Das ist mittlerweile auch so ein Problem. Aber, anders geht es nicht. Ich war begeistert, ob der Nähe. Kurz vor Afrika, da merkst du die Hitze. Die Sprache und das Essen – Fusionen, die Spaß machen. Die Sprache – eine absolute Faszination für mich. Ich bin gleich am ersten Tag im Taxi gesessen und hab den Taxifahrer gefragt, was das denn für eine irre Sprache ist. Dieser Mix aus arabisch, englisch, französisch, italienisch … Und dann haben wir Musik aus Malta gehört. Ich bin total begeistert. Und die Stimmung am Set? Die war dementsprechend fantastisch. Das deutsche und das maltesische Team – einfach perfekt.
Mit 'fliegen müssen' meinen Sie wegen Corona oder wegen Umweltschutz?
Ganz klar wegen des Umweltschutzes. Bezüglich Corona dachte man schon, vielleicht verändert sich etwas. Man hatte die Hoffnung. Aber natürlich gehen die Menschen zurück in die Flugzeuge.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ich war jetzt lange nicht mehr an der Ostsee. Das ist etwas, was ich aus meiner Kindheit kenne. Ist interessanter Weise auch ohne Flugzeug erreichbar. Also, die Ostsee feire ich zu jeder Jahreszeit.
Was hat Sie am Drehbuch zu „Liberame“ gereizt? Ich habe die Interviewbestätigung einen Tag vor unserem Gespräch erhalten, zusammen mit den Links zu den sechs Folgen. Hab alle am Stück angeschaut. Tolle Serie!
Bravo. Großartig. Gratulation.
Ich hätte es gar nicht geschafft aufzuhören. Ich fand es extrem spannend und man konnte sich in jede Rolle, jede Person, jeden Charakter einfinden. Dann die Regie und die Kameraführung….
Toll, dass Sie das gesehen haben und erwähnen. Mich hat das total interessiert. Es ist die Form der Serie, meine Rolle und das Duo Adolfo J. Kolmerer (Regie) und Christian Huck (Kamera) ist echt stark. Ich bin so dankbar über diese sechs Folgen. Es ist eigentlich nicht neu, dass in Filmen und Folgen zwischen den Zeiten so hin und her gesprungen wird. Der Inhalt, das was erzählt wird – du entwickelst einfach ein Interesse an allen Figuren und es ist total besonders, dass man da nicht nur mit einer Figur durch geht. Alle Figuren bekommen eine große Bühne, mit all ihren unterschiedlichen Positionen. Eine Anordnung, die man schnell versteht. Dann die Krimi- und Thrillerelemente, das Drama … das fand ich im Buch schon sehr spürbar.
Das stimmt. Man fühlt mit jedem einzelnen Charakter mit und die Geschichte greift einen an. Toll und auffallend auch das Intro, die Aufmachung, die Farbe und die Kameraführung des Films…
Oh, ich danke Ihnen. Das geb ich sofort so weiter, das ist ja etwas, was du beim Dreh nicht unbedingt so mitbekommst.
Haben Sie ein Lieblings-Musik-Genre?
Gute Frage. Ich höre so viel. Sicherlich in der vergangenen Zeit Blues, Soul, Rock. Muddy Waters (US-amerikanischer Bluesmusiker) fasziniert mich gerade. Da bin ich aktuell auf der Suche nach mehr, denn ich kenne noch nicht so viel von ihm.
Sind Sie Frühaufsteher oder Nachtmensch?
Frühaufsteher.
Tanzen Sie gern?
Ich tanze megamäßig gerne und auch zu viel. Lacht. Nochmal, vielen Dank, dass Sie den Look der Serie erwähnen. Adolfo J. Kolmerer und Christian Huck – toll, was die beiden machen. Da werden wir noch viel mehr sehen in Zukunft…..
Vielen Dank, lieber Herr Mücke, für das tolle Gespräch. Alles Liebe.
Ich danke Ihnen, auf bald.
"Von Klassik über Elektro bis hin zum Jazz - mein Musikgeschmack ist stimmungsabhängig"
Antoine Monot Jr.
Inhalt Staffel 8 Folge 1
Eine Paketbombe explodiert und reißt Susanne Hartung (Viola Pobitschka) in den Tod. Ihr Bruder Max (Leon Ullrich) soll sie wegen eines Erbstreites, bei dem er leer ausging, getötet haben. Benni Hornberg (Antoine Monot Jr.) übernimmt das Mandat.
Bennis Privatdetektiv Leo Oswald (Wanja Mues) versucht im Restaurant Frankfurter Häusje mehr über den ehemaligen Wirt Peter Stollner (Michael Benthin) herauszufinden. Er kannte Susanne gut. Sie gab ihm in der Trauer um seine Tochter, die kürzlich bei einem Unfall ums Leben kam, Halt.
Leo und Benni finden heraus, dass auch Caroline Hartung (Lisa-Marie Janke) durchaus ein Mordmotiv hat: Das Opfer hatte zuvor die selbstkreierte Limonade "Babbelnade" des Ehepaares Hartung aus dem Sortiment des Getränkehandels Ehrental genommen – mit weitreichenden finanziellen Folgen für Caroline und Max! Inhaber des Getränkehandels ist Fred Ehrental (Tom Keune), der Lebensgefährte von Susanne. Auch seine Ex-Freundin Tessa Grunert (Dela Dabulamanzi) scheint nicht ganz über die Trennung von Fred hinweggekommen zu sein. Hat sie Susanne aus Eifersucht getötet?
Im Gespräch mit Antoine Monot Jr.
Marion Graeber im Mai 2022
Vielen Dank, lieber Herr Monot, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich.
Sehr gerne. Ich freue mich auf unser Gespräch.
Ich bin Ihr erstes Gespräch heute…
Ja, das ist völlig richtig.
Dann gehen wir das ganz entspannt an...
Das ist super. Das machen wir.
Sind Sie gerade in München?
Ja, ich bin zuhause in München.
„Ein Fall für zwei“ spielt in Frankfurt/Main und Umgebung. Ich habe gelesen, dass Sie in der Walddorfschule in Frankfurt waren. Dann haben Sie einen Bezug zur Stadt?
Ich bin ja grundsätzlich ein Hesse. Habe viele Jahre meines Lebens in Hessen gelebt. Unter anderem, beispielsweise sieben Jahre in der Nähe von Fulda und eben auch in Frankfurt. Insofern ist mir die Stadt sehr vertraut. Ich war damals um die 15 Jahre alt. Ein Alter also, in dem man eine Stadt auch schon sehr bewusst wahrnimmt. Sie kam mir damals immer so groß vor und heute ist sie ganz klein (lacht).
Die 8. Staffel startet nun im Mai mit 4 Folgen. Wie genau wurden die 4 Folgen gedreht? Fasst man Szenen zusammen?
Wir drehen immer zwei Folgen parallel. Sie müssen sich das so vorstellen – wenn wir auf Leos Hausboot sind, drehen wir alle Szenen aus zwei Büchern die auf dem Hausboot spielen. Bei den Szenen in meiner Kanzlei wird das genau so gemacht und so weiter. Da muss man gedanklich immer ein bisschen hin- und herspringen. Lächelt.
„Ein Fall für zwei“ ist als Alternative zur klassischen Krimiserie angelegt. Keine Kommissare, differenzierte Ermittlungsarbeit …. Wie gefällt Ihnen diese Art der Krimi-Erzählform?
Oh, sehr gut. Was bei uns ja außergewöhnlich ist, unser Krimi fängt an, wenn der Beschuldigte im Gefängnis landet. Da hört ein normaler Krimi ja auf. Das ist bei uns die Abwechslung. Wir haben auch immer die Situation, dass Benni (die Rolle, die ich spiele) etwas in seinem Mandanten sieht. Eine Unschuld. Zusammen mit Leo geht er dann auf Spurensuche.
Wie ist das, wenn man sich nach den Staffelpausen wieder begegnet?
Unser Team wechselt regelmäßig durch, manche sieht man dann nach ein paar Jahren wieder andere kommen nicht mehr. Die größte Konstante am Set für mich ist auf jeden Fall Wanja. Ich freue mich immer sehr ihn zu sehen. Wir machen „Ein Fall für zwei“ jetzt seit neun Jahren und Wanja und ich sind inzwischen befreundet. So haben wir auch zwischen den Drehs Kontakt und tauschen uns aus. Es ist immer wieder schön, mit Wanja die drei/vier Monate in Frankfurt zu drehen.
Wie ist das, auf Benni (Ihre Rolle) zu treffen?
Der Benni ist eine Rolle, die ich spiele. Ich spiele sie, indem ich die Texte bekomme und in Situationen gesteckt werde, die ein Anwalt hat. In meinem Privatleben können mir diese Dinge so gar nicht begegnen.
„Ein Fall für zwei“ spielt in Frankfurt am Main. Sie leben in München an der Isar und ich habe Sie schon auf Sylt bei Kampen Jazz by Till Brönner gesehen.
Was bedeutet Ihnen das Element Wasser?
Kampen Jazz by Till Brönner ist eine tolle Veranstaltung. Ich bin jedes Jahr sehr gerne dort. Und, ich liebe Wasser. Meine Frau und ich, lieben Wasser. Am besten ist es, wenn es salzig ist. Lächelt. Es darf aber auch gerne Süßwasser sein, beispielsweise bayerische Seen. Lächelt.
Hoffen wir, dass Kampen Jazz bald wieder stattfindet….
Ja, das ist wirklich klasse, was Till Brönner und Dariush Mizani da auf die Beine gestellt haben.
Vielleicht sehen wir uns das nächste Mal… Ich geb mich dann zu erkennen….
Super. Sehr gerne. Ich bitte darum.
Darf ich Sie fragen, welches Musikgenre Ihr liebstes ist? Sie sind als Sohn Ihres Vaters, Jean-Francois Monot, Komponist und Dirigent sicher mit klassischer Musik aufgewachsen?
Mein Musikgeschmack ist sehr breit gefächert und stimmungsabhängig. Ich höre gerne Klassik, Elektro und Jazz. Auch die Popmusik der 1980er und 1990er Jahre. Die Musik meiner Jugend. Ich hör aber auch gerne Schlager.
Haben Sie einen Bezug zum Tango Argentino?
Tangomusik höre ich privat eher weniger. Ich kann mich aber durchaus dafür begeistern. Ich habe früher auch eine Zeit lang Tango getanzt.
In Staffel 8 Folge 1 kommt Ihre Filmtochter aus Paris zu Ihnen nach Frankfurt….Reisen Sie privat gerne? Und, haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Stefanie und ich reisen für unser Leben gern. Wir lieben die Karibik. Ich persönlich liebe New York. Generell die USA, die Ost- und die Westküste. Wir können uns aber auch total für die Toskana begeistern. Für Österreich, Tirol und das Zillertal. Sie sehen schon, es gibt für uns ganz unterschiedliche Orte, die super sind. Wir lieben das Reisen.
Darf ich Sie zum Schluss noch fragen, welches Kinderbuch Sie gerne gelesen haben oder vorgelesen bekommen haben?
Ich habe gerne „Babar der Elefant“ von Jean de Brunhoff gelesen. Das hab ich geliebt. Stefanie hat ein Kindermalbuch veröffentlicht. Ich mal das auch total gerne aus. Das macht den Kopf frei.
Das stimmt. Es gibt ja auch Mandalas für Erwachsene.
Ja, die sind super.
Vielen Dank, lieber Herr Monot für das schöne Gespräch.
'Ich liebe argentinische Tangomusik'
Simon Licht
Inga Lindström: Geliebter Feind - Herzkino
Sonntag, 27. März 2022, 20:15 Uhr
ZDFmediathek, ab Samstag, 19. März 2022, 10.00 Uhr
Um herauszufinden, warum der Traditionsgasthof ihrer Familie bedroht wird, nimmt Elli (Pia Amofa-Antwi) verdeckt einen Job als Chauffeurin an. Steckt ihr neuer Chef Lucas Hansen (Gerrit Klein) hinter der Sabotage? Lucas ist rechte Hand des Unternehmers Viggo Berg (Simon Licht). Je tiefer Elli in Lucas' Welt eintaucht, desto näher kommen sich die beiden. Auch Lucas kleine Tochter Ronja (Ida Wieland) wächst Elli ans Herz. Doch irgendwas verschweigen Ellis Vater Karl (Joachim Raaf) und dessen Mutter Hilda (Carla Becker), Ellis Oma.
Im Gespräch mit Simon Licht
Marion Graeber - März 22
Hallo Herr Licht, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich sehr.
Ich grüße Sie. Sehr gerne.
Sind Sie in Berlin?
Ja, ich bin in Berlin.
Für „Geliebter Feind“ waren Sie in Schweden unterwegs. Genauer gesagt in Stockholm und Umgebung. Wie war das?
Wir haben außerhalb von Stockholm gedreht. Es war spannend in einem Land zu drehen, welches nicht nur wunderschön ist, sondern auch so einen ganz anderen Weg in der Pandemie geht. Einen anderen Zugang zu Restriktionen hat und eben anders mit dem Thema umgeht. Da wir als deutsche Produktion dort waren, war am Set für uns aber alles wie gewohnt und wir haben uns an alle Vorgaben gehalten.
Der Dreh an sich war also vergleichbar …
Genau. Der Dreh war nicht ganz anders als in Deutschland. Wie gesagt, es war eine deutsche Produktion und wir haben die Vorsorge und die Vorgaben in dieser Zeit der Pandemie eingehalten. Aber klar, wir sind schon auch mal nach Stockholm gefahren und hatten ein wenig Kontakt zur Außenwelt. Das war dann so ein bisschen der private Eindruck, den man gerade im Umgang mit der Pandemie in Schweden, gewinnen konnte. Vieles war einfach dann auch ungewohnt. Wir waren ja immer mit Maske unterwegs. Skurril wurde es für uns beispielsweise in einem Fahrstuhl, wenn eben Menschen ohne Maske eingestiegen sind. Da denkt man dann „was ist denn hier verkehrt“. Man hat die Leute dann entweder angesprochen oder ist halt ausgestiegen, wenn es einem zu viel wurde. Es ist einfach seltsam. Gerade auch im öffentlichen Bereich oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Zwei Jahre Pandemie – das verändert einen auch persönlich….
Ja, das stimmt. Das kann man wirklich so sagen.
Das wird spannend, wie das Leben ohne Maske dann wohl wieder sein wird…
Glücklicherweise gehen doch viele Menschen weitestgehend verantwortungsbewusst mit dem Thema um. Maske tragen und Abstand halten.
Die Pandemie eine echte Herausforderung für die Kulturbranche…
Die Kulturbranche hat unter den Restriktionen unfassbar gelitten. Neben der Gastronomie eben mit am meisten. Es gibt meines Erachtens keine Branche die auch so nachhaltig geschädigt wurde. Was bei uns für Maßstäbe angesetzt wurden, das ist schon beispiellos.
Die Leute am Theater gingen komplett in die Knie. Ganze Stuhlreihen wurden ausgebaut, Stühle in den vorhandenen Reihen freigehalten… Publikumsmöglichkeiten reduziert. Und das obwohl Luftfilteranlagen eingebaut wurden … Die Theater hat man als erstes zu und als letztes wieder auf gemacht.
Dann die ganzen Branchen, die da mit dranhängen…. Es gibt in unserem Beruf ja kein Kurzarbeitergeld, keine Absicherung. Da sind viele Menschen sozusagen zwischen den Welten gewandelt. Durch einen Rost gefallen. Und das ist ja noch nicht wirklich alles vorbei… Ich muss also sagen, ich bin sehr froh und glücklich in meinen Beruf arbeiten zu können.
Wie gut kennen Sie Stuttgart?
Stuttgart ist toll. Ich arbeite viel in Stuttgart. Hier leben nette Leute. Es gibt gutes Essen und guten Wein. Lächelt.
Was hat Sie denn gerade an diesem Drehbuch (Geliebter Feind) und Ihrer Rolle (Viggo Berg) gereizt?
Das sind immer diese Fragen. Lacht. Ich muss ganz offen sagen, es hat mich gereizt, dass ich einen Job habe. Die Herzkino Reihe ist ein hervorragendes Format. Ein Premiumprodukt des ZDF und ich bin sehr froh, in einer Hauptrolle dort gespielt zu haben. Punkt. Denn das ist das Entscheidende an dieser Frage. Wir sind in diesen Zeiten auch einfach nicht in der Position zu fragen, was einen an einem Format oder Drehbuch reizt. Ich habe einen Beruf, ich habe Kinder und ich hab Verpflichtungen. Das ist eine ganz klare Position. Aber es hat mich natürlich doch gereizt, in diesem schönen Format eine Rolle zu haben, die zu mir passt. Die kernig ist, die ein Geheimnis hat - von Anfang an eine zwielichtige Person (wie das ja oftmals in meinen Rollen ist). Nur eins, um nicht zu viel zu verraten: Die Person macht eine unglaubliche Wandlung durch. Lächelt.
In „Geliebter Feind“ geht es unter anderem um familiäre Strukturen, Missverständnisse, Entfremdung. Sind Sie für klare Ansagen? Probleme anpacken und ansprechen?
Durchaus. Ich bin ein Mann der klaren Worte, wie Sie vielleicht merken. Lächelt. Es gibt eine Fragestellung und eine Lösung. Und, vielleicht wissen Sie, dass ich ein Startup Unternehmen gegründet habe und dieses gemeinsam mit einem Partner leite. Auch hier gibt es immer wieder Fragestellungen für die man Lösungen finden muss. Viele Menschen neigen zu diesem „schauen wir mal“….
Das sind Sie nicht….
Nein, so kann ich mein Leben nicht führen. Man muss Dinge und Probleme ansprechen. So handhabe ich das auch in meiner Familie. Es gibt immer wieder Schwierigkeiten im Leben. Da muss man drauf zugehen und versuchen Lösungen zu finden. Je älter man wird, je weniger Zeit hat man ja auch sich mit Problemen zu beschäftigen. Man hat doch das Gefühl, dass man damit nicht lange rumlaufen will.
Sie sind ein Mann, der sein Leben in die Hand nimmt. Auch in „Geliebter Feind“ sind diese Botschaften enthalten.
Ja, unbedingt. Sowohl in meinem Beruf als Schauspieler, wie auch als Unternehmer.
Erzählen Sie gern etwas über Ihr Startup – KHULULA.eco
Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, den Outdoorsport nachhaltiger zu machen. Wir sind in unseren naturverbundenen Sportarten Segeln, Surfen, Kiten, SUP usw. verantwortlich für unendlich viel Kunstoff und Chemie in unserer Ausrüstung und unserer Kleidung. Wir belasten die Natur durch unsere „ach so sauberen“ Sportarten sehr. Das wollen wir ändern. Wir haben das erste nachhaltige Serienklassenboot der Welt. entwickelt und bauen lassen. Aus Flachsfaser und recycelten Materialien. Den ECO-Optimisten. Ein Boot, in dem Kinder und Jugendliche segeln lernen und von Anfang an Bewußtsein dafür bekommen, die Natur zu schützen. Und mehr noch: Eine nachhaltige Segelkampagne. Dazu haben wir eine Nachhaltigkeitsstrategie für Vereine und Verbände entwickelt und werden Anfang April den ersten E-commerce Shop für ausschließlich nachhaltige Outdoursport Produkte launchen. BlueOutdoors.eco. Wir möchten es den Kunden leicht und übersichtlich machen, ausschließlich nachhaltige Outdoorsport Produkte für ihren Sport zu shoppen.
Eine wirklich tolle Sache!
Apropos segeln… Lieber in den Sonnenaufgang oder gen Sonnenuntergang? Was ist schöner?
Das ist eine schöne Frage. Aber auch eine gemeine. Lacht. Ich bin ja einer, bei dem das Glas immer halb voll ist. Von der Sache her segle ich gerne in den Sonnenaufgang. Das hat was mit Aufbruch zu tun, mit nach vorne gehen. Aber so bei Sonnenuntergang, in einer natürlichen Bucht, mit Familie und Freunden – das ist auch sehr schön.
Sie machen viel Sport?
Ich mache sportlich sehr viel. Ja. Segeln in erster Linie, aber ich gehe auch vier Mal die Woche in den Fitnessclub. Sport, das hat was mit Körperbewusstsein zu tun, ist aber auch perspektivisch. Meine jüngste Tochter ist sechs Jahre alt und ich möchte gerne, auch für sie, vital und energiereich sein.
Haben Sie schon mal Tango Argentino getanzt?
Ich liebe argentinische Tangomusik. Piazzolla ist wundervoll. Getanzt habe ich den Tango noch nicht. Ich weiß nicht, ob ich dafür talentiert genug bin. Lacht.
Piazzolla verbindet Klassik mit Jazz … Welches Musikgenre ist Ihnen das liebste?
Da bin ich nicht homogen. Lächelt. Ich liebe klassische Musik aber ich komme aus einer Generation, wo man die Platten aus den Regalen der Eltern geholt hat. Ich mag also auch die Rockmusik der 1970er Jahre.
Zum Abschluss würde ich Sie gerne noch fragen, ob Sie einen Sehnsuchtsort haben?
Der wäre bei mir tatsächlich vor Anker, auf einem schönen nachhaltig gebauten Schiff. Im Sonnenuntergang, in einer Naturbucht. Ein Ort der Ruhe, auf dem Wasser.
Das ist ein ganz wundervoller Gedanke und ich danke Ihnen liebst für das schöne Gespräch.
'Für mich muss Musik in den Moment passen'
Milan Peschel
Doppelhaushälfte - Achtteilige Comedyserie/neoriginal ZDFneo: 15. März 2022 ab 21.45 Uhr
ZDF Mediathek ab Dienstag, 8. März 22, 10 Uhr
Alle Folgen zum Binge-Watching
Ein Doppelhaus im Grünen, gleich hinter Berlin – zwei Welten unter einem Dach. Mari (Maryam Zaree), Theo (Benito Bause) und Maris Tochter Zoe (Helena Yousefi) sind aus er Mitte Berlins ins Umland gezogen um die ländliche Idylle zu genießen. Vom Dach der rechten Doppelhaushälfte, bei Andi (Milan Peschel), Tracy (Minh-Khai Phan-Thi) und ihrem Sohn Rocco (Minh Hoang Ha), weht die Deutschlandflagge. Ex-Polizist Andi sieht es als seine Pflicht an, dafür zu sorgen, dass sich die Neuen an die hiesigen Gepflogenheiten halten und ordentlich in die Nachbarschaft integrieren.
Im Gespräch mit Milan Peschel - Anfang Februar 22
Marion Graeber
Hallo Herr Peschel, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich.
Sehr gerne.
Sie hatten Geburtstag…
Ja, im Januar.
Da möchte ich Ihnen nachträglich gerne gratulieren. Alles Gute.
Das ist aber sehr nett von Ihnen. Vielen Dank.
Sind Sie in Berlin?
Nein, ich bin in Dortmund.
Beruflich?
Ja, ich bin hier gerade am Theater.
Aber Sie wohnen eigentlich in Berlin?
Ja, das stimmt.
Die Comedyreihe „Doppelhaushälfte“ spielt in Berlin, bzw. im Umland. Wo genau wurde gedreht und wann?
Wir haben im Sommer 2021 im Süden von Berlin gedreht. In Kleinmachnow.
Wie viele Drehtage waren für die 8teilige Comedyreihe angesetzt?
Wir haben so zwei Monate gedreht.
Was hat Sie am Drehbuch zur Reihe gereizt und wie charakterisieren Sie Ihre Rolle, Andi Knuppe?
Andi ist jemand, der ohne es zu wissen, bereitwillig in jedes Fettnäpfchen tritt, welches sich ihm bietet. Aber er schafft es auch immer wieder da raus zu kommen. Ich glaube, das ist es auch, was mich an der Figur gereizt hat. Dass da jemand ist, der uns mit unseren eigenen Vorurteilen konfrontiert. Denn, wir glauben immer zu wissen, was Andi meint und wie er tickt. Doch er belehrt uns stets eines besseren.
Andi lebt in besagter Doppelhaushälfte im Berliner Umland. Eine Lebensform, die Sie sich auch vorstellen könnten? Oder sind Sie doch eher der Stadtmensch?
Ich bin mehr für die klaren Verhältnisse. Entweder richtig in der Stadt leben, oder wirklich auf dem Land.
Mehr so der Aussiedlerhof?
Genau.
Weil das gerade zur Lebensform passt – sind Sie mehr ein Morgen- oder ein Nachtmensch?
Das kommt ganz darauf an. Lächelt. Mal so und mal so. Da möchte ich mich nicht entscheiden.
Sie können also auch morgens ganz früh raus?
Ja, das kann ich auch. Das macht mir manchmal sogar ganz große Freude.
Andi Knuppe ist stark im Dialekt verhaftet. Wie ist es für Sie im Dialekt zu spielen und wie wichtig finden Sie es generell Dialekte und Regionalität zu zeigen?
Das ist eine gute Frage. Ich höre Dialekte sehr gerne. Ich finde das toll, weil es zeigt, wo jemand herkommt. Ich finde auch nicht, dass das etwas ist, was man verstecken sollte. Das hab ich in meiner Kindheit auch gelernt. Bei uns in Ost-Berlin hat jeder berlindert. Ob Arbeiter oder Akademiker. Das war in West-Berlin teilweise auch so aber es war auch so ein bisschen ein Statussymbol, wenn man nicht berlinert hat. Denn, man wurde dort mit einem starken Berliner Dialekt schnell der Arbeiterklasse zugeordnet. Das war im Osten nie ein Problem. Ich finde es schön, Dialekte zu sprechen und zu hören. Ich höre gerne den bayerischen Dialekt und auch den schwäbischen. Ich mag das, wenn man das hört. Bei Ihnen hört man das ja auch so ein bisschen. Ich finde es einfach auch toll, wenn man Menschen über die Dialekte verorten kann. Und es hilft mir auch als Schauspieler. Wenn ich im Dialekt sein kann finde ich in die Figur. Das ist toll.
Mein Papa hat seine Kindheit und Jugend in Berlin verbracht. Obwohl wir jetzt in Stuttgart leben, hat mein Papa im privaten Bereich, immer wieder in den Berliner Dialekt gefunden.
Wenn ich an Maris Bruder denke, der seinem Leben immer wieder eine neue Richtung geben möchte, gerne die Frage – Denken Sie, man sollte seinem Leben immer wieder mal eine neue Richtung geben? Darüber nachdenken, sich neu auszurichten?
Ich glaube, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Was für den einen gut ist, ist für den anderen vielleicht eine Katastrophe. Man kann also keine Lebensmaxime daraus machen. Menschen sind unterschiedlich. Was ich wichtig finde ist, neugierig bleiben. Auf andere Leute zugehen. Menschen nicht nach Äußerlichkeiten beurteilen. Neugierig sein auf Menschen und die Dinge, die einem so begegnen.
Auf das eigene Innere hören….
Ja, absolut. Aber dabei die Menschen um einen herum nicht vergessen. Es ist auch nicht gut, sich nur auf sich selbst zu konzentrieren - auf die eigenen Wünsche und die eigene Freiheit. Man darf seine Mitmenschen nicht vergessen.
Wie wichtig sind Ihnen, bei der Krimiflut im TV, Komödien und Sitcoms?
Hab ich mir nie Gedanken gemacht, weil ich kein Programmgestalter bin. Anscheinend gibt es eine große Sehnsucht nach Krimis. Die TV Zuschauer sehen gerne, wie Verbrechen aufgeklärt werden. Ich finde „lachen“ sehr wichtig. Lachen ist gesund und baut Brücken.
Der Einsatz von Musik und Klängen ist bei einer Sitcom auch sehr speziell. Darf ich Sie fragen, welches Musikgenre Ihnen das liebste ist?
Ich hab keine Lieblingsmusik. Genauso wenig hab ich Lieblingsrollen. Musik muss für mich im Moment passen. Das kann sich also immer wieder ändern.
Sie sind in vielen künstlerischen Bereichen tätig. Sind TV-Schauspieler, Theater-Schauspieler, Regisseur und Sie sprechen Hörbücher ein… Wie wichtig ist Ihnen diese Vielfalt?
Abwechslung ist in jedem Leben gut.
Das bereichert…
Absolut. Aber viele Menschen können sich das nicht aussuchen. Ich hab da großes Glück und den Luxus das so zu leben. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ich habe gesehen – Sie malen auch?
Ja, bereits seit den 1980er Jahren.
Haben Sie ein Lieblingskinderbuch?
Das Buch, das ich als Kind am meisten gelesen habe war „Tim Taler“. Und, das Buch „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ des Autors Alexander Wolkow hab ich auch geliebt. „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ das baute sich so ein bisschen auf „Der Zauberer von Oz“ auf. Ein Mädchen, das in ein Land verschlagen wurde und dort einer mit Stroh gefüllten Vogelscheuche, einem eisernen Holzfäller und einem feigen Löwen begegnet ist.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ja, mein Zuhause. Unser Haus auf dem Land. Das ist unser Sehnsuchtsort.
Wir haben das große Glück, dass wir vor zwanzig Jahren ein Haus für wenig Geld auf dem Land gekauft haben. Neben unserem Leben in der Stadt leben wir also auch auf dem Land.
Dann können Sie beide Welten leben..
Ja, absolut.
Haben Sie schon mal Tango getanzt?
Nein, ich hab noch nie Tango getanzt. Ich finde die Musik schön und ich finde es auch schön, die Menschen zu beobachten, die Tango tanzen. Aber ich werde damit nicht mehr anfangen.
Wer weiß, vielleicht kommt doch mal eine Rolle auf Sie zu bei der Sie Tango tanzen …
Ja, dann muss ich. Lacht.
Vielen Dank, lieber Herr Peschel für das schöne Gespräch.
'Ich verstehe die Faszination für den Tango'
Tim Bergmann
„Muttertag – Ein Taunuskrimi“
Die beiden Taunus-Ermittler Graf Oliver von Bodenstein und Pia Sander werden in ihrem neuen Fall mit einem Serienmörder konfrontiert, der seine Opfer immer an Muttertag tötet.
ZDF Zweiteiler - Montag, 14. Februar und Mittwoch, 16. Februar, jeweils 20.15 Uhr - ab Montag, 7. Februar 2022 in der ZDFMediathek
Im Gespräch mit Tim Bergmann
Marion Graeber im Januar 2022
Hallo Herr Bergmann, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich.
Sehr gerne.
Sind Sie derzeit in München?
Ich bin in München, ja, noch. Nächste Woche breche ich zu Dreharbeiten nach Thailand auf.
Ich habe gelesen, dass die Dreharbeiten für den Taunuskrimi „Muttertag“ im Taunus aber auch in
München und Umgebung stattgefunden haben. Stimmt das?
Das ist richtig. Die eigentliche Geschichte des Buchs spielt zum großen Teil im Taunus, genau wie bei den vorigen Fällen. Dass auch in München gedreht wurde, war in der Tat vor allem Corona geschuldet. Es wurde aber natürlich auch im Taunus sehr viel gedreht, sodass der Zuschauer keinen Unterschied zwischen den Drehorten und Motiven bemerken wird.
Wann waren die Dreharbeiten?
Wir haben im April 2021 angefangen. Im Juli waren wir fertig.
Dreht man einen Zweiteiler am Stück?
Ja, der Aufwand ist im Prinzip das Doppelte eines normalen Fernsehfilms. Er ist ja auch am Ende doppelt so lang.
Zirka 45 Tage? Ist vielleicht der Vorteil, dass man gut im Thema bleibt?
Es ist eigentlich nicht so ausschlaggebend, ob es 25, 30 oder über 40 Drehtage sind. Viel wichtiger ist, dass wir mit den 180 Minuten, die Möglichkeit für einen größeren Raum haben, um dem Werk von Nele Neuhaus gerecht zu werden. Hinzu kommt, dass sich die Sehgewohnheiten der Zuschauer:innen unter anderem durch die Streaming-Dienste verändert haben. Krimis werden mittlerweile gerne als Miniserie, oder auch als Serie über mehrere Staffeln, produziert und konsumiert. Insofern bin ich froh, dass wir uns nicht in dem knappen Zeitrahmen von 90 Minuten bewegen müssen.
Hat sich die Filmbranche an die Drehbedingungen in Pandemie-Zeiten gewöhnt?
Ja, das würde ich sagen. Es ist natürlich letztendlich nichts, worüber sich die Menschen vor, oder hinter der Kamera freuen, aber wir sind froh, dass wir überhaupt drehen können. Am Anfang der Pandemie stand natürlich alles still. Auch bei uns, in der Filmbranche. Aber dann wurden gute Hygienekonzepte entwickelt, die das Arbeiten wieder möglich gemacht haben. So konnte dann auch in Zeiten des Lockdowns und Teillockdowns weitergearbeitet werden. Das Wichtigste ist, dass es in dem Moment vor der Kamera keinen Unterschied zu früher gibt. Wir können uns uneingeschränkt begegnen, und auch nähern. Wir erzählen ja auch Geschichten, jenseits von Corona, und da ist es natürlich unabdingbar, dass das unter ganz normalen Bedingungen passiert.
Den Taunuskrimi gibt es bereits seit 2013…
Die ersten Dreharbeiten waren 2012. Seitdem sind inklusive „Muttertag“ neun Krimis entstanden.
Wie charakterisieren Sie Ihre Rolle, Oliver von Bodenstein und was bedeutet er Ihnen?
Also, erst einmal muss ich sagen, dass mir Oliver insofern sehr viel bedeutet, weil er mich so lange schon begleitet, und ich ihm relativ viel Lebenszeit widme. (lacht) Das mache ich wirklich sehr gerne. Es ist ein Geschenk, dass man mit einer Figur soviel Zeit verbringt, und auch mit ihr älter wird. Unabhängig vom Genre, von der Art der Rolle, ist es immer ein vielschichtiges und komplexes Unterfangen, einen Charakter zu verkörpern und zu spielen. An Oliver von Bodenstein fällt natürlich erst einmal sein „von“ auf. Als Adliger ist es sicher nicht üblich zur Polizei zu gehen. Die Wahl seines Berufes, hat sicher Unverständnis und Vorwürfe seitens seiner Familie ausgelöst. Insofern braucht man grundsätzlich Selbstbewusstsein, um dem Stand halten zu können. Von Bodenstein ist ein sehr pflichtbewusster und verantwortungsvoller Mensch und er geht seinen Weg aus Überzeugung. In der Leitungsfunktion sieht er sich ganz selbstverständlich, jedoch ohne seine Kolleginnen und Kollegen diese Hierarchie spüren zu lassen. Ich glaube, er begrüßt es vor allem, mit Pia sehr vertraut arbeiten zu können, ohne, dass sich die beiden viel auf privater Ebene austauschen müssen. Er geht mit seinen Gefühlen sicher nicht hausieren. Neben seinem Humor, mag ich an ihm, dass er bereit ist, die ein oder andere Grenze zu überschreiten. Bei den Ermittlungen des Taunuskrimi „Im Wald“ ist er ja selbst privat sehr in die Ermittlungen involviert. Jetzt, in „Muttertag“, ist er aufgrund dieser Erfahrung bereit, auch seiner Kollegin Pia, der es nun ähnlich geht, einen gewissen Freiraum zu geben. Er weiß einfach, was es heißt, einen Fall auf dem Tisch zu haben, bei dem es private Berührungspunkte gibt. Neben den offensichtlichen Eigenschaften, gibt es aber immer einen großen Raum an Dingen, die man gar nicht so benennen kann. Wenn ich eine Rolle spiele, treffe ich nicht in jeder Sekunde, nicht auf allen Ebenen, nur bewusste, sondern vor allem auch unbewusste, instinktive Entscheidungen. Dabei schöpfe ich ganz aus mir selbst. Die Grenze zwischen meinem Charakter, und dem der Rolle, ist dabei fließend.
Der „Taunuskrimi - Muttertag“ blickt in menschliche Abgründe. Wie können Sie Abstand wahren? Wie entspannen?
Das ist gerade das Reizvolle, dass man sich als Schauspieler diesen Themen widmen kann. Den menschlichen Abgründen und hier, bei „Muttertag“, nochmal speziell dem Phänomen „Serienmörder“. Ein Verbrechen das wir Gott sei Dank eher selten sehen. Aber es kommt natürlich vor. Ein Serienmörder war vielleicht Jahre oder Jahrzehnte ein lieber Nachbar, ein Familienmitglied, ohne aufzufallen. Und auf einmal wird klar, was für ein Grauen in unmittelbarer Nähe stattgefunden hat. Das ist faszinierend und abstoßend zugleich. Ich habe sehr nachvollziehen können, was Nele Neuhaus an so einer Geschichte faszinierend fand, und mir war klar, dass so ein komplexer Fall, gerade für eine Verfilmung, eine wunderbare Vorlage bietet. Ich finde, das sieht man dem Ergebnis auch an. Und um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich muss gar nicht groß Abstand nehmen, weil ich das sehr genau zu trennen weiß. Und tatsächlich macht es, wie gesagt Freude, sich diesen Abgründen zu widmen. Das ist eben das Tolle an diesem Beruf. Das Geschenk. Man kann sich als Schauspieler in verschiedene Leben begeben, weit jenseits des eigenen privaten Raums.
Der Taunuskrimi ist packend bis zum Schluss. Ich finde es auch toll, dass man die Anfangsszene erst zum Schluss auflöst…
Unbedingt. Das war eine sehr kluge Entscheidung.
In „Muttertag“ finden immer wieder Rückblenden statt. Diese werden mit der passenden Filmmusik untermalt….
Das ist wunderbar, nicht wahr?! Im Hinblick auf die Musikrechte, sind solche bekannten Stücke ja manchmal nicht ganz einfach. Insofern bin ich sehr froh, dass es geklappt hat. Das ist künstlerisch sehr gut gelungen und erweitert das Erleben der Szenen ungemein.
Was ist Ihr persönlich liebstes Musikgenre?
Das war immer schon unterschiedlich. Ich spiele privat Geige und Bratsche. Hab in Orchestern gespielt. So bin ich der klassischen Musik nahe. Ich spiele aber auch Saxophon und habe insofern auch mit Jazz zu tun. Generell begrüße ich unbedingt die musikalische Vielfalt.
Je nach Stimmung?
Absolut.
Darf ich Sie zum Schluss noch fragen, ob Sie Tango Argentino tanzen und ob Sie einen Sehnsuchtsort haben?
Den einen Sehnsuchtsort habe ich nicht. Aber natürlich gibt es Urlaubsorte, die ich schon öfter bereist habe. Mit dem ja sehr faszinierenden Tango habe ich ein paar Berührungspunkte gehabt, jedoch noch nicht so sehr vor der Kamera. Leider. Meine Frau ist Choreographin und Tänzerin – insofern ergeben sich also Berührungspunkte mit dem Tanz im Allgemeinen auf vielen Ebenen. Spätestens, wenn wir zusammen arbeiten. Ich war schon fünf mal in ihren Tanztheater-Produktionen, als Schauspieler, Teil ihres Ensembles. Ich finde aber auch andere Tänze sehr reizvoll. Auf der Schauspielschule haben wir zum Beispiel historische Tänze und ihre Epochen beleuchtet. Auch der Tango war dabei, und Tänze aus der Renaissance. Die „Pavane“ zum Beispiel. Durch die Erarbeitung erschließt sich die Welt der Renaissance körperlich. So ist ein Tanz der unmittelbare Schlüssel zu einer Kultur, den Menschen und der Zeit.
Vielen, lieben Dank für das schöne Gespräch, Herr Bergmann. Ich hab mich sehr gefreut. Danke.
'Mich reizt die Zerrissenheit meiner Figur Karl, wie er sich arrangiert und in kleinen Schritten
für das Gute im Schlechten kämpft'
Matthias Lier
Die "Endjährigkeit" wird eingeführt – die Zwangssterbehilfe ab 80 –, gerade als der hochbetagte Milo bei seinem Sohn Karl einzieht. Bald wird auch Milo 80. Eine scheinbar aussichtslose Situation, die das zerrüttete Verhältnis der beiden auf eine letzte Probe stellt.
Karl arbeitet in einer Kreisleitstelle des BJD, "Bündnis Jungbrunnen Deutschland", das die Macht im Staat übernommen hat. Es hat sich der radikalen Verjüngung des überalterten Landes verschrieben. Karl berät junge Paare bei der massiv geförderten Familienplanung. Das ist die scheinbar schöne Seite der neuen Politik.
Die Kehrseite sind immer drastischere Kürzungen von Renten und Sozialleistungen für alte Menschen. Kosten für Medikamente oder Operationen werden kaum noch übernommen, Sterbehilfe funktioniert beinahe auf Zuruf. Je älter ein Mensch wird, desto weniger ist er wert für das verarmte und desolate Land.
Als Milo nicht mehr weiß, wie er bei gekürzter Rente und gekündigter Wohnung überleben soll, taucht er bei Karl auf. Er ist durch seine Arthritis pflegebedürftig, seine Gelenke müssen regelmäßig gespritzt werden. Bald appelliert er an seinen Sohn, mit ihm vor dem Irrsinn des BJD-Systems zu fliehen. Karl willigt schließlich ein, und zusammen bereiten sie die Flucht vor: nach Schweden – von der Küste über das Meer.
Bei der Arbeit in der Behörde versucht Karl, an nützliche Informationen für das riskante Vorhaben zu kommen. Dabei wird seine Chefin Lena, die fest hinter dem BJD steht, auf Karl aufmerksam. Lena ist schon Mitte 30 und müsste laut der herrschenden Doktrin längst Kinder haben. Immer mehr scheint sie Karl als möglichen Partner und Kindsvater zu sehen, scheint sich sogar in ihn zu verlieben. Da Karl hofft, Lenas Einfluss und Kontakte nutzen zu können, um die Flucht möglich zu machen, lässt er sich auf ein gefährliches Spiel ein.
Was sagst du zum Drehbuch, zur Geschichte?
Als ich das Drehbuch das erste Mal in der Hand hatte dachte ich: Wow. Der Film spielt im Deutschland 2050, in dem aufgrund einiger globalen Katastrophen beginnend in den 2020er Jahren die soziale Ordnung zusammengebrochen ist. Das Bündnis Jungbrunnen hat die Macht übernommen und versucht die total überalterte Gesellschaft zu stabilisieren. Im Juli 2019, als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand gehalten habe, war das für mich eine wunderbar fremde Welt in die ich eintauchen wollte. Eine richtige Geschichte mit Fantasie, obwohl mir von anfang an die Prisanz des Thema Jung gegen Alt bewusst war und ich mir als Künstler ohnehin regelmäßig Gedanken zu meiner Rente und dem Älterwerden mache. Ich musste erst Mal das Wort Triage nachschlagen. Kurz nach Drehschluss kam Corona, und die Filmwelt wurde auf absurde Weise real.
Was reizt dich an der Figur, welche du verkörperst?
Mich reizt die Zerrissenheit meiner Figur Karl, der sich als Mitarbeiter des Bündnis Jungbrunnen in seiner dystopischen Welt im Deutschland 2050 eingerichtet hat, sich arrangiert und in kleinen Schritten für das Gute im Schlechten kämpft - das erinnert mich ein bisschen an die DDR, in der ich groß geworden bin - bis sein abtrünniger Vater aus dem Nichts auftaucht, und ihn vor das Dilemma stellt, sich selbst und alles was ihn ausmachtaufzugeben, um ihn zu retten, den Vater der nie da war.
Wo und wann wurde der Film gedreht?
Wir haben Endjährig fast ausschließlich in der Stuttgarter Umgebung gedreht, in Fellbach, Esslingen, Nürtingen. Einen wichtigen Drehort kann ich nicht nennen, dann würde ich Spoilern. Der Dreh begann im September 2019 und endete im Februar 2020, ein Monat vorm realen Lockdown. Ich kannte die ganzen Gefühle da bereits schon aus dem Film, es war fast wie ein déjà vu für mich, aber es war gruselig zu begreifen, dass der Film plötzlich Realität wurde und keine letzte Klappe fallen wird.
Dank dir, Matthias
'Rockmusik mag ich sehr gerne'
Marcus Mittermeier
Im Gespräch mit Marcus Mittermeier
'Die Welt steht still'
ZDF Montag, 15. November 2021 20.15 Uhr
Das Drama von Regisseur Anno Saul erzählt den fiktiven Stoff der preisgekrönten Autorin Dorothee Schön über eine Ärztin in der Coronakrise: Als die Bilder aus Bergamo um die Welt gehen, steht das Leben der Konstanzer Intensivmedizinerin Dr. Caroline Mellau (Natalia Wörner) Kopf. Caroline wird Mitglied des Klinikkrisenstabs und ist rund um die Uhr im Einsatz. Gleichzeitig sitzt ihr Mann Stefan (Marcus Mittermeier) als Musiker von einem Tag auf den anderen ohne Einkommen zu Hause, die Kinder können nicht in die Schule gehen. Dorothee Schön hat für den Film intensiv bei Klinikpersonal recherchiert, ihre eigene Tochter ist Intensivmedizinerin.
Unser Gespräch haben wir Mitte Oktober am Telefon geführt
Marion Graeber
Hallo Herr Mittermeier, ich freue mich, dass Sie Zeit für mich haben. Vielen Dank.
Ich danke Ihnen.
Sind Sie gerade zuhause in Bayern?
Ja, ich bin zuhause und bereite mich gerade auf die neuen Folgen 'München Mord' vor, die seit Oktober wieder gedreht werden.
Für 'Die Welt steht still' führte Sie Ihr Weg nach Konstanz. Wann und wie lange haben die Dreharbeiten angedauert?
Wir haben den Film genau ein Jahr nach dem historischen Zeitpunkt gedreht - also, nachdem die pandemische Lage über Deutschland kam. Wir waren für die Dreharbeiten im März 2021 für zehn Tage in Konstanz.
Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Phase der Pandemie in Verbindung mit den Dreharbeiten zum Film 'Die Welt steht still' gemacht?
Man muss sich das so vorstellen: Im März 2020 wurden alle Dreharbeiten in ganz Deutschland unterbrochen. Alles wurde stillgelegt. Die Produzenten, die Gewerkschaften etc setzten sich dann gemeinsam an einen Tisch und haben Hygiene-Konzepte erarbeitet. Diese Hygiene-Konzepte gelten bis zum heutigen Tag. Als die Dreharbeiten dann im Juni 2020 wieder aufgenommen wurden, wurde mit Testungen, Masken und Desinfektion am Set gearbeitet. Das ist bis heute so. Auch die kommenden Filme, die ich drehen werde, werden so stattfinden. Wir fühlen uns wahnsinnig sicher beim Dreh. Wir leben während der Dreharbeiten wie in einer 'Bubble'. Wir leben zusammen und haben im Prinzip kaum Kontakt zur Außenwelt. Man bewegt sich in dieser Zeit anders. Wir machen natürlich schon auch mal einen Spaziergang durch die Stadt aber man geht nicht in eine Kneipe oder in ein Restaurant. Abgesehen davon war das im März 2021 auch nicht möglich. Inhaltlich waren die Dreharbeiten sehr intensiv. Das Gefühl, das alles nochmal zu erleben, was wir im März 2020 erlebt haben, das war schon sehr beeindruckend. Diese Bilder aus Italien nochmal zu sehen: Ärzte, die keine ausreichenden Masken und Schutzkleidung haben – das hat schon sehr stark nachgewirkt.
Der Film hat mich komplett berührt. Inhaltlich und aufgrund der tollen schauspielerischen Leistung.
Vielen Dank.
War es das, was Sie am Film gereizt hat, die vielen verschiedenen Schicksale, all die Themen? ... Natalia Wörner als Intensivmedizinerin. Sie als Musiker mit Existenzängsten. Die Teenie-Tochter mit Liebeskummer. Der Sohn im Homeschooling. Oma im Pflegeheim. Impfgegner, Coronaleugner. Der Zusammenhalt Europas in der Pandemie....
Absolut. Ich suche immer nach Stoffen, die inhaltlich oder für mich als Schauspieler interessant sind. Der zentrale Aspekt dieses Projekts war für mich, dass da ein historischer Moment in unser aller Leben verfilmt wurde. Ich bin gespannt, wie die Zuschauer den Film aufnehmen werden. Über nichts wurde in der vergangenen Zeit so viel geredet wie über Corona. Der ein oder andere wird vielleicht sagen, dass er damit jetzt nichts mehr zu tun haben möchte. Wer ihn aber sieht, der wird ihn mögen. Es ist einfach so, dass wir mit diesem Film ein Zeitzeugnis geschaffen haben. Ich erinnere mich an den Podcast von Drosten, wie er alles so wahnsinnig genau vorausgesagt hat. Diese einzelnen Schritte – das spiegelt der Film mit all der einhergehenden Problematik sehr gut wider. Sie sprachen das Altersheim an, wie sich Familien nicht mehr begegnen, sich nicht mehr umarmen, nicht einmal mehr anfassen durften – das war alles so, als würde man das nochmal durchleben.
Ihre Rolle als Musiker, Künstler – wie beschreiben Sie selbst Ihren Charakter?
Ehrlich gesagt, wir Fernsehschauspieler haben es relativ gut erwischt. Wir sind kaum betroffen gewesen. Wir hatten nur den Break im vergangenen Jahr und nach der Erarbeitung der Hygiene-Konzepte konnten wir wieder weiterarbeiten. Anders erging es da den Musikern und den Theaterschauspielern. Und keiner wusste, wie lange das geht. Ob daraus überhaupt ein kontrollierbarer Zustand werden würde. Auch wusste keiner, wie sich die medizinische Lage entwickelt. Medikamente, Impfstoff und so weiter. Für viele Künstler war das eine sehr harte Zeit. Man muss aber auch sagen, dass die Situation für alle neu war. Auch für die Regierung.
Was denken Sie, was hat das mit den Menschen gemacht – gerade in Bezug auf Zusammenhalt, Empathie, gegenseitige Unterstützung ... ?
Da sprechen Sie etwas entscheidendes an. Ich glaube, dass die Mehrheit gesehen hat, dass wir wieder auf uns als Gesellschaft achten und uns auch um die Schwächeren kümmern müssen. Wenn Corona was gebracht hat dann, dass das Thema Solidarität etwas ganz wichtiges sein muss. Auch für weitere Krisen, beispielsweise die Klimakrise. Wir müssen da Lösungen finden, wie wir den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken können.
Hat sich der Blick auf Kunst und Kultur in der Krise geändert? Wie denken Sie darüber?
Das wäre zu hoffen. Ich hoffe, dass die Leute wieder zurückkommen. Das wird man sehen, wenn die Theater wieder voll öffnen.
Sie spielen im Film die Oboe. Was ist Ihr Lieblingsinstrument?
Ich spiele selbst leider kein Musikinstrument aber ich mag das Klavier sehr gerne. Wir haben auch eines hier stehen. Leider spielt keiner drauf. Lächelt. Ich hab aber das Gefühl, dass ich das nochmal lernen muss. Ich hatte bisher nur noch nicht die Gelegenheit. Was ich sicher weiß, dass ich die Oboe nicht erlernen werde. Das ist so ein schwieriges Instrument. Ich hatte einen Trainer, keinen Lehrer, weil ich nicht das Oboenspiel lernen konnte, sondern trainiert habe, wie es aussieht, wenn man die Oboe spielt. Ich hab mich also im Prinzip für die Nachahmung entschieden. Lächelt.
Welches Musikgenre ist Ihnen das liebste?
Ich mag Rockmusik schon sehr gerne.
Die Impfquote steigt und damit die Möglichkeit am Leben wieder teilzuhaben. Welche Gefühle begleiten Sie auf dem Weg zurück ins soziale Leben?
Ich hab mich sehr stark darum bemüht, eine Impfung zu bekommen. Als die Hausärzte mit den Impfungen angefangen haben, hab ich mich sehr schnell auf eine Liste setzen lassen und als ich dran war, war ich sehr froh. Für mich ist mit der Impfung eine Barriere in Bezug auf Begegnungen gefallen. Sich endlich wieder angstfreier gemeinsam an einen Tisch zu setzen - man weiß eben, dass man besser geschützt ist. Das ist schon eine große Erleichterung und ich kann es auch jedem, der noch nicht geimpft ist raten, das so schnell wie möglich nachzuholen. Nicht nur für die Gesellschaft sondern auch für jeden Einzelnen selbst.
Darf ich Sie zum Abschluss noch fragen, ob Sie einen Sehnsuchtsort haben?
Ich hab vor sieben Jahren einen Film auf Hawaii gedreht. Das klingt jetzt sehr nach Klischee, aber das ist schon wunderschön dort. Da möchte ich gerne wieder hin. Generell sind die Vereinigten Staaten für mich sehr faszinierend. Andererseits waren wir in der Pandemie nun viel im eigenen Land unterwegs. Wir haben wunderschöne Orte kennengelernt. Manchmal muss man also auch gar nicht so weit fahren. Unsere Dreharbeiten haben uns beispielsweise nach Ravensburg und Lüneburg geführt. Wunderschöne Städte.
Ich danke Ihnen lieb, Herr Mittermeier für das tolle Gespräch. Das war schön.
'Ich bin sehr in der klassischen Musik verhaftet'
Devid Striesow
Im Gespräch mit Devid Striesow
Marion Graeber im August 2021
„Für immer Eltern“, Donnerstag, 2. September 2021, 20.15 Uhr, ZDF
Wenn das eigene Kind wieder zu Hause einzieht: Die neuen Pläne des Ehepaars Anja (Anja Schneider) und Michael Wagner (Devid Striesow) sind erstmal vom Tisch, als dessen erwachsener Sohn Niklas (Max Schimmelpfennig) plötzlich sein Kinderzimmer zurückfordert. Doch die neue, alte Konstellation hat auch Reizvolles. Die Familie rückt wieder zusammen.
Hallo Herr Striesow - vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich sehr.
Ich freue mich auch.
Sind Sie in Berlin?
Ja, ich lebe in Berlin.
Sie sind auf Rügen geboren. Sehen Sie sich als Stadt- oder Naturmenschen?
Ich muss sagen, dass ich eher Landmensch bin.
Ich frage das deshalb, weil Sie im Film „Für immer Eltern“ als Michael Wagner (Ihre Rolle) aus der ländlichen Region in die Stadt ziehen. Dort beginnt für Sie und Ihre Frau Anja (Anja Schneider) ein ganz neues Leben. Eines mit neuen Freiheiten aber auch mit Problemen und Herausforderungen. Denn, nicht nur der Wohnraum ist ein anderer, auch die Kinder sind alle aus dem Haus. Das Ehepaar fällt wieder auf die Ursprungssituation zurück – auf sich als Paar.
Ein Problem würde ich das nicht nennen. Aber, es kann schon sein, dass man als Eltern in ein Loch fallen kann, wenn die Kinder ausziehen um ihrer Wege zu gehen. Ich persönlich hätte jetzt keine Probleme damit, meine Zeit wieder frei zu gestalten. Das ist für mich unproblematisch.
Über die Familienzeit gehen oft eigene Hobbys verloren…
Ja, das sehe ich positiv. Man kann auch immer nochmal neu anfangen.
In „Für immer Eltern“ zieht Sohn Niklas wieder zu den Eltern. Anja und Michael verfallen in alte Muster…
Ich denke, als Eltern kümmert man sich ein Leben lang um die eigenen Kinder. Es muss ja nicht sein, dass sie wieder bei den Eltern einziehen. Aber ich finde und glaube schon, dass sich Eltern immer mit den Kindern verbunden fühlen. Und, in alte Muster zurückfallen kann man auch wenn man, beispielsweise auf „alte Freunde“ trifft. Ich glaube eher, dass die Problematik im Film daher rührt, dass der Wohnraum knapp ist. Es gibt zu wenig Wohnraum und viele Wohnungen sind einfach zu teuer. Das sieht man auch in der Szene, als Niklas mit seinem Vater zu einer Wohnungsbesichtigung geht. Niklas, der Sohn versucht was eigenes zu bekommen, doch es ist eigentlich fast unmöglich. Der Film spielt in München, aber ich kenne das auch aus Berlin. Entweder man bekommt keine Wohnung, weil kaum welche auf dem Markt sind. Oder die Wohnungen die auf dem Markt sind, kann man sich nicht leisten. Im Film ist der Sohn aus seinem WG Zimmer rausgeflogen. Auch wenn das so nicht passiert, sind ja oft selbst die WG Zimmer zu teuer.
Ein aktuelles Thema. Dazu kommt, dass viele junge Menschen heutzutage durch die Pandemie (Jobverlust, Kurzarbeitergeld…. ) gar nicht zuhause ausziehen können, oder wieder zu den Eltern zurückkehren müssen.
Das stimmt absolut. Ich kenne einige, die Berlin, manchmal auch das Land, verlassen. Manche ziehen viele Kilometer weit raus in eine andere Gegend. Andere arbeiten jetzt in der Krise von zu Hause aus. Sie brauchen nur ihren Laptop und können von überall aus arbeiten. Manche ziehen nach Portugal oder in die Staaten.
Es heißt, dass Kinder heutzutage oft auch etwas in „Watte gepackt“ und behütet werden. Sehen Sie das auch so?
Behütet ist ja in Ordnung.
Sie sind früh von zuhause ausgezogen. Was für eine Erfahrung haben Sie gemacht?
Mir hat das sehr gut getan, schnell von zuhause auszuziehen. Behütet sein ist meines Erachtens aber nochmal etwas anderes. Meine Kinder werden liebevoll umsorgt und das heißt, dass man sich um sie kümmert. Man weist sie aber auch darauf hin, wie es läuft, wenn sie mal ausziehen und selbstständig werden. Kinder sollen sich ausprobieren können und viel dürfen – das liegt für mich in der Natur der Dinge. Früher wurden sich die Kinder oft selbst überlassen und sie mussten vieles selbst herausfinden. So allgemein kann man das also nicht benennen. In der DDR war das damals so, dass beide Elternteile gearbeitet haben. Kinder waren lange in der Krippe und im Kindergarten. Auch heute sind viele Eltern beruflich stark eingebunden. Aber das muss jeder für sich selbst klar bekommen, wie viel Zeit für's Kind möglich ist. Ich hab jedenfalls meine Kinder am liebsten alle um mich … und dann wird das immer sehr lustig.
Dann sind Sie Familienmensch…
Ja, klar. Am besten ist, wenn alle beisammen sind. Lächelt.
Ihre Filmfrau Anja fordert mehr Zeit für sich. Bereitet den Auszug aus dem gemeinsamen Schlafzimmer vor. Sie braucht Zeit für sich. Wie sehen Sie das Thema „Individuum im Familienverbund“?
Das ist auch eine Sache, wie man sich seine Zeit organisiert. Natürlich muss man bestimmte Dinge im Beruf vorbereiten. Ich, als Schauspieler muss beispielsweise Recherche betreiben, mich mit Literatur auseinandersetzen, usw. Ich bereite mich vor, bevor ich an Set gehe. Ich kann viele Dinge nicht erst am Set klären. Dafür muss ich meine Zeit organisieren.
Quasi einen eigenen Raum geben…
Ja, auch in einem Zimmer, wo ich gegebenenfalls auch mal abschließen kann. Da sind wir dann wieder bei der Wohnraumsituation und bei den Wohnraumpreisen. Ich kenne Eltern, die mit Kopfhörern am Tisch arbeiten, damit die Kinder, die sich im gleichen Raum aufhalten, spielen können.
Auch etwas, was Familien unter Corona herausfordert…
Hut ab vor den Familien, die das alles unter einen Hut bringen mussten. Da kenne ich Geschichten…. Beispielsweise die von einem Vater, der im unteren Bett des Stockbetts mit seinem Laptop sitzt und arbeitet. Der Wahnsinn…..
Und, wenn dann in der Familie noch Musikinstrumente gespielt werden, wird es noch schwieriger. Ich habe gelesen, Sie haben Geige gespielt. Welches Musikgenre ist Ihnen das liebste?
Ich bin schon sehr in der klassischen Musik verhaftet.
Anmerkung
Klassik drastisch: Lippenbekenntnisse zweier Musik-Nerds
Buch von Devid Striesow und Axel Ranisch
„Die Welt der Klassischen Musik ist eine Schatzkammer des Glücks“
Klassik drastisch: Podcast Deutschlandfunk Kultur
Dann ist Musik schon etwas was in Ihrem Leben nicht fehlen darf?
Absolut.
Wie hat sich Ihr Berufswunsch „Schauspieler“ entwickelt?
Das hat sich tatsächlich aus meiner musikalischen Laufbahn heraus entwickelt. Ich habe Musik und Deutsch auf Lehramt studiert und ich wollte eigentlich als Gymnasiallehrer arbeiten. Dann kam der Zivildienst und ich entschied mich nach Berlin zu ziehen. In Berlin dachte ich mir „bewirbst du dich mal an einer Schauspielschule“… und das hat auch gleich gut geklappt. Und so konnte ich Berlin erobern. Lächelt.
Darf ich Sie zum Abschluss noch fragen, ob Sie einen Sehnsuchtsort haben?
Mein Sehnsuchtsort ist immer das Meer.
Es prägt, wie man aufwächst?
Das Meer prägt einen auf jeden Fall.
Vielen Dank, lieber Herr Striesow für das schöne Gespräch. Das hat mich sehr gefreut.
'Der Autorin und Regisseurin Petra Lüschow ist ein super Buch gelungen mit absurden Situationen. Sie trifft genau meinen Humor und schafft Figuren, die der Knaller sind'
Helgi Schmid
"Wer zögert, ist tot" ARD Degeto und hr zeigen neuen Frankfurt-Tatort im Ersten - Sonntag, 29. August 2021
"Wer zögert, ist tot" lautet der Titel des mittlerweile 13. Tatorts um das Frankfurter Ermittlerteam Janneke und Brix.
Mitten am Tag wird auf einem Golfplatz nahe Frankfurt Frederick Seibold (Helgi Schmid) von vier mit Hundeköpfen Maskierten niedergesreckt. Als er in einem dunklen Kellerloch wieder zu sich kommt, sind die beiden Frankfurter Hauptkommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) bereits mit seinem Fall betraut: Die Ex-Freundin Fredericks, Bille Kerbel (Britta Hammelstein) hatte einen abgeschnittenen Finger erhalten, en sie schnurstracks zur Polizei gebracht hat. ...
Im Gespräch mit Helgi Schmid zum Tatort Frankfurt
Marion Graeber im August 2021
Tatort ist Kult - was denken Sie, woran liegt das?
Die Reihe bietet nicht nur eine Menge Abwechslung, jeden Sonntag ist man in einer anderen Region, jedes Team hat seinen eigenen Stil, die Filme sind qualitativ sehr gut, mit wundervollen Kolleg*innen und tollen Regisseur*innen. Mir persönlich gefallen die Fälle aus Frankfurt und Wiesbaden besonders - hier wird ganz wunderbar mit Genres und Zitaten gearbeitet und es entstehen einmalige Filme.
Allgemein sind Krimis gern gesehene TV Formate - wie denken Sie hierüber?
Krimis haben einen Vorteil zu anderen Formaten: die Zuschauer*innen kennen die Grundstruktur, die Guten suchen die Bösen, am Anfang passiert ein Mord und am Ende wird dieser aufgeklärt. Im Fernsehen hat man „nur“ 90 Minuten Zeit eine Geschichte zu erzählen, in manchen Formaten sogar weniger. Da hilft es den Zuschauer*innen nicht noch das ganze Setting erklären zu müssen. Alles was zwischen Mord und Aufklärung passiert unterscheidet sich letztlich nicht vom Liebesfilm, der Komödie oder anderen Genres. Das beweisen die Tatorte jeden Sonntag.
Was hat Sie am Drehbuch und an Ihrer Rolle im Frankfurter Tatort gereizt?
Jede Figur handelt egoistisch und versucht für sich das Beste rauszuschlagen, dabei trauen sie sich weit über Grenzen hinaus. Es wird getäuscht, gezockt und gekämpft. Frederick ist dabei einer der größten Zocker. Das ganze Leben ist für ihn ein Spiel, und der Hauptgewinn das große Geld, wenn es schon nicht die Liebe sein kann.
Gibt es eine Szene, welche Sie besonders berührt hat?
Beim Lesen des Drehbuchs habe ich schon viel gelacht. Der Autorin und Regisseurin Petra Lüschow ist ein super Buch gelungen mit absurden Situationen. Sie trifft genau meinen Humor und schafft Figuren, die der Knaller sind.
Vielen Dank, lieber Herr Schmid für den Einblick in Ihre Arbeit beim Tatort Frankfurt
'Musik - Ich höre fast alles außer Schlager und Speed Metal'
Marco Girnth
SOKO Leipzig – Take Away
Neue Folgen - SOKO Leipzig feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. 2001 ging die SOKO Leipzig als erster Ableger der SOKO 5113 auf Sendung. Über 450 Fälle hat das Team seitdem gelöst und ermittelt seit 2004 in der Primetime am Freitagabend um 21.15 Uhr
Freitag, 27. August 21, 21.15 Uhr ZDF
Ralf Harting (Knud Riepen) wird in einem Mietshaus brutal überfallen. Während der Befragung der Geschädigten erfahren Ina (Melanie Marschke) und Kim (Amy Mußul), dass seine Ex-Freundin Caro (Maike Jüttendonk) in großer Gefahr schwebt. Als Jan (Marco Girnth) und Tom (Steffen Schroeder) an ihrem freien Tag eine Pizzeria betreten, überschlagen sich die Ereignisse. Sie treffen nicht nur auf Caro, die vergeblich auf Ralf wartet, sondern finden auch den flüchtigen Täter im Lokal tot auf. Die beiden Ermittler werden sofort in Alarmbereitschaft versetzt, doch Jan fällt es in der angespannten Situation schwerer die Nerven zu behalten. Schließlich erfährt Tom den wahren Grund für Jans merkwürdiges Verhalten.
Im Gespräch mit Marco Girnth
Marion Graeber im August 2021
Hallo Herr Girnth, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich.
Ich mich auch. Danke.
Sind Sie gerade in Berlin?
Ja, ich bin derzeit in Berlin.
Wie viel Zeit verbringen Sie in Leipzig?
Wir drehen 25 Folgen im Jahr SOKO Leipzig. Wobei ich zwischen zwei und vier Folgen pausiere. Im Moment beispielsweise hab ich nach dem Ende der Sommerpause nochmal einen weiteren Monat frei, da ich „Frühling“ in Bayrischzell drehe. Ansonsten beschäftigt uns SOKO Leipzig schon von Januar bis Dezember mit nur kleinen Unterbrechungen. Wir drehen bis zu vier Folgen am Block. Dann gibt es einen Regiewechsel. Dann geht’s wieder weiter. Im Sommer dann eine große Sommerpause von vier Wochen.
Eine intensive Zeit. Dann kennen Sie Leipzig schon sehr gut…
Ja, Leipzig ist für mich eine zweite Heimat.
Haben Sie Lieblingsplätze?
Ja, klar. Lächelt. Wenn ich abends unterwegs bin, bin ich beispielsweise gern in der Gottschedstraße. Joggen gehe ich im Auenwald. Man kann auch gut zum Cospudener See raus fahren. Der Cospudener See ist ein ehemaliges Braunkohletagebau-Gebiet welches rekultiviert und richtig schön angelegt wurde. Es gibt tolle Restaurants und man kann super Wassersport betreiben. Leipzig ist wirklich eine Reise wert.
… und gar nicht weit entfernt von Berlin
Mit dem Zug komm ich in gut einer Stunde von A nach B.
Da ist es nach Stuttgart ein bisschen weiter..
Ich war tatsächlich gerade in der Nähe von Stuttgart – in Esslingen. Wir sind mit einem alten amerikanischen Wohnmobil unterwegs gewesen. Und da wir Freunde in Stuttgart haben, sind wir auf einen Besuch vorbeigefahren. Ich habe aber auch schon mal in Stuttgart gedreht. Ich bin begeistert von Esslingen. Und Stuttgart ist auch schön.
Sie können auf 20 Jahre SOKO Leipzig zurückblicken. Wie fühlt es sich an, von Anfang an Teil eines Formats, einer Serie zu sein?
Es hat eine Beständigkeit und es ist ein Stück Heimat. Du schließt aber immer auch einen Kompromiss, wenn du in einer laufenden Serie bist, denn du kannst nicht so viel anderes mehr machen. Man ist ja schon belegt. Aber mit einer gewissen Ankündigungsfrist war immer auch viel möglich. „Frühling“ beispielsweise. Es wurde immer auch Rücksicht genommen, wenn wir zusätzlich andere Projekte wahrnehmen wollten. Das heißt, wenn es möglich war, hat man versucht den Drehplan so zu stricken, dass man Slots zwischendurch hatte. Aber Sie haben natürlich recht, es ist schon eine Entscheidung Part einer Serie zu sein. Wenn man also sagt, ich fühle mich hier wohl, ich will hier bleiben, dann schneidet man sich automatisch auch andere Optionen ab. Aber das ist ein Kompromiss, den ich gerne für die SOKO Leipzig schließe.
Oftmals gehen Schauspieler ja auch von Projekt zu Projekt. Teil einer Serie zu sein gibt auch etwas Sicherheit …
Ja, total. Zumal ich es bei uns auch so schön finde, dass die Person hinter der Figur, also das private Leben, in der Dramaturgie auch so mitgenommen wird. Die Figur ist mit mir zusammen zwanzig Jahre älter geworden und hat sich auch immer wieder in den unterschiedlichsten Krisensituationen wiedergefunden. All die Höhen und Tiefen. Das war für mich selber auch immer spannend. Wo geht die Figur hin? Was macht sie jetzt? Es entwickelt sich immer weiter.
Haben Sie Einfluss auf die Entwicklung Ihrer Rolle?
Mitspracherecht nach dem Motto „Wo geht es hin“ haben wir als Schauspieler nicht. Aber der Fokus liegt schon auf Mitsprache. Wir reden über die Rollen und dürfen Ideen mit einfließen lassen und Wünsche äußern. Dann gibt es Autorenkonferenzen. Obwohl die Autoren selbstständig arbeiten haben wir Kontakt und können uns einbringen. Ab und an werden Anregungen aufgenommen. Wir sind dann selber immer ganz gespannt, was daraus geworden ist.
Wobei Sie als Schauspieler ja immer auch etwas von Ihrem eigenen Charakter mit in die Rolle geben. Wie viel Marco Girnth ist in Jan Maybach?
Gute Frage. Natürlich greife ich auf meinen Erfahrungsschatz zurück, wenn ich die Rolle interpretiere und ich überlege mir, wie sich die Situation für Jan darstellen würde – da schwingt also immer auch das eigene Erleben mit. Die eigene Erfahrung, die man im Leben gesammelt hat. Aber letztlich und trotz eigener, biografischer Schnittmengen – beide sind aus Köln, beide haben Jura studiert und beide haben sich anders entschieden, als der Vater das wollte – ist Jan schon deutlich anders als ich. Ich schaue manchmal aber auch neidvoll auf seine Fähigkeiten, seine Entschlussfreudigkeit und seine Kompromisslosigkeit. Ich brauche da manchmal einfach länger bis ich eine Entscheidung treffe. Ich hole mir da gern auch mal einen Ratschlag. Lächelt. Wenn sich Jan also mal wieder zu schnell zu etwas entschlossen hat, denke ich mir, gut dass ich das anders mache. Lacht. Aber ich sehe Jan schon in so einer Parallelwelt neben mir. Wo ich so schaue und mich frage, wie es ihm geht….
Wie hat sich eigentlich der Dreh in den vergangenen zwanzig Jahren so entwickelt?
Ja, das ist tatsächlich schon anders geworden. Aber es funktioniert noch nach den gleichen Mustern. Nur schneller. Früher haben wir auf Filmmaterial gedreht. Jetzt drehen wir auf Chips. Das verändert den Workflow. Auch haben wir seit 2009 zwei Kameras. Das ist insofern eine Erleichterung, da du viel mehr Schnitte setzen kannst. Wenn früher beispielsweise fünf Leute eine Filmszene hatten, konntest du davon ausgehen, dass Minimum fünf Einstellungen gedreht wurden. Da spielst du so eine Szene dann mindestens zwölf Mal, mit Proben bis zu zwanzig Mal. Das dauert dann bis zu vier Stunden, bis die Szene im Kasten ist. Die ganze Zeit dann die Spannung und das Gefühl aufrecht zu halten – das ist die Aufgabe und die Schwierigkeit. Heute ist das ein bisschen leichter. Durch die verschiedenen Kameras wird gut die Hälfte der Zeit gespart. Das bringt allerdings auch mit sich, dass man viel schneller sein muss. Das Tagespensum erhöht sich. Da musst du dann wirklich auf zack sein und deinen Text parat haben. Ich persönlich mag es ganz gerne, wenn man sich nicht zu sehr mit einer Szene aufhält sondern im Fluss bleibt. So kommt mir diese Form der Arbeit entgegen. Doch das Tagespensum ist straff. Auch für das Team – die Umbauten, die Motivwechsel. Das ist schon alles sehr viel hektischer geworden.
Krimi und SOKO sind beliebt. Warum denken Sie, ist das so?
Für einen Drehbuchautor ist der Krimi ein Quell der Freude. Es können immer wieder neue Geschichten erzählt werden. Du kannst aus jedem Kriminalfall ein Einzelschicksal erzählen. Kannst die Kommissare involvieren, so dass sie an diesen Schicksalen teilnehmen können oder vielleicht selbst Teil des Verbrechens sind. Dann gibt es immer wieder neue Konstellationen. Man kann in harte Abgründe schauen und hat zum Schluss dann doch immer diesen Lösungsfaktor. Der Täter wird gestellt und der Fall gelöst. Du kannst mitraten und bist so während du schaust fast interaktiv dabei. Das bedeutet, der Zuschauer ist immer auch gefordert. Spannung – Unterhaltung – Lösungsmoment. Also, für mich ist es schon klar, warum Krimis (es gibt unzählige) so gut funktionieren. Auch in Romanform.
Welches Musikgenre ist Ihnen das liebste?
Ich höre fast alles, außer Schlager und Speed Metal. Ich bin da relativ weit gesteckt. Manchmal bin ich von mir selbst überrascht, wofür ich mich begeistern kann. Lächelt. Mein Sohn entdeckt gerade den Hip Hop der 1990er Jahre und auf seine Frage, was ich damals so gehört habe, reflektiere ich das. Da bin ich dann wieder in die Musik eingestiegen und ich kann mich total in dieses Lebensgefühl von damals versetzen.
Sie sind sehr sportlich. Sie laufen Marathon?
Ja, wobei das im Moment ein bisschen eingeschlafen ist, da der Berlin Marathon die vergangenen zwei Jahre nicht stattgefunden hat. Aber ich bin ihn fünf Mal gemeinsam mit einem Freund gelaufen.
Wie lange müssen Sie für einen Marathon trainieren?
Ich bin immer schon gelaufen und fand das immer so toll, dass man das so einfach in sein Leben einbauen kann. Man nimmt die Sportschuhe mit und egal wo man ist – man kann einfach laufen gehen. Allerdings konnte ich mir lange nicht vorstellen länger als eineinhalb Stunden zu laufen. Ein Freund hat mich dann zum Marathon gebracht. Wenn du dann ganz ernsthaft dein Trainingsprogramm verfolgst, kannst du das mit dem Marathon in vier bis fünf Monaten schaffen. Bin in der Trainings- und Vorbereitungszeit sechs Mal die Woche gelaufen. Zwei Monate vor dem Marathon heißt es dann um sechs Uhr morgens aufstehen und rein in die Laufschuhe.
Welche Phasen gibt es beim Marathon?
Ich habe meinen ersten Marathon als unglaublich schön empfunden. Sonst hätte ich auch keine weiteren vier gemacht. Lacht. Du läufst los, bist gut vorbereitet, hast gut trainiert. Man genießt beim Lauf dann diese Atmosphäre. Die Läufer, die Zuschauer am Wegesrand. Das trägt dich bis Kilometer 16. Bis dahin merkst du gar nichts. Dann folgt ein Runners-High. Das geht durch bis Anfang Kilometer 20. Ab dann merkst du was – aber es geht noch. Du funktionierst. Nach 30 Kilometern kommt man dann auf den Ku'damm. Da bekommst du dann so einen Schub. Doch bei Kilometer 37 kommt dann der „Mann mit dem Hammer“. Lacht. Dann gibt es nur noch eins: „Schmerz weg beißen“. Und dann im Ziel bist du einfach nur glücklich und vollkommen fertig. Lächelt. Ich habe gerade noch mit meinem Yogalehrer gesprochen, er meint: „Ich hasse es Yoga zu machen aber ich liebe es getan zu haben“. Genau so ist es. Wenn man es gemacht hat, ist es ein beglückendes Gefühl.
Das ist beim Tango tanzen anders – da ist man schon währenddessen glücklich. Tanzen Sie Tango?
Ich hab es schon einmal versucht aber ich kann es nicht. Lacht.
Darf ich Sie zum Abschluss noch fragen, ob Sie gerne reisen und eventuell auch einen Sehnsuchtsort haben?
Ich reise für mein Leben gern und unser Sehnsuchtsort ist Costa Rica. Da wollten wir eigentlich im vergangenen Jahr wieder hin.
Dann waren Sie schon öfter dort?
Zwei Mal. Wir wollten auch direkt nach dem zweiten Mal wieder hin. Das war 2009. Doch wir haben uns dann gesagt, dass wir auch noch was anderes von der Welt sehen wollen. Und, wir haben viel gesehen. Aber überall wo wir waren haben wir uns gesagt: „Schön, aber nicht ganz so schön wie Costa Rica“. Lächelt.
Wahrlich ein Sehnsuchtsort
Ja, wirklich.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie, dass Sie ganz bald wieder Ihren Sehnsuchtsort besuchen können. Vielen Dank für das tolle Gespräch.
'Ich hab bei einem Dreh in Russland Menschen auf einem öffentlichen Platz
Tango tanzen sehen. Das hat mich total geflasht'
Helgi Schmid
Im Gespräch mit Helgi Schmid „Immer der Nase nach“ Donnerstag, 26. August 21, ZDF 20.15 Uhr
Inhalt/Auszug:
Aussortiert – und das mit knapp 50! Beruflich wie privat fühlt sich Schaufensterdekorateurin Tanja (Claudia Michelsen) ins Off gelegt. Aber sie reckt mutig das Kinn. Natürlich kann sie noch mithalten!
Tanja erfährt Bestätigung durch Nick (Helgi Schmid), einem Schreiner in den Mitdreißigern, den sie auf einer Party kennenlernt. Sie üben aufeinander eine prickelnde Anziehungskraft aus, die Tanja nach und nach auch zu genießen lernt.
Im Gespräch mit Helgi Schmid
Marion Graeber im August 21
Hallo Herr Schmid. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich.
Gerne doch!
Sind Sie gerade in Mannheim?
Ja, ich bin in Mannheim.
In Mannheim gibt es die besten Dampfnudeln.
Ist das so? ... Beim Grimminger?
Ja, genau.
Ich sehe Sie kennen sich aus mit Dampfnudeln in Mannheim. Lacht. Der Grimminger ist direkt bei mir gegenüber. Ich werde nachher gleich rübergehen und das testen. Und wenn mich das nächste Mal jemand fragt, warum ich als Schauspieler in Mannheim und nicht in Berlin wohne, sage ich, dass es in Mannheim einfach die besten Dampfnudeln gibt. Lacht.
Nicht nur ich hab einen Bezug zu Mannheim. Auch Sie haben einen Bezug zu Stuttgart. Sie haben nämlich hier an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst studiert.
Ja, das stimmt. Ich habe im Jahre 2005 mit meinem Studium in Stuttgart begonnen und 2009 bin ich für mein erstes Engagement nach Freiburg gezogen. In Stuttgart habe ich anfangs in Untertürkheim, in einem Studentenwohnheim gewohnt. Für die ersten beiden Jahre war das super. Aber irgendwann war ich dann doch froh, eine Wohnung direkt oberhalb der Musikhochschule gefunden zu haben und so der morgendliche Weg etwas kürzer wurde.
Würden Sie sich als Stadtmenschen bezeichnen?
Ich war kürzlich bei Freunden im Pfälzer Hinterland. In einem Haus mit fantastischem Blick über die Weinreben. Da dachte ich „wow“, das hat durchaus seinen Reiz. Und das obwohl ich tendenziell lieber in der Stadt lebe. Es könnte also gut sein, dass sich meine Einstellung in den nächsten Jahren ändert. Egal ob Stadt oder Land, ich schätze mich glücklich durch meine Arbeit viele unterschiedliche Orte kennenzulernen und regelmäßig in andere Lebensentwürfe eintauchen zu können. Ein Privileg.
In „Immer der Nase nach“ spielen Sie den Mitdreißiger Nick der sich in eine 15 Jahre ältere Frau verliebt. Was denken Sie – Liebe kennt kein Alter?
Ja. Lacht. Auf jeden Fall. In Filmen wird oft die Geschichte erzählt, dass ältere Männer jüngere Frauen haben. Dass der Altersunterschied umgedreht stattfindet, wird selten erzählt. Für mich ist das nicht verständlich, schließlich kennt Liebe eben kein Alter.
Worauf legen Sie in einer Beziehung wert?
Ich lege Wert darauf, dass man nie aufhört miteinander zu sprechen. Es ist wichtig, dass der Partner oder die Partnerin begreift, wo man selbst gerade steht und was einen beschäftigt.
Ich sage immer, man muss sich immer mal wieder updaten.
Ja.
Was mögen Sie am Drehbuch „Immer der Nase nach“? Es sind einige Themen enthalten, wie beispielsweise: Altersunterschied, Umweltaspekte, Beziehung generell - zur Tochter, zur Mutter, Frau ab 50 auf dem Arbeitsmarkt, Jugendsprache und so weiter...
Das Drehbuch hat einen tollen Humor. Das habe ich von Anfang an so empfunden und das hat mir super gefallen. Dadurch fließt die Geschichte und behält ihre Leichtigkeit trotz all der großen Themen. Und meine Figur Nick finde ich spannend, weil er so wunderbar unbelastet ist und sich einfügt. Nichts verurteilt. Das Drehbuch erzählt kleine Weisheiten und beleuchtet nebenbei die großen Themen unserer Zeit.
Der Zuschauer kann sich mit den Themen befassen, die für ihn wichtig sind.
Ja, wie bei einem Kunstwerk, gibt es Raum für Interpretation. Es geht nicht nur um zwischenmenschliche Konflikte, sondern auch um ganz unterschiedliche gesellschaftliche Themen. Das hat mich berührt und macht diesen Film ganz besonders.
Man wird als Zuschauer praktisch von einem Thema berührt, nimmt die anderen Inhalte aber auch mit...
Genau, so sehe ich das auch.
Sie spielen unterschiedliche Rollen in verschiedenen Formaten. Unter welchen Kriterien suchen Sie sich Ihre Rollen aus?
Ich suche nach Rollen, bei denen ich neue Seiten zeigen kann. Ich mag Herausforderungen. Es reizt mich, immer wieder neu herauszufinden, wie ich Charaktere und Geschichten umsetzen kann. Entweder gibt mir eine Rolle die Möglichkeit etwas, was mir liegt, weiter zu erforschen oder ich suche nach einem Charakterzug, der nicht der eigene ist, um ihm auf den Grund zu gehen.
Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?
Die Schauspielerei hat mich immer schon begleitet. Ich habe es immer schon gemocht, Aufmerksamkeit zu bekommen. Lächelt. Ich habe jahrelang Klarinette gespielt und stand mit Musikinstrument auf der Bühne. Ohne Instrument auf die Bühne zu gehen, habe ich mich anfangs aber nicht getraut. Irgendwann war ich dann in einer neuen Musik AG, in der sich die Grenzen zwischen Musik und Schauspiel verschoben haben. Eine hilfreiche Überleitung. Danach war ich bereit für die Theater AG und wollte unbedingt Schauspiel studieren.
Wie alt waren Sie als sich das so entwickelte?
Da war ich so 15 Jahre alt.
Ihr Bruder, Stefan Karl Schmid ist Jazzsaxophonist. Welches Musikgenre mögen Sie gerne?
Ich liebe Jazz. Vielleicht auch, weil mein Bruder immer Jazz spielte, während ich meine Hausaufgaben gemacht habe. Lächelt. Ich selbst spiele alles mögliche. Meistens hat die Musikauswahl dann auch etwas mit der Theaterbühne zu tun und ist somit mit dem Schauspiel verbunden.
Haben Sie einen Bezug zum Tango Argentino?
Wir hatten Tanzunterricht in der Schauspielschule. Flamenco. Bei Tango muss ich immer an ein Erlebnis in Russland denken: während Dreharbeiten bin ich mit einem Kollegen auf der Moskwa Boot gefahren. Die Sonne ging langsam unter und rechts vom Fluss tauchten plötzlich Menschen auf, die auf einem Platz Tango tanzten. Ich war total geflasht und hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit Tango Argentino im Moskauer Sommer. Ein wundervolles Bild.
Sie sind künstlerisch in ganz verschiedenen Bereichen unterwegs. Wie wichtig ist es Ihnen, künstlerisch so breit gefächert aufgestellt zu sein und macht alles gleichermaßen Spaß?
Für mich ist es erfüllend, ganz unterschiedliche Disziplinen ausüben zu können. Die Herausforderung liegt darin, immer einen Schritt weiter zu gehen. Bei jedem Drehbuch, jeder Rolle herauszufinden, wie weit ich in die Charaktere rein gehen kann. Bei jedem Feature zu versuchen es noch besser zu durchdringen, so dass der Zuhörer den größten Wert daraus ziehen kann. Gleich was ich tue, immer wieder hineinzuspringen, neue Erkenntnisse zu gewinnen und dadurch als künstlerische Persönlichkeit zu reifen, das ist für mich der Spaß an der Arbeit.
Wenn Sie wählen könnten zwischen einem Spaziergang zu früher Morgenstunde oder einem Spaziergang in der Abenddämmerung – was würden Sie wählen? Im Film sagt Nick, er könne vor vier Uhr nachts nicht schlafen gehen…
Ja. Das war die Rolle. Ich schlafe sehr gerne schon vor vier Uhr nachts. Lacht. Ich bevorzuge den Spaziergang in der Abenddämmerung.
Reisen Sie gerne und haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Island ist für mich ein totaler Sehnsuchtsort. Das Land, aus dem meine Mutter kommt. Neulich war ich für Dreharbeiten in Hamburg. Dort habe ich wieder gemerkt, wie das Meer und der Wind diese Sehnsucht in mir weckt. Es wird wieder Zeit einen Sommer dort zu verbringen.
Dieses spezielle Licht im Norden...
Das ist abgefahren. In Island ist jeder ein super Fotograf egal, wie und wann man dort ein Foto macht. Das Licht ist klarer und die Farben kräftiger, dazu noch diese Landschaft. Ein Traum.
Ich hoffe, dass wir ganz bald wieder unbeschwerter reisen können... Ich danke Ihnen ganz lieb für dieses wirklich schöne Gespräch, lieber Herr Schmid.
Ich danke Ihnen sehr. Und jetzt gehe ich direkt rüber zum Grimminger und teste das mit den Dampfnudeln. Lacht.
'Mein erstes Musikinstrument war das Akkordeon'
Tom Beck
Getrennt und doch im selben Haus abwechselnd wohnen – das ist „Nesting“, ein besonderes Modell für Trennungsfamilien. Dessen Vor- und Nachteile im Alltag durchleben Julia (Bettina Lamprecht), Noch-Ehemann Robert (Matthias Koeberlin) sowie ihre gemeinsamen Kinder Marie (Lola Höller) und Maxi (Linus von Emhofen). Die Komödie inszenierte Regisseur Tobi Baumann nach dem Drehbuch von Stefan Betz. „Nestwochen“ Komödie Donnerstag, 19. August, 20.15 Uhr
Im Gespräch mit Tom Beck
Marion Graeber Juli/August 21
Hallo Frau Graeber, ich grüße Sie.
Und das im schwäbischen Dialekt. Ich freue mich. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben, Herr Beck.
Ja, ich hab es mal probiert. Aber vielleicht blieb es bei einem Versuch.
Das war perfekt. Wir würden Sie einbürgern. Sind Sie gerade in Berlin?
Ja, ich wohne in Berlin und bin auch hier wenn ich drehfrei habe. Momentan bin ich unter der Woche in München.
Kommen Sie mit Dialekt auch gut durchs Berliner Leben?
Ja, det is schon so, dass mir och der Berliner Dialekt jut jefällt. Lacht.
Die Komödie „Nestwochen“ spielt in Köln und Umgebung. War Ihnen „Nesting“ bereits vor Drehbeginn ein Begriff?
Ja, ich hab das tatsächlich schon mal gehört. Aber das war wirklich unmittelbar vor dem Dreh. Ich kenne das Prinzip „Nesting“ jedoch nicht aus meinem persönlichen Umfeld.
Was hat Sie am Drehbuch gereizt und wie beschreiben Sie den Charakter Ihrer Rolle (Dr. Sascha Dombrowski)?
Also ich sag mal so, das ist ja schon ein sehr kostenintensives Modell. Als Schwabe würde ich sagen, dass das a bissle teuer isch. Lacht. Aber ohne Witz – das ist schon ein Modell, das muss man sich leisten können. In meiner Rolle als Sascha hat mich das Thema nicht so getroffen. Ich bin ja quasi nur das Trostpflaster für Julia. Vielleicht der Mann, den man sich mal nimmt, um auf andere Gedanken zu kommen. Um sich bestätigt zu fühlen. Aus Julias Sicht ist das, glaube ich, auch nicht dazu gedacht, etwas ernstes zu werden. Julia tut da eine Bestätigung einfach gut. Natürlich sind auch für Männer Bestätigungen wichtig, ich will da gar nicht gendern, aber vielleicht haben es Männer ein bisschen leichter jemanden kennenzulernen. Gerade auch nach so einer Trennung. Sascha ist sehr bemüht, manchmal auch etwas zu sehr. In erster Linie möchte er ja eigentlich gefallen und maximal gut ankommen. Für ihn ist die Karriere das wichtigste und er ist sich ja auch selbst irgendwie immer am nächsten. Und doch, Sascha kommt Julia irgendwie gerade recht.
Für Julia scheint es aber auch o.k. zu sein. Sie macht nicht den Anschein, dass Sie von einer Beziehung in die andere gehen möchte…
Ja, das glaube ich auch nicht. Aber Sascha vermittelt da so einen Eindruck, dass man auf die Idee kommen könnte, er suche etwas für länger. Da spult sich so ein Mechanismus bei ihm ab. Dabei möchte er doch nur gemocht werden.
Sie haben Ihre Ausbildung an der Bayerischen Theaterakademie in München im Studiengang Musical gemacht. War es Ihnen von Anfang an klar im Bereich Musik und Schauspiel aktiv sein zu wollen?
Nein, gar nicht. Ehrlich gesagt war mir von Anfang an klar, dass ich in Richtung Musik gehen will. Das mit dem Musical, das kam, weil ich in einem Laien-Musical in der Nähe von Nürnberg mitgespielt habe. Nach dem Abi und der Bundeswehrzeit hatte ich dann keine Ahnung, was ich machen soll. Da hab ich erfahren, dass man auch Musical studieren kann. Dachte ich mir „Was gibt es denn geileres?“. Daraufhin hab ich mich beworben und wurde genommen. Zu der Zeit hatte ich mit der Schauspielerei noch gar nicht viel am Hut. Ich hab also Musical gemacht und besetzte eine Hauptrolle. Über ein Casting bin ich dann aber eines Tages auf einen Agenten gestoßen. Er hat mich gefragt, ob ich nicht auch Bock auf TV habe. Klar hatte ich. Und so bin ich da rein gerutscht. Ich glaube, ich war für die bayerische Theaterakademie damals ein willkommenes Geschenk – da ist einer, der hat zwar keine Ahnung vom Filmgeschäft, bringt aber wahnsinnig viel mit und hat Lust darauf zu spielen. Den können wir formen so wie wir ihn brauchen. Aber so ist das ja manchmal, wenn man Dinge nicht so fokussiert, nicht zu verbissen an Dinge herangeht und es vielleicht zu sehr will - ich hatte ja einfach auch nichts zu verlieren. Hab vorgesprochen und wurde im Anschluss in Berlin und München direkt genommen.
Sie spielen Akkordeon, Orgel, Klavier, Schlagzeug und Gitarre. Stimmt diese Reihenfolge?
Ja, das Akkordeon war mein erstes Instrument. Meine Mutter hat mir auf meinem Miniakkordeon damals Farben aufgeklebt. Nach denen hab ich gespielt. Dann kam die Orgel. Aber das hat nichts mit einer Kirchenorgel zu tun. Es war eine Heimorgel, so eine, die in den 1980er Jahren ein absoluter Hit war. Bei uns im Dorf hat sich dann auch so eine Fahrgemeinschaft gebildet, weil wir mindestens immer fünf Kinder waren, die zum Unterricht gefahren werden wollten.
Das Akkordeon ist dem Bandoneon nahe. Mögen Sie den Tango Argentino?
Mag ich schon, aber ich kann ihn nicht spielen. Hab es noch nie versucht. Das Akkordeon ist bei mir eher volkstümlich behaftet. Auch in den Bands, in denen ich das hätte spielen können, hätte es eher eine französische Note bekommen.
Wie sieht es mit Tango tanzen aus?
Nein, das hab ich auch noch nicht gemacht. Das mit dem Tanzen ist auch schon viele Jahre her. Die Akademie habe ich 2003 abgeschlossen. Seitdem hab ich nicht mehr großartig viel getanzt. Als Tänzer würde ich also nicht mehr durchgehen. Da müsste ich mich schon ordentlich dehnen und vielleicht ein halbes Jahr Yoga machen.
Ihre 4B Tour konnte 2020 auch aufgrund der Pandemie eigentlich nicht stattfinden. Sie haben Autokinokonzerte gegeben. Wie ist es für Sie, hoffentlich bald wieder vor Publikum spielen zu können? Wie wichtig ist Ihnen die Interaktion mit Ihren Zuhörern? Fehlt Ihnen das?
Ja, total. Es ist schon grausam, dass so viele Dinge verschoben werden mussten. Mich hat das vergangene Jahr nicht ganz so hart getroffen wie die Menschen, die ihr Leben im Live-Geschäft haben. Aber, ja, wir freuen uns sehr darauf, wenn wir wieder direkt vor den Menschen spielen dürfen.
Ich liebe Clubkonzerte..
Ja, ich auch und ich kenne es fast gar nicht anders. Bei mir sind die Konzerte in einer Clubgröße von 600 Besuchern. Das ist ein überschaubarer Bereich, wo man auch in die Interaktion mit den Zuhörern gehen kann. Und das ist mir auch sehr wichtig. Meine Konzerte leben davon. Ich möchte mit dem Publikum zusammen eine gute Zeit haben und es integrieren. Habe aber auch schon bei Konzerten mit über zehntausend Menschen gespielt, beispielsweise als Vorband von Sunrise Avenue, da hab ich es auch geschafft, das Publikum mit einzubeziehen. Das ist ein Credo. Aber ja, im kleinen Rahmen ist es intimer aber ich möchte auch, dass sich die Besucher meiner Konzerte bei größeren Events angesprochen fühlen.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Die variieren mit Sicherheit aufgrund meines Berufes und meiner örtlichen Veränderung, die ich immer wieder vornehmen muss. Ich glaube auch, dass das ein bisschen durch Jahreszeiten und Stimmung beeinflusst wird. Mal sind es die Berge, mal das Meer. Grundsätzlich hängt es sehr davon ab, mit wem man da unterwegs ist. Solange das meine Familie ist, ist alles gut. Hauptsache wir sind zusammen.
Lieben Dank, Herr Beck für das so schöne Gespräch. Das hat Spaß gemacht. Danke.
Tschüssle
'Ich tanze gern. Tanzen ist was Wunderbares'
Saskia Vester
„Marie fängt Feuer“
ZDF Sonntag, 09. Mai und 16. Mai, jeweils 20.15 Uhr - Neue Folgen der Herzkino-Reihe
„Marie fängt Feuer – Spiel des Lebens“
Marie gelingt es gerade noch rechtzeitig, zwei Kinder auf einem See zu retten. Ihr Vater hatte sie einfach vergessen. Seit dem Tod seiner Frau verfällt er immer mehr seiner Spielsucht. Und auch Philipp, der Vater von Maries Sohn Max, scheint zu vergessen, dass er Vater ist. Er verschwindet einfach und lässt den enttäuschten Max zurück. Marie muss ihre Familie schützen und entscheidet, dass Philipp keinen Platz in ihrem Leben hat. Sie will einfach das gemeinsame Leben mit Stefan genießen. Und so überraschen sich Marie und Stefan gegenseitig am Polterabend von Angie und Marco mit ihrem spontanen Entschluss, endlich zu heiraten.
„Marie fängt Feuer – Coming out“
Ausgelassen feiern die Wildegger die Hochzeit von Marie und Stefan. Endlich haben sie sich das Jawort gegeben. Dabei ahnen sie nicht, welcher Schicksalsschlag ihnen allen bevorsteht. Parallel findet Marie heraus, dass Stefans Seitensprung nicht ohne Folgen geblieben ist. Er wird wieder Vater. Eine erneute Prüfung für die beiden. Doch Marie ist klar, dass Stefan zu seinem Kind stehen muss – genauso wie sie zu ihrer Beziehung steht. Max ist frisch verliebt. In seine Mitschülerin Kirsten. Doch deren Leben gerät völlig aus den Fugen als sie ihren Vater beim Fremdgehen erwischt – mit ihrem Sportlehrer. Vollkommen überfordert sucht Kirsten die Hilfe von Marie.
Im Gespräch mit Saskia Vester
Marion Graeber
im April 2021
Hallo liebe Frau Vester, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Freue ich mich sehr. Sind Sie in München?
Ja, wir sind zuhause.
Sind wir gar nicht so weit voneinander entfernt…
Genau. Lächelt. Quasi um die Ecke…
Für „Marie fängt Feuer“ waren Sie tatsächlich auch quasi um die Ecke. Gedreht wurde und wird in den Ammergauer Alpen. Wie weit ist das von Ihnen entfernt und wie viele Drehtage sind jeweils angesetzt?
Ich fahr von hier gute eineinhalb Stunden bis zum Drehort. Drehtage sind das immer so ungefähr 21.
Entstanden sind nun bereits die Filme 11 und 12. Im Jahre 2016 kam „Marie fängt Feuer“ das erste Mal im TV. Wie ist es nach den Drehpausen wieder auf die SchauspielkollegInnen zu treffen?
Herrlich. Das ist einfach herrlich. Beim Kindermädchen Henriette stoße ich immer wieder auf ein neues Team und bin mit allen möglichen Sprachen konfrontiert. Da genieße ich es sehr ans Set von „Marie fängt Feuer“ zu kommen. Das ist so „coming home“. Lächelt. Alles ist irgendwie gemütlich. Wir haben eine so schöne lockere Atmosphäre, so unaufgeregt. Man kennt sich, hat keine weite Anreise - das tut einfach gut.
Was hat Sie am Drehbuch und an Ihrer Rolle Irene Reiter gereizt?
Die Figuren Irene und Ernst Reiter, finde ich sehr amüsant. Wie die immer miteinander kappeln und sich streiten. Ich mochte die Irene von Anfang an. Ihre Bodenständigkeit und ihre Klarheit.
Wie viel Saskia Vester ist in Irene Reiter?
Ich sehe mich nicht so sehr in Irene Reiter. Natürlich ist man in jeder Figur auch ein bisschen selbst zu finden. Das macht es auch authentisch. Das muss so sein. Aber ich bin schon ein anderer Typ. Ich bin nicht so pragmatisch und so cool wie Irene.
In „Marie fängt Feuer“ werden immer auch aktuelle Themen behandelt. Wie wichtig ist es Ihnen, dass gesellschaftlich relevante Themen in TV Filmen ab und an behandelt werden?
Das ist mir eigentlich gar nicht wichtig. Wichtiger ist, dass man eine gute Geschichte erzählt. Auch wie man sie erzählt. Und, dass sie gut geschrieben ist. Es hängt auch ein bisschen vom Genre ab, wie man gesellschaftlich relevante Themen behandeln kann. Bei „Marie fängt Feuer“ ist das eine Mischform. Eine Unterhaltungssendung mit privaten Themen. Und, beim Film ist man per se bei der Unterhaltung - sonst würden wir eine Dokumentation machen. Lächelt.
Musik unterstützt Emotionen. Auch im Film. Haben Sie ein Lieblingsgenre?
Musik hängt für mich mit Stimmung zusammen. Ich höre gern Reggae, Jazz, Pop aus den 1980ern und auch Country Musik. Was ich nicht so gerne höre ist klassische Musik – die macht mich eher traurig.
Ich habe gelesen, Sie mögen gerne die Natur und im speziellen Ihren Garten. Stimmt das?
Lacht. Ja, das stimmt. … Aber welcher Mensch mag keine Natur? In der Natur tanken wir Kraft. Ohne Natur wären wir nicht auf dieser Erde.
Das stimmt. Aber, es gibt auch ausgesprochene Stadtmenschen….
Ja, da haben Sie recht. Für mich ist beides wichtig. Wir wohnen am Stadtrand und ich kann die Stadt haben, wenn ich will und bin der Natur trotzdem nahe. Das finde ich ideal.
Auch habe ich bei meiner Recherche gelesen, dass Sie Flugangst haben. Nun sind Sie mit „Das Kindermädchen“ weltweit unterwegs.
Ja. Lacht. Was soll man machen, wenn man so eine tolle und fantastische Rolle angeboten bekommt. Dann muss man das machen und eben reisen. Aber eigentlich ist das Reisen persönlich gar nicht mein großer Wunsch. Gerade auch wegen meiner Flugangst. Außerdem reise ich wirklich viel. Ich packe im Jahr zirka zwanzig Mal meinen Koffer ein und aus. Lacht.
In der Folge „Das Kindermädchen – Südafrika“ fliegen Sie in einem kleinen Sportflugzeug. Haben Sie das tatsächlich gemacht?
Nein. Das war im Studio. Aber ich habe gerade im vergangenen Jahr „Das Traumschiff“ gedreht. Wir waren auf den Malediven und ich musste in ein kleines Wasserflugzeug steigen. Das war für mich der Horror.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Mein Sehnsuchtsort ist da, wo meine Kinder sind und meine Familie ist.
Hatten Sie immer den Wunsch, Schauspielerin zu werden?
Ja, absolut. Ich hab schon mit fünf Jahren gesagt, dass ich Schauspielerin werden möchte.
Ich habe Sie in Interviews auch schon über Existenzängste bei SchauspielerInnen reden hören. Gerade in Corona Zeiten wieder ein großes Thema.
Ja, das ist richtig. Ich hatte jetzt unglaubliches Glück. Ich habe im vergangenen Jahr sechs Filme drehen dürfen. Fast so, als gäbe es kein Corona. Ich weiß das auch wirklich zu schätzen. SchauspielerInnen und TheaterschauspielerInnen die auf dem freien Markt sind, in der Selbstständigkeit, die haben es schwer. Es gibt zwar eine Corona Unterstützung aber man will ja auch spielen. Wir wollen spielen. Aber ohne Publikum können wir das nicht. Ein Musiker kann zuhause musizieren, ein Autor schreiben – wir SchauspielerInnen sind auf unser Publikum angewiesen.
Tanzen Sie gerne? Vielleicht auch den Tango Argentino?
Ja, ich tanze schon gern. Aber ich kann nicht so gut mit einem Partner tanzen weil ich immer führe. Lacht. Den Tango mag ich total gerne. Ich musste mal für einen Film Tango lernen. Das ist eine tolle Sache.
Was sind Ihre nächsten Projekte? Ich habe gelesen, „Marie fängt Feuer“ wird bereits ab dem 20. April weiter gedreht?
Das ist richtig. Und auch „Das Kindermädchen“ ist wieder mit neuen Folgen geplant. Außerdem hatte ich auch Theaterproben. Das Stück ist fertig geprobt und wir warten darauf die Premiere spielen zu dürfen. Eigentlich sollte die Premiere im März sein, nun ist sie in den Dezember verschoben.
Wie heißt das Stück?
„Willkommen bei den Hartmanns“ - es ist die Bühnenadaption des Films und ein richtig gutes Stück.
Vielen Dank, liebe Frau Vester für das schöne Interview
'Ich höre viel Jazz und auch viel Klassik'
Sabine Vitua
„Ein Tisch in der Provence“
Medical-Reihe im "Herzkino" ZDF, Sonntag, 11. April 2021, 20.15 Uhr und Sonntag, 18. April 2021, 20.15 Uhr
In ihrer gerade eröffneten Landarztpraxis kreuzen Véro (Friederike Linke) und Hugo (Nico Rogner) in zwei neuen Folgen der "Herzkino"-Reihe verbal die
Klingen. Und auch in Véros Familie gibt es Konflikte. So lüftet Mutter Thérèse (Sabine Vitua) ein jahrzehntelang gehütetes Geheimnis.
Im Gespräch mit Sabine Vitua
Marion Graeber April 2021
Hallo liebe Frau Vitua. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Freue ich mich sehr.
Da höre ich einen schwäbischen Dialekt. Lächelt.
Ja, meine Herkunft kann ich nicht wirklich verbergen...
Das Schwäbische ist mir sehr vertraut. Ich habe von meinem 10. bis 19. Lebensjahr in Isny im Allgäu gelebt.
Das ist schön...
Ich finde das sehr angenehm, dass wir heute an einem Nachmittag telefonieren können. Für mich als Nachtmensch ist das perfekt....Wie sieht das bei Ihnen aus?
Ich muss sagen, das hat sich jetzt doch alles durch die Pandemie etwas verschoben. Gerade dadurch, dass man am Abend nicht mehr so schön in die Restaurants gehen kann. An sich mag ich die Nacht sehr gerne. Ich hab aber das Problem, dass ich den Morgen auch so gerne mag. Wenn ich etwas arbeiten muss, mach ich das lieber morgens. Beispielsweise Text lernen. Dann wird es aber doch schwierig mit dem früh aufstehen, wenn man spät ins Bett kommt. Aber generell bin ich schon ein Mensch, der gerne spät ins Bett geht und den Abend und die Nacht genießt.
Da bleibt nicht viel Zeit zum Schlafen...
Ja. Lacht. Ich bin nicht so ein Freund des Nachmittags. Den könnte ich dann gerne 'wegschlafen'.
Das wäre auch eine Möglichkeit...
Man weiß ja leider, dass sich nicht alle Menschen nach den eigenen Bedürfnissen richten. Lächelt. Bei einem Drehtag kann ich dann leider nicht sagen, dass ich gern mal ein paar Stunden verschwinden würde. Aber die Menschen im Süden, die haben für mich so einen guten Rhythmus. Eine unglaublich lange Siesta ... und dann werden sie wieder aktiv. Das finde ich toll.
Das wäre tatsächlich meine nächste Frage gewesen. Die Lebensart in der Provence beispielsweise. Das wäre doch die Lösung für uns.
Absolut.
Wie haben Sie die Dreharbeiten für die Herzkino Medical-Reihe „Ein Tisch in der Provence“ empfunden? Ich habe gelesen, dass Sie die Provence auch als einen Sehnsuchtsort beschreiben...
Ja, das stimmt. Das empfinde ich wirklich so. Die Provence hat eine der schönsten Landschaften. Da bin ich sicherlich vom Allgäu geprägt. Ich mag es landschaftlich sehr gerne hügelig. Ich mag es nicht, wenn die Berge zu hoch sind aber dieses hügelige finde ich wunderschön. ... Und im Hintergrund, weit weg, die hohen Berge und das Wasser. Herrlich. Da bin ich in Berlin und Brandenburg natürlich aufgeschmissen. Lacht.
Ja, in Isny und generell die ganze Bodenseeregion, ist eine Region mit hoher Lebensqualität...
Ja, ich denke beispielsweise an die Möglichkeiten des Skifahrens und an das Schwimmen im Bodensee. Ich war auch lange in Zürich am Theater. Den Süden finde ich auch wirklich besonders schön.
Mütterlicherseits ist meine Familie aus Ravensburg....
Ah, das ist interessant. Unser Landkreis.
Wie lange wurde in der Provence gedreht?
Wir haben ja jetzt aktuell Teil drei und vier gedreht. Durch Corona war ich fast durchgängig, sprich zwei Monate, in der Provence. Es gab nur zwei Unterbrechungen. Das eine Mal war, als mein Mann 60 Jahre alt wurde. Da sind wir nach Mecklenburg gefahren. Das weitere Mal, da hatte ich eine Lesung in Isny.
Das war bestimmt eine intensive Zeit in der Provence...
Ja, das stimmt. Aber wir haben nicht ständig alle zusammen gesessen.
Jeder braucht auch mal Zeit für sich...
Ja, das hat sich immer wieder ganz gut gruppiert. An den Wochenenden waren wir dann des öfteren alle zusammen. Aber mit meiner Spieltochter, muss ich sagen, hatte ich eine sehr intensive und schöne Zeit. Wir haben auch zusammen gelernt. Das war toll.
Wie haben Sie den Lockdown in Frankreich zu dieser Zeit erlebt?
Das war natürlich sehr hart. Man durfte sich nur einen Kilometer vom Wohnort entfernen. Da waren wir wirklich froh, dass wir drehen konnten und auf diese Weise ein bisschen 'raus' kamen.
Gut, etwas 'zu tun zu haben'...
Ja, wir haben teilweise schon angefangen im Supermarkt rumzubummeln. Das war dann wie ein Ausflug. Man durfte ja nicht ans Meer oder sonst wo hin. Frankreich hat das sehr radikal gemacht aber sie hatten auch enorme Zahlen.
Haben Sie die Lebensart in der Provence trotzdem etwas genießen können?
Abends bei Austern und Wein draußen sitzen und Text lernen – ja, das war herrlich.
Extreme Lockdown Erfahrungen. Auch zuhause ...
Ja, das muss man schon sagen. Wir wurden auch munter so ein bisschen dicker. Wir waren ja viel zuhause und haben gekocht. Wenn man nicht mehr so viel erlebt, da ist man dann nur noch am essen... Mein Mann ist da viel disziplinierter. Ich hatte das Gefühl, ich esse für drei Personen. Lacht.
Sie kochen gerne?
Ja, ich koche gerne. Auch gern für viele Menschen. Und wenn man dann so zusammen sitzt – das finde ich toll.
Haben Sie ein Lieblingsgericht?
Ich bin nicht so sehr der Fleischliebhaber. Ich esse gerne variantenreich. Fisch und Meeresfrüchte mag ich wahnsinnig gerne. Ich bin aber auch sehr 'Pasta'. Ich könnte jeden Tag Nudeln essen.
Nudeln machen glücklich...
Absolut. Wenn man dann noch gute Zutaten verwendet, wie beispielsweise gute Öle und Gewürze. Herrlich. Ja, ich mag die südliche und auch die arabische Küche.
Wie charakterisieren Sie Ihre Rolle 'Thérèse'?
Thérèse ist für mich eine Festung, ein ganz harter Brocken. Eine sehr unglückliche Frau. Eine stolze Frau. Wir haben ja in der Provence dieses Haus, wie eine Burg – sehr unwirklich. Die Provence ist ja auch nicht so wahnsinnig lieblich, eher rau. Auch durch den starken Wind, den Mistral. Da muss man schon Kraft haben, dagegen standzuhalten. Mir kam es schon fast südspanisch vor. Stark, einsam, hart – so ist Thérèse. Sie ist sehr konservativ, sehr festhaltend an ihrem Status. Es ist so wichtig für sie, dass sie aus einer Arztfamilie kommt, dass ihr Mann Arzt war. Da war sie lieber unglücklich, als all das aufzugeben. Also, eine sehr schwierige Frau. Ihre Tochter ist diesem Leben zum Glück einmal ausgebrochen. Die Liebe zu ihrer Tochter hat Thérèse tatsächlich auch wach gerüttelt. Das finde ich besonders interessant.
Man sieht schon, dass sie starke Emotionen hat. Man sieht Schmerz, Liebe und Trauer.
Ja, absolut.
Das haben Sie toll verkörpert...
Das ist schön. Danke.
Haben Sie eine Lieblingsszene oder einen Part, der Sie besonders berührt oder herausgefordert hat?
Es war besonders schwierig meiner Tochter zu sagen, dass sie einen anderen Vater hat. Das war schon hart. So viele Jahre zu lügen und dann diesen Schritt zu gehen. Thérèse ist auch aggressiv - sie kann nichts mehr unternehmen, um das alles zu unterdrücken und damit kommt sie überhaupt nicht zurecht.
Das ist auch eine Verzweiflung...
Total. Ich glaube, wenn sie nicht so christlich wäre, würde sie sich aus dem Staub machen. Ich glaube wirklich, dass das ganz furchtbar ist, so etwas zu offenbaren. Ich muss sagen, diesen Mutter-Tochter-Konflikt finde ich schon unglaublich interessant.
Ich habe gelesen, Sie sind sehr modeaffin... Wie können Sie diesbezüglich auf Ihre Rolle Einfluss nehmen?
Man bespricht das, entschieden wird das aber vom Regisseur und von der Redaktion. Die südländischen Frauen haben ja immer so eine Eleganz. Die schwarzen Röcke bis über das Knie.. das ist für mich der Süden. Das ist eine ganz bestimmte Generation von Frauen. Es war mir sehr wichtig, dass Thérèse jemand ist, der auf sich selbst achtet. Auch in der größten Verzweiflung.
Was tragen Sie gerne?
Ich hab wahnsinnig gerne Hosen an. Ich liebe Kleider auch und finde Frauen in Kleidern wunderschön aber weil ich so praktisch und immer so schnell unterwegs bin hab ich viel Hosen an.
Sie können viele Sachen tragen und toll aussehen... Elegant.
Oh, mehr davon ... Lacht. Freue ich mich.
Ich habe gelesen, Sie lieben es zu reisen... Gibt es einen Ort, den Sie gerne noch einmal sehen oder einen, den Sie gerne noch besuchen wollen?
Da gibt es ganz viel. Ich würde wahnsinnig gern nach Neuseeland. Da war ich noch nie. Die Reiseführer stehen schon bereit. Und, was ich gerne wieder sehen würde ist Island. Da war ich schon zwei Mal. Ich fand es dort so aufregend schön. Ich liebe die Natur und die Städte. Ich würde auch wahnsinnig gerne wieder nach Rom. Und nach Paris – das ist schon fast ein Zuhause. Wenn wir schon über das Reisen sprechen... Istanbul würde ich auch gerne sehen, St. Petersburg... auch Litauen würde ich gerne bereisen. Zwei meiner engsten Freundinnen leben in Wien und Kopenhagen. Beides wahnsinnig schöne Städte. Helsinki, Finnland... auch wundervoll...
Ich finde auch Prag sehr besonders. Überall erklingt Musik. Insbesondere Jazz und Klassik...
Ich bin für einen Dreh sechs Wochen in Prag gewesen. Wunderschön.
Musik spielt auch in Filmen eine große Rolle. Musik hebt Szenen hervor, begleitet emotional... Was ist Ihr liebstes Musikgenre?
Ich hab gar nicht so im Kopf, wie das bei „Ein Tisch in der Provence“ ist... Mir ist das ehrlich gesagt bei Filmen oft zu viel Musik und somit manchmal auch zu manipulativ. Musikalisch bin ich persönlich gerade in der „The Mamas & The Papas“ Phase. So ein bisschen Hippie .. Ich höre aber auch Jazz und ganz viel Klassik. Ich würde mal sagen, außer Hip-Hop höre ich eigentlich alles.
Ja, wenn Sie das so sagen, fällt mir auf, dass Sie wahrscheinlich gar nicht wissen, welche Musik wo im Film zum Einsatz kommt...
Ja, ich weiß auch nicht, wie der Film geschnitten wird... Ich habe keine Ahnung und gehe ins volle Risiko. Lacht.
Das ist interessant. So hat ein Film also verschiedene Ebenen. Verschiedene Emotionen...
Ja, total. Es ist immer überraschend. Das fühlt sich oft nach drei Filmen an. Das Buch, das Schauspiel und dann der Schnitt mit der Musik.
Da denkt man als Zuschauer gar nicht unbedingt darüber nach...
Natürlich nicht. Das ist auch gut so.
Man sieht das Endprodukt..
Ja, ich glaube das ist auch ein großes Glück, wenn dann alles stimmt und richtig zusammen gekommen ist.
Ein Gesamtkunstwerk...
Ja, absolut.
Zur Musik gehört ja auch der Tanz. Tanzen Sie? Tango Argentino?
Den Tango Argentino hab ich auf der Schauspielschule gelernt. Das finde ich wahnsinnig interessant. Aber ich tanze lieber so für mich alleine. So ein bisschen freier und wilder.
Gefühle rauslassen ...
Ja, ganz genau.
Darf ich Sie zum Schluss noch fragen, ob Sie eine Traumrolle haben und ob Ihnen immer schon klar war, dass Sie gerne Schauspielerin werden wollten?
Nein, es war nie mein Traum, Schauspielerin zu werden. Das kam so. Eigentlich hätte ich gerne wissenschaftlich gearbeitet. Literatur interessiert mich bis heute am meisten. Mich über eine andere Rolle ausdrücken zu können, das finde ich aber auch sehr reizvoll. Musiker zu sein, das wäre vielleicht noch toller. Lacht. Ja, etwas neues zu erleben und zu verkörpern – das ist schon ein unfassbarer Anreiz. Das ist glaube ich auch das, warum man von diesem Beruf dann nicht mehr lassen kann. Ich mag auch die Vorarbeit, also das Erarbeiten einer Rolle, sehr gerne. Wie läuft die Figur, wie schaut so jemand ... Ja, ich glaube, diese Vorarbeit mag ich am liebsten.
Vielen, lieben Dank, liebe Frau Vitua. Das war ein so schönes, fröhliches Gespräch. Das war mir eine große Freude. Alles Liebe.
'Beats und lyrische Sprache, das ist etwas, was mir sehr am Herzen liegt und mir sehr gefält.
Elektronische Rhythmen mit klassischer Literatur'
Philipp Hochmair
„ Blind ermittelt – Tod im Fiaker“: Sophie (Patricia Aulitzky) besucht mit ihrem Bruder Alexander Haller (Philipp Hochmair) eine barrierefreie Ausstellung in der Privatbank Schachner, die von ihrer guten Freundin und Bankiersfrau Solveig (Florence Kasumba) kuratiert wird. Als deren Mann auftaucht, bricht er vor ihren Augen tot zusammen. Auch Sophie wird vergiftet, als sie Erste Hilfe leistet. Eindeutig ist Zyankali im Spiel. Niko (Andreas Guenther) hat beobachtet, dass sich der Bankier davor bei einem Kutscher Kokain besorgt hat, und wird in die Fiaker-Szene eingeschleust. Doch auch der Prokurist Dr. Hohmann (Gabriel Raab) und die junge Witwe Solveig scheinen etwas zu verbergen zu haben…
„ Blind ermittelt – Lebendig begraben“: Der Tag, an dem Ex-Kommissar Alexander Haller (Philipp Hochmair) durch einen Bombenanschlag seine Verlobte und das Augenlicht verlor, hat sein Leben für immer verändert. Als bei einem Mordopfer eine rätselhafte Notiz mit genau diesem Datum auftaucht, bittet ihn seine Nachfolgerin Laura Janda (Jaschka Lämmert) um Unterstützung. In den Polizeiakten stoßen sie auf eine Spur: An dem Tag des Anschlags gab es einen weiteren Todesfall. Ein Verdächtiger nahm sich in der Untersuchungshaft das Leben. Doch wie hängen die Fälle zusammen? Zusammen mit seiner rechten Hand Niko (Andreas Guenther) rollt der ehemalige Chefermittler den abgeschlossenen Fall wieder auf. Während Haller nach dem Mörder sucht, ist dieser ihm längst näher, als er denkt. Denn der Unbekannte hat auch mit dem Ermittler noch eine Rechnung offen.
An der Seite von Philipp Hochmair und Andreas Guenther spielen wieder Patricia Aulitzky, Jaschka Lämmert und Michael Edlinger. In Episodenrollen sind Florence Kasumba, Emily Cox, Gabriel Raab, Alexander Beyer u.a. zu sehen.
Das Erste „Blind ermittelt - Tod im Fiaker“, Donnerstag, 8. April und „Blind ermittelt - Lebendig begraben“, Donnerstag, 15. April
Folge 4 und 5 - jeweils um 20.15 Uhr
Im Gespräch mit Philipp Hochmair
Marion Graeber 01.04.21
Hallo lieber Herr Hochmair. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich sehr.
Natürlich...
Wo sind Sie gerade...
Ich bin in Wien.
Haben Sie auch so schönes, sonniges Wetter?
Ja, endlich Frühling.
Nun ist es wieder soweit und Das Erste strahlt zwei neue Folgen von „Blind ermittelt“ aus. Wurden die Filme im vergangenen Jahr unter Corona Bedingungen gedreht?
Ja, das war der heiße Sommer 2020 in Wien. Glühende Stadt. Es war meine erste Corona-Film-Erfahrung. Wir wurden alle regelmässig getestet und hatten sehr strenge Auflagen am Set. Zum Glück sind alle gesund geblieben und wir konnten beide Folgen erfolgreich zu Ende bringen..
Sicher auch ein extremes Erlebnis, plötzlich die Crew, das Team um einen herum mit Masken vermummt zu sehen...
Ja, das stimmt. Bis auf die Schauspieler hatten alle permanent Masken auf. Keine Reaktionen der anderen sehen zu können, war wirklich seltsam. Auf jeden Fall ein Verlust. Es ist immer schön, die Reaktion des Teams zu spüren.
Die Mimik fehlt…
Ganz genau.
Die erste Folge von „Blind ermittelt“ wurde im Jahr 2018 ausgestrahlt. Was hat Sie am Drehbuch und an Ihrem Charakter „Alexander Haller“ gereizt?
Das war eine ganz neue Herausforderung. So einen Ermittler gab es im Fernsehen bis jetzt noch nicht. Alexander Haller verliert bei einem Anschlag sein Augenlicht und muss von einem Tag auf den anderen damit zurecht kommen. Als Sehender weiß man vielleicht gar nicht, wie anders und gefährlich der Alltag für Blinde ist. Blinden Menschen auf diese Weise ein Forum zu geben, ist sicher ein wichtiger Aspekt dieser Reihe. Jeden von uns könnte dieses Schicksal jederzeit treffen.
Bei „Tod im Fiaker“ (Folge 4) wird der Zuschauer in eine Kunstausstellung mitgenommen. Dort sind Wege für Blinde installiert. Auch Säulen mit Erklärungen zur Kunst in Blindenschrift sind vorhanden. Eine tolle Sache...
Ja, eine schöne Vision, wie man Kunst für jeden zugänglich machen könnte. Ein Kunstexperiment.
Eine großflächige Umsetzung wäre wünschenswert...
Absolut. Dafür sind Filme auch da. Solche Dinge zu erfinden und auszuprobieren.
Wie herausfordernd ist es einen blinden Ermittler zu spielen? Ich habe gelesen, Sie haben sich it „Dialog im Dunkeln“ vorbereitet...
Genau. Das interaktive Museum „Dialog im Dunkeln“ von Blinden für Sehende in Hamburg und Wien hat mir auf der Suche nach dem Charakter und seiner Wahrnehmung sehr geholfen. Aber es war für uns alle eine Herausforderung, die Welt eines Blinden im Fernsehen für Sehende erfahrbar zu machen.
Gibt es eine Szene, welche Sie besonders berührt hat? ... Wobei diese Frage wahrscheinlich eine schwierige ist... sind Sie ja bereits bei Film 5 angelangt..
Was mir besonders gut gefallen hat ist tatsächlich die fünfte Folge „Lebendig begraben“, in der es darum geht, wie Alex Haller in seine Vergangenheit zurückgeworfen wird. Wo er nochmal in seinem Kopf überprüfen muss, was damals in den Tagen um seine Erblindung passiert ist. Er muss sich mit den Fehlern seiner Vergangenheit auseinandersetzen. Das war sehr spannend. Für den Zuseher stellt sich eine Art Innensicht her, in Alexander Hallers Gedanken. Wir mussten hier auch eine andere Ebene finden, damit der Zuschauer die Möglichkeit bekommt, mitzugehen – hinein in Hallers Welt. Das ist vielleicht auch der Unterschied zu anderen Krimis. Wir erleben Alexander Hallers Wahrnehmung ein Stück weit mit.
Sie haben sich schon früh mit Literatur und Kunst beschäftigt. Was bedeutet es Ihnen, künstlerisch tätig zu sein?
Wie auch bei „Blind ermittelt“ geht es ja in der Kunst um eine andere Wahrnehmung. Eine Erweiterung der Perspektive. Zu zeigen, dass es noch eine andere Realität neben der Alltagsrealität gibt. Damit zu spielen, ist letztendlich mein Anliegen. Auch, dass wir uns dieser anderen Realität widmen dürfen. Fernab der täglichen Sorgen. Es gibt die Welt der Fantasie, die Welt der Kunst. Darum freut es mich auch, dass Ihnen in Folge 4 aufgefallen ist, wie wichtig und besonders es ist, auch blinden Menschen eine Kunstausstellung zu ermöglichen. Man darf freier assoziieren und muss die Welt nicht immer nur so abbilden, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheint.
Gibt es eine Tageszeit, welche Sie besonders lieben? In welcher Sie Ihre Kreativität besonders gut leben können? Und vielleicht auch besondere Orte?
Wenn Sie mich nach einer Tageszeit fragen, ist die Nacht mein Freund. Wenn die Welt schläft und eine andere Konzentration und Ruhe einkehrt. Aber auch der Morgen, wenn sich das Leben regt und der Tag noch frisch vor einem liegt. Einen Ort kann ich jetzt nicht benennen. Ich versuche mich in Flexibilität zu üben und überall etwas Interessantes zu entdecken. Im Lockdown, wo man an einen Ort gebunden ist, ist das ja auch eine besondere Herausforderung. Wo sich der Bogen schließt und wir auch wieder bei „Blind ermittelt“ angelangen. Bei nicht sehenden Menschen ist es der Kosmos, der nach innen verlagert ist. Vielleicht ist man im Lockdown eben auch gezwungen, etwas mehr nach innen zu gehen. Man verzichtet auf das Reisen, auf eine Dynamik von außen. Man muss jetzt ins Innere reisen, herausfinden, wo man stattfindet, ganz ohne äußere Veränderungen. Sich neu entdecken, neue Wege gehen oder vielleicht auch gehen müssen...
Alexander Haller ist in „Blind ermittelt“ Jazzliebhaber. In „Jedermann“ und mit Ihrer Band „Die Elektrohand Gottes“ steht die Rockmusik im Vordergrund. Was ist Ihr liebstes Musikgenre?
„Jedermann Reloaded“ ist eine Solo-Adaption von Hoffmannsthals Stück „Jedermann“ mit Rockmusik. Unser neuestes Projekt ist wieder ein Crossover aus Literatur und Musik und heißt „Schiller Rave“. Es ist die Begegnung von Schillers Balladen mit Techno und elektronischen Beats. Also wenn Sie mich nach meiner Lieblingsmusik fragen – mich interessiert das Experiment klassische Literatur mit ungewöhnlichen Sounds zu konfrontieren und somit auch ein junges Publikum dafür zu begeistern.
Zur Musik gehört auch immer die Bewegung. Tanzen Sie gerne?
Natürlich… (lächelt) Gerade als Schauspieler mit Rockband ist dieses Crossover aus Theater und Rockkonzert oder Techno-Performance so konzipiert, dass es sich auf den Zuschauer übertragen soll. Es gab auch schon Vorstellungen, in denen Zuschauer von ihren Stühlen aufgesprungen sind und mitgetanzt haben. (lächelt) Das war ein Erlebnis, als wir beispielsweise in einem Schwimmbad Open Air spielten und die Menschen plötzlich anfingen zur Glocke von Schiller zu „dancen“ und zu „raven“.
In „Blind ermittelt - Tod im Fiaker“ fällt auf, dass alles bis ins Kleinste durchdacht ist. Überall im Film begegnet man Pferden...
Ja. (lächelt). In dieser Folge wird das Thema des Fiakers immer wieder zitiert. Das ist auch am Beispiel der beiden Musiker mit den Pferdeköpfen sichtbar. Sie sind stadtbekannte Wiener Straßenmusiker, die wir in den Film eingebaut haben.
Auch ist mir die Verschlusskappe einer Whiskey Flasche aufgefallen – ein Pferdekopf...
Diese Flasche stand zufällig in der Bar, in der wir gedreht haben. Die haben wir dann gleich verwendet.
Ich habe gelesen, Sie kochen gerne. Haben Sie ein Lieblingsgericht?
Ich koche am liebsten mit Dingen, die ich zufällig am Markt entdecke und noch nicht kenne. Ich lass mich dann treiben und schaue was passiert. Ich probiere gern aus. Das alles ist auch eine Form der Abenteuerlust. Man kennt ja das Sprichwort: „Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht“. Aber ich finde, dass man mit neuen Gerichten und Kochexperimenten seine Wahrnehmung lebendig halten kann.
In „Blind ermittelt“ geht es auch um tiefe Beziehungen. Wie wichtig sind Ihnen tiefe Begegnungen mit Menschen?
Das ist essentiell und macht unser Leben aus. Die tiefe Begegnung mit Menschen, so glaube ich, ist es, warum wir auf dieser Welt sind. Das ist auch für Alexander Haller besonders und entscheidend. Sein wichtigster Partner, seine Ehefrau stirbt bei dem Anschlag bei dem er auch sein Augenlicht verliert. Dieser Verlust des geliebten Menschen und die Erblindung ist sein großes Trauma. In der ersten Folge will er sich daraufhin auch das Leben nehmen. Ein Berliner Taxifahrer rettet ihn davor und wird zu seinem Freund. Er wird so mit einem Menschen zusammengeführt, den er früher vielleicht gar nicht wahrgenommen hätte.
Sich auf Menschen einlassen... Ein Gewinn für alle...
Ganz genau...
Darf ich Sie zum Abschluss noch fragen, ob Sie einen Sehnsuchtsort haben?
Mexiko City. Da wäre ich jetzt gerne. Da könnte man auch sicher viele exotische Kochexperimente wagen.
Vielen lieben Dank, Herr Hochmair. Das war ein schönes Gespräch und ich hab mich sehr gefreut, dass Sie Zeit für mich hatten.
'Ich durfte ein paar Mal in Filmen singen - das hat mir sehr viel Spaß gemacht'
Merab Ninidze
Foto: ZDF Stefan Erhard
Sechsteilige Primetime-Serie - Doktor Ballouz - immer donnerstags in Doppelfolge 08. April/15. April/22. April Dr. Amin Ballouz, Chirurg und Chefarzt einer kleinen Klinik in der Uckermark, ist kein gewöhnlicher Doktor. Knittriger Trenchcoat, kleiner Trabi und vor allem ein großes Herz im Umgang mit den Patienten sind seine Markenzeichen. Gemeinsam mit seinem Team ist er die letzte Bastion der medizinischen Versorgung in dem idyllischen, aber strukturschwachen Landstrich an der polnischen Grenze. Als junger Mann ist er aus seiner Heimat geflohen und genau dort, in der Uckermark, hängen geblieben. Aus Liebe zu seiner Frau Mara, aber ebenso zu dem Land und seinen Menschen, die ihn aufgenommen haben. Für ihn sind seine Patientinnen und Patienten und seine Kolleginnen und Kollegen seine Familie. Erst recht, seit Mara nicht mehr bei ihm ist. Ballouz ist Witwer. Seither arbeitet er noch mehr und verlässt die Klinik meist spät nachts. Zu Ballouz' Team gehören die Neurologin Dr. Barbara Forster, mit der ihn eine tiefe Freundschaft verbindet, Dr. Mark Schilling, ein zielstrebiger Oberarzt, sowie die Assistenzärztin Dr. Michelle Schwan, die in Ballouz ebenso einen Mentor findet, wie der rebellische Außenseiter Vincent, der im Krankenhaus als Reinigungskraft Sozialstunden leistet. Die Patientenfälle, mit denen es Dr. Ballouz zu tun bekommt, sind dramatisch und hochemotional. Und gleichzeitig spiegeln sich in ihnen aktuelle gesellschaftliche Themen wider.
Im Gespräch mit Merab Ninidze
Marion Graeber im März 2021
Hallo lieber Herr Ninidze. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich wirklich sehr. Sie rufen aus Wien an?
Natürlich, sehr gerne. Ja, ich bin gerade in Wien.
Im April sind sechs Folgen von Doktor Ballouz im ZDF zu sehen. Wurde im vergangenen Jahr gedreht?
Wir haben im Februar 2020 angefangen zu drehen und mussten am 18. März wegen Covid abbrechen. Ende Mai haben wir die Dreharbeiten dann wieder aufgenommen. Begleitet wurden die Drehs von zwei bis drei Tests die Woche. Auch die Hygienemaßnahmen wurden umgesetzt und die Einhaltung der Abstände zu den anderen Schauspielern. Aber wir haben das gut geschafft obwohl es nicht einfach ist unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Wir fühlen uns fast wie Helden. Lacht.
Was mögen Sie ganz besonders an Doktor Ballouz und was hat Sie an der Verkörperung dieser Figur gereizt?
Doktor Ballouz ist ein guter Mensch. Das hat er in sich. In sich trägt er aber auch diesen Schmerz über den Verlust seiner Frau, die ganz plötzlich und unerwartet gestorben ist. Doktor Ballouz nimmt sich Zeit für seine Patienten. Öffnet sein Herz. Doch nicht nur die Patienten profitieren davon. Auch er selbst. Denn mit dem Verlust seiner Frau ist so eine gewisse Leere in ihm entstanden. Nicht nur seine Mitmenschen brauchen ihn, auch er braucht sie damit er seine Sorgen und Schmerzen auf die Seite legen kann. Wenigstens für eine kurze Zeit.
Es sind sehr berührende Szenen und Momente entstanden...
Ja, danke. Die Szenen waren auch am Set für uns teilweise sehr berührend. Diese zu spielen war oft sehr emotional.
Man merkt Ihnen das an. Man möchte fast sagen, viele Szenen sind Ihnen wie auf den Leib geschneidert.. Sie strahlen eine Güte aus. Wie viel Merab Ninidze ist denn in Doktor Ballouz?
Ich glaube tatsächlich, dass ein Teil von mir in Doktor Ballouz ist. Die Rolle hat etwas in mir als Schauspieler angeregt, was in anderen Rollen nicht von mir verlangt wurde. Diese Menschlichkeit, die Wärme, die positive Haltung, aber auch diese Traurigkeit. Ballouz trifft auf die großen Fragen, worauf es keine Antworten gibt. Und trotzdem versucht er sich am Leben zu halten und nicht hinten runter zu fallen. Denn auch das hätte ihm leicht passieren können. Ich glaube die Figur hat einfach grundsätzlich auch eine Ähnlichkeit mit mir, mit meiner Geschichte. Ich bin erst mit meinem 30. Lebensjahr in den deutschsprachigen Raum gekommen. Ich hab kein Wort deutsch gesprochen und ich musste irgendwie überleben in dieser neuen Welt. Ich schätze, Ballouz ging es am Anfang seines Lebens auch so. Kriege, Bürgerkriege – man bekommt über diese Erlebnisse eine andere Sensibilität für Menschen. Menschen mit so einem Hintergrund, diesem Schicksal, sind für immer geprägt. Vielleicht sind das eben auch die Eigenschaften, die mich mit Doktor Ballouz verbinden. Die ich Doktor Ballouz auch leihen durfte. Ich hatte manchmal auch das Gefühl dafür, wie es Ballouz geht, da ich diese, meine Erfahrungen gemacht habe. Das passiert sehr selten in unserem Beruf. Wenn du ein Leben lang spielst, wird das auch etwas zur Routine. Wenn einen dann eine Rolle so mitreißt - es war eine Freude, diese Rolle zu verkörpern. Das hat mich persönlich sehr gerührt.
Man sieht bei Ihnen immer auch ein bisschen Melancholie… Ich habe recherchiert, dass Sie auch einen Bezug zur Musik und zum Gesang haben…
Ich bin oft in meiner Heimat Georgien und kenne dort viele Künstler. Ich hatte tatsächlich nie große Ambitionen, Sänger zu sein aber ich wurde zu verschiedenen Projekten von Musikern und Komponisten eingeladen. Lacht. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe aber nicht daran gedacht, dass ich das professionell mache. Bei uns in Georgien singt jeder Mensch. Das ist ganz normal und von Geburt an in uns angelegt. Singen gehört zur Kultur und ist ein Teil von gelebter Gemeinschaft. Deswegen war das für mich auch nichts besonderes. Lächelt. Ich durfte auch ein paar Mal in Filmen singen. Auch das hat mir viel Spaß gemacht.
Gerade der Bossa Nova steht Ihnen so gut. Das müssen Sie unbedingt weiter verfolgen…
Dankeschön, vielen Dank.
Welches Musikgenre mögen Sie besonders gern?
Meine Großmutter war Musiklehrerin. Obwohl ich nicht gerne Klavierunterricht gehabt habe, bin ich doch zehn Jahre in die Musikschule gegangen. Ich hab das aus großem Respekt und großer Liebe zu meiner Großmutter gemacht, obwohl ich das manchmal gehasst habe. Lacht. Gehasst ist übertrieben…. Aber als ich jung war, dachte ich, das passt irgendwie nicht. Heute bin ich sehr dankbar dafür, dass sie mich gezwungen hat. Lächelt. Ich hab auch über den Musikunterricht viel besser Sprachen gelernt und auch das Thema, wie erarbeite ich mir eine Rolle und lerne einen Text, ist mir über den musikalischen Unterricht leichter gefallen. Auch wie man Figuren in Nuancen unterschiedlich darstellen kann, ist mir über die Musik verdeutlicht worden. Ich habe also über den Musikunterricht viel gelernt, was mir heute als Fundament und Basis für die Schauspielerei dient.
Haben Sie schon mal den Tango Argentino getanzt?
Ich musste Tangounterricht für „Der Kameramörder“ nehmen. Das war vor ein paar Jahren. Aber als ich in Budapest zum Tangounterricht kam, war das irgendwie enttäuschend. Obwohl ich gern Tango tanzen möchte. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, aber ich war irgendwie unfrei.
Sich fallen lassen dauert manchmal….
Das stimmt. Lacht.
Der Film Doktor Ballouz spielt in der Uckermark. Wie haben Sie die Natur dort empfunden?
Die Uckermark. Lächelt. Ich wusste damals gar nicht, wo das ist. Ich bin zuvor nie dort gewesen. Als man mir sagte, dass es in die Uckermark geht, musste ich auf der Landkarte schauen, wo das ist. Ich finde die Landschaft unglaublich. Das ist ein bisschen so wie in der Toskana. Irgendwie auch ganz eigen. Als ich die Landschaft gesehen habe, war diese für mich vergleichbar mit der Seele von Doktor Ballouz. Irgendwie reich an Natur und doch auch leer. Das war für mich so ein bisschen die metaphysische Übersetzung. Das konnte ich umsetzen – diesen Zustand, hinein in die Figur. Das klingt vielleicht komisch, aber so etwas kann genau so passieren.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ich habe Sehnsucht danach, was vielleicht in meiner Jugend aufgehört hat. Der Bürgerkrieg in Georgien hat alles kaputt gemacht. Das hat die Menschen sehr geprägt. Es hat Jahre gedauert, aus diesem Trauma wieder herauszukommen. Das loslassen zu können. Ich habe die Sehnsucht nach einer gut aufgehobenen Kindheit an einem paradiesischen Ort. Aber das ist alles vorbei. Das ist weg. Und, man kann das nicht wieder haben. Aber diese Sehnsucht kann man sich manchmal wieder ein bisschen am Filmset erfüllen. In und mit einem kreativen Leben. Beim Filmset vergesse ich, dass ich diese Sehnsüchte habe, weil ich mich in Sehnsüchte von anderen Figuren hineinbegebe und mich mit ihnen beschäftige. Das ist sehr heilend.
Vielen Dank, lieber Herr Ninidze, dass Sie mir diese wundervollen Einblicke gewährt haben. Lieben Dank.
'Ich habe in Graz neben meiner Schauspielausbildung einen besonders tiefen Tango getanzt.
Dramatisch und sehr körperlich. Das hat mich sehr an das Schauspiel erinnert. Dieses nicht alles bekommen was man möchte,
dieses verhandeln, dieses knistern.'
Matthias Lier
Frühling 1945 – endlich Frieden in Europa. Drei junge Menschen stellen sich in der Schweiz der Nachkriegszeit grossen Herausforderungen. Die Sehnsucht nach einem Neuanfang ist riesig, aber die Vergangenheit lässt sich nicht einfach abschütteln. Eine Geschichte über den guten Willen und den Verlust der Unschuld. Frühling 1945 – in der Schweiz herrscht Aufbruchstimmung – auch für drei junge Menschen. Klara, 23, die idealistische Tochter der Fabrikantenfamilie Tobler, arbeitet in einem Flüchtlingsheim. Dort trifft sie auf Kinder und Jugendliche, die das KZ überlebt haben. Diese Begegnung erschüttert ihren Glauben ans Gute im Menschen und löst einen heftigen Konflikt mit ihrer Familie und ihrem Ehemann aus. Klaras Gerechtigkeitssinn verbindet sie mit ihrem Schwager Egon Leutenegger, 32. Der ehrgeizige Bundesbeamte stellt sich in den Dienst seines Landes. Sein klares Ziel: In die Schweiz geflüchtete Nazis sollen ihrer gerechten Strafe zugeführt werden. Dabei wird Egon von Politik und Wirtschaft Steine in den Weg gelegt. Im Spannungsfeld von Idealismus und ökonomischen Realitäten steht Klaras Mann Johann Leutenegger, 28. Sein Schwiegervater hat ihn mit der Leitung des Familienunternehmens betraut. Jetzt steht dieses vor dem finanziellen Abgrund. Mit einem ambitionierten Plan will der Jungpatron Firma und Belegschaft retten. Doch dafür müsste er sich auf dubiose Geldgeber einlassen. Wie wird er sich entscheiden? «Frieden» betrachtet mittels einer Familiengeschichte ein wichtiges Stück Schweizer Historie, das in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist. Es ist auch das Portrait einer Generation, die nach dem Krieg massgeblich daran beteiligt war, die Grundlagen für die Schweiz von heute zu schaffen. Und es ist eine Geschichte über den guten Willen dieser Generation und wie sie dabei ihre Unschuld verloren hat. Die Arbeit an dieser Thematik beschäftigte Drehbuchautorin Petra Volpe («Die göttliche Ordnung», «Heidi») mehrere Jahre. Die sechsteilige Dramaserie ist eine Produktion von Zodiac Pictures in Koproduktion mit SRF und Arte. Zudem unterstützten das nationale Grossprojekt die SRGSSR sowie die Zürcher Filmstiftung, der Teleproduktions-Fond und das Bundesamt für Kultur. An der Seite von Max Hubacher («Der Läufer», «Der Verdingbub»), Annina Walt («Der Bestatter», «Amateur Teens») und Dimitri Stapfer («Sohn meines Vaters») spielen Stefan Kurt («Papa Moll», «Akte Grüninger»), Sylvie Rohrer («Der Läufer»), Therese Affolter («Die kleine Hexe», «Die göttliche Ordnung») und viele andere. Die Figur Rudolf Schneider spielt Matthias Lier. Die Dreharbeiten fanden zwischen dem 13. Mai und 28. August 2019 statt. Unter anderem wurde in Glarus, Zürich, Fribourg, Luzern und Bern gedreht. Regie führte Michael Schaerer («Lina», «Die kleine Hexe»).
ARTE - Reihe "Frieden" Donnerstag, 25. März, 21.10 Uhr und Donnerstag, 1. April, 21.15 Uhr
Im Gespräch mit Matthias Lier
Marion Graeber im März 2021
Hallo lieber Herr Lier, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Freue ich mich sehr.
Ich danke Ihnen, dass Sie Interesse haben. Ich freue mich auch sehr.
Wie geht es Ihnen, sind Sie in Berlin?
Ich bin in Berlin. Mir geht es gut. Ich habe die Corona-Zeit persönlich und künstlerisch gut für mich genutzt.
Können Sie Beispiele nennen?
Persönlich hab ich die Zeit genutzt um mit meiner Partnerin einen Schritt weiter zu gehen. Künstlerisch gesehen hab ich sozusagen zu einem guten Kern in mir selbst gefunden. Ich bin zur Ruhe gekommen und konnte an meine eigene, innere Stärke andocken. Außerdem habe ich mein zweites Drehbuch geschrieben und auf den Weg gebracht.
Dann konnten Sie die Zeit ausfüllen….
Ja, aber es ist schon auch so, dass es immer wieder auch das Hoch und das Tief gibt. Aber, das mag ich als Schauspieler auch. Dieser Wechsel und das Wissen darum, wenn ich im Tief bin, dann dauert das seine Zeit. Und dann, dann folgt auch wieder das Hoch. Ich genieße diese Phasen und versuche, mich dabei selbst zu sehen - wie ich reagiere und agiere. Das macht das Dasein lebendig. Das macht mir Spaß. Erfahrungen, die ich da sammele, kann ich dann später auch in meine Figuren einfließen lassen.
Ich habe gesehen, Sie kennen Stuttgart?
Aber wie. Lacht. Wie meine Westentasche. In Stuttgart hat alles angefangen. In meinem ersten Leben war ich Ingenieur. Nachdem ich mein erstes Ingenieursstudium erfolgreich abgeschlossen habe, hab ich in Stuttgart-Vaihingen noch Kybernetik studiert.
Wie lange waren Sie in Stuttgart?
Das war gar nicht so lange. Es waren drei Jahre. Aber diese drei Jahre waren sehr intensiv und haben sich dadurch wie sechs Jahre angefühlt. Ich hatte in Stuttgart wirklich eine der schönsten Zeiten meines Lebens.
Inwiefern?
Ich habe ganz tolle Leute kennengelernt. Dann war Stuttgart für mich einfach auch eine super interessante Stadt, in der viel passiert. Ständig waren irgendwelche Demonstrationen. Lacht. Dann die vielen Kulturangebote. Die Röhre, der Palast der Republik, das Nordbahnhofgelände, wo Architektenfreunde die Eisenbahnwagons hatten... Das war einfach alles 'wow'.
Das hört sich nach einer intensiven Zeit an…
Ja, absolut. Dann nachts über den Zaun in die Weinberge und mit einer Flasche Rotwein und Blick auf Stuttgart über Gott und die Welt diskutieren. Ich hab die Zeit genossen.
Haben Sie noch eine Anekdote?
Ja. Lacht. Wir waren kurz davor den Mercedes-Stern auf dem Turm des Stuttgarter Hauptbahnhofs in ein Peace-Zeichen umzuwandeln und wir waren schon in der Vorbereitung. Damals war der Bereich um den Stern nicht gesichert. Doch kurz bevor wir loslegen wollten, wurde der Bereich doch abgesperrt und unser Traum war geplatzt. Lächelt.
Sind Sie heute auch noch gern in Stuttgart?
Ich bin immer noch gern in Stuttgart und spüre dann doch wieder den kreativen Spirit aus meiner Zeit dort, auch wenn sich vieles verändert hat. Am Forum Theater hat damals für mich alles angefangen. Nach zwei Wochen Laientheater dachte ich mir "Jetzt wirst du Schauspieler". Dann ging ich auf die Schauspielschule in Graz und danach war ich am Theater in München.
Dann hat das alles in Stuttgart begonnen?
Ja. Ich war begeisterter Theatergänger, und Stuttgart hat ja einige Theater zu bieten. Aber ich bin nie auf die Idee gekommen Schauspieler zu werden. Das ist einfach so passiert, einfach weil das Angebot da war, drauf gekommen wäre ich nicht.
Ein gutes Beispiel dafür, dass man sein Leben immer in andere Richtungen lenken kann…
Absolut. Das war für mich meine Wendezeit 2.0 da ich aus dem Osten komme und dort ja die, beziehungsweise meine, erste Wende miterlebt habe. Das Gefühl der Wende, das steht für mich für ein Gefühl des Aufbruchs, verbunden mit einer positiven Perspektive auf dem Weg ins Unbekannte. So habe ich die Wende einfach nochmal gemacht. Lächelt. Das reine Denken als Perspektive für mein Leben, das hat nicht gestimmt. Und so kam das Schauspiel. Weg vom Denken, hin zum Fühlen.
Sie schreiben auch Drehbücher …
Das stimmt. Das hat schon am Residenztheater in München angefangen. Dort war ich vier Jahre Ensemblemitglied. Mit der Regisseurin Marie Bues, die ich übrigens in Stuttgart kennengelernt habe, hab ich angefangen, ein Theaterstück zu schreiben. Es ist das Stück „Gib mir einen Kuss – Porträt einer Bestie“ entstanden. … Marie wurde später künstlerische Leiterin an der Theater Rampe in Stuttgart. Wir sind bis heute eng in Kontakt. Danach hab ich bei verschiedenen Projekten an Dialogen mitgeschrieben. Im Jahre 2017 habe ich dann gemeinsam mit einem befreundeten Regisseur ein Drehbuch über die Situation auf Lesbos geschrieben. Und nun also ein weiteres Drehbuch. Es handelt von meiner Heimat Thüringen und ich würde mich sehr freuen, wenn das alles klappt. Ein Drehbuch zu schreiben ist für mich eine wunderbare Mischung aus Denken und Fühlen. Da kommt beides zusammen. Es ist auch gar kein neuer Weg, den ich damit gehe. Es ist für mich eine Ergänzung – ich entdecke dabei die Figuren nochmal ganz anders und das macht mich auch zu einem besseren Schauspieler.
Der Blick wandelt sich …
Ja, genau, der Blick wandelt sich und ich kann der Figur noch gezielter und noch mehr von mir persönlich mitgeben.
Das hört sich nach einer sehr intensiven Arbeit an…
Es ist wahrscheinlich so, wie beim Tanz. In einer Choreographie gibt es einen Anfang, die Mitte und das Ende. Wenn man geübt ist, kennt man die Stationen und den jeweiligen Rhythmus. Der Film ist dann wie ein Tango – zuerst kommt der große Auftakt „hier bin ich“, dann kommen die Phasen der Sensibilität, dann der Wendepunkt und daraufhin der Abschluss. Diese Phasen zu verinnerlichen, das hilft dem Tänzer selbst, weil er an die Energien anknüpfen kann. Mir als Schauspieler hilft es, das ganze Drehbuch zu sehen.
Das ist ein schöner Vergleich… Sie haben in „Der Alte – der letzte Tanz“ auch getanzt. Was bedeutet es Ihnen zu tanzen?
Ich habe in Graz, neben meinem Schauspielunterricht, Tango getanzt, bei Luigi. Das war besonders tief getanzter Tango, dramatisch und sehr körperlich. Das hat mich interessiert. Diese Spannung im ganzen Körper. Das war pure Erotik.
Da kann wahrlich Magie entstehen…
Absolut. Das hat mich aber auch sehr an das Schauspiel erinnert. Meine Ausbildung hab ich für die Bühne gemacht und ich habe auch die Theaterarbeit anvisiert. Auf der Bühne ist auch diese Spannung wichtig … dieses nicht alles bekommen, was man möchte … dieses verhandeln … dieses knistern…
Ein Spiel …
Ja, genau.
Welches Musikgenre lieben Sie?
Bei unseren Tangostunden, bei Luigi, haben wir nie traditionelle Tangomusik gehört. Wir haben zu allem getanzt. Früher in den 1990er Jahren hab ich selbst elektronische Musik gemacht. Mein Jugendzimmer sah aus wie ein Musikstudio. Alles war voll mit Synthesizern. Natürlich hab ich auch den Stuttgarter Sprechgesang gehört. Lacht. Was mich nach wie vor sehr berührt ist, wenn Musik eine Sensibilität hat, eine Traurigkeit, eine Melancholie – und trotzdem jederzeit bereit ist, diese wieder zu brechen. Dieser spielerische und freche Umgang mit der Melancholie. Dieser Widerspruch. Das interessiert mich. … Und natürlich David Bowie. Er ist so vielfältig und hat sich in seiner Karriere schon so oft neu erfunden.
Am Donnerstag, 25. März und am Donnerstag, 1. April wird die ARTE-Reihe „Frieden“ ausgestrahlt. Wann und wo waren die Dreharbeiten?
Wir haben im Sommer 2019 in der Region Zürich/Schweiz gedreht.
Sie spielen den deutschen Rudolf Schneider. Was hat Sie an Ihrer Rolle und am Stoff ganz generell gereizt?
Die Figur, die ich spiele, ist Rudolf Schneider. Er verlässt mit einem Patent in der Hosentasche das Nazideutschland und flüchtet in die Schweiz.
Gereizt hat mich zum einen die Zeit, in welcher der Film spielt. Es ist das Jahr 1945 das aus der Schweizer Perspektive beleuchtet wird. Der Film ist also mal nicht ein Film, der in der Kriegszeit spielt, sondern der Krieg ist gerade zu Ende gegangen.
Und die Figur selbst hat mich gereizt. Rudolf Schneider besitzt das deutsche Pendant der Nylonfaser. Mit diesem Patent in der Tasche ist er nun also in der Schweiz. Ich habe recherchiert, um mich der Figur zu nähern und habe starke Parallelen zum Nazi-Chemiker Johann Giesen gefunden, unter dessen Leitung, mithilfe von Auschwitz-Häftlingen, ein Werk der IG Farben errichtet wurde. Mit einem Patent in der Tasche ist er in die Schweiz geflüchtet und hat dort einem mittlerweile börsennotierten Unternehmen die Geschäftsgrundlage geliefert. (Der Zusammenhang wurde mir zwar am Set so nie bestätigt, aber zwei Tage vor dem Schweizer Start der Reihe strahlte das Fernsehen eine Dokumentation genau darüber aus.)
Was mich an der Figur interessiert hat ist, wie ein Mensch, der mit so einer Überautorität im Nazisystem agierte und geduldet hat, dass so viele Menschen zu Tode gekommen sind, wie dieser Mensch auf einmal von der Allmacht in die Ohnmacht gerät. Plötzlich ist er auf Schutz im Ausland angewiesen. Das fand ich spannend, wie ein Nazi in so einer Situation ist. Wie er kurz seine Kraft verliert um sie dann in seiner neuen Heimat Stück für Stück zurückzugewinnen. Auch, dass ich als studierter Ingenieur einen Ingenieur spielen konnte war natürlich reizvoll.
Wie lange wurde gedreht?
Ich war nur in meinem Part dabei. Ich glaube das ging über den ganzen Sommer. Das ist dann wirklich ein Abtauchen in eine andere Welt.
Gibt es eine Szene, die Sie besonders berührt hat?
Es haben mich sehr viele Szenen berührt. Am meisten vielleicht die Szene, wo ich sage: „Sie haben Glück gehabt, in der Schweiz geboren zu sein, Herr Leutenegger. Denn bei uns zu Hause, da hat man entweder „mitgemacht“, oder man hat sein Leben, und das Leben seiner Familie aufs Spiel gesetzt.“ Das überzeugend in der Figur zu sagen obwohl es eigentlich geheuchelt ist, das war ein spannender innerer Prozess. Ich glaube, wir Menschen sind wie ein Bus voller Persönlichkeiten. Und Rudolf Schneider hat trotz allem auch so eine sensible Seite in sich. Er ist auch ein Mensch, der leben möchte. Da ist auch der Mensch drin, der leidet. Aber er ist eben auch der, der das Sagen hat, der Erfolg hat, der mächtig ist und es genießt, wenn andere Menschen vor ihm auf dem Boden kriechen. In dieser Szene hatte die Figur was Ehrliches und was Verlogenes. Der innere Kampf zwischen den beiden Prinzipien, der hat mich berührt.
Ich bin schon sehr gespannt … Darf ich Sie zum Abschluss noch fragen, ob Sie einen Sehnsuchtsort haben?
Mein Sehnsuchtsort ist ein Platz in einem Kino in Thüringen. Neben mir, meine mir liebsten Menschen. Auf der Leinwand die Premiere des Films für den ich das Drehbuch geschrieben habe.
Ich drücke fest die Daumen. Vielen lieben Dank, für dieses wundervolle Gespräch, lieber Herr Lier. Ich hab mich sehr gefreut.
'Stuttgart war für mich immer schon 'cool'. Gerade auch in Bezug auf die Musik, die aus Stuttgart kommt'
Trystan Pütter
Im Gespräch mit Trystan Pütter
Marion Graeber
Hallo lieber Herr Pütter, vielen Dank dass Sie Zeit für mich haben. Freue ich mich sehr.
Gerne.
Sind Sie in Berlin?
Ja, ich bin zuhause in Berlin. Und Sie sind in Stuttgart?
Ja, genau. Kennen Sie Stuttgart?
Ich bin, war großer Fan, beziehungsweise bin jetzt teilweise befreundet mit Stuttgarter Musikern aus der 0711er Clique – Die massiven Töne, Freundeskreis. Stuttgart war für mich schon damals ein cooler Fleck auf der Landkarte.
Dann waren Sie schon öfter in Stuttgart?
Zu selten. Ich habe mal in Stuttgart am Theater vorgesprochen. In Ludwigsburg habe ich Filme gedreht. Von dort aus sind wir dann nach Stuttgart zum Ausgehen gefahren. Damals noch in die einschlägigen Etablissements.
Höchste Zeit wieder zu kommen...
Ja, das würde ich auch sagen...
Diesen Monat startet im ZDF die Fortsetzung von Ku'damm. Diesmal 63. Wie haben Sie den Dreh unter Pandemiebedingungen erlebt?
Unser Dreh wurde im vergangenen Jahr wegen des Lockdowns unterbrochen. Wir waren eine der letzten Produktionen vor den Schließungen. Das war natürlich schon eine sehr unsichere Zeit. Das kennen wir ja alle. Wir wussten nicht, wie gefährlich ist dieser Virus wirklich, wie geht’s weiter, wann hat das alles ein Ende? Wir haben ein halbes Jahr Pause gemacht. Das war merkwürdig und fühlte sich komisch an. Aber, wir sind ja bei Ku'damm eine große Familie. Wir kennen uns. Wenn das Team das selbe ist, greift schnell alles wieder ineinander.
Beim Tanzen kommt man sich besonders nahe...
Das stimmt. Gerade in dieser Zeit war das wie ein Flash. Ich würde am liebsten die ganze Zeit Tanzfilme drehen, damit ich Menschen wieder nahe kommen kann. (Lacht) ... Wir waren natürlich alle getestet. Das war dann also kein Problem. Die einzelnen Szenen wurden auch ein bisschen umgeschrieben. Wir hatten beispielsweise weniger Statisten am Set. Die UFA hat da ein gutes Konzept entwickelt und wir haben uns sicher gefühlt. Ich bin auch ehrlich gesagt kein ängstlicher Typ.
Was reizt Sie an Freddy? Was mögen Sie an ihm?
Freddy ist ein Freigeist und ein Rebell. Einer, der nicht in die Gesellschaft passt. Ich finde es per se sehr sympathisch, wenn Menschen sich gegen Konventionen und Richtlinien stellen und Dinge hinterfragen. Ihre eigene Wahrheit finden. Das hat mich anfangs total gereizt. Dazu kommt einfach, dass es eine sehr gut geschriebene Figur ist, die sehr viel Freude bereitet. Er hat Humor, er hat Tiefe, eine Traurigkeit und gleichzeitig eine Radikalität. Das finde ich reizvoll.
Sie tanzen viel Rock 'n' Roll. War dieser schwer zu erlernen? Haben Sie alles selbst getanzt?
Ja, alles selbst getanzt. Leider wurde das von Staffel zu Staffel immer weniger. Jetzt konzentriert sich Freddy mehr auf die Musik. In der ersten Staffel haben wir monatelang sehr hart trainiert. Sonja Gerhardt und ich – wir haben uns das richtig drauf geschafft und dann direkt losgelegt. Das war eine Herausforderung aber irgendwann sind die Schritte drin und dann geht’s los.
Das bringt einem was für's Leben. Das ist doch pure Freude....
Tanzen ist Therapie. Totale Freude. Ein Weg das rauszulassen, was raus muss.
Tanzen Sie auch Tango?
Habe ich mal versucht. War aber leider nicht so meins. Ich finde es aber wahnsinnig toll zuzuschauen. Ich bin mehr so der Disco Freestyle Tänzer. Lacht.
Welches Musikgenre mögen Sie noch so?
Ich höre tatsächlich gerne Musik aus der Ku'damm Zeit. Ich höre gern die Beatles, den Motown Sound der 1960er. Aber eigentlich bin ich mit dem Rap sozialisiert und ich höre bis heute sehr gerne Hip-Hop Musik.
Somit haben wir den Bogen wieder nach Stuttgart geschlagen...
Genau. (Lacht).
Freddy hat in Ku'damm 63 eine Bar. Die Nacht spielt, mit der Musik, eine große Rolle. Sind Sie persönlich auch eher Nachtmensch? Und, könnten Sie sich vorstellen selbst eine Bar zu betreiben? (Mal abgesehen von den ganzen Corona Schwierigkeiten für die Branche)
Ich bin immer sehr gerne in Bars gewesen. Ja, bin eher ein Nachtmensch als ein Morgenmensch. Ich habe gerne Partys veranstaltet und hoffe, dass das auch irgendwann wieder möglich sein wird. Raus gehen, sich treffen, zusammen sitzen ... Diese Nächte fehlen.
Die Stadt ist eine andere ....
Die Stadt, die Städte verändern sich und wenn wir nicht aufpassen, dann werden sie auch so verändert bleiben. Das ist eine große Angst, die ich habe, dass all das nicht mehr stattfinden kann, stirbt. Also, die Innenstädte, auch am Beispiel von Berlin, verändern sich schon sehr stark ...
Um so länger die Schließungen andauern umso schwieriger wird das....
Ja, das stimmt. Und, die Leute kämpfen.
Auch Freddy kämpft - mit sich selbst. Er fühlt sich unwohl in Deutschland. Seine Vergangenheit holt ihn immer wieder ein...
Die Ursachen, die dazu geführt haben, was im Zweiten Weltkrieg passiert ist – das müssen wir präsent halten um eine Wiederholung zu verhindern. Wir sind auch jetzt immer wieder in Situationen die schnell umschlagen können. Man muss immer wach bleiben.
Was sind Ihre nächsten Projekte?
Ich komme gerade von den Dreharbeiten zu „Das Boot“ und bin gerade kurz vor den Dreharbeiten zur neuen Staffel von Babylon Berlin. Dann werden wir einen Dreh, der auch aufgrund von Corona unterbrochen wurde, fortsetzen - eine Kinokomödie: „JGA“. Wir drehen auf Ibiza. Da wartet einiges und befindet sich sozusagen in den Startlöchern.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ich habe sehr, sehr viele Sehnsuchtsorte. Ich bin halber Waliser. Bin gerne in Wales. Ich liebe auch Portugal. Ich liebe es einfach zu reisen. Man kann sagen, mein Sehnsuchtsort ist die Reise an sich und ich hoffe, dass wir diese bald wieder antreten dürfen...
Vielen, lieben Dank, Herr Pütter. Das war ein tolles Gespräch. Hab mich sehr gefreut. Liebe Grüße von Stuttgart nach Berlin
'Die Pandemie gab mir so einen Anstoß, mich mit klassischer Musik auseinander zu setzen. Wenn man sich dann noch mit den Komponisten beschäftigt, finde ich das sehr interessant'
August Wittgenstein
Im Gespräch mit August Wittgenstein
Marion Graeber
Vielen Dank, lieber Herr Wittgenstein, dass Sie Zeit für mich haben. Freue ich mich sehr. Sind Sie in Berlin?
Nein, ich bin gerade im schönen Nordrhein Westfalen auf dem Land unterwegs. Ich hatte ja meinen 40sten Geburtstag, welchen ich im engsten Familienkreis im Wittgensteiner Land verbracht habe.
Da gratuliere ich Ihnen nachträglich noch ganz lieb :)
Dankeschön.
Wie erleben Sie die Hauptstadt unter Pandemiebedingungen?
Ich finde es in der Stadt schon ziemlich unheimlich und ich habe den Luxus, hier bei meinen Eltern in der Nähe eine kleine Wohnung für mich zu haben. So kann ich hin und wieder mal der Stadt entfliehen. Es ist sehr ruhig hier und die Natur ist sehr schön. Von daher ist das ganz angenehm.
Es sind ja die kulturellen Angebote und die Restaurants die eine Stadt ausmachen. Wenn das alles geschlossen ist, wie in dieser Zeit, dann verliert die Stadt viel von ihrem Charme. Deswegen versuche ich im Lockdown so viel Zeit wie möglich auf dem Land zu verbringen.
Sie sind nun aktuell im März wieder in Ku'damm 63 zu sehen. Wann wurden die drei Teile gedreht?
Alle drei Teile haben wir im vergangenen Jahr gedreht. Wir haben im Februar angefangen und wurden im März durch Corona unterbrochen. Im August konnten wir dann weitermachen. Sehr beeindruckend, wie schnell die UFA und das ZDF das wieder auf die Beine gestellt haben. Da bin ich froh, dass wir das zu Ende machen konnten.
Wie war der Dreh unter Pandemiebedingungen?
Wir hatten Vorquarantäne und am Set gab es diverse Auflagen und Hygiene-Konzepte. Es war alles sehr anspruchsvoll. Die Dreharbeiten waren anders als sonst. Gerade auch was Abstände anbelangt. Die Gemeinschaft und das Miteinander sind das Schöne bei den Dreharbeiten. Aber ich bin froh, dass wir überhaupt arbeiten konnten. Andere Bereiche hat es da viel schwerer getroffen. Die Theater, um dieses Beispiel zu nennen. Ich schätze mich glücklich, dass ich im vergangenen Jahr überhaupt drehen durfte.
Wie war es, die Schauspielkollegen von Ku'damm alle wiederzusehen?
Wir verstehen uns alle sehr gut. Wir sind gut befreundet und kennen uns schon lang. Daher ist es auch immer eine lustige Sache. Sehr kollegial. Man lernt viel, darf tollen Leuten beim Spielen zuschauen. Das macht einen Riesenspaß. Ich schätze das Ensemble und bin sehr stolz ein Teil davon sein zu dürfen.
Sie spielen in Ku'damm den Homosexuellen Wolfgang von Boost. Wie sehen Sie die Thematik, die Rolle?
Leider ist es so, dass diese Thematik nichts von ihrer Problematik eingebüßt hat. Es gibt leider immer noch Homophobie und diverse Länder, die Homosexualität unter Strafe stellen. Wir haben uns in Deutschland schon sehr weit voran bewegt, aber es ist immer noch ein Thema, welches Aufmerksamkeit verdient. Ich wurde manchmal gefragt, ob es schwierig ist, einen Homosexuellen zu spielen. Das reduziert die Figur und damit den Menschen auf seine sexuelle Orientierung und so sehe ich Wolfgang von Boost gar nicht. Seine Homosexualität ist nur der Grund für seine innere Zerrissenheit und das ist es, was die Herausforderung und den Reiz dieser Rolle für mich ausmacht. Für mich persönlich habe ich immer gerne ambivalente Rollen mit einem großen inneren Konflikt. Wir sind alle Menschen, egal ob hetero- oder homosexuell, und sehnen uns nach gleichen Dingen. Es geht um Liebe. Auch bei Wolfgang. Für mich ein Geschenk, so jemanden spielen zu dürfen.
Wie wichtig ist Ihnen Ihre persönliche Freiheit?
Wassermänner sind anscheinend freiheitsliebende Wesen. Es ist mir schon wichtig. Ich bin gerne unabhängig und bewege mich gerne frei. Trotzdem ist auch eine gewisse Zugehörigkeit wichtig.
Wie wichtig ist Ihnen generell der Beruf des Schauspielers? Ich habe gelesen, dass Sie bereits mit fünf Jahren diesen Berufswunsch hegten...
Am Anfang war das ein recht unklarer Traum. Ich hab mit meinen Eltern zusammen Filme gesehen und dachte bei mir – das will ich auch machen. Dann hab ich immer daran festgehalten – mal mehr und mal weniger. Ich habe versucht immer ein bisschen darauf hinzuarbeiten. Nach der Uni ergab sich die Möglichkeit auf eine Schauspielschule zu gehen und ich hab das einfach versucht. Das erste große Projekt war dann Jahre später auch tatsächlich der Ku'damm.
Man sollte also immer an Träumen festhalten?
Man muss aber auch aufpassen, wenn man nur träumt. Vielleicht wäre es besser, es einen Wunsch zu nennen. Man sollte einfach selber versuchen sich diesen so gut wie möglich zu erarbeiten. Es kann aber auch sein, dass man noch so viel daran arbeitet und es trotzdem nicht klappt. Es gibt so viele Leute, die so unglaublich viel Talent haben und nicht arbeiten dürfen. Es hat einfach auch mit Glück zu tun.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Ja, ich bin ja halber Schwede und hab in meiner Kindheit die Sommerzeit größtenteils südlich von Stockholm verbracht. Dort liegt mein Sehnsuchtsort und ich versuche so oft wie möglich dort zu sein.
In Ku'damm spielt ja auch die Musik eine große Rolle. Welches Genre hören Sie gern?
Ich hab in letzter Zeit viel klassische Musik gehört. Vielleicht war es in der Pandemie für mich auch so ein Anstoß, mich mit klassischer Musik auseinanderzusetzen. Es ist oftmals eine ruhige und angenehme Musik, die mich innerlich nicht so aufregt. Wenn man sich dann noch mit den Komponisten beschäftigt, finde ich das sehr interessant.
Welche Musik haben Sie in Ihrer Kindheit gehört?
Als Kind war ich ein großer Michael Jackson Fan. Ich hatte die Wand voller Poster. Später dann wurde die musikalische Bandbreite deutlich größer. Von Pop hab ich mich allerdings dann ferngehalten – weil Michael Jackson ja einfach der King of Pop war. ... Ich hab musikalisch alles durchprobiert. Allerdings hab ich nie Schlager oder Metal gehört.
Sind Sie mit einer bestimmten Musik aufgewachsen?
Mein Zuhause war nicht besonders musikalisch, aber meine Mutter hat immer aufgehorcht wenn im Radio ein guter Song lief, aber eine Lieblingsband oder sowas hatten meine Eltern nicht.
Die Tanzschule – ein zentraler Part im Film. Tanzen Sie?
Ich tanze gerne. Leider nicht besonders gut. Tanzen geht bei mir mit der Anzahl der Biere einher, aber ich glaube, das kommt nur mir so vor, dass das dann besser wird (Lacht).
Auch der Tango?
Tango hab ich mal ein paar Stunden genommen. Das war tatsächlich sogar für den Stuttgarter Tatort.
Welchen Sport treiben Sie gerne?
Ich spiele zur Zeit sehr viel Tennis. Wenn die Anlagen mal offen haben ...
Das ist der Hauptsport auf den ich mich fokussiere. Aber ich mach auch Fitness, geh laufen, spiele ein bisschen Golf. Früher hab ich Fußball gespielt, bin Ski gefahren .. Sport ist mir sehr wichtig und ich versuche so viel wie möglich zu machen.
Würden Sie sich eher als Tag- oder Nachtmensch bezeichnen?
Tagmensch.
Wie gut kennen Sie Stuttgart?
Leider nicht gut genug. Ich hab für den Stuttgarter Tatort knapp eine Woche in der Stadt verbracht. Das hat mir gut gefallen. Ich hoffe, dass sich bald mal wieder eine Gelegenheit ergibt in Stuttgart zu drehen.
Wir sind eine schöne Weinbergregion...
Da werde ich gleich neidisch. Weinberge haben wir in Berlin leider keine. (Lacht)
Was sind Ihre nächsten Projekte?
Ich drehe gerade ein Projekt für Constantin Television „Der Palast“. Eine 6- teilige ZDF-Event-Miniserie. Da drehen wir seit dem 25. Februar bis ins späte Frühjahr.
Was wünschen Sie sich im Bereich Schauspiel für dieses Jahr, beziehungsweise, haben Sie eine Traumrolle, einen Charakter, welchen Sie gerne verkörpern würden?
Was Schönes in Deutschland oder Schweden wäre fein. Eine Traumrolle – ich habe im vergangenen Jahr die Biografie von Raoul Wallenberg gelesen. Ein schwedischer Diplomat, der in Budapest sehr viele Juden vor dem Holocaust gerettet hat. Eine faszinierende Persönlichkeit. Wenn das verfilmt werden würde, würde ich das sehr gerne spielen.
Sie schreiben auch selbst?
Ich habe drei Drehbücher geschrieben, aber keines wurde produziert. Ich mache jetzt eine künstlerische Pause in diesem Bereich. Aber ich liebe es zu schreiben. Ich hab mir auch vorgenommen ein Buch zu schreiben. Zusätzlich schreibe ich auch für den Podcast „Schaumgeboren“, den ich gemeinsam mit Birte Hanusrichter mache.
Vielen Dank, lieber Herr Wittgenstein, für dieses so schöne Gespräch. Ich hab mich wirklich sehr gefreut, dass ich mich mit Ihnen unterhalten durfte.
Danke, für Ihre Zeit.
'Im Moment höre ich relativ viel klassische Musik'
Dirk Borchardt
Im Gespräch mit Dirk Borchardt „Nächste Ausfahrt Glück“, Sonntag, 28. Februar 2021, 20.15 Uhr und Sonntag, 7. März 2021, 20.15 Uhr ZDF Herzkino
30 Jahre nach Mauerfall treffen die Erzieherin Katharina (Valerie Niehaus) und Auswanderer Juri (Dirk Borchardt) in „Nächste Ausfahrt Glück“ in ihrer Heimatstadt Eisenach wieder aufeinander. Die Anziehung zwischen den beiden ist genauso stark wie früher – doch inzwischen ist Katharina mit Georg (Max Hopp) verheiratet und hat zwei Kinder. Zudem kümmert sie sich schon seit Jahren um Juris Vater Willi (Ernst Stötzner). Aber weil der überzeugte Marxist zunehmend wunderlich wird und sich immer wieder in brenzlige Situationen bringt, muss nun Juri ran. Und zu allem Überfluss hat Katharinas Freundin Sybille (Susanna Simon) auch noch einen Narren an dem Auswanderer gefressen.
Im Gespräch mit Dirk Borchardt
Marion Graeber im Februar 2021
Hallo lieber Herr Borchardt. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Da freue ich mich sehr. Sind Sie in Berlin?
Ja, ich bin in Berlin.
Wie fühlt es sich an – Lockdown in der Hauptstadt?
Für mich hat sich nicht so viel verändert. Was ich halt nicht machen kann - ich kann mich nicht mit so vielen Freunden treffen. Alles was geht, ist ab und zu ein Open Air treffen.
Und, die Vorzüge der Stadt sind uns ein bisschen genommen...
Die Vorzüge der Stadt, die liegen ja aber nicht nur im Nachtleben und im feiern. Lächelt. Aber es ist natürlich schon so, dass die Kultur im Moment so gar nicht stattfindet. Das beinhaltet für viele Kollegen große Probleme. Viele können derzeit nicht arbeiten. Das ist hart.
Hat der Lockdown Ihre Tagesstrukturen verändert?
Nein, nicht wirklich. Was ich halt vermisse, sind Umarmungen und Sport mit Freunden. .. Und, ich vermisse es auch, mehr Menschen zu sehen.
Sind Sie Tag- oder Nachtmensch?
Ich bin eher Tagmensch. Ich stehe früh auf und geh früh schlafen.
Der Drehort von „Nächste Ausfahrt Glück“, fand im August und September 2020 in Eisenach statt. Wie haben Sie den Dreh unter Corona Bedingungen empfunden?
Dadurch, dass wir immer getestet wurden, hat das alles gut geklappt. Ich hatte das Glück, dass ich von Mai bis Dezember durchgedreht habe und quasi immer getestet worden bin. Wir hatten ganz strikte Regeln. Wir haben mit Maske geprobt und ohne Maske gedreht. Der Hauptcast – das war wie in einem Kinderferienlager - wir waren unter uns und hatten wenig Kontakt zur Außenwelt. Das war auch schön.
Viele bleiben ja auch über Wochen am Drehort … haben wenig Kontakte…
Ja, das kann ich bestätigen. Ich war eineinhalb Monate auf Rügen und gut einen Monat in Eisenach. In Eisenach kann man ganz wunderbar wandern. Ich bin ein Wandersmann. Lächelt.
Im Schwarzwald kann man auch schön wandern...
Im Schwarzwald bin ich noch nicht gewandert. Dann mehr so in Berlin und Brandenburg. Lacht.
Was hat Sie am Drehbuch „Nächste Ausfahrt Glück“, besonders gereizt?
Da gibt es viel. Einmal das Thema mit meinem Vater im Film, der an Alzheimer erkrankt. Ich hab das im realen Leben. Mein Vater ist stark dement. Diese Geschichte, diese Erfahrung, die wir da gemacht haben und die ich persönlich mache, … diese Fragen, die gestellt werden … das hat mich gereizt. Wir haben das schon auf eine gewisse Humorebene gehoben, aber wir wissen, dass das Leben mit einem an Alzheimer erkrankten Menschen weitaus trauriger ist, als wir das zeigen. Juri trägt im Film einen Ring. Das ist der Ring meines Vaters.
Das ist sehr schön und berührt mich. Es ist eine belastende Situation. Von vielen Seiten aus betrachtet. Und doch ist zu sehen, dass die Menschen, die an Demenz erkrankt sind auch in ihrer Welt glückliche Momente haben. Sie sind so in ihrer Welt…
Meinem Vater geht es gut.
Ich wünsche Ihnen alles Liebe mit Ihrem Papa.
Das ist schön. Ja, meine Mutter ist da. Sie pflegt ihn mit. Beide wohnen im betreuten Wohnen. Das ist auch ganz in meiner Nähe. Das ist gut.
Was hat Sie ganz speziell an Ihrer Rolle gereizt? Juri ist ja ein sehr freiheitsliebender Mensch. Sie auch?
Ich finde die Grundgeschichte schön. Und der Juri, ja, der hat so einen Freiheitsgedanken, den ich auch habe. Die Freiheit, das ist wohl das größte Thema von Juri. Egal wo er war, er hat immer die Freiheit gesucht. In der Geschichte, in meinem Kopf, war Juri sehr lange auf der Welt unterwegs. War er nicht nur in Kanada. Das wurde so jetzt nicht erzählt, ist mir aber so präsent. Dieses Grundthema „Freiheit“, was ich auch habe, war für mich der Grundreiz an der Figur.
Reisen Sie gerne?
Ich habe viel in deutschen Städten gelebt und ich bin auch immer viel gereist. Kurz vor dem Lockdown war ich noch einen Monat in Indien.
Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Das Meer
Juri trifft im Film wieder auf seine Jugendliebe. Das hat ja auch was mit besten Freundschaften zu tun. Haben Sie schöne Freundschaften aus der Jugend?
Ich hab sehr tolle und intensive Freundschaften. Ich habe auch mit ehemaligen Freundinnen noch gute Kontakte. Ich bin nicht so einer, der im Streit auseinander geht.
Sie sind in Berlin aufgewachsen. Wie hat Sie diese Zeit in der geteilten Stadt geprägt?
Sehr. Schon dadurch, dass auch meine Familie zweigeteilt war. Wir waren somit oft „drüben“. Wir mussten immer durch diese Grenzabsperrungen fahren. Das hab ich sehr als unangenehme Kindheitserinnerung in mir.
Sie sind im Film ein Musiker. Welches Genre ist Ihnen persönlich das liebste?
Im Moment hör ich viel Klassik. Ansonsten bin ich für alles offen. Normalerweise höre ich Funk und Soul. Aber ich glaube ich bin da generell nicht so festgelegt.
Wie entspannen Sie?
Ich lese und ich meditiere relativ viel.
Im zweiten Film tanzen Sie auch, machen einen Tanzkurs. Tanzen Sie auch persönlich gerne?
Ich hab mal Tango probiert. Folgendes ist passiert… Ich war da mit meiner damaligen Freundin beim Tangokurs. Dann sind wir zu einer Milonga gegangen. Die Frauen wollen dort natürlich vornehmlich mit versierten Tangotänzern tanzen und nicht mit Anfängern. Und so stand ich sozusagen in der Ecke rum und meine Freundin hatte die tollsten Tangotänzer. Insofern bin ich davon wieder abgekommen. Lacht. Tango ist sehr intensiv. Man muss viel lernen und intensiv dabei sein. Ich tanze aber unglaublich gerne, beispielsweise Walzer.
Wenn Sie das nächste Mal beim Tango sind und ich bin da, dann lass ich Sie nicht in der Beobachterrolle ;)
Oh. Das finde ich toll. Lacht… Ja, das war schon auch lustig. Ich hab mich schon auch amüsiert. Aber da steht man dann halt, wie bestellt und nicht abgeholt.
Vielen lieben Dank, Herr Borchardt für dieses so schöne Gespräch. Lieben Dank.
'Ich mag sehr gerne klassische Konzerte. Am liebsten live.
Auch Chansons liebe ich'
Susanna Simon
Im Gespräch mit Susanna Simon „Nächste Ausfahrt Glück“, Sonntag, 28. Februar 2021, 20.15 Uhr und Sonntag, 7. März 2021, 20.15 Uhr ZDF Herzkino
30 Jahre nach Mauerfall treffen die Erzieherin Katharina (Valerie Niehaus) und Auswanderer Juri (Dirk Borchardt) in „Nächste Ausfahrt Glück“ in ihrer Heimatstadt Eisenach wieder aufeinander. Die Anziehung zwischen den beiden ist genauso stark wie früher – doch inzwischen ist Katharina mit Georg (Max Hopp) verheiratet und hat zwei Kinder. Zudem kümmert sie sich schon seit Jahren um Juris Vater Willi (Ernst Stötzner). Aber weil der überzeugte Marxist zunehmend wunderlich wird und sich immer wieder in brenzlige Situationen bringt, muss nun Juri ran. Und zu allem Überfluss hat Katharinas Freundin Sybille (Susanna Simon) auch noch einen Narren an dem Auswanderer gefressen.
Im Gespräch mit Susanna Simon
Marion Graeber im Februar 2021
Hallo liebe Frau Simon. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Freue ich mich sehr. Sie sind in Berlin?
Ja, ich bin in Berlin.
Ab Ende Februar wird die ZDF Herzkino Reihe „Nächste Ausfahrt Glück“ ausgestrahlt. Wann haben die Dreharbeiten stattgefunden?
Wir haben im August und September im vergangenen Jahr gedreht. Im Corona Loch. Wir haben das gerade so geschafft.
Wie haben Sie die Zeit erlebt?
Das war, im Gegensatz zu heute, das Paradies. Wir haben uns natürlich regelmäßig testen lassen und auch die Hygienebestimmungen waren fester Bestandteil des Lebens am Drehort. Und doch, alles war ein wenig freier als heute.
Sie können gut Vergleiche ziehen, haben Sie doch im November im Renaissance Theater geprobt...
Ja, das stimmt. Wir hatten unsere Proben aber wir konnten die Premiere, die für Dezember geplant war, nicht halten. Geprobt haben wir auf einer großen Bühne. Unser Stück ist ein Vier-Personen-Stück in dem es um die Liebe geht. Wir durften uns nicht berühren, uns nicht näher als 1,5 Meter kommen. Das ist teilweise doch behindernd, wenn man 1,5 Meter Abstand zueinander halten muss und sich nicht berühren darf. Da muss man die Figuren ganz anders anlegen. Aber besser so, als gar nicht.
Wann wird die Premiere sein?
Wir haben jetzt mal Ostern anvisiert. Wollen wir hoffen, dass die Situation bis dahin eine bessere ist…
Wie wichtig finden Sie freundliche, lockere Theaterstücke, Filme, die Herzkino Reihe in dieser, unserer heutigen Zeit?
Ich bin momentan so auf Komödien festgelegt. Das hab ich mir auf die Flagge geschrieben. Ich finde das wahnsinnig wichtig, dass man das Lachen in die Welt sendet. Gerade in dieser Zeit. Die Herzkino Reihe „Nächste Ausfahrt Glück“ ist eine Tragikomödie mit komödiantischen Elementen. Das finde ich sehr gut und sehr erleichternd. Mich hat das gereizt, dass romantische, komische und tragische Elemente vereint sind. Ich finde die Mischung gut. Das ist für mich stimmig.
Die Demenz ist auch ein Thema in der Reihe…
Ja, das birgt auch eine gewisse Situationskomik. Aber dieses Thema wird immer von der einen Seite gesehen. Von außen. Das ist natürlich extrem traurig. Ich hatte selbst einen an Demenz erkrankten Großvater. Dass man das mal von der Seite des Erkrankten sieht, das finde ich gut. Die erkrankten Menschen leben in ihrer Welt. Sie verflüchtigen sich. Aber sie fühlen sich dort oft wohl. Ich, als Außenstehender, fühle mich nicht wohl damit - aber der Mensch, der das gerade durchmacht – wer sagt, dass er sich in seiner Parallelwelt nicht zuhause fühlt? Insofern fand ich auch die Darstellung dieser Demenz gut.
Sie spielen in „Nächste Ausfahrt Glück“ die Sybille. In einer Passage sagen Sie: „Ich hätte gern dazu gehört“…. Wie ist das zu verstehen?
Wir spielen eine Gruppe von Menschen, die eine gemeinsame Jugend hatten. Eine gemeinsame Geschichte. Das wird auch im dritten und vierten Film thematisiert. Sybille hätte gerne zu der Jugendgruppe gehört, war aber aus bestimmten Gründen nicht so integriert. Sybille hatte so ein bisschen die Außenseiterrolle.
Sie haben in „Nächste Ausfahrt Glück – Beste Freundinnen“ einen Tanzkurs mit Juri belegt. Tanzen Sie persönlich auch gerne? Vielleicht haben Sie Berührungspunkte zum Tango Argentino?
Nein, ich hab leider keine Berührungspunkte zum Tango. Nur, dass ich ihn mal beim Theater spielen getanzt habe. Ansonsten nicht.
Welche Musikgenre mögen Sie?
Ich mag gerade jetzt sehr gerne klassische Live-Konzerte. Es fehl mir sehr, dass man das im Moment nicht genießen kann. Ansonsten lasse ich mich gerne von Musik berieseln. Meine Töchter hören im Auto immer ihre Musik, da höre ich dann gerne mit. Da gibt’s die ein oder anderen interessanten Titel. Lächelt. Ansonsten höre ich mir Musik gerne Situationsbezogen an. Im Theaterstück ist französische Musik zu hören. Daraufhin hab ich mir viele Chansons angehört.
Fehlt Ihnen die Kultur in der Stadt?
Ja, wir sind jetzt hier wie auf dem Land. Wir haben in den Zeiten, in denen wir alles nutzen konnten, alles als 'normal' angesehen. Aber es ist nicht normal. Es ist verdammt nochmal was sehr besonderes und ich hoffe, dass eine Welle der Wertschätzung kommt, wenn der ganze Spuk wieder vorbei ist.
Ich denke schon, dass die Menschen wieder zu den kulturellen Events strömen werden…
Ja, sie sollen strömen …
Ich habe gelesen, Sie gehen gerne im Wald spazieren – können Sie an diesem Ort gut entspannen?
Ja, das ist einfach ein fester Tagespunkt. Da ordne ich meine Gedanken, ohne, dass ich sie ordnen muss, ohne, dass ich irgendwo sitze und einen Plan mache. Es wird gedacht, was gedacht werden muss – was auf der Seele brennt. All das kommt dann ganz von alleine. Die Natur, die Bewegung – das gehört dazu – hier kann ich ordnen.
Reisen Sie auch gerne? Haben Sie einen Sehnsuchtsort?
Im Moment hab ich diesen Sehnsuchtsort: Eine langweilige Insel mit super klarem Wasser und konstant 30 Grad. Da möchte ich dann gerne Sandburgen bauen. Lacht.
Haben sich Ihre Tagesstrukturen in der Corona Zeit geändert?
Ich bin zu hundert Prozent ein Morgenmensch und das bleib ich auch. Da hat Corona nichts daran geändert. Aber an den Tagesstrukturen schon. Homeschooling ist angesagt. Man sieht die einzelnen Familienmitglieder jetzt sehr viel häufiger. Man ist viel intensiver beieinander. Das beinhaltet positive und negative Elemente. Das ist oft auch eine Herausforderung. Aber, meine große, siebzehnjährige Tochter sehe ich jetzt viel öfter. Das ist ein Geschenk.
Sie verkörpern viele verschiedene Charaktere. Haben Sie bevorzugte Rollen?
Ich mag Stoffe und Rollen wo die Komik und die Tragik verschmelzen. Das mag ich sehr gerne. Anschauen tu ich mir am liebsten Krimis. Ich bin ein totaler Krimi-Fan. Gerne auch Psychothriller. Lacht.
Krimis sind beim deutschen Zuschauer beliebt. Was glauben Sie, woran könnte das liegen?
Die Aufregung auf eine andere Welt. Man selber will das ja nicht haben aber ein bisschen Aufregung, ein bisschen Thrill im Leben kann man ja schon haben – ist allerdings gut, wenn das im Fernsehen passiert. Lacht.
Ihr Mann ist Wissenschaftler und arbeitet an einem Laser der gegen das Corona Virus wirken soll.
Ja, das stimmt. Die Patente werden jetzt gerade angemeldet.
Das ist sehr interessant. Technik ist auch ein wichtiger Pfeiler in der Pandemiebekämpfung….
Das Problem ist, dass es sicher nicht die einzige Pandemie bleiben wird. Es stellt sich also die Frage: „Wie kann man Wasser, Luft und einfach die Umgebung Virenfrei bekommen.
Vielen, lieben Dank, liebe Frau Simon für das schöne Gespräch. Ich hab mich sehr gefreut, dass ich mich mit Ihnen unterhalten durfte.
'Ich höre schon sehr viel Klassik. Auch ein bisschen Jazz. Bei Autofahrten hab ich es aber auch gern mal leise'
Ann-Kathrin Kramer
„Tödliche Gier“, ZDF Mittwoch, 24. Februar 2021, 20.15 Uhr
Pastor Bahnert (Harald Krassnitzer) gerät samt Frau Claudia (Ann-Kathrin Kramer) und Kindern in die Gewalt von drei brutalen Gefängnisausbrechern. Die Kriminellen sind auf der Suche nach der Beute aus einem Diamantenraub, die vor Jahren in den Ruinen der jetzt renovierten Kirche versteckt wurde. Alle sind höchst angespannt. Versteckte Familienkonflikte treten zutage. Die Situation mit den skrupellosen Gangstern droht zu eskalieren.
Im Gespräch mit Ann-Kathrin Kramer
Marion Graeber im Februar 2021
Hallo liebe Frau Kramer, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Freue ich mich sehr.
Gerne.
Wo erreiche ich Sie gerade?
Ich bin im Bergischen Land.
Im Moment gestalten sich ja doch die meisten Interviews via Telefon?!
Ja, das stimmt. Hoffen wir, dass die Zeit in der man sich wieder begegnen kann bald wieder kommt.
Der Krimi „Tödliche Gier“ wird am Mittwoch, 24. Februar im ZDF ausgestrahlt. Wann wurde der Krimi gedreht?
Wir haben im November 2019 gedreht. Also noch vor Corona. Die Drehbedingungen, so wie wir sie für dieses Projekt gehabt haben, sind heute fast schon nicht mehr vorstellbar. Wir haben in drei Zimmern gedreht. Der ganze Cast und das Team war immer zusammen, die Fenster waren vernagelt, alles war verhangen und mittags wurde ein Mal durchgelüftet.
Haben Sie im vergangenen Jahr auch gedreht?
Ich habe Anfang des vergangenen Jahres begonnen einen Film zu drehen. Wir kamen genau in den ersten Lockdown und mussten unterbrechen. Jetzt, also quasi ein Jahr später haben wir diesen Film dann fortgesetzt. Natürlich sind die Bedingungen ganz andere. Man sieht die Menschen nicht wirklich auf die man trifft Gerade, wenn man draußen arbeitet und alle um einen herum warm eingemummelt Mützen und Mundschutz tragen. Man sieht dann nur noch die Augen. Aber immerhin, wir können drehen. Die Hygienebestimmungen sind natürlich sehr streng, aber das ist auch richtig so.
Der Film „Tödliche Gier“ spielt in der Nähe von Hamburg. Wo wurde tatsächlich gedreht?
Der Drehort war zirka 80 Kilometer von Hamburg entfernt. Wir haben in Wismar gewohnt und sind von dort immer an den Drehort gefahren worden. Wir hatten also die Ostsee vor der Türe und es war wunderschön dort. Gerade auch, wenn man die Möglichkeit hatte mal über das Wochenende dort sein zu können. Wir waren ja insgesamt fast vier Wochen vor Ort.
Wie beschreiben Sie Ihre Rolle, den Charakter Claudia Bahnert?
Claudia ruht sehr in sich. Sie hat studiert, hat einen Beruf den sie mag und ist selbstständige Apothekerin. Sie hat zwei Kinder und einen Mann, den sie liebt. Ich glaube, sie ist mit sich und ihrem Leben ganz zufrieden. Sie ist aber auch ein bisschen an dem Punkt, wo sie sich fragt, ob es das jetzt gewesen ist und zu dem Zeitpunkt bricht dieses Unglück über die Familie herein. Die Geiselnahme, die Ausnahmesituation. Es ist der Überforderung in dieser Situation geschuldet, dass die Problematiken der Familie an die Oberfläche treten. Der Sohn Marius (Johannes Geller) ist noch Schüler. Die Tochter Svenja (Sofie Eifertinger) macht und hat Schwierigkeiten. Das erfahren wir im Film immer wieder. Svenja hadert mit der Familie, mit den Eltern und dem Übervater, der ihr wahrscheinlich immer wieder das Gefühl gegeben hat, wie alles so geht und richtig ist. Da müssen sich die Kinder den Eltern gegenüber emanzipieren. Ihre Rollen in der Familie finden. In diesem Stadium treffen wir also im Film auf diese Familie.
In „Tödliche Gier“ befindet sich der Zuschauer direkt im Kriminalfall.
Ja, der Film beginnt mit dem Ausbruch der Gangstern aus dem Gefängnis. Man muss den Täter nicht erst suchen.
Was reizt Sie daran, dass die Geschichte so erzählt wird?
Was mich daran reizt ist das kammerspielartige. Dieses Aufeinandertreffen all dieser Charaktere. Es geht nicht nur darum, wer ist der Täter, sondern da werden zwei Parteien gegenübergestellt. Wir sehen die Familie, die mit Strukturen kämpft und auf der anderen Seite die Gefängnisausbrecher, die auch so eine ähnliche Konstellation haben, wie eben eine Familie. Der wunderbare Thomas Sarbacher, der schon fast väterlich sagt, wo es lang geht, der gegebenenfalls auch mal beruhigt. Dann Dirk Borchardt, der eher mal austickt und wieder eingefangen werden muss. Es ist einfach schön, wenn man mit so einem tollen Ensemble zusammen spielen darf.
Viele Charaktere, die da aufeinander treffen wie im Leben eigentlich auch.
Ja, ganz genau.
Regisseur und Drehbuchautor, Thorsten Näter verfolgt ja folgendes Motto: „Es gibt keine Probleme, nur außergewöhnliche Augenblicke“. Wie war die Stimmung am Set?
Lacht. Ich habe mit Thorsten Näter schon einige Filme gemacht und ich liebe ihn sehr. Das ist ein Regisseur, der, zumal er hier eben auch das Drehbuch geschrieben hat, ganz genau in den Geschichten steckt und weiß, was er will. Egal was man für eine Frage hat, Thorsten hat zu allem quasi schon nachgedacht. Er arbeitet auch fast immer mit dem selben Kameramann, so ist das ein eingeschworenes Team. Eine wunderbare Arbeit.
Die Musik zum Film kommt von Axel Donner. Darf ich Sie fragen, welches Musikgenre Sie am liebsten mögen?
Ich höre schon sehr viel Klassik. Ich höre auch viel Jazz. .. Und am Ende auch ein bisschen Mainstream. Für mich ist Musik auch etwas, womit ich mich entspanne. Ich höre meist sehr bewusst Musik und habe nicht dauernd das Radio an. Bei Autofahrten hab ich es auch gern mal aus.
Zur Musik gehört immer auch ein bisschen die Bewegung. Tanzen Sie gerne? Vielleicht den Tango Argentino?
Ich finde den Tango Argentino einen ganz großartigen Tanz. Als ich ein Mädchen von 15/16 Jahren war, war das schon mal sehr in Mode und da hab ich das etwas gelernt. Und natürlich auch sehr viel Astor Piazzolla gehört. Tanzen ist ein ganz wunderbares und wichtiges Ausdrucksmittel. Ich finde, dass man viel mehr tanzen sollte. Man spürt sich selbst und wie die Musik und die Bewegung Besitz von einem ergreift.
Gerade auch in der jetzigen Zeit um Glücksmomente zu schaffen?
Ja, genau. Musik kann befreien. Auf jeden Fall.
Darf ich Sie noch fragen, ob Sie einen Sehnsuchtsort haben?
Ich bin glücklich, wenn ich am Meer bin. Da ist es dann im Prinzip egal, ob das der Pazifik ist, oder die Ostsee. Lächelt.
Vielen Dank, liebe Frau Kramer, für das schöne Gespräch. Das war toll. Merci
'Musik ist die Weltsprache - ich versuche mich den ganzen Sprachen anzunähern
aber eigentlich müsste man nur die eine kennen
und das ist die Musik'
Pierre Kiwitt
Thomas Borchert ist es gewohnt, als Anwalt ohne Lizenz zu arbeiten. In "Borchert und der eisige Tod" ermittelt er sogar ohne Mandat - und gegen den Willen eines Verurteilten. Borcherts fester Glaube, mit der Wahrheit nicht nur dem Recht, sondern auch der Gerechtigkeit zu dienen, wird im zehnten "Zürich Krimi" auf die Probe gestellt. Roland Suso Richter inszenierte den atmosphärisch dichten und spannenden Film nach einem Drehbuch von Wolf Jakoby in der verschneiten Bergwelt der Graubündner Alpen.
Donnerstag, 4. Februar 2021 Das Erste 20.15 Uhr
Christian Kohlund alias Thomas Borchert hat ein untrügliches Gespür dafür, wenn ein Unschuldiger als Sündenbock herhalten soll. In "Borchert und der Mord im Taxi" deckt der charismatische Titelheld die schmutzigen Machenschaften der Reichen und Einflussreichen auf, um seinen unter Mordverdacht stehenden Mandanten frei zu bekommen. Der "Anwalt ohne Lizenz" macht sich zusammen mit seiner von Ina Paule Klink gespielten Partnerin Donimique und Pierre Kiwitt in der Rolle des Hauptmanns Furrer daran, unbequeme Wahrheiten ans Licht zu bringen, was auch seinen alten Freund Reto auf den Plan ruft. Regisseur Roland Suso Richter inszenierte den elften "Zürich Krimi" nach einem Drehbuch von Grimme-Preisträger Leo P. Ard.
Donnerstag, 11. Februar 2021 Das Erste 20.15 Uhr
Wenn etwas bis ins kleinste Detail unanfechtbar scheint, dann hat womöglich jemand nachgeholfen! Für Christian Kohlund als knorrigen Titelheld ist die allzu eindeutige Indizienlage in "Borchert und die Zeit zu sterben" der Anlass, auf seine unkonventionelle Art wieder einmal tiefer nachzubohren. Regisseur Roland Suso Richter inszenierte den zwölften "Zürich Krimi" nach einem Drehbuch von Wolf Jakoby.
Donnerstag, 18. Februar 2021 Das Erste 20.15 Uhr
Im Gespräch mit Pierre Kiwitt
Marion Graeber im Januar 2021
Hallo lieber Herr Kiwitt. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich sehr.
Nicht zu danken. Danke, für Ihre Anfrage.
Sind Sie derzeit in Berlin?
Nein, ich bin gerade in Paris.
Sie haben deutsche und französische Wurzeln...
Ja, das stimmt. Aber ich bin derzeit für einen Dreh in Paris. Ich drehe einen Film über Napoleon und Metternich im Jahre 1813. Das bekannteste Duell zwischen den beiden, als Metternich Napoleon den Vorschlag unterbreitet sich zurückzuziehen, damit Europa wieder Frieden erlangen kann. Ein Projekt für ARTE.
Wird in deutscher oder französischer Sprache gedreht?
Beide Sprachen.
Sie sprechen mehrere Sprachen. Stimmt es, dass Sie für einen Film extra portugiesisch gelernt haben?
Ja, das war in Brasilien. Ich habe dort eine Serie angeboten bekommen und die Sprache dann mit dem Drehbuch erlernt.
Sie haben demnach Erfahrungen mit internationalen Produktionen. Wie sind die Unterschiede?
Im Herzen sind sie alle gleich. Lächelt. Das sind Menschen, die leidenschaftlich gern eine Geschichte erzählen wollen. Und doch ist es erfrischend, denn die Filme sind oftmals so unterschiedlich wie die verschiedenen Kulturen selbst. Dann kommt noch die Thematik drauf. Das macht sehr viel Spaß. Es ist sowieso für mich sehr interessant andere Kulturen kennen zu lernen. Menschen zu begegnen. All das mag ich.
Beeinflusst Sie diese Arbeit in den unterschiedlichen Ländern mit verschiedensten Kulturen?
Ja, das beeinflusst den Dreh an sich und das beeinflusst einen auch selbst. Es inspiriert. Und, es bringt manchmal auch andere Sichtweisen und Schaffensarten zum Vorschein. Daran kann man nur wachsen.
Sind die Drehbedingungen unter Corona in Paris vergleichbar mit, beispielsweise Berlin?
Ich war vor Paris in Prag und in Zürich. In Prag hab ich parallel „Das Boot“ gedreht. In Paris liegt die Inzidenz bei 200, in Prag lag der Wert teilweise über 700. Da hört man alle paar Minuten die Ambulanz. Es ist erstaunlich, und ich kann jedem Produzenten nur mein Lob aussprechen, der sich in dieser Zeit so einem Projekt annimmt und versucht zu drehen. Eine Produktion ist ja an sich schon schwierig. Aber zusätzlich noch mit diesen Gegebenheiten rund um Corona klar zu kommen, das ist schon eine Herausforderung.
Sind Sie regelmäßig getestet worden?
Ja, wir sind regelmäßig getestet worden.
Das ist schon ein anderes Leben derzeit...
Ja, komplett. Aber ich sag immer, man darf sich nicht so sehr darauf fokussieren, was man alles nicht mehr hat oder nicht mehr machen kann. Natürlich ist das belastend, wenn man ständig eine Maske tragen muss, man keinen Sport machen kann. Auch, dass die Kinder nicht zur Schule und in den Kindergarten können. Aber all das sind im Moment eben medizinische Notwendigkeiten.
Auch für Kinder eine schwere Zeit…
Ich glaube, man muss da mit Kindern ganz vorsichtig im Umgang sein. Vielleicht im Sinne von „la vida es bella“ von Roberto Benigni. Es geht doch eigentlich nicht darum, was ich vermisse, sondern wie ich meinen Raum, der mir zur Verfügung steht, angenehm gestalte. Trotz Krise. Das ist, glaube ich, wichtig. Gerade auch für Kinder. Kinder, aber auch Jugendliche und Jung-Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren, die sich normalerweise auf in die Freiheit machen… Das ist schon schwer. Und doch, glaube ich, wenn wir uns alle einig sind, alle Masken tragen, uns an die Regeln halten, kommen wir da gemeinsam durch. Ich stehe sehr ein für das Beschützen und Achten aller.
Sie waren auch für den Zürich Krimi vor der Kamera. Drei neue Folgen werden nun im ARD ausgestrahlt. Dann sind Sie aktuell in Paris, waren zuvor in Prag. Haben Sie eigentlich eine Lieblingsstadt?
Ich finde so viele Städte gut. Ich kann mich gut an Städte anpassen und bin auch neugierig und freue mich immer wieder auch neue Städte entdecken zu können. Ich fühle mich tatsächlich ein bisschen heimatlos. Ich liebe Paris, das ist eine wundervolle Stadt. Berlin – da lebe ich derzeit. Berlin, muss ich sagen, hat schon sehr viel von allem. Da kann man wirklich gut leben. In München hatte ich zu viele Leben aber München ist durchaus eine tolle und lebenswerte Stadt. Südfrankreich, Spanien - super. Los Angeles, liebe ich. Auch Prag und London. Es scheint so, als hätte ich noch nicht so richtig gefunden, wo ich gern bleiben will. Lacht. Ich kann beispielsweise auch keinen Lieblingsschauspieler oder Regisseur benennen – es gibt einfach zu viele.
Kennen Sie Stuttgart?
Zu Stuttgart hab ich eine ganz besondere Verbindung, da meine Frau in Stuttgart getanzt hat. Gauthier Dance im Theaterhaus in Stuttgart. Zudem hab ich gute Freunde in Stuttgart, beispielsweise auch bei der Soko Stuttgart und Dr. Klein. Stuttgart hat sehr schöne Ecken.
Tanzen Sie Tango?
Nicht wirklich. Ich tanze immer ein bisschen, passe mich gern der Musik an. Ob ich es kann ist eine andere Frage. Lacht.
Welche Musik mögen Sie?
Ich begegne Musik gerne und lass mich dann auf sie ein. Ich war eine Zeit lang auch DJ. In jungen Jahren. Ich denke, ich habe Musikeinflüsse aus vielen Ländern. Auch über Freunde, die über die Welt verteilt sind. Ich finde, die Musik ist die Weltsprache. Ich versuche mich den ganzen Sprachen anzunähern aber eigentlich müsste man nur die eine kennen und das ist die Musik.
Dann sind Sie offen für die Musik in ihrer ganzen Fülle...
Man kann sich dem öffnen, was eine andere Kultur einem geben möchte. Das bereichert. Apropos Tango – Carlos Gardel ist sensationell – ich liebe das. Aber ich kann auch mal Heavy Metal hören oder Hip-Hop. Auch Techno und Rock 'n' Roll.
Regisseur, Roland Suso Richter führt Regie beim Zürich Krimi. Ich habe gelesen, er verfolgt eine Besonderheit – es gibt keine Proben. Stimmt das?
Ja, das stimmt. Lacht.
Wie sind Ihre Erfahrungen?
Am Anfang hat mich das auch etwas verunsichert. Aber das ist gar nicht so schlimm. Lacht. Im Gegenteil. Das gibt dem Film sehr viel Frische und man kann Dinge auch neu entdecken. Man ist auch anders wach. Das ist spannend. Was Roland Suso Richter auch gerne macht ist Szenen zusammen legen. Das heißt, man spielt dann 15 bis 20 Minuten komplett durch. Da ist man dann in einer ganz anderen Anstrengung. Roland Suso Richter weiß was er tut, er ist ein großartiger Regisseur.
Vielen Dank, lieber Herr Kiwitt für das tolle Gespräch. Merci.
'Ich tanze jeden Tag. Wenn man nicht tanzt hat man im Leben etwas falsch gemacht'
Jophi Ries
„Ein Sommer auf Elba“ - Herzkino
Obwohl Maja und Thorsten geschieden sind, machen sie gemeinsam mit ihren Söhnen Urlaub. Der Gedanke ist gut, die Ausführung jedoch miserabel. Majas Anstrengung, mit allen etwas gemeinsam zu unternehmen, bügeln die Männer gekonnt ab. Kurzerhand lässt sie die drei alleine zurück und fährt einfach ins Blaue.
Im Gespräch mit Regisseur, Jophi Ries
Marion Graeber im Januar 2021
Hallo Herr Ries, danke, dass Sie Zeit für mich haben. Wie geht es Ihnen?
Alles super. Danke.
Am 24. Januar ist im ZDF Herzkino „Ein Sommer auf Elba“ zu sehen. Wann wurde der Film gedreht?
Wir haben im Juni/Juli diesen Jahres gedreht. Wir waren die Ersten, die mit der Öffnung Italiens wieder ins Land konnten. Am Flughafen in Zürich war es gespenstisch. Nur fünf Flugzeuge waren an der Tafel angeschrieben. Im Flieger dann, nur jeder zweite Platz besetzt.
Wie war die Situation auf Elba?
Auf Elba war es sehr lässig. Wir haben ja immer draußen gedreht. Und, es gab ein gutes Hygienekonzept. Alle wurden getestet vor dem Dreh. Die Schauspieler sogar mehrfach. Das war alles sehr gut organisiert. Ich hab jetzt aktuell in Hamburg gedreht – alle Drehs fanden in Räumen statt. Das war doch schwieriger.
Wie lange waren Sie auf Elba?
Die Drehzeit betrug zirka fünf Wochen. Ich war aber schon früher dort, weil ich noch vorbereitet habe. Das waren dann gut zwei Monate.
Waren Sie zuvor schon einmal auf Elba?
Lustigerweise war ich mit meiner Familie schon einmal auf Elba, ja. Das Hauptmotiv, wo wir das Familienhaus abgedreht haben, da war ich in Wirklichkeit schon. Als wir auf der Suche nach der Location waren, hab ich uns zu dem Haus geführt und so getan, als würde ich es auf dem Weg entdecken. Alle jubelten und meinten, wie toll das wäre und wie ich das gefunden hätte…. Dabei war ich ja heimlich schon dort. Lacht. Es war dann ein Glück, dass wir es zum Dreh bekommen konnten.
Was hat Ihnen auf Elba besonders gut gefallen? Was macht den Film besonders?
Die Inseln sind in den „Off Zeiten“ einfach fantastisch. Gerade weil die Massen an Menschen nicht da sind. Das hat mir dieses Mal so gut gefallen. Durch Corona ging es dort ja erst wieder etwas los. Es war einfach noch besonders leer und der Ort, an dem wir gewohnt haben, war so ein fantastischer Ort. Auch der Blick auf die Hauptstadt, genau gegenüber. Wir sagten immer, dass die Italiener aber ein fantastisches Filmstudio haben, wo sie jeden Abend dieses Filmset mit diesem Blick für uns aufbauen.
Was schätzen Sie am Herzkino? Vielleicht auch gerade im Hinblick auf Krimis im TV?
Ich hab ja als Schauspieler sehr viele Krimis gespielt und es gibt mittlerweile so eine Flut an Krimis, dass ich es eigentlich schon bald nicht mehr sehen kann. Es muss schon etwas besonderes sein, damit ich Lust habe, es mir anzuschauen. Für mich liegt der Reiz der Regie für diesen Sommerfilm ganz klar darauf, dass ich diesen so gestalte, dass ich ihn mir auch selber gern ansehen möchte. Einen leichten Stoff so zu machen, dass die Figuren und diese leichte Geschichte wirklich ernst genommen werden – das finde ich eine unglaubliche Herausforderung. Denn, es gibt schon ziemlich viele, langweilige Schmonzetten. Das versuche ich in meinen Sommerfilmen anders zu machen. Den Zuschauer ernst nehmen und die Geschichte so machen, wie ich sie mir selber auch ansehen wollen würde. Das ist der Anspruch. Deshalb kümmere ich mich auch intensiv um die Musik und den Schnitt. Das ist für mich ein unheimlicher Reiz. Hinzu kommt, dass an diesen wundervollen Orten drehen zu dürfen ein wahres Geschenk ist. Glauben Sie mir, das macht Spaß, auf Elba, Mykonos oder auf Lanzarote.
Auf Lanzarote führten Sie im Jahre 2015 das erste Mal Regie für einen Langfilm. Sie führen Regie und sind Schauspieler. Genießen Sie mit dieser Kombination Vorteile?
Ich glaube, jeder Schauspieler ist gleichzeitig bester Regisseur für Schauspieler. Du weißt halt, wie die Gattung „Schauspieler“ funktioniert. Du weißt, um die Schmerzen, um die Talente. Ich liebe Schauspieler und das ist spürbar. Der Zugang ist so viel einfacher.
Ist Ihnen beides gleich wichtig – Schauspiel, Regie?
Ich hab mir die Regiearbeit schon in den 1990er Jahren aufgebaut. Habe vier eigene Filme produziert und dann, weil ich so viele Kinder bekommen habe, erst mal wieder gespielt. Jetzt bin ich wieder schwerst bei der Regie. Es ist meine ganze Erfüllung. Und spielen tu ich jetzt noch lieber.
Haben Sie als Regisseur die Schauspielrollen besetzt? Ihre Frau, Regula Grauwiller spielt die Hauptrolle der Maja … Wie war die gemeinsame Arbeit?
Das ist so durch Zufall entstanden. Die Produzentin hat Regula vorgeschlagen und ich hab nur gesagt „Volltreffer“. Es ist tatsächlich so, dass Regula und ich immer beide die Bücher lesen, die uns vorgelegt werden. Wir reden dann drüber, was wir spielen oder drehen wollen. Regula hatte das Drehbuch zu „Ein Sommer auf Elba“ auch gelesen und meinte, das würde sie gerne spielen. Wenn wir dann zusammen drehen ist das einfach ganz normale Arbeit. Es ist nicht anders als mit den anderen Schauspielern. Aber es klappt sensationell, denn wir sind Vertraute.
Wie Sie bereits angesprochen haben, ist Musik für den Film wichtig. Wie gestaltete sich diese Arbeit?
Ich mache diese Filme sonst als Romantic-Comedy. Diesen, den wir jetzt auf Elba gemacht haben, der ist ein bisschen tiefer. Mit einem erwachsenen Thema. Ich glaube, dass die Sommerfilme kommerzielle Musik brauchen. Musik, die wir alle lieben. Musik, mit der wir die Menschen willkommen heißen. Es wird gute Laune verbreitet und wir verzichten bewusst auf sphärische Musik, wie sie beispielsweise im Tatort eingesetzt wird. Unsere Musik soll gute Laune und Spaß vermitteln. Deshalb möchte ich auch immer viele Songs haben. Die Zusammenarbeit mit den Musikkomponisten ist zudem immer eine ganz zauberhafte, da sie Magie erschaffen. Das besondere an einem Film zu arbeiten sind die unterschiedlichen Phasen. Alle wichtig, alle schön. Bucharbeit, dann die Dreharbeiten – dann, der Schnitt - hier entsteht der Film dann wirklich. Und dann kommt überhaupt das Schönste – die Musik. Die Musik, die das, was man erschaffen hat begleitet und so richtig hervorholt. Manchmal musst du nur schauen und nichts tun – dann kommt das Cello drauf und das erzählt alles.
Darf ich Sie fragen, welches Musikgenre Sie persönlich gerne hören?
Alles. Ich bin in Sachen Musik auch viel im Dialog mit meinen Kindern. Wir fragen uns allerdings oft: „Wo sind in der heutigen Musik die Gitarren?“. Das nervt mich ehrlich gesagt ein bisschen an den heutigen Popsongs. Und, das geht meinen Kindern witzigerweise auch so. So finden wir Musik aus den vorangegangenen Jahrzehnten spannender und besser. Ich finde, wir sind gerade, was die heutige Musik anbelangt, in einer etwas langweiligen Zeit.
Zur Musik gehört ja irgendwie auch die Bewegung. Tanzen Sie? Vielleicht Tango?
Ich tanze keinen Tango aber ich tanze jeden Tag. Ich tanze auch viel mit meinen Kindern. Wenn man nicht tanzt hat man im Leben was falsch gemacht. Gerade in diesen Corona Zeiten, wo man viel zuhause ist – ich tanze oft den ganzen Tag. Gerade auch in der Phase, wo ich Musik für den Film gehört habe, tanze ich mit der Musik mit. Wenn man einen geilen Song hört – das geht einem doch so richtig in die Beine. Lacht.
Lieber Herr Ries, vielen Dank für das tolle Gespräch. Ich hab mich sehr gefreut.
'Ich höre am liebsten Musik, die mir gute Laune macht'
Bjarne Mädel
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Fotocredit: Jürgen Bauer
„Sörensen hat Angst“, Mittwoch, 20. Januar 2021, 20.45 Uhr Das Erste
Im Gespräch mit Bjarne Mädel
Marion Graeber im Januar 2021
Hallo Herr Mädel
Moin
Wie geht es Ihnen?
Mir geht’s ganz gut. Danke. Mir glüht nur etwas das Ohr, da ich nun zwei Interviewtage hinter mir habe.
Ich freu mich sehr, dass Sie auch Zeit für mich haben.
Sehr gerne.
Rufen Sie aus Berlin an?
Ja, ich wohne in Berlin.
Der Film „Sörensen hat Angst“, spielt im fiktiven, nordfriesischen Katenbüll – ein starker Gegensatz zu Berlin. Ich habe gelesen, dass die Drehorte rund um Bremerhaven stattgefunden haben. Haben Sie dort optimale Drehbedingungen gefunden? Was machte diese Orte dort so besonders?
Es ist tatsächlich so, dass der Roman von Sven Stricker in Nordfriesland spielt. Dort haben wir uns anfangs auch nach Motiven umgesehen. Da wir dann jedoch eine Förderung von der Nordmedia bekommen haben, haben wir in Niedersachsen gedreht. Das war uns von der Förderung so vorgegeben. Wir haben dann also in Niedersachsen einen Ort gesucht, der eine typische norddeutsche Atmosphäre hergibt, wie sie im Buch beschrieben wird. In Varel und Umgebung haben wir diesen Ort dann gefunden. Ich war erstaunt, weil ich die Gegend zuvor noch gar nicht kannte. Es war mir gar nicht bewusst, dass es dort am Meer so schöne Ecken gibt. Dieser Landstrich hat aber auch wirklich alles für uns hergegeben, was wir brauchten. Tolle Motive. Zumal es gar nicht leicht war, zum Beispiel so eine kleine Kate für Sörensen zu finden, die eigentlich nur aus einem Raum besteht und direkt am Deich liegt. Und nebenan dann noch eine Pension. Das alles so zu finden, wie beschrieben, das war, wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Gedreht wurde vom 20. Februar bis 19. März 2020.
Das war kurz vor dem Lockdown. Wie sind Sie damit umgegangen – wurde es schon hektisch am Set?
Ja, während der letzten zwei Drehwochen schwebte sozusagen schon das Damoklesschwert über uns. Wir hatten auch Kontakt zu anderen Produktionen, die mitten in ihrer Arbeit unterbrechen mussten. Auch wir waren natürlich vom Abbruch bedroht. Diese kleine Enklave an der See kam uns jedoch entgegen. Dort waren wir sehr unter uns und da war nicht viel Bewegung nach außen. Wir hatten auch kein Riesenensemble und keine Massenszenen. Wir haben uns dann auch deshalb alle entschieden, das gemeinsam durchzuziehen, wofür ich sehr dankbar bin. Auch für die Produktionsfirma, weil es eine kleine Produktionsfirma aus München ist (Claussen + Putz Filmproduktion). Sie mussten schon den Frankentatort abbrechen. Hätten wir auch noch abbrechen müssen, wäre das mit noch mehr Kosten für die Filmproduktion verbunden gewesen. Vom timing her waren wir ja zum Glück auch sehr kurz vor dem Abschluss. Wir wussten, dass wir das irgendwie hinbekommen. Viele Szenen, die uns noch fehlten, fanden draußen an der frischen Luft statt. Bei einer Szene hatten wir dann noch doppeltes Glück. Die Szene sollte in einem Krankenhausflur gedreht werden. Wir haben sie aus verschiedenen Gründen von Mittwoch auf Montag vorgezogen. Am Dienstag haben wir dann erfahren, dass wir aufgrund von Corona am Mittwoch dort gar nicht mehr hätten drehen dürfen. Direkt nach Abschluss der Dreharbeiten kam dann der erste Lockdown. Das war für mich dann die Zeit, den Film zu schneiden und fertigzustellen. Im Sommer hab ich dann einen weiteren Film als Schauspieler in Süddeutschland drehen können. Konnte also Geld verdienen. Dann kam der zweite Lockdown.... Mir ist wirklich bewusst, dass ich einer von den wenigen nicht fest engagierten Schauspielern bin, die so gut durch diese Zeit gekommen sind. Ich bin da so durchgerutscht – quasi unter dem Radar weiter geflogen. Es gibt so viele Künstler, die freiberuflich unterwegs sind, die es extrem schwer haben in diesen Zeiten, in denen ihr Einkommen auf Null runtergefahren wird. Mir sind aktuell ein paar Lesungen abgesagt worden. Das ist schade, trifft mich aber nicht existentiell. Beruflich habe ich also enormes Glück gehabt. Privat hab ich das alles aber natürlich auch gespürt. Mein Vater lebt in den USA. Keine Chance, ihn zu besuchen. Auch meine Mutter in Hamburg konnte ich aufgrund der Situation nicht sehen.
„Sörensen hat Angst“, wird als ein etwas anderer Krimi beschrieben. Was unterscheidet ihn von anderen?
Der Krimi bildet natürlich den roten Faden, aber die Angststörung der Hauptfigur und die humorvolle Art und Weise, wie er mit dieser Angst umgeht, stehen zunächst im Vordergrund.
Um was für eine Angststörung handelt es sich?
Die Angststörung nennt sich „Generalisierte Sorgenangst“. Sie ist immer dann am schlimmsten, wenn man ihr viel Raum gibt. Wenn man zuhause auf dem Sofa sitzt. Dann macht sie sich breit – die Angst. Funktioniert man aber, steht unter Druck von außen, dann hat die Angst nicht so viel Platz. Das kann man genauso in unserem Film beobachten. Die Geschichte an sich, der Kriminalfall und die Abgründe, die sich mit ihm auftun, das ist heftig und wird auch sehr schlimm. Für Sörensen wird der Druck und der Zeitdruck immer größer und so tritt die Angst in den Hintergrund und der Kriminalfall übernimmt die führende Rolle. Anfangs geht es also um die Angststörung und wir ziehen den Zuschauer mit etwas Heiterkeit in diesen Film. Die Zuschauer, die mich aus anderen Zusammenhängen kennen, denken vielleicht, das wird lustig mit dem Bjarne Mädel. Den kennen wir. Da gibt es meistens was zu lachen. Mit dieser Erwartungshaltung spielen wir natürlich auch. Doch, das Blatt dreht sich und es wird ernster als der Zuschauer das wahrscheinlich erwartet. Es entsteht eine Atmosphäre, die sehr bedrückend und finster wird.
Ist es schwer hier eine Balance zu halten – zwischen leichtem Humor und knallhartem Kriminalfall?
Es war ein Balanceakt, aber der Humor betrifft in erster Linie die Angststörung von Sörensen. Wie er selbst damit umgeht, ist humorvoll und wie er mit Kollegen in den Dialogen agiert. Ich finde, es ist immer eine gute Möglichkeit, mit Humor die Herzen der Zuschauer zu öffnen und sie danach mit dem zu konfrontieren , was man selbst auf dem Herzen hat, mit dem, was man zu sagen hat. Und es war unsere Absicht, ein schweres Thema mit Leichtigkeit anzugehen. Ich meine damit aber auf keinen Fall mit Oberflächlichkeit. Wir haben das alles sehr ernst genommen. Sowohl die Angststörung, als auch den Kriminalfall. Und doch gibt es da diese Menschlichkeit, der Figuren, die den Film auch bestimmen sollte.
Das Publikum schaut gerne Krimis. Warum?
Schwere Frage. Das liegt vielleicht an der Sehnsucht nach der heilen Welt, nach einer Ordnung, die man sich in einer Gesellschaft und in seinem Kopf wünscht. Menschen haben die Sehnsucht nach einfachen Bewertungen – nach Gut und Böse. Ich glaube, all das ist in einem 90minütigen Krimi überschaubar und erzählbar. Und es ist wohl beruhigend, wenn Unheilvolles am Ende erklärt und besiegt wird.
„Sörensen hat Angst“, ist Ihr Regiedebüt. Sie führen Regie und spielen die Hauptrolle. War diese doppelte Aufgabe eine große Herausforderung?
Ja. Regie zu führen und gleichzeitig als Schauspieler vor der Kamera zu stehen war definitiv eine Herausforderung aber auch ein Vorteil. Ich bin ja als Spieler ganz nah an meinen Kollegen dran. Ich spüre sofort, wenn in einer Szene etwas nicht stimmt oder der Text nicht funktioniert. Auch konnte ich bereits aus der Szene heraus, den Rhythmus mitbestimmen. Zudem habe ich die Vorarbeit mit dem Kameramann, Kristian Leschner gemacht, da konnte ich genau sagen, wie der Hauptdarsteller das dann spielen wird. Normalerweise denken sich ja Regie und Kamera ein Konzept aus, dann kommt beim Dreh noch der Schauspieler oben drauf und sagt, was er will .. Dieser Arbeitsschritt fiel in unserem Fall weg. Ich konnte mich außerdem als Spieler gut in die anderen Schauspieler hineinversetzen. Was macht Spaß, was macht Schwierigkeiten.... Ich hatte eher Angst, dass ich beim Spielen vergesse zu spielen und stattdessen den Kollegen zuschaue. Aber ich bin dann, glaube ich, durch die viele Arbeit vor der Kamera, schon so konditioniert, dass sobald das „Bitte“ kommt, ich dann in der Szene und in der Figur drin bin. Es hat mich also nicht verwirrt, die Figur zu spielen und gleichzeitig Regie zu führen. Zudem gab es die Kontrolle, ich hatte jederzeit die Möglichkeit, mir alles Gespielte direkt im Anschluss auf dem Bildschirm anzusehen. Ich muss auch sagen, ich bin generell ein bewusster Spieler. Ich begebe mich beim Spielen nicht in eine Art Trance, wo ich dann nicht mehr weiß, was ich grade gemacht habe.
Ich habe gelesen, dass Sie die Figur des Sörensen bereits in den Anfängen aktiv mitgestalten konnten.
Das stimmt. Sven Stricker (Buchautor) und ich sind schon sehr lange durch die Arbeit miteinander verbunden. Er hat diese Figur mal für mich, als Hörspiel, welches wir zusammen aufgenommen haben, geschrieben. Weil er dann noch so viele Ideen hatte, hat er in der Folge einen Roman daraus gemacht. Da die Dialoge so toll sind und sich der Roman sehr bildhaft liest, entstand dann die Idee, diesen Stoff zu verfilmen. Wobei von Anfang an feststand, dass ich die Rolle des Sörensen übernehmen würde. Wir haben dann zusammen sehr intensiv am Drehbuch gearbeitet.
Das war eine perfekte Vorarbeit...
Ja, wir haben uns in dieser Phase auch schon viele Szenenübergänge überlegt… Auch, wie wir das Ganze an sich eben umgesetzt haben wollten. Da ging die Drehbucharbeit schon in die Regiearbeit über. Wir haben da schon festlegen können, welche Momente gut sind, diese Angst von Sörensen zu zeigen und visuell klar zu machen, wie die Störung funktioniert, um dieses Beispiel zu nennen.
Musik spielt in jedem Film eine große Rolle. Darf ich Sie fragen, welches Musikgenre Sie persönlich gerne hören?
Ich höre sehr gerne Musik, die mir gute Laune macht. Ich bin meistens bei der Musik, die harmonisch und melodisch ist. Es herrscht genug Chaos um mich herum. Ich hab Phasen, in denen ich gerne Reggae höre. Das bringt dann auch schon mal die Sonne in den grauen Kreuzberger Alltag. Die Musik von Volker Bertelmann liegt oft genau an der Grenze von Musik zu Sound und Geräusch. Das fand ich sehr spannend und für „Sörensen hat Angst“ extrem passend. Sörensen nimmt Akustik in Angstmomenten ganz übertrieben wahr. Dinge, wie beispielsweise, der Milchaufschäumer oder klirrendes Besteck, sind für ihn, durch die Störung, lauter und präsenter als für uns. Das wurde durch die Musik, die Geräusche und die Akustik hervorgehoben und ausgearbeitet.
Zur Musik gehört ja irgendwie auch die Bewegung und der Tanz. Darf ich Sie fragen, ob Sie tanzen? Vielleicht Tango?
Ich weiß, dass wir das auf der Schauspielschule als Unterrichtsfach hatten. Eine Tanzschule hab ich allerdings nie besucht. Manchmal gibt es Momente, wo ich das bereue. Wie bei der Arbeit für den Kinofilm „25 km/H“, da hatte ich mit Lars Eidinger eine ausgiebige Stepptanznummer. Dafür mussten wir hart trainieren. Wenn ich also in einen Film Tango tanzen müsste, würde ich auch dafür wochenlang trainieren müssen.
Vielen Dank, lieber Herr Mädel für das tolle Gespräch.
'Ich habe in Argentinien gedreht und dort auch diverse Tangoplätze aufgesucht und mich zum Tango auffordern lassen.
Ein wundervoller Tanz'
Jessica Schwarz
Der Schwarzwald ist eine deutsche Sehnsuchtslandschaft par excellence – selbst international ist der „Black Forrest“ eine bekannte Größe. Eine Landschaft, in der sich Urlaubs- und Ausflugserfahrungen vieler Generationen mit Sagen, Legenden, Märchen und Mythen verbinden, die dort ihren Ursprung haben. Neben dem spannenden Kriminalfall verbinden sich auch die privaten Lebensgeschichten unserer Protagonisten auf eine sehr schöne Weise mit den Besonderheiten dieser einzigartigen Landschaft. Jenseits der Postkarte liegen aber auch in dieser vermeintlichen Idylle Gut und Böse, Schönheit und Schrecken dicht beieinander. Waldgericht – Ein Schwarzwaldkrimi (Zweiteiliger Mystery-Thriller)
Jessica Schwarz und Max von Thun klären als Ermittler in der Umgebung von Freudenstadt ihren zweiten Kriminalfall. Regisseur O. Rosenmueller inszenierte erneut einen zweiteiligen Fernsehfilm nach dem Drehbuch von Anna Tebbe. In weiteren Rollen spielen Nadja Bobyleva, Robert Schupp, David Zimmerschied, Jeanette Hain und viele andere.
Montag, 4. Januar 2021 und Dienstag, 5. Januar 2021, jeweils 20.15 Uhr im ZDF
Im Gespräch mit Jessica Schwarz
Marion Graeber im Dezember 2020
Krimis in den verschiedensten Varianten sind beliebt bei den deutschen Zuschauern. Was denken Sie, woran das liegen könnte?
Das ist eine gute Frage. Ich glaube tatsächlich, dass der deutsche Fernsehzuschauer an kriminalistischen Fällen interessiert ist, an deren Auflösung, aber auch am Mitraten. Wir sind ja ein Land, in dem gerne Kreuzworträtsel und Sudoku gelöst werden. Aufklärung und Auflösung scheint uns sehr zu beschäftigen, was vielleicht auch mit unserer Geschichte zu tun hat – wo es ja ebenfalls viel um Aufklärung geht.
Wie gefällt Ihnen die Region – Schwarzwald?
Wir haben in Deutschland so viele unterschiedliche Regionen. Alle haben sie ihre eigenen Geschichten. Gerade der Schwarzwald ist ein echtes Eldorado für Traditionen, Märchen und Fabeln. Ich habe die Drehbücher gelesen und mochte vor allem das mystische sehr. Ich wusste, dass ich einen ganz wunderbaren Sommer vor mir haben werde, mit tollen Locations und schönen Motiven. Wir waren an ganz fantastischen Plätzen. Ich bin wirklich immer wieder überrascht, was der Schwarzwald alles zu bieten hat. Die Drehbuchautorin war zur Vorbereitung sehr viel in der Schwarzwaldregion und hat geschaut, wo all diese historischen Geschichten sind, was man daraus machen und wie man sie mit den Protagonisten verbinden kann. So verschmelzen in unserem Film Vergangenheit und Gegenwart.
Wie haben Sie diesen Sommer empfunden?
Das Interessante und Außergewöhnliche an diesem Sommer war, dass die Menschen nicht reisen konnten, wie sie es gewohnt waren. Die Hotels im Schwarzwald aber waren voll. Das Schöne liegt oft so nah.
Wie haben Sie Ihre Zeit im Schwarzwald genossen? Ich fand es toll, nach den anstrengenden Drehtagen (wir haben direkt neben dem Wald gewohnt) einfach nochmal eine Runde spazieren zu gehen und den Kopf frei zu bekommen, in der Natur sein zu können. Dafür war ich sehr dankbar. Das ist eine tolle Region mit viel gutem Wetter. Man kann auch fantastisch Essen gehen. Es gibt schlimmere Arbeitsplätze … lacht…
Waren Sie auch mal in Baiersbronn in der Traube Tonbach?
Da haben wir auch mal einen schönen Abend verbracht. Lächelt. Wenn man in dieser Region arbeitet, darf man sich das auch mal gönnen. Ich komme ja selbst aus einer Gastronomenfamilie und ich interessiere mich sehr für die Küche. Das haben mir meine Eltern mit auf den Weg gegeben. Mein Neffe macht übrigens seine Ausbildung in der Traube Tonbach. Das ist ganz praktisch. Lacht.
Wie lange waren Sie für die Dreharbeiten in Pandemiezeiten vor Ort?
Ich war lange vor Ort. Ich musste mich aber auch für andere Projekte immer mal wieder bewegen. Auch, weil ich, gemeinsam mit meiner Schwester, ein Hotel betreibe, was ja nicht so weit entfernt im Odenwald liegt. Es sollte auch zu Beginn der Dreharbeiten eine Quarantäne geben. Sechs Tage hätte man da nicht aus dem Zimmer gehen dürfen. Aber dagegen hab ich dann doch ein bisschen rebelliert. Ich muss mich ja auch ein wenig bewegen und Sport machen dürfen. Man darf auch Vertrauen uns gegenüber aufbringen. Wir waren ein Team von 60 Leuten und selbstverständlich wollen wir niemanden gefährden. Ich bin jetzt zwischenzeitlich bei Corona Test Nummer 34 angekommen. Alle waren negativ. Bis jetzt hat sich das Maske tragen und Hände desinfizieren wirklich bewährt. Mit Max zusammen hab ich auch einen Anti-Gen Test gemacht. Auch der war negativ.
Das sind schon herausfordernde Zeiten mit großen Umstellungen…
Wir sind in der Unterhaltungsbranche. Viele Menschen müssen in der Pandemie zuhause bleiben. Ich bin froh, dass wir überhaupt drehen durften. Es werden Filme fürs Fernsehen und für's Kino gedreht - obwohl die Kinos geschlossen haben. Das ist dramatisch. Auch die Schließung der Theater ist traurig. Die Branche hat so viele Nachteile, in so vielen Bereichen – Absicherung, Bezahlung. Das trifft viele Menschen hart. Das geht bei sehr vielen an die Existenz.
Auch Hotels und Restaurants sind von der Pandemie schwer getroffen...
Was unser Hotel und die Hausbrauerei anbelangt, so versuchen wir positiv zu bleiben, aber das ist nicht immer leicht. Wir müssen uns innerhalb der Familie gegenseitig schon immer stark unterstützen und motivieren.
Darf ich Sie fragen, welches Musikgenre Sie gerne hören?
Ich mag Singer/Songwriter Musik ganz gerne. Das darf auch mal ein bisschen melancholisch sein. Ich mag es auch, musikalisch in andere Länder einzutauchen. Ich höre beispielsweise gerne französische Chansons oder auch französischen Hip Hop. Ich bin eigentlich ganz offen, was Musik angeht. Was allerdings in den aktuellen Musikcharts läuft, weiß ich nicht. Was ich auch gerne höre sind Songs aus den 1980ern und 1990ern. Das tut gut. Madonna, Prince, Fleetwood Mac, Jacques Brel. Es kann aber auch mal stimmungsvolle Elektro Musik sein. Lächelt.
Zur Musik gehört ja auch ein bisschen die Bewegung, der Tanz. Mögen Sie Tango?
Ich habe zehn Jahre Ballett getanzt und sehr lange rhythmische Sportgymnastik und Jazzdance gemacht. Ich musste auch drei oder vier Jahre Tanzkurs machen. Lacht. Ich musste, weil ich so einen guten Tanzpartner hatte und wir immer den Abschlussball gewonnen haben. Der Preis war stets ein weiterer Tanzkurs. Lacht. Ich liebe den Tanz. Finde es ganz wunderbar. Bewegung hilft mir auch immer weiter. Ich durfte auch mal vier Monate in Argentinien drehen. Dort haben wir diverse Tangoplätze aufgesucht und ich hab mich da natürlich auch auffordern lassen und getanzt. Ein ganz wundervoller Tanz, dem ich gerne mehr Zeit gewidmet hätte. Er ist intensiv, sieht nicht nur anmutig aus, sondern fühlt sich auch anmutig an. Ein toller Tanz.
Im Schwarzwaldkrimi wird auch Dialekt gesprochen. Wie stehen Sie zu Dialekten im Film oder auf der Bühne?
Finde ich ganz wunderbar. Wir haben so vielfältige Regionen in Deutschland. Ich komme ja aus Hessen und ich hatte auch viele Jahre,nachdem ich schon von zuhause weg war, noch einen leicht hessischen Einschlag . Inzwischen ist der natürlich weg, aber ich verfalle ganz gerne mal in den Slang. Lacht . Mit Rollenname Maris Bächle hatte ich auch keine Probleme. Ich finde der klingt so nett und freundlich. Lächelt.
Vielen Dank, liebe Frau Schwarz. Das war ein sehr schönes Gespräch.
'Bei uns zuhause hörten wir viel Jazz und Rhythm and Blues'
Max von Thun
Im Gespräch mit Max von Thun
Marion Graeber im Dezember 20
Lieber Herr von Thun, vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Ich freue mich sehr. Rufen Sie von München an?
Ja, das ist richtig.
Sehr fein. Dann sind wir nicht weit voneinander entfernt.
Woher kommen Sie? Das klingt schwäbisch.
Ja, Stuttgart ... Ihre Dreharbeiten waren zirka 80 Kilometer von Stuttgart entfernt, im Schwarzwald. Wie gefällt es Ihnen in dieser Region?
Es war ja der zweite Teil. Den ersten Teil haben wir auch schon im Schwarzwald gedreht. Von diesem Aspekt abgesehen, war es nichts Neues. Wir haben aber auch dieses Mal wieder an tollen Orten gedreht. Man entdeckt sozusagen als vermeintlicher Tourist Orte, die man sonst gar nicht besuchen würde. Ich kenne mittlerweile ein paar schöne Ecken und fühle mich dort sehr wohl.
Wie haben Sie den Dreh in Pandemiezeiten empfunden?
Ich habe vor dem Schwarzwaldkrimi noch einen zweiten Teil vom „Immenhof“ für's Kino gedreht. Ich dachte im April, ich würde dieses Jahr überhaupt nicht drehen können, hatte dann aber doch relativ viele Projekte. Natürlich bin ich dafür sehr dankbar. Das ist ein Privileg. Viele Kollegen hat das viel härter erwischt dieses Jahr. Das Drehen zu Corona Zeiten war natürlich ganz anders. Wir hatten alle drei Tage Corona Tests. Das hat uns eine gewisse Freiheit gegeben. Gleichzeitig hing das aber auch wie so ein Damoklesschwert über uns. … Was macht man, wenn sich ein Mitglied des Hauptcasts infiziert? … Unterbrechungen, Sorge um Versicherungsausfälle – das war schon eine andere Verantwortung. Ich bin schon eher ein vernünftiger Typ und versuche gut mit solchen Dingen umzugehen, aber das alles war trotzdem ein Unterschied zu den vorangegangenen Drehs. Ganz am Anfang wurde der Dreh in Kategorie eingeteilt. Ich bin im Film verheiratet und da ging es darum, dass ich meine Filmfrau zum Abschied küssen sollte – deshalb mussten wir fünf Tage zuvor in Quarantäne.
Sind Sie konstant am Drehort geblieben?
Ich war schon größtenteils am Drehort, ja . Es war auch ein, vom Wetter her, wirklich traumhafter Sommer und wir waren in einem sehr schönen Hotel untergebracht. Mein Sohn hat mich immer wieder, an den Drehtagen, die nicht so eng gestrickt waren, besucht. Mal ist er eine Woche, mal zehn Tag geblieben. Dadurch haben wir die Zeit schön verbracht und ich war, ehrlich gesagt, ganz froh, nicht in München gewesen zu sein. Im Sommer, in der Zeit der ersten Lockerungen, da war vor meiner Haustüre in München an der Isar immer viel los. Im Schwarzwald war es hingegen etwas abgeschieden. Das war ganz schön.
Wie beschreiben Sie Ihre Rolle? Was hat Sie am Ermittler, Konrad Diener besonders gereizt?
Ganz prinzipiell hat mich am Schwarzwaldkrimi gereizt, dass wir uns von der größeren Masse an Krimis im Fernsehen abheben, da wir sehr viel über die Mythologie, über das mystische und regionale erzählen. Das war sehr spannend. Konrad Diener ist ein sehr rational denkender Polizist, der sehr gewissenhaft seine Arbeit durchzieht und klare Vorstellungen hat. Seine Kollegin, Maris Bächle (Jessica Schwarz) ist dann doch sehr freigeistig. Sie ist aus der Gegend und nimmt das alles ganz anders auf. Diese Reibung fand ich sehr spannend. Im zweiten Teil hat sich das auch alles weiterentwickelt.
Sind Sie Stadtmensch, der auch die Natur liebt?
Ich habe beides sehr gerne. Ich lebe hier in München direkt an der Isar. Da ist auch sehr viel Natur, alles sehr grün. Ich fahre häufig Motorrad, mit Freunden in die Berge und in die Alpen. Wir haben wunderschöne Seen. Ich mag also beide Vorzüge gerne. In normalen Zeiten genieße ich es in der Stadt abends Essen zu gehen und Freunde zu treffen. Ich bin aber auch viel in der Natur, schätze ihre Schönheit und fühle mich ihr nah. Wenn ich in den Alpen bin, merke ich, was für ein kleiner, unwichtiger Teil ich von dem großen Ganzen bin. Ich spüre, dass die Berge schon lange vor mir da waren und lange nach mir noch da sein werden… Das hilft einem manchmal den Fokus auf das Wesentliche zu richten und sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.
Sie sind ein Mensch mit vielen Talenten. Sie sind Schauspieler, Autor und Musiker. Was bedeutet Ihnen die Arbeit als Autor, die ja ganz eng mit Ihrem Sohn verbunden ist?
Ja, das macht mich, ehrlich gesagt, wirklich stolz. Ich habe da vor vielen Jahren unbewusst was losgetreten, was sich verselbstständigt hat. Das erste „Sternenmann“ Buch habe ich für meinen Sohn geschrieben. Es wurde mittlerweile in acht Sprachen übersetzt. Ab dem zweiten Buch hat mein Sohn dann aktiv mitgemacht, Illustrationen abgenickt und Änderungen durchgesetzt. Seine Meinung ist mir sehr wichtig. Das Buch hat seine Fantasie beflügelt und er bringt schöne Ideen ein. Im ersten Lockdown haben wir zusätzlich ein Hörbuch aufgenommen. Ich habe ein kleines Studio zuhause. Mein Sohn hat ganz aktiv teilgenommen und Geräusche ausgesucht und die Kapitelüberschriften eingelesen. Wir haben Lieder zusammen gespielt und gemeinsam gesungen. Das macht mich stolz, weil das etwas ist, was uns Spaß macht und eine ganz besondere Nähe zwischen Vater und Sohn erzeugt.
Das hört sich toll an. Das prägt ein Vater – Sohn Verhältnis. Das berührt mich.
Wir lesen auch unheimlich viel. Ich finde es generell sehr wichtig, wenn man Kindern vorliest. Das regt die Fantasie an und bildet die Sprache. Mein Sohn ist rhetorisch erstaunlich versiert. Das ist pädagogisch sehr wertvoll und gleichzeitig ein Spaßprojekt. Er hat auch ständig neue Ideen.
Wie heißt der aktuelle Roman?
„Der Sternenmann und das große Abenteuer“. Wir schreiben schon am nächsten Roman. Lacht.
Hat Ihr Sohn Berufswünsche in diese Richtung?
Ich habe gemerkt, dass ihm Fantasie und Kreativität sehr Spaß machen. Aber damit kann man auch alles machen. Das ist allgemein für das Leben wichtig.
Ich habe gelesen, Sie sind mit Jazzmusik aufgewachsen?
Ja, unter anderem. Musik ist so wunderbar. Ohne Musik könnte ich gar nicht leben. Mein Sohn hat irgendwann im Auto, vor ein paar Jahren „Guns n'Roses“ entdeckt. Von dort kamen wir zu „Metallica“ und jetzt ist er ein großer Fan von „Motörhead“. Mein Sohn hört die harten Sachen. Die sind mir sogar zu hart.. Lacht. Aber er hört auch andere Musik. Ich versuche das Glück, welches ich zuhause hatte, weiterzugeben. Ich bin mit viel Jazz und Rhythm and Blues aufgewachsen. Das versuche ich hier auch. Bei uns läuft unterschiedliche Musik und ich möchte ihm schöne Musik vermitteln. Ihm die Vielfalt der hausgemachten Musik zeigen. Ich habe auch gelesen, dass Jazz bei Kindern, ähnlich klassischer Musik, sehr positiven Einfluss auf ihre Entwicklung haben kann. Der Jazz ist durch seine Improvisation eine lebendige Sprache. Bei den meisten Liedern im Radio hört man nur noch einen Klangteppich, keine einzelnen Instrumente mehr. Das versuche ich weiterzugeben. Wir spielen auch viel Schach. Ich glaube, alles was dem Hirn gut tut und der Entwicklung dient, ist wichtig. Für alle Menschen.
Für das Gehirn auch sehr wichtig, die Bewegung. Tanzen Sie? Vielleicht Tango Argentino?
Der Tango ist ja eine Lebensphilosophie. Wir wachsen ja ganz anders auf als die Menschen in südlichen Ländern, wo die Musik geatmet wird, zur geistigen Nahrung gehört. Wir sind da doch etwas Hüftsteifer. Ich bin kein Tangoexperte, hab aber schon Tangos gehört. Tanzen – weniger. Mein Sohn tanzt immer wieder und ich spiele dazu Gitarre. Also wir versuchen uns auch zu bewegen.
Tango würde so gut zu Ihnen passen…
Echt? Das höre ich zum ersten Mal. Muss ich mal drüber nachdenken. Lacht.
Ich danke Ihnen sehr, lieber Herr von Thun. Ich hab mich so über unser Gespräch gefreut.
'Ich habe gerade in Krakau gedreht und in einem Buchladen im jüdischen Viertel den polnischen Tango für mich entdeckt.
Ich bin so begeistert von dieser Musik - das hat mich umgehauen'
Stephan Grossmann
„Familie Bundschuh im Weihnachtschaos“ Montag, 21. Dezember, 20.15 Uhr ZDF
Turbulent statt besinnlich geht es im Leben von Gundula (Andrea Sawatzki) und Gerald Bundschuh (Axel Milberg) auch in der Vorweihnachtszeit zu, denn Gundula hat die Rechnung ohne ihre chaotische Verwandtschaft gemacht. Zwar schmückt Gundula trotz des vorweihnachtlichen Chaos tapfer das Haus, doch manche Konflikte lassen sich selbst mit Lichterketten und Lebkuchen nicht befrieden. Nur ein wahrhaftes Weihnachtswunder kann die Bundschuhs an diesem Fest der Liebe noch zusammenbringen.
Im Gespräch mit Stephan Grossmann
Marion Graeber im Dezember 20
Hallo Herr Grossmann. Ich freu mich, dass Sie Zeit für mich haben. Lieben Dank!
Sie haben so einen schönen Dialekt. Da erinnere ich mich gleich wieder an die Dreharbeiten.
Ja, im Film spielt Eva Löbau Ihre Frau Rose aus Memmingen. Sie spricht auch mit schwäbischem Dialekt.
Ja, die Rose. Lächelt.
Man erkennt meine Herkunft gleich ...
Das passiert mir aber auch, weil ich bin ja gebürtiger Sachse. Das spüren und hören die Menschen gleich an der Melodie und an der Tonart der Sprache.
Ich werde aber auch oft für einen Schwaben gehalten. Lächelt.
Da haben wir also was gemeinsam.
Ja, da verstehen wir uns. Das ist schön.
Wie ist das für Sie, mit Dialekt auf der Bühne oder im Film zu spielen?
Es ist vorstellbar. Aber ich finde, Dialekte sind sehr stark typisiert. Ein Bayer drückt sich ganz anders aus, als ein Sachse, ein Schwabe oder ein Norddeutscher.
Dialekte sind aber auch schön.
Ja, sie helfen immer bei sich zu bleiben. Authentisch zu sein. Ich muss jedoch auch immer in der Lage sein, auf Hochdeutsch zu drehen. Ich persönlich mag es wenn der Dialekt so ganz leicht durchkommt. Wenn man spürt, wo der Mensch herkommt, wo er beheimatet ist.
Sie hatten in der Schauspielausbildung auch Sprachtraining.
Richtig. Auf der Schauspielschule ging das für mich ab meinem 18. Lebensjahr los. Gott sei Dank schon so früh.
Das war schwer damals in der Schauspielschule, da in unserem Jahrgang vier Sachsen waren. Die Sprecherzieherin hat wirklich gelitten. Denn, wenn wir uns privat unterhielten, sind wir wieder in unseren sächsischen Dialekt zurück gefallen.
Wichtig ist im Sprachtraining im Grunde genommen das Training der Muskulatur. Man musste lernen, eine gewisse Spannung in der Oberlippe zu haben, um die Worte richtig auszuformulieren und nicht alles so fallen zu lassen.
Verrückt war, Sie müssen sich vorstellen, als ich mit 21 Jahren an das Theater gekommen bin, mein erstes Staatstheater in Frankfurt am Main, da hab ich auf der Bühne gesprochen und hab gedacht, dass ich doch jetzt wie ein Schauspieler spreche. Da sagte der Regisseur: "Stopp, stopp, stopp, entschuldigen Sie mal, wo kommen Sie denn her?"
"Ich komme aus Sachsen" erwiderte ich. Und er nur: "Ja, dann sprechen Sie auch so". Diesen Satz hab ich mir als Schauspieler mein Leben lang eingeprägt. Man soll sich nicht verleugnen. Wo du herkommst, wer du bist, das ist wichtig.
Ja, den Charakter, den darf man sehen. Interessant, wenn man sich zeigt.
Ja, das ist richtig.
Sie spielen bei den Bundschuhs den Hadi. Wie beschreiben Sie selbst Ihre Figur und was reizt Sie an ihr?
Der Hadi, ich wachse immer mehr in diesen Menschen hinein, da wir das Glück haben, bereits in der fünften Folge zu sein. Man lernt dann seine Figur immer besser kennen. Hadi hat einige Merkwürdigkeiten hat, die ihn auch sehr umtreiben.
Irgendwie hat ja auch jeder in seiner Familie mindestens einen, der so ein bisschen ein „Hadi" ist. Der zu spät kommt und mit seiner Frau Feste sprengt. Wo die anderen Familienmitglieder sagen: Um Gottes Willen, wenn die kommen, wird alles kompliziert. Also die Verkörperung eines solchen Charakters, das reizt mich natürlich.
Wie sind die Drehs, die Interaktion mit Ihren Schauspielkolleginnen und -kollegen?
Das ist ein Fest. Wenn wir zusammen drehen, ist das wie ein Klassentreffen. Man freut sich aufeinander. Tolle Kollegen. Tolles Zusammenspiel. Wir sind ja als Schauspieler auf der Reise. Da ist es einfach selten und schön, so ein festes Ensemble zu haben, das immer wieder zusammen kommt. Da freue ich mich immer wieder auf die vertrauten Gesichter.
Im April 2018 habe ich mit Andrea Sawatzki gesprochen und sie meinte, sie sei mit der Gesamtbesetzung so glücklich. Sie sagt: "Ich finde jede Figur für sich eigenständig, merkwürdig und kompliziert. Wie empfinden Sie generell die Besetzung der einzelnen Charaktere?
Die Rollen sind absolut hervorragend besetzt. Es gibt so kleine Wunder. Das spürt auch der Zuschauer. Das ist vielleicht nicht jedermanns Humor. Damit muss man leben. Aber die, die wir ansprechen, die spüren das. Ich muss sagen, als ich die Besetzung gesehen habe, dachte ich "das gibt es doch nicht". Wir fühlen uns auch pudelwohl in den Rollen. Wir haben noch so viele Einfälle, was alles mit der Familie Bundschuh passieren könnte. Das ist unermesslich.
Es sind auch aktuelle Themen im Film verarbeitet. Beispielsweise Umweltschutz und Altersarmut. Im Fall von Hadi und Rose ist das Thema rund um Eddie Barack ein zentrales.
Es ist wirklich ganz schwer, eine super gute Komödie zu schreiben. Man braucht da wahnsinnig viel Zeit und viele gute Autoren. Und ich finde es richtig, dass man den Spagat zwischen Komödie und aktuellen Themen macht. So sehen die Zuschauer, dass die Macher auch die Umwelt wahrnehmen.
Eine Komödie darf auch gern Tiefe haben. Themen müssen im Gespräch bleiben, damit sich etwas verändern kann.
Genau. Es ist ja auch nicht von der Hand zu weisen, dass die Dramen und die schwere Kost hoch dotiert sind, sehr gemocht werden. Die Komödien werden eher stiefmütterlich behandelt. Doch die Königsdisziplin ist die Komödie. Es ist um ein vielfaches schwerer, lustig zu sein, Humor zu treffen. Für die Komödie würde ich mir mehr Anerkennung wünschen. Nach dem Motto "Schau an, das musste erst mal können, so etwas"...
Lachen ist so wichtig. Gerade heute .. Durch Filme wie diese, kann man mal abschalten, die Pandemie für eine kurze Zeit vergessen. Und doch sind da diese Themen und Inhalte. Das Leben hört in den anderen Bereichen, abseits der Pandemie, ja nicht auf.
Ja, und die Filme sind zudem gut ein Jahr zuvor gedreht worden. Um so wichtiger ist dann, was unser Leben ausmacht. Und nicht, wie Sie richtig sagen, sich im Kummer und Schmerz spiegeln. Wir leben ja auch nicht ständig nur in Dramen oder sind mit schweren Themen beschäftigt. Zum Glück!!
Weihnachten steht vor der Tür. Wie feiern Sie Weihnachten?
Ich muss sagen, das wird in diesem Jahr wahrscheinlich schwierig. Als Kind war es die allergrößte Freude, Weihnachten zu erleben. Das schöne Fest, die Geschenke, die Lichter. Dieses Jahr weiß ich noch nicht, wie wir Weihnachten feiern können. Feiern wir zu Hause, nur meine Frau und ich? Können wir zu den Eltern, können wir ihnen das zumuten, ist das vertretbar? So schwer, wie dieses Jahr, war es wirklich noch nie. Aber wir wollen den Kopf nicht in den Sand stecken. Wir wollen eben nicht das Drama, welches unseren Alltag bestimmt.
Ich glaube, durch diese ganze Situation schätzen wir wieder sehr, was wir hatten und was wir hoffentlich bald wieder haben werden. Wenn vielleicht auch anders. Vielleicht ohne dieses "schneller, weiter, höher". Sondern einfach mehr schätzt, was man hat.
Empfinden Sie viele Menschen als freundlicher in dieser Pandemiezeit? Wir sitzen ja alle in einem Boot.
Das stimmt. Wir sitzen alle in einem Boot und wir können auch bestimmen, wo es lang geht und wie man sich fühlt miteinander. Um so mehr sind mir diese Krawalle suspekt. Nicht, dass man einen Widerspruch setzt oder Fragen stellt. Aber in dieser Form? Wie das abläuft, das ist nicht mein Stil.
Darf ich Sie fragen, was für ein Musikgenre Sie gerne haben und ob Sie vielleicht gerne tanzen? Mögen Sie den Tango?
Ich habe in Krakau gedreht, da gibt es im jüdischen Viertel einen Buchladen, dort hab ich den polnischen Tango für mich entdeckt. Ich war so begeistert von dieser Musik, von dieser Art, also das hat mich umgehauen. Ich wollte gar nicht mehr aus diesem Laden raus. Das kann Musik leisten. Unfassbar.
Ich würde wirklich in meinem Leben gern nochmal wissen wollen, ob es jemand schafft, mir den Tango beizubringen. Ich bin ja 1,98 Meter groß und ich habe gelernt, dass es beim Tango wichtig ist, dass man schiebt, führt und im Grunde genommen immer körperlich ablesen kann und soll, in welche Richtung es geht. Für mich ist es da schwierig, eine Tanzpartnerin zu finden, wo das funktioniert. Mit meiner Frau schaffe ich das mit der Körpergröße nicht.
So bin ich eher der Cha-Cha-Cha und Rumba Typ. Der Rumba ist auch herrlich.
Ich habe gelesen, Sie sind auch gern an der Ostsee? Sie wohnen aber in Berlin?
Ja, wir wohnen in Berlin. Wir haben aber auch eine kleine Datscha an der Ostsee. Jede freie Minute, die es zulässt, und das waren dieses Jahr einige, sind wir am Meer.
Brauchen Sie beides, Stadt und Natur?
Total. Ich brauche beides. Dieses Wechselspiel der Gefühle entspricht meinem Wesen.
Vielen lieben Dank, Herr Grossmann für dieses schöne Interview. Ich wünsche Ihnen schöne Weihnachten, ob zu Zweit oder mit mehreren Menschen. Vielen Dank.
Ich schick Ihnen mal die Rose und den Hadi vorbei. Lacht.
Oh, ja, sehr gerne. Da freu ich mich ;)
'Ich hab für drei Filme Tango getanzt.
Ich finde das wahnsinnig toll und verstehe, glaube ich, instinktiv ziemlich gut, was Tango ist'
Axel Milberg
Foto: ZDF Volker Roloff
„Familie Bundschuh im Weihnachtschaos“ Montag, 21. Dezember, 20.15 Uhr ZDF
Turbulent statt besinnlich geht es im Leben von Gundula (Andrea Sawatzki) und Gerald Bundschuh (Axel Milberg) auch in der Vorweihnachtszeit zu, denn Gundula hat die Rechnung ohne ihre chaotische Verwandtschaft gemacht. Zwar schmückt Gundula trotz des vorweihnachtlichen Chaos tapfer das Haus, doch manche Konflikte lassen sich selbst mit Lichterketten und Lebkuchen nicht befrieden. Nur ein wahrhaftes Weihnachtswunder kann die Bundschuhs an diesem Fest der Liebe noch zusammenbringen.
Im Gespräch mit Axel Milberg
Marion Graeber im Dezember 20
Hallo Herr Milberg. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Das freut mich sehr. Rufen Sie aus München an?
Ja, ich bin in München.
Dann sind wir nicht so weit voneinander entfernt.
Sie sind in Stuttgart? Ja, das hab ich an Ihrer Sprache gehört.
Ich kann es nicht verleugnen.
Ja, das ist schön.
Nun geht es ja wieder los und die Familie Bundschuh tritt in Form einer fünften Folge wieder in unser Leben. Was reizt Sie an Ihrer Rolle des Gerald Bundschuh und wie würden Sie seinen Charakter beschreiben?
Gerald ist ein Finanzbeamter und kennt sich gut mit Zahlen aus. Er glaubt, dass man das Leben doch relativ gut in den Griff bekommt, wenn man ausrechnet, was gut ist und was falsch. Wenn man an die Berechenbarkeit des Lebens glaubt. Gerald würde gerne nach Hause kommen und ein glückliches Familienleben haben. Eines, wo die Rollen verteilt sind. So wie man das von früheren Zeiten her kennt. Aber dazu haben die anderen in der Familie nicht wirklich Lust. Das versteht Gerald aber nicht so richtig und nimmt das nicht ernst. Plätzchen backen gefällt ihm und, dass sich alle um den Tisch versammeln und vom Tag erzählen. Dass er Zeitung lesen kann … Aber zu all den Dingen kommt es nur für ein paar Sekunden und schon stehen wieder tausend Probleme ins Haus. Mir gefällt dieser leise Kampf. Gerald strahlt etwas altmodisches aus, und diese, seine Haltung trifft schmerzhaft auf die moderne Gegenwart.
Im April 2018 habe ich mit Andrea Sawatzki gesprochen und sie meinte, sie sei mit der Gesamtbesetzung so glücklich. Sie sagt: „Ich finde jede Figur für sich eigenständig, merkwürdig und kompliziert“. Wie empfinden Sie die Arbeit und die Interaktion mit Ihren Schauspielkollegen und wie finden Sie generell die Besetzung der einzelnen Charaktere?
Nach fünf Folgen haben wir uns natürlich längst aneinander gewöhnt und wissen, wie jeder in der Familie so ist. Das ist wie in einer wirklichen Familie. Die Schärfe vom Anfang ist eher einer Strategie gewichen. Gerade im Umgang miteinander. Ich mit meiner Schwiegermutter, mit meiner Mutter, mit meinem Schwager und seiner bigotten Frau – das hat eine Entwicklung durchlaufen. Ich kann nicht in jeder Folge alle immer rausschmeißen sondern wir werden sanfter zueinander und versuchen das Schlimmste zu vermeiden. Wir bleiben im Gespräch. Insofern ist das auch ein Modell von Familie. Die Familie, die man sich nicht aussuchen kann sondern schauen muss, wie kommt man unfallfrei über die Runden.
Sie sehen es auch so, dass die Besetzung der Charaktere toll getroffen ist?
Absolut. Die Charaktere sind krass. Am wenigsten krass ist meine Figur. Sagen vielleicht alle über ihre Rolle. Aber ich finde, Gerald ist eher jemand der reagiert. Er steht für Prinzipien – will das Chaos vermeiden. Einer muss der Vernünftige sein. Gerald möchte, dass alle lächelnd am Tisch sitzen und, dass das Essen auf den Tisch kommt. Er denkt, er bekomme das über das Nachdenken, das Rechnen und mit Zahlen und Freundlichkeit hin. Doch, da irrt er sich. Aber wenn wir es gut gemacht haben, schauen wir ihm bei diesem Irrtum gerne zu.
Gerald lebt seine Leidenschaften. Er ist ein großer Schlagerfan. Was ist Ihr liebstes Musikgenre?
Ich mag es grundsätzlich querbeet. Es sind immer einzelne Interpreten oder Titel, die ich mag. Das kann Jazz, Britpop oder Rock sein. Das kommt ganz auf die Stimmung an. Manch eine Musik begleitet einen auch durchs Leben. Auch Chansons - die entdecke ich gerade für mich wieder. Es gibt wirklich erstaunliche Chansons. Nino Rota, Legrand, Filmmusik, Gustav Mahler. Rachmaninow - Klavierkonzert: ein Weltwunder.
Zur Musik gehört auch ein bisschen der Tanz. Tanzen Sie? Vielleicht den Tango Argentino?
Ich hab in drei Filmen Tango getanzt. Ich sehe auch gerne den Tangotänzern zu. Ich hab in Argentinien gedreht und war auf Milongas, die eigentlich immer erst um Mitternacht beginnen. Ich finde das wahnsinnig toll. Auch die Verzierungen, die nur von den Frauen ausgeführt werden. Also ich glaube, ich verstehe instinktiv ziemlich gut, was Tango ist.
Bei all den Familienirrungen und -wirrungen werden immer auch aktuelle Themen bei den Bundschuhs aufgegriffen. Dieses Mal der Umweltschutz, der Klimawandel und die Altersarmut. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Ich glaube, das ist wirklich unserem Regisseur, Thomas Nennstiel und unserer Autorin, Kerstin Cantz zu verdanken, dass eine Komödie nicht im luftleeren Raum eine sterile Spaßveranstaltung ist, sondern, dass sich Komödie aus den Schwierigkeiten, denen wir im Leben begegnen, speist. Echten Problemen, nicht behaupteten. Bedrohungen, an denen wir Erwachsene verzweifeln können. Und unser Kampf dagegen ist, wenn man von außen zuschaut, komisch. Wie wir mit falschen Mitteln, echte Probleme lösen wollen, in großer Verzweiflung – das ist Komik. Deswegen ist es richtig, Auskunft zu geben über Altersarmut und die Zerstörung der Umwelt und der Artenvielfalt. Dies unserem Sohn, einem 13jährigen Jungen in den Mund zu legen, wo man zuhört oder auch nicht zuhört – das ist absolut glaubwürdig.
Probleme müssen im Gespräch bleiben um sie anzugehen … Weihnachten ist das Fest der Liebe – wie denken Sie, kann Weihnachten in der Pandemie stattfinden? Wie feiern Sie Weihnachten?
Na, wir schauen mal, wie es mit Lockdown und dem Treffen von zwei Haushalten so weiter geht. Ich bin der Meinung, wir sollten uns um die kümmern, die alleine sind. Die einsam sind. Wir werden uns mit dem Konsum zurückhalten. Wir sollten schauen, dass niemand, den wir kennen, an Weihnachten alleine ist. Und nicht nur zur Weihnachtszeit, wie es so schön heißt. Auch wir könnten das eines Tages sein – alleine und isoliert. Wer weiß das schon.
Wie wichtig sind Ihnen Traditionen? Sind Sie religiös?
Nein, wir sind nicht religiös. Und Traditionen? – Es muss in jedem Fall lebendig sein und belebt. Die bloße Tradition ist zu wenig. Die Dinge, an die wir glauben, die sehen dann auch in ihrer gelebten Form unterschiedlich aus. Wir reden als Familie viel miteinander, wir kochen – vegetarisch oder vegan.
Haben Sie einen Weihnachtsbaum?
Wir haben tatsächlich eine Tanne im Zimmer stehen und die wird sehr aufwändig dekoriert und bleibt auch bis mindestens 7. Januar stehen. Mein Vater hat noch gesagt, dass Leute mit elektrischer Tannenbaumbeleuchtung für ihn gestorben seien. Das sehen wir anders. Wir haben keine echten Kerzen am Baum. Offenes Feuer, das wäre auch bei den vielen Kindern heikel gewesen. Aber die Tradition mit dem Baum, die ist da.
Sie ernähren sich vegetarisch, beziehungsweise vegan?
Dazwischen. Meine Frau ernährt sich weitestgehend vegan. Aber ich esse schon auch mal gern ein Ei. Man kann sich super vegetarisch ernähren. Es gibt so tolle Kochbücher. Die vegetarische und vegane Küche schmeckt inzwischen auch köstlich. Das hat sich komplett geändert. Ist nicht mehr nur gesund, sondern man kann so unendlich viele Gewürze kaufen, deren Namen ich erst lernen muss. Und alles sieht bunt aus, was auch wichtig ist und natürlich knackfrisch.
Vielen Dank, Herr Milberg für das schöne Gespräch. Danke für Ihre Zeit!
Alles Gute
'Jedesmal wenn ich Tangomusik höre, bin ich begeistert. Das geht unter die Haut'
Gesine Cukrowski
„Weihnachtstöchter“, Montag, 14. Dezember, 20.15 Uhr ZDF
In Rolf Silbers Komödie spielen Felicitas Woll, Elena Uhlig und Gesine Cukrowski drei zerstrittene Halbschwestern, die ausgerechnet in der Adventszeit um das Erbe ihres gemeinsamen Vaters (Peter Lerchbaumer) streiten.
Im Gespräch mit Gesine Cukrowski
Marion Graeber im November 2020
Hallo liebe Frau Cukrowski. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Wie geht es Ihnen?
Sehr gut geht es gerade. Vielen Dank.
Darf ich Sie fragen, von wo Sie anrufen?
Ich bin auf dem Rückweg aus der Camargue und sitze gerade auf dem Beifahrersitz im Auto. Mein Mann fährt.
Gab es ein Projekt in der Camargue?
Ja, ich habe dort zwei Filme (Ein Tisch in der Provence) für das ZDF gedreht.
Wie waren die Drehbedingungen zu Coronazeiten?
Ich war die ganze Zeit in einer sogenannten Quasi Quarantäne (das ist ein offizieller Begriff). Durch die langen Quarantänezeiten vor und nach den Drehtagen und meine Entscheidung aus Sicherheitsgründen nicht zu fliegen, waren wir lange am Stück vor Ort.
Eine große Distanz mit dem Auto, welche Sie zurücklegen...
Eine ganz schöne Strecke. Ja. Wir machen das in zwei Teilen. Wir kommen gerade aus Karlsruhe, wo wir einen Zwischenstopp eingelegt haben.
Dann sind Sie nicht weit von mir entfernt..
Ja, ich glaube wir fahren gerade auf Höhe Stuttgart. Lacht.
Das ist ein tolles Gefühl... Ich wünsche auf alle Fälle eine gute Fahrt.
Danke. Ich hab einen guten Fahrer. Lacht.
Am 14. Dezember zeigt das ZDF die „Weihnachtstöchter“. Wie feiern Sie Weihnachten?
Dieses Jahr muss ich sagen, weiß ich es noch nicht so richtig. Ich bin gerade dran es zu organisieren. Damit wir feiern können, muss ich schauen, ob wir einen Teil der Familie getestet bekommen. Ohne negativen Test können wir uns tatsächlich gar nicht treffen. Normalerweise feiern wir am Heiligen Abend in der kleinen Familie und dann am 26. Dezember bei meinen Eltern mit all meinen Geschwistern und den Kindern. Ob wir das allerdings dieses Jahr hinbekommen? Vielleicht müssen wir uns tatsächlich dieses Jahr aufteilen. Aber die Situation ändert sich ja ständig. Keine Ahnung. Also das wird das erste Weihnachten sein, wo wir vielleicht auch alle zuhause bleiben und am Telefon sind.
Ihre Figur in „Weihnachtstöchter“, ist Regina. Wie würden Sie Ihre Figur beschreiben und was hat Sie an ihr gereizt?
Zum einen kenne ich die Situation mit Schwestern aufzuwachsen. Lustigerweise haben meine Filmschwestern, Elena Uhlig und Felicitas Woll das jeweils gleiche Geburtsjahr, wie meine eigenen Schwestern. Nur hab ich noch einen älteren Bruder. Er ist drei Jahre älter und für ihn war es tatsächlich ein bisschen so, wie bei Regina. Er kam mit der Entthronisierung gar nicht klar. Als wir klein waren betonte mein Bruder immer gerne, wie schön es war, ein Einzelkind zu sein und, dass sein Leid anfing, als ich geboren wurde. Dann hat der Arme auch noch drei Schwestern bekommen. Das ist ja auch nicht so ganz einfach. Lacht. Man muss aber dazu sagen, dass wir, anders als im Film, alle ein ausgezeichnetes Verhältnis und die gleichen Eltern haben. Das macht es vielleicht ein bisschen einfacher. Und, wir sind alles keine Neidmenschen. Wir sind eher das Gegenteil, wir passen aufeinander auf. Das Thema Erbschaft finde ich reizvoll und spannend, weil es so viele Menschen beschäftigt. Sich da selber zu hinterfragen, wie man damit umgeht, finde ich gut.
Sie haben als Regina nicht gerade einen „glatten Charakter“.
Lacht. Das stimmt. Das haben Sie gut gesagt. Genau das reizt. Das macht immer einen besonderen Spaß. Also die Komödie ist ja eh die Königsdisziplin. Was Schöneres gibt es nicht. Und wenn es dann noch so raffinierte Dialoge hat und diese widersprüchlichen Charaktere, die da aufeinander treffen – das macht natürlich Spaß.
Kennen Sie Ihre Filmschwestern Felicitas Woll und Elena Uhlig gut?
Ja,und Elena kenne ich schon ganz lange. Wir haben aber alle drei vorher nie miteinander gedreht. Es ist ja so, dass man sich kennt und denkt „Mensch, warum haben wir eigentlich noch nicht miteinander gedreht?“. Jetzt hat es stattgefunden und ich war darüber sehr glücklich.
Anders erging es Ihnen mit Ihrem Filmpartner Roger (Max von Pufendorf)
Das stimmt, wir kannten uns vorher gar nicht. Das war tatsächlich spannend, weil Max und ich vor der ersten Szene keine Chance hatten uns kennenzulernen. Er kam ans Set und wir mussten sofort als streitendes Ehepaar loslegen. Wir waren beide sehr aufgeregt. Dann lief es so geschmiert, dass wir beide sehr erleichtert waren. Das ist natürlich irre, wenn man sich zu einer Probe das erste Mal sieht und merkt – o.k. das funktioniert, wir haben glücklicherweise auch den gleichen Spielstil. Das ist gerade bei einer Komödie wichtig, dass das nicht zu weit auseinanderklafft. Dass wir so auf einer Wellenlänge waren, das war wirklichein Glück. Man hat bei uns beiden die Steine plumpsen gehört. Lacht.
Das ist dann also schon aufregend, wenn man in ein neues Filmprojekt geht und immer andere Konstellationen vorfindet?
Ja, natürlich. Ich erinnere mich an eine Sache bis heute. Das war bei „Und Tschüss!“. Damals hatte ich mit Christoph Ohrt, den ich damals auch noch nicht kannte, in einer Folge eine Affäre. Das lief so ab: „Hallo, ich bin der Christoph“, „Hallo ich bin Gesine“ – und bitte küssen. Lacht. Die allererste Begegnung war also ein Kuss, da war ich auf jeden Fall aufgeregt. Lacht.
Wie empfinden Sie die Zuordnung der Rollen? Die drei Schwestern sind ja sehr unterschiedlich.
Es wird ja in Deutschland gerne nach Optik, oder, wie man so schön sagt, nach Typ besetzt. Und rein optisch ist die Besetzung definitiv nicht gegen den Strich gegangen. Das verletzte Nesthäkchen, die patente Sandwichschwester und die unnahbare Älteste. Also von der Optik her liegen wir voll auf den Rollen drauf. Wie wir allerdings in Wirklichkeit sind, das hat ja mit dem, wie wir aussehen, nichts zu tun. Lacht.
Hat Sie eine Szene im Film besonders berührt?
Ja, die Situation mit Max war schon eine besondere Situation, weil ich einfach nicht wusste, was auf mich zukommt. Lacht. Ansonsten war das ein Film, wo wir das Glück hatten, wirklich gute Texte sprechen zu dürfen. Man merkt einfach, wenn jemand sein Handwerk versteht, wie Rolf Silber. Er hat das Buch geschrieben und Regie geführt. Er ist ein „alter Hase“, der einfach weiß, was er macht. Wenn man mit so jemandem arbeiten darf, kann man sich auch fallen lassen. Es waren alle klasse, das Team, die Kollegen. Tim Bergmann beispielsweise, der den Thomas, den Anwalt spielt – großartig. Alle wussten, was sie machen. Dann flutscht das einfach. Lacht.
Und die Arbeit mit Ihrem Filmpapa (Peter Lerchbaumer)? Wie gestaltete sich hier der Dreh? Er erscheint Ihnen ja nur als Geist.
Das bedeutet für die Drehs keine Interaktion, kein Blickkontakt. Da muss man gegen seinen Reflex arbeiten. Wenn sich was bewegt, schauen wir automatisch hin. Wenn man das jetzt nicht darf, weil da ja eigentlich keiner sitzt, ist das etwas seltsam. Das war aber auch schon das Schwierigste daran. Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, dann hat der Körper das auch verstanden. Lacht.
Darf ich Sie fragen, welches Musikgenre Sie gerne hören?
Das ist eine gute Frage, weil wir ja auf diesen langen Fahrten immer das Problem haben, welche Musik hören wir jetzt. Am schönsten finde ich, das hat sich auf der vergangenen Fahrt sehr bewährt, wenn man die Genre komplett durchmischt. Grundsätzlich mag ich starke Frauenstimmen. Mein Mann beschwert sich dann manchmal bei den Liedern, die ich gerne höre, dass diese immer so sentimental klingen. Aber das sind halt die, bei denen ich gerne mitsinge. Lacht. Ich brauche eine schöne Stimme und schöne Musik – das geht dann bei mir ehrlich gesagt durch alle möglichen Genres.
Melancholie kann ja durchaus positiv besetzt sein und hat dann nichts mit Traurigkeit zu tun.
Nein, überhaupt nicht. Das bringt mich auch nicht schlecht drauf. Im Gegenteil, mich macht das glücklich.
Tanzen Sie? Vielleicht Tango?
Tango haben wir in der Schauspielschule gelernt und ich musste für Filme Tango tanzen. Also immer wenn ich Tango höre, bin ich völlig begeistert. Das geht wirklich unter die Haut und reißt einen mit. Da entsteht direkt eine Spannung. Man kriegt mich wahrscheinlich mit den ganzen Klassikern.
Was sind Ihre nächsten Projekte? Fehlt Ihnen in Pandemiezeiten das Reisen?
Tatsächlich kann ich auf das Reisen gut verzichten. Wir haben uns aufgrund des Klimawandels sowieso umgestellt. Wir haben den Sommerurlaub im vergangenen Jahr aus diesem Grund in Berlin verbracht. Ich hab natürlich das Glück, dass ich durch Dreharbeiten immer wieder an den tollsten Orten war, so ist das für mich vielleicht einfacher. Ich hab einfach schon viel gesehen. Deshalb kann ich vielleicht auch besser darauf verzichten. Natürlich, wenn ich dann so etwas erlebe, wie jetzt, dass ich sechs Wochen in der Camargue sein kann, sehe ich das als Geschenk. Aber ich bin der Meinung, wir müssen wirklich umdenken. Ich hab auch Berlin als einen Ort entdeckt, an dem man wirklich viel machen kann. Mein Bruder verkauft alles für Brettsport (brettsport.de). Bei ihm haben wir uns ein Stand up Paddle gekauft und ich kenne mittlerweile die Berliner Seenlandschaft sehr gut. Man kann in und um Berlin, beispielsweise auf dem Wannsee, wahnsinnig viel Spaß haben. Wir haben das Glück, in so einem schönen Land zu leben. Wir lernen es jetzt nochmal besser kennen. Wir müssen uns auch wirklich umstellen. Das geht einfach nicht anders.
Mir fällt es besonders schwer, den angeordneten Abstand zu Menschen zu halten. Ich umarme gern. Wie geht es Ihnen?
Ja, das ist schon hart. Auch für den Beruf. Wir hoffen, bald wieder unsere Freiheiten zu haben und uns wieder in den Arm nehmen zu können.
Vielen, lieben Dank für dieses wirklich schöne Gespräch, liebe Frau Cukrowski
'Der Tango Argentino ist ein berauschender Tanz'
Rebecca Immanuel
In der 40. "Katie Fforde" Verfilmung will sich Helen Carter endlich ihren Lebenstraum erfüllen. Doch ihr Sohn Louis schießt quer. Hauptdarstellerin des Films zum zehnjährigen Jubiläum ist Rebecca Immanuel, die wenige Tage vor der Ausstrahlung ihren 50. Geburtstag feiert.
Im Gespräch mit Rebecca Immanuel
„Für immer Mama“ ZDF Herzkino
Marion Graeber - im November 20
Ich freu mich, dass Sie Zeit für mich haben. Wie geht es Ihnen?
Natürlich. Gerne. Baden-Württemberg, I love it. Lacht herzlich.
Mein schwäbischer Dialekt lässt sich nicht verleugnen ;)
Das hoffe ich doch. Da bestehe ich drauf. Ich schätze Baden-Württemberg, hab meine schönsten Erinnerungen aus meiner ganz frühen Karriere dort gemacht.
Inwiefern?
Ich hab ja eine staatliche Schauspielausbildung. Wie Sie wissen, gibt es da immer tausend Anwärter auf wenige Plätze. In Baden-Württemberg hatte ich meine aller-, allererste Schauspielaufnahmeprüfung. Das war 1992. Damals hab ich da tatsächlich in der Bahnhofsmission übernachtet. Als Student hat man ja wenig Geld. Ich hab die Aufnahmeprüfung gemacht und quasi das ganze Kollegium dort so aus den Latschen gehauen, dass der Leiter ein paar Wochen danach angerufen hat, um mir mitzuteilen, dass ich die letzte Runde der Prüfungen nicht mehr mitmachen muss. Ich hatte auf jeden Fall meinen Platz sicher.
Immer schön, wenn man positive Erinnerungen an eine Region hat.
Ich finde Sie haben auch so wunderschöne Museen.
Sie leben jetzt in Berlin?
Ja, ich lebe in Berlin.
Wie erleben Sie die Zeit der Pandemie?
Eine wirklich bedrückend schwere Zeit. Mir fällt eine Geschichte dazu ein. Welche mich berührt hat. Vor ein paar Wochen hab ich in Berlin mit meinem Sohn in einem Restaurant zu Mittag gegessen. Wir gehen da gerne hin. Wir saßen in einem Raum, gemeinsam mit einer älteren Dame. Sie war ein Tisch weiter, mit Abstand. Wir kamen ins Gespräch, kamen auf Corona und sie sagte, sie hoffe, dass das Restaurant diese Krise überleben würde. Wissen Sie, meinte sie, ich bin so alt und manchmal liege ich mit Trauer im Bett und denke, meine Generation ... der Krieg, die Nachkriegszeit, die Berliner Blockade, all das haben wir überstanden und jetzt kommt diese Pandemie und ich dachte, ich könnte meinen Lebensabend in Ruhe genießen. Das ist so traurig. Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, mir tut das für die Kinder leid, die Jugendlichen, für uns, die Erwachsenen und für die älteren Menschen.
Eine wirkliche Herausforderung. Da tun gerade auch die Herzkinofilme gut. In "Für immer Mama", spielen Sie eine Frau, die ihren Lebenstraum trotz etlicher Hindernisse verwirklicht. Wie wichtig ist es, Ihrer Meinung nach, das Leben selbst in die Hand zu nehmen und, wenn möglich, es nach den eigenen Wünschen und Begabungen zu gestalten und zu leben?
Liebe Frau Graeber, ich möchte mich ganz herzlich für diese tolle Frage bedanken. Diese Frage ist sehr sinnvoll und für mich von elementarer Bedeutung. Ich bin ein Mensch, der nach dem Motto lebt „love it, change it or leave it“. Und das nicht nur in Bezug auf meine berufliche Tätigkeit, meine Hobbys oder meine Beziehungsstrukturen. Ich glaube, wenn wir den Mut finden uns selber kennen zu lernen, uns selber gut zu begleiten, so wie man sein Kind gut ins Leben begleitet, so wie man seinen Partner in einer Ehe oder Liebesbeziehung gut begleitet und stützt - wenn man diese Form von freundschaftlicher Liebe sich selber zukommen lässt, dann weiß man auch ziemlich genau, was einem gut tut und was nicht. Wo man gut aufgehoben ist und wo nicht. Das führt zu seelischer Gesundheit. Ich glaube fest daran, dass jeder von uns Gaben mitbekommen hat, die auch eine Aufgabe beinhalten. Und diese Aufgabe ist etwas, wo wir der ganzen Gruppe der Menschen, dienen. Die tolle, kürzlich verstorbene Richterin, Ruth Bader Ginsburg sagte, „Wir leben unser Leben nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Gemeinschaft“. Und das kann ich voll unterschreiben.
War es für Sie immer schon klar und Ihr Wunsch Schauspielerin zu werden?
Jein .. Lacht.
Ich muss deswegen sagen Jein, weil mich immer der Mensch interessiert hat und ich anfangs den Wunsch hatte, Menschen gesund und heil zu machen. Als Kind war mein Wunsch daher, Ärztin zu werden. In der fünften Klasse hab ich dann Latein bekommen. Lächelt. Ich sag es offen, ich hab es zum kleinen Latinum geschafft, aber es war mühsam. Das darstellende Spiel hingegen ist mir immer zugefallen. Von der Leichtigkeit, mit der ich Texte lerne, bis zur charismatischen Präsenz, die ich schon damals auf die Bühne brachte.
Das sind Talente, die mir in die Wiege gelegt wurden. Ich hab mit zwanzig Jahren zu meiner besten Freundin in Hamburg gesagt, ich hab das Gefühl, ich muss Schauspielerin werden, aber ich hab keine Lust, ich möchte Ärztin werden, weil mir das sinnvoller zu sein scheint.
Beim Schauspiel sind aber immer die Türen aufgegangen. Ich war auf einem Straßenfest, Fotografen haben mich gefunden. Ich war auf einer Barkassenfahrt und mich hat das Kamerateam gefunden. Das war immer so. Es hat viele Jahre gebraucht, bis ich begriffen habe, dass der Beruf einer Schauspielerin durchaus eine tiefe Sinnhaftigkeit haben kann. Nämlich indem ich Menschen inspiriere, indem ich Werte und Wissen in null Komma nichts an viele Menschen weiter geben kann, wie zum Beispiel durch unser Interview. Das hätte ich selbst als beste Ärztin von Hamburg nicht geschafft.
Jeder hat seine Aufgabe.
Die Dreharbeiten zu „Für immer Mama“, haben im vergangenen Jahr stattgefunden?
Ja, das war im vergangenen Sommer in Massachussetts nördlich von Boston. Von dort aus sind wir an diverse schöne Drehorte gefahren. Haben Sie den Film schon gesehen?
Ja, ich durfte die Pressekopie bereits anschauen.
Und, wie hat er Ihnen gefallen?
Sehr gut. Es werden viele Themen aufgegriffen, beispielsweise das der alleinerziehenden Mutter, die für ihr Kind die eigenen Ziele zurückgesteckt hat, ein späteres Liebesglück und das Thema rund um das amerikanischen Gesundheitssystem, um diese zu nennen.
Danke. Lächelt. Ich muss Ihnen beipflichten, als ich das Drehbuch gelesen hab, musste ich lachen, war gerührt, war traurig und gespannt. Da ist wirklich alles drin. Bei der visuellen Umsetzung des Films hab ich im nachhinein dann noch die Umgebung gesehen und dachte nur wow, ist das schön. Landschaftsaufnahmen sieht man selber oft erst später - im fertigen Produkt. Gerade die mit den Drohnenaufnahmen beispielsweise.
Wie lange haben Sie gedreht?
Innerhalb von 28 Tagen USA, hatte ich nur viereinhalb Tage frei. Körperlich war das ein echter Ritt. Dadurch gab es leider nicht die Möglichkeit dort noch zu reisen. Deswegen würde ich da gern nochmal hinfahren. Lächelt.
Reisen Sie gern? Fehlt es Ihnen in diesen Zeiten?
Ich bedauere es, dass unsere Freiheit, wenn es auch vernünftig ist, so stark eingeschränkt ist. Man reist ja nicht nur um Landschaften und neue Städte zu entdecken. Man reist auch viel, weil man Familie trifft oder mit Freunden zusammen ist. Diese Form der Einschränkung sozialer Kontakte, die ich total verstehe, ist aber, neben den schlimmen wirtschaftlichen Begleiterscheinungen, nur schwer auszuhalten.
Was schätzen Sie besonders am Herzkino?
Ich schätze an Kunst allgemein, aber auch gerade am Herzkino den Umstand, dass es den Menschen das Herz wärmt. Hannelore Hoger hat einmal gesagt: „Die Aufgabe der Kunst ist es, den Menschen das Herz zu wärmen. Denn in einer Gesellschaft wo die Herzen erkalten gibt es Krieg“. Wenn wir uns umschauen, mit all den Populisten an allen Ecken und Enden, es brennt auf unserer Welt. Um so wichtiger ist es, dass wir ein lebensbejahendes, menschliches und inspirierendes Gegengewicht schaffen. Und deswegen schätze ich die Herzkinoreihe und ganz besonders diesen Film, weil er eben auch Frauen aller Altersklassen ermutigt sich ihre Lebensträume zu verwirklichen.
Sie haben sich mit Ihrem Album auch einen Traum erfüllt
Ja, ich hab in diesem Jahr mein erstes musikalisches Album gemacht. Im Coronajahr. Viele haben mich gefragt, wie ich das jetzt machen kann. Aber ich hab mir gedacht, wenn es in der Herzen der Menschen durch Corona so dunkel ist und wir noch gar nicht absehen können, was an Weihnachten auf uns zukommt mit den Reise- und Kontaktbeschränkungen, da möchte ich etwas mitgeben was Licht bringt.
Wie haben Sie das zeitlich hinbekommen?
Lacht. Ja, trotz Homeschooling und einem anderen Herzkinofilm sowie dem Bergdoktor ist es mir gelungen, von der Idee bis zum fertigen Produkt, diese CD innerhalb von fünf Monaten auf den Markt zu bringen. Mit meinem Album möchte ich Menschen inspirieren und ihnen Kraft geben, sich ihre Lebenswünsche zu erfüllen, egal ob Mann oder Frau, jung oder alt. Mein Weihnachts-CD und der Film, beides vermittelt die Botschaft für sich und seine Herzensträume zu gehen.
Ich habe auf diesem, meinem Weg so viele Menschen, auch in meinem Umfeld, inspiriert, sich endlich selbstständig zu machen. Trotz Corona. Daraufhin haben sie plötzlich angefangen ihren Dokumentarfilm zu drehen oder sich als Stylistin zu verwirklichen. Jeder Mensch ist wichtig. Wie ein Stein, den man ins Wasser wirft, der seine Kreise zieht .. und alle Kreise berühren sich.
Auch Sie, Frau Graeber sind für Ihr Umfeld mit all dem was Sie machen wichtig. Und genau deswegen mache ich auch dieses Interview. Ich möchte vermitteln: „Glaubt an euch, ihr seid nicht nur für euch selber ein Geschenk sondern für die Gemeinschaft in der ihr lebt“.
Das sind ganz wundervolle Worte, liebe Frau Immanuel.
Sie sind also auch in der Welt der Musik zuhause .. haben auch bei „The Masked Singer“ mitgemacht
Ich singe schon mein Leben lang. Mein musikalisches Debut ist ein nun ein Weihnachtsalbum mit englischen Coversongs und mit einem kleinen Jazzensemble umgesetzt. Ich schreibe aber auch selber Lieder auf deutsch und auf englisch. Für „Edel und Starck“ habe ich damals auch einen Liedtext geschrieben und performed. Bei „Ein Sommer in Kapstadt“, einem anderen Herzkinofilm, habe ich drei Songs eingesungen, unter anderem den Titelsong. So konnte ich mein Hobby heimlich in meine berufliche Arbeit einfließen lassen. Lacht.
Wann wird es erscheinen?
Zufälligerweise an meinem 50. Geburtstag. Am 13. November. Es heißt „Light“. Freudig. Ich wollte einfach ein Weihnachtsalbum machen, das den Menschen das Herz wärmt und sie ein bisschen auffängt in diesem herausfordernden Coronajahr. Es gibt viel laute Weihnachtsmusik, es gibt traditionelle Weihnachtsmusik. Aber wissen Sie, ich wollte etwas, was einen nach einem langen Arbeitstag etwas erdet und angenehm umschmiegt. Das hab ich so nicht auf dem Markt gefunden, da hab ich es sozusagen selbst hergestellt. Lächelt.
Wir freuen uns drauf :)
Haben Sie vielleicht auch einen Bezug zum Tango Argentino? Die Musik, den Tanz?
Ich finde, der Tango Argentino ist ein berauschend schöner Tanz. Wenn man zuschaut. Ich kann mir auch vorstellen, dass er viele Menschen fasziniert. Die Musik, muss ich gestehen, ist mir ein bisschen zu dramatisch und schwermütig. Tanzen würde ich ihn gerne, nur nicht mit anderen Männer, einzig und allein mit meinem. Lächelt.
Vielen lieben Dank, liebe Frau Immanuel für das wirklich schöne Gespräch. Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Viel Erfolg mit dem neuen Weihnachtsalbum.
'Der Tango, der hat so viel Feuer in sich - ein ganz großartiger Tanz'
Janine Kunze
Mit zwölf neuen Fällen, darunter einem großen Jubiläum, meldet sich der Bochumer Ermittler zurück. In der 100. Folge feiern Nikolas Heldt (Kai Schumann) und Staatsanwältin Bannenberg (Janine Kunze) mit ihren Kollegen und Freunden auf spektakuläre Art in Deutschlands aufwändigstem Escape-Room „Flug des Todes“. Doch dann verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel und Realität. Aus einem harmlosen Spaß entwickelt sich ein Kampf ums Überleben – im wirklichen Leben.
Im Gespräch mit Janine Kunze - Marion Graeber
Im September 20
Vielen Dank, liebe Frau Kunze, dass Sie Zeit für mich haben. Wie geht es Ihnen?
Bis jetzt, Gott sei Dank, alles gesund und munter. Ich gehe ständig zu Coronatests, da ich Arbeit habe - und das nicht zu knapp (lächelt). Alles im grünen Bereich.
Alles unterliegt einer großem Umstellung. Ist aufwändiger geworden …
Ja, es ist alles sehr speziell geworden aber wir machen das alles mit und ich finde das auch ganz toll in meiner Branche – da jammert keiner. Wir alle, die Jobs haben, sind dankbar, dass wir arbeiten dürfen. Da werden Sicherheitsabstände eingehalten, Masken getragen und wir gehen, wie gesagt, ständig zu Tests. Alle gehen sehr verantwortungsvoll mit sich und den anderen um. Das finde ich großartig.
Beim Einkaufen ist es stiller geworden, freundlicher – aber es gibt auch diese andere Seite …
Ja, total. Die Menschen reagieren sehr verschieden. Ich merke auch sehr, dass viele mit den ganzen Neuerungen nicht klar kommen. Sind vielleicht auch ängstlich und verunsichert. Das ruft dann leider manchmal auch Aggressionen hervor. Ich denke, da sollte man an sich arbeiten und ruhig bleiben. Ich glaube es ist absehbar. Ich hab da Gottvertrauen und denke, es ist eine ganz eigenartige, spezielle Situation, die auch Angst macht. Doch, wenn wir jetzt alle zusammen stehen und diese ganzen Vorgaben einhalten, dann bin ich ganz fest davon überzeugt, dass wir das alle zusammen durchstehen und bald was gegen dieses Virus finden. Es heißt jetzt einfach nur durchhalten - für sich und die Gemeinschaft.
Ich denke, Sie hatten auch einen tollen Zusammenhalt bei „Heldt“. Wie fühlt es sich nach all den Jahren an, dass nun die letzte Staffel anlaufen wird?
Wir haben alle diesen Trennungsschmerz, weil wir sehr miteinander verbunden sind. Aber wir haben alle Kontakt miteinander. Es gibt auch eine Heldt-Gruppe in der wir uns regelmäßig schreiben. Wir sehen uns auch. Gerade auch mit Kai bin ich in einem sehr engen Kontakt. Es ist immer ein großer Schritt, wenn etwas beendet wird. In meiner beruflichen Karriere war ich immer wieder mal Bestandteil einer langlaufenden Serie. Das heißt, ich kenne das schon. Wir Schauspieler sind ja immer ambivalent. Auf der einen Seite sagen wir „es geht weiter“, man wünscht es sich … auf der anderen Seite ist es auch traurig, weil wir Abschied nehmen müssen. Ich glaube wir Menschen sind im Abschied nehmen sehr sehr schlecht. Wir durften bei „Heldt“ viele Dinge gemeinsam erleben. Waren Bestandteil einer unfassbar tollen Serie und eines großartigen Teams. Das war wirklich besonders. Wir sind, wie gesagt, bis heute miteinander verbunden, daran sieht man, wie wichtig uns die Kollegen sind und auch die Serie war.
Wussten Sie schon bei den Dreharbeiten, dass dies die letzte Staffel sein wird?
Es gab Gespräche und wir haben das schon alle gewusst. Ja. Das war also nicht so der mega Schlag. Kai und ich haben auch oft zusammen gesessen und uns gefragt, wie lange der Weg wohl noch geht. Als Schauspieler kommst du auch selbst mal an den Punkt, so toll das auch alles ist, einen Cut zu machen und weiter zu reiten. Das gehört auch dazu. Auf der anderen Seite wird man gern auch älter mit etwas woran man hängt und was man toll findet. Da schlagen zwei Herzen in einer Brust. Wir sind beide unendlich traurig aber wir haben beide auch Perspektiven und es geht immer weiter. Wenn was endet fängt was Neues an.
Wie wird die Serie enden? Wird es dramatisch, emotional, mit Happy End … ?
Das darf ich Ihnen ja nicht verraten (lacht). Aber ich kann Ihnen sagen, es wird in der ganzen Staffel sehr lustig, dramatisch, spannend und extrem emotional. Da haben wir uns alle nicht lumpen lassen. (Lacht). Die Leute können sich sehr sehr freuen. Ich muss auch mal danke sagen: Die Fans sind so unglaublich. Was bei Bekanntgabe des Serienendes bei Kai und bei mir passiert ist, das war echt verrückt.
„Heldt“, so wird es beschrieben, ist als Comedy Krimi an den Start gegangen. Ein Konzept mit einer gewissen Leichtigkeit … Da geht uns schon was verloren…
Das ist ganz süß, was Sie da sagen und das ehrt uns auch sehr. So war „Heldt“ und so ist „Heldt“. Wir hatten von Anfang an nicht das Konzept „wir haben einen Mord und klären auf“. Es ging auch um viele alltäglichen Dinge. So haben wir versucht die Leute auch auf andere Weise zu unterhalten indem wir lustige Aspekte aus dem Alltag mit hineingenommen haben. Auch haben wir viele emotionale Ebenen abgedeckt. Das ist auch für uns Schauspieler, die wir eben diese Rollen zum Leben erwecken durften, was ganz besonderes gewesen. Es gab Folgen, die waren extrem Fallbezogen, Folgen die sehr lustig waren, andere wieder extrem emotional bis hin zu sehr spannend und privat. Das haben wir alle auch sehr geliebt.
Die 100ste Folge findet in einem Escape Room statt. Haben Sie privat schon mal eine solche Erfahrung gemacht?
Ehrlich gesagt, nein. Wir haben uns aber alle bei den Dreharbeiten gesagt, dass wir das mal machen müssen. Zu Corona Zeiten ist das jetzt schlecht möglich aber das werde ich bestimmt mal machen. Gerade mit den Kindern ist das bestimmt ein großartiges Erlebnis.
Ich habe gelesen, die Suche nach einem passenden Flieger war schwierig ….
Wir haben da einen kompletten Flieger umgebaut. Das ist großartig geworden. Lächelt. Das war ein Riesenprojekt. Die Produktion stand vor einer riesigen Herausforderung. Es ist zudem nicht einfach auf einem Flughafengelände zu drehen. Eine großartige Aktion in Zusammenarbeit mit dem Kölner Flughafen. Eine wilde Fahrt. Lacht.
Welches Musikgenre hören Sie gerne?
Das ist bei mir sehr unterschiedlich. Ich liebe Klassik. Ich mag Chopin gerne. Ich höre wahnsinnig gerne Vivaldi. Ich liebe Mozart. Aber ich höre auch gern die aktuellen Charts. Ich deck da vieles ab. (Lächelt). Es gibt Momente da brauch ich auch traurige Musik, die ans Herz geht – Ed Sheeran, Sam Smith. Ich höre aber auch Country, beispielsweise von John Denver. Es kommt bei mir auf die Tagesform an. Offen für Neues bin ich immer. Durch die Kinder lerne ich auch viele neue Sachen kennen. Wir gehen auch viel auf Konzerte. Das gestalten wir ganz abwechslungsreich.
Wollen wir hoffen, dass das bald wieder möglich ist mit den Konzerten und Co….
Ja, es gibt so viele Einschränkungen mit denen man eben gerade leben muss. Ich wünsche uns so sehr die Normalität zurück. Aber die finden wir nur, wenn wir die Zähne zusammen beißen und positiv bleiben. Nur so kommen wir da raus. Da appelliere ich an die Menschen, die sich verwehren. Ich denke um so mehr wir uns an all die Vorgaben halten um so schneller kommen wir da raus.
Man darf auch nicht nur auf den Konsumenten blicken, sonder eben auch auf die Künstler und die ganzen Branchen die da mit dranhängen …
Es gibt fast keine Branche, die nicht gebeutelt ist. Die Techniker, die Bühnenbauer, die Caterer – was da alles dranhängt.. Da hab ich kein Verständnis für die Leute, die da so ausbrechen. Wir schaden uns so nur selbst. Ich appelliere wirklich an die Menschen – haltet durch, das ist ein Verzicht auf Zeit. Je schneller wir das gemeinsam in Griff bekommen desto schneller finden wir zu unserer geliebten Normalität und Freiheit zurück. Da müssen wir uns alle mal zusammenreißen… Viele in den Branchen sind Selbstständige … Das ist das Problem. … Und jeder schimpft auf das System. Der Staat kann nicht alles direkt richtig machen. Geduld, Weitsicht, Nächstenliebe und Verständnis ist gefragt. Das ist für uns alle neu. Ich habe Bekannte und Kollegen, die seit März nicht einen Arbeitstag hatten. So geht es vielen auch in anderen Bereichen. Da spielen sich Dramen ab. Doch in Deutschland geht es uns vergleichsweise noch gut.
Sie sind sehr sportlich. Arbeiten mit dem Power Plate … Haben Sie einen Bezug zum Tango Argentino?
Leider nicht mehr. Ich war in der Tanzschule und ich hab auch alle Abzeichen gemacht. Danach hab ich im Club getanzt. Da war ich Jugendliche. Ich liebe es zu tanzen und gerade der Tango ist ein südamerikanischer Tanz, der hat so viel Feuer in sich. Das ist ein ganz besonders toller Tanz. Da kommen so viele Emotionen in einem auf, wenn man den tanzen darf. Ganz wunderbar.
Wo wird man Sie zukünftig sehen?
Ich hab so wahnsinnig viele Shows gemacht. Auch gibt es einen Podcast mit meiner Tochter - "Kunzes Kosmos", der derzeit einzige Mutter-Tochter-Podcast. Neue Werbespots für Poco sind ebenfalls gedreht. Ich mach also derzeit viel Shows und Moderation. Ich liebe das und hab sehr viel Spaß daran. Ich hoffe, ich kann das transportieren. Ich liebe meinen Job.
Vielen Dank, liebe Frau Kunze für das schöne Gespräch. Das hat mich sehr gefreut. Alles Liebe.
'Mir ist die Musik der 1970er und 80er Jahre nahe. Das ist die Musik, mit der ich aufgewachsen bin. Aber ich bin eigentlich gar nicht so ein großer Musikhörer. Ich muss gestehen, ich mag sehr gerne die Stille und die Geräusche, die um mich herum passieren'
Justus von Dohnányi
Foto: ZDF Frank Dicks
Der milliardenschwere deutsche Technologie-Konzern Lindemann hat sich zum Ziel gesetzt, das erste selbstfahrende Auto auf den Markt zu bringen. Bei einer Testfahrt kommt es zu einem Unfall, und eine Frau stirbt. Die Lindemanns sind es gewohnt, Probleme jeder Art mit Geld aus der Welt zu schaffen. Aber dieses Mal stehen sie im Licht der Öffentlichkeit. Jetzt gilt es für den CEO Benedikt Lindemann, das Bild des traditionsbewussten Familienunternehmens nach außen zu wahren. Doch die Machtspiele der Familie drohen zu eskalieren ..... „Breaking Even“ ZDFneo ab Mittwoch 14. Oktober, 20.15 Uhr
Im Gespräch mit Justus von Dohnányi im September 2020
Marion Graeber
In der ZDFneo-Dramaserie „Breaking Even“, spielen Sie den Firmenchef Benedikt Lindemann - wie würden Sie Ihre Rolle charakterisieren?
Lindemann ist ein Vollblutmanager. Um seine Ziele durchzusetzen geht er relativ skrupellos mit anderen Menschen um. Das betrifft seine Familie, aber auch Menschen außerhalb des Familienkreises. Dabei kennt er annähernd keine Grenzen um das durchzusetzen, was er für richtig hält.
Was hat Sie an der Darstellung besonders gereizt?
Ich fand die Idee eine solche Figur zu spielen, die so einen doppelten Boden hat, ganz interessant. Diesen durchsetzungsstarken Manager, der seine Interessen nicht alle offen legt, der dieses Spiel im Spiel spielt. Ich fand auch die Bücher gut entwickelt und geschrieben. Ich hab mich da sehr wohl gefühlt.
Gibt es Charaktere, die Sie bevorzugt verkörpern möchten oder schlüpfen Sie gern in die verschiedensten Rollen?
Ja, das Schlüpfen in verschiedene Rollen ist eigentlich mein Wunsch und war auch der Ansatz, warum man das Mal werden wollte. Schauspieler. Ich hab sehr viel Theaterarbeit gemacht. Anfangs mehr als Film. Film hab ich später angefangen. Im Theater wird man im Ensemble immer wieder in ganz andere Geschichten hineingepackt und das macht eigentlich die Vielfalt, die Freude und den Spaß aus.
Wie bereiten Sie sich auf Rollen vor?
Das kommt ganz auf den Charakter an. Wie die Rolle angelegt ist. Manchmal gibt es historische Vorlagen, manchmal reale Personen. Manchmal ist es ein intensives Gespräch mit dem Regisseur, ein anderes Mal ein Fachbuch. Auch kann man aus der eigenen Biographie und den eigenen Erlebnissen schöpfen.
Wie finden Sie den Ausgleich zur Arbeit? Brauchen Sie Natur und Einsamkeit, Menschen und Stadt, Sport oder Musik?
Lacht. Von allem etwas. Wenn ich nicht arbeite, versuche ich mich mit den Dingen zu beschäftigen, die sie angesprochen haben. Ich lebe in Berlin und ich lebe auf dem Land. Das ist sehr angenehm. Wenn mich die Stadt inspirieren soll, dann bin ich in Berlin. Im Moment ist das natürlich durch dieses schreckliche Corona Virus nicht so einfach. Es finden leider nicht so viele kulturelle Veranstaltungen statt.
Welches Musikgenre lieben Sie?
Man wächst ja in einer bestimmten musikalischen Zeit auf. In meinem Alter sind die meisten nicht die größten Metall Fans. Lächelt. Mir ist die Musik aus den 1970er und 80er Jahren näher. Das ist die Musik mit der ich aufgewachsen bin. Aber ich bin eigentlich gar nicht so ein großer Musikhörer. Ich muss gestehen, ich mag sehr gerne die Stille und die Geräusche, die um mich herum passieren. Die in der Natur beispielsweise. Es gibt Menschen, die immer nebenher Musik hören. Das bin ich nicht.
Vielleicht tanzen Sie gerne?
Getanzt hab ich früher. Aber ich hab leider keine goldene Tanznadel. Lacht.
Auch beim Tango ist die Stille, das Innehalten wichtig.
Ja, das stimmt. Aber es kommt immer darauf an, was man für ein Leben führt. Mein Leben ist relativ unstet und alle regelmäßigen Aktivitäten, die man beispielsweise in einem Verein, mit anderen Menschen zusammen macht und erleben könnte, das ist für mich nicht so einfach umzusetzen. Ich bin viel unterwegs. Und den Dienstagabendtermin, wo ich endlich die goldene Tanznadel bekommen könnte, den verpasse ich … Lacht.
Die Dramaserie „Breaking Even“ ist ja sehr düster. Es regnet viel und es gibt häufig Nachtdrehs. Wie gehen Sie damit um? Sind Sie Tag- oder Nachtmensch?
Ich war früher eindeutig ein Nachtmensch. Doch inzwischen bin ich ein Tagmensch. Der Dreh bis in die Nacht hinein ist aus zwei Gründen schwierig. Erstens kann man tagsüber nicht mehr so viel schlafen wie früher. Das heißt der nächste Tag, wo man sich erholen sollte damit man nachts wieder drehen kann, funktioniert nicht mehr so einfach. Und zweitens, die Konzentration ist nachts schwerer aufrecht zu erhalten. Der Nachtdreh ist schon anstrengender als der Dreh am Tag. Am Anfang der Woche fangen die Drehtage sehr früh an, dann rutscht man so in eine spätere Zeit rein und am Ende der Woche sind die Drehtage sehr viel später und gehen bis in die Nacht hinein. Dann kommt das Wochenende, wo man versucht sich auszupendeln, damit man Montag in der Früh wieder gut aufstehen kann.
Bei der Produktion waren viele Schauspieler am Set. Wie war die Stimmung?
Die ist immer sehr gut zwischen den Kollegen. Manche Kollegen kennt man auch schon, hat mit ihnen schon gearbeitet. Das ist immer sehr angenehm.
Benedikt Lindemann hat ein düsteres Geheimnis. Er ist knallharter Geschäftsmann, aber auch Familienmensch. Hat Lindemann Sehnsüchte fernab von Macht und Intrigen oder ist er in sich gefangen?
Ich hab den Eindruck gehabt, dass es eine Figur ist, welche die anderen Eigenschaften und Bedürfnisse im Zuge der vielen Arbeit verloren hat. Das ist kein ungewöhnlicher Aspekt. In vielen Karrieren ist es so, dass ein bisschen die Betriebsblindheit einsetzt, dass Familie und Freunde vernachlässigt werden und auch für Hobbys keine Zeit mehr ist. Ich hab weiter den Eindruck, dass er abgestumpft ist und losgelöst vom Privatleben. Er ist der Managertyp, der einfach funktionieren muss. Er meint alles entscheiden und in der Hand haben zu müssen.
Er spürt sich nicht mehr wirklich?
Nicht mehr wirklich. Er hat auch die Verbindung zu seiner Frau und der Ehe verloren. Betrachtet man die momentane Situation, inmitten einer Pandemie, gibt es diese Biografien, in denen Menschen, die viel gearbeitet haben, zurückfallen, entschleunigen müssen.
Wie ergeht es Ihnen?
Ich hab bis März an einem Kinofilm in Holland und Belgien gedreht. Dann gab es noch Verschiebungen. Ich hatte sehr viel zu erledigen. Wir sind dann auch noch umgezogen, haben renoviert und uns eingerichtet. Die Zeit war sehr gefüllt. Dann hab ich einen Film über fünf Wochen beim Hessischen Rundfunk gedreht. Ich hab die Pandemie wie alle Menschen erfahren, aber ich hatte sehr viel um die Ohren muss ich sagen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich Däumchen drehe oder im Stillstand bin.
Bei den Filmdrehs in Pandemiezeiten werden Tests und Quarantäne eingesetzt?
Ja, man muss in Quarantäne und wir sind wöchentlich getestet worden. Wir hatten aber aktuell einen Dreh mit einem überschaubaren Team. Das war eine sehr konzentrierte Arbeit. Das war sicher auf diese Weise etwas leichter zu organisieren und zu realisieren. Das hat gut funktioniert aber man merkt schon, dass es viele Beeinträchtigungen gibt.
In der Dramaserie ist das Unternehmen Lindemann ein Technologiekonzern. Es geht um das selbstfahrende Auto. Was halten Sie davon?
Ich denke schon, dass das irgendwann passieren wird. Ich glaube aber, dass es aufgrund der Rechenkapazität und der Netzabhängigkeit noch ein Weilchen dauern wird.
Fahren Sie gerne Auto?
Ich bin generell gern ein Autofahrer. Ich hab es auch lieber gern selber in der Hand, das gebe ich zu. Ich finde den ein oder anderen Fahrassistenten dann auch eher störend als hilfreich. Lächelt.
Vielen lieben Dank, Herr von Dohnányi für das schöne Gespräch. Ich hab mich wirklich sehr gefreut.
'Der Tango Argentino ist ein grossartiger Tanz.
Ich liebe auch die Musik sehr'
Christian Berkel
Foto: ZDF Oliver Feist
Hauptkommissar Bruno Schumann (Christian Berkel) klärt seit 2006 als Viktimologe Mord- und Kriminalfälle für das LKA in Berlin auf. Vierzehn Jahre nach dem Sendestart von "Der Kriminalist" zeigt das ZDF nun die letzten sechs neuen Folgen.
Christian Berkel im Telefoninterview
Marion Graeber
Mit Datum Freitag, 28. August laufen die letzten sechs neuen Folgen von „Der Kriminalist“. Ging der Abschied von Ihnen aus?
Ja, der Abschied ging von mir aus.
Wie schwer fällt es Ihnen sich von so einer erfolgreichen Figur zu lösen?
Ich hab mir das natürlich schon ein ganzes Weilchen überlegt. So in den vergangenen zwei/drei Jahren hab ich darüber nachgedacht, wann wohl der rechte Zeitpunkt ist. Aber, wenn man mal davon ausgeht, dass es den idealen Zeitpunkt sowieso nicht gibt, dann gibt es einen relativ idealen und ich hatte das Gefühl, das ist er. Entscheidet man sich dann einmal dafür, ist man erst mal froh und glücklich. Wenn ich allerdings so durch die Berlin fahre, denke ich, da hast du gedreht und damals waren wir hier und da. Ich war ja an unglaublich vielen Orte. Ich glaube insgesamt waren das an die zweitausend unterschiedlichen Motive in diesen vierzehn Jahren. Ich hab die Stadt innen und außen sehr genau kennen gelernt. Dann versetzt es einem so einen kleinen Wehmut-Stich. Ich bin aber auch froh, diese tolle Zeit gehabt zu haben und genau so froh bin ich jetzt wieder zu neuen Ufern aufzubrechen.
Sicher ist es auch nicht einfach sich nach vierzehn Jahren vom Schauspielteam verabschieden zu müssen…
Nein, das ist nicht einfach. Wir haben alle sehr gut zusammen gearbeitet. Das Schauspielteam und generell das ganze Team, von der Technik über die Beleuchtung bis hin zum Ton – wir hatten fast die gesamte Zeit ein konstantes Team. Das wird mir natürlich schon fehlen.
Welches Ende nimmt „Der Kriminalist“? Wird es dramatisch?
Nein, wir haben uns, ich glaube, da verrät man jetzt nicht zu viel, wir haben uns entschieden auf all diese Möglichkeiten zu verzichten. Diese klassischen Geschichten – der Kommissar wird erschossen, wird versetzt oder hat keine Lust mehr. Wir fanden, das würde der Arbeit und dem Zuschauer nicht gerecht werden. Es gibt eine letzte Folge und ich finde auch die ist sehr schön geworden. In der klingt das Ende so ganz leicht an, hat das aber nicht so zum Thema.
Was glauben Sie, warum sind Krimiserien beim Publikum so beliebt?
Ja, das ist eine gute Frage. Ich habe natürlich auch darüber nachgedacht. Eine hundertprozentig richtige Antwort kann es da nicht geben. Ich glaube, es hat damit zu tun – im Krimi, und vielleicht ist das auch eine Reaktion des Fernsehens, können wir heutzutage komplexere und auch düstere Geschichten erzählen. Das heißt auch, die Sender geben uns da mehr Freiraum die Geschichten zu erzählen. Mehr Freiraum, als wenn es ein völlig freier von Reihen und Serien unabhängiger Stoff wäre, der es dann eventuell auch ein bisschen schwerer hat beim Publikum. Ein weiterer Punkt ist, dass das Erzählen mit diesen Spannungselementen beim Publikum beliebt ist. Auch, dass die Welt, wie wir sie kennen, durcheinander geschüttelt und gleichzeitig am Ende doch wieder die Ordnung hergestellt wird. Ich nehme an, das sind die Teile des Erfolgs.
Wie viel Christian Berkel ist in Bruno Schumann?
Auf jeden Fall eine ganze Menge, denn ich hab die Figur ja von Anfang an entwickelt. Also die Grundidee der Viktimologie kam, in Zusammenarbeit mit der Produzentin, von mir. Ich hab damals einfach nach etwas gesucht, was mir nahe ist. Mir war klar, wenn ich das eine so lange Zeit machen möchte, dann darf die Figur nicht kilometerweit von mir weggehen. Obwohl es immer eine Figur bleibt, gibt es schon eine starke Bindung zu mir.
Ich habe gelesen, es wurden jährlich hundert Drehtage für „Der Kriminalist“ angesetzt. Wie entspannen Sie?
Natur ist mir sehr wichtig. Spazieren gehen. Raus mit dem Hund. Aber das Wichtigste ist immer die Zeit mit der Familie. Auch wenn sie in dieser Phase oft leider sehr knapp war. Aber abends nach Hause zu kommen und schnell mal abschalten. Mit meiner Frau und meinen Söhnen reden – das war schon sehr wichtig. Und ein anderer Punkt der in meinem Leben immer schon eine große Rolle gespielt hat, ist das Lesen. Also ich kann mit Literatur besonders gut, ich will nicht sagen abschalten, aber in andere Welten reingehen.
Welche Rolle spielt Musik?
Musik spielt auch eine große Rolle. Wobei ich in solchen Situationen besonders gern klassische Musik mag, auch Jazzmusik. Aber ich lerne durch meine Söhne auch andere Musikwelten kennen. Ich bin für diese Dinge auch offen, aber das ist dann weniger Entspannungsmusik. Lacht.
Sie haben auch einen Bezug zum Tango Argentino ..
Ich hab einen starken Bezug zum Tango Argentino. Meine Mutter lebte lange in Argentinien. Sie hat mir viel vom Tango erzählt. Es ist nicht so, dass ich regelmäßig Tango tanze. Ich hab es einmal gelernt für eine Folge „Der Kriminalist“, da hab ich tatsächlich mal Tango getanzt. Das ist ein großartiger Tanz. Ich liebe auch sehr die Musik. Ich kann viel damit anfangen.
Der Tango Argentino ist Kulturgut…
Das stimmt. Argentinien hat auch in meinem ersten Roman eine Rolle gespielt und auch im zweiten, der jetzt im Oktober rauskommt, spielt eben die Geschichte, Argentinien, wieder eine große Rolle.
Ihr Roman „Der Apfelbaum“ soll verfilmt werden. Es soll Miniserien geben, stimmt das? Werden Sie mitspielen?
Es ist bis jetzt so geplant. Diese Erzählstruktur, dass es einerseits die Geschichte gibt und andererseits diese Perspektive des Erzählers, der sich mit seiner alten Mutter trifft und von da quasi in diese Vergangenheit mit ihr eintaucht. Das soll es in der Miniserie auch geben. Wir sind jetzt in der frühen Phase. Anfang September soll das Drehbuch für die erste Folge, die erste Fassung, kommen und ich bin schon total gespannt. Ich freue mich sehr drauf.
Wie ist es sich mit seiner eigenen Geschichte, mit den Vorfahren, der Familie auseinanderzusetzen? Das prägt sicher und verändert vielleicht auch? Was macht das mit einem?
Ja, auf jeden Fall, das tut davor auch schon etwas mit einem. Auch, wenn sich Menschen nicht dezidiert oder bewusst damit auseinandersetzen. Sie sind trotzdem von ihrer Geschichte geprägt. Jeder von uns. Ich habe es so empfunden. Es ist ein sehr großer Gewinn sich tatsächlich intensiv damit auseinander zu setzen. Wir sind ohne diese Geschichten, ohne das, was vor uns gewesen ist, ohne die Menschen gar nicht denkbar. Und wenn wir uns selber ein Stück weit besser verstehen wollen, dann hilft es natürlich sehr, sich mit dieser Geschichte auseinander zu setzen.
Vielen Dank, lieber Herr Berkel für dieses wirklich wundervolle Gespräch. Alles Liebe.
'Normalerweise darf man ja im Gletscher nicht drehen. Wir durften und das war echt irre für den Film'
.Jürgen Vogel
Vor 5300 Jahren: Eine Großfamilie lebt friedlich in den Ötztaler Alpen. Während ihr Anführer Kelab auf der Jagd ist, wird die Siedlung überfallen und die gesamte Sippe brutal ermordet. "Der Mann aus dem Eis" in der Reihe "Shooting Stars - Junges Kino im Zweiten". Montagnacht, 27. Juli
Jürgen Vogel im FaceTime Interview
Marion Graeber
Wo wurde „Der Mann aus dem Eis“ gedreht?
Der Film wurde an Originalschauplätzen gedreht, beispielsweise in St. Leonhard in Südtirol. Also überall in der Gegend, wo Ötzi zuhause war und wo er dann auch gefunden wurde.
Der Film kam 2017 in die Kinos, wurde 2016 gedreht?
Ja, genau. Wir haben ungefähr sieben Wochen in Südtirol gedreht. Das war wunderschön.
Zu welcher Jahreszeit fand der Dreh statt?
Es war Herbst und wir hatten noch viele warme Tage. Teilweise war es richtig heiß am Anfang. Dann wurde es in der Folge immer kälter, bis zu minus 15 Grad.
Die Szenen im Eis, in den Eisspalten – war das tatsächlich vor Ort?
Ja, das war in der Natur. Wir waren für den Gletscher in Kärnten/Österreich. Zirka auf 3.500 Höhenmetern. Das war schon extrem. Und, kalt. Aber auch faszinierend. Normalerweise darf man ja im Gletscher nicht drehen, wir durften und das war echt irre für den Film.
Diese Enge in den Gletscherspalten – wie war das?
Da musste man gute Nerven haben, das ist teilweise gar nicht so einfach. Das stimmt. Aber ich bin da relativ angstfrei.
Auch mit der Höhe gab's keine Probleme?
Drei Leute aus dem Team hatten die Höhenkrankheit. Man musste doch relativ fit sein. Viel Lauftraining, viel trinken. Das haben einige vielleicht doch nicht ganz so berücksichtigt. Die mussten dann sogar ins Krankenhaus.
Ist man bei diesen extremen Bedingungen dann vielleicht mit einem reduzierten Filmteam unterwegs?
Wir waren schon relativ viele. Gut 30/40 Leute. Auch Bergführer hatten wir dabei. Das war gerade im Hinblick auf das Wetter wichtig. Die Gewittern und Blitzschläge in den Bergen sind nicht ohne. Das ist nicht ungefährlich. Dann das ganze Equipment…. Wir mussten viel wandern. Lacht.
Wie war das mit der Fitness? Wie haben Sie sich vorbereitet?
Viel Lauftraining. Gerade in den Bergen. Wir waren ja vorher schon da. Wir haben in einer Höhe von 1000 Metern angefangen und sind dann Stück für Stück höher. Das hilft und hält fit.
Was hat Sie an der Verkörperung der Rolle von Kelab fasziniert?
Erstmal ist das eine interessante Geschichte. Ein krasser Kriminalfall eigentlich. Es ist super so eine Figur, von der man schon so viel gehört hat und von der wir einiges wissen, als Fiktion zum Leben zu erwecken. Auch, wenn wir nicht wissen, wie so ein Leben vielleicht hätte stattfinden können, hätte vieles so sein können. Die Bauart der Hütten, die Kleidung, die Jagdwerkzeuge – von all dem wissen wir. Vieles wurde gefunden, beziehungsweise auch Überreste hiervon. Es war interessant zu sehen, wie hochkultiviert die Menschen schon damals waren, gerade im Hinblick auf die Jagd (Waffen, Kleidung). Er hatte auch Nähzeug dabei, um Kleidung unterwegs flicken zu können. So etwas wusste ich vorher nicht. Total interessant. Für mich auch interessant, diesen Jäger zu spielen, der dann selber auch auf so einen Rachefeldzug geht. Ich finde dem Film spannend und guck ihn mir immer wieder gerne an.
Der Film kommt komplett ohne, uns verständlicher, Sprache aus. Hatten Sie das Gefühl sich diesbezüglich körperlich mehr ausdrücken zu müssen?
Man muss aufpassen, dass man da nicht „überactet“. Aber das haben wir glaube ich ganz gut hinbekommen. Lächelt. Aber klar, man hat halt die Sprache nicht. Man kann die Figur nicht darstellen mit dem, was er erzählt. Man muss da andere Mittel finden. Ich finde das aber spannend, weil es dem Zuschauer die Möglichkeit gibt, selber Dinge zu interpretieren. Ich mag diese Art Film.
Das hat geklappt ...
Ja, finde ich auch … Er ist ja auch viel alleine. Sonst würde er ja ständig mit sich selber reden. Lacht.
Ist es schwer gewesen, mit der Bekleidung, die ja aus schweren Fällen an Körper und Füssen bestand, zu agieren?
Wir haben versucht das so zu machen, wie es war. Er hatte ja auch viel dabei. Trockenfleisch und Trockenfisch beispielsweise. Da musste man schon ganz schön schleppen.
Kelab, der Mann aus dem Eis, war nicht nur auf einem Rachefeldzug, er wollte auch seinen Schrein wieder haben, der für ihn und seine Sippe sehr wichtig war. Wie wichtig ist es für Menschen an etwas festzuhalten?
Ich glaube, es geht hier um den Glauben an etwas Überirdisches. Das war Menschen schon immer wichtig. Das beweist beispielsweise auch die Höhlenmalereien. Denke, dass es für Menschen wichtig ist, an etwas zu glauben. Das hält ein Volk, eine Gesellschaft zusammen. Das ist wichtig. Gerade in Zeiten, wo es Menschen nicht so gut geht.
Vielen lieben Dank für das wirklich tolle FaceTime Interview! Ich hab mich super gefreut. Alles Liebe und bleiben Sie gesund!
"Musik ist ein wichtiges Medium, das einen im Leben
begleiten kann"
Jürgen Vogel
Im Gespräch mit Jürgen Vogel
Im Zuge seines Films "Der Mann aus dem Eis", hatte ich auch die Möglichkeit mit Jürgen Vogel über Tanz und Musik zu sprechen.
Hierzu ein Auszug ...
Darf ich Sie fragen, ob Sie für den Tanz/Tango eine Leidenschaft hegen?
Ich habe schon mal für einen Film getanzt. Lächelt. Für „Die drei !!!“. Da musste ich viel tanzen und hatte auch Tanztraining, vorwiegend Stepptanz. Tanzen ist ein wahnsinniges Fitnesstraining. Tänzer sind sowieso wahnsinnig fit. Ich finde das toll und bewundere das auch. Dieser Ausdruck der Kreativität mit dieser Freude. Ich glaube, dass das Menschen auch glücklich machen kann. Sich durch das Tanzen und das Singen so ausdrücken zu können, ich glaube das hat, neben dem Fitnesseffekt, schon eine unglaublich tolle und auch heilende Wirkung. Auch Musik ist etwas, was gut tun kann.
Welches Musikgenre ist Ihnen das liebste?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich mag schon auch deutschsprachige Musik. Habe hierzu mal einen Film gemacht über eine Deutsch-Band. Das ist mir sehr nahe. Auch die Hamburger Jungs, da gibt es eine Verbindung in Bezug auf Generation und dem Heranwachsen. Ich höre aber auch gerne Hip-Hop und auch Klassik. Gerade Klaviermusik. Denke, ich bin da relativ breit aufgestellt. Musik ist ein wichtiges Medium, das einen im Leben begleiten kann.
Lieben Dank, Jürgen Vogel für diesen Einblick
'Al Pacino, Brad Pit, Leonardo DiCaprio - die möchte ich im Original hören'
Hannes Jaenicke
'Mirage – Gefährliche Lügen', Erster Teil Montag, 8. Juni, 22.15 Uhr neoriginal
15 Jahre ist es her, dass die Französin Claire (Marie-Josée Croze) ihren Ehemann Gabriel (Clive Standen) bei dem Tsunami Unglück in Thailand verloren hat. Geblieben sind ihr der 15-jährige Sohn Zack (Thomas Chomel) und die Erinnerung an eine große Liebe. Nun möchte sie in Abu Dhabi mit Zack und ihrem neuen Ehemann Lukas (Hannes Jaenicke) ein neues Leben beginnen .....
An drei Montagabenden in Doppelfolgen präsentiert das ZDF die Thriller-Serie "Mirage - Gefährliche Lügen" als deutsche Erstausstrahlung. In französisch-kanadisch-deutscher Koproduktion entstand vor der Kulisse von Abu Dhabi eine spannungsgeladene Geschichte.
Im Gespräch mit Hannes Jaenicke
Marion Graeber
Wie war es, Teil einer internationalen Produktion zu sein?
Ich bin vor Weihnachten 2018 zum Casting nach Paris gereist und habe dort den Regisseur Louis Choquette getroffen. Der war so angenehm, freundlich, witzig und professionell, dass ich sofort gedacht habe "das mach ich". Wir haben dreisprachig gedreht. Das war schwer für mich, mit meinem rostigen Französisch, aber ich hatte eine grossartige Zeit. Ein Monat Abu Dhabi (da muss man jetzt nicht unbedingt gewesen sein), dann drei Monate Marokko. Es war ein spannender und spassiger Dreh.
Wann wurde gedreht?
Wir haben von Ende März 2019 bis Mitte Juli 2019 gedreht. Das Casting, wie gesagt, war vor Weihnachten 2018.
Juni/Juli – da wird es so richtig heiß. Bin selbst einmal in dieser Zeit in den Arabischen Emiraten gewesen. Wie hast du es empfunden?
Bist du da freiwillig hingefahren? Mir ist alles dort zu künstlich. Und ziemlich obszön, was sie dort mit ihren …l-Milliarden machen. Was bei uns ein VW Golf ist, ist dort ein Lamborghini oder Ferrari. Diese Art mit Geld umzugehen ist mir fremd. Dann steht in Dubai die grösste Skihalle der Welt. Also, wenn wir schon über Klima und Umweltschutz reden, dann gibt es wenig Flecken auf der Welt, wo Umweltschutz so ignoriert wird, wie in den Emiraten. … Mir ist jede griechische Insel, jeder italienische oder spanische Strand lieber. (Selbst der Strand ist in Abu Dhabi und Dubai mit Sand aufgefüllt. Unter einer 15 Zentimeter Sandschicht verbirgt sich oft Beton). Bezüglich der Hitze - wir hatten schon am Anfang 40 Grad. Wenn einem die Hitze was ausmacht, sollte man bei so einem Film nicht zusagen. Das gilt für Abu Dhabi und Marokko.
Ich denke, reisen ist wichtig, bekanntlich erweitert es den eigenen Horizont. Neue Regionen kennenlernen, Missstände sehen und einordnen .. Zusammenhänge erkennen ..
Da geb ich dir recht. Ich war jetzt einmal in Abu Dhabi, da muss ich nicht wieder hin.
Ich habe gelesen, du schaust dir gerne Filme im Originalton an.
Definitiv. Es geht immer etwas verloren bei der Synchronisation. Al Pacino, Brad Pitt, Leonardo DiCaprio – die möchte ich im Original hören. Schauspielerei hat viel mit Sprache zu tun. Al Pacino hat eine ganz eigene Sprache. Er arbeitet mit ihr, und mit Dialekten. Ich empfinde es auch einen grossen Verlust für unsere Kinder. Wenn du in die Niederlande gehst, nach Skandinavien oder in die Schweiz – da sprechen alle Kinder schon Englisch. Dort laufen Fernsehserien im Original, nicht synchronisiert. Ich finde, man nimmt dem TV Zuschauer die Möglichkeit Sprachen zu lernen, wenn alles synchronisiert wird. Finde ich schade. Trotzdem muss ich sagen, dass es hervorragende Synchronsprecher in Deutschland gibt.
Was hat dich an der Geschichte und am Charakter (Lukas) gereizt?
Lukas ist das krasse Gegenteil von mir. Er ist professioneller Gourmetkoch, ein fürsorglicher Familienvater. Mit seiner Familie zieht er nach Abu Dhabi, weil seine Frau dort eine grosse berufliche Chance bekommt. Er ist geduldig und aufopfernd und erfährt dann auf extrem schmerzhafte Weise, dass nichts so ist, wie es scheint. Ich lebe halt total anders. Ich hab keine Familie und hab in meinem Leben noch nie eine warme Mahlzeit zubereitet. Lächelt. Ich mag auch das Genre des Films (Industriespionage). Wie unschuldige Menschen in das Netz von Geheimdiensten hineingeraten. Die Geschichte ist spannend.
Gab es vor Ort Einschränkungen und Vorschriften, was den Dreh betraf?
Aber wie. Wir durften in Abu Dhabi nach 19.30 Uhr nicht mehr an den Strand. Das hab ich noch nie erlebt. In den kleinsten Fressbuden hingen überall Überwachungs-Kameras. Alles wirkte wie ein Polizeistaat. Ich fand das befremdlich.
In der Zeit der Pandemie – fehlt dir das Reisen?
Ich war im vergangenen Jahr über elf Monate unterwegs. Ich liebe es zu reisen. Das ist meine wahrscheinlich größte Leidenschaft. Aber ich habe das Zuhause-Sein während der Corona-Krise jetzt doch mal sehr genossen.
Vielen Dank, Hannes, für das interessante Gespräch. Stay Safe, Marion
Foto: ZDF Eric Vernazobres/FTV/Storia television
'Man kann sich wahrscheinlich auch so ein längeres Glück organisieren – das heißt dann Zufriedenheit'
Henry Hübchen
„Tage des letzten Schnees“, ZDF Montag, 3. Februar, 20.15 Uhr
Als Lars Eckert seine Tochter vom Eishockeytraining abholt, kommt es im dichten Schneetreiben zu einem tragischen Unfall - die Elfjährige stirbt noch am Unfallort. Kommissar Johannes Fischer (Henry Hübchen), der kürzlich seine Frau verloren hat, kennt die Eckerts und kümmert sich um den Fall. Tags darauf wird im Hof einer Wohnanlage eine Studentin erschossen aufgefunden. Markus Sellin, ein Hamburger Banker, der mit der jungen Frau eine heimliche Affäre hatte, rückt in den Fokus der Ermittlungen. Kommissar Fischer stößt auf ein fatales Beziehungsgeflecht, das Menschen, die ursprünglich nichts miteinander verband, schicksalhaft zusammengeführt hat.
Interview mit Henry Hübchen
Januar 2020
Was denken Sie, warum sind Krimis, Psychothriller und Krimidramen so beliebt beim deutschen Fernsehpublikum? Könnte es sein, dass der Zuschauer an der Auflösung eines Problems interessiert ist?
Da bin ich überfragt. Ich bin kein Soziologe und hab das noch nicht untersucht.
Aber ja, wenn es sich um einen Krimi handelt, wo es einen Mörder gibt, kann ich mir das gut vorstellen. Da kann was dran sein. Vergleichbar mit einem Kreuzworträtsel. Lacht.
Beim Krimidrama „Tage des letzten Schnees“, geht es um Verlust, Trauer, Sehnsüchte und Schuld – was denken Sie, folgt das Leben einem übergeordneten Plan, oder ist alles Zufall?
Das ist eine Glaubensfrage und darüber läßt sich nicht streiten. Ich glaube an keinen übergeordneten Plan. Ich glaube auch nicht, dass ich geplant war, um hier zu erscheinen auf dieser Welt. Ich glaube schon garnicht, daß ich von meinen Eltern geplant war, denn die kannten mich ja nicht. Der Zufall kommt uns zur Hilfe oder bremst uns aus.
Nach den Schicksalsschlägen in „Tage des letzten Schnees“ entsteht zwischen Lars und Kirsten Schweigen, aber auch Schuldzuweisung und Unverständnis. Auch bei Markus und seiner Frau wird über Grundlegendes nicht mehr gesprochen. Was denken Sie, wie wichtig ist es miteinander im Gespräch zu sein?
Sehr wichtig. Nicht nur in einer Zweierbeziehung sondern generell. Wenn die Sprache aufhört, wenn das Zuhören aufhört, die Überhebung sich breit macht, dann wird es schwierig. Wenn kein Gespräch mehr stattfindet, Halbwissen gepaart mit moralischer Ignoranz dominiert, ist das schrecklich.
Man blicke in die globalisierte Welt – also ich bin für „reden, reden und nochmals reden“. Und zuhören und dem anderen zugestehen, was man für sich selbst in Anspruch nimmt.
Die eigene Verarbeitung der Dinge spielt für Johannes Fischer im Film auch eine wichtige Rolle. Er fährt stundenlang mit dem Auto hoch an die Küste, ans Meer. Welche Beziehung haben Sie zum Meer? Was tut Ihnen gut?
Die Ostsee ist für mich ein großer Faktor, wo ich mich immer wieder zur Erholung hinbegebe. Es ist ja nicht so weit entfernt von Berlin. Ich bin ein Wassermensch und weniger ein Bergmensch. Obwohl ich auch ganz gerne mal in den Bergen bin. Aber da gehöre ich eigentlich nicht hin. Es gibt kein Horizont.
Sind Sie ein Stadt- oder Naturmensch?
Ich bin so ein Zwischending. Ein bisschen Stadt und viel Natur. Wenn ich die Wahl zwischen einer Städtereise oder einer Abenteuerreise zu den Wundern der Natur habe, und die Natur ist ein einziges Wunder, dann wähle ich das zweite.
Wie ist es mit der Musik? Sie sind auch Sänger und Komponist…
Na ja, wollen wir mal nicht übertreiben. Lacht.
Was hören Sie gerne?
Alles mögliche. Jazz, Rock, bis hin zu Rammstein, auch Klassik. Ich bin so Crossover, je nach Stimmung. Aber ich höre zu wenig neue Sachen. Es gibt so unglaublich viel Musik, die ich heute auf Knopfdruck hören kann, das ist doch der Wahnsinn. Und Musik wird immer gemacht, das hört nicht auf. Gott sei Dank.
Manch ein Rapper geht mir allerdings auf die Nerven. Lacht.
Kennen Sie den Tango Argentino?
Ich tanze schon mal, wenn es der Beruf verlangt, aber ich bin kein leidenschaftlicher Tänzer. Hören und Anschauen ja, aber nicht selber machen. Das überlasse ich den Profis und die faszinieren mich.
Schicksalsschläge ziehen den Charakteren im Film den Boden unter den Füßen weg. Man denkt darüber nach, was Glück ist. Geht es eigentlich primär um das kleine Glück im Alltag? Wie sehen Sie das?
Glück ist ja in zweierlei Hinsicht von Nöten. Das Gefühl des Glücks: Ich bin glücklich. Und dann dieses: Ich hab Glück gehabt. … Bin über die Straße gegangen, hab gar nicht geguckt, bin nicht überfahren worden – hab Glück gehabt.
Das eine Glück, das braucht man im Leben ab und zu, auch im Beruf. Gerade, wenn man Schauspieler ist, gehört Glück auch zum Erfolg.
Das andere Glück – da muss man selber was dafür tun, für die Momente des Glücksgefühls, für diesen Glücksmoment.
Aber man kann sich wahrscheinlich auch so ein längeres Glück organisieren – das heißt dann Zufriedenheit.
Vielen Dank, Herr Hübchen, dass Sie Zeit für mich hatten.
Ich hab mich sehr gefreut.
Alles Gute
'In jeder Musikrichtung gibt es Schönes'
Fritz Karl
Foto: Dorothee Falke
Das Ehepaar Abel und Ursel Hradschek (Fritz Karl und Julia Koschitz) betreibt ein Landhotel im Oderbruch. Der Betrieb läuft schlecht und die Hradscheks leben über ihre Verhältnisse. Als Abel bei Gartenarbeiten zufällig unter einem Birnbaum das Skelett eines Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt, reift in ihm ein raffinierter Plan. Mit Hilfe seiner Frau arrangiert er den perfekten Mord an seinem Gläubiger.
„Unterm Birnbaum“ Moderne Adaption der Fontane Novelle. Montag, 30. Dezember, 20.15 Uhr im ZDF
Interview mit Fritz Karl
Marion Graeber
Dezember 2019
Was hat Sie an der Rolle des Abel gereizt? Wie beschreiben Sie ihn?
So eine Rolle zu bekommen ist ein Fest für einen Schauspieler. Es ist eine Figur die so zerrissen ist. Abel liebt seine Frau so sehr, lebt aber weit über seine Verhältnisse und kommt in große Not. Da ist alles drin, was eine große Tragödie braucht.
Abel ist eine Figur mit großen Tiefen, aber auch voller Lebenslust. Ein ganzer Blumenstrauß, der einem da aufgetischt wird. Es ist einfach spannend so einen Charakter zu spielen.
Nach welchen Kriterien nehmen Sie Rollen an, bzw. lehnen sie ab? Schauen Sie, was zu Ihnen passt?
Passt zu mir, würde ja beinhalten, dass ich nur Rollen spiele, die zu mir passen. Aber ich sehe meinen Beruf so, dass ich mir Rollen, Figuren und Charaktere aneigne, die mir völlig fremd sind. Es ist ja viel interessanter, sich auf diese Weise etwas zu erarbeiten.
Mein Beruf ist Schauspieler. Figuren spielen, und Menschen zu unterhalten, damit verdiene ich mein täglich Brot. Wenn ich in der Situation bin, in der ich mir Rollen heraussuchen kann, dann lehne ich die ab, die oberflächlich sind, wenig Tiefe haben und nicht wirklich einenn großen Spannungsbogen, keine Ecken, keine Kanten haben. Denen geh ich eigentlich aus dem Weg. Aber vielleicht kommt es vor im Leben, um das tägliche Brot zu verdienen, Rollen anzunehmen, die vielleicht nicht die Qualität eines Abel Hradschek haben. Außerdem würde ich sicherlich Rollen ablehnen, die moralisch und politisch für mich nicht vertretbar sind, beispielsweise, wenn ein Film den Nationalsozialismus verherrlicht.
Historische Stoffe in die Gegenwart zu übersetzen, eine Chance für den Zuschauer sich mit großer Literatur auseinanderzusetzen?
Ja, sicher. Ich glaube, das ist etwas das sowohl in Deutschland als auch in Österreich ein bisschen abhanden gekommen ist. Die Engländer machen das mit einer großen Selbstverständlichkeit. Sie verfilmen ihren Shakespeare meist sogar historisch. Sie pflegen das auch. Wir haben relativ wenig Literaturverfilmungen, was schade ist. Das war schon mal stärker. Wenn man sich Schiller und Goethe, oder auch Büchner ansieht, da gibt es ganz große, spannende und theatralische Stücke, die eigentlich darauf warten, verfilmt zu werden. Am Theater wird vieles gespielt, aber ich glaube, es hätte auch wirklich im Film seine Berechtigung. Stücke modernisieren, das kann man machen. Das ist sicherlich eine Form, Menschen, die in ihrer Kindheit oder Jugend mit Fontane gequält wurden, das nochmal auf eine andere Weise näher zu bringen.
Im Film schmieden Abel und seine Frau diesen Mordplan und kommen sich dann nahe, wie lange nicht mehr. Was halten Sie von der Kraft der Gemeinschaft? Das lässt sich ja auch in das Positive übertragen.
Das ist eine ganz spannende Szene im Film. Wie kommen wir dorthin, die körperliche Nähe, der gemeinsame Plan, dass sie sich da nicht entzweien. Sie haben diese Gemeinschaft, sind Verbündete, Gefährten, das ist schon ein ganz großes Ding. Vielleicht ist es das. Sich gemeinsam in dieser Situation, wie an einen Strohhalm aneinander zu klammern - das gibt schon Kraft. Sie sind sich nie so innig, so eng, wie in diesem Moment, in dem sie diesen Plan schmieden. Eine ganz großartige Szene.
Ich habe über Fontane gelesen, dass es ihm stets fern lag, Gewalt darzustellen. Das ist heute in Krimis, Psychothrillern und Krimidramen anders. Warum, denken Sie, wollen die Zuschauer das heute anders sehen?
Fontane hat ja, wenn man das so liest, alles was zu hinterfragen war ausgeblendet. Er hat das nicht hingeschrieben. Was ist mit dem Pferd, wie wird der Mord begangen? Das hat er gar nicht angerührt. Wir leben heute in einer Zeit, da geht das so nicht. Da würden wir ausgelacht werden, wenn wir eine Geschichte so erzählen würden. Die Wohnzimmer in Deutschland sind voll mit ermittelnden Kommissaren. Das heißt, die Erwartungshaltung des Zuschauers ist eine andere. Da kann man das nicht mehr so erzählen, wie Fontane das gemacht hat.
Wie ist das, diese extremen Charaktere zu spielen? Nimmt man das auch ein bisschen mit nach Hause? Wie sehr beeinflusst das?
Also, ich sehe meinen Beruf als einen handwerklichen Beruf für den man Fantasie und Talent braucht. Jetzt stellen Sie sich mal vor, jeder Schauspieler, der da im Tatort spielt, jeder Schauspieler, der einen Mörder verkörpert, zieht diese Krücke dann noch mit nach Hause. Das wäre eine Katastrophe. Fürchterlich. Da bräuchten wir ein Klinikum. Lacht. Aber es ist natürlich unterschiedlich, kommt darauf an, was eine Figur braucht. Wenn man dreht ist das ja meistens woanders. Da ist man wie in einem Kokon. Man ist in dieser Drehfamilie und in dieser Drehfamilie bleibt das dann auch. Ich gehöre nicht zu den Schauspielern, die Rollen mit nach Hause nehmen. Das wäre eine Katastrophe und nicht gut, vor allem nicht bei den Rollen, die ich spiele. Das würde keine Familie aushalten. Die Schauspielerei ist ein Handwerk. Für diese Zeit sich da hineinversetzen, sich das anzuziehen und dann die Fähigkeit besitzen, das am Ende der Drehzeit auch wieder abzulegen. Andernfalls müssten wir am Set einen Psychologen haben, der die Schauspieler betreut und ihnen hilft wieder in das Alltagsleben zurück zu finden.
Wie entspannen Sie? Hören Sie gerne Musik? Welches Genre?
Ich höre quer durch. Ich muss mich jetzt durch meine Kinder auch mit Gangster Rap und diesen Dingen auseinandersetzen. Aber wir haben da einen ganz guten Austausch. Sie hören dann auch mal Rolling Stones und Cat Stevens oder David Bowie. Ich höre auch klassische Musik, denn ich bin damit aufgewachsen. Ich würde mich da also gar nicht festlegen, was auch schade wäre, weil in jeder Musikrichtung gibt es Schönes.
Tanzen Sie? Wie gut kennen Sie den Tango Argentino?
Sie hatten im Februar eine Lesung - Fritz Karl und Tango de Salon
Genau, mit dem Tango Orchester trete ich auf. Die spielen und ich lese. Lächelt. Ich bin aber kein Tänzer. Ich habe Produktionen gemacht, da hab ich getanzt, aber das war für mich immer, lacht, ich bin Skifahrer und ich habe große Oberschenkel und die sind schwer, leicht zu bewegen. Lacht. 'Schuhblatteln' wäre noch eine Möglichkeit. Lacht. Nein, als Österreicher bekomme ich natürlich noch einen anständigen Walzer hin.
Was ist für Sie die beste Zeit, um zu sich selbst zu kommen? Würden Sie einen Spaziergang in der Morgendämmerung wählen oder doch lieber einen bei Einbruch der Dunkelheit?
Sowohl als auch. Aber ich würde keinen Spaziergang machen sondern um diese Tageszeiten gehe ich Fliegenfischen. Es gibt einen Morgensprung und den Abendsprung. Das ist wunderbar. Wobei natürlich im Sommer die langen Abende zum Fliegenfischen hervorragend geeignet sind, wenn es so lange dahindämmert. Jetzt im Winter, ich war heute in der Früh fischen, war sehr kalt. Aber schön. Lacht.
Dann fühlen Sie sich in der Natur besonders wohl ..
Ich bin am Berg aufgewachsen. In der Natur. Im Salzkammergut. Hier kann ich mich am schnellsten erholen und am besten meine Batterien aufladen.
Vielen Dank für das schöne Gespräch, Herr Karl
'Der Tango Argentino das ist ein Tanz, wie auch der Flamenco, der eine Ebene hat,
die einfach aus einer anderen Zeit kommt'
Nadeshda Brennicke
Die in Tschechien in der Burg Pernstejn und vor zahlreichen Naturkulissen gedrehte Neuverfimung des Grimm'schen Märchens gehört zu der ZDF Reihe "Märchenperlen". Der Film wurde als "Best Feature Film" beim San Diego International Kids Festival ausgezeichnet und erhielt den Publikumspreis des Fabulix Märchenfestivals 2019.
Dienstag, 24. Dezember, 15.05 Uhr ZDF und ab Sonntag, 22. Dezember in der ZDF Mediathek
Im Gespräch mit Nadeshda Brennicke
Marion Graeber
Dezember 2019
Wie wichtig sind Ihnen Märchen?
Ich glaube, wie für viele Menschen meiner Generation, sind Märchen großartig. Wir sind damit groß geworden. Nicht nur mit Märchen, sondern auch mit so fantastischen Büchern, wie beispielsweise „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“. Michael Ende ist einer der wichtigsten Autoren meiner Kindheit. Das prägt. Ich hab das Glück, auch in einer Zeit aufgewachsen zu sein, wo viel vorgelesen wurde. Wo es einfach nicht das Ipad war, was man vorgelegt bekommen hat. Wo man noch während der Autofahrt Hörspiele gehört hat. Ich bin sowieso sehr Hörspiel abhängig. Lacht. Ich kann stundenlang Hörspiele anhören. Das regt die Fantasie an. Kinder denken sich heute gar keine Geschichten mehr aus. Imagination ist was Schönes und die Märchen, die damals produziert wurden, haben mehr Platz für Fantasie gelassen. Ich finde das ist bei den heutigen Anime Filmen schwierig. Schon wegen der vielen schnellen Schnittfolgen, die eine krasse Reizüberflutung darstellen. Auch „Biene Maja“ wurde ja beispielsweise neu gemacht – da geht mir der nostalgische Spirit verloren, diese Langsamkeit. Mir fehlen auch die alten Heinz Rühmann Filme, die alten Märchen aus Tschechien. Mir fehlt so die Nostalgie Ecke.
Mögen Kinder das heute überhaupt noch – diese „alten“ Märchen?
Ich glaube Kinder mögen das, was wir ihnen bieten.
Weihnachten und Märchen – gehört das für Sie zusammen?
Weihnachten bestand auch daraus, zu sehen, was meine Eltern als Kinder gern geschaut haben. Da gibt es sensationelle Filme. Darüber abends generationsübergreifend diskutieren. Schön, wenn man sich austauscht.
Haben Sie Ihrem Sohn früher auch vorgelesen?
Ja, das habe ich. Darüber hinaus haben wir auch viele alte Filme angeschaut. Viele Filme, die auch ich als Kind gesehen habe. Beispielsweise auch die Weihnachtsreihen, wie „Silas“.
Was ist Ihre Lieblingsgeschichte/-märchen?
„Momo“ ist mein Lieblingsbuch und die „Unendliche Geschichte“. Vor allem Michael Ende hat für mich Märchengeschichte geschrieben. Märchen, die so viele Subebenen haben und Weisheiten. Die begleiten mich bis heute. Es ist ein Wahnsinn, was für ein Wissen dieser Mann für Kinder verarbeitet hat. Er hat letztendlich den einzig interessanten Weg literarisch gewählt – nämlich so ein Wissen an die Jüngsten zu vermitteln. Bei mir ist das voll aufgegangen. Ich höre die Geschichten heute noch gerne als Hörbücher.
Ihre Rolle als Königin und Stiefmutter in „Schneewittchen und der Zauber der Zwerge“, ist wuchtig. Sie legen all Ihre Kraft hinein. Was war das für eine Erfahrung?
Das war so toll. Ich hatte auch so einen Spaß.
War es eine große Herausforderung mehrere Charaktere in einer Person zu spielen?
Es ist einfach super, dass man so eine Chance bekommt, wie ich sie hatte.
Dazu muss man wissen, dass Ihr Exfreund, Ngo The Chau für Regie und Kamera führte
Ja, das stimmt. Wir waren lange ein Paar. Dass er mich jetzt, obwohl wir kein Paar mehr sind, für seinen Film geholt hat zeigt, was für ein schönes Verhältnis wir haben, sonst würde er mir das gar nicht anvertrauen und mich in sein sensibelstes Projekt holen. Da braucht man Verbündete – das war für mich natürlich ein schönes Zeichen - Verbündete zu sein. Es ist letztlich auch deswegen toll, weil man auf künstlerischer Ebene arbeiten kann, wo sprechen oft überflüssig ist. Wir haben ja ganz kurze Wege der Verständigung. Kennen uns. Aber das war manchmal auch ganz schön anstrengend. So hat er von mir auch die schnellste und härteste Arbeit verlangt. Ich hab in zwei Stunden 5 Szenen gedreht. Keine Pause, kein Make-up und Kleid zurechtrücken und so. Lächelt.
Die Qualität sieht man ..
Das freut mich. Ja, man hat wie gesagt ein ganz anderes Vertrauen, kann ganz woanders einsteigen wenn da einer ist, der einen kennt. Manchmal hat eine Handbewegung von mir ausgereicht und er wusste, wie es weiter gehen würde. So nach dem Motto: „Ja, genau so“ und „Ich weiß genau, was jetzt kommt“. Er gab mir die Bühne und hat mich machen lassen. Das ist einfach schön.
Wie viele Drehtage waren eingeplant?
Es waren 21 Drehtage. Ich hatte 12. Da kann man sich vorstellen, was das für ein krasses Pensum ist.
Es sind fantastische Bilder entstanden mit beeindruckenden Kostümen..
Ja, das Kostüm ist besonders. Sensationell angefertigt und bis auf den letzten Stich mit so viel Liebe kreiert. Aber es hat mich wahnsinnig beengt. Es waren 40 Kilogramm da hinten dran. Das ist nicht lustig. Ich habe schwer darum gekämpft, dass ich den Rock auch mal ablegen durfte. Manchmal hab ich nur im Oberteil gespielt. Mit dem Kostüm konnte man gar nicht so schnelle Bewegungen machen. Da bewegte sich da hinten der ganze Drachenschwanz mit. In manchen Szenen konnte ich das aber auch gut nutzen. Aber es war schon ein Kostüm, das permanent Kontrolle gebraucht hat.
Wie konnten Sie sich in dieser Zeit entspannen?
Das ist in diesem Fall ganz leicht gewesen, denn ich habe mit den tollsten Schauspielern zusammen gearbeitet. Lächelt. Sascha Alexander Gersak (Graf Sebalt) hab ich überredet, die kleine Rolle des Edelmanns zu übernehmen. Und die kleinwüchsigen Kollegen, die ich erst in dieser Produktion kennengelernt habe, die sind mir sehr ans Herz gewachsen. In Prag mit solchen Charakteren in Welten einzutauchen, die sie sonst nie im Leben haben – das ist einfach toll. Ich musste eher aufpassen, dass ich abends dann auch ins Bett kam. Lacht. Jeder Tag hätte gerne doppelt so lange sein dürfen.
Sind Sie Stadt- oder Naturmensch?
Ich brauch beides. Ich bin ein sehr großer Naturmensch. Ich hab allerdings gerade meinen Hof verkauft, weil ich nochmal was anderes brauche. Ich sehe mich jetzt gerade dort nicht mehr. Ich fand das eine Zeit lang toll etwas zu erschaffen aber das ist jetzt auch abgeschlossen. Jetzt können andere weitermachen. Ich würde gerne ein bisschen reisen. Ich bin aktuell gerade in die Stadt gezogen. Die Pferde sind etwas außerhalb. Ich finde, die Mischung ist schön. Dass man das überhaupt hat. Das hab ich aber schon durch meinen Beruf leben dürfen. Ich habe auf dem Land gelebt und war für Drehs in der Stadt. So hab ich die Stadt viel effizienter genutzt als ich das sonst gemacht hätte. Lächelt.
Gibt es für Sie einen Sehnsuchtsort?
Costa Rica. Ich bin gerade ein großer Südamerika Fan. Ein Kontinent, den ich mir jetzt erarbeiten möchte.
Mögen Sie den Tango Argentino, als Tanz aus Südamerika?
Ich hab den Tango Argentino in der Schauspielschule mal angefangen. Ich wage zu sagen, ich habe zwar einige Talente, aber es gibt zwei Dinge, die ich nicht so gut kann – das ist das Malen und das Tanzen. Dabei würde ich wahnsinnig gern tanzen. Ich kann das auch alleine mit mir ganz gut. Lacht. Aber Partnertanz – es fällt mir unheimlich schwer, mich fallen zu lassen. Und führen lassen kann ich mich auch nicht gut. Der Tango Argentino das ist ein Tanz, wie auch der Flamenco, der eine Ebene hat, die einfach aus einer anderen Zeit kommt. Es ist eine Energie, die da passiert. Eine Dramatik.
Welche Art von Musik hören oder machen Sie gerne? Sie sind Singer/Songwriter..
Ich hab alles gemacht was nicht kommerziell ist, deswegen kennt man wenig von mir. Ich mach derzeit viele Hörbücher und Kunstprojekte. Teilweise sehr abstrakte Stoffe. Ich habe null Interesse an kommerzieller Musik, das interessiert mich künstlerisch gar nicht. Mir ist die Gefühlsebene wichtig. Momentan könnte ich mir vorstellen, spirituelle Musik zu machen. Trommeln beispielsweise. Da spiele ich als Person eine geringe Rolle, da geht es darum sich durch Ton und Klang auf eine andere Ebene zu begeben. Das finde ich faszinierend.
Liebsten Dank, liebe Frau Brennicke. Das war ein ganz wundervolles Gespräch.
Alles Liebe.
"Spieglein, Spieglein an der Wand: Wer ist die Schönste im ganzen Land?", fragt die Königin ihren magischen Zauberspiegel, der stets die Wahrheit spricht. Und sie tobt vor Wut, als der Name ihrer eigenen Stieftochter fällt; Schneewittchen. Diese wächst als Waise abgeschieden am Hof der eitlen, selbstherrlichen Königin auf, die das Mädchen viele Jahre vor den Augen der Welt verborgen hat. Nur heimlich kann sich Schneewittchen aus den abgeschotteten Gemächern schleichen, um wenigstens dem alten Burgschmied ab und an zur Hand zu gehen. Dort trifft sie auf Prinz Kilian, dessen Herz für die vermeintliche Schmiedegehilfin entflammt.
Als Königin Schneewittchen aus Geldnot an den reichen Grafen Sebalt verheiraten will, staunen die Bürger des Reiches bei der Brautpräsenation. Schneewittchen ist tatsächlich schöner als die Königin. In rasender Eifersucht gibt die Herrscherin ihrem Bruder Gilig den Befehl, ihre Stieftochter zu ermorden. Doch Schneewittchen überlebt mit Hilfe der Zwerge und versteckt sich bei ihnen im Wald. Dort stellen sie magische Gegenstände her, so auch einst den Zauberspiegel der Königin. Gequält von ihrer Angst vor dem Alter gibt die Königin dem Anführer der Zwerge einen neuen Auftrag. Sie sollen ihr eine Perücke herstellen, die ewige Jugend verleiht.
Als der Zauberspiegel der Königin verrät, dass Schneewittchen den Mordanschlag überlebt hat, macht sie sich selbst auf, um Schneewittchen zu vergiften.
'Ein sehr toller Tanz – aber wahrscheinlich sagen Tangotänzer, der Tango Argentino ist kein Tanz, sondern ein Lebensgefühl'
Sebastian Ströbel
Das ZDF zeigt sieben neue Folgen von "Die Bergretter". Zu sehen sind Geschichten rund um Bergrettungsleiter Markus Kofler (Sebastian Ströbel) und sein Team, welches mit Simon Plattner (Ferdinand Seebacher) in der neuen Staffel übrigens Verstärkung bekommt. Im Interview sprechen wir über schauspielerische Arbeit aber auch über persönliche Leidenschaften.
Im Gespräch mit Sebastian Ströbel
Marion Graeber
November 2019
Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Wo sind Sie gerade?
Ich bin zur Zeit in Hamburg. Ich darf mich ein bisschen regenerieren. Lacht. Die Dreharbeiten sind seit fast drei Wochen vorbei und jetzt hab ich Bergretter-Frei.
Familienzeit?
Genau. Familienzeit.
Wann beginnen die neuen Dreharbeiten?
Wir fangen wieder Anfang Februar 2020 an. Da sind wir im Kaunertal und drehen die Winterfolgen und dann geht es wieder das Jahr durch.
Sie kommen ganz aus meiner Nähe, sind in Karlsruhe geboren…
Ja, ich bin in Karlsruhe geboren. Mein Vater ist Stuttgarter. Meine Eltern, beide Schwaben. Wie auch ich. Auch meine Verwandtschaft kommt aus dem Tübinger und Esslinger Raum.
Sind Sie öfter in der Region?
Ja, ich bin öfter da. Vor allem in Esslingen. Ich hab auch lange in Ravensburg gelebt. In der Nähe des Bodensees. Auch dort habe ich Freunde. Ich hab also sehr viel Kontakt ins Schwabenländle. Lacht.
Wie gefällt Ihnen die Region Bodensee?
Der Bodensee und Oberschwaben sind wunderschön. Ehrlich gesagt, ist der Bodensee mit einer der schönsten Plätze die es gibt. Unfassbar schön.
Sie leben in verschiedenen Welten. In der Stadt und in der Natur gleichermaßen. Ein Kontrastprogramm…
Ja, absolut. Aber das ist auch das, was mich irgendwie ausmacht. Einerseits die Berge, diese Wildheit und Schönheit der Natur und auf der anderen Seite die Großstadt. Das ist toll. Glücklich, wer beides hat. Ich genieße das sehr. Durch die Dreharbeiten und die Zeit in den Bergen – ich kann mittlerweile keinen Tag mehr komplett im Haus verbringen. Ich muss immer raus. Ich würde zugrunde gehen, wenn ich nicht ein oder zwei Stunden am Tag draußen sein könnte.
Mit Hamburg haben Sie auch die Nordsee quasi vor der Türe. Lieben Sie auch das Meer, vielleicht Wassersport?
Ich liebe das Meer, aber ich bin jetzt kein extremer Wassersportler. Wir waren gerade in St. Peter Ording. Das war auch sehr schön. Mir reicht aber auch die Natur, der Wald, die Ruhe.
Waren Sie immer schon sportlich? War das Klettern immer schon Ihr Sport?
Sport war für mich immer von großer Bedeutung. Klettern war ich damals aber nicht. Wir waren wandern und ich mochte Ballsportarten. Was das Klettern betrifft, man musste damals schon in einer Gegend aufgewachsen sein, wo man klettern konnte. Mittlerweile ist der Klettersport ein Trend und in Mode und es gibt beispielsweise ja auch Kletterhallen. Groß geworden bin ich damit nicht. Das war damals nicht so ein großes Thema.
Die ganzen Stunts und die Action in den Bergen – Sind Sie Angstfrei?
Das ist doch immer eine Herausforderung … Das stimmt. Das ist das ganze Projekt „Die Bergretter“. Wir sind Hochalpin und auch die ganzen Unwegbarkeiten der Natur, Fels- und Steinschlag. Dann das Thema, wie man zu den Settings kommt…. Das ist immer ein großer Aufwand. Aber ich bin immer gut gesichert. Was man sein sollte, ist schwindelfrei. Ich hab auch ein hohes Materialvertrauen. Ich bin da eigentlich ganz ruhig, weil ich weiß, mir kann nichts passieren.
Sie hängen in manchen Szenen auch am Hubschrauber. Sind das wirklich Sie?
Ja, da hänge ich wirklich dran. Das ist toll. Ein Privileg. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl von Freiheit. Es ist aber auch schön, das am Dachstein machen zu dürfen. Über der Stadt würde das nicht so viel Spaß machen. Lacht.
Hat Ihre Familie Angst um Sie?
Nein. Meine Frau vertraut mir da und die Kinder finden ja eh Action toll. Und ich bin ja auch verantwortungsbewusst. Klar, viele Sachen will ich selber machen, aber alle sind ganz entspannt.
So eine Schauspielrolle wie Sie sie haben, das verändert einen schon, oder?
An sich schon alleine, weil man so ein tolles Format mitgestalten kann und fast sechs Millionen Zuschauer hat. Das ist schon toll. Dann, was man alles erleben darf. Ja, das macht schon etwas mit einem.
Sie klettern auch in anderen Ländern? Beispielsweise in Israel.
Ja, in dieser Produktion bin ich als Host dabei. Ein Teil war es zu zeigen, was man alles in Israel erleben und machen kann. Das war eine tolle Erfahrung. Ein sehr lehrreiches Erlebnis.
Reisen Sie gerne?
Ja, ich bin ständig unterwegs. Ich liebe es andere Eindrücke, andere Kulturen und Menschen kennen zu lernen. Ich liebe ja Menschen. Von daher ist das für mich ein 'Muss'. Ich mag das, die Welt zu sehen. Dinge zu erleben. Das finde ich toll.
Gibt es einen Sehnsuchtsort?
Ja, tatsächlich ist das Südafrika. Ich war schon einmal dort und würde gern Südafrika und Namibia nochmal sehen. Diese Weite, diese Schönheit – das ist der Wahnsinn. Und ich würde auch gern mal in den Iran.
Wann, finden Sie, ist die Stimmung besonders schön – morgens oder abends? Sind Sie ein Morgen- oder ein Nachtmensch?
Ich glaube das ist schwer zu sagen. Morgenmensch bedeutet, man muss früh aufstehen. Lacht. Also ich mag die Abendstimmung schon wahnsinnig gerne. Dieses Licht und die Atmosphäre.
Sie haben schon einmal in einem Musikvideo von Revolverheld mitgewirkt. Welche Musikrichtung lieben Sie?
Ich höre viel. Ein Album, welches ich gerade hoch und runter höre ist das neue Album von „Deichkind“. Das finde ich mega. Ich höre aber auch wahnsinnig gerne Klassik. Eigentlich bin ich nicht festzulegen, denn ich bin auch mit der „alten Musik“ verwoben.
Tanzen Sie gerne?
Ich tanze gerne auf Partys, aber ich bin kein Tanzbär. Lacht. Ich lieb es unterwegs zu sein, Musik zu hören.
Gefällt Ihnen der Tango Argentino?
Ich hab ihn mal für Filmprojekte getanzt. Mit Felicitas Woll in „Abgefahren – Mit Vollgas in die Liebe“. Und auch mit Chiara Schoras in „Countdown – Die Jagd beginnt“. Da hatte ich Tangostunden und hab diesen Tanz genießen dürfen. Ein sehr toller Tanz – aber wahrscheinlich sagen Tangotänzer, der Tango Argentino ist kein Tanz, sondern ein Lebensgefühl. ...
Vielen Dank, für das schöne Gespräch, Herr Ströbel
'Wäre fast mal ein Milonguero geworden'
Juergen Maurer
Der Anfang von etwas
Nach der gleichnamigen Erzählung von Siegfried Lenz
Anne Hoppe (Ina Weisse), die als Meteorologin im Seewetteramt Hambug arbeitet, trauert seit einem Jahr um ihren Ehemann Harry (Juergen Maurer). Dieser kam am Neujahrsmorgen beim Untergang eines Containerschiffs ums Leben. Seine Leiche wurde allerdings nicht gefunden. Bei einer Gedenkfeier glaubt Anne, ihren für tot erklärten Mann unter den Gästen zu erkennen. Zunächst hält sie das nur für ein Hirngespinst, doch als nachts in ihr Haus eingebrochen wird und sie einen Blick auf den Einbrecher erhaschen kann, ist sie sicher: Der Einbrecher ist Harry.
Im Gespräch mit Juergen Maurer
Marion Graeber
Der Film „Der Anfang von etwas“ spielt in Hamburg und Nordfriesland. Welche Anziehungskraft hat Wasser auf Sie? … Sie sind in Klagenfurt am Wörthersee aufgewachsen.
Das ist richtig. Lacht. Abgesehen, dass ich leidenschaftlicher Schwimmer und an einem See aufgewachsen bin, kann man das nicht mit der Nordsee vergleichen. Die Nordsee oder auch die Elbe, das ist ein komplett anderes Gewässer. Aber grundsätzlich mag ich es total gern. Hamburg ist unheimlich definiert durch Wasser. Das lieb ich sehr, wie auch die ganze Stadt.
Sind Sie oft in Hamburg?
Ich bin immer wieder mal in Hamburg, da ich ein Mal im Jahr einen Film dort drehe. Ich genieße die Zeit jedes Mal.
Eine intensive Zeit?
Ja.
Sie waren zu Drehzwecken ja auch auf einem Containerschiff. Was war das für eine Erfahrung? Wir haben auf dem Schiff einen Tag lang gedreht. So ein Schiff mal in seiner Größe zu sehen, das ist kolossal. Tatsächlich haben wir im Hafen liegend gedreht und dann gab es noch eine Luftaufnahme vom Containerschiff mit einem Double. Schon beeindruckend… Wahnsinn. Allein, wenn man schon die Szene von der Ankunft sieht, wenn er nach Hause kommt, die Gangway runter – irre.
Sie spielen im Film – Harry. Wie beschreiben Sie die Rolle und was hat Sie an Harry's Charakter gereizt?
An der Geschichte insgesamt hat mich gereizt, dass sehr unwegbare Situationen aufgezeigt werden. Gerade in Bezug auf die Schuldfrage der beiden Hautrollen, welche sich in einer indifferenten Gemengelage auflösen und man nicht genau weiß, ist Harry der Täter oder das Opfer. Wer hat was wem angetan und was hat sich daraus ergeben. Das mochte ich an diesem Buch. Diese ambivalente Situation, wo man nicht genau sagen kann, ob Harry nun der Bösewicht ist. Je mehr sich die Geschichte entblättert, je mehr kommt man drauf, dass das alles zusammen nicht so eindeutig ist.
Ja, man kann Harry nicht als den schlechten Kerl bezeichnen. Harry ist sehr eifersüchtig. Wie stehen Sie zur Eifersucht?
Eifersucht hat immer was mit Verlustangst zu tun und mit Unsicherheit.
Wie sollte man mit Eifersucht umgehen? Mit Gewalt in der Ehe? Hilfe einholen?
Definitiv. Vor allem, wenn eine potentiell glückliche Beziehung Schaden nimmt oder zerstört wird. Es ist immer eine Frage des Ermessens, was tue ich dagegen, um eine Beziehung, den Menschen, nicht zu verlieren. Das ist bei den beiden Protagonisten ja auch ein Thema – sie wollen sich nicht verlieren.
Was denken Sie, warum holen sich so wenig Menschen Hilfe in diesen Situationen?
Ich glaube es liegt an den Rollen, den Geschlechterbildern, dass Männer das immer auch als Schwäche interpretieren. Wie ich den Harry verstanden haben ist er einfach der männliche Sturschädel im klassischen Sinne, der alles was man als Schwäche auch nur im entferntesten interpretieren könnte, sofort weg schweigt oder weg prügelt.
Er rettet ja auch seine Frau, indem er verschwindet und fern von ihr bleibt. Ist das auch Liebe? Zum Beispiel. Wenn man es gut mit ihm meint, kann man das durchaus so interpretieren. Finde ich auch.
Was halten Sie von Leidenschaften? Sie spielen Sax, Percussion und Klarinette. Welches Musikgenre lieben Sie?
Ich bin da relativ heterogen veranlagt. Ich war mit meiner Liebsten bei den Salzburger Festspielen. Eine wahnsinnige Freude.
Tanzen Sie auch?
Oh, ja. Tanzen, gerne und oft und immer wieder. Lacht.
Haben Sie schon einmal den Tango Argentino getanzt?
Ja, ich hab eine Zeit lang Tango getanzt. Wegen einer Freundin, die das sehr leidenschaftlich betrieben hat. Wäre fast mal ein Milonguero geworden. Lacht. Ist ein toller Tanz.
Liebsten Dank, Herr Maurer. Das war ein sehr schönes Gespräch.
Hab mich sehr gefreut. Alles Liebe für Sie.
'Musik ist so reichhaltig und schön'
Benjamin Sadler
'Jenseits der Angst'
Die renommierte Modedesignerin Lisa Hembach (Anja Kling) irritiert ihre Umgebung durch ihr Verhalten. Sie wirkt fahrig, unkonzentriert und fühlt sich verfolgt. Alpträume, Panikattacken und Angstzustände quälen die eigentlich selbstbewußte, attraktive Frau. Ihr unterlaufen beruflich schwere Fehler, die die neue Kollektion und damit die Zukunft der Firma gefährden. Ihr Mann Ronald (Benjamin Sadler) und die ganze Belegschaft sorgen sich um die seelische Gesundheit von Lisa.
'Ein verhängnisvoller Plan'
ist ein Thriller im Spannungsfeld zwischen bürgerlicher Fassade, Familie, skrupelloser Karriere und alter Schuld. Als Kriminalhauptkommissar Jan Brenner (Benjamin Sadler), verheiratet, zwei Kinder, am Morgen erwacht, liegt seine Geliebte Vesna (Katharina Nesytowa) neben ihm. Doch ihr Anblick lässt ihn erstarren: Vesna ist tot, erdrosselt mit seiner Krawatte. Er kann sich an nichts erinnern.
Im Gespräch mit Benjamin Sadler in Berlin
Marion Graeber
August/September 2019
Im Thriller „Jenseits der Angst“ trägt die Frau einen anderen Namen als ihr Ehemann – Was halten Sie persönlich davon? Sollte Zugehörigkeit auch über den Namen symbolisiert werden?
In Bezug auf den Thriller, da könnte man auch sagen, dass er das nicht will, da er selber gesehen werden möchte. Viele Beteiligten wünschen sich das, den gleichen Nachnamen zu haben, anderen wiederum ist das herzlich egal. Es wäre interessant zu wissen, ob diejenigen, die sich entscheiden den gleichen Namen zu tragen, sich weniger häufig trennen. Ich weiß es nicht. Lächelt. Es wundert mich jedenfalls nicht, dass es noch relativ tief sitzt, dass der männliche Name dominiert. Ich möchte behaupten, dass wir das in den nächsten Jahren sehen werden, dass die nachfolgenden Generationen das eventuell anders machen.
Angst und Manipulation sind beherrschendes Thema in „Jenseits der Angst“
Wie empfindet man da Dreharbeiten? Nimmt man gefühlstechnisch etwas mit nach Hause?
Nein, ich hoffe nicht. Das wäre schwierig. Gewisse Vorgänge oder Situationen, die nachklingen, das gibt es schon. Aber mit nach Hause nehmen – das tue ich nicht.
Obwohl – man taucht ja in Emotionen ein – aber ich fange nicht an, zu Hause weiter zu manipulieren. Lächelt.
Gibt es etwas, wovor Sie Angst haben?
Spinnen. Ja, Spinnen mag ich nicht. Sobald die dann auch noch ein bisschen größer und behaart sind ….
Der Film spielt in der Modewelt – Wie stehen Sie zur Mode?
Das Thema ist mir nicht egal. Ich mag gern schöne Sachen. Immer so auf dem neuesten modischen Stand zu sein und zu wissen, was en vogue ist, das allerdings interessiert mich weniger. Ich mag schöne Dinge und gute Qualität. Auch wie es gemacht ist. Als Mann ist das auch ein bisschen einfacher. Schlicht und dunkelblau geht immer. Lacht.
Was mögen Sie persönlich an Psychothrillern?
Letztendlich ist das immer gute Unterhaltung. Was ich mag ist, wenn ein Thriller nicht nur versucht den Thrill zu erzählen, sondern durch die Kombination der Figuren das etwas komplexer wird. Man kann in diesem Genre „Thriller“ auch ganz viel am Rande mit erzählen, in den Mittelpunkt setzen, obwohl es um ganz andere Dinge geht.
Was denken Sie, gefällt dem Zuschauer am Genre Thriller?
Ich glaube, es kommt immer darauf an. Der klassische „who done it“ - da ist man dann befriedigt, wenn man weiß, wer der Mörder ist. Wenn Thriller gut gemacht sind, dann hallen die nach. Thriller spielen mit Ängsten, zeigen auf, zu was Menschen fähig sind. Und das sind ja immer Dinge, die uns nicht so gut gefallen. Doch ziehen sie uns an. Dieser Voyeurismus oder diese Faszination von dem was scheinbar nicht möglich ist oder nicht passieren sollte, aber doch passiert.
Glauben Sie, das Vertrauen in Menschen hat sich geändert?
Grundsätzlich? Ich weiß nicht. Ich glaube es ist die Frage, wo man hingeht. In größeren Städten ist es jetzt viel liberaler und offener als es wahrscheinlich jemals war.
Aber im Zuge des wieder aufkeimenden „Nationalgeblöckes“ und den Überfremdungsängsten
steht das in keinem Verhältnis zur Angst. Wir haben in Westeuropa noch nie in so einer sicheren Welt gelebt wie heute. Ich weiß, der Versuch die Notwendigkeit und Wichtigkeit den Menschen die Sorgen und die Ängste zu nehmen sind wichtiger als zuvor und das geht auch nicht nur mit zu Hause rumsitzen und motzen. Da ist das aktive Handeln von jedem Einzelnen gefragt. Es ist wichtig, dass man sich begegnet und im Dialog ist. Im Moment ein ganz wichtiges und sensibles Thema.
In einem weiteren Thriller „Ein verhängnisvoller Plan“ spielen Sie einen verheirateten Mann und
Familienvater, der über eine Affäre in Schwierigkeiten gerät. Was denken Sie, wie sollte man mit einer Affäre umgehen? Nach dem Motto „Was ich nicht weiß verletzt mich nicht“ oder „Ehrlich währt am längsten“.
Ich glaube das ist ein hochkomplexes Thema. Es ist grundsätzlich immer gut zu sprechen.
Ohne jetzt zu viel von der Geschichte zu erzählen würde es dem Protagonisten gar nicht in den
Sinn kommen sich hier mitzuteilen. So funktioniert dieser Mann nicht.
Aber wie man jetzt mit Seitensprüngen oder einer Affäre umgeht, das weiß ich nicht.
Ich glaube da gibt es mittlerweile einen ganzen Wirtschaftszweig, der sich darum kümmert.
Ansonsten ist es eben auch eine ganz persönliche Sache, was in der Beziehung ermittelt werden muss.
Um Emotionen zu unterstreichen sind Filme ja immer auch mit Musik unterlegt. Was für ein Genre Musik hören Sie gerne?
Sehr breit gefächert. Musik ist so reichhaltig und schön. Heute hat man da ganz andere Möglichkeiten als früher, gerade was die Musik angeht. Grundsätzlich mag ich alles, was Spaß bringt. Mit Volksmusik hab ich es nicht so. Lächelt. Und, auf meine Berliner Philharmoniker lass ich nichts kommen.
Haben Sie Berührungspunkte mit dem Tango Argentino?
Tango hab ich noch nie getanzt. Da hätte ich auch Respekt. Ich war aber schon mehrfach
in Buenos Aires und hab den Tänzerinnen und Tänzern zugeschaut.
Waren Sie jemals in einer Tanzschule?
Nein. Wir hatten Tanzunterricht dann aber auf der Schauspielschule. Für einige Filme musste ich dann auch tanzen. Aber mit Standardtänzen hab ich es nicht so.
Lieben Dank für das wirklich schöne Gespräch, Herr Sadler.
Ich hab mich sehr gefreut. Wünsch Ihnen alles Liebe.
Im Gespräch
Dieter Hallervorden
Alwara Höfels
Marion Graeber
Im Film heißen die beiden Hauptdarsteller Olaf Hintz und Trixi Kuntze. Gibt es hierzu eine Ableitung oder eine Verbindung zur deutschen Redewendung „Hintz und Kuntz – für Jedermann“?
Dieter Hallervorden: Das müssen Sie den Autor mal fragen, wär` ich nicht drauf gekommen.
Alwara Höfels: Macht Sinn und unsere Geschichte ist ja auch eine von vielen.
Der Film „Mein Freund, das Ekel“ enthält Konflikte zwischen den verschiedenen Generationen. Wie beschreiben Sie den Film?
Dieter Hallervorden: Es ist eigentlich kein Film über Generationskonflikte und Altersprobleme, sondern ein Film, der verpackt ist in eine unterhaltsame Story, wo sich die Figuren gegenseitig entwickeln müssen und die Chance bekommen zu zeigen, dass sie noch etwas lernen können. Auch bereit sind, umzudenken.
In der Wohnung von Olaf Hintz wohnen drei Generationen. Er selbst als pensionierter Lehrer und Trixi Kuntze mit ihren drei Kindern. Was halten Sie von Generationshäusern oder Quartiersarbeit?
Dieter Hallervorden: Es war ja früher eine Selbstverständlichkeit – früher haben Familienmitglieder aufeinander aufgepasst. Das ist heute absolut nicht mehr der Fall. Heute sind andere Modelle gefragt. Der Zusammenhalt über Familien alleine funktioniert nicht mehr. Generationskonflikte hat es immer gegeben. Die Frage ist nur, wie weit es in vielen Fällen zu totalem Unverständnis der älteren Generation gegenüber gekommen ist und wieviel Respekt dem Alter gegenüber verloren gegangen ist.
Herr Hallervorden Sie engagieren sich im Verein der deutschen Sprache. Wie hat sich Sprache verändert?
Dieter Hallervorden: Ich glaube, dass man versuchen muss, das Bewusstsein aufrecht zu erhalten, dass die Sprache ein kulturelles Gut ist. Genauso schützenswert wie Luft und Wasser. Man geht mit der Sprache sehr leichtfertig um und man übernimmt vor allen Dingen auch aus dem Englischen Worte ohne jede Notwendigkeit. Unsere Sprache ist mal von unseren Vor/Vorfahren entwickelt worden, das sollte uns Verpflichtung sein, sorgsam damit umzugehen.
Speziell im Film hat Trixi ungünstige Lebensumstände erfahren. Es gab familiäre Probleme. Sie ist vernachlässigt worden. Das eine führte zum anderen. Und doch ist es nichts, was man im nachhinein nicht noch angehen könnte. Es ist nichts wofür man sich schämen muss. Es ist nie zu spät.
Dieter Hallervorden: Der Film kann letztlich nur auf das Problem aufmerksam machen. Kinder sind das schwächste Glied in einer Gesellschaft und sie zu schützen ist wichtig.
Alwara Höfels: Im besten Falle ist unsere Gesellschaft sensibilisiert genug und schafft Möglichkeiten aus dem Teufelskreis auszubrechen und neue Perspektiven zu schaffen.
Herr Hallervorden, Sie müssen im Film ein Ekel spielen. Ist Charakter formbar oder einmal Ekel immer Ekel – was meinen Sie?
Dieter Hallervorden: Ich glaube es ist abhängig davon, was einem das Leben so zumutet und wie man gelernt hat, damit umzugehen. Mir kann keiner erzählen, dass über 40/50 Jahre alles Sonnenschein sein kann. Es gibt immer Phasen, die mal nicht so gut laufen, wo man nicht so gut mit Leuten umgehen kann. Mit sich selbst im Reinen sein ist wichtig. Man sollte auch immer beachten: Ein Griesgram verschenkt ja seine Lebenszeit.
Es gibt 7,5 Millionen Menschen, die Analphabeten sind. Wie sollte man ihnen begegnen?
Alwara Höfels: Ich denke, Analphabetismus ist immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Wir sind kein Entwicklungsland, wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft und es ist auf den ersten Blick nicht nachzuvollziehen, wie das überhaupt möglich ist. Analphabeten mangelt es nicht an Intelligenz. Es ist vielmehr ein unglückliches Zusammenspiel von individuellen Faktoren, in der Familie, Schule oder Gesellschaft. Diese Menschen haben enorme Fähigkeiten, die sie im Laufe der Zeit entwickeln müssen und besondere Überlebensstrategien. So können wir das Thema im Film bestenfalls anreißen und versuchen eine Lobby dafür zu bieten und etwas zu sensibilisieren. Es gibt Hilfsprogramme, es wird Werbung geschaltet – aber das alles ist viel zu wenig.
Wie war es eigentlich für Sie, Herr Hallervorden die Dreharbeiten im Rollstuhl zu absolvieren?
Dieter Hallervorden: Ehrlich gesagt, am Anfang hab ich gedacht „mal sehen, wie ich das meistere“. Zum Schluss hab ich gemerkt, dass mich der Rollstuhl gar nicht so sehr behindert hat. Schwierig war nur, dass ich den Rollstuhl so gut beherrschen musste um genau die Position zu erreichen, welche der Regisseur und der Kameramann vorher festgelegt haben. Der guten Bilder wegen.
Wie war es für Sie im Berliner Dialekt zu sprechen, Frau Höfels?
Alwara Höfels: Ich lebe seit meinem zehnten Lebensjahr in Berlin. Auch über meine Großeltern hab ich einen Bezug zu dieser Stadt. Das war kein Problem.
Bewegung ist wichtig. Tanzen ist gut für Körper und Geist. Kennen Sie den Tango Argentino oder hatten vielleicht sogar Berührungspunkte?
Dieter Hallervorden: Ich habe eine Zeit lang in Buenos Aires gelebt. Da hat mich Tangotanzen sehr interessiert. Wenn man das jedoch nicht weiterführt, dann geht es verloren. Im Moment interessieren mich andere Tanzformen mehr.
Alwara Höfels: Ich glaube, ich bin nicht die geborene Tänzerin. Wenn es um ein Rollenprofil geht, mach ich das und kann das oft besser, als ich das als Privatperson könnte. Ich bin doch mehr die, die mit einem schönen Kaltgetränk in der Hand an der Bar steht. Nichtsdestotrotz ist das eine schöne Form sich auszudrücken – den Geist und den Körper zu beflügeln.
Im Film hegt Trixis Sohn Murat eine Leidenschaft für die Musik. Welche Musik hören Sie gerne?
Dieter Hallervorden: Ich höre gerne klassische Musik. Am liebsten Mozart und Haydn. Auch Schostakowitsch. Bei Unterhaltungsmusik geht es quer Beet. Ob das Cat Stevens ist oder Adriano Celentano. Hauptsache es ist Musik, die mich in meiner fröhlichen Lebenseinstellung unterstützt.
Alwara Höfels: Jazz. Aber auch die 1970er Jahre finde ich interessant. Da gab es einen enormen Output. Ich finde, das ist echte Musik, die man heute leider gar nicht mehr so hört.
Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich hatten, Herr Hallervorden, Frau Höfels.
'Jazz und Klassik hör ich am liebsten'
Christoph Maria Herbst
'Ich hab mal einen Tangokurs belegt. Das war toll'
Annette Frier
Tanzen Sie gerne? Tanzen Sie Tango Argentino? Frau Frier, sie haben in „Müttermafia“ einmal Tango getanzt.
Annette Frier: Ja, ich hab mal einen Tangokurs belegt. Das war toll. Gott sei Dank nicht mit meinem Mann (lacht).
Sie haben als Anne Merz ihrem Mann Erik Merz einen Tanzkurs geschenkt
Annette Frier: Ja, privat würde ich mich das nie trauen. Ich würde keinen Tanzkurs verschenken, ich würde wahrscheinlich ähnliche Antworten bekommen, wie von Erik Merz.
Und wie es ist mit dem Tanzen bei Ihnen, Herr Herbst?
Christoph Maria Herbst: Damals, als ich noch zur Schule ging, da hat man ja Tanzkurse belegt. Mit Abschlussball. Das hab ich alles gemacht. Alles im Anfängerbereich. Anscheinend hab ich es so geil nicht gefunden. Es ist auch schon 35 Jahre her. Das war eine Erfahrung und ich muss sagen – die möchte ich missen (lacht) Nein, tanzen macht ja Spaß. Da hab ich damals in den Tango rein gerochen, genauso wie in alle anderen Tänze.
Welches Musikgenre hören Sie?
Christoph Maria Herbst: Jazz und Klassik hör ich am liebsten.
Also Astor Piazzolla?
Christoph Maria Herbst: Ja, genau. Zieht mich nur manchmal zu sehr runter. Ich finde ihn doch manchmal, möchte nicht sagen deprimierend, aber die Melancholie, die ja auch zum argentinischen Tango und zur Musik gehört – holt mich dann in meinem Leben nicht zwingend ab. Aber zwischendurch höre ich das sehr gerne. Piazzolla war auch so unfassbar virtuos.
Annette Frier: Schwierige Frage, ich höre viel. Ich habe mal vor fünf Jahren eine Top Five von den besten Platten für mich aufgelistet. Diese würde jetzt schon wieder ganz anders aussehen. Ich bin ein großer Freund davon, dass man heutzutage die Möglichkeit hat, sich in einen Raum zu setzen und theoretisch alles an Musik abrufen, was die Welt so hergibt.
Bei mir finden Sie gerade David Bowie auf meiner Joggingliste. Habe eine ganz persönliche Reunion mit David Bowie. Aber darüber hinaus wohne ich ja auch mit zwei Kindern zusammen, wir sind zu Viert. Ich höre also auch Bibi und Tina. Ich kenne mich gut aus im aktuellen Radio-Allerlei.
In der Comedyserie „Merz gegen Merz“, steht die Beziehung von Anne Merz und Erik Merz im Fokus. Was denken Sie persönlich, ziehen sich Gegensätze an oder ist ein Leben im Einklang von Vorteil?
Christoph Maria Herbst: Gegensätze ziehen sich an finde ich prima. Yin und Yang – dadurch ist man komplett. Das finde ich spannender. Dort wo der eine ein Defizit hat, der andere vielleicht einen Überhang – vielleicht ergibt das die hundert Prozent, die es braucht. Aber da findet hoffentlich jeder seinen Weg.
Aber oftmals laufen Leben auseinander. In verschiedene Richtungen
Christoph Maria Herbst: Man kann in einer Beziehung auch mal auseinander gehen. Hauptsache, man trifft sich immer wieder. Wichtig ist die gemeinsame Vision.
Also Freiräume und Toleranz?
Christoph Maria Herbst: Ja, genau das.
Menschen gehen heutzutage sehr viel schneller auseinander als früher ….
Annette Frier: Das sagen die Zahlen. Das ist Fakt. Doch was ist das Geheimnis für eine gute Beziehung? Bei Anne und Erik Merz ist die Frage: Ist das vielleicht trotzdem gute Beziehung? Offensichtlich sind die Dinge, die man in der Serie sieht, das, was die beiden brauchen. Dieses aneinander reiben, um sich abzustoßen, um sich wieder anzuziehen. Da braucht jeder was anderes. Ich glaube nicht, dass es da so eine allgemeine Gültigkeit gibt. Für mich persönlich sind es eigentlich zwei Bereiche. Ich glaube, man muss wirklich gut befreundet sein und man muss sich grundsätzlich gut riechen können. Wenn man unterm Strich gerne Zeit mit seinem Partner verbringt, sich also wohl fühlt im eigenen Leben - gut! Falls das nicht so ist, wäre das für mich der Indikator, dass es vorbei ist.
Christoph Maria Herbst: Das stimmt. Es hat ja jeder so seine Marotten, seine Eigenarten. Wahre Liebe ist es glaube ich dann, wenn man beim Partner die Marotten aushalten kann, die man bei anderen Menschen, obwohl es die selben Marotten sind, nicht ertragen kann. Das glaube ich, ist das Zünglein an der Waage ob es Liebe ist oder nicht. Ich liebe dich sogar mit .........
Annette Frier: trotz
Christoph Maria Herbst: wegen
Annette Frier: für
In einer Beziehung sollte man sich immer wieder mal updaten
Annette Frier: In jedem kleinen Job gibt es ein Montagsgespräch. Wo stehen wir? Was haben wir diese Woche für Themen? Zuhause musst du dich da selber drum kümmern. Aber das macht man fast nicht.
Soll die Serie „Merz gegen Merz“ motivieren, aufrütteln. Soll gelacht, nachgedacht werden….
Christoph Maria Herbst: So ist es. Das blättern wir in acht Folgen á 22 Minuten auf und ich glaube da ist für jeden was dabei. Jeder kann sich finden in einer Situation, in der er sich befindet, die er schon mal hatte, oder in die er vielleicht noch hineinkommen wird. Und wir erzählen ja auch letztlich die Leben von drei Generationen. Mit einem genauso wichtigen Brennglas das Leben unseres Sohnes, der unter unseren Streitigkeiten leidet. Seinerseits auch seine erste Freundin kennenlernt. Und wir tauchen so ein bisschen in die Vita unserer Eltern ein. Erzählen also auch die Großeltern Ebene. Die Eltern von Anne sind beispielsweise großbürgerlich. Meine Eltern sind halt eher so die „Otto Normalverbraucher“. Liebevolle Eltern, die den Euro zweimal herum drehen müssen, bevor sie ihn überhaupt haben. Das ist so das Leben , das Erik kennengelernt hat. Jetzt aber wächst er in eine Firma rein, hat sich hoch gearbeitet. Und sagt, in der ersten Folge, er hätte am liebsten auch andere Eltern gehabt und deshalb entsteht da auch so eine merkwürdige Freundschaft und Nähe zu seinem Schwiegervater. Das ist dann wiederum für Anne wieder schwierig. Das hat alles auch mit Eifersucht zu tun – wie viel Liebe gibt man, wie viel bekommt man zurück. Das sind alles ganz menschliche Themen, die nicht nur heute interessant sind sondern immer dort, wo man mehr als zwei Menschen in einem Raum hat. Das macht „Merz gegen Merz“ zu einer spannenden, immer aktuellen Geschichte. Und dadurch, dass es auch noch von Ralf Husmann geschrieben wurde ist es auch noch „kacken lustig“.
Annette Frier: Schreiend komisch sagt man.
Christoph Maria Herbst: Auf lateinisch kackend lustig
Richtet sich die Serie an eine bestimmte Zielgruppe?
Annette Frier: Am liebsten mach ich ja Sachen, die ich selber schaue. Wir sind auch in dem Alter. Mitten im Leben. Mitten in der Beziehung. Vor zehn Jahren hätte ich das nicht so spielen wollen und können. Da hätte mich das Thema nicht so interessiert. Du kannst ja überhaupt erst, über eine langjährige Beziehung erzählen, wenn du drin bist. Als Mensch. Als Schauspieler geht das natürlich immer.
Christoph Maria Herbst: Ich glaube „Merz gegen Merz“, ist für alle zwischen 16 und 66. Beim Spielemagazin steht immer 0 bis 99 – das finde ich übertrieben. Ich lass mich aber noch auf eine 14 runter handeln. 14 bis 74. Lacht.
Denken Sie, viele Menschen sind zu bequem den langwierigen, belastenden Weg einer Trennung zu gehen?
Annette Frier: Ja, ich zum Beispiel. Kleiner Scherz. Lacht.
Christoph Maria Herbst: Ja, Leute die sich beispielsweise so einrichten und die dann auch so feststellen in einem Alter – Wen soll ich denn noch bekommen? Da ist mir der Spatz in der Hand näher als die Taube auf dem Dach. Das ist natürlich ganz grauenhaft. Genauso grauenhaft wie bei Anne und Erik Merz, die sagen – ja gut, solange der Sohn zuhause ist, sollten wir für ihn da sein. Die ganze Frage bei einer Trennung, wer zieht wohin, wo lebt dann das gemeinsame Kind.... Das ist schlimm. Vor allem eben auch für die Kinder. Jetzt arbeitet das Paar Anne und Erik auch noch in der gleichen Firma. Anne's Vater ist auch noch mein Chef. Der Schwiegervater ist dement. Ich bin kurz davor ihr Chef zu werden. Alles ist verwoben. Es wird dem Zuschauer deshalb schon eine Freude sein, zu sehen, ob sich der gordische Knoten von der Therapeutin zertrümmern lässt. Wird spannend – Gucken!
Vielen Dank für das schöne Gespräch
Es war mir ein Vergnügen
'Der Tango, der steht noch auf meiner Liste'
Chiara Schoras
Pubertät ist, wenn man trotzdem lacht. Die Pubertät - irgendwann trifft sie jeden. Wenn man mittendrin steckt in diesem hormonellen Chaos, erscheint einem die ganze Welt verrückt. Die eigenen bis dahin heiß geliebten Eltern mutieren zu peinlichen Wesen. Tja, und Eltern erscheinen die eigenen Kinder plötzlich als Monster.
Sechs Folgen "Das Pubertier - Die Serie", ab Donnerstag, 7. September, 20.15 Uhr
Im Gespräch mit Chiara Schoras
Im August 2017
Marion Graeber
Bald gibt es sechs Folgen „Das Pubertier“ im ZDF zu sehen. Wann hat dieses Projekt für Sie begonnen?
Wir haben im März dieses Jahres angefangen zu drehen.
Wie lange hat es gedauert bis alles abgedreht war?
Wir haben bis Ende Mai gedreht.
Die Serie spielt in Berlin?
Genau.
Also quasi vor Ihrer Haustüre ...
Ja, yippie yeah. Lacht. Ich bin vor 14 Jahren nach Berlin gezogen, weil ich damals ausschließlich jedes Projekt in der Hauptstadt gemacht habe. Als ich dann hier war, habe ich keinen einzigen Film mehr in Berlin gedreht. Erst im vergangenen Jahr ging es dann wieder los. Ein sehr schönes ZDFneo-Projekt.
Ist ein Filmdreh in der Stadt in der man wohnt einfacher in den Alltag zu integrieren? Natürlich, man dreht und kommt abends nach Hause. Auf diese Weise kann ein normaler Alltag stattfinden.
Sie haben eine 16jährige Tochter. Wie ist das mit der Pubertät bei Ihnen zuhause?
Wir sind aus dem Gröbsten raus. Lacht. Allerdings sind wir wirklich sehr entspannt durch diese Zeit der Pubertät gegangen. Wir haben viel miteinander kommuniziert, was sehr hilfreich war. Auch in unserer Serie gehen die Eltern relativ entspannt mit dem Thema um. Jan Maybacher, von Pasquale Aleardi gespielt, versucht alles gut und richtig zu machen. Er erkennt, dass seine Tochter zu einer Frau heranwächst. Er hat Angst, seinen Status zu verlieren. Bei Problemen nicht mehr gefragt zu sein. In der Pubertät spielen die Hormone eben verrückt. Wir stellen fest, dass unsere Eltern doch nicht so perfekt sind. Nicht alles wissen. Das Bild unserer Eltern bröckelt. Es stellen sich Fragen, wie: 'Wer bin ich', 'wer sind wir'. Die Identitätskrise ist in vollem Gange. Ich finde in unserer Serie wird das sehr schön dargestellt, diese Angst, diese Schwierigkeiten zuzulassen. Carla Maybacher, von mir gespielt, geht ganz geschmeidig damit um. Sie kann sich auch gut in ihre Tochter hineinversetzen, weil sie ja selber eine Frau ist. Ich finde es schön, dass wir eine Familie darstellen, die nicht immer sofort auf Konfrontation geht. Jan und Carla zeigen, dass man mit den Schwierigkeiten in der Pubertät auch anders umgehen kann. Humorvoll. Bejahend. Es ist ja bekannt, wenn wir draufdrücken, unsere Kinder unter Druck setzen, suchen sie das Weite. Unsere Aufgabe als Eltern ist es doch, das auszuhalten. Wir dürfen nicht vergessen, dass uns unsere Kinder brauchen. Die Pubertiere befinden sich ja in einer schwierigen Phase.
Andere Kulturen, Menschen lassen uns oft unser eigenes Leben von einem anderen Standpunkt aus betrachten. Reisen öffnet uns die Welt. Reisen Sie gerne?
Ja, absolut. Wir sind ja nicht nur ein deutscher Haushalt, sondern auch ein italienischer. Ich bin selbst in zwei Kulturen aufgewachsen. Meine Mutter ist Italienerin. Wir haben viel Zeit in Italien verbracht. Das ist meine Geschichte – und meine Tochter mittendrin. Ich finde es tatsächlich auch wichtig, mit Kindern zu reisen. Ihnen andere Kulturen zu zeigen. Ihnen zu erklären, dass die Dinge in anderen Ländern und Kulturen anders funktionieren. Man hilft ihnen damit. Man bringt sie auch ein bisschen weg von ihren eigenen Problemen. Wenn wir unterwegs sind, weitet sich unser Blick. Das verschafft uns einen Abstand zu unseren eigenen Problemen.
Sie tanzen und machen Musik. Welche Rolle spielte die Musik in Ihrer Pubertät?
Eine sehr wichtige. Ich komme aus einem sehr musikalischen Haushalt. Meine Mutter hat schon mit fünf Jahren angefangen zu singen. Meine Cousinen und Cousins sind Songwriter. Musik war schon immer ein großer Bestandteil meines Lebens. Mit zwölf Jahren hab ich meine erste Jazzplatte geschenkt bekommen. Billie Holiday. Das war wow. Was total Neues. Meine Mutter hat mir diese Liebe zur Musik mitgegeben. Gerade in der Pubertät ist man so emotional. Da habe ich mich in der Musik von Billie Holiday gefunden.
Wie haben Sie Ihre Drehpausen verbracht?
In unseren Drehpausen haben wir tatsächlich gesungen. Pasquale ist ja auch Musiker. Musik ist grundsätzlich Medizin.
Mein Magazin heißt StuttgartTango. Haben Sie Berührungspunkte mit dem Tango Argentino? Leider nicht. Der Tango, der steht noch auf meiner Liste. Lächelt. Tango ist so ein sinnlicher Tanz. Emotional. Schön. Dieses gemeinsame schwingen. Aufeinander aufpassen. Sich gemeinsam auffangen. Sich der Musik hingeben. Einer der schönsten Tänze, die es gibt. Auch die Musik berührt mich irrsinnig.
Haben Sie ein Lebensmotto? Ich glaube es gibt etwas, was mich immer begleitet hat und das ist die Neugier. Neugierig zu sein, so offen wie möglich in Situationen zu gehen, das ist immer noch etwas was mich leitet und berührt.
Vielen Dank für das schöne Gespräch Frau Schoras. Alles Liebe.
'Ich habe mit Senta Berger Tango getanzt'
Günther Maria Halmer
Im Gespräch mit Günther Maria Halmer
Im Mai 2017
Marion Graeber
Wie lange schreibt man so an seiner Autobiografie?
An der Autobiografie zu schreiben, das hat zwei Jahre gedauert.
Ist es schwierig sich mit dem eigenen Leben auseinander zu setzen?
Man wacht tatsächlich des Öfteren nachts auf. Ist in Gedanken. Es muss einem ja Stück für Stück etwas einfallen. Dann denkt man darüber nach, was stimmt, was hat man eventuell vergessen, oder auch was hat man verdrängt. All das muss man dann sofort aufschreiben. Auch nachts. Lacht.
Man nennt Sie einen Widerborstigen – Hat man als Widerborstiger mehr vom Leben?
Ich glaube nicht. Ich glaube, dass man auf diese Weise viel Energie verliert. Wenn man geschmeidiger ist, das gleiche Ziel verfolgt, ich glaube das ist besser. Lächelt.
Doch Sie sagen, es sind die Verrücktheiten, die einen weiter bringen?
Ja, Verrücktheiten in Anführungsstrichen. Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen. Ich hatte große, wichtige Gedanken, aber für die Kleinbürger waren diese Gedanken verrückt.
Auch Musik ist immer wieder Thema in Ihrem Buch. Elvis Presley beispielsweise. Was hören Sie heute?
Ich schalte gern das Radio ein. Höre Bayern1 oder Bayern3. Auch SWR1 oder SWR3. Ich geh aber auch gern in die Oper.
Haben Sie schon einmal Tango getanzt?
Ja. Doch. Schon ein paar Mal. Einmal sogar mit Senta Berger. Aber das ist schwer. Als Mann, diese Haltung, die man finden muss. Tango, das ist richtige Gestaltung
Gerade noch bei Markus Lanz in seiner gleichnamigen Sendung, ist Günther Maria Halmer nun auf großer Lesereise. Mit seiner Autobiografie "Fliegen kann jeder" gibt der Schauspieler Einblicke in sein Leben.
Mit Günther Maria Halmer ist ein deutscher Schauspieler auf Tour, der als Widerborstiger gehandelt wird. Ein Mann mit Ecken und Kanten. Einer, der es von Anfang an nicht leicht hatte. Als einziges Kind einer weichen und gütigen Mutter und eines strenggläubigen, konservativen Vaters wuchs er im bayerischen Rosenheim auf. Gemeinsam mit den Eltern der Mutter, seinen Großeltern, teilten sie sich eine Altbauwohnung. Halmers junges Leben war geprägt von den vorgegebenen Wegen und Zielen seines Vaters. „Spaß am Leben zu haben war nicht vorgesehen, und alles, was sich danach anhörte, oder einfach nur „sinnlos“ schön war, wie Musik, Tanz oder Kunst jenseits des Glaubens, war von vornherein suspekt. Leben muss wehtun, sonst ist es nicht richtig, und gegessen wird, was auf den Tisch kommt“, liest er eine Passage aus seiner Biografie. So waren die Erwartungen an den einzigen Sohn hohe. Wie die meisten Männer seiner Generation hatte der Vater sehr klare Vorstellungen davon, was ein ehrbares, achtenswertes Leben war. Ein promovierter Akademiker – das war für den Vater der Gipfel eines erfolgreichen Lebens. Eines Lebens, das er für seinen Sohn vorgesehen hatte. Doch es kam anders. Gebannt lauscht das Publikum den Ausführungen Halmers. Der Schauspieler liest mit starker Stimme. Er ist laut und über seinen starken Charakter sehr präsent. Sein etwas zerzaustes, graues Haar, passt zu seinem Sinn. Zu seinem Wesen. Zu seiner Einstellung zum Leben. Halmer ist ein Reisender. Im wahren und übertragenen Sinne. Anfängliche Berührungsängste seitens des Publikums wischt er schnell weg. Er ist nahbar. In der Kommunikation mit seinen Zuhörern. Nichts ist rein vorgetragen, vielmehr erzählt. Vieles, das eigentlich nachdenklich stimmend ist, trägt Halmer mit einer gewissen Leichtigkeit vor. Lässt seine Zuhörer schmunzeln, lächeln, ja lachen. Und sie danken es ihm. Halmer berichtet aus seiner Schulzeit. Vom Scheitern und wieder Aufstehen. Von der Suche nach dem richtigen Beruf, für einen Typen wie ihn, wie er selbst erklärt. Vom Vorstellungsgespräch in einer Bank, von seiner Zeit bei der Bundeswehr, einer prägenden Reise nach Kanada und von der Aufnahmeprüfung bei der berühmten Falckenberg Schauspielschule in München. Ohne Arroganz erläutert er seinen Beruf. Gibt Einblicke in die Welt des Schauspiels und des Schauspielers an sich. Nur am Rande erwähnt er den „Tscharlie“ aus Helmut Dietls „Münchner Geschichten“, die Günther Maria Halmer Kultstatus einbrachten, um nur eine von vielen Produktionen zu nennen. Zwei Jahre schrieb Halmer an seiner Autobiografie. Auf die Frage, wie es sich anfühlt, sich mit seinem eigenen Leben auseinander zu setzen meint er, oft sei er des nachts aufgewacht. In Gedanken versunken hat er Verdrängtem Raum gegeben und bislang Vergessenes schnell notiert. Entstanden ist ein Buch, welches den Leser in das Leben des Günther Maria Halmer eintauchen lässt. Offen und in vielen Bereichen ins Detail beschrieben. Vielleicht sollte jeder ab und an seine ganz eigene Biografie schreiben. Für sich. Sehen wo man steht. Beobachten, was man will. Herausfinden, welcher Weg als nächstes einzuschlagen ist. Oder einfach um zu sehen, wer man eigentlich ist. Und wer ist nun Günther Maria Halmer? Nun, er beschreibt sich wie folgt: „Wenn ich versuchen soll, mein Wesen zu beschreiben, dann kommt mir ein Tannenbaum in den Sinn. Dicht und dunkelgrün, mit einem festen, etwas rauen Stamm. Immer ein bisschen zu ernst, auch wenn ein paar bunte Kugeln daran hängen. Mit Nadeln, die stechen. Kein Linde, unter deren Schatten man süße Träume träumt. Einen Tannenbaum kann man nur sehr schwer umarmen. Er bleibt allein, und wenn er sich doch mehr Nähe wünscht, wird er notwendigerweise enttäuscht werden. Oder enttäuschen. Ein Tannenbaum hat nicht nur Nadeln, er hat auch Wurzeln. Und dort muss ich ansetzen“. Und so sind es also diese Wurzeln, die er ausgräbt, um Antworten zu finden. Antworten auf sich und sein Leben. Schön, dass er diese mit seinem Publikum und seinen Lesern teilt.
Lieben Dank für das Gespräch Herr Halmer
'Musik, an die man lange nicht mehr gedacht hat, die erwischt einen dann voll und ganz.
Das ist dann gar nicht Kopf, das ist Bauch'
Der Sommer 1986 beginnt für die Erfurter Schwestern Catrin und Maja Streesemann verheißungsvoll: Endlich halten sie die Reiseerlaubnis für ihren ersten Urlaub am Balaton in den Händen. Bepackt mit zwei Rucksäcken, Proviant von Mutter Kirsten und den guten Ratschlägen ihres Vaters Karl machen sich die beiden jungen DDR-Bürgerinnen per Auto-Stopp auf in den Süden. Die Verheißung auf grenzenlose Freiheit fernab der DDR und die Aussicht auf das ein oder andere romantische Abenteuer beflügeln ihre Fantasie. Am Balaton angekommen, lassen sie den Blick über die weite Wasserfläche schweifen, auf der Sportboote mit West-Touristen kreuzen, und sind sich sicher: Das wird der schönste Urlaub ihres Lebens.
Doch die beiden ahnen nicht, dass sie schon bald unter Beobachtung der Stasi stehen. Denn um Fluchtversuche von DDR-Bürgern zu unterbinden, betreibt die so genannte "Balaton-Brigade" im Ferienparadies Ausspähung in Badehosen. Während Catrin auf dem Campingplatz rasch neue Freunde findet – und mit dem sympathischen Rudi aus Mühlhausen auch einen Mann, der sich ganz offenbar näher für sie interessiert – ist die jüngere Maja magisch angezogen vom Glanz des schicken Luxushotels "Balaton-Residenz", in dem ausschließlich Westtouristen wohnen. Ab 80 D-Mark für eine Übernachtung – unvorstellbar für die jungen Frauen.
Doch das Schicksal hilft und verschafft ihnen nicht nur Eintritt in die "Balaton-Residenz", sondern auch die Bekanntschaft des ungarischen Hotelchefs Tamás. Catrin verliebt sich gleich in den charmanten Ungarn, aber Maja ist es, die ihm bei der ersten Gelegenheit einen Kuss abnötigt. Ein erster Schatten auf dem innigen Verhältnis der beiden Schwestern. Unterdessen rollt aber längst weiteres Unheil an: Mutter Kirsten hat nach einem omi¬nösen Anruf aus Ungarn allen Anlass zur Sorge, dass die Reise ihrer Töchter die komplette Familie ins Verderben stürzen könnte. Unter einem Vorwand bringt sie ihren Mann Karl dazu, den Trabi anzulassen, um Maja und Catrin hinterherzufahren.
Kirsten sorgt sich weniger um den verderblichen Einfluss des Westens auf ihre Töchter, als um ein altes Geheimnis, das an den sonnigen Ufern des Plattensees an die Oberfläche zu gelangen scheint. Denn was außer Kirsten keiner weiß: Karl ist nicht der leibliche Vater von Catrin. Und Kirstens alte Liebe Erik, der vor Jahrzehnten aus der DDR geflohen ist, macht selbst Urlaub auf dem Campingplatz, um endlich seine Tochter zu sehen......
Interview mit Dominic Raacke
von Marion Graeber
21. März 2017
Dominic Raacke:
Sie sprechen Schwäbisch, das erinnert mich an meine Kindheit.
Wo haben Sie Ihre Kindheit verbracht?
In Ulm. Ulm ist toll, eine kleine Stadt, aber durchaus selbstbewusst. Ich mag die Ulmer, die haben eine gute Mentalität.
Meine Ex-Frau ist auch aus Ulm. Ich selbst habe meine Kindheit dort verbracht. Bin da eingeschult worden. Meine Schwester ist in Ulm geboren.
Ich war allerdings ein bisschen ein Außenseiter. Wir haben oben am Kuhberg gewohnt. Dort war der Campus der Hochschule für Gestaltung. Mein Vater war Dozent. Das war so eine eigene Welt und hatte mit Ulm nicht viel zu tun. Es war ein bisschen wie in einer Raumstation, sehr internationl, die Dozenten, aber auch einige Studenten kam aus aller Welt. Da wurde man von den richtigen Ulmer schon mal schief angeschaut.
Wie alt waren Sie zu dieser Zeit?
Von 5 bis 8 ... ich wurde in Ulm eingeschult. Geboren bin ich in Hanau. Da mein Vater Dozent und später Professor war, waren wir immer ein bisschen auf Wanderschaft.
Sie stehen Veränderungen also offen gegenüber?
Man hat nicht so die Verbundenheit zu nur einer Stadt. Ich bin mehr entwurzelt. Das hat für das Leben aber auch Vorteile. Ich finde das sogar entscheidend. Für einen Schauspieler sowieso. Es ist wichtig offen für Neues zu sein.
Der Film 'Honigfrauen' spielt im Jahr 1986 in der ehemaligen DDR. Hatten Sie damals Berührungspunkte mit Ostdeutschland. Familie, oder Freunde dort?
Nein. Die DDR war für mich wie der Pluto, weit weit weg. Das war hinter dem Eisernen Vorhang. Mir ist auch eigentlich erst später aufgefallen, dass wir dem Osten gegenüber ganz schön ignorant waren. Diese Ignoranz hing allerdings auch mit der Politik und den Medien zusammen. Man nannte die Ostdeutschen ja „Brüder und Schwestern“, dabei waren uns die Franzosen und Italiener gefühlt viel näher.
Ich finde es schade, dass das so war. Ich bin froh, dass die Mauer gefallen ist und man sich begegnen konnte.
Wenn Sie auch keine Kontakte nach Ostdeutschland hatten, sind Sie vielleicht das eine oder andere Mal die Transitstrecke nach Berlin gefahren?
Die Transitstrecke bin ich ein paar Mal gefahren, ja. In der DDR selbst war ich nie. Auf der Transitstrecke unterwegs zu sein fand ich eher unangenehm.
In der Zeit, als ich meinen ersten Film in Berlin gedreht habe, bin ich immer am Tiergarten joggen gegangen. In der Mitte meiner Tour hab ich eine Pause am Brandenburger Tor gemacht. Bin auf die Aussichtsplattform hoch, um über die Mauer zu schauen. Wo heute das Leben tobt war damals der Todesstreifen. Man blickte auf die Grenzsoldaten mit ihren Ferngläsern und den Hunden. Das war ein hartes Regime.
Welchen Effekt hat der Film auf ein jüngeres Publikum. Geboren ab 1990. Was denken Sie?
Erst mal ist es spannend, sich selber in dieser Zeit zu sehen. Ich hab ja quasi meine Eltern gespielt. Das liefert einem einen ganz anderen Blick auf die Welt.
So ist es sicher auch für die jüngeren Zuschauer interessant sich die Frage zu stellen: 'Was für eine Welt war das in der meine Eltern jung waren?'
Der Film dreht sich um die beiden Schwestern Catrin (Cornelia Gröschel) und Maja (Sonja Gerhardt). Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein können. Die ihr Leben beginnen, die Liebschaften haben und auch Konkurrenz. Das in Verbindung mit der Historie - ein interessanter Stoff.
Die Geschichte, wie sich Ost und West in Badehose am Plattensee getroffen hat. Was haben sie geliebt, gelebt, gekämpft, gelitten, gehofft und gefeiert. Und drei Jahre später war die Mauer weg, wie auch die ganze Dramatik, um die Liebe und den Schmerz. Keiner hat ja mehr daran geglaubt, dass sich diese Grenze wieder öffnen würde.
Das ist doch irgendwie auch ein Lehrstück für uns, wie die Historie ganz eigene Wege geht.
Sie spielen im Film den Erik Waller. Erik ist der Vater der 25jährigen Catrin. Sie weiß das allerdings nicht. Wie definieren Sie Ihre Rolle?
Ich hab ein bisschen gebraucht, um mich ihr anzunähern. Ich wäre sofort auf meine Tochter zugegangen und hätte direkt gesagt: Ich bin dein Vater!
Aber das Drehbuch hat das nicht erlaubt und deshalb musste ich mich eben dem Charakter von Erik erst nähern. Er ist eine ambivalente Figur, weil man nicht weiß, ob er gut oder böse ist. Aber genau das ist ja auch spannend.
Erik ist sehr egoistisch, weil er damals seine Freundin mit dem Kind sitzen gelassen hat, um in den Westen zu gehen. Und auch jetzt, wo die Ex Freundin sagt, er solle weg bleiben, sie in Ruhe lassen, kommt er trotzdem an den Plattensee, um seine Tochter endlich einmal zu sehen. Ich kann das verstehen. Er hat Bedürfnisse und bereut sein Verhalten. Er bringt eine ganze Familiengeschichte ins Wanken und setzt damit eine Lawine in Gang. Ich finde es gut, dass er das tut. Manchmal muss man auch etwas lostreten.
In einer Passage des Films sagen Sie den Satz: Es gibt Lügen, die uns beschützen können. Was halten Sie persönlich von dieser Aussage?
Ich würde versuchen immer die Wahrheit zu sagen. Mir fällt keine Situation ein, wo mich eine Lüge wirklich schützt. Lügen fangen irgendwann an zu stinken. Es ist schwierig langfristig mit einer Lüge zu leben.
Der Film ist mit Musik aus den 1980ern unterlegt. Welche Musik hören Sie gerne?
Ich habe mich ertappt, wie ich zur Musik mit gewippt habe. Man kann sich einfach nicht entziehen, 80ies halt, meine jungen Jahre. Ich glaube, dass auch die Jungen was damit anfangen können.
Zu hören waren beispielsweise Cyndi Lauper und George Michael ...
Ja, genau, „Time after Time“. Lächelt.
Musik, an die ich lange nicht mehr gedacht habe. Die erwischt einen dann voll und ganz. Das kribbelt im Bauch, herrlich.
Haben Sie mal etwas im Bereich des argentinischen Tangos gemacht?
Ich hab mal ein Hörbuch gemacht, wo es um den Tango Argentino ging. Das war jedoch bisher mein einziger Kontakt. In Berlin, da tanzen sie bei mir um die Ecke im Sommer immer unter freiem Himmel. Ich weiß nicht, ob ich der ideale Tango Tanzpartner wäre. Lacht.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Nein, ein Lebensmotto hab ich nicht. Don’t worry, be happy! Ich bin Optimist und glaube an das Gute im Menschen.
Lieben Dank für das schöne Gespräch, Herr Raacke. Alles Liebe.
'Ich brauche die Musik, um für mich den Reset Button zu finden'
Jochen Horst absolvierte 1986 in Graz die staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst mit Auszeichnung (Summa cum laude) im Studienbereich Schauspiel und wechselte anschließend nach London, um am Lee-Strasberg-Institut unter Anna Strasberg zwei weitere Jahre sein Studium zu vertiefen.
Horst wurde 1986 mit dem O.E. Hasse-Preis als Bester Newcomer des Jahres ausgezeichnet und einem breiten Publikum in der Rolle des Sascha in der Fernsehserie 'Das Erbe der Guldenburgs' bekannt. 1996 erhielt er für seine Rolle in 'Balko' den Adolf-Grimme-Preis.
Er wirkte in internationalen Produktionen, wie beispielsweise 1990 in 'Die Entführung der Achille Lauro' mit Burt Lancaster und 1993 'Der Zementgarten' mit. Zusätzlich arbeitet er am Theater. Jochen Horst hat mit Anouschka Renzi eine Tochter namens Chiara. Heute ist er mit Tina Ciamperla verheiratet. Mit ihr hat er einen Sohn, Chazz.
Interview mit Jochen Horst
von Marion Graeber
11. November 2016
Sie leben zwischen Palma de Mallorca und Berlin. Wie fühlt sich das an?
Ich wohne mit meiner Familie in Palma, bin aber hauptsächlich in Deutschland unterwegs. Ich arbeite die meiste Zeit.
Ihre Familie begleitet Sie nicht?
Meine Frau und mein Sohn sind zuhause. Mein 13jähriger Sohn geht zur Schule und braucht einen Fixpunkt. Diesen hat er in Mallorca. Es ist wichtig, dass er ein zuhause hat, auf das er sich verlassen kann.
Wie oft können Sie zu Ihrer Familie reisen?
Wir sind im 21. Jahrhundert. Die meisten Väter in der Klasse meines Sohnes sind Kapitäne, fahren zur See oder sind irgendwie anders unterwegs. Kaum ein Vater arbeitet von 9 bis 17 Uhr. Wenn Sie sich umschauen – das ist in den meisten Familien so.
Familienstrukturen haben sich geändert?
Ja, es hat sich viel in den Familienstrukturen geändert. Mich wundert das, wenn Menschen mich fragen: „Dann siehst du deine Familie vier Wochen nicht?“ … Ich denk mir: „Auf welchem Planeten wohnt ihr denn?“
Hat das auch mit dem Beruf des Schauspielers zu tun?
Ich bin seit 35 Jahren in meinem Beruf. Also in unserem Beruf war das immer schon so. In anderen Bereichen war das damals noch ein Novum. Das hat sich heute geändert. Es sieht doch in den meisten Familien heute so aus.
Fixpunkt in den Familien ist also die Frau und Mutter?
Das Verhältnis zwischen meiner Frau und meinem Sohn ist viel enger. Das ist klar. Ich bin da nicht eifersüchtig drauf. Ich bin froh, dass er ein gutes Verhältnis zur Familie hat. Ich bin eben nicht der ständig anwesende Vater. Das geht leider nicht. Ich nutze die Zeit zuhause dafür umso intensiver.
Sie hatten nun über einen längeren Zeitraum in Köln ein Engagement. Wo wohnen Sie da?
Es gibt Theaterwohnungen.
Was ist für Sie der Unterschied zwischen der schauspielerischen Arbeit auf der Bühne und beim Dreh am Set?
Was mir mehr Spaß macht, das ist immer das Theater. Da komm ich her. Ich bin im Theater groß geworden. Gleich mit 18 Jahren wurde ich am Staatstheater Hannover vom Fleck weg engagiert. Damals spielte ich mit Maria Schrader. Bin dann erst nach diesem Engagement zur Schauspielschule gegangen, um den Beruf richtig zu erlernen.
Sie sagen also, Sie kommen vom Theater?
Ja. Das macht mir am meisten Spaß. Wenn ich abends von der Bühne nach Hause komme, dann bin ich gut gelaunt und voller Energie. Nach einem Dreh bin ich müde. Übers Drehen geb ich sehr viel ab. Es ist wahnsinnig anstrengend. Das darf man natürlich nicht sehen. Ich versuche das dann so leicht wie möglich zu machen – das zieht Energie.
Lieben Sie auch die direkte Interaktion mit dem Publikum?
Ich gehör nicht zu den Schauspielern, die jeden Abend das Gleiche machen. Für viele Kollegen ist das schwierig. Lacht. Die beschweren sich auch ab und zu. Aber ich brauch das, um mich wach zu machen. Ich denk mir immer neue Sachen aus. Bei 160 Vorstellungen musst du dir auch immer kleine Aufgaben stellen. Auch das Publikum hat das Recht darauf, dass sich immer ein bisschen was verändert.
Sie improvisieren also?
Viele sagen, dass es improvisiert ist. Meine Kollegen beschweren sich, wie gesagt, oft. Ich liege in meinen Improvisationen auch manchmal falsch. Gehe in die falsche Richtung. Aber das ist der Reiz des Theaterspielens. Und es ist der Reiz für die Theaterschauspieler. Es ist eine Reise.
Und die Kollegen machen diese Reise mit ...
Ja, die Kollegen machen die Reise mit. Jeden Abend. Lächelt.
Gab es Alternativen zur Schauspielerei?
Eigentlich nicht. Ich wollte mal Fernfahrer werden. Das find ich immer noch interessant. Auch Pfarrer - eine Zeit lang. Und Zirkusclown. Zirkusclown – das hat sich lange gehalten. Die Schauspielerei hat ja auch mit Clownerie zu tun. Lacht
Sie lieben also auch die komische Seite des Berufs?
Richtig gute Clown-Acts, das gibt es heute fast nicht mehr. Nur ne rote Nase auf der Nase, das reicht nicht aus. Es gibt nicht mehr viele, die das können. Ist leider eine aussterbende Form.
Ich habe gelesen, Sie reisen gern?
Ich bin eigentlich schon mit 20 Jahren ausgewandert. Ich glaub ich bin so oft in meinem Leben ausgewandert, wie andere umziehen. Es gibt nicht mehr viele Abenteuer im Leben zu bestehen. Wir leben ja immer sicherer. Wir können uns über die Medien der Illusion hingeben, dass wir Abenteuer erleben. Das hat mir nie gereicht. Das war nie Ersatz. Ich reise wahnsinnig gern. Es fällt mir schwer über einen längeren Zeitraum an einem Ort zu sein.
Was bedeutet das Reisen für Sie?
Ich schau mich gerne um. Bin interessiert. Ich wollte auch immer interessiert bleiben. Ich möchte nie an den Punkt kommen, wo ich sage – jetzt reichts. Ich hoffe, das wird nie passieren.
Gibt es einen Lieblingsort?
Ich bin immer ganz gern in arabische Länder gereist. Das ist ja leider im Moment schwieriger geworden aus offensichtlichen Gründen. Ich bin kein ängstlicher Typ, aber ich merke, wenn mich Gefahr umgibt. Dann werd ich vorsichtig. Ich hab keine Angst um mich, aber um meine Familie. Ich halte auch nichts von der Deutschen Mentalität „Jetzt erst recht“. Ich höre auf meinen Bauch.
Kennen Sie den Tango Argentino? Sind mal in Buenos Aires gewesen?
Ich war in Venezuela und in Peru. Die anderen lateinamerikanischen Länder kenne ich noch nicht. Meine Frau ist eine große Tänzerin. Daher kann ich auch ein bisschen den Tango.
Mögen Sie die Musik? Welche Musikgenres hören Sie?
Ich bin eher so der klassische Musikhörer. Wenn ich den Tango höre, dann geht das für mich über das Bandoneon. Das find ich super. Das ist die einzige Form den Tango zu erklären. Das ist meine Ansicht, aber ich bin da nicht der Experte. Lächelt.
Bezüglich der Musik, geht es mir nicht darum, die aktuellen Charts zu hören. Ich brauche die Musik, um für mich den Reset Button zu finden. Um die Stimmung zu finden, die ich brauche, um beispielsweise auf die Bühne zu gehen. Ich hab da immer Musik mit dabei. Was genau, das variiert von den klassischen gregorianischen Gesängen von Mönchen über die Doors zu Justin Biber. Ich höre immer bestimmte Sachen.
Glauben Sie an Zufall oder Schicksal?
Ich weiß nicht. Manchmal denk ich darüber nach. Mittwochs denk ich dann nein, es gibt keine Zufälle und donnerstags denk ich dann, doch.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ein Lebensmotto zeigt nur Prinzipien auf. So möchte ich nicht leben.
Was ist Glück?
Glück ist, wenn man in den Umständen leben kann, die man für sich haben möchte. Glück ist geliebt zu werden und auch zu lieben oder lieben zu können. Es ist, glaub ich schwer, glücklich sein zu können, wenn man alleine ist. Es sei denn, man hat einen Hund oder einen Vogel. Glück ist ganz sicher nicht von materiellen Dingen abhängig. Glück ist auch keine Langeweile zu haben. Glück heißt auch, sich selbst zum Lachen zu bringen. Das kann ich ganz gut. Lacht.
Sind Sie glücklich?
Ich würde sagen, ein Mensch, der konstant glücklich ist, ist ein Idiot. Ich glaube, das gibt es nicht. Da wird man irre. Es gibt Glücksmomente.
Aber Sie sind ein fröhlicher Mensch ...
Ich bin jetzt kein Spaßmacher. Kein Presenter. Kein Stand Up Comedian. Ich kann auch Witze nicht gut erzählen. Ich würde mich also nicht als Spaßmacher bezeichnen der in der Bar sitzt und Leute unterhält. Wer das so möchte, der sollte mich nicht einladen. Lacht.
Kennen Sie Ihr Wesen?
Nein. Überhaupt nicht. Ich überrasch mich immer wieder. Ich bin auch sehr überrascht, wie ich auf Dinge reagiere. Was es für Dinge gibt, von denen ich nichts weiß. Ich bin froh darüber. Ich bin auch noch relativ naiv. Vielleicht gehört das auch zum Glück. Nicht diese Abgeklärtheit. Das möchte ich auch gar nicht. Das wär vielleicht auch tödlich für meinen Beruf.
Gibt es Ziele, nächste Schritte, oder lassen Sie sich treiben?
Ich lass mich treiben. Ich plane nie länger als zwei oder drei Monate. Das mach ich seit 35 Jahren so. Das ist erlernt. Ich komme aus einem Elternhaus, wo das Gegenteil gelehrt wurde. Ich hab gelernt, dass das nicht funktioniert.
Sind Sie Einzelgänger oder Gruppenkind?
Ich war schon als Jugendlicher nie in Gruppen unterwegs. Bin lieber allein oder zu zweit. Da bin ich zu sehr Individualist. Ich reagiere auf Impulse. Möchte mich nicht mit fünf Leuten absprechen müssen. Es gibt Menschen, die können das. Ich find das furchtbar.
Wie ist das mit der Familie?
Mit der Familie ist das was anderes. Da maul ich dann auch mal. Lacht. Ich bin wie ich bin. Aber ich versuche es ihnen immer recht zu machen. Mit meiner Frau bin ich jetzt seit 14 Jahren verheiratet. Es kommt mir so vor, als sei unser Zusammentreffen erst vergangene Woche gewesen. Wir haben beide sehr schwierige Beziehungen hinter uns.
Was ist wichtig in einer Beziehung?
Sich Freiräume zu lassen.
Was möchte Ihr Sohn einmal beruflich machen? Gibt es dafür schon Anzeichen?
Mein Sohn macht sehr viel. Unter anderem ist er in der Schule in der Theatergruppe und auch in einem Jugendtheater. Ich hab meinem Sohn allerdings gesagt, dass ich nicht will, dass er ein schlechter Schauspieler wird. Das Publikum langweilen, das ist ein Verbrechen. Doch er ist schon seit vier Jahren schauspielerisch unterwegs und es macht ihm sehr viel Spaß. Ich sehe, wie er sich entwickelt. Wie er auch eine Direktheit entwickelt, die ich sehr spannend finde und die auch was verspricht. Er ist ehrlich und unkompliziert. Und das ist eine großen Kunst.
Wächst Ihr Sohn mehrsprachig auf?
Ja, in der englischen, deutschen und spanischen Sprache. Das ist heute wichtig.
Ist es schwierig ein Kind mehrsprachig zu erziehen?
Ja, das ist schwierig. Wir müssen immer darauf achten, dass es ausgewogen ist. Unser Sohn spricht mit meiner Frau in der deutschen Sprache, mit mir in der englischen und im sozialen Umfeld in der spanischen Sprache.
Ja, Sie haben einen englischen Background.
Mein Opa, der Vater meines Vaters, ist dem umgekehrten Weg ausgewandert. Aus den USA (Chicago) nach Deutschland. Mein Vater ist schon zweisprachig aufgewachsen. Ich auch.
Verfolgen Sie ein soziales Engagement?
Sie werden mich in keiner Partei oder Vereinigung finden. Ich versuche einfach in meiner kleinen Welt ein bisschen Ordnung zu schaffen, wo ich glaube, dass es nötig ist.
Sie haben einen Blog namens Fatcherry. Was verbirgt sich dahinter?
Fatcherry ist für mich im Grunde eine Fortsetzung von facebook. Für die Berichte, die ich gern machen möchte, für die auf facebook kein Platz ist. Wenn ich einen Film posten möchte, beispielsweise. Auf Fatcherry soll man sich Inspiration holen können. Dafür braucht man Zeit.
Ich selbst verbringe viel Zeit mit Fatcherry und ich bekomme so unglaublich viel Schönes zurück. Ich hab den Blog vor zwei Jahren gegründet und möchte ihn gern weiter ausbauen. Ursprünglich hatte ich vor, einen Kunstblog zu machen, dann hab ich mir gedacht, Kurzfilme mit aufzunehmen. Es entwickelt sich in verschiedene Richtungen. Ich hab halt viel zu erzählen. Lacht.
Sie schreiben auch ein Buch?
Ich bin an meinem zweiten Buch. Bin richtig arbeitswütig im Moment. Ich hab festgestellt, dass es kein ernst zu nehmendes Sachbuch gibt, das meine Kunst beschreibt. Das setze ich jetzt um.
Vielen Dank für das offene, intensive und wundervolle Gespräch, Jo
'Ich liebe meine Arbeit und meinen Beruf. Es ist ein Geschenk.'
Christine Neubauer
Interview mit Christine Neubauer in Berlin
von Marion Graeber
03. März 2015
Sie sind in Bayern aufgewachsen und leben heute in Berlin und in Palma/Mallorca. Fühlen Sie sich in beiden Städten gleichermaßen wohl?
Mein deutscher Wohnsitz ist in Berlin. Mein Freizeit-, Wahl-, und Seelenwohnsitz ist auf Mallorca. Ich fühl mich sehr wohl in Berlin. Frei und herzlich aufgenommen. Doch ich bin viel zu sehr Südländerin, so dass mich unser oft schlechtes Wetter schon auch nach Mallorca drängt. Ich bin gern auf Mallorca. In Palma. In der Stadt. Ich bin ein absoluter Stadtmensch.
Sie reisen gern, sind gern in fremden Ländern?
Ja, ich hab von meinen Eltern sowohl das Reise-Gen, als auch die Verbindung zum Sport mitbekommen.
Sie haben mit Ihrem Papa als Kind Boxfilme angesehen?
Meine Eltern sind absolute Sportfans. Ja, und Boxfans sind wir auch. Ich kann mich an einige Kämpfe erinnern. Besonders haben mir die Boxkämpfe mit Muhammad Ali imponiert und gefallen. Die liefen ja zeitlich versetzt und wurden bei uns mitten in der Nacht ausgestrahlt. Ich kann mich gut erinnern, wie ich da saß, in meinem Schlafanzug, mit einem Marmeladenbrot in der Hand. Lächelt.
Sport war Ihnen also immer schon wichtig? Welchen Sport betreiben Sie heute?
Also geboxt habe ich nie. Aber ich hab das Boxtraining zur Fitness gemacht. Sehr intensiv, damals auch mit Weight Watchers und einem Personal Trainer. Da ging es um das Abnehmen. Ich mach das jetzt immer noch, aber in einer neuen Form, die ich selbst entwickelt habe. Nicht so extrem wie damals und nicht zur Gewichtsreduktion. Es nennt sich Boxpilates und ist eine Mischung aus dem Boxtraining und Pilatesübungen. Den Körper straff halten und Muskeln aufbauen steht im Fokus. Für die Psyche und zum Relaxen geh ich joggen.
Dann halten Sie sich mit Boxpilates und Joggen fit?
Man muss das abwechseln und voneinander unterscheiden. Das eine ist Fettverbrennung und das andere Muskelaufbau und Körperstraffung.
Welchen Sport haben Sie speziell als Kind gemacht?
Ich bin immer schon gelaufen. Meine Eltern sind auch Leichtathletikfans. Mein Vater hat im Kugeldiskus an Wettkämpfen teilgenommen. Ich hab geturnt. War in der Schule im Turnverein. Geräteturnen, das hab ich gern gemacht. Was ich Jahrhunderte schon nicht mehr gemacht habe, was ich aber glaube ich noch könnte, ist ein Rad schlagen und einen Handstandüberschlag. Lacht. Und Volleyball hab ich auch gern gespielt.
Vielleicht tanzen Sie auch den Tango Argentino?
Nein, leider nicht. Aber der Tango verfolgt mich. Freu mich sehr, dass Sie so heißen. StuttgarTango. Ich hoffe, ich werde vielleicht noch in diesem Jahr den Tango lernen. Das ist für mich schon immer ein Traum. Tanzen Sie Tango?
Ja
Dann wissen Sie ja, dass Tango tanzen mehr als nur Schritte gehen ist …
Ja, Tango tanzen ist mehr als nur ein Tanz. Tango tanzen ist Gefühl, Melancholie und eine liebevolle Umarmung.
Wo möchten Sie den Tango gern erlernen?
Am besten lerne ich das in Argentinien. In Buenos Aires. Der Auslöser wäre natürlich – Daumen drücken – ein Film. Ich hab auch schon für einen Film erfolgreich eine Salsa Nummer einstudiert. Der Tanz liegt mir im Blut und in meinen Hüften. Das ging relativ leicht. Die Tanzszenen kamen gegen Ende des Films, so hatten wir genug Zeit für das Training. Wir haben sogar Hebefiguren gemacht. Lacht.
Der Tango Argentino und seine Musik. Das liegt nicht jedem. Welche Musik mögen Sie?
Tangomusik ist natürlich immer sehr schwer. Man begibt sich voll in das Gefühl hinein. Da hat man nicht immer die Stimmung dazu. Lacht. Ich höre auch klassische Musik und Songs, die gerade so angesagt sind. Da gibt es vieles, was ich gerne höre. Wir hören aber natürlich auch viel Latinomusik. Sehr gerne auch Vinyl.
Wo finden Sie die Schallplatten?
Teilweise kommen sie von mir. Ich hab sie wieder entdeckt, weil ich sie hatte. Mein Lebenspartner, José ist absoluter Schallplattenfan. Wir sind aber auch viel auf Antik- und Flohmärkten unterwegs. Da haben wir schon sehr viele schöne Stücke entdeckt. In Spanien kommen besonders viele alte Julio Iglesias Platten zum Vorschein, die ich auch gerne höre. Da schwelgt man so komplett in einem schönen Gefühl.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Anzunehmen und dankbar zu sein, was das Leben für einen bereit hält. Vor allen Dingen Demut vor dem Leben. Auch wenn es mal schwer ist – es positiv sehen.
Sie sind drei Monate mit dem Auto durch Chile gereist. Ihre Erfahrungen ...
Wir sind vom Süden in den Norden gefahren. Haben beispielsweise Schlittenhunde im Schnee besucht. Der Süden wird ja gerne mit Bayern, Österreich und der Schweiz verglichen. Das ist für mich nicht so der Hype. Das kenn ich ja. Lacht. München, da ist Garmisch ja vor der Haustür. Am Schliersee, da bin ich oft mit meiner Oma gewesen.
In Chile sind wir große Strecken gefahren. Ich musste über die Sandberge der Atacamawüste. Vorbei an lebensgefährlichen Abgründen. Über schmale Spuren. Große, beladene Lastwagen im Gegenverkehr. Aber das war eine tolle Zeit. Ich bin schon immer Fan der Atacamawüste gewesen - wollte sie durchfahren bis zum nördlichsten Punkt in den magischsten Ort der Welt. St. Pedro de Atacama. Dort, wo die Naturschauspiele zu Hause sind. Das Tal des Mondes (Valle de la luna), das Tal des Todes (Valle de la muerte) und die Straße der Dinosaurier. Fels-, Sand- und Salzformationen. Wir sind eine Woche geblieben. Ich hab dort auch mal gedreht und ich musste dort unbedingt wieder hin.
Das Leben spüren, reisen, loslassen, was anderes tun?
Ja, das ist auch ein ganz berührendes Thema im Film „Franziskas Welt“, das bis in mein Privatleben geht. Ja, loslassen – wie Sie sagen.
Ich liebe meine Arbeit und meinen Beruf. Es hat für mich nichts Negatives arbeiten zu müssen. Es ist ein Geschenk. Doch man kann nicht einen Film nach dem anderen drehen. In den drehfreien Zeiten muss und kann man dann loslassen und hat die Chance andere Dinge im Leben zu tun. Und man kann Positives daraus ziehen.
Das gilt für alle Lebenslagen? Auch für schwierige Zeiten?
Man muss sich sich selbst stellen. Mit seinem Gefühl und auch mit der Verletzlichkeit und vielleicht auch dem Schmerz. Das annehmen. Nach einer gewissen Zeit kommen auch wieder kleine Lichtblicke und diese formen sich dann zu einer großen Chance. So sehe ich das in meinem Leben.
Wie beurteilen Sie selbst den Film „Franziskas Welt“?
„Franziskas Welt“ zeigt Themen auf, mit denen viele Menschen in Berührung kommen. Sich berührt fühlen. So ist ‚loslassen‘ ein übergeordnetes Thema. Auch Franziska muss loslassen. In ihrer Welt und in der als Pastorin. So hilft sie beispielsweise Karin (Michaela May) bei der Verarbeitung der Alzheimer Krankheit ihres Mannes.
Apropos Krankheiten und Leid – auch Sie verfolgen soziales Engagement. Bieten Hilfen an. Welche?
Ich bin Schirmherrin des Hörfilmpreises. Hier geht es darum, dass auch blinde und sehbehinderte Menschen Filme genießen können. Außerdem unterstütze ich die Christoffel Blindenmission. In der Zusammenarbeit mit RTL und dem Spendenmarathon wird eine von einem Erdbeben zerstörte Schule für blinde und sehbehinderte Kinder in Chile aufgebaut.
In Form von Patenschaften unterstütze ich privat die Organisation Plan International. Seit über zehn Jahren. Dort habe ich Patenschaften für Kinder übernommen. Ein zwölfjähriges Mädchen aus Paraguay und ein weiteres Mädchen aus Kambodscha. Ich habe beide Mädchen schon besucht. Auch einen indischen Jungen hab ich unterstützt. Er ist jetzt 22 Jahre alt und steht voll im Leben.
Bei den Patenschaften werden insbesondere die Kinder unterstützt. Schulbildung wird ermöglicht. Doch auch Projekte im Umfeld der Kinder werden berücksichtigt.
Veränderte sich Ihr Leben durch diese Erfahrungen?
Das Leben ändert sich, wenn man sich sozial engagiert und in diese Länder reist. Man sollte, und das muss ich jetzt auf bayerisch sagen, „man sollte und muss über seinen eingekastelten Raum hinaus schauen“. Einen Blick wagen.
Sie malen. Ist die Malerei auch ein Instrument zur Verarbeitung von Erlebnissen?
Ich habe immer schon gerne gemalt. Wie auch mein Vater, der das aber nie aus seinen vier Wänden rausgetragen hat. Er arbeitet viel mit Holz. Ich hab mich immer schon gern künstlerisch ausgedrückt. Ich hab ja auch die Chance größere Pausen zu haben, wie beispielsweise in den vergangenen Jahren. So kann ich aber weiterhin ein künstlerischer Mensch sein. Ich kauf mir eine Leinwand und Bilder entstehen.
Es sind viele Bilder entstanden. Das kam wie in Wellen und musste raus. Und das mach ich auch weiter so. Neben dem Sport hat mir das sehr geholfen. Es ist ein schönes Gefühl für mich, kreativ zu sein. Sein zu können.
Sie stellen Ihre Kunst auch aus?
Ich hatte bisher zwei Ausstellungen. Eine auf Mallorca und eine im Hamburg.
Was bedeutet Ihnen – gerade im Hinblick auf den Film „Franziskas Welt“ – Glaube?
Glaube – immer schon im Sinne der Menschlichkeit. Ich glaube an etwas über uns. Ob man das jetzt Gott, Allah oder Buddha nennt – ich glaube vor allen Dingen an die Menschlichkeit. Obwohl unsere Welt sehr viel Zweifel aufkommen lässt. Aber Glaube ist eben auch immer mit dem Zweifel verbunden.
Ich glaube auch an Bestimmung. Das Leben hält Situationen für uns bereit. Diese müssen angenommen und im Sinne der Menschlichkeit behandelt, gelebt und verarbeitet werden.
Auch ein großes Thema im Film – das Alter und Krankheiten
Ich denke, dass Krankheiten natürlich immer auch mit dem Alter verbunden werden. Aber das muss nicht unbedingt sein. Das Alter vermittelt einem keine positive Vision. Aber Angst habe ich davor nicht. Auch nicht vor Alzheimer.
Was vorbereitet ist, für mich in einer gewissen Weise bereit steht – das muss durchlaufen werden. Daran glaube ich.
Liebsten Dank für das schöne Gespräch, Frau Neubauer.
Alles Liebe.
René Ifrah verkörpert Dr. Antonio Alvarez in "Franziskas Welt"
'Ich sehe alles, was ich in meinem Leben tue, als Teil eines gesamten Erlebnisses'
René Ifrah
Im Gespräch mit René Ifrah
Marion Graeber
03. März 2015
Du bist im Film "Franziskas Welt" mit der Pastorin Franziska liiert. Verkörperst den Arzt, Dr. Antonio Alvarez. Wie wichtig ist dir persönlich der Glaube? Bist du religiös?
Mir persönlich ist Glaube an etwas 'Größeres' sehr wichtig. Es hilft einem über so manch unausweichliche Hürde im Leben.
Religion an sich interessiert mich eher im historischen oder kulturellen Kontext. Sehr sogar, da Geschichte von Glaube oder Religion kaum zu trennen ist.
Im Film siehst du dich mit Franziska der Herausforderung gegenüber, Privatleben und Beruf zu vereinen. Auch persönlich ein Thema für dich?
Weniger. Ich sehe alles was ich in meinem Leben tue als Teil eines gesamten Erlebnisses. Ich finde Trennungen oft zu anstrengend.
Franziska ist etwas älter als du. Altersunterschied in Beziehungen. Deine Meinung dazu...
Das müssen die Personen entscheiden, die sich darauf einlassen. Es wird sicherlich seine Vor- und Nachteile haben. Ich persönlich bin der Meinung, dass jeder selbst entscheiden muss, was ihn glücklich macht.
Was bedeutet dir deine persönliche Freiheit und das Ausleben deiner Träume? In Anlehnung an den Film.
Eigentlich alles. Sowohl privat als auch im Film. Obwohl ich behaupten würde, dass meine Filmfigur etwas mehr Privatraum braucht, als ich persönlich. Es könnte sein, dass meine Figur eine Angst vor Nähe und privater Verantwortung hat.
Franziska fährt in "Franziskas Welt" Motorrad. Hat eigens für den Film einen Motorradführerschein gemacht. Fährst du selbst auch Motorrad?
Ich liebe nichts mehr als Motorrad zu fahren. Gerade in Bezug auf Freiheit gibt es nichts, was mir mehr Gefühl an Freiheit vermittelt.
Auch meine Mutter kann es kaum abwarten, bis es endlich wärmer wird. Wir machen gerne Touren ins Umland. Die anderen Verkehrsteilnehmer scheinen sich oft darüber zu amüsieren, wenn sie meine Mutter hinter mir jubelnd auf dem Motorrad sitzen sehen.
Musstest du auch schon mal für den Film Kurse belegen, weil die Filmrolle es verlangte?
Ja, ich finde das ist ein interessanter Aspekt des Berufes. Man darf Dinge erlernen, mit denen man normalerweise nicht unbedingt in Berührung kommen würde. Für diesen Film habe ich beispielsweise einen Segelkurs belegt. Für andere Produktionen musste ich auch schon Schwert- und Kampftraining machen, Sprachunterricht und so weiter.
Die Krankheit Alzheimer ist ein zentrales Thema im Film. Gibt es Ängste vor dem älter werden oder lebst du den Moment?
Ganz frei vor einer Angst vor dem Alter bin ich nicht mehr so sehr. Das muss ich gestehen. In dem Jugendwahn in dem ich aufgewachsen bin und in dem wir uns befinden verdrängt man solche Themen ja eher. Ich sehe das jedoch als problematisch an. Ältere Menschen werden in unserer Gesellschaft mehr und mehr als Unbequemlichkeit angesehen. Man geht ihnen und der Situation aus dem Weg. Ich finde das ist eine tragische Entwicklung und Aussage unserer Kultur.
Um nochmal auf die Frage zurück zu kommen. Ich habe weniger Angst davor zu altern, als vielmehr davor, wie man als älterer Mensch wahrgenommen und behandelt wird. Älter werden ist ein unausweichlicher und wichtiger Bestandteil des Daseins und ich möchte mich auch auf diesen Lebensabschnitt freuen können. Soweit dies möglich ist.
'Die Menschenliebe ist Sinn unseres Daseins'
René Ifrah
René Ifrah ist ein Mann mit Tiefe. In Deutschland geboren, wanderte er gemeinsam mit seiner Familie in die USA aus. Er lebt in Brooklyn/New York. Doch auch Deutschland und insbesondere Berlin spielen für den Künstler eine große Rolle. Seine künstlerische und schauspielerische Tätigkeit entwickelte sich früh. „Der Weg in die Kunst ist mir schon in die Wiege gelegt worden“, sagt er heute. Sensibel, zärtlich, nah und mit einer tiefen Wärme zeigt er sich in Liebeskomödien, wie beispielsweise im ZDF Herzkino „Eine Liebe in New York“ und in „Das Geheimnis der Villa Sabrini“ .
„Man spielt ja im Grunde immer sich selbst“, sagt er im Interview. Genau das ist in den Filmen mit René Ifrah zu spüren.
Doch René Ifrah weiß: „Der Mensch hat so unheimlich viele Facetten". Und weiter: "Was mir Spaß macht ist der Inbegriff des Menschen zu sein und zu spielen“. So sind es nicht nur die Liebeskomödien, die der Schauspieler mit seiner Präsenz bereichert. Neben "Soko 5113", "Alarm für Cobra 11" oder in Donna Leons „Acqua alta“, um nur einige zu nennen, spielt er auch in Kriminalfilmen, Serien und zahlreichen Filmproduktionen wichtige Rollen. In Deutschland, wie auch in den Staaten. Im Jahre 2004 erhielt er zudem den Grimme Preis für "bester Schauspieler - Film: Grüsse aus Kaschmir".
Ob Beau oder Bösewicht – René Ifrah spielt seine Rollen mit Leidenschaft und aus der Tiefe seines Herzens.
Interview mit René Ifrah
Von Marion Graeber
14. Dezember 2014
Du bist in Frankfurt am Main geboren und später mit deiner Familie in die USA ausgewandert. Wann war das?
Ich war zehn Jahre alt, als wir nach Brooklyn gezogen sind. Mein Vater ist Amerikaner. Während unserer Zeit in Deutschland hat er für die Alliierten gearbeitet. Mit ihm hab ich mich nur Englisch unterhalten. Mit meiner Mutter sprach ich Deutsch. Ich bin also zweisprachig aufgewachsen. Ich war aber auch oft in Sizilien, bei meinen Großeltern.
Hast du Geschwister?
Ja, zwei jüngere Schwestern. Sie sind beide in den Staaten geboren.
Welcher Sprache fühlst du dich näher?
In Deutschland fühlte ich mich schon der deutschen Sprache näher. Ich sprach zwar mit meinem Vater nur in der englischen Sprache, aber mein soziales Umfeld war ja ein anderes. Als wir dann in den Staaten waren, sprach ich dann eigentlich nur noch Englisch. Dazu kommt, dass in Brooklyn die deutsche Sprache eher verpönt war. Unser Viertel war jüdisch geprägt und ich wurde dort - eigentlich das erste Mal - mit der negativen Seite von Deutschland konfrontiert.
Verschiedene Sprachen – unterschiedliche Identitäten?
Nach der Pubertät hab ich gemerkt, dass man Seiten und Identitäten von sich nicht so einfach wegschieben kann. Nach der Scheidung meiner Eltern, da war ich so 17 Jahre alt, war ich in New York auf mich allein gestellt. Mit 22 Jahren hab ich über meine Cousine die Möglichkeit gehabt nach Berlin zu reisen. Ich hab dann mein Geld zusammen gekratzt und mir ein Zwei-Wochen-Ticket gekauft.
Doch ich hab gesehen, dass ich in diesen zwei Wochen nicht mal habe anfangen können, die Fragen, die ich an meine deutsche Seite hatte, aufzuklären. Ich war neu in Berlin. Sprach inzwischen kein Deutsch mehr. Die Stadt und das Leben waren mir nicht vertraut.
Ich hab mich dann entschlossen, erst mal zu bleiben. Ich hab das Abitur nachgeholt (das amerikanische Abitur wurde nicht anerkannt) und mich in der Universität eingeschrieben. Ja, und ich hab wieder Deutsch gelernt.
Hast du in Berlin auch gearbeitet?
Ja, gearbeitet hab ich auch. Mit der Schauspielerei hab ich in Amerika schon sehr früh angefangen. In Deutschland hab ich Ruhe und Sicherheit gefunden und konnte mich wieder auf mich und auf die Schauspielerei konzentrieren.
Der Entschluss Schauspieler zu werden ist schon in den USA gefallen?
Der Weg in die Kunst, das ist mir schon in die Wiege gelegt worden. Schon in meiner Kindheit wurden meine Leistungen im Bereich der Kunst immer sehr hervorgehoben. Und das ging schon recht schnell über das ‚ach der ist ja süß‘ hinaus.
Ich konnte Bühnenerfahrung sammeln und meine Eltern haben schon früh erkannt, dass dies mein Weg ist. Auch in der Schule gab es viele Möglichkeiten die Kunst zu leben. So haben mich meine Eltern ermutigt und gefördert. Mein Vater ist ja auch Sänger. Musiker.
In seiner Gegenwart ist es mir jedoch oft schwer gefallen, mich künstlerisch auszudrücken. Als ich 14 Jahre alt war hab ich mich dann erst mal dazu entschlossen ‚Jugendlicher‘ zu sein. (Lacht).
Wie bewegst du dich heute in diesen beiden Welten und den Sprachen?
Es ist inzwischen so, dass ich zwei völlig getrennte Identitäten lebe. Als ich mit 22Jahren in Deutschland ankam, hab ich zwar eine ganze Weile gebraucht, um die deutsche Attitude zu finden - aber ich bin angekommen. Eine Streitkultur, das fehlt mir hier jedoch.
Wie siehst du New York?
New York hat schon einen Wandel durchlaufen. Generell das Land. Nicht nur zum Besten, wie ich finde. Es gibt zwar eine höhere Toleranz in Bezug auf anders denkende Menschen, was Rasse, Religion und sexuelle Neigung angeht – doch damit sind auch Probleme aufgetreten. Die Frage ist, ob die Toleranz aus einem tiefen Verständnis heraus entstanden, oder vielleicht doch nur Political Correctness ist. Es ist so eine Vorsichtigkeit im Umgang miteinander zu spüren und das führt nicht mehr zu interessanten Auseinandersetzungen.
Wie siehst du das Leben in der Stadt?
Alle wollen in die Städte, um dort ein ‚cooles‘ Leben zu führen. Jetzt haben wir vor allem das gehobene Bürgertum in den Städten. Daraus resultiert, dass es keine Vielfalt mehr gibt. Keine Individualität, was das Stadtleben und die Kultur angeht. Die Preise sind hoch und es gibt fast nur noch Großkonzerne. Alles läuft über den Konsum. Die kleinen, individuellen Läden, die gibt’s nicht mehr.
Trotzdem brauchst du die Stadt?
Ja, ich bin schon ein Großstadtmensch, weil ich die Menschen so sehr liebe. Meine Lieblingsbeschäftigung ist es, mich in der Stadt einfach treiben zu lassen.
Wie ist dein Verhältnis zur Natur?
Ich bin gern in der wilden Natur. Was ich nicht mag ist eine angelegte Natur. Hier in den USA gibt es noch diese absolute Wildheit und Unbändigkeit.
Wo und wie kannst du Kraft tanken?
Kraft tanke ich schon auch in der Natur. Auch vom Alleinsein ohne einsam zu sein. Auch der Sport gleicht mich sehr aus. Man muss ab und zu an seine Schmerzgrenze gehen. Zum Leben gehört auch der Schmerz.
Welche Sportarten treibst du?
Ich laufe. Mannschaftssport mag ich nicht. Zweiersport geht noch. Boxen beispielsweise mag ich schon sehr. Auch Tennis. Bei der Arbeit, da bin ich jedoch ein sehr großer Teamplayer.
Tanzt du auch? Vielleicht den Tango Argentino?
Ich tanze nicht. Hab so den Eindruck, das ist eine Frauensache – das Tanzen. Ich frag mich schon, warum mögen das die meisten Männer nicht. Ist das nicht cool genug? Ich weiß es nicht.
Aber den Tango mag ich, denn er erzählt eine Geschichte.
Erstaunlich auch, wenn ich eine Rolle spiele, in der ich tanzen muss, klappt das super. Es kommt aber auch auf die Musik an. Es gibt nicht viel Musik, die mich zum Tanzen bewegt.
Was bedeutet dir die Musik, welche Musik hörst du?
Das hat sich im Laufe der Zeit sehr verändert. Ich hör zwischenzeitlich mehr Musik im Hintergrund. Auch Jazz mehr und mehr. Aber ich mag auch klassische Musik. Bin ein Kind der 70er Jahre und liebe die Musik mit der ich aufgewachsen bin. Auch Discomusik. Die Clubmusik in New York Anfang der 1980er.
Wie ist die Clubszene in New York?
Wir hatten eine tolle Clubszene in New York. Doch sie ist inzwischen tot. Leider. Viele gute Clubs haben geschlossen.
Du hast auch eine Wohnung in Berlin. Wie oft bist du in Deutschland?
Meine Zeit in Brooklyn und Berlin das ist so halb/halb
Kennst du Stuttgart?
Stuttgart kenne ich, weil ich dort mal einen Film gedreht habe. Wir waren einen Monat in Stuttgart. Darüber hab ich mich sehr gefreut, weil ich so eine neue Stadt kennen lernen konnte. Es heißt ja, dass die Schwaben so absolut korrekt sind. Ich hab erfahren, dass die Stuttgarter unheimlich freundlich sind. Auch architektonisch hat es mir sehr gut in Stuttgart gefallen. Es gibt ein großes Kunst- und Kulturangebot – das ist sehr bemerkenswert. Ich finde auch die Lage von Stuttgart sehr schön. Stuttgart hat auch einen sehr schönen Zoo. Ich liebe zoologische Gärten. Ich gehe in jeder Stadt, die ich besuche auch in den Zoo.
Hast du Lieblingstiere?
Ich glaube ich tendiere schon zu den größeren Tieren. Sie faszinieren mich. Diese graziöse Gewalt und Kraft von Elefanten, Giraffen und Raubkatzen. Ich mag auch Menschenaffen, wie Gorillas oder Uran Utas. Sie wirken auf mich oft menschlicher als der Mensch an sich. Unglaublich, dass wir wahrscheinlich die Ausrottung vieler dieser Kreaturen noch in unserem Leben miterleben werden.
Wie sind deutsche und amerikanische Filmproduktionen zu definieren, zu unterscheiden?
Sie sind sehr schwer zu vergleichen. Technisch gesehen, sind die Deutschen wirklich super gebildet und super geschult. Besonders die Kameramänner sind in Deutschland sehr gut. Doch der Ablauf innerhalb der Produktionen ist sehr unterschiedlich. In Deutschland hab ich das Gefühl, ist es persönlicher. Vielleicht auch, weil es kleiner ist. Es entstehen oft verblüffende Dinge und Situationen, die eigentlich nicht passieren dürften. An manchen deutschen Sets habe ich die Erfahrung gemacht, wird mehr Widerspruch erhoben. Es wird diskutiert. Das geht in den Staaten nicht. Aber ich finde das ja auch sehr sympathisch. In amerikanischen Produktionen kommt man nicht so nah an Menschen ran. Das ist Job und nach dem Job geht man in sein privates Umfeld nach Hause. Es ist generell eine ganz andere Mentalität.
Magst du die Arbeit in Deutschland?
Ich bin überaus froh über die Arbeit und die Möglichkeiten hier in Deutschland. Die Bekanntschaften, die Freunde, die schönen Gespräche am Set – das ist sehr lebensbereichernd. Man erinnert sich letztendlich nicht so sehr an die Rolle, die man spielte, aber an die Erfahrungen, die man gemacht hat.
Ist das Schauspielerleben in den Staaten schwer?
Ja. In den USA gibt es wesentlich mehr Schauspieler als in Deutschland und die Entertainmentbranche ist dort eine richtige Industrie. Alles wird mit dem kommerziellen Auge betrachtet.
In Deutschland hingegen ist das Angebot begrenzt und es gibt weniger Schauspieler. Viele brauchen ein zweites Standbein.
In den USA musst du für alle Rollen vorsprechen. Es kommt darauf an, was du für einen Namen hast und wie du aussiehst. Entscheidungen werden oft von bis zu 20 Leuten gefällt. Die müssen sich alle einig sein. Bei 120 Castings im Jahr bekommt man dann mal zwei bis drei Rollen. Ich hab hier in den USA mehr zu tun. Habe in der Woche zwei bis drei Tage, an denen ich meinem Beruf nach gehe. Eine neue Rolle bearbeite, einstudiere und mich mit ihr auseinander setze.
Die Warterei in Deutschland, bis man eine Rolle angeboten bekommt, das hat mich oft verrückt gemacht.
Wichtig ist immer, dass man sich professionell verhält. Man bringt eine Leistung und das ist gut für das Selbstwertgefühl.
Welche Rollen hast du dir erst kürzlich erarbeitet?
Ich habe gerade für ein und dieselbe Produktion Jesus und Judas einstudiert. Hab einen Pakistani gespielt, einen Tierhändler und italo-amerikanische Cops.
Ist es die Vielfältigkeit die reizt?
Was mir Spaß macht, ist der Inbegriff des Menschen zu sein und zu spielen.
Der Mensch hat so unheimlich viele Facetten. Man spielt ja im Grunde immer sich selbst. Verarbeitet seine Erfahrungen. Hat man Situationen nicht durchlebt, überlegt man sich ‚wie würde ich mich verhalten?‘. Man findet sich in den Rollen auch oft selbst. Geht auf die Suche nach Innen. Wenn man das erfolgreich umsetzt hat man einen Zugang zu Dingen bekommen, die einem vorher nicht klar waren.
Der Mensch ist letztendlich immer auf der Suche nach sich selbst. Er setzt sich auseinander mit den Fragen ‚warum bin ich geboren?‘ und ‚warum muss ich sterben?‘. Er sucht nach Wahrhaftigkeit und nach Glück.
Die Menschenliebe ist Sinn unseres Daseins. So seh ich das.
Kennst du dich, dein Wesen?
Ich glaube, man kann nicht sagen, dass man sich kennt. Ich bin auf der Suche. Das ist eine schwierige Frage. (Überlegt)
Mit jedem Lebensabschnitt werden neue Fragen aufgeworfen. Doch umso mehr Fragen du dir stellst, desto mehr neue Fragen entstehen. Das ist ja auch spannend. ‚Wie fühle ich mich als Mensch, der eine Scheidung durchlebt hat?‘,‚Wie fühle ich mich als Mensch, mit einer Krankheit?‘. Ich kann nicht wissen, wie ich sein werde, wenn ich das durchlebe und erlebe. Du kannst nicht alles spielen, was du schon erlebt hast. Und manche Sachen hast du eben nicht erlebt. Man muss sich das dann vorstellen und mit Fantasie erarbeiten. So wäre das wenn …..
Was ist Glück?
Das Glück ist, mit sich selbst zufrieden zu sein. Allgemein. Soweit das geht. Dankbar sein, für die Momente des Glücks. Denn Glück ist kein Dauerzustand. Aber man kann zufrieden sein.
Eine weitere Definition des Glücks habe ich kürzlich gehört. Hat mir sehr gut gefallen: Finde etwas, was dir gefällt. Etwas, was du gerne tun möchtest. Wenn du es so gut machst, wie du nur kannst, dann ist auch das eine Form von Glück.
Liebsten Dank René, für das wundervolle und so intensive Gespräch.
Von Herzen alles Liebe. Marion
‚In drehfreien Zeiten, reise ich gern‘
Peter Ketnath
Er ist der coole Kommissar Jo Stoll, der in der "Soko Stuttgart" seinen so ganz eigenen Kopf hat. Mit Jeans, Dreitagebart und einem Shirt passt Peter Ketnath nicht nur die Rolle des Jo Stoll. Peter Ketnath passt auch gut in die Stuttgarter Szene. Doch der Schauspieler ist auch international unterwegs. Nachdem er in New York studiert und in Spanien und Portugal gelebt hat, führte ihn sein Weg zudem nach Südamerika. Auch dort sind Filmproduktionen entstanden. Heute lebt er in Berlin und Stuttgart.
Interview mit Peter Ketnath
Von Marion Graeber
06. August 2014
Wie gefällt Ihnen Stuttgart?
Stuttgart gefällt mir gut. Ich komme zwar eigentlich aus München, lebe aber seit Jahren schon in Berlin. Ich habe auch mal in Hamburg gewohnt - ich kenne deutsche Städte eigentlich ganz gut. Aber was Stuttgart angeht, da war ich ein recht unbeschriebenes Blatt. Ich finde es recht angenehm hier. Landschaftlich und architektonisch ist es wirklich sehr reizvoll. Die Lebensqualität ist gut, die kulturellen Angebote, das Nachtleben, es ist alles da.
Wenn Freunde und Gäste kommen, sind die meistens deutlich positiv überrascht. Stuttgart könnte sich zu einem echten Geheimtipp entwickeln. Es ist gerade viel im Aufbruch hier. Auch fernsehtechnisch wird Stuttgart gefördert, es entstehen interessante Projekte - das ist sehr ansprechend. Stuttgart entwickelt sich ja gerade auch so ein bisschen zum Serienstandort, es kommen immer mehr Produktionen hier her.
Sind Sie Stadtmensch?
Ja, ich bin schon eher Stadtmensch. Ich bin beruflich viel unterwegs und auch viel in Städten, da fühle ich mich sehr wohl. Stuttgart wächst ja gerade zu einer richtig großen Stadt heran und ich hab hier trotzdem die schöne Natur. Das gibt es nicht so oft in Deutschland.
Wie und wo tanken Sie Kraft?
In mir selbst - da wo ich gerade bin. Ich muss nicht rausfahren oder auf eine einsame Insel gehen, um Kraft zu tanken.
Wie kam es zu der Entscheidung Schauspieler zu werden? Was bedeutet Ihnen Ihr Beruf?
Das hat sich, auf viele Zufälle gestützt, als Bestimmung herausgestellt. Die Schauspielerei war natürlich immer auch eine Sache, die mich fasziniert und interessiert hat. Ich bin durch glückliche Umstände in jungem Alter, so mit 18/19 Jahren, mit dem Beruf in Berührung gekommen, habe dann meine ersten Erfahrungen gesammelt und es auch immer als den Hauptsinn meines Betätigungsfeldes empfunden.
Ihre Lust auf andere, fremde Länder - wie ist das entstanden?
Ich war immer ganz gerne viel unterwegs. Gerade in drehfreien Zeiten und ich habe so ein gewisses Faible für Sprachen. Ich habe dann auch mal ein halbes Jahr in Spanien verbracht, war in Portugal, in Zentralamerika und in Brasilien - eigentlich wollte ich gar nicht unbedingt nach Brasilien. Ich war dann aber doch ziemlich überrascht von dem Land. Es ist ganz anders als die gängigen Klischees darüber berichten. Ich habe drei Monate dort verbracht.
Auf der Berlinale kam es dann zu einer Begegnung: Brasilianische Filmemacher suchten Schauspieler, die im besten Fall Portugiesisch sprechen konnten, oder auch Spanisch. Ja, so hat es sich ergeben, dass ich einen Film in Brasilien gemacht habe. Der Film lief sehr erfolgreich und war auch in Cannes. Darauf folgten viele andere Projekte in Lateinamerika.
Sie sind also für neue Projekte stets offen?
Ja, offen bleiben. Sich ins kalte Wasser begeben und sich auf Neues einlassen. Das ist für mich auch das, was den Beruf ausmacht, deswegen hab ich die Entscheidung Schauspieler zu werden auch nie bereut. Man geht immer einen Schritt weiter. Fazit: Es war eine glückliche Vereinigung zwischen mir und meinem Beruf.
Ich seh das auch mit großer Demut. Das ist auch das Schöne an der Schauspielerei, dass man sich immer weiter entwickeln kann. Das ist der Plan - man kann den Beruf lebensbegleitend ausüben, bis zum Schluss.
Sind Sie auch mal mit dem Tango Argentino in Berührung gekommen? Mögen Sie die Musik?
Ja, ich mag die Musik sehr gerne, aber ich tanze kein Tango (lacht).
Ist es Ihnen wichtig, offen für verschiedene Charaktere zu sein?
Das ist ein Privileg. Ich hoffe, dass ich das immer wieder machen kann. Bei Soko sehe ich da nicht so die Gefahr in eine Schublade gesteckt zu werden. Wir sind im Team und lösen Kriminalfälle, da wird der Einzelne nicht so festgelegt.
Welche Art von Musik hören Sie?
Ich habe in meinem Leben schon wahnsinnig viel Musik gehört. Im Moment höre ich eher passiv Musik (lacht). So lege ich im Moment keine Musik auf und genieße die Stille. Ansonsten höre ich gern für jeden Anlass was anderes. Es gibt für mich also nicht so eine bestimmte Musik, um gut drauf sein zu können. Ich höre aber Klassik bis Hip Hop – Querbeet. Es kommt dabei vor allen Dingen auf den Künstler an, weniger auf ein bestimmtes Genre.
Gerne geh ich auch zu Livekonzerten oder mal in einen kleinen Jazzclub. Das find ich eine besonders schöne Sache – Livemusik. Da gibt’s in Stuttgart ja auch ein relativ großes Angebot.
Haben Sie ein Lebensmotto?
Nein
Was ist für Sie Glück?
Ich glaube, wenn man mit sich im Reinen ist, Gesundheit, autark in seinen Entscheidungen sein zu können und wenn man liebe Menschen um sich hat. Ich glaube, dann kann man schon glücklich sein.
Sie unterstützen ein soziales Projekt – ein Kinderhospiz in Stuttgart
Ja, da sind ein paar Sachen geplant.. Wir haben einen Kinospot produziert. Das ist eine gute Geschichte, wenn man positive Anregungen geben kann. Ich mach das gerne.
Zu Soko Stuttgart. Wie viel Peter Ketnath ist eigentlich in Jo Stoll?
Ich mag die Rolle wirklich gerne. Über die Jahre hatte ich auch die Möglichkeit den Charakter weiter zu entwickeln, was toll ist. Aber es ist und bleibt eine Rolle, die ich jedoch sehr gerne spiele.
Wie bereitet man sich auf eine Rolle, wie die eines Kriminalhauptkommissars vor? Darf man da den ‚echten‘ Ermittlern schon mal über die Schulter schauen?
Ja, wir haben zu Beginn eine Art Grundtraining bekommen und uns auch mit Kriminalkommissaren unterhalten. Von den einfachsten Dingen ‚wie schießt man‘, bis zur psychologischen Führung eines Verhörs war da alles dabei. Ich habe aber auch jede Menge Fachliteratur gelesen. Doch mir ist es auch wichtig einen Schuss Individualität reinzubringen und möglichst frei von irgendwelchen Vorlagen den Stoll zu spielen. Durch die Dramaturgie sind wir ja eigentlich immer in einem festen Fahrwasser, aber ich hab zum Glück eine Rolle, wo ich die Grenzen immer ein bisschen austesten kann. Das macht Spaß.
Sie bilden mit ihren Kollegen bei Soko Stuttgart ein gutes Team
Ja, unterm Strich sind wir ein gutes Team. Ich glaube, man würde das sonst auch gar nicht so lange machen. Auch die Produktion selbst ist mit Herz gemacht. Die Leute (auch Gastschauspieler) kommen immer gern nach Stuttgart - uns eingeschlossen. Das ist so die Basis, glaub ich. Auch das ZDF an sich ist sehr froh über die Soko Stuttgart und unterstützt das auch sehr.
Geht’s bei Soko Stuttgart auch mal humorvoll zu?
Es gibt ja unterschiedliche Folgen. Die sind mal düster, aber auch mal humorvoller. Oft mit einem Augenzwinkern. Das heißt, dass man die Fälle ja nicht immer ganz so ernst lösen muss. Das geb ich der Figur auch immer gern mit auf den Weg.
Die Soko Stuttgart ist in jedem Fall recht erfolgreich im Ranking der Sokos. Gerade bei unserem jüngeren Publikum kommen wir gut an. Und das will schon was heißen – wir sind ja schließlich das jüngste Kind dieser Soko-Familie.
Wann geht’s weiter mit dem Soko Stuttgart Dreh?
Es geht schon Mitte August gleich wieder weiter.
Lieben Dank für das sehr schöne Gespräch. Alles Liebe
‚Ich lebe von der Abwechslung‘
Stephan Luca
In der ZDF Komödie „Ein Reihenhaus steht selten allein“, glänzt Stephan Luca mit seinem heiteren-komischen Talent. Doch der Schauspieler lässt sich nicht festlegen. So gelang ihm im Jahre 2003 mit der Hauptrolle in „Held der Gladiatoren“ sein schauspielerischer Durchbruch.
Sein erster Auftritt am Ernst-Deutscher-Theater als männlicher Titelheld im Stück „Romeo und Julia“ brachte ihm den Friedrich Schütter Preis. Es folgten Engagements in Zürich und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Stephan Luca stellte sein schauspielerisches Können und seine Wandlungsfähigkeit in Filmen, wie beispielsweise „Sie haben Knut“, „Die Sturmflut“, „Geile Zeiten“ und „Störtebeker“ unter Beweis. Weitere Filme mit Stephan Luca sind etwa „Das Inferno – Flammen über Berlin“, „Die Lawine“ und „Im Brautkleid durch Afrika“, um nur einige zu nennen.
Interview mit Stephan Luca - 3. Juli 2014 - Von Marion Graeber
‚Stuttgart ist mein altes Zuhause‘
Stephan Luca
Moin Moin
Hat Sie der Norden fest im Griff, Herr Luca?
Ja, der Norden hat mich schon fest eingenordet (lacht). Ich bin Wahlhamburger, das geht auch schnell in die sprachliche Komponente über.
Wie fühlt es sich an den schwäbischen Dialekt zu hören?
Das klingt in meinem Ohr nach Heimat. Stuttgart ist mein altes Zuhause. Darauf bin ich genauso geeicht. Mein Nord-Süd-Gefälle, das bleibt für mich immer bestehen.
Sie gelten als Dialektspezialist
Ich bin ein absoluter Dialektfreund. Als ich mit meinem Studium begonnen habe, hatte ich das Vergnügen mit einer Sprecherzieherin an der Hochschule hier in Hamburg arbeiten zu dürfen. Zu dieser Zeit war meine Sprache noch sehr schwäbisch angefärbt. Ich bin in der Anfangsphase sehr viel zwischen Hamburg und Stuttgart hin und her gereist. Da hat man schon gemerkt, wann und welches Wochenende ich in Stuttgart verbracht habe. Meine Sprecherzieherin hat sich teilweise beklagt, dass man den Montag bis Mittwoch nutzen musste um den schwäbischen Dialekt wieder abzuarbeiten.
Was bedeutet für Sie Heimat?
Stuttgart ist mein altes Zuhause. So nenne ich das gerne. Es ist die Stadt in der ich aufgewachsen bin, in der meine Eltern leben, mein Bruder. Da sind Freunde, Schulkameraden, meine Jungsclique von damals. Da gibt es viele Verbindungen, wie beispielsweise zum Tennisclub – mein Bruder und ich haben quasi unsere ganzen Nachmittage auf dem Platz verbracht. Ich schwelge dann in Erinnerungen. Mein Abitur und auch meinen Zivildienst hab ich in Stuttgart gemacht. Doch mir wurde schnell klar, ich wollte raus in die große, weite Welt. Das fing schon so mit 17 Jahren an. Ich war immer schon sehr neugierig. Bin es heute noch.
Ich komme gerne nach Stuttgart, um meine Familie zu besuchen. Leider bleibt nie viel Zeit. Oftmals fahre ich zu Drehs weiter in den Süden, nach Italien. So ist meine Wahlheimat Hamburg tatsächlich mein Zuhause geworden. Das hat sich in den vergangenen 16 Jahren sehr stark bei mir etabliert. Und trotzdem – ich trag Stuttgart weiter in meinem Herzen.
Sie sind in Sindelfingen geboren. Sicher kennen Sie das Sindelfinger Freibad? (Ich war als Jugendliche oft dort zum Schwimmen). Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Ich glaube, darüber hab ich tatsächlich noch nie in einem Interview gesprochen. Das Sindelfinger Freibad war mein Kindergarten. Ich war da mit meiner Mutter. Jeden Tag. Ich war Freibadbekannt (lacht). Der Bademeister war im Grunde mein bester Freund.
Ja, das Sindelfinger Freibad ist mir wirklich ein gut bekannter Ort. Ich erinnere mich auch noch an meinen ersten Sprung vom 10-Meter-Turm. Das war sehr schmerzhaft.
Wie sah das damals mit Ihrem Berufswunsch aus?
Auf das Abitur zugehend war da so eine Überlegung, die aus einer kindlichen Träumerei oder einer jugendlichen Fantasie entstanden ist. Ich wollte damals beispielsweise meinen Zahnarzt überreden, einen ‚Mutspiegel‘ zu installieren. Ich wollte immer zuschauen, was der Zahnarzt da so macht. Man schaut ja immer nur in diese Lampe, die einem so ins Gesicht strahlt. Viel reden kann man auch nicht. Ich hätte da gerne einen Spiegel gehabt, den man je nach Bedarf und Mut hätte auf und zu machen können. So hatte ich tatsächlich Lust den Beruf des Zahnarztes oder auch des Kinderarztes zu ergreifen. Aber die Idee ist mit einem mäßigen Abitur ziemlich schnell dem Realismus gewichen. Und da gab es schließlich auch unterschwellig immer den Wunsch und den Hang zur Schauspielerei. Ich hatte das damals nur nie laut ausgesprochen.
Ein paar Einblicke in Ihre Schulzeit
Ich hab die freie Waldorfschule Uhlandshöhe (Stuttgart) besucht. Ob Musik, Schauspiel oder all die anderen Kunstfächer – ich durfte dort eine sehr künstlerische Erziehung genießen. Das fand ich schon großartig. Ich hab gemerkt – da hab ich Lust drauf. Das war ein Raum, wo ich mich wohl fühlte.
In den oberen Klassen hatte ich wirklich beeindruckende Lehrer. Sie haben uns das Fach ‚Deutsch‘ so wundervoll näher gebracht. Literatur und Geschichte wurde uns mit einer unglaublichen Kraft und großer Dimension näher gebracht. Das war so reich an Bildern. Bei den Erzählungen lief bei mir immer sofort auch innerlich ein Film ab. Die Lust etwas darzustellen, Geschichtenerzähler zu sein – das ist für mich bis heute das was den Beruf des Schauspielers ausmacht.
Literatur sichtbar machen?
Ja, genau. Das haben meine Lehrer par excellence gemacht. Die Art wie das vorgetragen wurde. Tolle Lehrer, denen ich viel verdanke.
Gab es in Ihrer Kindheit einen Film, der Sie in besonderer Weise beeindruckt hat?
Es gab schon einige Dinge, die mich als Kind fasziniert haben. Wir haben nicht so wahnsinnig viel TV gesehen, weil wir Kinder der Bewegung waren. Wir wurden immer angetrieben draußen in der Natur zu spielen. Sport war immer ein großes Thema. Aber wenn wir dann mal schauen durften, war das immer ein Aha-Erlebnis. Lange wach bleiben und mit den Eltern fernsehen. Das war ein Großereignis. So war ‚Ben Hur‘ der Einstieg in die große Welt der Kinos und der Kinofilme. Das war eine ganz große Nummer. Dass ich dann Jahre später selbst mal als Gladiator vor der Kamera stehen sollte – das war für mich großes Gefühlskino. (Held der Gladiatoren 2002; Anm.d. Red.)
Haben Sie weitere liebe Erinnerungen an Filme aus Ihrer Kindheit und Jugend?
Ja, da gab es auch Burt Lancaster in ‚Der rote Korsar‘. Ich war da oft auch durch meine sportliche Erziehung gern bei den turbulenten Filmen. Aber ich hab auch gern ‚Dick und Doof‘ gesehen. Die beiden Komiker fand ich einfach klasse. Von Bud Spencer und Terence Hill kann ich teilweise noch Dialoge auswendig. Damit bin ich groß geworden. Das ist eine Range von Komödie über Drama bis hin zum ‚Hau drauf Humor‘.
Ob Liebeskomödie oder Actionfilm – fühlen Sie sich in allen Genres zuhause?
Ich bin regelrecht froh, dass man nicht genau sagen kann, das ist doch der aus diesem oder jenem Film. Der Weg dorthin war nicht immer einfach. Das musste man sich erkämpfen. Da waren die ersten Anläufe schon auch mal niederschmetternd. Man entdeckt dann aber so einen sportlichen Ehrgeiz. Den hab ich bis heute. Da bin ich im Grunde immer noch Sportler. Aber in meinem Fach. Die Aufgabe ist, immer wieder die eigenen Komfortzonen zu verlassen und nicht immer bei dem zu bleiben, was man schon entdeckt hat. Neugierig bleiben, sich auf neue Dinge einlassen und die Abwechslung wagen. Das ist für mich der Beruf des Schauspielers.
Glauben Sie an die Liebe auf den ersten Blick?
Ich habe diese Liebe auf den ersten Blick erfahren dürfen. Auf unterschiedliche Art und Weise. Hab mich mal sehr verliebt – in einen Fiat 500. In Italien, da war ich 16 Jahre alt. Damals hatte ich aber nicht das Geld, dieser Liebe nach zu gehen. Später hat man sich ein bisschen was erspart und ist zur Liebe zurückgekehrt. Im menschlichen Sinne war das mal so und so. Ich kenne den Begriff. Er ist mir bekannt. (Lächelt)
Sie sind ein guter Sportler, ein sehr guter Skifahrer. Sie sind viel in Lech?
Ja, wir haben über das Zuhause und die Heimat gesprochen, und Lech, ja, wenn man da so ein Dreieck bilden würde, da ist auch Lech zu einem großen Stück Zuhause geworden.
Würden Sie sich als Stadt- oder Naturmensch bezeichnen? Oder brauchen Sie beide Welten?
Auch da leb ich von der Abwechslung. Ich merke schon auch (den vorangegangenen Film hab ich in Berlin gedreht) ich fahre gern in die Großstadt. In dieses Turbulente, in dieses teilweise auch Anstrengende. Doch ich liebe Hamburg schon auch deswegen, da es noch diesen dörflichen Charakter gibt. Ein Dorf mit einem Hafen. Karl Lagerfeld hat mal ganz richtig gesagt ‚Hamburg ist ein Tor zur Welt, aber eben nur das Tor‘. Genau so sehe ich das auch. Ich mag das Großstädtische und ich mag die Turbulenz in der Stadt. Auch die Begegnung. Ich genieße aber genauso die Auszeiten und die Tage in den Bergen. Das ist für mich die größte Energiequelle.
Was ist für Sie Glück?
Zeit. Und weiter seinen Wünschen und Träumen nachgehen zu können.
Sie verfolgen auch ein soziales Engagement
Ich fühl mich da immer sehr geehrt, bei diesen Veranstaltungen teilnehmen zu dürfen. Ich mach das in einem kleinen Rahmen. Ich finde, umso weniger man macht, umso ehrlicher unterstützt man. ‚Kicken mit Herz‘ ist hier in Hamburg beispielsweise eine Veranstaltung, die bereits ins siebte Jahr geht. Da sind gerade erst über 100 000 Euro für die Hamburger Kinderherzstation zusammen gekommen. Das soziale Engagement startete für mich über den ‚Hamburger Weg‘, für den ich mich einsetze.
Ich verdanke Hamburg viel. Werde als Hamburger wahrgenommen. Das ist mir eine große Freude. Ich habe durch das soziale Engagement viele Kollegen aus Film und Fernsehen kennen gelernt. In dieser Gruppe aufgenommen zu sein ist sehr schön.
Welche Musik lieben Sie?
Da wird man im Alter schwieriger. Das Radio ist bei mir nicht mehr wirklich in Betrieb. Mein Auto schaltet sich da ziemlich schnell auf meine eigene Playlist. Die allerdings ist sehr bunt. Ich hab da kein Stimmungsbarometer. Bin da so wie bei der Auswahl meiner Filme, die ich drehe – das geht in viele Richtungen. Ob Rock, Lieder aus den 80ern, Disco, Italienische Songs, bisschen Klassik und ein wenig Schlager. Manche wundern sich, aber bei mir passt relativ viel zusammen.
Vielleicht mögen Sie auch den Tango Argentino?
Ich hab zumindest eine kleine Ahnung vom Tango Argentino, denn ich durfte mal einen Tangolehrer spielen. Damals in Köln. Ich hab da begriffen, wie unfassbar schwer das ist. Eine wahre Lebensaufgabe. Eine Kunstform. Ich bin eher der Freigeist, wenn es um das Tanzen geht. Da verbinden sich bei mir viele Tanzstile in einem (Lacht).
Haben Sie ein Lebensmotto?
Nein, sowas hab ich gar nicht. Ich glaub ich hab mir an Silvester auch noch nie was vorgenommen, was man dann eh nicht hält. Ich verfolge eher humorvolle Dinge, die sich dann aus der Situation heraus ergeben. ‚Der Schwob wird erscht mit 40 gscheid‘, heißt es doch so schön.
Sie haben heute Geburtstag. Ich wünsch Ihnen alles Liebe!
Ja, das ist sehr nett. Vielen Dank.
Also kein großes Lebensmotto?
Ich behalte mir vor, nicht das große Lebensmotto auf meinem Arm tätowiert zu tragen. Meine Lebensphilosophie hat sich oftmals auch verändert. Doch mit einem Lebens-Wort könnten Sie mich verhaften (Lacht). Mein Lebens-Wort wäre ‚Neugier‘. Das ist, glaube ich die treibende Kraft um voran zu gehen, mutig zu sein, zu machen…..
Neue Wege gehen?
Ja, neue Wege zu gehen, die vielleicht auch ungewöhnlich sind. Auch in Bezug auf Reisen in fremde Länder. Vielleicht sogar dorthin wo kein Tourismus ist. Da geh ich gerne der Nase nach. Das geht auch mal in die Hose. Da ist nicht alles toll, aber ich kann zumindest sagen, ich hab es versucht…..
Welches Projekt verfolgen Sie derzeit?
Wir drehen im Moment in Hamburg „Warum ich meinen Boss entführte“ (Stephan Luca und Julia Hartmann in der NDR/ARD Degeto-Komödie. Buch: Barbara Jago, Regie: Peter Gersina). Oft genug ist man ja weit weg von zuhause. Das Ganze nun mal hier in Hamburg zu drehen macht mir sehr großen Spaß. Bis zum 14. Juli bin ich noch am Set, dann werde ich ein paar Urlaubstage mit meinem Vater verbringen. Vater und Sohn – da freu ich mich sehr drauf.
Gibt es bereits einen Ausstrahlungstermin für den Film?
Nein, den gibt es noch nicht.
Was können wir in nächster Zeit von Ihnen sehen?
Die Produktion, die ich davor gemacht habe, wird am 10. Oktober ausgestrahlt. Ausstrahlungstitel: SAVING LIVES (AT). Drehbuch: Kirsten Peters, Regie: Ulli Baumann, Redaktion: ARD/Degeto, Stefan Kruppa.
Ich freu mich auch sehr auf den Kinofilm, der im September in die Kinos kommt. „Da muss Mann durch“. (Komödie, Regie: Marc Rothemund, Cast: Stephan Luca, Jan Josef Liefers, Wotan Wilke Möhring, Julia Jentsch)
Ich danke Ihnen sehr für das schöne Gespräch. Ich wünsche Ihnen alles Liebe